GERHARD WOECKEL Die Brzmnenanlagerl vor dem Müzzrbener jesuitenkloster im Wandel der jabrburzderte II Wie seinem in der 1. Hälfte des 18. Jahr- hunderts ausgeführten Vorgänger, so war auch dem Straub-Brunnen mit seiner unter freiem Himmel aufgestellten Holzskulptur eine nur relativ kurze Lebensdauer beschieden. Die frühesten Pläne für einen an der gleichen Stelle zu errichtenden Brunnen lassen sich bis auf das Jahr 1766 zurückverfolgen. Am 30. Mai dieses Jahres reichte der bürgerliche Steinmetz Johann Gabriel Achmiller einen Kostenvoranschlag für einen „marmor Stai- nernen grossen Springbrunnen" mit einer Gesamtsumme von 1775 H. 50 kr. ein, jedoch mit verschiedenen Spezifikationen, je nachdem er „grauen Lenggriesser Märbl" bzw. „Roden Miessenbacher" (I Miesbacher) oder „Roden Salzburger Märbl" dazu verwenden würde. Zwei Weitere Überschläge vom 29.1.1767 (für 1320 H.) und vom 6. 9. 1768 (für 703 H. 45 kr.) sind vom gleichen Steinmetz für dieses Brunnenprojekt erhalten. Im Jahre 1767 be- schloß die Münchner Stadtkammer, einen neuen Brunnen aus Stein ausführen zu lassen, „da die erst vor 16 Jahren an der Neuhauser Gasse nächst dem Collegio S. aufgestellte Statue St. Joa: Nep: von Holz jetzt schon vollkommen ruenös" war. Dieser offensicht- lich zweckgesteuerten Nachricht muß man von unserem heutigen Standpunkt mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnen, weil, wie wir bereits hörten, die darin aufgeführte Holzskulptur in einem vergleichsweise recht gut zu nennenden Erhaltungszusrand noch 20 heute erhalten ist, was in gleicher Weise auch für ihre Fassung zutrifft. Im darauffolgenden Jahre schrieb die Stadtkammer einen allgemei- nen Wettbewerb für die Errichtung dieses neuen Zierbrunnens aus. Von J. B. Srraub abgesehen, der dazu nicht aufgefordert wurde, beteiligten sich fünf der angesehensten Münch- ner Bildhauer und Goldschmiede mit von ihnen dazu eingereichten Kostenvoranschlä- gen, Zeichnungen und Modellen. Um es gleich vorwegzunehmen: die Personifikation der Moldau als Trägerfigur für den hl. Johann Nepomuk stand bei ihnen grundsätzlich nicht mehr zur Debatte. Übereinstimmend mit dem Straub-Brunnen blieb jedoch die Form der nächtlichen Beleuchtung, von der noch später zu sprechen sein wird. Von Thomas Ignaz Ingerl (1752-1800) ist ein Kostenvoranschlag vom 30.4.1768 erhalten, in dem er für die „Statua" ZOO H. verlangte und für „die an die Saullen komenten fünf Wasser Speibente Delphim idem ad fünfzehn Gulden, dan die dazugehörig fünf wasser Speibente Frazen Köpf, idem vor zwölf Gulden". Wie er dazu bemerkte, hätte er bereits ein Modell gemacht. Die Gesamtsumme seines Voranschlages be- lief sich auf 335 H. Ein weiterer Überschlag vom 12. 5. 1768 stammte von dem Münchner Goldschmied Joseph Friedrich I. Canzler (1710-1782). Für eine „Stattuen St: Johannes Von Nepomuck Ganzer Stattur 7 schuech hoch nach einem guetten Model von Kupfer guet in feyr Vergoldt zu machen" verlangte er 3500 H. In jeder Hinsicht phantastisch und in der künstlerischen Vorstellung völlig retr0- spektiv ist das „Pro Memoria" von Charles de Grnff (1712-1780) vom 20. 9. 1768, der in diesem Brunnenprojekt eine Beschäftigung von drei Jahren erblickte. Er führte dazu aus: „Die Stattua dieses grossen Statt, Vnd Landß Patron zu verewigen müßte von metalle Zwischen 7 gegen 8 frantzösische sch: hoch gemacht werden." Die Säule, so schreibt er weiter, müßte sein „10 schuch in die Vier haubt seitten dieses Ediiicio seind Fillungen in deren wurden Throfföen gemacht, stellend vor der Donau, di Jser, der öhn (sic), der leck (sic), außerdem deren ein starcken Wasser Fall herabkommen wurde. Vier große festons wurde die Saullen zihren, Vnd daß werck binden." Dafür verlangte er 9000 H., „solte ich alle Matteriahlen, den Marmor außge- nohmen, beyschaffen so wer der Mündeste praiß . . . H. 15 000". Vom heutigen Stand- punkt aus betrachtet wäre Ignaz Günther wirklich der Primus inter pares bei dieser Konkurrenz gewesen, die eine lehrreiche Vor- stellung von dem von der Stadt München praktizierten Kunstwesen der Zeitspanne zwi- schen dem späten Rokoko und dem frühen Klassizismus gibt. Ignaz Günther kam in- dessen nicht zum Zug. Von seiner Hand blieb folgender Kostenvoranschlag erhalten 30: „Bilt- hauer Yberschlag f Ueber die Von Marmor Zumachente Statua Sanct: Joannes Nepo- muceni auf dem neuen Stadtbrun in der