diesem Landesteil werden in der Ausstellung in bedeutenden Denkmälern zur Anschauung gebracht werden. Wenn dennoch die Malerei beiseite blieb, so ist dies einerseits aus den örtlichen Gebundenheiten, anderseits aus Gründen der entwicklungsgeschichtlichen Be- deutung zu verstehen. Gerade deshalb, weil hier mit dem Altar von Kefermarkt ein Haupt- stück von besonderer Bedeutung gesetzt ist, mußte darauf verzichtet werden, die Leistungen der zu seiner Nachfolge gehörigen Malerei zu analysieren und vorzuführenlq. 2. Zur Danaurrhule im mittleren Oherärlzrreirl) Im Zentralraum Oberösterreichs bieten sich die Städte Steyr, Enns, Wels und Linz schon im Zeitalter der (iotik als Zentren kunsthand- werklicher Tätigkeit an. Aus dem gleichen Gebiet besitzen wir eine künstlerische Hinter- lassenschaft von besonderem Reiz, ohne diese jedoch in befriedigender Weise aufgliedern zu können. Die Anfänge des Donaustiles in Oberösterreich scheinen unter Passauer EinHuß gestanden zu haben. Kennzeichnendstes Kunstwerk ist hier das kleine Altärchen aus Allhaming, dem heiligen Wendelin gewidmet, von dem schon die Rede war. Auf einem der Flügel finden wir eine benediktinische Mönchsgemeinde dar- gestellt, die wir mit dem damaligen Konvent von Kremsmünster in mehr oder minder enge Beziehung stellen können. Stilistisch knüpft der Meister, der etwa im gleichen Umkreis beheimatet gewesen sein könnte, stark an die Passauer Kunst des jüngeren Frueauf an, auch wenn die Farben etwas stumpfer geworden sind. Die glatte Landschaft, die plastisch gestalteten Köpfe und die teilweise recht röhrenartig fallenden Falten der Gewänder finden in der Gruppe ihre Fortsetzung, deren Lokalisierung nach Steyr wir versucht haben 20. Zur Erfüllung der Anforderungen des Donau- stiles fehlt noch die Wlärme und die Expressi- vität der Darstellung, die aufgerissenen Augen lassen die künftigen Eigenheiten Wolf Hubers ahnen. Wlenn hier von dem jüngeren Frueauf die Rede ist, so soll die Meinung Stanges ange- führt werden, der in der bisher Erhart Alt- dorfer zugeschriebenen Tafel der Schleier- findung in Klosterneuburg nunmehr ein Werk Frueaufs sieht 11. Tatsache ist, daß man bisher die lange Lebenszeit dieses Meisters kannte, ohne für das fortschreitende 16. Jahrhundert jedoch Werke namhaft machen zu können. Wenn man dieser Zuschreibung Stanges folgt, so drängt sich als Konsequenz eine Frage auf, die auch die oberösterreichische Entwicklung betrifft. Es ist die Frage, ob nicht die Tafeln des Lambacher johannesaltares, von denen eine nach Amerika gegangen ist, während die beiden anderen aus Regensburg für die Aus- stellung vorgesehen sind, und die in Analogie für Erhard Altdorfer zugeschrieben waren, nicht auch dem Passauer Meister ihre Ent- stehung verdanken könnten. Den Hauptgrund für die Zuschreibung an Erhard Altdorfer haben bisher ikonographische Überlegungen gebildet 22, doch scheinen uns diese deshalb nicht zwingend, weil die ikonographisch ver- gleichbare Gruppe weit über Erhard Altdorfer hinausreicht. Es muß die Frage der Priorität des Vorwurfs nach dem jetzt bekannten Material nochmals überprüft werden. Chrono- logisch hat die Einreihung als Erhards Werk immer Schwierigkeiten bereitet, dessen Auf- enthalt in Österreich ja nur nach diesem Werk und der Klosterneuburger Tafel erschlossen wurde. Dagegen könnte nichts näher liegen, als eine Arbeit des Passauer Meisters in Lambach, von wo zu allen Zeiten enge Ver- bindungen zu Passau bestanden haben. Nimmt man sich die beiden Regensburger Tafeln unter dieser Fragestellung vor, so wird man fraglos eine Reihe von Typen Enden, die durchaus dem Bildvorrat Frueaufs entsprechen. Kolo- ristisch gilt das gleiche wie für die Kloster- neuburger Tafel. Sofern man den gleich- mäßigen grünen Baumschlag und eine gewisse „klassizistische" Wendung Frueaufs für das 16. Jahrhundert anerkennen will, ist man weiter versucht, eine große, aus Regau stammende Tafel von 1506 mit den Heiligen Wolfgang, Petrus und Stephanus23 mit dem gleichen Kreis in Verbindung zu bringen, deren Baurnschlag wiederum mit dem All- haminger Altar verwandt ist. Entwicklungs- geschichtlich wäre dann vor allem der Hin- weis interessant, daß auch für Frueauf und seine Werkstatt, wie für Cranach und Breu, verhältnismäßig früh die Rückkehr zur Mäßi- gung, die Abkehr von der Expressivität an- zunehmen wäre. Es darf freilich vermerkt werden, daß F. Winzinger in seinen Aus- führungen im Ausstellungskatalog für Sankt Florian dem Vorschlag Stanges nicht bei- getreten ist. Räumlich gesehen liegt in nächster Nähe von Lambach der Pfarrhof von Gunskirchen, in dem zwei Flügel aufbewahrt werden, zweifel- los Überreste eines Altares der Pfarrkirche, wie sie sich in etlichen weiblichen Heiligen der neugotischen Altäre auch in plastischer Form finden. Zusammen mit einigen Plastiken der Friedhofskirche in Lambach, wo ja auch der Johannesaltar zuletzt aufbewahrt wurde, fallen sie durch recht geringe Qualität auf, so daß lokal gebundene Entstehung wohl ge- sichert ist. Die gemalten weiblichen Heiligen von Guns- kirchen weisen dagegen auf einen weiten Horizont, Stange hat sie dem ()euvre eines Meisters eingereiht, dem er den Namen des „italienisch geschulten Meisters" gegeben hat 24. Wir folgen dieser Zuschreibung um so lieber, als uns unsere erste Zuweisung als eine unbefriedigende Notlösung immer be- wußt blieb25. Vom gleichen Meister sind in St. Florian vier höchst qualitätvolle Tafeln erhalten (Stange, S. 152, Nr. 4), die j. Schmidt soeben in das Werk des Wolf Huber eingereiht hat26. Dazu besitzt das Oö. Landesmuseum einige weitere Beispiele, andere sind in inter- nationalem Kunstbesitz. Wir folgen hierin durchaus den Ausführungen Stanges, die nur in einem Punkte zu ergänzen sind. Es ist dies die Hervorhebung der Rückseiten der beiden Gunskirchner Tafeln, von denen die eine ganz zerstört ist, die andere aber mit dem heiligen Erasmus immerhin die Malweise er- kennen läßt. Es handelt sich um eine recht durchschnittliche und im Vergleich mit den späteren Werken des „italienisch geschulten Meisters" sehr lokale Arbeit, also eine Parallele zu dem, was wir von den vermutlich gleich- zeitigen Plastiken feststellen mußten. Der Donauschulmaler, schon allein aus der alters- mäßigen Folge als der untergeordnete zu er- kennen, er ist übrigens im Hintergrund der beiden Tafeln völlig neutral verblieben, tritt hier in der Gefolgschaft eines spätgotisch bestimmten, ganz im Handwerklichen ver- bliebenen Meister auf, ein Vorgang, wie wir ihn in der Donauschule recht häufig beob- achten können. Wir werden diesen älteren Meister sicher in der näheren Umgebung suchen müssen, vielleicht ist es der „alte Hans Maler" gewesen, von dem uns eine Welser Quelle aus 1514 zum letztenmal berichtet27. Wo der andere, jüngere, nach Stange in Italien geschulte, später verblieben ist, wissen wir nicht, da uns die Provenienz der erhaltenen Bilder jede Aussage verweigern. Der Florianer Pfarrbereich reicht von Vöcklabruck bis Enns und weithin ins Mühlviertel, wir würden ihn für einige Zeit im oberösterreichischen Bereich südlich der Donau ansässig vermuten. Über zwei andere, in nächster Nähe von Wels entstandene und erhaltene gleichzeitige Flügel- alräre haben wir an anderer Stelle gehandelt 23. Das Bild, das sich demnach bietet, ist sehr abwechslungsreich. Alles in allem genommen glauben wir sagen zu können, daß sich in dem reichen und bisher ziemlich unübersichtlichen Material gewisse Ordnungsmöglichkeiten ab- zuzeichnen beginnen. Ihre Überprüfung und Vertiefung erhoffen wir von der Ausstellung in St. Florian. ANMERKUNGEN 1-23 1 Albrecht Altdorfcr und die Donansthule in Oberösterreich, Ausstellung im 0a. Landcsmusacum, Linz 1941. Katalog von K. Hoher. 1 E. Hainisch. Denkmal: der Kunst im polit. Brzirk Efrrrding, Linz was, s. 46. 1 Ausstellung Linz 1947. Nr.6. 4 Zeitschrift an Kuustwisscuschafl n. Bcrlin 194a, 5.195. S Katalog: Albrecht Alrdorfer und sein Kreis. München ms. S. 136, Nr. 633. ß o. Bcncsch und E. M. Aucr. Die nimm Fridnici cx Mm- miliani. Berlin 1957, . 107: in deutschem Privalbmill. Andcrscils besitzen wir Nzdzxichlm. daß zwischcn 1490 und 1495 in St. Magdalena bei Linz durch Sebastian Rrin- lhalcr Altäre aufgcslcll! bzw. renoviert wurden (Oö. Hcimal- blätter. 4. Jg. s. 51). Miz den m" erwähnten können kaum Bciichxlngeu bestehen. 28 7 I. Schmidt, Die Dunauschul: in Linz (Kunsljahrbuch der Stadt Linz, 1964), S. 105. Abb. 86. 8 Stange hat ihn hingegen (s. 1521.) als nicht zugehörig aus- geschieden. 9 Benesch. in: Bcncsch-Außr. l. n, S. 1U7. v1 Vgl. Anm. 7. m Christlirh: Kunstblätrcr. 1955. S. 56T. 11 H. Lill, Haus Leinbergcr. 1942. S. 278. 11 Tausend ]2hre Christliche Kunst in Oberösterreich. Aus- stellungskaralog. N1. 14, s. 5a. 13 Ausstcllung Linz 1947, S. 37, Nr. 53. Vgl. dazu E. Köllcr, in: Alt: und moderne Kunst, 77. H., 1964, S. 541 Muttergotlcs mir Kind. n E. Sauser. Der Hallsllttcr Marimallar von Mcistrr Asll. Hallsuu 1956. 15 Sauscr, Abb. 45. 16 S. Kran-Florian, Eine östL-rrcirhische Kxcuzigungstafel vorn Anfang a. 16. 11.. (Min. Ostern Galerie, 1964. 8.1:. s. 1). 73:3 zu n z: z: u z: zu 11 zu Stange, s. 13:1. Sauscr, Abb. 43, 44. I Vgl. die ldenriüzierungsvexsuchc von A. Futhsl : (lstbiilisthc Grenzmarkcn, Jg- 5, 5.37411". und Jg. 6, S. 150 . Der Monogrammist A. A. und der Meister der Krems- miinsrcrcr Katluxinculcgcndc (Oberösterreich, 1965, 1.11.), im Druck. Stan c. S. 64. O. enesch, Erhard Altdorfer als Maler (jahrburh d. Prcuß. Kunstsammlungen. 57. B11. licrlin 1936). Amslcllunf: Linz 1947, Nr. 3. Stange, s. 122 und 152. Ausstellung Linz 1947. Nr. 17. Vgl. Anm. 7, S. 112. Christl. Kunsrblätter 1955. S. 56. Zwei Flügclaltirc der Zcil der Donauschulc in Stllltißhtim bei Wcls (jahrbuch des Muscnlvcrcincs Wcls, 11. ]g., 1965), _ im Druck.