GALERIE DES KUNST- HISTORISCHEN MUSEUMS n. Kaiscr RuL Die künstlerischen Bestrebungen Rudolfs 11., einmalige Leistungen auf dem Gebiete des Sammelns und Auftraggebens, verhalfen 36 Jahre nach dem Tod des Kaisers der Königin Christina von Schweden zu ebenso zweifelhafter wie dauernder Berühmtheit. Die Plünderung der Kunstkammer auf dem Hradschin durch die schwedischen Truppen unter Königsmark, kurz vor Beendigung des Dreißigjährigen Krieges und knapp vor Friedensschluß, war eine Katastrophe, der nur noch die Auflösung der mantuanischen Sammlungen im Jahre 1630 gleichkam. Als Hans von Aachen, der Kammermaler Rudolfs 11., den Kaiser malte (Abb. l), war dieser 42 Jahre alt und mitten in der regsten Sammeltätigkeit begriffen: Er besaß z. B. schon Dürers „Allerhciligenbild" und bemühte sich u. a. eben um die vier be- rühmten Correggios, von denen zwei, nämlich „J0" und „Ganyrned", zur Zeit der schwedischen Plünderung glücklicher- weise in Wien waren, ebenso wie das Allerheiligenbild und die anderen Tafeln Dürers. Die anderen beiden Bilder von Correggio aber, die „l.eda" und die „Danae" (jetzt in Berlin und Rom), fielen den schwedischen Truppen in die Hände und wurden wie die übrige Prager Kunst- kammer bald in alle Vlinde zerstreut. Denn die Königin hatte sich nach ihrer 1654 erfolgten Abdankung im Jahr 1666 für dauernd in Rom niedergelassen und den ihr verbliebenen Teil der Prager Samm- lungen-ein anderer war an Königsmarck und seine Offiziere gegangen A dorthin mitgenommen. Nach ihrem Tod (1689) kamen die Bilder über verschiedene rö- mische Besitzer 1722 schließlich an den Herzog Ludwig von Orleans nach Paris, wo sie aber auch nicht verblieben, sondern an die verschiedensten Erwerber weiter verkauft wurden. Im Besitze der Herzäge von Orleans waren zusammen mit der Masse der übrigen Prager Bilder auch vier große allegorische bzw. mythologische Darstellungen von Paolo Veronese. Die allegorischen (beide New York, Sammlung Frick) befassen sich mit der Gestalt des großen Tugendhelden Herkules. Die eine zeigt Herkules am Scheidewege zwischen Tugend und Laster, sich für die Tugend entscheidend. Eine Inschrift besagt: „Honos et Virtus Horent post rnortem." Dieser „Titel" des Bildes sowie der Umstand, daß l-[crkules nicht nackt wie üblich, sondern reich gekleidet mit porrräthaften Zügen erscheint, hat oEenbar die Meinung entstehen lassen, daß sich der Maler selbst dargestellt hat 7 „in braccio dell'onore" -, zumindest steht es so im Inventar, das anläßlich des Ver- kaufes der Sammlung an den Herzog von Orleans verfaßt worden war (Abb. 2). Die zweite Allegorie zeigt Herkules auf die Keule gestützt - in der Haltung des Herkules Farnese w und neben ihm eine