Richard H. Kastner WANDLUNGEN EINER KULTURSTÄTTE - DREI JAHRI-IUNDERTF. KUNST UND TECHNIK AUF DEN WIENER GUSSHAUSGRÜNDEN Das Gcf circa! im im Ben: kirche b! um dB! lIOCh IIIIVCÜJJIIIC Spältrc Cußhaus- m ms. Links im Bild die Stadlbcfcstigungtn h des Kflrlllntrlorä, ganz rechts die Pällllnßl- ANMERKUNGEN 1A16 1 Archiv der Stadt Wien: z. u. cruridiiiruii 5116. Fol. 20a (Errrrruguug aus dem jahre 1556). 1 Osten. Nztionalbiblinlhck. Hundschriflcnsammlung. s. ri. 365, Fol. 2214. ßAr-rhiv du Siacll Wien: 1.11. Grundbuch 514, Fdl. 200. 1 M. Lcxcr. Mittelhochdeutxches Handwörterbuch. S Archiv der Stadt wird: Grunduüchcr 5l5h. Fol. 32a. und 12315. Fdmsr. "Archiv du Stadt Wim: Grunclbuchcr 514, Fui. 201. 51511, Fol. 2321., 5119, F 543a". und 560. 7Archiv der Stadx Wie Grundbücher 514, Ful. 2011, und Slih, Fol. 132. 1 K. Hofballtr. Die Wicden mit den Edclsitzcn Conrads- wrrd, Mühlfcld. Scruiuiiburgvriidr und dcm Frcigrunde Hirugei-rruurr. Wiuu 11164 s. 74. "Archiv drr Stadt Wie . Grundbücher 514. Fdl. 200. 5151„ m. 232, und 5119, F0L422. m Archiv der Slldl Wim: Grundbuch 11115, Fol. 4er. II E. Guglia. Das Thurcsianunx in Wien, Wim 1912, s. 14. 11 Ällgelncinrs Verwallungarchiv: Bundcsminislcriunz rdr Handcl und Verkehr, 2.6 224- 511930. H Im Jahre 1930 wurde bei der ErIiÜJIIIIIg des Schwach- irrominxlilulcs der Tuchnischml Hocluchul: der Grund- slvin des Gußhauscs freigelegt und dem Hceresguschichl- lichcn Museum übergehen. 14 F. Ruhli, Artillcrii: (um 1154). Österr. Staatsarchiv, Kricgsarzhiv. 11 o. Dinnoser, Bahnbrccher auf dem Gebiet des Geschütz- Wesens. 11mm rur Tcchnikgeschichte, s. Heft. Wien 1942, s. 571. I'- K. Hofhauer. Die Wicdcn . . .. s. 73. 24 Am 8. November 1965 wurde anläßlich der ISO-Jahr-Feier der Technischen Hoch- schule in Wien der Grundstein für ein neues Hochschulgebiude auf dem neben dem Elektrotechnischen Institut gelegenen, derzeit unverbauten Grund Ecke Gußhaus- straße und Favoritenstraße gelegt. Das sogenannte Gußhausareal mit seiner meh- rere Jahrhunderte umspannenden bedeut- samen Vergangenheit lenkte damit die Aufmerksamkeit Wieder auf sich. In alter Zeit bestanden hier Weingärtenl und Äcker, die unter anderen Wolfgang Wilhelm Prämer in seiner um 1660 ent- standenen Südansicht Wiens in dem Gebiet zwischen der kaiserlichen Sommerresidenz „Favorita" und der Vorstadt Wieden ver- zeichnctl. In den Urkunden des Bistums Wien, dem der Grund bis in das 18. Jahr- hundert dienstbar war, Findet sich der Flurname Haberpeunt3 (haber: Hafer; peuntc: freies, besonderem Anbau vor- bchaltenes, eingehcgtes Grundstück) 4, und auch das Vogelschaubild Folbert van Alten- Allens läßt in Übereinstimmung mit den Grundbucheintragungen noch eine rein landwirtschaftliche Bodennutzung erken- nen. Die in Bild 1 im Ausschnitt wiedergegebene Darstellung Alten-Allens zeigt Wien im Jahre 1683 unmittelbar vor der zweiten Türkenbelagerung. Zur Orientierung kann der deutlich erkennbare Verlauf jener von Wien nach Süden führenden alten Heer- und Handelsstraße dienen, die durch das Kärntnertor die Stadt verläßt, auf der sogenannten Steinernen Brücke den Wien- fluß überquert und an der ganz rechts im Bild sichtbaren Paulanerkirche vorbei die nördlichen Ausläufer des Wienerbergcs erreicht. Vor der Kirche zweigt links die heutige Favoritenstraße ab, an deren linker Seite der kaiserliche Sommersitz, die Fa- vorita, zu sehen ist. Das Gelände stadtwärts davon, auf dem später die Gußhausanlage entstand, ist noch unvetbaut. Nach der erfolgreichen Abwehr der Türken und den anschließenden militärischen Er- folgen Prinz Eugens setzte eine vehemente Bautätigkeit in den Vorstädten rings um Wien ein. Der rasche Wiederaufbau der Favorita zog im besonderen viele Hof- chargen in die Nähe der kaiserlichen Sommerresidenz auf die Wieden. S0 war es auch im vorliegenden Fall. Zunächst entstanden bürgerliche Anwesen, an deren Stelle 1710 ein Herrensitz trat, der schließ- lich in kaiserliches Eigentum überging. Im Jahre 1710 hatte Ferdinand Fürst Lobkowitz sieben benachbarte Anwesen in seiner Hand vereinigt5. Fünf von ihnen gehörten früher dem kaiserlichen „Ball- meister" Jacob Asch 6, der „ncgst der Sttaß in die Favoriten ein Haus und Pallhaus gepauet" und auf dem übrigen Grund einen Garten angelegt hatte. Die anderen beiden Anwesen waren vordem im Besitz des Hofkammerkonzipisten und Bürgers Ferdinand Gori7, der hier seit 1699 das Schankrccht „Zum gulden Wallfisch" be- saßä, und des Doktors der Rechte Paul Parth9. Wie Jacob Asch verkauften Gori und Parth ihren Besitz an Fürst Lobkowitz, der nun nahe der Favorita sein Sommer- palais errichtete. Der Plan von Lcander Anguissola und Jacob Vlarinoni aus dem Jahre 1706 (Bild 2) bezeichnet es mit Nummer 2. Am 23. Dezember 1721 ging das Palais samt Nebengebäuden und Garten in das Eigentum Kaiser Karls VI. über, der den Besitz zur Erweiterung seiner in der Favorita untergebrachten Stallmeistcrei um 30.000 Gulden erwarbW. Unter Karl VI. erlangte die Favorita große Bedeutung. Sie war nicht nur der Ort wichtiger politischer Ereignisse, sondern auch Pi-legestättc der Kunst und Schauplatz großartiger Feste. Unweit des Schlosses entstand auf einer Anhöhe am Ufer des Wicnflusses zur gleichen Zeit Johann Bernhard Fischer von Erlachs gewaltiger Bau der Karlskirche, der dann 1723 von Josef Emanuel Fischer weitergeführt wurde.