Nachrichten aus dem Kunstleben und Kunsthandel EIN HAUPTWERK AUS DER JUGEND- ZEIT OSKAR KOKOSCHKAS IM MUSEUM DER BILDENDEN KÜNSTE lN BUDAPEST Die bedeutendste Neuerwerbung der letzten Jahre. die von der Abteilung für Moderne Ausländische Kunst des Museums der Bildenden Künste in Budapest getätigt wurde. ist das Ge- mälde "Veronika" von Oskar Ko- koschka (Abb. 1}. Das Material der Sammlung kutminiert in einer schönen Folge französischer Meister des 19. Jahrhunderts 7 zwei l-lauptwerke aus der Frühzeit Courbets und Manets befinden sich darunter. ..Die Kdmpfenden" von Courbei und ..Dame mit Fächer" von Manet 7 und in der österreichischen Sammlung. die vor allem die Biedermeier-Meister in großer Mannigfaltigkeit vorführt. Die öster- reichische Malerei der späteren Zeit wird durch zwei Bildnisse von Anton Romako vertreten. Als wertvollste Schöpfung krönt diese Reihe Kokoschkas ..Veronika". die in dem für die Entwicklung des Künstlers entscheidenden Jahre 1911 entstand und würdig ist. seinen seltsam erschau- ten biblischen Kompositionen dieser Zeit. der ..Verkündigung" und der nt-leimsuchung Mariae". zur Seite ge- stellt zu werden. Das Ölgemälde (119 cm x 80 cm) wurde bisher in den Oeuvre-Katalogen (E. Hoffmann. London. 1942 Nr. 44 7 H. M. Wingler. Salzburg 1951. Nr. S4) als unbekannten Aufenthalts angeführt. Von seinem Geschick wissen wir nur so viel. daß es zuerst im Besitz Dr. Rei- chels in Wien war und von dort wahr- scheinlich zu Frigyes Schmidt nach Budapest gelangte. Von diesem kaufte es Vilmos Szilard auf einer Auktion des Ernst-Museums im Jahre 1934. aus dessen Besitz es in den des Museums der Bildenden Künste in Budapest überging. Das von Schmerz erfüllte Antlitz Veronikas leuchtet in eigenartiger Schönheit mit fahlen weißen und grauen Reflexen aus der Leinwand hervor. l-linter ihrem zu Stein erstarrten Ge- sicht zeichnet sich scharf ein Talen- schädel ab. In langgliederigen, lila- farbenen. steifen Händen hült sie mit unbewußt mütterlicher Bewegung das Schweißtuch. An dem zipfelig nieder- PERSONALIA 13. Jänner: Akad. Maler Prof Oswald Grill verstarb im 86. Lebensjahr. Grill war vor- wiegend als Landschaftsmaler talig. Ergehortc dem Künstlerhaus 5a Jahre an und war Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich sowie des Goldenen Lorbccrs das Künstlerhauses. Anfang Februar verstarb in Wien der akad. Maler Prof. Herbert Schütz im 60. Lebensjahr. Schütz lebte während der Nazizeit in Pa- lästina und wurde von Bundesminister Dr. Hurdes nach Osterreich zurückberufen. Er trat als Porträtist und Freskant hervor. 11. Februar: Akad. Bildhauer und Maler Prof. Theodor lgler wurde 80 Jahre alt Er schuf Großplastiken für Wiener Gemeinde- wohnanlagen und Plastiken an der Perch- toldsdorfer Kirche. Z3. Februar: Prof. Ing. Friedrich Treubcl. Kupfcrstecher und Maler. vollendete das so. Lebensjahr. Ursprünglich Ofhzier. dann Bartkbeamter. wandte er sich erst spat den arapnisri-ien Künsten 1ii_ und wurde Schulcr hängenden Teil des Tuches erscheint in dicken. schwarzen Linien. mit rot niedersickernden Blutstreifen 7 wie das Haupt eines naiv gemalten mittel- alterlichen Kruzifixes 7 das Antlitz Christi, mit seinen blau umränderten Augen ein brutales Sinnbild des Leidens. Die in Rot gebettete Gestalt derVeranika schwebt in einem imaginären Raum; wie wenn sich um sie in einem Gewirr blauer. gelber und schwarzer Farben ein Zelt wölbte. das aus einem Netz von schillernden. weißen Reflexen ge- webt ist. In diesem malerischen Werk von reicher Ausdruckskraft sind die tief psycho- logischen Beobachtungen des Künst- lers in allgemein gültiger Art heraus- kristallisiert, Veronikas stummes Ge- sicht und ihre sprechenden Hände drücken eine unendliche Skala von Gefühlsreflexen aus. ist gleichzeitig auch Maria. die Madonna des Leidensweges. die ihr Kind verloren hat. Außer diesem reichen Meisterwerk nennt das Museum der Bildenden Künste in Budapest noch zwei weitere Werke Oskar Kokoschkas von geringerer Be- deutung sein eigen: eine ..Manie" be- titelte Zeichnung aus dem Jahre 1912 und einen Entwurf zu seinem Plakat ..Der Sturm". Eva Kovdcs am 2. Morz 1964 nach langerer Krankheit. der er 7 erst S7 Jahre alt 7 mit eisernem Willen zu widerstehen versuchte. ln Breslau i geboren. trai er nach seiner Prarnatiari inn Jahr 1931 in den Museurnsdienst seiner Vater- stadt. Der Liebe zu seiner Heimat entsprang wahl auch die zunehmende Hinwendung zur volkskundlichen Forschung. die nach dem Krieg in zahlreichen Publikationen über Bauernstuben, bäuerliche Töpferei und Toxtilkunst ihren Niederschlag fand. Diese Veröffentlichungen waren während der karg bemessenen Freizeit entstanden, denn neben der ihm übertragenen Betreuung der riesigen Volkskunstsomrnlung oblag ihm seit 1945 der Wiederaufbau ds Germanischen Museums. In dieser Aufgabe konnte er sein großes Geschick im Organisieren und Verhandeln erweisen 7 er war die Seele des Wieder- aufbaues. wo sowohl die unendliche Klein- . arbeit wie aiirii das Abstecken dei- großen LlrtlCft in seiner Person zusammentrafert. ein Lehrauftrag an der universitat Erlangen verschaffte iiirn die willkommene Gelegen- neit. der akadernisenengiiaend sein Arbeits- Diese Veronika i JOSEF HOFFMANN-AUSSTELLUNG IN ROM Eine vielbeachtete Wiener Architektur Einaudi In der Galerie des Verlages Einaudi in Rom wurde eine Ausstellung von Josef Hoffmann eröffnet. die über Vermitt- lung des Österreichischen Kulturinstitu- tes zustande kommen konnte. Die exponierten Werke umfassen zum größten Teil Entwürfe für die Wiener Werkstätte. in denen Hoffmann - wie Filiberto Menna in seinem Katalog- vorwort schreibt 7 seine Herkunft von der ..großen dekorativen Lektion Klimts" beweist: aber es werden auch Bezüge zu gewissen Resultaten der Graphiken von Paul Klee offenbar: dies besonders in Bleistiftzeichnungen Hoffmanns aus den Jahren 1915 und Diskussion über in der Libreria i 1919. Das architektonische Werk wird durch eine Reihe von Großphotos van Hoffmanns Villenbauten in Wien und vom Palais Stoclet in Brüssel dokumen- tiert. Durch photographische Wieder- i gaben von kunstgewerblichen Gegen- ständen nach Entwürfen des Künstlers wird diese vielbeachtete Schau vervoll- ständigt. In einer öffentlichen Diskussion an- lüßlich der Eröffnung dieser Ausstellung befaßte sich Prof. Paota Portoghesi. einer der bedeutendsten Theoretiker auf dem Gebiete der Architektur. den NEW YORKER WELTAUSSTELLUNG: ÖSTERRElCH-PAVILLON ALS KUNST- ZENTRUM Ein vorläufiger Bericht Vorn Erbauer des Österreich-Pavillons der New Yorker Weltausstellung. die am 22. April eröffnet wurde und nicht weniger als zwei Jahre dauern soll, erfuhren wir Anfang März. daß neben der großen Edelstahlplastik von Wander Bertoni noch weitere sechs Figuren prominenter österreichischer Bildhauer im Bereich des Pavillons aufgestellt werden sollen. Die Stahlplastik Bertonis. die den schlichten Titel ..Figur" trägt. ist mit ihrer Höhe von 18 Metern die höchste derartige Schöpfung der Welt: in un- mittelbarer Nachbarschaft zur kühnen. ganz neuartigen und durchaus experi- mentellen l-lolzkonstruktion des Pavil- Ions bildet sie mit ihrem stählernen Schimmer und der kristallinischen Klar- heit ihrer knappen Formen einen interes- santen und höchst eindrucksvollen Kon- trast sowahl in materialmäßiger als auch in proportioneller Hinsicht zu Peichls zukunftweisendem Bau (Abbil- dung 2). In dem praktisch unverbauten Erd- geschoß 7 der Bau hangt konstruktiv und optisch an drei A-förmigen Streben. 7 werden die sechs Skulpturen aufgestellt: links eine Eisentigur von Rudolf Hoflehner (Höhe 180cm). an- schließend eine Steinplastik von Pill- hofer (160cm). eine Bronzefigur von Avramidis (235 cm). eine Bronzefigur von Wotruba (240 cm), eine Steinfigur von Andreas Urteil (185 cm) und ganz rechts außen eine Steinskulptur von Leinfellner (180 cm). ttalien gegenwdrtig besitzt Einfluß der Wiener Architek Zeit der Secession auf eine I scher Bauten, die nach 1920 sind. Der bekannte Kunsts Dr. Filiberta Menna. welcl profunder Kenner der Wi um 1900 erwies. befaftte sii Problem. ob der Architekt i schlechthin gelten kann. um Gemeinsamkeit, aber auch sützlichkeit in den Auffass beiden großen österreichisc tekten Josef Hoffmann und auf. Der Wiener Architekt Karl Mang. der anläßlich trages am ÖStSFFEIChlSCht institut. über die Architektc um die Jahrhundertwende. gekommen war. gab ein Überblick über den Beitrag zur Baukunst unserer Zeit. Die Ausstellung der Zeichr Josef Hoffmann wird im A Rom vom Museum für zeit Kunstin Genua Libernommer tn der Galerie des Verlag wird in diesem Jahr noch e österreichische Ausstellung Robert Musil gewidmet dessen Roman ..Der Mann c schaften" in einer kritische von drei Bänden in dieseir italienischer Sprache erschie Dr. li Sämtliche Skulpturen sind Kulturamtes der Stadt Wien. Ein Raurnwürfel im Unteri er ist aus Beton. hat keine t Funktionen und dient zur der technischen Betriebsa 7 wird mit einem Mosaik g das von dem hochbegabten. Maler Fruhmann entworfen technische Herstellung des t sorgte die Firma D. Swaro in Wattens (Abb. 3). Die Wände der oberen A halle dienen der Fremdt werbung: sie sind mit Phot einer österreichischen Som einer Winteransicht. einer X einer Snlzburger Ansicht g Die von der österreichist schaft beigestellten Expona unter Plexiglaskuppeln sc Von besonderer Wichtigki sogenannte .,VlP-Roam" (Vl irnportant person"). Er Empfang ernsthafter tnteres zur Abwicklung von wirti Anbahnungsgesprächen. Ha dieser ..Herzkammer" dei werden vier Aquarelle voi wasser sein. der in Am Höhepunkt seines Ruhmes i hat. Zwei gotische Mador werden zu Hunctertwasse aquarellen in eigenartigen stehen. Peichl begab sich Mitte März York. um die Endarbeiten a zu überwachen. Auch die si mentalskulpturen waren Zeitpunkt bereits verschifft. E