AUS DEM KUNSTLEBEN MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS: SKULPTUREN ALS FORMALES WAG- NlS Zur Ausstellung des Schweizers Robert Müller Wie hoch Werner Hofmann, der Direktor des Wiener Museums des 20. Jahrhunderts. die zeitgenössische Plastik einschätzt, hat seine nunmehr gut drei Jahre währende erfolgreiche Ausstellungstätigkeit hinlänglich bewie- sen. Bildhauer von Weltgeltung wie Henry Moore und Wilhelm Lehmbruck waren sogar in Form großer Personalaus- stellungen und Retrospektiven zu sehen. die Österreicher Hoflehner, Wotruba. Urteil und Bertoni wurden durch exemplarische Einzelausstellungen in entsprechender Weise dem österreichi- schen Publikum vorgestellt, darüber hinaus aber auch international auf- gewertet. Die 22. Sonderausstellung im Schweizer- garten-Museum (30. Oktober-ZB. No- vember 1965) konfrontierte mit dem Werk des Schweizer Eisenplastikers Robert Müller. Vorn künstlerischen Gehalt ebenso wie vom glänzend ge- lösten Arrangement her zählte diese verhältnismäßig kurz anberaumte Ex- deshalb das erreichen kann. wodurch Wesen und Wert einer Persönlichkeit festgelegt werden. Müllers nie plump wirkende Skulp- turen mit ihrem wie aus einem Guß erfolgenden lneinandergreifen ver- schiedenartigster formaler Bausteine, mit ihren Rissen und Schlünden, tief- schwarzen, lastenden Elementen und blank polierten, bearbeiteten Stellen, lassen sich zweifellos sehr verschieden- artig auf den mannigfachen in der Kunstdiskussion üblichen und legalen Wegen interpretieren. Den bildnerischen Reichtum dieser Werke, ihre Unmittelbarkeit. Aggressi- vität, Gerichtetheit und Dynamik (diese steht in oftmals höchst spannungsvollem Widerstreit zur Schwere der Skulp- turen) sind nur einige der immer wiederkehrenden Merkmale, die den Weg zu einer möglichst umfassenden klärenden Stellungnahme weisen. Müllers Skulpturen widersprechen - wie Dr. Hofmann im Katalog darlegt - der älteren, doch keineswegs zur Gänze überholten Forderung nach leichter Überschaubarkeit, denn dazu sind sie viel zu undurchsichtig und 7 wenig- stens in manchem - allzusehr ver- innerlicht, wenn man diese Vokabel auf den formalen Prozeß bezieht. Die Wiener und ihre Museen Das Bundesministerium fur Unterricht gi bekannt. daß in den ihm unterslehendc Staatlichen Kunstsammlungen und Musei in den Monaten Oktober 79.984 und NOVE! ber 58.885 Besucher gezahlt wurden. position zu den bemerkenswertesten Man muß Müllers Arbeiten in größerer Bildtex" 1'? 5 b?;9ir:l"dell' Vwbeli 1962" ÖL 200 Veranstaltungen seit Bestehen des ln- Zahl und zusammen mitden grandiosen 1 Robert Müller, Le Naeud, 1965. Eisen, 6 lag-l miEi-in, Zeit und Raum. 1964. C - ' ' _ 61x130x50 cm X Cm Summ .. . .. . Zelchnunge" bedrudilem um m? 92 2 Blick in die Ausstellung Robert Müller 7 Sten Duner. Das dinarische Gebirgi Robert Muller (geboren1920in Zurich) samte Spannweite dieses unermudlich (am, 1_ 1 aus der Aussjellung des oval, 1961, (31, 116xe9 Cm b kann zu den bedeutendsten modernen schaffenden Künstlers zu ermessen. äüjillmäeä? Museum des 20- Jutultuu" 8 Zignolitvsgclxeflflbbß'gdlzßäigeäärllzi' .. .. . . . ers. i l . . - Kunstlern der an Kunstschatzen und Was sich unter den zahlreichen graphi- 3 m1 Wotruba, Stehende weibliche Figur, steljlupp ; deräie swwediscshe Maleri privaten Sammlungen reichen Schweiz schen Blättern der (Ausstellung an 4 älfäztllillju} Snzende Figur. 1959. 9 ä2r1DSaäAl_A'l';serf; Scfgfäzkefrflsjggaä, gerechnet werden. Ebenso wie dem Gultigem entdecken ließ, veranschau- rede, in Tusche (Abb: 3_ 4 aus de, Aus. im Liebesspiel. Ol, 121x135 cm (aus d: Linzer Rudolf Hoflehner gelang auch licht einmal mehr den autonomen Stellung FtltlwßtijvbaInclerGruvhISChen Aiisslellwg des Kunslle" "" WW" Sammlung Albertina, Wien) Kunsilerhuvs) ihm 1960 aufder Biennale von Venedig der entscheidende Durchbruch. Seine Werke befinden sich heute in Galerien und Museen der ganzen Welt, vor allem jedoch in profilierten Privat- sammlungen, im Besitz von Kunst- kennern und Liebhabern, die den künstlerischen Rang der Arbeiten Mül- lers vielfach früher erkannten als so mancher Museumsdirektor. Von 1939 bis 1944 arbeitete der heute in Villiers-le-Bel in Frankreich lebende Künstler im Atelier von Germaine Richier. Die Begegnung mit dieser hervorragenden Bildhauerin findet ihren Niederschlag in einigen knapp nach 1945 entstandenen ügurativen Bronzen von großer Expressivitüt. Der entscheidende künstlerische Auf- bruch setzte jedoch erst um 1950 ein. Von da an verwendete Müller aus- schließlich Eisen als Material. Ge- fundene Objekte und von seiner Hand Bearbeitetes halten sich ab diesem Zeitpunkt die Waage und werden in gleicher Weise zur - anfangs gelegent- lich durch den Surrealismus inspirier- ten - Gestaltung benützt. Der ordnende Geist, über den Müller verfügt, sein schöpferisches Vorstel- lungsvermögen und e allem voran - sein bewundernswertes formales Kön- nen sind prononcierte Faktoren, deren Zusammenwirken das Profil der Ar- beiten des Künstlers bestimmt. Ungemein vielseitig und doch von spezifischer Eigenart gaben 52 Skulp- turen ein imposantes Bild von dem. was ein konsequentarbeitender schöpfe- rischer Mensch erreichen kann, Im Zeitalter der in der bildenden Kunst weitverbreiteten „Masche" beweist das CEuvre Müllers, daß man auch ohne billige Kniffe auskommt und gerade 48 Rang, den gerade die besten unter den modernen Bildhauern auch als Zeichner einnehmen (Abb. 1, 2). Peter Baum ALBERTINA: ZEICHNUNGEN FRITZ WOTRUBAS Interessanter Querschnitt durch das graphische Werk des Bildhauers Was Fritz Wotruba für Österreichs bildende Kunst, und zwar insbesondere für die Periode nach 1945 bedeutet. kann jederermessen, der das Geschehen auf diesem Sektor auch nur mit einiger Aufmerksamkeit verfolgt. Als Künstler besitzt Wotruba Welt- geltung. und auch als Lehrer - 1946 begann Wotruba mit dem Aufbau der Bildhauerschule an der Wiener Aka- demie der bildenden Künste r genießt der 1907 in der Bundeshauptstudt ge- borene Plastiker weit über die Grenzen unseres Landes hinausgehende Aner- kennung und Wertschätzung. In Nachfolge und als höchst willkom- mene Ergänzung zur großen Skulp- turenausstellung 1963 im Museum des 20. Jahrhunderts unterzog sich die Graphische Sammlung Albertina der Aufgabe, Wotrubas graphisches Werk von seinen Anfängen bis zum Heute in möglichst kompletter Abfolge zu doku- mentieren. Die von einem reich bebilderten und mit persönlichen Aufzeichnungen des Künstlers versehenen Katalog begleitete Sonderausstellung (die - dank der Budgetkrise - vermutlich letzte für längere Zeit) wurde in Zusammen- arbeit mit dem Österreichischen Kultur- zentrum veranstaltet, ohne dessen finan- zielle Beihilfe sie vermutlich nicht zu- stande gekommen wäre.