Buchbesprechungen Frallllepp Wiirtenberger, Der Manie smus. Verlag Anton Schrott, Wien-München, 1962, 251 Seiten, zur Abbildungen. davon 34 in Farben. Verkaufspreis: S 500.- Eine Neubewertung des humanistischen Bildungsideals hat dem historischen Stil des Manierismus. dem lange Zeit verkannten und bagcltellisierten. nicht nur erhöhtes Interesse geschenkt: die Kunst der beiden letzten Drittel des 16. Jahrhunderts findet heute allerorten eine geradezu leidenschaft- liche Zustimmung. Unter anderen Weg- bereitern hat Gustav Rene Hocke viel getan, in seinem kleinen Rowohlt-Buch .,Die Welt als Labyrinth" zahlreiche Anregungen ge- geben, um ln breiten Kreisen die vielfältigen Werte des Martterismus zu propagieren. Dem Reichtum und der unglaublichen Viel- gestalt dieses Stils durch ein größeres. attonten- haft bebilderles Werk gerecht zu werden. hdt nun der SchroL-Verlag gewagt. Kunst- geographisch liegt der Wiener und Münch- ner Verlag nahe von zwei wichtigen Quellen, er kann aus der Fülle des ihm zugänglichen Materials auf die bisher zuwenig beachteten Schätze manleristischer Kunst im Raume nördlich der Alpen und im besonderen auf jene des Wiener Kunsthislorischen Museums wie der Münchner Sammlungen eindringlich hinweisen. Nicht nur sein übernationaler Charakter verleiht dem Manierismus heute im Zeitalter des sterbenden Nationalismus wieder bren- nende Aktualität. Die maniera serpentinata" der Michelangelo-Anhänger. eine Kunst der Fürsten. Höflinge. Humanisten. hat sich mit größter Schnelligkeit von Rom und Florenz aus über alle Länder des zivilisierten Europa verbreitet, Lange Zeit bloß a Absonderlich- keit. als Auswuchs, als slchrullige Degeneration der Hochrenaissonce verkannt. wird der Manierisrnus heute wieder richtiger als ldeen- und gefühlsreiche, subtile. komplizierte. keinesfalls kraltlose Lebensform gewürdigt. Der grüblerlschen Kunst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt aber auch noch eine andere Aktudlitdiswirkung zu, Nun, da verschiedene charakteristische Ausdrucksweisen der Gegenwartskunst wie ..reine Malerei", "reine Skulptur", „Auto- matismus" und Uaction Painting" deutlich Ermüdungssymptome zeigen, suchen Künstler und Kurtstkenner begierig nach Auswegen. Man prophezeit, daß Malerei und Skulptur wieder ,.COl'1CEttlS1lSCl't" werden konnten. und glaubt, aus der Gedankenwelt des Manieris- mus Balsam für manche Wunden zu destil- lieren. (Der Kuriosltüt halber soll in diesem Zusammenhang auf einen im Kapitel "Künst- ler GIS Sonderlinge" gertdnnten Urahnen des "Tachismus" hingewiesen werden: Cornells Ketel, der im Jahre 1599 die Farbe ohne Pinsel. blol] mit den Fingern aufträgt, ein Jahr später ein noch abstruseres Verfahren entdeckt. allein mit den Füßen zu malen.) Wer die Maniera des 16. Jahrhunderts in ihren cis- und transalpinischen Formen an- schoulich darstellen will. muß sich unter die Zeichen ihrer beiden Planeten stellen. des grüblerisch bohrenden Saturn und des geschäftig. fleißig eilenden Merkur. Der addierenden Methode der Conceltokunst paftt sich Würtenbergers Art an, im Sinne Iexikaler Vollständigkeit minutiös Delail an Detail zu Bergen aufzuschichten. Ungewöhn- liche Fülle des Text- und lllustrationsmaterials erlaubt vielfältige. sogar ganz überraschende Gegenüberstellungen. In ihnen vor allem liegt der große Wert des in übersichtlicher Welse mit vielen Randnoten versehenen Werkes. In verschärfter Profilierung wird sowohl der Prager Manieristenkreis um Rudolf ll. wie der niederländische herausgearbeitet, Vielleicht etwas auf Kosten der nur in wenigen Bildbeispielen angedeuteten rätselhaften Schule von Fontainebleau. Neues und Wesent- liches wird von den Künstlerpersönlichketten um Cosimo I. von Medici erzahlt. sodie bisher ungerechlerweise benachteiligte Gstall Glor- gio Vosari ins richtige Licht gestellt. Der Verfasser der ..Vite" erweist sich als respek- tabler Architekt und disziplinierter Maler. Nunmehr wird von Würtenberger durch Bild und Argument die beharrlich weiter- erzdhlte Legende von dem du; eigener Unfähigkeit in die Kunstkritik verdrängten Vasari entgiftet. Mit besonderem Glück hat der Autor das höchst originelle Wirken Giulio Romanos zu Mantua zu würdigen verstanden. Auch die Farbreproduktion nach den Fresken im Palazzo del Te gehören zum besten von dem. wds der gediegene Schrott- band als an Uberraschungen reiche Fundgrube zu bieten hat. Neuwirlh Baldas, Buehowiec . Mrazek. Romanische Kunst in Österrei h. Forum-Verlag. Wien 1952. 109 Textseiten, 120 Bildtafeln. davon 24 in Farben. Preis: s 240.- Somit wurde der dritte Band einer Reihe aufgelegt, von der bisher die Darstellungen der Kunst des Barock (19so) und der Kunst der abtik (1961) erschienen sind und die nach ihrem Abschluß eine Zusammenfassung der Kunst von der Romanlk bis zu unserem Jahrhundert in Osterreich geben wird. - Der vorliegende Band umtertt die Kunst der zeit von rund vso bis 1250 und ist tft drei Abschnitte unterteilt. in denen die Baukunst van Walther Buchowiecki. die Malerei von Peter Baldass und das Kunsthandwerk von Wilhelm Mrazek behandelt werden. Dali der Verlag die Bewaltigung dieses großen und vielfältigen stdttes nicht einem Autor Ober- 56 tragen hat. dient dem Werk sehr zum Vor- teil, wurde doch auf diese Weise die Gefahr der Vernachlässigung eines Gebietes ver- mieden. da jeder der drei Autoren für die von ihm bearbeitete Materie nicht nur um- fassende Kenntnisse. sondern auch die dem Fachmann eigene Anteilnahme und Liebe zu seiner Sache mitbringt. Auch gewinnt der Leser dadurch tieferen Einblick ln die Voraus- setzungen und zusdmmenhdnge des künst- lerischen Schaffens lener Epoche. weil die Verfasser von verschiedenen Gesichtspunkten dn die Themen herangehen. 5d bringt Buchowiecki die Baukunst in enge Beziehung zur historischen Entwicklung Österreichs. mit ihren allgemeinen sowieden kirchen-, ordens- und dibzesangeschlchtlichen Aspekten; Bal- dass, der den umfangreichsten der drei Beiträge verfaßte. macht in erster Linie die von der Kunstwissenschaft erarbeiteten Er- gebnisse zur Grundlage seiner Darstellung, und Mrazek vermag in eindrucksvollerWeise den Symbolgehalt der kunsthandwerklichen Erzeugnisse, der kostbaren Geräte und Kleinodien. aufzuzeigen. Die höchst verdienst- volle Leistung des Verlages, die er mit der Herausgabe dieses schön ausgestatteten Werkes aufzuweisen hat. wird gewiß die Anerkennung aller an der Kunst unseres Landes interessierten Kreise finden. Als Desiderat für die noch ausstehenden Ver- öffentlichungen in dieser Reihe sei die Zusammenstellung eines Index genannt, wo- durch der Wert dieser Publikationen noch bedeutend erhöht würde. da so der Wunsch nach rascher Information über ein bestimmtes Problem leichter erfüllt und mit der Möglich- keit des Nachschlagens das Buch noch ver- wendbarer wird. Auch auf die Auswahl der einander gegenüberliegenden Abbildungen und OUf eine qualitätsmäßige Abstimmung der Farbtafeln könnte vielleicht noch mehr Sorgfalt verwendet werden. Neben sehr eindrucksvollen Farbreprodukionen, deren Wirkung von überzeugender Unmittelbarkeit ist. gibt es einige, die diese Eigenschaften vermissen lassen. Franz Windisch-Graetz Erich Widder, Glanz du Ewigen. Sakrale Kunst in Österreich. Oberösterreichischer Landesverlag. Linz 1961. so Seiten Text. 4 Fdrb- tafeln, 140 Schwarzweiß-Bildseiten. Preis: S 228.- Ganzt. Dieses Buch, das zum Teil mit Farbtafeln und zum größeren Teil in Schwarzweiß- Abbildungen einen Uberblick über die Sakrale Kunst in osterreich gibt. tSl der eindeutige Beleg. ddd in Österreich zu allen Kunst- edbchen hervorragende Werke geschaffen wurden. Nicht nur die Künstler der Barackzeit zeichnen sich durch schöpferische Leistungen dus. sondern vdn der Frühzeit. der Romanik. Gottk und Renaissance bis in die moderne Zeit reicht der Strom künstlerischer Be- gabungen und Leistungen. Erich Widder vermag dies durch eindrucksvolle Aufnahmen sowie durch einen erläuternden Text zu jeder Abbildung so darzustellen. aal} Wort und Bild nicht nur einander ergänzen, sondern das. worauf es ankommt, ins rechte Licht setzen. Für die hervorragende Quelltdt der Farbabbildungen verweisen wir auf unsere Beilage. Wilhelm Mrazek Heinz Stafski, Der iünge Peter Vischer. Verlag Hans cdrl, Nürnberg 1962, 75 Seilen. 92 Tafeln, DM 29.50 Das Sebaldusgrab ist ein merkwürdiges Ding. von weiten sieht es aus wie ein spälgotischer Schrein. aus der Nähe besehen ist es in allen Einzelheiten ein Dokument deutscher Renais- sance. Die Fußplatte trägt die Inschrift: .,Petter Vischer purger zv Nurmberg machet das werck mit sein sunne, vn wurd folbacht im Jar 1519 vnd ist Got dem Allmechtigen zv lob vnd Sanct Sebolt dem Himelfürste zu Eren. mit hilff frurner Ieul vn dem Allmossen bezahlt" und in einer Nische steht in Arbeits- kleidung der ältere Peter Vischer. Der Verfasser unternimmt mit allem Rüstzeug der Wissenschaft. genauer Beschreibung des Grabmals, Heranziehung anderer Werke und Handzeichnungen. Betrachtungen über Reformation und Humanismus den Versuch. den Leser (vielleicht auch sich selbst) davon zu überzeugen. dal} das Sebaldusgrab in den Hauptsachert ein Werk des iüngeren Peter Vischer sei. während der ältere gerade noch als Leiter der Gießerwerkstatt wegkommt. Aber warum den Wortlaut der Inschrift lt . . . machet das werck mit sein sunne . . ." ,infach negieren? Soll das Sebaldusgrab nach ausgiebigem Werkstattkrach oder heimlicher Unterschiebung und nachheriger Befriedung mit Hilfe von Inschrift und stdtuette zu jenem merkwürdigen Ding geworden sein. das es nun einmal ist? Wenn der alle Peter Vistcher mit dem Sebaldusgrab und allen seinen Teilen nicht einverstanden gewesen wdre - er hat es doch .,mit sein sunne" gemacht - SO wäre es wohl nie gegossen werden. Warum sollte der ältere Peter Vischer nicht gemeinsam mit seinem Sohne Peter den Schritt in die Renaissance getan haben, da rund um ihn die Künstler den gleichen Weg gingen? Ein sicherlich nutzloses Unterfangen in den drei Geltungs- zanen des Grabmals (Apostel plus Sebaldus- reliefs. Propheten. Figurengewurl in der unteren Zone) oder zwischen den drei Zonen, die natürlich auch künstlerisch einen verschiedenen tidng einnehmen, verschiedene Hände zu unterscheiden. Wäre es nicht doch am besten sich an den Wortlaut der Inschrift zu halten ..machet das werck mil sein sunne", Besonders dankenswert sind die rund 75 De- lailaufnahmen des Sebaldusgrabes durch Ursula Pfistermelster. lgnaz Schlosser Sigrid Wechssler-Kitmmel, Schöne Lampen. Leuchter und Laternen. Keysersche Verlagsbuchhandlung, Heidelberg 1962, 440 Seiten, Vlll Ta- feln, 275 Abbildungen. 115 Figuren Die Verfasserin hat in dem Buch. das der Verlag reicnltch dusgestdetet hat. mit un- endlichem Fleiß alles zusammengetragen. was sich über europäische Beleuchtungs- arten auftreiben und darüber sagen ließ. (Was man vermissen könnte. sind die Wind- lichter. die früher beim "Heurigen" auf den Tischen standen, und die kleinen Schwimmer- Iichtlein, die mit ihrem zittrigen Schein dem Kranken oder dem Kinde die Nacht er- träglicher mechten.) Alle Lampen, die man herumtrug, die Leuch- ter. die herurnstanden. die Laternen, die an den Wänden oder van den Decken hingen. sind in allen ihren Variationen in diesem Buche zu finden. (Dreißig Reproduktionen von Ornamentstichen vom 16. bis zum Anfang des 19, Jahrhunderts bringen auch die Vor- lagen. die dem Kunsthandwerker zur Ver- fügung standen.) Die verschiedenen Typen und Gruppen werden epochenweise zusammengefaßt dem Leser vorgeführt. und hier bleibt nur die Frage offen, ob es für den Sammler nicht angenehmer wäre. fände er jede Art für sich e von den anderen Arten getrennt - durch alle Zeiten aufmarschiert var; das Nachschlagen und Aufsuchen des Typen- wandels wäre wahrscheinlich leichter, Aber es ist wohl anzunehmen. da!) die Autorin sich diese Frage selbst gestellt hat und daß sie ihre Gründe hatte. die Anordnung so zu treffen. wie sie sie traf. Und nun nur noch zwei Kleinigkeiten: Seite B5 zur Bezeichnung "Saint Porchaire Fayence" töte der Zusatz - sogenannte -r gut, denn die Saint-Porchaire-Keramik ist eigentlich eine Hafnerkeramik. Seite 111, Abbildung 189: bei dieser Flur- Iaterne von 1730 kann von geätzten Orna- menten auf den Glasscheiben keine Rede sein. sie müßten als geschnitten dder graviert bezeichnet werden. lgnaz Schlosser Erich Eli. D" Glashütten zu Hall und Inno- bruck im 16. Jahrhundert. Tiroler Wirtschoftsstudien 15, Folge. Universitats Verlag Wagner, Inns- bruck 1961. 100 Seiten Text, 32 Bild- tafeln. Preis: S149.(.S126.- brosch. Erich Egg. der Direktor des Landesmuseums Ferdinondeum in Innsbruck, versucht mit der vorliegenden Arbeit die bisherigen Ergebnisse der Forschungen zu den Tiroler Glashütten in Hall und Innsbruck übersichtlich zusammen- zufassen und um eigene Forschungsergebnisse zu vermehren. Auf diese Weise ist eine monographische Arbeit zustande gekommen. die, gestützt auf urkundliche Quellen. manches Ergebnis der Vorarbeiter korrigiert und zu eindeutigen Schlüssen kommt. Durch diese Arbeit ist die Existenz der Halter und der Hofglashütte in Innsbruck in allen Epochen und bis ins Detail nachgewiesen und deren Bedeutung für die Jahrzehnte von 1534-1635 klar herau estellt. Erich Egg ügt jeweils an die Kapitel. die den einzelnen Epochen gewidmet sind. ein Werksverzeichnis von noch vorhandenen Hohlgläsern hinzu. So sind von der hundert- jährigen Tatigkeit der Glasmacher in Tirol nach Egg hundert Glaser erhalten geblieben. Hiefür kann Egg natürlich nicht in allen Fällen urkundliche Belege beibringen. Sa wird sich auch manche Zuschreibung nicht immer als eine Arbeit tirolischen Ursprungs halten lassen, doch das scheint uns nicht entscheidend zu sein. Die Arbeit Eggs ist jedoch ein neuerlicher Beweis, daß die Tiroler Glaskunst in den meisten Fällen mit der venezianischen konkurrieren konnte. Wilhelm Mrazek Stadtmunum Linz - Kunstiahrbuch der Stadt Linz 1961. Herausgegeben im Verlag Anton Schrott Ei Cau Wien und München. 128 Seiten. 101 Abbildungen. brosch. Das Kunstjahrbuch 1962 konnte den hohen Standard des Jahrbuches 1961 voll aufrecht- erhalten. In der Mannigfaltigkeit seines lnhcltes dokumentiert es die regen und lebendigen Bemühungen der Stadt Linz um ihr künstlerisches Erbgut, aber auch um die Verpfltchtungen. die die Gegenwart dut- erlegt. Der Hauptteil enthält einen Beitrag von Otfried Kastner über mittelalterliche Bildwerke in einer Linzer Privalsammlung. einen Artikel von Wolf-Dieter Dube über Bronzemorser des 15. Jahrhunderts aus einer Linzer Werkstatt, ferner eine Abhandlung von Alfred Marcks. "Oberbsterreichistche Stadtansichten (16.-18. Jahrhundert)" samt Katalog und als vielleicht wichtigsten Aufsatz eine um ikonologische Probleme bemühte Studie von Edgar Lehman über zerstörte Deckenbilder von Bartolomeo Altomonte im LtHZCT Jesuilenkolleg. Miloslaw Krainy steuerte einen Aufsatz zum Portrdtschaffen des auch in Linz tätig gewesenen Schwarzen- bergischen Hofmalers Charles Louis Philippot bei. Herbert Lange schließlich gedachte des auf tragische Weise ums Leben gekommenen geniallschen iungen LinzerKünstlersEngelbert Kliemstein. Auch in den Berichten und Mit- teilungen findet sich Wertvolls. angefangen vom Bericht Robert Fteischers über antike Bronzestaluetlen in Linzer Sammlungen über eine Studie zum Linzer Schiffmeisterhaus van Georg Wacha hinweg. bis zu einem Bericht von Alfons Ortner über die Ausstellung der Linzer Kunstschule im Klingspor-Museum Offenbach. Die Redaktion des wertvollen Bandes lag in den Händen von Georg Vttacvllla. d er