Die ernst zu nehmende Kunst unserer Zeit gibt nicht, wie meistens angenommen wird. Rätsel auf. sondern sie macht Verborgenes sichtbar, Kräfte und Quali- täten. Zusammenhänge und Funktionen, die eben nicht gleich an der Oberfläche liegen. Daß der Durchschnittsmensch, der sich lediglich im äußeren Dasein orientieren möchte, um seinen Vorteil wahrzunehmen oder sich wenigstens zu schützen. vom Lebensgeheimnis nichts oder nur wenig wahrnimmt, ist seine Sache. um nicht zu sagen seine Schuld. Aus Selbstschutz schiebt er daher auch die bedeutenden Zeugnisse der zeitgenössischen Kunst in das Gebiet der "Rätsel", der bloßen Willkürakte ab. die ihn nichts anzugehen brauchen. Dali es deren genügend gibt, ist zuzugeben. Doch immer wieder treten Künstler auf, die deutlich erkennen oder doch spüren lassen, daB sie tatsächlich Verborgenes sichtbar zu machen imstande sind. Eine von den der Sichtbarmachung fähigen Künstlerinnen ist die 1931 in Wien geborene Malerin lsolde Jurina. Sie hat bei Prof. Andersen an der Akademie am Schillerplatz studiert und absolvierte 1954 mit dem Staatspreis für ihre Diplomarbeit. Beruflich ist sie als Fachlehrerin für Zeichnen an verschiedenen Berufsschulen tätig. Schon die Bilder und Zeichnungen aus der Akademiezeit verraten eine großzügige und kraftvolle Behandlung sowohl der Motive als auch der bildneri- schert Mittel, derer sich bereits das Kind in ungezählten Märchenillustrationen auf eine erstaunlich selbständige Weise zu bedienen wußte. In den letzten Jahren kam es dann erst recht zu einer bildnerischen Neubegegnung mit der Geheimniswelt, wobei das Märchenhafte und seine Umschrei- bung einer unmittelbaren Erfahrung der inneren Lebenswirklichkeit und deren Umsetzung in bildnerischen Ausdruck den Platz abtreten. Einige Aquarelle bleiben sozusagen im Visionären, das in den späteren Farbstiftzeichnungen strukturiert und in eine Art Vibration versetzt wird. So leiten sich bildnerische Vorgänge ein, die aber erst in den Collagen ihre gültige Form erlangen. Die Collagen oder Klebebilder von Isolde Jurinu bedienen sich in der Hauptsache gerissener Papiere aus farbigen Illustrierten. Diese Furbfelzen werden