"SELECTION 66": MÖBEL IM STIL UNSERER ZEIT Zu einer vom Wiener Architekten Hans Hollein vorbildlich gestalteten Schau im Museum für angewandte Kunst (Abb. 1-6) Daß Österreich mehrere junge Architekten von Sondcrklasse besitzt, die 7 würde man sie öfter zu interessanten Aufträgen heranziehen i das Zeug in sich hätten, nicht nur der im argen liegenden heimischen Architektur wichtige Impulse zu geben, bewies bereits zum zweitenmal der Wiener Hans Hollein mit der von ihm eingerichteten Ausstellung "Selection 66", Dievon der bekannten Biiromöbelfabrik R. Svoboda undCo.imOsterreichischenMuseumfürarigewandte Kunst in Wien veranstaltete Exposition kann als die seit Jahren exklusivste und einprögsamste Aus- stellung dieser Art in Österreich bezeichnet werden. Sie beeindruckte in gleicher Weise durch ihre architektonische Kühnheit, ihren Experimentier- charakter und den der räumlichen Gestaltung und Aufteilung zugrunde liegenden Ideenreichtum. Hollein, der erst im Vorjahr für den Entwurf einer Kerzenboutique am Kohlmarkt mit dem begehrten, von einer amerikanischen Firma gestifteten ReynoIds-Preis ausgezeichnet wurde (Höhe: 650000 S), hinterlegte mit dieser vorbildlichen Arbeit neuerdings eine individuelle Visitenkarte von Rang. Proül und Charakter besaßen freilich auch die im Stil der Op-Art und mit den dekorativen Methoden der geometrischen Abstraktion präsentierten Möbel und Beleuchtungskörper selbst, die vielfach von den bekanntesten Architekten und Designern unserer Zeit stammen: von Le Corbusier (Stahlrohr- fauteuils aus dem Jahre 1928), von Achille und Piergiacomo Castiglioni (Steh- und Hüngelampen). von Tobia Scarpa. Marcel Breuer und dem jungen Österreicher Walter Pichler, einem Vertreter der Avantgarde, von dem ein hochelegariter und zweckentsprechender Aluminiumfauteuil, Modell 1966, entworfen wurde. „Selection 66" wollte allerdings mehr. als bloß Möbel zeigen. Ihre Zielsetzung bestand vielmehr darin, Möbel sowohl als Teil einer Umwelt oder als Ausgangspunkt einer Idee über die Umwelt darzustellen und die in den Objekten liegenden Möglichkeiten der räumlichen Entwicklung und Eigenart sichtbar zu machen, als auch zugrunde liegende Funktionszusammenhönge und Organi- sationsprinzipien anzudeuten". Entsprechend der Devise "Weniger ist mehr" und unterstützt durch kräftige, auffallende Forbakzente, Blickfdnge und optisch-akustische Effekte (auto- matische DiaeProjektion zu neuesten Hits) erzielte Hollein ein Optimum an Aufmerksamkeit für das gezeigte Produkt, seine Funktion. aber auch für das Arrangement der exemplarischen Ausstellung selbst, Peter Baum