aus dem schwäbischen Riedhausen. Hier wurde er am 5. September 1801 als einziger Sohn des „Adlerwirten" Franz Kern ge- boren. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er, übrigens gegen den Widerstand des Vaters, bei dem Landschaftsmaler und Lithographen Johann Georg Sauter in Aulendorf. Wichtiger jedoch für seine weitere künstlerische Entwicklung und für sein Leben überhaupt war das Studium an der Wiener Akademie in der Klasse von Peter KralTt von 1823 bis 1827. Als Enkelschüler von H. Füger und L. David hat er zweifellos eine solide Ausbildung in der nachwirkenden klassizistischen Fi- gurenkumposition und monumentaler Ge- staltung erfahren, doch sind Beispiele eigener Tätigkeit vereinzelt geblieben. 1834 schuf Kern ein Altarbild für seine Heimat- gemeinde, bei dem er sich an ein Wiener Vorbild hielt, und fünfzehn Jahre später sind Wandmalereien von ihm für die Ortschaft Laubach in Schwaben und für Schweizer Kirchen bezeugt. Aus seiner Lehrzeit und den folgenden Jahren sind nur Pnrträtminiaturen und Bilclniszeicha nungen bekannt, mit denen er anscheinend schon als Schüler sich einen Namen ge- macht und seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Auch als Illustrator war er tätig, und 26 seine Rollenbilder und Schauspielerpor- träts wurden für Bäuerles Theaterzeirung gestochen und auch als Einzelblätter ver- trieben. Die oftmals sehr kleinformatigen Bildnis- miniaturen sind in einer Pünkteltechnik ausgeführt, bei der ungebrochene Aquarell- farben unvetbunden nebeneinandergcsetzt sind. Diese Methode, mit der auch größere Flächen und selbst der gesamte Hintergrund ausgeführt sind und der Kern in seinen Aquarellen auch weiterhin treu blieb, er- innert mehr an dic Lithographien Krie- hubers als an die Bilder seines Lehrers Peter Krafft oder die Arbeiten von Amer- ling und Rahl, mit denen er befreundet gewesen ist. Ein Weiteres Thcmcngcbiet, das ihm reich- liche Beschäftigung, besonders durch den kaiserlichen Hof und die adelige Gesell- schaft sicherte, war die Interieurmalerei. Mit der gleichen Akribie, die seine Porträt- miniaturen auszeichnet, vertiefte er sich in die Details der Innenräume, so daß seinen Bildern vielfach dokumentarischer Charakter zukommt. Das Appartement des Fürsten Metternich im Historischen Mu- seum der Stadt Wien ist ein solches Beispiel, ein anderes das Innere der Preßburger Krönungskirche mit dem Hochaltar von Georg Raphael Donner vor dessen Zer- legung, von der es eine Ansicht in der Albertina, eine andere in der Schenkung Dr. Darnianos gibt. Eine große Zahl solcher Aquarelle muß sich noch, vielleicht unerkannt, in privaten Besitz belinden. Den größten Anklang aber scheinen seine kleinen genrehaften Aquarelle gefunden zu haben. Viele dieser Szenen mußte Kern auf Wunsch neuer Besteller Wiederholen, und um diesem Ansprüchen gerecht werden zu können, hat er sich Pausen seiner Arbeiten angefertigt, von denen sich eine größere Anzahl im Nachlaßkonvolut erhalten hat. Auf diesen Werkstattbehelfen hat der Maler dann auch vermerkt, für wen das Original bestimmt war und wer Repliken davon erworben hat. Im Verein mit einem Kassatagebuch, das sich im Besitz der Erben Dr. Darnian0s' beündet, kann daraus ein recht genaues Bild seiner Tätigkeit gewonnen Werden. Matthcus Kern hat jedoch nicht immer eine einmal gefundene Formulierung genau wiederholt, sondern sie mehr oder weniger verändert und variiert. Das Beispiel eines vogelstellenden Knaben, von dem sich in der Sammlung Meran ein 1842 datiertes Aquarell und in dem Legat an die Akademie die 1843 be- zeichnete Kompositionspause erhalten hat,