wurde aus unbekannten Gründen niemals vergoldet, so daß sein figür- licher Schmuck in der Naturfarbe des gebrannten Tones belassen blieb. Das zuletzt ausgeführte Werk ist, wie wir glauben, der Ofen im zweiten Zimmer des Sommerappartements im Erdgeschoß des Siidflügels. lm Vergleich zu den beiden anderen Stücken ist dieser Clemens-August- Ofen, wenn wir ihn einmal so benennen dürfen, der „primus intcr pares". Vom inhaltlichen her gesehen übernimmt er gewissermaßen die Funktion eines privaten Denkmales, wozu es unseres Wissens keine Analogie in dieser Art aus dieser Zeit gibt. Die für die Gloritikation des Kurfürsten bestimmten Motive steigern sich, wenn man sie in ihrer Ab- folge von unten nach oben betrachtet. Zuunterst erscheint in der Form einer Kartusche, heraldisch leicht stilisiert, ein Löwenkopf als Abbrevia- tur des bayrischen Wappentieres. lhm folgt in der geschvreiften Mittel- kartusche, deren Rahmen die Kurvatur des Feuerkörpers wiederholt, ein Relief, das spielende Putten darstellt. Sie sind im Begriff, die lnsignien der geistlichen und weltlichen Macht: Kurfürstenhut, Fürstenkrone und Zepter, mit einem Kranz zu schmücken. Für die nun folgende Gruppe: ein wie im Gespräch sich zuwendendes iugendfrischcs Paar ist es relativ schwer, sich ihre adäquate inhaltliche Funktion vorzue stellen. Vom Ganzen aus beurteilt geht man aber sicher nicht fehl, wenn man annimmt, daß in Gestalt dieses jungen sitzenden Paares die weltlichen Untertanen des geistlichen Fürsten als Landeskinder sym- bolisch dargestellt werden sollten. Dafür spricht auch die lnschrift der schildförmigen Kartusche, die die mädchenhafte Frau in ihrer Linken hält. Das darin enthaltene Pseudochronostichon rnit der Zahl 72 hat offensichtlich nur spielerischen Charakter. Die im Sinne einer fürst- lichen Devise abgefaßte Inschrift: „Elector securus ubique spirat" lautet: „Der Kurfürst lebt überall sorglos." Sie ist vermutlich von ihm selbst erdacht, wie jene andere, die später auf den von ihm gestifteten jagdorden „von der Gütigkeit" übertragen wurde. Sie lautet: „Aussi Clement 4 qu'Augustel" : S0 gütig - wie hoheitsvoll! Auffallend ist die starke Betonung der Mittelachse, die der in vier Zonen sich gliedernden, auf ausgesprochene Symmetrie angelegten Komposition dieses Ofens eine geradezu klassische Ausgewogenheit verleiht. Offensichtlich soll sie die Aufmerksamkeit des Betrachters in erster Linie auf die Porträtbüste Clemens Augusts konzentrieren, die A 13 zugleich die Bekrönung des Ofens darstellt. lhr ist formal und inhaltlich alles untergeordnet. Gleichsam denkmalhaft ist hier die etwas starre vergoldete Porträtbüste 17) des Kurfürsten aufgestellt, der mit strengem Gesicht und mit weit geöffneten Augen in die Ferne blickt. Unter ihr spielen zwei lebhaft bewegte Putten, von denen einer zu Clemens August hinaufschaut und in seiner Rechten den Schlangenring hält: es ist das Symbol der Unendlichkeit, die hier den ewigen Ruhm des kunstverständigen geistlichen Fürsten allegorisieren soll. Eine sehr ähnliche, vermutlich auf den Auftraggeber selbst zurückgehende Kon- zeption, wie sie dieser „denkmalhafte" Ofen aufweist, muß auch jener Prunkuhr zugrunde gelegen haben, die sich einst in Schloß Brühl im Besitz von Clemens August befand. Es war dies eine vier Fuß hohe Standuhr, die „sein von allegorischen Figuren gehaltenes Bildnis" trug 13). Wie die Schlösser Augustusburg (wie schon der Name sagt!) und Falkenlust im ganzen als Apotheose Clemens Augusts zu betrachten sind, so war diese Bestimmung offensichtlich dem Ofen und der (nicht erhaltenen) Uhr als einzelnem Einrichtungsgegenstand zugedacht. ln den gleichen Gedankengängen bewegen sich auch die von Carlo Carlone gemalten und 1752 vollendeten Deckenfresken in Schloß Brühl. So wird im Treppenhaus die Apotheose des „Durchlauchtigsten Namens" mit dem CA-Monogramm dargestellt, wobei die Schönen Künste Clemens August huldigen, während Mars schläft. lm Garten- saal läßt der Maler das in Ocker gemalte Bildnisoval des Kurfürsten von dem in Grisaille wiedergegebenen Mars präsentieren, wobei es unter den vier lirdteilen erscheintw). Diese selbst im 18. Jahrhundert ungewöhnliche Selbstverherrlichung Clemens Augusts ist geistesge- schichtlich deshalb so interessant, weil sie bei seinem jüngeren Zeit- genossen Friedrich II. König von Preußen in seinen Bauten und ihrem wer. u .;-.n:.. cum. 11:- n." "M. nnrvnlwßrf prnv