Mit der Errichtung der Grazer Residenz fielen der Kunst und nun im besonderen auch der Malerei gewisse neue Aufgaben zu, die den Erfordernissen einer repräsentablen Hofhaltung in dieser Zeit entsprangen. Wie schon angeführt, setzte Karl dabei die Linie seines Vaters fort, indem er fast aus- schließlich italienische Meister bevorzugte, wofür nun freilich nicht nur Gründe der Konfession, sondern auch solche eines nach der neuesten Form verlangenden Repräsen- tationswillens ausschlaggebend waren. Doch sollte es vorerst noch mehrere jahre dauern, bis der erste Hofmaler in Graz einzog. Karl hatte mit der Regentschaft von lnneröster- reich eine schwere Bürde übernommen. Auf der einen Seite mußten die protestantischen Stände bei guter Stimmung gehalten wer- den, um von ihnen die für den Türken- kampf benötigten Gelder zu bekommen, auf der anderen Seite war ein Zurückdrängen der immer stärker werdenden neuen Lehre erstes Gebot für einen katholischen Fürsten, und Karls bewußte Schaukelpolitik ist Aus- druck dieser Situation. Solche inneren Schwierigkeiten ließen ihm vorerst wenig Zeit, sich um künstlerische Dinge zu kümmern. Nur die notwendigsten Baulich- keiten entstanden in diesen jahren: so die Erweiterung der Grazer Burg seiner kaiser- lichen Vorfahren Friedrich III. und Maxi- milian I. und die Errichtung des Jagd- schlosses Karlau, beide ausgeführt von dem Comasken Marco Dionisio Tadei 46. Mit der Errichtung der Grazer Residenz fielen der Kunst und nun im besonderen auch der Malerei gewisse neue Aufgaben zu, die den Erfordernissen einer repräsentablen Hofhaltung in dieser Zeit entsprangen. Wie schon angeführt, setzte Karl dabei die Linie seines Vaters fort, indem er fast aus- schließlich italienische Meister bevorzugte, wofür nun freilich nicht nur Gründe der Konfession, sondern auch solche eines nach der neuesten Form verlangenden Repräsen- tationswillens ausschlaggebend waren. Doch sollte es vorerst noch mehrere Jahre dauern, bis der erste Hofmaler in Graz einzog. Karl hatte mit der Regentschaft von lnneröster- reich eine schwere Bürde übernommen. Auf der einen Seite mußten die protestantischen Stände bei guter Stimmung gehalten wer- den, um von ihnen die für den Türken- kampf benötigten Gelder zu bekommen, auf der anderen Seite war ein Zurückdrängen der immer stärker werdenden neuen Lehre erstes Gebot für einen katholischen Fürsten, und Karls bewußte Schaukelpolitilt ist Aus- druck dieser Situation. Solche inneren Schwierigkeiten ließen ihrn vorerst wenig Zeit, sich um künstlerische Dinge zu kümmern. Nur die notwendigsten Baulich- keiten entstanden in diesen Jahren: so die Ervaeiterung der Grazer Burg seiner kaiser- lichen Vorfahren Friedrich III. und Maxi- milian I. und die Errichtung des Jagd- schlosses Karlau, beide ausgeführt von dem Comasken Marco Dionisin Tadei46. Seit der Vermählung Karls mit der bayri- schen Prinzessin Maria am 26. August 1571 in Wien, der am 9. September der feierliche Einzug in Graz folgte 47, begann sich jedoch vieles zu ändern. Nicht nur daß Karl, unter- stützt von der bayrischen Verwandtschaft, nun eine größere politische Aktivität ent- faltete (1572 Berufung der Jesuiten), begann sich sein Aktionsradius unter dem Eini-luß seiner jungen Frau auch in künst- lerischen Belangen zu erweitern. Marias ererbte starke Neigung zur Kunst, dem schönen und wertvollen Gegenstand über- haupt, welcher sie auch große Summen Geldes zu opfern bereit war, belebte all- rniihlich das Kunstleben am Grazer Hof, ja war gewissermaßen eine seiner Voraus- setzungen. Der Ausbau der Kunstkammer, die noch aus dem Schatz Maximilians I. einige Zimelien beherbergte, wurde von ihr bald in Angriff genommen, wobei sie sich der Vermittlerdienste des kaiserlichen Gesandten in Madrid, Johann Christoph Khevcnhüller, versicherte, der auch für Rudolf II. in dieser Eigenschaft tätig war 43. Zur Ausstattung ihrer Privatkapelle in der Burg wurde schon im Jahr der Heirat der erste Maler an den Grazer Hof berufen; es war der Venezianer Giulio Licinio, der sich im Dienste Kaiser Maximilians II. gerade auf Durchreise nach Italien befand. F: schuf 1571 ein Altarbild, darstellend eine Engel- pieta italienischen Typs, die seine Zuge- hörigkeit zum venezianischen Kunstkreis erweist 4". 1575 kam er nochmals nach Graz, um das Porträt der Erzherzogin (ver- schollen) und drei Jahre später die ihrer Töchter Anna und Katharina Renea zu malenfi". Mit Licinio setzt nun eine für die Hof- malerei unter Karl bezeichnende wechsel- volle Tätigkeit mehrerer Künstler ein, die fast alle, begünstigt durch die weitläufigen verwandtschaftlichen Beziehungen, von anderen Höfen „ausgeliehen" Wurden. Ihr Wirken in Graz war allerdings dement- sprechend zeitlich begrenzt und in der Hauptsache aufPorträtaufgaben beschränkt. So weilte 1575f76 der Dalmatiner Vartinr) Rota in Graz, der wie Licinio Hofkünstler Max' ll. in Wien waril. Als exzellenter Kupfersteeher im Stile des A. Raimondi er- hielt er den Auftrag, vom Erzherzog zwei Porträtkupfer anzufertigen, die wohl zur weiteren Verbreitung des landesfürstlichen Konterfeis beitragen sollten-V. Ilin Jahr später, 1577, befand sich der niederländische Porträtmaler Cornelis Vermeyen, gleichfalls aus Wien berufen, am Grazer Hof und malte hier mehrere der erzherzoglichen Kinder. Das gelungenste dieser Bilder ist wohl das 1577 datierte und signierte der dreijährigen Maria Christierna (Abb. 2), welches durch seine Natürlichkeit und Frische des Ausdruckes besticht und ein schönes Beispiel für Vermeyens Porträtstil darstellt, der niederländische und ober- italienische Einflüsse verbindet 53.