ZUR AUSSTELLUNG lDOLE UND DÄMONEN IM MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS in der außerordentlich umfangreichen und über die wesentlichen Zusammenhänge informierenden Einführung des Kataloges, die zu lesen einem größeren Publikum zu empfehlen würe. wird voit Werner Hofmann darauf hingewiesen, daß es in den letzteii Jutireli wieder inhaitsbezogene Ausstellungen gibt. Die litel. die hier genannt werden. zeigen uns schon, dafi es darum geht, dem Besucher die eigentlichen Wurzeln der Kunst unserer Zelt aufzuzeigen. Nicht den formalen Wurzeln, sondern den viel tiefer iin iiie verschütteten uttd wahrscheinlich nie zu verschüttenden Bereich des menschlichen Fühlens und Erlebens greifenden Wurzeln. des inhaltlichen, gilt es hier nachzugehen. lln Museum iin Schweizergarten wird an Hand einer reichen, erlesene Beispiele aus den verschiedensten Sammlungen der Welt aufweisenden Schau gezeigt. datl die schöpferischen Kräfte auch in einer Zeit, in der man alles vom mathematisch- naturwissenschaftlichen Standpunkt erklären zu können glaubt, die Fasern zu den irrationalen Schichten des Daseins nicht abreißen lassen. Es erweist sich allerdings, daB die Dämonen in überwiegender Mehrzahl das Bild beherrschen, dalJ die Idole hauptsächlich (nicht ausschließlich!) van den Btldhauern geschaffen werden. Ja, daß selbst dort. wo die Maler Idole schufen. diese dämonischer Natur sind. Das beginnt bei Munchs .,Madonna". Klimts .,Freundinnen" und reicht bis zu Beilmer. Fuchs und Uhlmann. Die Idole in der Malerei pendeln zwischen Legers „Schwestern" und Nays .,Frau mit Tieren". Dubuffet, Dado. vor allem auch Brauner, Pollock und Pelersen gehören zu dieser Gruppe. in der man die Frau, sei sie nun die gute oder die böse Mutter, die Verführerin oder die Erlösertn, weitgehendst in der ldolatrie dieser Bilder t"indet. Einige mehr durch den Mythos inspirierte Arbeiten sind bei den Bildern van Beckmann, Massen und Cohen zu finden, Eine typische Zwischenstellung nimmt Lam etn. Hier ist das Idol mit dem Mythos verbunden. Die lctale der Bildhauer sind bei weitem männlicherer Natur. Meist geht es hier noch nicht. oder nicht mehr. um Spezielles. Es sind Anrufungen der Zeugungskraft wie bei Benazzl. l-totlehner und Etlenne-Martin. Schon diese drei Namen zeigen. wie verschieden. aber auch wie sehr ins Objektive gerückt die plastischen Idole sind. Auch Bertonis und Kalinovskys Arbeiten gehören hierher. Neben Moores .,Aufrechtes stehendes Motiv", dessen idolortiger Charakter eindeutig ist, steht sein "Helm- Kopf". der das Damönische exhibiert. Auch Duchamp-Vtllon. Cesar-Baldaccini. Jacobsen und Mueller haben mehr das Dämonische tn der Plastik gestaltet. Die Dämonen. die unsere Welt und diese Werke bevölkern. sind zahlreich. Sie haben heute andere Namen und andere Gesichter als in der Vergangenheit, Doch der Künstler macht sie. wie zu allen Zeiten. erst sichtbar: er bannt sie auf die Wände. er hölt sie fest. Nun werden auch die anderen sie gewahr. ROBERTO SEBASTIAN MATTA Wie sehr die Umgestaltung unseres wissenschaftlichen Weltbildes mit seinen ldentitütsherstellungen zwischen Substanz und Energie. Raum und Zeit. Endlichkeit und Unendlichkeit vor allem die Künstler der surrealistischen Richtung zutiefst berührt, weil sie daraus Symbolröume einer magischen Welterfahrung schaffen wollen, scheint einer der ersten Eindrücke zu sein, die das im Museum des 20. Jahrhunderts ausgestellte Oeuvre des Blocks in Santiago de Chile geborenen und als Architekt ausgebildeten Künstlers Echaurren Roberto Sebastian Matta ver- mittelt. Natürlich gibt diese ganz allgemeine Erkenntnis noch in keiner Weise Spezifikationen wieder. die sich erst bei der Betrachtung der einzelnen Bilder im Rahmen der Erkenntnis der besonderen Tendenzen dessurrealistischen Weltbildes er- geben. Der Surrealismus spricht Bildbereiche an, die der Weit desTt-aumes, diesich als Halluzination konkretisiert. entspricht. In Erweiterung dieser Kontemplation. die Tiefen des Unbewußten immer wieder neu anpeilend, wird ein psychischer Automatismus. der die Bilder der magischen Dingerfahrung hervorruft, erreicht, vielfältige Assoziationsketten auslösend, die das urtümliche Zusammenspiel von außen und innen exempliüzieren. Mattas ..psychologische Morphologien", die am Beginn seiner surrealistischen Schaffensperiode stehen 7 er verließ das Atelier Corbusiers, in welchem er von 1935 bis 1937 tätig war, um sich dem Surrealismus anzuschließen i stellen einesolche vage assoziative Verbindung zu den natürlichen Dingen her. Diese Dingerfahrung diktiert die künstlerische Formerfahrung als Antwort des menschlichen Eros auf die Triebkräfte der Natur. Die Sinngebung liegt in einer Überhöhung dieses Dualismus. Jene weichen. amorphen. qualligen Gebilde. die sich vor grünblauem Hintergrund. in rotgelben Farbzuckungen. von dämonischem Schwarzgrau durchzogen, abheben. in Partnerschaft mit einer welltgrauen Masse, in gleichem Rotgelb (Psychologische Morphalogie 1938. Kat. Nr. 1), rühren durch ihre geheimnisvolle Lockung die Schichten des Unbewußten an. in denen das Erotische und Pansexuelle beheimatet ist. Eine Gruppe italienischer Futuristen strebte bereits in den dreißiger Jahren ähnliche Tendenzen an. Enrico Pranbolinis „geologische Metamorphosen" erinnern daran, wie über- haupt dem Futurismus ein entscheidender Anteil in dieser künstlerischen Ent- wicklung zukommt. Ich erinnere an die im Eröffnungskatalog „Kunst von 1900 bis heute" abgebildeten .,Seelenzustönde" aus dem Jahre 1911 (Kat. Nr. 63) von Umberto Boccioni. Nach den beiden Kriegen sind es wieder Futuristen. wie etwa Birolli. die durch eine farbengedämpfte expressionistische Realitätsbewegung den amerikanischen Surrealismus beetnflußten. Matta reist 1939 nach Amerika. in diesen Jahren scheinen in einem Großteil seiner Arbeiten kühle und nur wenige Farbskalen auf. Geometrische Formen als Produkt einer Auseinandersetzung mit dem Bauhaus zeigen eine formale Wandlung an, Inhaltlich steuert er auf die kosmische Richtung des Surrealismus hin, die Archile Gorky in Amerika führend vertritt. Maschinenmenschen, angekettet im Sinne des geschundenen Marsyas (Wissen. Gewissen. Geduld des Glases, New York 1944. Kat. Nr. 5, Zufälligkeit, New York 1946. Kat. Nr. 7)sind die Resultate. Die sichtbare Weil wird mit spekulativen iormen bevölkert. Sie besteht aus Stangen, Balken. psychologischen Wohnungen in widersprechenden Perspektiven. um .,dadurch eine Befreiung zu erfahren. die nichts vom Durcheinander des Lebens weiß" (Pamphlet Mallas in Monotaure 1938. zit. von Werner Hofmann in Kat. 8 des Museums des 20. Jahrhunderts). Bald teilt er sich in neuen Farben mit. die kon- vulsivisch lockend und gefahrenleuchtend lnnen- und Außenwelt konfrontieren (.,Es obiektiviert sich bei Nacht", Paris 1955. Kat. Nr. 16). 1958 kehrt Matta nach Europa zurück. Nach Paris und der .,Ecoie de Paris" der vierziger Jahre scheint es, als ob die römische Schule, deren illusionistische Deckengemälde eine einzige Synthese von Raum und tonigem Licht darstellen. ihm eine entscheidende Aus- richtutig gäben: die römische Schule des Barock. die römische Schule der FUlUFISlEft nach den beiden Kriegen. Und ob nicht auch die kosmische Vision in Mtchelcingeles Sixtina in ihm Verwandtes erklingen tietl? .,Dem licht eine Weit geben". Boissy 1960. "Das Ei des Auges", Boissy 1962, sind eine schweigende Schau in das All. einer Unendlichkeit ohne Anfang und Ende, eine letzte philo- sophisclt-theosophische Aussage. Erika Hellich Alois Vogel GEBURTSTAGE Der Südtiroler Maler Josef Kien (recte Kien- lechrier) feierte am 30. Juli seinen 60. Ger burtstag. Seine Ausbildung erfuhr er in Paris. bei Hafer an der Berliner Akademie. in Bozen und Rom. im Juli beendete er die Arbeit an einem abstrakten Relief für die Eingangshalle der Universitclt von Taipai (Formosa). im Pavillon des lnnsbrucker l-lofqartens fand anlalltirii des Geburtstages eine Ausstellung statt Erich Heckel, einer der Urvater de; deJtscheri Expressionismus, feierte am 31. Juli seinen so Geburtstag. Das Berliner KupfBrSllCh- kabinell und die Stuttgarter Gemäldegalerie gedachten diese; Ereignisses inii repräsen- tativen Ausstellungen. Ludwig Grete. der emeritierte Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürn- berg, feierte am 8. August seinen 70 Geburts- tag. Grote. der aus Halle QBbÜfllg tSt, war bis 1933 Galeriedirektor und Konservatar in Anhalt-Dessau, Seiner Initiative tSl die Ver- legung des Bauhauses von Wßlmür nach Dessau zii verdanken. 1933 wurde er all seiner Amler enthoben, 1945 übersiedelte er nartl Munchen, wo er die ersten großen Ausstellungen moderner Kunst nach dem Kriege organisierte. 1951 wurde er Direktor des Germanischen Nationalrnuseurns. dessen materiellen und organisatorischen Wieder- aufbau er einleilele und fortführte. Erst vor einem Jahr konnte sich der Gelehrte zur Ruhe setzen. lSl aber naati Wie vor tätiges Mitglied des Verwaltungsrates des Museums. Prof. Arnold Hurtig. der bekannte Bildhauer und Medatlleur, vollendete am 12. August SCin ss, Lebensiahr. l-tartig tiat u. a. ßts Me- daillen mit Bildnissen osterreichischer Heer- fuhrer geschaffen. Auch Medaillen von Mozart. Beethoven. Schubert, Hoydri usw. stammen von seiner Hand. Der Jubilar ist seit S5 Jahren Mitglied des Kunsllerhauses und Träqer zahlreicher Ehrenpreise. Heinz Trökes. einer der bedeutendsten Reprasentantcn deutscher Malerei der Gegen- wart, beging am is. August seinen so. Ge- burtstag. Seil EINEN Jahr ist der gebürtige Rheinlander Nachfolger von Willi Bau- mclstcr an der Akademie Stuttgart. Er kill- iiviart eine setir spezifische und parsaniiatia Fai-ni des Surrealismus. Hofrat Dr. Franz Narobe. der Vorsitzende des Direktoriums der Salzbuiger Residenz- qOlCflC. feierte am 25, August seinen 70. Ge- burtstag, Dr Narobe. der sich als Amateur- archaolage und auch als RUdIBfCr einen Namen QCmOChl tiat, war schon waiiraiia seiner vor einem halben Jahrzehnt abge- schlassennn aktiven Dienstzeit für die Salz- burni-r Residcrizgalerle taiia und trug in hohem Mcift dazu bei. die organisatorischen iinrt finnnzirltan Voraussetzungen zu srliaitaii. (llf ItlV wiadararrirtiiurig und tuiii-ung des lrtslilulus iiaiwandia waren. Seine Gabe 7u kluger Menschenfuhrung und seine aus- gereifte viarlianaiunastaktik kamen it-iti lsai der RCCtllSlCruhg seiner Plane und Ziele im Dienste der liesidenzgcileria bestens zu- statten. Prof. Fritz Zerritsch. der bekannte akade- mische Maler. wurde am 2B. August I5 Jahre all. l)er JUbllUV. Sohn clnPs piaininaiitnn wii-ni-r Biltttiauers. hat sich als LOfirJsChClllSn Portrrit- und Tiermalet, aber auch als (Eeriialtt-l von Gobeltns und Wandmalereien i-inrn tinitiiiiiariitan NOVWCH gemacht, Auch Pirirtmarkan- uiiii Banknoleneiilwurto atani- man voll seiner Hand. Prof. Oswald Grill vollendete am 10. August iain es Lebenslahi Er tSt Gkudcrviiscliar Maler iiiiii war Schuler van KGIQEI SCIWlO in Mutictiar. von MQYT und Waqnri. Ciiairii. iaiiia mit seinem Geburtstag kann dCt kunatri- das sechzlgjdhrige Jubiiauin Scinct Ausstellunqstcttgkett begehen. still tSl Truger zahlreicher hoher Auszeichnungen. 51