Geschmack ihrer Zeit gekleidet ist, trägt einen sehr merkwürdigen Kopfputz mit auf- gesetzter Deckelvasc. In der Struktur wirkt sie steif und ausdruckslos, ein Umstand, der zum Teil auf die formalen Stilprinzipien jener Epoche zurückzuführen ist. Jedoch überzeugt der Ofen als Ganzes durch seine strenge Geschlossenheit im Aufbau bei sparsamster Verwendung von Ziergliedern. Der von einer mehrstufigen runden Basis aufsteigende Unremfen hat die Gestalt von straff zusammengefaßten Bündelsaulen, die eine schlichte, herurngeführte Blatrgitlande tragen. Zwischen Unterofen und Halbl-"lgur ist als Übergang und Verbindungsstück ein mit kreisrunden, Hachen Ornamenten verzierter wulstartiger Ring eingeschoben. Der Louis- XVl-Ofen gehört dem dritten Viertel des '18. Jahrhunderts an. An künstlerischer Qualität reicht er bei weitem nicht an das prachtvolle Stück aus Linz heran. Übrigens gehört zu den Beständen des dortigen Schloßmuseums noch ein weiterer Figurenofen, der zur Zeit aller- dings ausgelagert und auseinandergenommen in den Depoträumen des Schlosses Tyllisburg untergebracht ist. Er gibt einen Mönch Wieder, ist unglasiert und von geringer künst- lerischer und handwerklicher Qualität. Einen höchst originellen Figurenofen bewahrt das Heimatmuseum der Burg Tittmoning an der Salzach in Oberbayern (Abb. 7). Er stammt aus dem Pfarrhof FridolFmg, Landkreis Lauffen (Oberbayern), also aus einem Gebiet, das unmittelbar an Österreich angrenzt. Der Heizkörper hat eine Höhe von 2,77 m. Der Oberofen stellt einen Türken mit kräftigem martialischem Schnurrbart dar. Bekleidet mit federgeschmücktem Turban und einer tressen- verzierten Jacke, hockt er mit gekreuzten Beinen gravitätisch und stolz erhobenen Hauptes auf einem Kissen. Der putzige, starr und selbstbewußt dreinschauende Geselle kon- trastiert in der leuchtenden Pracht seiner Farben und durch die plumpe, massige Fülle seiner Persönlichkeit auffallend mit den ele- ganten, flüssigen Rokokoformen und Orna- menten des angebauten Unterofens. Ober- und Unterofen bilden 7 wie üblich bei diesem Bautyp 7 einen durchgehenden Feuerraum. Die Figur ist mit einer Buntglasur versehen, Litzen, Tressen und Quasten sind vergoldet, während im Gegensatz hierzu der Unterofen monochrom zartlichtgrün glasiert ist. Als Ursprungsland der Figurenöfen kommt mit Sicherheit Oberösterreich in Frage. Nur in diesem geographischen Raum oder in den unmittelbar angrenzenden Gebieten sind sie anzutreffen. Im Verlauf der gesamten Ge- schichte des Ofenbaus nehmen die Figuren- öfen als extravagante Erzeugnisse der kera- mischen Industrie eine Sonderstellung ein. Wir sollten uns W trotz verschiedener Mängel, die dieser Bauart anhaften -, davor hüten, ihre Fabrikation lediglich als Marotte zu belächeln. Ihre Fertigung stellt schon rein terbniub höchste Anforderungen an das hand- werkliche Können der alten Meister. Ihre Leistungen verdienen auch noch heute unsere volle Anerkennung und Bewunderung. Dem oberösterreichischen l-lafnerhandwerk stellen sie ein ehrendes Zeugnis aus. 28 CLAUS PACK Zum Werk Herbert Baeckl;