1 Rudolf Ray, Quetzalcoatl, Mexiko. 1963 Ol. auf Holz. 61 x90 cm 2 Rudolf Ray. Tepatzlan III, Mexiko. 1953. Ol au! Holz, 60x70 cm Harald Kreid DER MALER RUDOLF RAY Z ln glaubenslosen Zeiten wächst der Glaube an den Selbstzweck der Kunst. Der Skeptiker neigt natur- gemäß zum Ästhetizismus. Es entsteht das reine Kunstwerk, das um seiner selbst willen, ohne sinnvolle Beziehung zum Menschen und dessen Erlebnisbereich, als funktionslose Spielerei oder Provokation ge- schaffen wird. Diese Kunst ist Zuflucht vor der wachsenden Gleichförmigkeit und Langeweile; sie ist eine Reservation der Freiheit innerhalb einer wohlgeordneten, auf dem Leistungsprinzip aufgebauten Gesella schatt, gegen die der Künstler sich auflehnt: Der Verständnislosigkeit des Publikums begegnet er mit Herausa farderung und Exzentrizität. Das Wcrk des Malers Rudolf Ray stellt den Versuch dar, der Kunst ihre menschliche Bedeutsamkeit zurück- zugeben, sie aus dem Gefängnis der Funktionslosigkeit und dem lrrgarten des Ästhetizismus zu befreien. Anläßlich der ersten Wiener Ausstellung Rays schrieb Oskar Kokoschka im Jahre 1934: "Rudolf Ray ist reiner Expressionist. Sein Werk widersprichi Jenen Kritikern, die den Expressionismus totsagen." Seither ist Ray iedoch künstlerische Wege gegangen, die ihn weit von seinen Wiener Anfängen hinweg- führten. Seine Bildnisse lösten sich allmählich auf. Die Gesichter verschwanden hinter einem Gewirr von Linien und Farben, wichen schließlich ganz abstrakten Formen und Symbolen. Schon in seinen frühesten Versuchen ging es Ray um die tieferen Schichten der Persönlichkeit. Die äußere Erscheinungsform war für ihn ein bloßes Hindernis, etwas. das überwunden, durchdrungen werden mußte. um das Wesen der Persönlichkeit zu erfassen. 3 Rudolf Ray. Der iuriaa Schüler, lhdlBn, iss-s. oi auf Papier, 57x72 cm _ 4 Rudolf Ray, Verlobung in Almora, lhdlßrl. 1957.01 auf Papier, 40x62 cm