zeichnenderweise gibt es schließlich Fuß- turniete nur noch auf dem barocken Theater, in der Oper, als Schaustellung und Spiel. Aus der taktisch bedingten Dressur des Kriegspferdes, dessen gesamte Be- wegungen der Attacke und dem Schutz des Reiters zu dienen hatten, wird mit einer Wandlung ins Ästhetische und Artistische die Spanische Hofreitschule. Die Fecht- kunst, durch die FeuerwaEe im Grunde zum reinen Sport mit lediglich ganz be- schränkter Bedeutung im Felde gestempelt, erhält sich wohl bis heute. Aber sie lebt außer in der Form des gestellten und ge- regelten Zweikampfes lediglich als Körper- und Geschicklichkeitsübung. Der Streit- kolben ist endgültig zum Rangabzeichen geworden. Seine letzte Form ist der Mar- schallstab, nicht mehr die Waffe, sondern Symbol und Schmuckstück. Die Stangen- waife überdauert, nachdem die Pike als ihre letzte Form im Felde ihre Rolle beim Infanteristen des 17. Jahrhunderts ausge- spielt hat, nur noch als Rangsymbol von Offizier und Unteroflizier des 18. Jahr- hunderts. In den noch bestehenden Monar- chien erfüllt sie eine letzte Funktion als Prunkstück der Leibgarden. Die Vorherrschaft der durch chemische und technische Erfindung ins Leben gerufenen Feuerwaffe als einzig ernst zu nehmendes Kampfmittel ist im 2. Viertel des 17. Jahr- hunderts endgültig entschieden. Für den Fürsten bedeutet dies, daß neben der fort- gesetzten Übung im Reitsport die Beherr- schung der Handfeuerwaffe in all ihren Formen immer intensiver geübt werden muß, will er vor seinen Soldaten, vor seinem Hofstaat, vor dem Publikum seiner Feste als „sportliche" Erscheinung, in seinen Körperkräften, seiner Reaktions- fähigkeit, Wendigkeit und Geschicklichkeit bestehen. Gelegenheit und Mittel dazu war vordem das Turnier. Kaiser Maximilian I. hatte es in 21 Formen kodiüziert. Jetzt ist es das festliche Scheibenschießen und die Jagd. Besonders die Jagd, weidmännisch aufgefaßt und betrieben, verbindet den Herrscher mit der Natur außerhalb der festen Mauern seiner engen Residenz. Im Falle Wiens war diese oft genug durch den Feind von Ost und auch von Nord tödlich gefährdet. 15 Augpburg (Konxad llichtcrä), datien 1551: Prunkharnisch du: Blau-goldenen Gamilur des Spättrtn Kaisers Maximilian n. (1527-1564). (A svs) Infolge dcr Ausweitung über die Periode 1620 hinaus ist die riesige Säulengalerie im Obergeschoß der Neuen Burg seit 1967 durch die Waffensammlung belegt und mit neuer Vitrinenausstattung versehen. Hier also herrscht ganz im Gegensatz zum harnisch- prunkenden Ringstraßentrakt die Hand- feuerwalfc ganz offensichtlich vor. Büchse, Flinte und Pistole sind in einer Vielfalt der Formen und der dekorativen Möglichkeiten in einem konstruktiven Erfindungsreichtum vertreten, den wahrhaft niemand bisher auch nur ahnen konnte. Die Hvfjagd- und Gewehr- kammem stellen den Hauptteil des zur Schau gebrachten Materials. Daß die Aufstellung heute bis zum Ende der Monarchie, bis 1918, fortgeführt er- 11