HARD WOECKEL Die Brzmnemznlagen vor dem Äfüzlrbwzm" jeszzitenklorter" im {Wandel der Jahrhunderte I erzen Altmünchens entstand am Ende i. Jahrhunderts ein an der Neuhauser- , der Hauptverkehrsader der Stadt, ge- ir Platz (Abb. 1) von verhältnismäßig :idenen Ausmaßen, der bis heute ohne n blieb. Zu seiner Gesamtkonzeption t von Anfang ein Zierbrunnen. Ver- bar dem größeren Ludwigsplatz in Nlfg in seiner ursprünglichen Gestalt, einem großartigen Blick auf die von Holi errichtete Rathausfront (1615 bis und auf den von Hubert Gerhard ge- :nen Augustusbrunnen (1593), gehören ide zu den schönsten Platzräumen der hen Spätrenaissance. Dieser im Kern hens gelegene Platz wird östlich von z Schauwand nach niederländischen Vor- n gestalteten Fassade der St-Michaels- e begrenzt, an die westlich der unter Namen „Wilbelminum" bekannte Ge- trakt mit seinem rechtwinklig vorsprin- n Queriiügel sich anschließt. Sie be- gten einst das Kollegium und das von g Albrecht V. von Bayern im Jahre 1559 ndete und von ihm nach einem Zitat chthons als „Pflanzstätte eines Gott efälligen Volkes" bezeichnete Gymna- des Jesuitenordens, der im gleichen in München Fuß gefaßt hatte. Es ist icht der Ort, über die europäische Be- ig der im wesentlichen durch Friedrich s errichteten Architektur der Münchner enkirche zu sprechen, die sich in an- 1d 150 Nachfolgebauten im süddeutschen wie in Ausstrahlungen nach Österreich, Schweiz und das Elsaß manifestiertl. ichael ist die erste große Hofkirche der sbacher und sie wurde später auch ihre uft. Herzog Wilhelm V., der sie wie lCh ihm benannte Wilhelminum als ein zsmal" der Gegenreformation (Th. Mül- 'richten ließ, betrachtete sie als eine der gsten während seiner Regierungszeit zuführenden Bauaufgaben, die in ent- ender Weise das Gesicht des nach- elterlichen Münchens mitformten. Wie 1er mit dem Beinamen der „Fromme" hte Herzog gerade mit dieser Aufgabe ientifizierte, geht daraus hervor, daß er telbar nach Vollendung von Kirche und :r, noch nicht fünfzigjährig, zugunsten Sohnes, des späteren Kurfürsten Maxi- . 1., im Jahre 1597 freiwillig abdankte, ch 7 wie es im gleichen Jahrhundert unter gleichen Voraussetzungen bei V. und seinem Aufenthalt im Kloster ieronimo de Yuste in Estremadura und in ähnlicher Weise bei Philipp ll. und Escorial der Fall war - fortan nur noch isen Meditationen in seinen Einsiede- n Neudeck und Schleißheim zu widmen. gentliche baukünstlerische Nachfolge der ichaels-Kirche erfolgte unter religions- achem Aspekt am Vorabend des Dreißig- jährigen Krieges in Neuburg a. d. Donau. Be- wußt als Widerpart zum gegenreformatori- schen jesuitischen Zentrum in München er- baute Herzog Philipp Ludwig von Pfalz- Neuburg - von der wittelsbachischen, pro- testantisch gewordenen Pfalz-Neuburgischen Linie (1569 1614) i die U-L-Frauen-Hof- kirche als „Trutz-Michael" in Neuburg a. d. Donau (Bauleitung von Girg Vältin nach Plänen des kurfürstlichen Hofbaumeisters Siegmund Doctor und des kaiserlichen Hof- kammerrnalcrs Joseph Heinz). Es entbehrt nicht einer gewissen geschichtlichen Ironie, daß dann der Sohn und Nachfolger dieses Herzogs, Wolfgang Wilhelm (1578-1653), im Jahre 1613 zum Katholizismus übertrat, die Gegenreformation in seinen Landen ein- führte und schließlich den Jesuiten die im Jahre 1618 vollendete Neuburger Kirche über- gab, die ursprünglich als protestantisches Gegenstück zu St. Michael in München kon- zipiert war. Über den Nachruhm der Michaels- kirche im 17. Jahrhundert sei hier nur an den vielzitierten Ausspruch des schwedischen Kö- nigs (iustav Adolf erinnert, den er nach der Eroberung Münchens am 19. S. 1632 tat. Nach dem Besuch der Jesuitenkirche äußerte er, sie sei „ein prächtiger Tempel". Für das früh- und hochbarocke München war das Jesuiten- kloster und der vor ihm gelegene Platz ein besonderer Anziehungspunkt, weil vor seiner Fassade und in seiner (nicht mehr erhaltenen) Aula vor großen Zuschaucrscharen geistliche Mysterienspiele und Jesuitendramen meist in lateinischer Sprache aufgeführt wurden. Dies geschah bis zu der in der Aufklärung erfolgten Aufhebung des Jesuitenordens durch das Breve des Papstes (llemens XlV. am 21.7.1773. Wie aufwendig man sich eine derartig „un- gemein erhebende Comödia" vorstellen muß, mag die zeitgenössische Nachricht zeigen, daß bei der Einweihung von Kirche und Kloster (1597) nicht weniger als 900 Jesuiten- schüler bei einer solchen Aufführung mit- wirkten. Das damals gespielte Stück „Streit des Erzengels Michael mit dem Teufels- Großfürsten Luzifer" dauerte nicht weniger als acht Stunden. Den damaligen Zuschauern kam dieses von einer eigens dazu komponier- ten Musik begleitete Drama angeblich „allzu- kurz" vor 1. Ein, wie es scheint, zur Einweihung von Kirche und Kloster als Erinnerungsblatt ge- schaffener Stich von Johann Smisek ist als zeitgenössische Ansicht dieses Baukomplexes ein Dokument ersten Ranges. Er wurde Herzog Wilhelm V. in einer längeren ruhm- redigen Inschrift vom Künstler gewidmet. Dieser Stich, von dem wir zwei Detailansichten (Abb. 1, 2) wiedergeben, ist zugleich der Aus- gangspunkt unserer Untersuchungl. Bei der Betrachtung des Smisekkchen Blattes, das topographisch von minutiöser Genauigkeit ist, fallt auf, daß vor dem langgestreckten Ge- bäude des Jesuitenklosters zwei kleinere Brunnen ungevaöhnlicherweise außerhalb sei- ner Fluchtlinie wiedergegeben sind. Achsial auf den östlichen Eingang bezogen ist in- mitten eines sechseckigen Brunnenkastens als Bekrönung eines balusterförmigen Rund- sockels ein aufrecht sitzender Löwe als Wap- penhalter auf diesem Stich dargestellt, dessen Gestalt über die Jahrhunderte weg jenen berühmten Marzocco Donatellos als seinen Ahnherren nicht verleugnen kann, der - vorübergehend an der Nordwestecke des Palazzo della Signoria 7 heute im Bargello in Florenz steht. Trotz der auf dem Stich etwas summarisch erfolgten Wiedergabe des Brunnentieres läßt sich aus ihr doch so viel mit Sicherheit ablesen, daß hier eine weit über den bloßen Zufall hinausgehende Affinität mit den vier schildhaltenden Bronzelöwen (Abb. 3) Hubert Gerhards in München be- steht. Ursprünglich waren sie für das nicht vollendete Grabmal Wilhelms V. in der Jesuitenkirche bestimmt. Nach der Aufgabe dieses Planes (nach 1610) wurden sie paar- weise vor die beiden Eingänge an der West- fassade der Münchner Residenz postiert. Besser, als es die beschreibenden Wlorte ver- mögen, beweisen es die beiden Proi-ilansichten dieser schildhaltenden Löwen, wie eng sie miteinander typusmäßig verwandt sind. Was liegt näher, zu glauben, daß diesen nicht erhaltenen (in Bronze gegossenen?) Brunnen- löwen Herzog Wilhelm V. als l-loheitszeichen für den Platz vor dem von ihm erbauten Jesuitenkloster errichten ließ, wobei mit Sicherheit zu vermuten ist, daß dieses Stück ebenfalls auf ein von Hubert Gerhard in der Münchner Hofwerkstatt geschaifenes Modell zurückging. Für den von uns genannten Auf- traggeber, der diesen Bildhauer erstmals im Jahre 1584 nach München berief, spricht auch das Thema dieser als Hoheitszeichen errichte- ten Brunnenskulptur in Gestalt des bayerischen Löwen, der hier als XVappenhalter in Er- scheinung tritt. XVie verbreitet in der süd- deutschen Renaissance gerade diese Form des in Rede stehenden Löwenbrunnens war, zeigt sein Vergleich mit einem typusmäßig völlig entsprechenden Werk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, das sich auf dem Alrrathaus- platz in Dinkelsbühl befindeth. Es vermittelt zugleich eine lebendige Vorstellung von der durch den Smisekischen Stich überlieferten Gestalt dieses ersten Münchner Jesuiten- brunnens, wie er in der Folgezeit oft genannt wird, einer Bezeichnung, der wir uns auch von Fall zu Fall bedienen wollen. Für diesen Brunnen gibt es einen bisher unbekannten Terminus post quem. An der Stelle, an der man ihn errichtete, stand ursprünglich der Hauptaltar der dem Kloster Schäftlarn ge- hörenden alten SL-Nikolaus-Kirche, die wegen des Neubaues der SL-hlichaels-Kirche (158381) 9