Christian Theucrkauß" EIN ELFENBEINBILDWERK VON FRANZ JOSEPH IGNAZ HOLZINGER? ANMERKUNGEN 1- 4 1 Vgl. F. Scheslag. im Katalog der Kunstsammlung dcs Freiherrn Ansclm von Rothschild in Wien, Wien 1866. und die Bcizicrkungcix des Verfassers in "nie Register nf im Museum Of An, Thc UhiVCrSity 01' Kansas, Lawrcnce, Kansas. m, 51a. Spring 196a, s. 2, Anm. 2 (Liste von iiww in üHuntlichcm Besitz befindlichen Srücken). 1 Charles L. Kuhn, Gcrman and Nclherlandish Sculpmre 1280-1800. Thc Harvard Collcclions. Harvard. Cam- bridgclMass. 1965. S. 1101:. Kai. Nr. 63, Tafel LVII. 1964 erworben. Höhe 35,5 cm. 3 VgI. u. a. Rcallcxikon dcr Deutschen Kunstgeschichte I. Srungan 1948. S . 845.. u. a. Abb. S. 4 Die Gruppe Apo 10 und Da hnc im Kunstbist. Museum, Wim (Inv. Nr. 4537). Woh doch von M. Rauehmillcr. gegen 16801116 entstanden (vgl. c. Tiisimksum Studien zur Elfenbeinplastik des Barock, Matthias Rauchmillcr und Ignaz Elhafcn. Diss. phiL. Freiburg 1962 [1964] s. 45m, Abb. 72. S. 309 Kal. Nr. III mit Lit" Abb. u. z. C. scnmi, Elfenbe plastik seit der Renaisancc, Leipzig 1905. s. 76, fig. 62). - Die Gru der Eierntnle Waser und Luft aus Walroß- zahn in icn. Kurlsthist. Museum (luv. Nr. 4533) isl ein Werk Matthias Sleinls. wahlschcinüch um 1688790 ent- standen (s. C. Thcucrkauß", Diss. 1962 [1964] S. 461i, Abb. I. S. 3611i, KJK. Nr. VII und L. PühIinger-Zwano- WelZ. Matthiru Stßinl. Wien. München 1966. S. 0011i. Abb. 74-77, S. ZOSL, Kat. Nr. 2 mit aller Lit.), nicht von Rauchmiller. wie es Kuhu annimmt. Zu dcn von Kuhn in Anm. 2 angeüihrtcn Vcrglcichsstückcn in Miiiiehm ist zu bemerken, daß die snpenannren Engel- srurzgruppcn (in München, Dresden, London, ßcrl Klostcmcuburg. Madrid u. a. wg. die zlliflzt (E, v. Phil povicll. Elfenbein, Braunschweig 19m, s. 171 rr.) jncob Aucr zugeschrieben werden, sicherlich nicht von ihm. sondern suditaiicnisch-spanischer Herkunft sind (C. Thcucr- kaufT, Elfcnbein in Klostcmcuburg, Klostcmcuburg 1961. s. 17, 49m, Kat. Nr. 201., Abb. 25-27). während die ..j. A." bczcichnctcn Gruppen und Figuren des Hcrkulcs vnn der Hand Jacob Aucrs stammen (Thcucrkaum Kloster- ncuburg, S. 51), aber stilistisch zusammen mit dClh 1677 dalicncn und voil signierten Relief Auen in Weimar von rler Ahraham-Isaak-Gruppe abweichen (vgl. Kloslcmcu- bulg, Abb. 26). Der Verfamcr bereiret ein: Zusammen- rnsenng des lrleinplmisdien Werkes von J. AHCI vor. Die von Ik. Berliner Manhins Rauchmiller zugeschriebenen Smueueri der Minerva und Juno von Bernhard Strauß (vgl. Diss. des Verfasers 1962 [1964] S. 49K, Abb. B1, Kit. Nr. vlll, IX, s. 312; Barock im Bodensee. Aus- Stellung Bregenz [Plastik]. 1964, s. 45, K11. Nr. 150i. Abb. aß). Die Braunschweiger Gruppe (c. seherer, Dic Braun- schwci r Elfcnbeinsammlung, Leipzig 1931,K:1t. Nr. 110, Tal". 2;; van minderer Qualität, erst im 18. ]ahrhundert entstanden, ein Werk Esais Philipp Strcudners (F). Aus der gerade auch an barocken Elfen- beinarbeiten besonders reichen ehemaligen Sammlung des Freiherrn Anselm von Roth- schild in Wien! stammt die erst vor kurzer Zeit von Charles L. Kuhn wieder be- kanntgemachte Elfenbeingruppe „Abra- ham opfert Isaak" in The Harvard Collec- tions (Busch-Reisinger-Museum) in Cam- bridgefMass. (Abb. 1-3) 2. Kuhn hat mit Recht auf die allgemeine Verbindung mit Entwürfen von Peter Paul Rubens für die Decke der Jesuitenkirche in Antwerpen hingewiesen. Das Thema, als Präfiguration des Opfertodes Christi, beschäftigte offen- bar vor allem süddeutsche Bildhauer des 17.718. Jahrhunderts (vergleiche die Ar- beiten von Leonhard Kern) bis hin zu den Terrakottamodellen von Johann Sebastian Pfaff in Mainz (1747-1794) 3. Kuhn loka- lisiert die großartige Elfenbeingruppe, in deren steilem Aufbau die mächtig gereckte Gestalt Abrahams neben der kleinen, er- geben hockenden Figur des lsaak dominiert und deren Abschluß die ausfahrende, gen Himmel weisende Armbewegung des En- gels bildet, nach Österreich, Süddeutsch- land, und zwar im Vergleich mit Werken in Wien, München und Braunschweig, die zum Teil - jedoch zu Unrecht 7 Matthias Rauchrniller und Jacob Auer zugeschrieben werden 4. Der Gruppe in Cambridge fehlt jedoch das spiralförmige Kompositionsprinzip, das eine Allansichtigkeit bewirkt; die Figuren bleiben mehr isoliert etwa im Vergleich mit der Elemente-Gruppe von Matthias Stein] in Wien. Darin sowie in einem völlig anders rhythmisierten, eher vielfach ge- teilten Bewegungsablauf ist auch ein zeit- licher Unterschied, einc spätere Entstehung zu fassen. Die Oberflächenbehandlung des Werkstoffes Elfenbein, Schnitztechnik, M0- dellierung und der Faltenstil weisen über die grundsätzliche Verschiedenartigkeit der Figurentypen hinaus auf einen anderen Bildhauer, und zwar, wie ich glaube, auf den vor allem in Stucktechnik arbeitenden Franz Joseph Ignatius Holzinger, der 1691 in Scl-iörfling am Attersee geboren, 1775 mit 84 Jahren in St. Florian bei Linz stirbt, wohin er noch vor 1724 (wohl 1719) 21