15 gefunden werden sollte - Panofsky hat dieses ihm zentrale Ereignis in mehrfachen fesselnden Ausführungen geschildert -, in Broederlams Tafeln ist sie auf einer fr' eren Entwicklungsstufe und zu einer Zeit, da Burgund sich noch nicht von Frankreich gelöst hatte, in nuce schon einmal vollzogen worden. Aus französi- scher und nun schon bald internationaler Schönschrift, italienischem Trecento und flandrischem Realismus war unter seinen Händen eine Form erblüht, die alle Ele- mente einer zukünftigen Kunst in sich barg. Noch war die Zeit nicht reif; zuvor mußte Flandern zum Herzstück von Bur- gund werden, was erst nach der Er- mordung Herzog Johanns Ohnefurcht (11419) möglich werden sollte. Broederlams Genie erlaubte ihm schon zuvor, zur großen Ausnahme, zum Repräsentanten einer proto- ederländischen Malerei zu werden. Sonst war es in diesen Jahrzehnten vor der Abtrennung der Sekundogenitur das Schicksal der Handrischen Maler, ihre Eigenart dem französischen Hofsril auf- zuopfern oder, wenn sie in der Heimat verblieben, in einer provinziell engen Kunst zu verharren. Deshalb hat Broederlam auch nur eine auffallend geringe Nachfolge ge- habt 16. Wo aber sind nun die Wurzeln der Kunst Robert Campins zu finden? Es war die bodenständige, realistische Richtung. wie Panofsky gezeigt hat. Freilich, Bandols XVerk lag um 1400, als Campin gelernt und begonnen hat, weit zurück Jacquemart de Hesdin war nun seinerseits inzwischen wie eine Gegenstimme aufgestanden, und Ban- dols Nachfolger hatten sich nicht zu Neuem durchzuringen vermocht. Das gilt ebenso für die besprochenen Handschriften in der Morgan Library und in Wiesbaden. Wenn auch das Talent zumal des Malers der Astrologischen Bilder gewiß nicht unterschätzt werden soll, man spürt doch die Enge, die seine Entfaltung verhindert hat. So ko nen diese Miniaturen wohl zu einer ersten Verständigung veranlassen, den Aufgang von Campins Schaffen ver- mögen sie nur zu umreißen, nicht aber eigentlich zu erhellen. Es muß aber Bilder, Tafeln, Miniaturen gegeben haben, die es vorbereiteten. Campin kann nicht ohne Voraussetzungen, gleichsam wie dem Haupte des Zeus entsprungen, begonnr haben. Sind sie alle verlorcngcgangen? l scheint so. 4 Vielleicht helfen da vi r Tafeln mit Mariei szenen weiter, die )un st aus dem inte nationalen Kunsthandcl in die Sammlur Heinz Kisters in Kreuzlingen gelangt sinl Es sei sogleich im voraus betont, daß w nicht meinen und behaupten wollen, ihnen die unmittelbare Vorstufe, sozi sagen den Lehrer von Robert Campi fassen zu onnen, das wäre zu kühn un zu optimistisch, aber irgendwie dürfte] wenn wir uns nicht sehr irren, so d Quellen ausgesehen haben, aus denen x als junger Geselle geschöpft hat. Die Blld( schildern vor einem mit zarten Ranke punzierten Goldgrund das Stabwunde Josef bringt dem Hohenpriester einen bli henden Zweig, die Vermählung Marien den Tod Mariens und die Aufnahrr Mariens in den Himmel. Die ehemalige Außenseiten zeigen vor weinrotem Grun die lateinischen rchenväter, Hieronymt auf der Rückseite des Stabwunders, An