vollendete Neuaufstellung mit Bedacht die reine Chronologie gewählt. Dieses Prinzip ist systematisch durchgehalten, in der musealen Darstellung einer Epoche, eines Kulturkreises, eines speziellen hochpoli- tischen Ereignisses. Damit soll ein Höchst- maß an historischer Anschaulichkeit erzielt werden. Der Spezialist, der z. B. eine bestimmte Waflcngattung (etwa die Handfeuerwaffe) studieren will, findet ohne weiteres die Gegenstände seines besonderen Interesses in der historischen Folge der Säle. Er Endet sie zu ihrem besseren allgemeinen Vera ständnis umgeben von den Waffen und dem Rüstzeug aller anderen Gattungen, mit denen sie jeweils zusammen getragen wurden. Eine Sammlung wie diese, gegründet im Geschichtsbewußtsein einer Dynastie, von Generation zu Generation aus erinnerungs- reichen Gegenständen des kriegerischen, des sportlichen und des Festgebrauches erwachsen, verlangt diese Ordnung im Grunde von sich aus. Dabei verbindet sich historische Bedeutsam- keit jedes einzelnen Objektes, und sei es noch so klein, mit künstlerischer Erlesen- heit, mit typologischer Besonderheit, mit jeweils höchster technischer Vollendung. Das prunkvollste Waffengerät und Rüst- zeug, das reine „Kabinettstückf mußte dennoch immer gebrauchsfähig sein, der reich geschmückte Harnisch hatte genau auf den Leib seines Trägers zu passen. Er hatte seine praktische Funktion entweder im Felde oder bei einer „joyeuse entree" zu erfüllen. Das verschwenderisch deko- rierte Gewehr ist nicht Attrappe und bloßes Schaustiick. Sein Mechanismus hatte un- tadelig zu sein, es mußtc sein Ziel treffen, wenn nicht auf der Jagd in der freien Natur, so beim Schuß auf die Scheibe, wenn der Fürst ein Preisschicßen veranstaltete. Groß ist der Ehrgeiz des Kaiserhauses, auf diesem höchst wichtigen Gebiet an der Spitze zu stehen, Womöglich von keiner anderen Herrscherfamilie übertroffen zu werden - nicht vom König von Frankreich und nicht vom türkischen Großsultan. Dies sind die beiden ständigen mächtigen Rivalen in West und Ost, die entscheidenden Trieb- kräfte nicht nur in der Politik, sondern ebenso was Kunstmäzenatentum, was För- derung des Prunkwaffenwesens betrifft. Wahrlich, dieser Ehrgeiz ist durch die Jahr- hunderte ein bestimmender Beweggrund für den Ausbau der habsburgischen dyna- stischen Rüstkammern. Diese in ihrer überragenden Bedeutsamkeit möglichst vollständig, überschaubar und eindrucksvoll darzustellen, ist die wesent- liche Aufgabe einer Musealgestaltung unse- rer Zeit. Die überzeugende Wirkung ging seit je von ihren rund 250 individuellen Harnischen aus. Alle Formen und Arten des 15. bis 18. Jahrhunderts sind vertreten, getragen von Fürsten und Feldherren. Einzeln überlieferte Harnischteile, vor allem Helme und Schilde, Kürißsättel und 8 Jörg Scqscnhofcr, Innsbruck, datiert 15:1. und Leonhzrd Mcuxl (Alzmalcr): Küriß (schwcrcr Reilerhamisch) aus einer Hamisch- reihe a: spitcrcn Kaisers Fcrdinand 1. (1503-1554). (A 412 a)