xrich Heuer. Wvne, 1951 . Roc 45 x 30 cm ERNST KOLLER Triumph des Seriösen 1 - Zum Werke von Heinrich Heuer Im März dieses Jahres gab es im Wiener Kunstleben eine kleine Sensation: einem bis dato praktisch völlig un- bekannten Künstler gelang dank der tatkräftigen und klug angesetzten Förderung der bemühten Galerie Peithner-Lichtenfels ein Durchbruch zum Erfolg. der in seiner Art einzigartig war: in einer Periode von nur vierzehn Tagen fanden sich über ZOO Käufer für die insgesamt Z0 Radierungen ein. der Künstler vermochte sich kaum der Flut der Anfragen zu erwehren. Auch nach Ende der Ausstellung rif} das Interesse nicht ab. und Heinrich Heuer - von dem die Rede ist - zählt nach wie vor zu den wenigen "Gefragten" auf dem Wiener Markte. Daß er beim österreichischen Graphikwettbewerb in Innsbruck mit einem Ankauf ausgezeichnet wurde. bedeutet für einen Künstler. der gewissermaßen „auf Anhieb" da war, mehr, als es zunächst scheinen mag. Sicher ist, daß Heuers Erfolg ohne das Vorgehen seiner Galerie und vor allem durch eine überaus vernünftige. realistische Preisgestaltung nicht möglich gewesen wäre: das sind Fakten. über die man ruhig sprechen soll, denn wir bekennen uns grundsätzlich zu einer Auffassung. die im Berufe des Künstlers nichts Weltfremd-ldea- listisch-Unreales, sondern eine der zahllosen Möglichkeiten erblicken will, sich auf angemessene Weise und durch gediegene Leistungen sein Brot zu verdienen. Der Idealismus unter der Künstlerschafl ist. um Wilhelm Busch zu zitieren, oft nicht mehr „als das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen". Aber ebenso klar ist es auch, daß wirtschaftliches Denken und geschicktes Management allein keine Garanten für das Sichdurchsetzen sind. In der Kunst ist nach Thomas von Aquin immer nur das schön. was gefällt, und auf dem Markte moderner Kunst kommt es nur selten vor. daß Billigkeit um ihrer selbst willen gekauft wird. Es muß also „etwas dran" sein an diesem Heinrich Heuer, und wir wollen versuchen. Mensch und Werk mit ein paar Strichen zu umreißen. Heuer ist als Mensch in allem und iedem der typische Norddeutsche: schweigsam, verschlossen und außerordent- lich verlößlich. Es kostet Mühe. mehr als einen Satz in ununterbrochener Folge aus ihm herauszubekommen. dafür genügt aber ein flüchtiger Blick auf seine Graphiken. um die Redlichkeil dieser Schöpfungen zu kon- statieren. Heuer wurde am Z2. Jönner1934 in dem kleinen Ort Sophienhofin Pommern geboren. 1953 geht er nach Stuttgart. besucht dort die Akademie und setzt sich mit dem berühmten Karl Rössing. einem eminenten Graphiker. ernst- haft auseinander. 1957 wird er vorn Wandertrieb gepackt und zieht ahne ersichtlichen Anlaß nach Wien 7 vielleicht aus dem einen Grund, weil Wien für ihn zunöchslein Hblankspot". ein völlig unbekannter Faktor. im Rahmen des deutschen Sprachraumes war. Wie so viele Landsleute blieb auch er in Wien hängen. anscheinend lieferte ihm unsere Stadt jene Impulse. die auch einen Brahms festzuhalten vermochten. An der Akademie für angewandte Kunst wurde er Schüler von Prof. Martin und erwarb sein Diplom als akademischer Graphiker und Maler. In den Folgejahren trat er kaum an die Öffentlichkeit, eine Ausstellung an einer kleinen Wiener Galerie im Jahre 1962 ging so gut wie unbemerkt vorüber. 1963 wurde ihm anlößlich der Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses der Ehrenpreis der Stadt Wien zugesprochen, man begann also, auf ihn aufmerksam zu werden. 45