VVIK- aunu wenn... {A615 AVlGLLAlnulx-Vuuaöylxuaa; in allen Einzelheiten wörtlich darzustellen bemüht war, zeigt auch seine Lösung des Details mit der Darstellung Gottvaters. Hier lag ein schwieriges Problem vor. Im Evangelium heißt es: „Da überschattete sie eine lichte Wolke und eine Stimme von oben erscholl: Dieses ist mein geliebter Sohn . . ." Gottvater durfte somit nicht sichtbar sein. Wenn wir Berninis Zeichnung für die Putten im Scheitel des Ovals der Glorie - heute in der Windsor Library 30 - betrachten (Abb. 27), dann sehen wir in einer Reihe von Varianten ein Hiegendes Puttenpaar. In der Ausführung der Glorie sind diese Putten etwas höher vorhanden. Zwischen ihnen aber ragt heute als etwas unmotiviert an- mutende Neuetung ein dritter Engel weit in das Oval der Glorie hinein. Sein Kopf und seine Schultern sind unsichtbar, Rumpf und Beine ragen nach unten. Mit dieser Zu- tat hat Bernini das im Scheitel des Reliefs nur Hach eingetragene Motiv Gottvaters dem Blick des Beschauers entzogen. „De nube", wie das Evangelium es verlangt, er- tönt seine Stimme, nur dem Priester unten am Altar bleibt er noch leicht sichtbar. Durch die Einfügung der Transüguration lösen sich aber auch noch andere Unge- reimtheiten der Glorie sinnvoll auf. Der unten rechts in das Oval ragende Wolken- zacken der Glorie bildet zu den ähnlich er- regt verlaufenden Faltenkanten des Elias eine kompositionell entsprechende davor- liegende Begrenzung. Damit wird in einer vorderen Bildebene die Wolke als Kulisse von der Verklärung abgehoben. Ähnlich sinnvoll fügen sich die scheinbar unnötig weit vorragenden Engelsköpfe auf der Wolkenkonsole links in die neue Kompo- sition ein. Unter dem Arm des Moses mit den Gesetzestafeln haben sie die gleiche Rolle einer Kulisse, ohne Wichtige Stellen des Bildes zu verdecken. Das Licht der Verklärungsszene, das nun aus der tief gestaffelten, reich gegliederten Wolkenmasse bricht, hat keinen ovalen Umriß mehr. Berninis Schöpfung - bis ins letzte die große Idee realisierend - wird bekrönt durch die Vorstellung des Kreuzes, das in diesem Lichtfeld erscheint. Der Strahlenausschnitt hat ungefähre Kreuz- form, ebenso die Gestalt Christi. Damit steht die Lösung wiederum irn Dienste der Idee: Die Verklärung als Vorausschau der Erlösung durch den Kreuzestod. Diese nach allen Gesichtspunkten des Evan- geliums und der Ikonologie wohldurch- dachte Komposition kann nur nach ausführ- lichen Beratungen zwischen dem Künstler und seinem Bauherrn, Papst Alexander VII., unter Mitwirkung bedeutender Theologen wie des jesuitengenerals Gian Paolo Oliva 31 entstanden sein. Leider sind uns bisher keine Archivalien über diese Vor- gänge bekannt geworden. Technisch ist die Herstellung dieses Mittel- feldes als großer figurengeschmückter Fen- sterrahmen zu denken (Abb. 14). Auf die ovale, mit radiären Eisenverstrebungen ver- sehene Konstruktion war der plastische 8 zu befestigen. Die Gestalt Christi war sta- tisch leicht im Schnittpunkt der Eisenstäbe zu befestigen. Die Öffnungen waren zu ver- glasen,die Vorderseiten der Eisenstege waren so wie der ganze Figurenschmuck zu ver- golden. Gleich der heutigen Glasscheibe ist dann das Ganze von rückwärts einzusetzen. Mit der Einfügung der Verklärung wird Berninis Altarwerk mit der Cathedra nun- mehr erst zum Hochaltar und zu einer Schöpfung von größter Geschlossenheit und Schönheit. Über dem Thron Petri er- hebt sich nun als letzte Steigerung die Vision Petri am Berge Tabor. Das Bild des licht- umfiuteten Christus in der Verklärung in- mitten der Engelsglorie in der aufbrechen- den Wolke gibt darüber hinaus dem ganzen weiten Raum in der Längsachse jenes christliche Zielbild, das die hohe Bedeutung des Ortes erfordert. DAS MOTIV DER TAUBE IM BILD- PROGRAMM VON NEU-ST.-PETER Durch Herbert Siebenhüners 32 Darstellung des Baugeschehens in den Jahrzehnten zwischen dem Kuppelbau Michelangelos und den Ausstattungsarbeiten unter Papst Paul V. (1605-1621) kennen wir das jahr- zehntelange Ringen um die Innenausstat- tung. Im großen Kuppelbezirk bildeten die Apostelgräber die architektonische Mitte. Die Bildthemen galten anfangs vorwie- gend dem petrinischen Bilderkreis. Auf- wendige Projekte für Papstdenkmäler wur- den immer mehr zurückgestellt, beste- hende Grabmäler verlegt. In der Person des Kardinals Cesare Batonio tritt erstmalig ein überragender Autor eines „Concetto" auf. Die „Congregazione della Fabrica di San Pietro", eine Versammlung von Kardi- nälen, erhält unter Papst Paul V. erstmals umfassendere Befugnisse 33. Nach Abbruch des Hochaltars und der Tri- buna von Alt-SL-Peter waren vor allem zwei wichtige Aufgaben zu lösen: Erstens die Errichtung aller für den Gottesdienst not- wendigen Elemente und zweitens eine der Architektur des Bauwerkes entsprechende würdige Neuaufstellung der großen Reli- quien. Bei diesen Aufgaben tritt uns schon unter Urban VIII. der junge Gianlorenzo Bernini 1624-1633 als Schöpfer des Baldachins und des Papstaltares im Zentrum des Kuppel- raumes über den Apostelgräbern entgegen. Gleichzeitig gestaltet er in den vier Kuppel- pfeilern die Nischen für die Statuen der Heiligen Veronica, Helena, Longinus und Andreas und postiert in darüberliegenden Balkonen die Reliquien. Damit ist das Bild- programm des Kuppelraumes vor allem auf den Kreuzestod Christi bezogen worden. Hans Kaufmann 34 hat uns die Bedeutung des Baldachins und seine ästhetische Ein- ordnung im Kuppelbezirk dargelegt. Von der Laterne der Kuppel mit der Darstellung Gottvaters über die Kuppelwölbung mit dem Bild Gottsohns (in der Deesis mit den Aposteln) zielt die lotrechte Achse eines trinitarischen Bilderkreises hinab zur Taube des H1. Geistes im Deckel des Baldachins. ANMERKUNGEN 3D - 34 19 Braucr-Wittkower. a. a. 0., Nr. 19. 11 Giovauxni Paolo 01m, Rektor des Gctmaniculns, m: 1664 Gcneral des jesuilenordens, w" ringt! mit Bernini befreun- det. Wieweit ihr: Gcspräch: Konkretes zur Ausführung von Kunstwerken beigetragen haben, ist nicht feststellbar. 31 Hctbcxt Sicbenhünex, Umrisse zur Geschichte dcr Auv- stattung von St Peter in Rom von Paul III. bis Paul V. 1547-1606). ' ' Festschrift fur Hans Scdlmlyr, Münchun 962, S. 2297321. 11 n, Siebenhünex, a. a. 0., s. 2941295. 14 Hans Kaufmeum, a. a. 0., s. 222 r.