Karcl Hetteä
GLÄSER VON BIEMANN
ODER PELIKAN?
Die mit großer Inbrunst und dabei populär
geschriebenen Abhandlungen Otto Lauers
und das schmale Bändchen, das er dann
1958 über das Leben und das Werk Do-
minik Biemanns gemeinsam mit Julius
Streit in Schwäbisch-Gmünd herausgab,
haben die Wogen des Interesses für die
Arbeit dieses hervorragenden böhmischen
Glasschneidersl wiederum hoch empor-
steigerl lassen. Dies beweist nicht nur der
Anstieg der Preise für Biemann-Gläser auf
dem Antiquirätenmarkt 2, sondern auch das
von neuem auflebende Interesse der For-
scher 3.
Ebenso wie jede Medaille ihre Kehrseite
hat, weist auch das Interesse für das Werk
dieses längst dahingeschiedenen Künstlers
seine Licht- und Schattenseiten auf. Das
kommerzielle sowie stellenweise auch das
Sammlerinteresse äußert sich oftmals im
Bestreben, einem Autor, der sich dagegen
nicht mehr zur Wehr setzen kann, auch
Arbeiten zuzuschreiben, deren Verwandt-
schaft mit seinem übrigen Werk oft
äußerst entfernt ist. Und umgekehrt können
manchmal wieder Arbeiten zum Streit-
gegenstand werden, denen, obwohl sie
vom Künstler nicht signiert wurden, für
die Gesamtentwicklung seines Werkes ent-
scheidender EinHuB zukommt.
1 Dominik Biernann, um" Übcrfangpuknl mit dem
Ponrätmedaillon Friedrich Wilhelms w. von Preußen
als Kxonpdnz. m4. Glas- und Bijouteric-Museum in
Gablnnz
ANMERKUNGEN 1-5 (4, 5 zit. S. 32)
l uiius Streit und Ollo Lauer. Dominik Biemann, Schwä-
isclJ-Gmiind 1958.
1 lm Iahr 1957 wurden auf der 450. Auktion bei Lernpertz
in Köln zwei Biemznngläser versteigert; CIHCS (Rar.-
Nr. 795) für 5000 DM, das andere (KaL-Nr. 796) für
B000 DM, siehe Wellkunsl 1953, Nr. 11. S. 14. Weiter
erzielten 1964 auf der Versteigerung der Beeicsenen
Sammlung in London drei Gläser (von denen die ersten
beiden zuvor Dr. H Schiftan, Breslau. gehörten): ein
Kristallbccher mit glingskopf (Ran-Nr. 62) 650 i,
dann ein kreisnindcs Porträtmcdaillon mit Herrenbrust-
bild (Kam-Nr. 63) 380 L und ein anderes. ebenfalls kreis-
Iundß Polril einer Dame (Kam-Nr. 64) 1650 s, siehe
Catalogue 01' the Deck Collcction nfimpixrranr Continennl
Glass, Auctiun by Sotheby 8c CO. . .. London, ßrd No-
vember 1964.
3 Die wichcipten neuen Arbeiten über Dominik Biemann.
außer dem bereits erwähnten Büchlein von Julius Streit
und Otto Lauer, sind: Rudolf just, Glasschnillporlräts
des Grafen Kaspar Stemberg von Dominik Riemann,
in dcr Zeitschriü Keramik-Freunde der Schweiz, 1962.
Nr. 57, S. 22-25Jirina Vydrova, Dva nemirni Biemanno-
ve (Zwei unbekannte Bicmanns), vom jahr 1964. das nun
im Almanach da: Glas- und Bijoutcrie-Museurns in
jabloncc (Gablonz a. d. N.) erscheint. Dr. Vydrnva hat
über dieses Thema (es handelt sich um zwei bisher un-
bekannte Portratmedaillons von Anna Marie Wilhelm,
vermutlich vom Jahre 1329, und des Feldmarschalls
Fürsten Alfred Windischgrätz vom Jahre 1849, die die
Vcrfamerin bei Nachforschungen in böhmischen Sdslöse
scrn in jemniste und Kynzvarr [Königswarl] vnrfand)
einen ausführlichen Bericht auf dem Glas-Kongreß in
Brüssel aru 2. 1. was vorgetragen. der in den Kongrcß-
Materialien abgedruckt wurde. Die neueste Arbeit ist
schließlich Zuzana PCSIIOVÄS Studie "Dominik Biernann"
in joumal of Glass Studics VII (Corning Museum of
Glass. 1965, S. B3).
4 Die Brüder Franz und Johann Pohl waren vorzügliche
Glaschneider der Harraclfschen Glashlitle in Nov? Svär
äNcuwclr) zu BEHR des 19. jahrhunderts. - lm Jahr
903 wurden bei für ihre Kunst rnir der Goldmedaillc
am Band ausgezeichnet. Franz Pohl (1764-1334) War
auch Biemanns :rslr:r Lehrer.
ß Aus dem Besitz von Hans Pdnl gingen in das Werks-
museum der Harraclfschcn Glashüm: in Nov)" Sve!
(Ncuwelz) eine Reihe interessanter Gläser über, größten-
teils Arbeiten aus der Werkstatt seiner Vurfahren. Eine
Ausnahme bildeten nur zwei Gegcnsrinde. von denen
der eine unser Bildnispokal und der zweite ein wundervoll
gravicrtes Andcnkenglas aus Rubin-Krislallübcrfaugglas
rnir Motiven aus Franiiskovy uizne (Franzensbad) ist.
Auch diße Arbeit wurde in der Familienrradiiion stets
als Biemanns Werk bezeichnet. Beide Gläser werden
mit der Bezeichnun D. Biemanns als Autor von Zuzana
Pdalova in ihrer iplomarbeit "Böhmisches Glas der
ersten Hälfte des 19. jahrhundens" vom Jahr 1954 unter
Nr. ss (Andenkmglas) und Nr. es (Portrat-Glaspokal)
angeführt.