14 3 ChrisioHer Paudixs (um ran-leisem). Marryrium des hl. Erasmus. Wien, Kunst- historisches Museum 4 Jan van Ossenbceck (um 1624-1674). Erminia bei den Landlcuten (nach m50: befrcirem Jerusalem). Wien. 0mm Harracb ANMERKUNG 3 1 licnesch. Maulpertx malerischen Stiles, s Zu den Quellen seines l-jahrbuch lll, IV, 1924, diosen Paulussturz vorgetragen hat, ein Hirten- stück geworden, das auf eine Szene des italienischen Heldenepos getauft werden konnte. Doch ist auch selbst diesem über- großen Genrebild immer noch ein Hauch von der Größe des Vorbildes eigen, wodurch es sich vorteilhaft von den anderen kleinformati- gen Arbeiten aus Ossenbeecks Wiener Zeit abhebt, in dieser Hinsicht ein Hauptstück der ganzen italianistischen Gruppe. Auch Jakob van Toorenvlict hat sich in seiner Wiener Zeit neben der geschätzten Produktion glatt vermalter kleinmeisterlicher Genreszenen zu größer angelegten Formen in seinem W allerdings nur im Stich überlieferten 7 Por- trät Kaiser Ferdinands lll. erhoben. Alle diese Maler, so wichtig ihr Schaffen auch für die Wiener Malerei im 2. Drittel des 17. Jahrhunderts war, haben über die Zeit- spanne ihrer T; igkeit hinaus keine spürbare Wirkung ausgeübt, während der Vertreter der Rembrandt-Schule, Christoffer Paudiss, in Wien Werke geschaffen hat, die offensichtlich noch über Generationen hinweg befruchtend weitergewirkt haben. Paudiss arbeitete seit 1660 in Wien. ln Rembrandts Atelier hatte er 1642 gearbeitet, doch hat er zweifellos auch die spätere Entwicklung seines Lehrers ge- kannt, so daß sich in seinen Arbeiten auch der Eindruck von Rembrandts Stil der späten vierziger Jahre widerspiegelt. Ijine außerordent- liche Meisterschaft in der Behandlung der Tonabstufungen hat Paudiss bei seinem Stu- dium erreicht. l-leute ist gerade dies der wichtigste Anreiz seiner Werke, die in mancher Hinsicht die Stufe eines Aert de Gelder er- reichen. Für die Barockmaler aber war die Unmittelbarkeit in der Darstellung, verbunden mitdereingehendenOberflächengestaltung,von größerer Anziehungskraft, da sie die Möglich- keit großer Spannungen, ja krasser Wirkungen in sich schloß. Der Eindruck seiner Porträts und fein gearbeiteten Charakterköpfe kann daher nicht verglichen werden mit der Wir- kung, die sein Altarbild mit dem Martyrium des hl. Erasmus ausgeübt hat (Wien, Kunsthist. Museum, Abb. 3). Hier verbindet sich die schonungslose Wiedergabe eines grausigen Geschehens mit verfeinerter Malkultur, wo- durch eine Steigerung der Eindringlichkeit des Thematischen erreicht wird, ein i kunst- theoretisch gesehen ä negatives Gegenstück zu Cagnaccis Tod der Kleopatra, der realisti- schen Darbietung eines idealen Vorwurfes, das charakteristischerweise zu gleicher Zeit in Wien gemalt wurde. Die Auffassung, die sich in diesem Werk aus- spricht, hat im österreichischen Spätbarock weitergewirkt. Waulpertsch hat hier Anregun- gen empfangemals er nach Verstärkung der thematischen Wirksamkeit seiner Szenenbilder bei gleichzeitiger Steigerung des malerischen Ausdruckes strebtcÄ. Die Gruppe der Ver- treter holländischer Malerei in Wien ist daher in ihrer Bedeutung für die österreichische Malereigeschichtc nicht zu übersehen, ganz im Gegenteil ist gerade die Malerei der Zeit Kaiser Leopolds l., die ja der Ausgangspunkt so vieler Linien des Österreichischen Spät- barocks ist, von ihnen in entscheidender Weise mitbestimmt worden.