alle Paramente die Stifter bekannt, vielfach auch die Art der Ausführung. Daraus läßt sich ein anschauliches Bild des Entstehens eines barocken Paramentenschatzes gea winnen. Anläßlich der Gründung wurde die Kirche von der kaiserlichen Stifterin mit den für den Gottesdienst notwendigen Pararnenten ausgestattet, von denen aller- dings nichts erhalten geblieben ist. Schon 1720 ist die erste Schenkung eines kostbaren Kleides, das zu Meßgewänrlern umge- wandelt werden soll, verzeichnet, das Braut- kleid der Erzherzogin Maria josefa, der ältesten Tochter Josephs 1., die dem Kur- fürsten von Sachsen vermählt wurde. Damit beginnt die lange Reihe von Widmungen prächtiger Kleider an die Kirche, die bis zum Jahrhundertende nicht mehr abreißt. Fast alle Ornate sind aus den Kleidern vor- nehmer Damen gefertigt. Wohl ist der Brauch, kostbare Kleidungsstücke an Kir- chen zu widmen, seit dem hohen Mittelalter bekannt, dennoch erscheint es dem heutigen Betrachter eigenartig, daß in einem so reich dotierten Kloster kaum je ein bießgewand aus neuem Stoff verfertigt wurde. F.in anderer XVertmaßstab ist hier gültig ge- wesen. Eine Scheidung in profane und kirchliche Stoffe war dieser Zeit ebenso fremd wie die Vorstellung, daß ein ge- tragenes Kleid zu verschenken den Charak- ter eines Almosens, etwas Herabwürrligen- des an sich habe. Im Gegenteil: diese höchst persönlichen Geschenke sicherten der Gebe- Kasel xotn Weillliachrsomal, 1723724 uns den ÜIHHII- kleidem im Erzlicrzoginneu Maria joseh und Amalie gefertigt. Gold- und Svidensrickerei auf Sllhßfhfülid! s {Jetail aus den Anrcpentlinlm des Wclhniirhtxtirnalcw von 1723124 rin eine dauernde Erinnerung ihrer Person, jeder Gebrauch des Veßgexxandes bildete zugleich ein Gedächtnis. Ebenso bezeichnend und interessant wie diese Nachrichten sind auch die Angaben über die Ausführung der Ornate. Die ver- schiedensten biöglichkeiten, mit denen bei der Betrachtung barocker Paramente zu rechnen ist, werden in den Zirkularcn gee nannt: Den sogenannten Modcna-Ornat ließen zwei Nichten der Kaiserin Amalie 1727 für das Kloster sticken. Die reiche Guldstickerei und die Pctit-point-Arlzeit, die vor allem in den Bildmedaillons mit der Darstellung der Begegnung von Maria und Elisabeth und dem hl. Franz vnn Sales minuziöse Feinheit besitzt, sind sicher das Werk von Berufsstickern. Daneben bei gcgnet aber ebenso die Stickerei als Lieb- haberarbeit einer adeligen Dame; einen voll- als; I? ' ä fä a. an I.) ständigen, heute leider nicht mehr nachweis- baren Ornat hat die Erzherzogin Maria VI usefa als Königin von Polen in neunmonatiger Arbeit mit Chenillestickerei ausgeschmückt und dem Kloster ebenfalls 1727 gewidmet. Aber auch die Schwestern selbst waren am Werk. Oftmals wird von der eifrigen Arbeit der Sakristaninnen berichtet, die die Nleß- kleidet nähren und mit Goldbortcn be- setzten, aber auch reiche Stickerei ausführen. So geübt sie offenbar in der Ausführung der bunten Blumenmuster in Seide oder Chenillc waren, die Reliefgoldstickerei blieb Berufs- stickern überlassen. Über das heute als Weihnachts- und Osterornat noch vera wendete Ensemble berichten die Zitkulare: Das Brautkleid der Erzherzogin Äiaria Josefa bot für einen großen Ornat nicht genügend Stoff; als aber 1723 auch die zweite Tochter der Gründerin, die Erz- 3 Kasel vom Wrihnachisomnt, 1723{24 aus den Braut- klcidcm dcr Erzherzoginnen Maria ]oscfa und Amalic gcfcnigl. Gold- und Seidenstickcrci auf Silbcrbroknl Detail aus den Antependium des Wcihnachlsomalcs von 1723]24