AUSSTELLUNG
PABLO
PICASSO
Veranstaltet vom Kulturamt da; Stadt Wien gemeinsam mit der Graphischen Sammlung Albertina
"OSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST
24.APRlL-V1fV.fJUNl1S?3738L WIEN I. WEISKIFICHNERSTRASSE TÄGLilCfH10-21UHE
Führungen Montag 19 Uhr, Dienstag 17 Uhr, Mittwoch 10.30 und 19 Uhr, Donnerstag 17 Uhr,
Freitag 17 Uhr, Samstag 10.30 und 17 Uhr, Sonntag 10.30 und 17 Uhr Auskünfte Tel. 72 56 96
KUNSTHAUS AM MUSEUM
CAROLA VAN HAM
KÖLN AM RHEIN DRUSUSGASSE 1M; TELEPHON 233137
Postscheckkonto Köln 185660 Bankkonto 5101068 Commerzbank Köln
54. AUKTION
10.-12. Juni 1968
BESlCHTlGUNG VOM 31. HAI-B. JUNI 1968
außer an S0nn- und Feiertagen
MÖBEL KU STG EWE RB u. a. eine große Kollektion
Meißen-Porzellane des 19. und 20. Jahrhunderts SKULPTUREN
GEMÄLDE GRAPHIK
Reich bebilderter Katalog DM 5,50
35. AUKTION
24. Juni 1968
NACHLASS DER BARONIN P. M. DE VOS
VAN NEDERVEEN, ARNHEIM
Meißen-Gruppe. Allegorische Darstellung. 17405O
Inhalt
lnhuli
Tiielbild
22
28
36
40
42
A6
48
49
55
56
Bruno Thomas
Hermann Slelnlnger
Maria Razumovsky
Ernsl Köller
Krisilun Soirifler
Alois Vogel
Rudolf Ulllk
Peler Baum
Die neue KOIIZQPÜOH der Wiener Wuffensummlun
Leibrüsikammer und Hofjagdkammer
Neuzeitliche Keramik in Niederösterreich
Die Gruün Leon Rusumofsky und ihre Wohnunge
Das Grazer Rulhuus Enisiehung und Wandlung
Adi Holzer Siebdrucke
Der Bildhauer Roland Goeschl
Beiruchlungen zu den Quellen des "Schöpferischel
der Malerei
Kunstförderung Alibi oder Verpflichiung
Aus dem Kunsileben
Aus dem Kunsihclndel
Buchbesprechungen
Lorenz Helmschmid, Augsburg, um 1480 spüigoiischer Reiierhcirnisch Erzhs
Sigmunds von Tirol 1427-1496 aus der Wuffenscimmlung des Kunsvhislori
Museums. Wien
Kunsbbeilage
Adolf Frohner, StudienbluH. Lithographie, 1968
Bildnuchweis
Graphische Sammlung Alberfinci. Wien. S. 49 H. Buar. Wien. S. 53 P.
Wien. S. 49-52 E. M. Buumclnn. Galerie Münsier, Bern. S. 52 O. Bre
Wien. S. 42, 44. 45 Archiv Studfmuseum Graz, S. 36-39 Archiv ,.Kuns
cim Museum"-Cciroiu vun Hum. Köln. S. 54 F. Hubmcinn. Wien. Tiielbi
Photoarchiv Kunsthistorisches Museum. Wien, S. 6. 9. 13. 16. 18. 20
urchiv Kunsihistorisches Museum, Wien Junghons-Berlin. S. 20 Kuns1his1or
Museum, Wien E. Mundl. S. 4. 10 V. Oberhummer, S. 17 E. Schw
S. 5. 7-15. 18-21 Aus dem Katalog Georges Muthieu "14 Plakate fü
Air Frunce". S. 50 Niederösmrreichische Landrßregierurig. Bilds1elle F. Gme
Wien. S. 23-27
Vorschau au! Heft 99
Die Wandmalereien des XI. Jahrhunderts im ehemaligen Weslchor der Kl
kirche von Lambach Johann Chrisloph Liska und seine Slellung im böhmi
Hochbarock Süddeulsche Schiffskanzeln Slernberger Fayencen Ösler
Beilrag für die Europurol-Ausslellung 1968 in Paris Das Glasmuseum in Gr
NÖ. Über den Maler Josef Mikl Der Bildhauer Franz Anton Couful
Maler und Graphiker Ernst lnsam Picasso-Ausslellung in Wien
im Maijluni
Herausgeber. Eigenlümer und Verleger
Produklionsleiiung
Rßdaldion
Erscheinen und Preis
Anznigen
Bulug
Druck und Klischees
13. Jahrgang 1968 alte und moderne
Herausgeber Dr. Kur! Rossacher Eigentümer und Verleger Österreichischer Bunde
für Unterricht. Wissenschaft und Kunst Produktionsleitung Prof. Dr. Aiois Ruttenstei
alle Wien I. Schwcirxenbergstruße Tel. 52 25 61
Chefredakteur Dir. Dr. Wilhelm Mrazek. veranlwarll. für den Inhalt Dr. Franz Windisch-
Dr. Ernst Köller Peter Baum Aiois Vogel Leopoid Netopil, graphische Gestalt
alle Österreichisches Museum für angewandte Kunst. Wien Stubenring Tel. 72
Alle Manuskripte sind an die Redaktion zu richten Für unverlangt eingehende Munu
und Fotos wird keine Haftung übernommen
Nie und moderne Kunst erscheint 1968 im Februar, April. Juni. August. Oktober und Dez
Jahresabonnement Doppelnummern öS290,- und öS Porto DM49.-, sin!
Einzelheft öS 56,-. DM 9,30, sfr. 10,50 Einzelnummern- sowie DM- und sfn-Preise inkl.
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Alle und moderne Kunst ist zu beziehen durch jede Buch- und Kunsthnndlung oder den Ve
Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers
Druck- und Buchbinderarbeit G. Gislel B. Cie., Wien III, Münzgasse Klischees
Chemigruphische Kunstanstalt R. Seyss KG, Wien
Bruno Thomas
DIE NEUE KONZEPTION
DER WIENER
WAFFENSAMMLUNG
LEIBRÜSTKAMMER UND
HOFJAGDKAMMER
Der Österreicher hat gewiß nicht die Ver-
anlagung, von sich und seinen Leistungen
in Superlativen zu sprechen. Er ist viel zu
skeptisch, kritisch und sclbstironisch ge-
boren, um sich leichthin das Schönste,
das Größte, das Beste" auf diesem oder
jenem Gebiet zuzuschreiben. Natürlich
liebt er manche Dinge um sich herum und
läßt sie von anderen gar nicht gern kriti-
sieren. Aber das steht auf einem anderen
Blatt.
Aus dieser Veranlagung heraus sprechen
gerade Österreicher, zum Teil bis in die
letzte Zeit, von der Wiener Waffensamm-
lung des Kunsthistorischen Museums in der
Neuen Burg als der zweitgrößten in der
Welt. Damit aber tun sie diesem Monument
verklungener geschichtlicher Größe und
überlegenen Kunstvcrständnisses der öster-
reichischen Habsburger unrecht. Grund
dafür ist die ebenso ehrfürchtige wie nebel-
hafte Vorstellung, daß Wien von der
spanisch-habsburgischen Real Armeria in
Madrid übertroffen werde. Der hohe Ruf
dieser Königlichen Rüstkammer" knüpft
sich an die Person des einzigen Kaisers auf
dem spanischen Königsthron, an den Habs-
burger Karl V.
Der Name Charles-Quint überragt aller-
dings, vor allem im Westen Europas, an
Nachruhm entschieden den aller anderen
Habsburger. Sicherlich ist sein Kunst-
empiinden über jeden Zweifel erhaben.
Seine Madrider Harnische sind ein einzig-
artiges Vermächtnis, seine Handfeuer-
waffen desgleichen. Aber ist sein öster-
reichischer Großvater, der Letzte Ritter",
als Mäzen der Prunkwaffe nicht noch
bedeutender? Ist Maximilians I. riesiges
spätgotisch-rcnaissancemäßiges Waffcnerbe,
das zum weitaus überwiegenden Teil in
Wien bewahrt wird, in seiner Art nicht
zumindest ebenso bewundernswert wie die
Prunkwaifen seines Enkels in Madrid? In
vier zum Teil riesigen Sälen sind in Wien
die Waffen aus der Zeit Maximilians I.
und seiner Vorfahren zusammengefaßt. In
Madrid findet das Entsprechende in einer
Zimmerecke Platz. Ist nicht das ganze
16. Jahrhundert in Wien unvergleichlich
vielfältiger vertreten? Ist nicht die Jagd-
sammlung um ein mehrfaches umfang-
reicher und umfassender?
Ein Vergleich mit den verwandten Samm-
lungen höchsten Ranges hätte jeweils Saal
für Saal, Bestand für Bestand, womöglich
Stück für Stück zu erfolgen. Dies war in
Wien allerdings, wie zugegeben werden
muß, dem Publikum gleichwie den Fach-
leuten kaum möglich. Zu viele Objekte der
durch wiederholte Zusammenschlüsse im
Laufe von Jahrhunderten immer mehr an-
gewachsenen Sammlung waren wegen
Platzmangels in die Depots verbannt.
Schwierigkeiten technischer und budge-
tärer Natur stellten sich lange Jahre hin-
durch einer systematischen Schaubar-
machung und damit dem ernsthaften
internationalen Vergleich unserer Schätze
entgegen.
im ,....1W...w...
Ü. ..
vawß. Es... WÄÄUWM ..
lraum dcs Halbkrcisbaucs Waf
nzcitaller, Prunkstück Kaiser
von was, Hohdlszeichzn du
Siebenbürgen
aus Österreich
Hd Türken
mßfümenzum
Zudem verhinderte im Inland manches
Ressentiment historischer, zum Teil partei-
politischer Natur eine sachliche, unvor-
eingenommen urteilende Annäherung an
den Gegenstand und seine unparteiische
Wertung nach seiner Rangordnung. Die
Sowjetunion pflegt sehr wohl das An-
denken der russischen Zaren und deren
martialischer Hinterlassenschaft. Peter I.
ist wieder Peter der Große. Iwan der
Schreckliche ist Iwan der Große geworden.
Österreich zuerkannt keinem seiner Herr-
scher den Beinamen der Große". Im
Gegenteil, wahre Größe seiner Regenten
ist oft eher der Mißgunst ausgesetzt. Sie
wird verschwiegen, verheimlicht, ver-
kleinert. Nur ein kleines Beispiel. Keinem
Kaiser wurde etwa je eine österreichische
Sonderbriefmarke oder eine Münzprägung
gewidmet. Darin steckt ein ganzer Komplex
unbewältigter Vergangenheit. Es sind die
auswärtigen Kenner, vor allem der anglo-
amerikanischen Lande, die es uns wohl-
überlegt und neidlos immer wieder ver-
sichern Die Wiener Waffensammlung ist
in ihrer Gesamterscheinung einfach die
kostbarste, die umfassendste der abend-
ländischen Welt. Gewiß, Madrid etwa
weist mehr Harnischgarnituren des Augs-
burger Meisterplattners Desiderius Helm-
schmid auf. Dresden bewahrt eine größere
Degen- und Textilsammlung. Stockholm
und Kopenhagen verfügen über unver-
gleichliche Königsgewänder des 17. und
18. Jahrhunderts. Moskau hütet die prunk-
vollsten historischen Sättel und Reitzeuge.
Die Harnische der königlichen Werkstätten
von Greenwich können nirgends so gut
studiert werden wie in London. Gegenüber
jedem dieser Spezialbestände jedoch kann
in Wien auf verwandtcrn Gebiet durch-
aus ein vergleichbares Plus verzeichnet
werden.
Schon im 13. und 14. Jahrhundert hat es
vereinzelt deutsche Könige aus dem Hause
Habsburg gegeben, deren Herrschaft von
Wien ausging. Ab 1438 aber wird das
Römische Reich Deutscher Nation mit der
einzigen Ausnahme der Jahre 1740 bis
1745 bis zu seiner Auflösung im Jahre 1806
von Wien aus regiert. Das Kaiserreich
Österreich und später Österreich-Ungarn
hat unter Habsburg-Lothringen seinen
Mittelpunkt 1804 bis 1918 in Wien. Hier
hat nicht nur ein einzelner Kaiser residiert
Wie in Madrid. Von Wien aus haben an die
zwanzig Kaiser und Könige geherrscht.
Sie waren von Anfang an umgeben von
vielen, und zwar von den verschieden-
artigsten Völkern mit fremdartigen Spra-
chen und mit eigenständiger Kultur. Die
Kaiser herrschten als Kaiser eben nicht in
nationalen Schranken und nicht mit chau-
vinistischen Absichten, sondern im Sinne
übergeordneter, vereinigender Begriffe, das
alte römische Weltreich der Cäsaren vor
ihrem geistigen Auge.
So lehrt es in einzigartiger Weise, die
Wiener Schatzkammer. Andere Institu-
tionen ihrer Art mögen mehr blitzende
Italienisch Mail da, um 1400
Hundsgugel Visicrhclm. womöglich Hurzog Ernst
von Steiermark 137771424. IuWNK. 24
Deutsch, um 1440
Zßrcmonialschwerl samt Scheide des späteren Kaisers
Friedrich HI. 1415-1493. 142
Süddcußdl. um 1474
Slreitkolhcn Kommandostab des späteren Kaiscrx
Maximilian I. l459f1519. paarwtises G0 enstück zu
dzm seines Vaters. Kaiser Friedrichs llL. rschcinlich
im der Belagerung von Neuß am Nicderrhein.
Spauischvmnurisch. 2. Hälfte ISJahXhundCIK
Adarg besticklcr uxdcrschild, lnnenscite. wohl von
der Erobcrung Gnnadz 1492 hcrführcnd. 195
Malthcs Deutsch. Lmdshxlr. daticrl H98
ruxmzcugrrunr rharnisch fürdasaltc deutsche Rcnucn
aus dem 'l'umierp.u'k K. Maxlmilium vlcllcicht
zum Ikcuucn am Fßlnachläunnlag 1498 Herzog.
SpMCr Kurfurst, Johann dem Bcslälnligen von Szwhscn
Innsbrud; hunutzt. IV
Ercole du Fidclx äAlonlnnc da Scsso, Rmn 1509
Pzurwelsc hwencr KGISC! Maximilians l. und wincs
Enkvtb, dvi Spi 1m Kaiseri Karl V.. zur Ällfnahnu in
an -1-.-1.-r Riucnchafl durch Papst juliux n. dclla
rf A4 ajsp
Edelsteine, mehr Brillanten aufweisen. Der
geschichtliche Hintergrund schaßt in der
VUiener Schatzkammer die unvergleichliche
Atmosphäre. Diese ganz besondere Stellung
Österreichs und Wiens inmitten des Kon-
tinents muß notwendigerweise auf eine
besondere Art auch in der Waffensammlung
manifest werden. Handelt es sich doch hier
um die Prunkrüstkammcrn jener Kaiser,
Könige und Erzherzoge, Regenten und
Statthalter, die im Laufe der Jahrhunderte
zeitweise über halb Europa, ja im XVechsel
gar über zwei Drittel des europäischen
Festlandes geboten.
Wo in Europa hätte sich nicht das Fahnen-
tuch mit dem kaiserlichen schwarzen Dop-
peladler auf goldenem Grund entfaltet?
Wo findet man nicht überall den rot-weiß-
roten Bindenschild der Casa de Austria, der
Maison dUXutriehel Dieses Wappen hat
vom kleinen, innersten Österreich, vom
Waldviertel, vorn Poigengau, seinen Aus-
gang genommen. Zwischen Portugal und
Polen, zwischen den Niederlanden und dem
Balkan, von der tlänischen Grenze bis
Sizilien, über alle damaligen und heutigen
Grenzen hinweg zeugt es heute noch von
einer Großmacht und von einer Vergangen-
heit, deren Phasen bis ins einzelne wahrlich
nirgendwo anders so anschaulich zu ver-
folgen sind wie in der Leibrüstkammer
jenes Herrschergeschlechtes, welches all
dies einstens zusammengefaßt und zu-
sammengehalten hat. llin großer Atem
weht durch diese Sammlung. liine Weite
der Gesichtspunkte eröffnet sich an dieser
Stelle.
Diese Warfensammlung" ist eine der
wenigen auf der Welt, die ganz einheitlich
aus dem Gebrauch, dem Sammeleifer und
dem Bewahrungssinn einer einzigen Familie
geschlossen hervorgegangen und erhalten
sind. Es gibt von dieser unverfälschten Art
ältester Wal-"fenmuseen kaum mehr als ein
Dutzend.
Seit man überhaupt Nutzgegenstände des
weltlichen Lebens gesammelt hat, um sie
der Nachwelt als Zeugnis, als Dokument
der Vergangenheit zu überliefern, also etwa
seit 1400, hat diese konservativ behütete
Institution sich stetig ausgeweitet. Es handelt
sich hier um einen Organismus, der in
Jahrhunderten erwachsen ist zum Ge-
dächtnis der Vorfahren, ihrer Taten, ihres
Aufstieges, der Erweiterung ihrer Terri-
torien, zur Erinnerung an ihre Zeremonien
und Feiern, zum Hinweis auf ihre ver-
wandtschaftlichen Beziehungen, ihre ge-
sellschaftliche Umgebung, ihre Freunde
und ihre Feinde. Dieses letzte wird in
besonderer Weise evident in der einzig-
artigen Heldenrüstkammer Erzherzog Fer-
dinands 11., angelegt auf Schloß Ambras
bei Innsbruck aber auch in der Auf-
sammlung der hervorragenden, im Felde
eroberten Türkenbeute.
Als Ordnungsprinzip für das ebenso reich-
haltige wie in sich homogene Material der
Wiener Waffcnsammlung haben wir für die
Wo in Europa hätte sich nicht das Fahnen-
tuch mit dem kaiserlichen schwarzen Dop-
peladler auf goldenem Grund entfaltet?
Wo findet man nicht überall den rot-weiß-
roten Bindenschild der Casa de Austria, der
Maison d'Autriche! Dieses Wappen hat
vom kleinen, innersten Österreich, vom
Waldviertel, vom Poigengau, seinen Aus-
gang genommen. Zwischen Portugal und
Polen, zwischen den Niederlanden und dem
Balkan, von der dänischen Grenze bis
Sizilien, über alle damaligen und heutigen
Grenzen hinweg zeugt es heute noch von
einer Großmacht und von einer Vergangen-
heit, deren Phasen bis ins einzelne wahrlich
nirgendwo anders so anschaulich zu ver-
folgen sind wie in der Leibrüstkammer
jenes Herrschergeschlechtes, welches all
dies einstens zusammengefaßt und zu-
sammengehalten hat. Ein großer Atem
weht durch diese Sammlung. Eine Weite
der Gesichtspunkte eröffnet sich an dieser
Stelle.
Diese Waffensammlung" ist eine der
wenigen auf der Welt, die ganz einheitlich
aus dem Gebrauch, dem Sammeleifer und
dem Bewahrungssinn einer einzigen Familie
geschlossen hervorgegangen und erhalten
sind. Es gibt von dieser unverfälschten Art
ältester Waffenrnuseen kaum mehr als ein
Dutzend.
Seit man überhaupt Nutzgegenstände des
weltlichen Lebens gesammelt hat, um sie
der Nachwelt als Zeugnis, als Dokument
der Vergangenheit zu übcrliefern, also etwa
seit 1400, hat diese konservativ behütete
Institution sich stetig ausgeweitet. Es handelt
sich hier um einen Organismus, der in
Jahrhunderten erwachsen ist zum Ge-
dächtnis der Vorfahren, ihrer Taten, ihres
Aufstieges, der Erweiterung ihrer Terri-
torien, zur Erinnerung an ihre Zeremonien
und Feiern, zum Hinweis auf ihre ver-
wandtschaftlichen Beziehungen, ihre ge-
sellschaftliche Umgebung, ihre Freunde
und ihre Feinde. Dieses letzte wird in
besonderer Weise evident in der einzig-
artigen Heldenrüstkammer Erzherzog Fer-
dinands II., angelegt auf Schloß Ambras
bei Innsbruck aber auch in der Auf-
sammlung der hervorragenden, im Felde
eroberten Türkenbeute.
vollendete Neuaufstellung mit Bedacht die
reine Chronologie gewählt. Dieses Prinzip
ist systematisch durchgehalten, in der
musealen Darstellung einer Epoche, eines
Kulturkreises, eines speziellen hochpoli-
tischen Ereignisses. Damit soll ein Höchst-
maß an historischer Anschaulichkeit erzielt
werden.
Der Spezialist, der z. B. eine bestimmte
Waflcngattung etwa die Handfeuerwaffe
studieren will, findet ohne weiteres die
Gegenstände seines besonderen Interesses
in der historischen Folge der Säle. Er Endet
sie zu ihrem besseren allgemeinen Vera
ständnis umgeben von den Waffen und dem
Rüstzeug aller anderen Gattungen, mit
denen sie jeweils zusammen getragen
wurden.
Eine Sammlung wie diese, gegründet im
Geschichtsbewußtsein einer Dynastie, von
Generation zu Generation aus erinnerungs-
reichen Gegenständen des kriegerischen,
des sportlichen und des Festgebrauches
erwachsen, verlangt diese Ordnung im
Grunde von sich aus.
Dabei verbindet sich historische Bedeutsam-
keit jedes einzelnen Objektes, und sei es
noch so klein, mit künstlerischer Erlesen-
heit, mit typologischer Besonderheit, mit
jeweils höchster technischer Vollendung.
Das prunkvollste Waffengerät und Rüst-
zeug, das reine Kabinettstückf mußte
dennoch immer gebrauchsfähig sein, der
reich geschmückte Harnisch hatte genau
auf den Leib seines Trägers zu passen. Er
hatte seine praktische Funktion entweder
im Felde oder bei einer joyeuse entree"
zu erfüllen. Das verschwenderisch deko-
rierte Gewehr ist nicht Attrappe und bloßes
Schaustiick. Sein Mechanismus hatte un-
tadelig zu sein, es mußtc sein Ziel treffen,
wenn nicht auf der Jagd in der freien Natur,
so beim Schuß auf die Scheibe, wenn der
Fürst ein Preisschicßen veranstaltete.
Groß ist der Ehrgeiz des Kaiserhauses, auf
diesem höchst wichtigen Gebiet an der
Spitze zu stehen, Womöglich von keiner
anderen Herrscherfamilie übertroffen zu
werden nicht vom König von Frankreich
und nicht vom türkischen Großsultan. Dies
sind die beiden ständigen mächtigen Rivalen
in West und Ost, die entscheidenden Trieb-
kräfte nicht nur in der Politik, sondern
ebenso was Kunstmäzenatentum, was För-
derung des Prunkwaffenwesens betrifft.
Wahrlich, dieser Ehrgeiz ist durch die Jahr-
hunderte ein bestimmender Beweggrund
für den Ausbau der habsburgischen dyna-
stischen Rüstkammern.
Diese in ihrer überragenden Bedeutsamkeit
möglichst vollständig, überschaubar und
eindrucksvoll darzustellen, ist die wesent-
liche Aufgabe einer Musealgestaltung unse-
rer Zeit. Die überzeugende Wirkung ging
seit je von ihren rund 250 individuellen
Harnischen aus. Alle Formen und Arten
des 15. bis 18. Jahrhunderts sind vertreten,
getragen von Fürsten und Feldherren.
Einzeln überlieferte Harnischteile, vor
allem Helme und Schilde, Kürißsättel und
Jörg Scqscnhofcr, Innsbruck, datiert 151. und Leonhzrd
Mcuxl Alzmalcr
Küriß schwcrcr Reilerhamisch aus einer Hamisch-
reihe spitcrcn Kaisers Fcrdinand 1. 1503-1554.
412
11
Filippo Negroli, Mailand, datiert 1532
Lockenhehn allämicu und Schuppcxx-Ketmvxpnnzer de
Herzog von Urbinn FrJnCCSCx r. Maria m11 Rnvcrr
14917 15.114. 49x
Suddnmch Augsburg oder MlmChenF, um 1540150;
Kurzes Radschln ßgcwchr und selbslspanncndc um.
wohl aus der Guwtlxrkiunmcr
dmzmd 1. 27a. am
um 1a5llfnä
Gcatztc, vcrgoldclc und brunllc Prunksmrmhaubc.
444
.11.
Stuxmh 1-1- 11111311111111111-1 Form 111-1 .1.
1.1111 üaf Ynuyi. H. um Qrxmnen lahm.
".111 111821 r. 4211
Hunger rÄCHcxhwgrx1 m11 3111.1-
lul-gruxlgr .11-1un.11u1-1. u. "-111
Reitzeuge stellen eine zusätzliche Bereiche-
rung dar. Diese Vormachtstellung Wiens
insbesondere auf dem Gebiet der Schutz-
waffe ist, trotz mehrerer gewaltsamer Ein-
bußen, erhalten geblieben. Unter Napoleon
verlor die kaiserliche Sammlung auf Schloß
Ambras zehn, das Wiener kaiserliche Zeug-
haus 20 unersetzliche Harnische. Nach dem
ersten Weltkrieg waren wir gezwungen, aus
der Wiener Komponente der Walfen-
Sammlung an Budapest ein weiteres Dutzend
Hatnische abzugeben, die zu allcrmeist mit
Ungarn gar nichts zu tun hatten. Von den
Verlusten an Einzelwaffen in den beiden
genannten Fällen und anläßlieh der Plünde-
rung des Kaiserlichen Zeughauscs 1848
nicht zu reden. Ein Bildband Ehemals
kaiserliche Rüstkammern" ergäbe die über-
raschende Vorstellung von einer großarti-
gen Sammlung, die sich überall als eigenes
Museum sehen lassen könnte.
In den neun Sälen IiIX und den drei
Galerien AsC des Ringstraßentraktes be-
herrschen die Schutzwaöcn und das zuge-
hörige Kostüm zweifellos das Bild. Der
Harnisch, in seiner Frühzeit des 13. und
14. Jahrhunderts gegen die Armbrust ent-
wickelt, ist schon im 15. und 16. jahr-
hundert zum Schauobjekt, zum ritterlichen
Standesabzeichen geworden. Die Wirkung
der Feuerwaffe hat seine Stellung bereits
untergraben. Der geschwärzte und ge-
bläute Nutzharnisch der schweren Reiter,
der Kürisser", vor und nach 1600 bis in
den 30jährigen Krieg hinein, ist ein letzter
Versuch zur Abwehr der immer durch-
schlagskräftigeren Angriffswaffen.
Vom Frühmittelalter mit seinen Boden-
funden, die die Wissenschaft des Sparens
im 19. und 20. Jahrhundert vor die frü-
hesten habsburgischen Sammelgegenständc
gesetzt hat bis etwa 1620 umschließen
jene zwölf Säle die zusammengefaßten dyna-
stischen Ißib- und Heldenrürtleammern des
österreichischen Raumes. Rund um den
tonangebenden, monumentalen Harnisch,
der seinen individuellen Träger in seiner
Gestalt und seiner äußeren Erscheinungs-
weise vor Augen führt, der vom Geschmack
seines Besitzers und der Würde seines Auf-
tretens Zeugnis ablegt, stehen wie gesagt
in chronologischer und inhaltlicher Zu-
ordnung die übrigen Waffengattungen, die
damaligen AngriEswal-"fen Schwert und
Degen, Säbel und Hirschfänger, Dolch und
Messer; Streitkolben und Streitbeil; Stan-
genwaffen in reichster Formenvielfalt, Arm-
brust und frühe Handfeucrwaffe; Reit- und
jagdgerät, Leibfahnen als Accessoires. Damit
sind die historischen Gattungen von Waffe
und Rüstzeug aufgezählt.
Um 1620 ändert sich schlagartig das Bild.
Die Zusammensetzung der Bestände erfährt
einen grundlegenden Wandel. Der Harnisch
tritt zurück. Er fehlt auf weite Strecken
gänzlich. Im Krieg überholt, wird er auch
zu sportlichen Ertüchtigung unnötig. Das
Turnier zu Pferde, ursprünglich harte Vor-
schule für den Feldkampf, stirbt aus. Be-
zeichnenderweise gibt es schließlich Fuß-
turniete nur noch auf dem barocken
Theater, in der Oper, als Schaustellung und
Spiel. Aus der taktisch bedingten Dressur
des Kriegspferdes, dessen gesamte Be-
wegungen der Attacke und dem Schutz des
Reiters zu dienen hatten, wird mit einer
Wandlung ins Ästhetische und Artistische
die Spanische Hofreitschule. Die Fecht-
kunst, durch die FeuerwaEe im Grunde
zum reinen Sport mit lediglich ganz be-
schränkter Bedeutung im Felde gestempelt,
erhält sich wohl bis heute. Aber sie lebt
außer in der Form des gestellten und ge-
regelten Zweikampfes lediglich als Körper-
und Geschicklichkeitsübung. Der Streit-
kolben ist endgültig zum Rangabzeichen
geworden. Seine letzte Form ist der Mar-
schallstab, nicht mehr die Waffe, sondern
Symbol und Schmuckstück. Die Stangen-
waife überdauert, nachdem die Pike als
ihre letzte Form im Felde ihre Rolle beim
Infanteristen des 17. Jahrhunderts ausge-
spielt hat, nur noch als Rangsymbol von
Offizier und Unteroflizier des 18. Jahr-
hunderts. In den noch bestehenden Monar-
chien erfüllt sie eine letzte Funktion als
Prunkstück der Leibgarden.
Die Vorherrschaft der durch chemische und
technische Erfindung ins Leben gerufenen
Feuerwaffe als einzig ernst zu nehmendes
Kampfmittel ist im 2. Viertel des 17. Jahr-
hunderts endgültig entschieden. Für den
Fürsten bedeutet dies, daß neben der fort-
gesetzten Übung im Reitsport die Beherr-
schung der Handfeuerwaffe in all ihren
Formen immer intensiver geübt werden
muß, will er vor seinen Soldaten, vor
seinem Hofstaat, vor dem Publikum seiner
Feste als sportliche" Erscheinung, in
seinen Körperkräften, seiner Reaktions-
fähigkeit, Wendigkeit und Geschicklichkeit
bestehen. Gelegenheit und Mittel dazu war
vordem das Turnier. Kaiser Maximilian I.
hatte es in 21 Formen kodiüziert. Jetzt ist
es das festliche Scheibenschießen und die
Jagd. Besonders die Jagd, weidmännisch
aufgefaßt und betrieben, verbindet den
Herrscher mit der Natur außerhalb der
festen Mauern seiner engen Residenz. Im
Falle Wiens war diese oft genug durch den
Feind von Ost und auch von Nord tödlich
gefährdet.
15 Augpburg Konxad llichtcrä, datien 1551
Prunkharnisch du Blau-goldenen Gamilur des Spättrtn
Kaisers Maximilian n. 1527-1564. svs
Infolge dcr Ausweitung über die Periode
1620 hinaus ist die riesige Säulengalerie im
Obergeschoß der Neuen Burg seit 1967 durch
die Waffensammlung belegt und mit neuer
Vitrinenausstattung versehen. Hier also
herrscht ganz im Gegensatz zum harnisch-
prunkenden Ringstraßentrakt die Hand-
feuerwalfc ganz offensichtlich vor. Büchse,
Flinte und Pistole sind in einer Vielfalt der
Formen und der dekorativen Möglichkeiten
in einem konstruktiven Erfindungsreichtum
vertreten, den wahrhaft niemand bisher auch
nur ahnen konnte. Die Hvfjagd- und Gewehr-
kammem stellen den Hauptteil des zur Schau
gebrachten Materials.
Daß die Aufstellung heute bis zum Ende
der Monarchie, bis 1918, fortgeführt er-
11
scheint, liegt nur im Sinne der Sache. Mit
der Auflösung des Kaiserstaates ist ihr
historisches Ende gegeben. Das Franzisko-
josephinische Zeitalter ist anderseits in-
zwischen bereits durchaus kunstge-
schichtsrcif" geworden. Der Ringstraßen-
stil ist in seinen hohen Leistungen erneut und
objektiv anerkannt. Ein Stück Geschichte,
Kunst- und Kulturentvuicklung gelangt
zum Ende in dieser auf den alten Bau-
"nen sogenannten Ehrenhalle", zu der
das Prunkstiegenhaus der Neuen Burg mit
dem Eingang durch das große Mittelportal
des Halbkreisbaues hinaufführt.
Das Material ist dabei in einer Breite, ll-
ständigkeit, Systematik der Anordnung zur
Schau gelangt, die Kaiser Franz joseplw,
der Bauherr dieses letzten Flügels der
Kaiserburg, selbst nie gesehen hat. Diese
Lösung war der zweiten österreichischen
Republik vorbehalten. Sie re ohne das
Verständnis ihres Unte richtsministers für
die Bedeutung der Raumwidmung nie
möglich gewesen. Hier war eine einmalige
Konstellation zur Verwirklichung einer
12
monumentalen und sinnvollen Zusammen-
fassung gegeben, und sie ist nicht ungenützt
geblieben.
Die Praxis der ursprünglichen Verwendung
und Verwaltung der Gegenstände hatte
ursprünglich von den ältesten Zeiten her
getrennte Aufbewahrung der Einzel-
bestände mit sich gebracht. Sie standen und
hingen, wie sich versteht, gebrauchsbereit,
in Harnisch- und Rüstkammern, in Garde-
depots, in Sattelkammern, in jagdkammern,
wo überdies neben den Schußxwrarfen sich
an die iagdlich verwendeten Hirschfänger
und Weidbestecke die ihnen verwandten
Gattungen gleichzeitiger anderer Blank-
walfen, die Degen und Säbel, anreih-
ten.
Verschiedene Hofämter waren nebenein-
ander für all dieses Gebrauchs- und später
Museumsgut der Dynastie zuständig und
verantwortlich die obersten Stallmeister,
XVappenmeister, vlägerrneister, Falken-
meister, Hofmeister, lxammerer. In wach-
sendem Maße machte sich das Bedürfnis
nach Übersehau, nach wirkungsvoller
51111111-1111111, 11.111111 15m-
Armbrust 11111i1i1-1111c11t Wlixlde. 11t-i111- 111i1wn11111t-11 111111
Erzherzog K111i n. 1-1111 l1111t-111111-11111-11 11540-151111.
211'111
s.1.11vn
1571. 1.111s; 1.-
11111gt-11i-.1111t1111
111111 F11111. 1.111 1x11 1111 1.1111111111111
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1.111111 v1 -111111t1. A111111111 151
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14311-1111 154 -159, 5111111 11111 R111" 1111 v.
111-11. 11111 1500;
gut 11111 11111 1-1111t-1er111111C111-11 Mohrcnkopfcil.
musealer Zusammenlegung geltend. Die
Gründung des Kunsthistorischen Museums
durch Kaiser Franz Joseph I. mit seiner im
Jahre 1889 eröffneten Waffcnsammlung"
tat dazu den entscheidenden Schritt.
In einer grundlegenden Planung wurden
unter der wissenschaftlichen Leitung des
hervorragenden Wai-fenhistorikers Wendelin
Boeheirn vereinigt die Rüstkammersäle der
kaiserlichen Ambraser Sammlung im Un-
teren Wiener Belvedere, die dynastischen
Bestände der Hofwaffensammlung im
Wiener Arsenalmuseum, die historischen
Reitsättel und Roßzeugc aus der Hofsattel-
kammer im Hofstallgebäude, eine Auswahl
des Kostbarsten aus der Hofjagdkammer
ebendort. Es erfolgte eine letzte Einver-
leibung aus den kaiserlichen Schloß-
sammlungcn auf Ambras in Tirol und aus
der Franzensburg in Laxenburg bei Wien.
Damit wurde erst so recht der Eindruck
von der Vormachtstellung Wiens auf dem
Gebiet der historischen Waffe begründet.
13
20 Saal IX Norditalicnische Hamische
dahinter aus gleicher Zeit venezianisch
Waffen
ISHOä 1600
kIdC-SlIHgClT
Diese neue Wafiensammlung" innerhalb
der Hofmuseerf auf dem Maria-Theresien-
Platz kämpfte allerdings, wie auch alle
anderen hier vereinigten Sammlungen, trotz
aller Großartigkeit des Gebäudes des
Kunsthistorischen Museums, von Anfang
an mit der Raumnot. So mußten Hunderte
von Gewehren zum Teil allerhöchster
Qualität in den Hofstallungen verbleiben.
Auch eine Serie von Gardewaffen blieb
ausgeschlossen. Ganz abgesehen davon,
daß heute noch 1952 neu organisiert
auf Schloß Arnbras, als Teil des Kunst-
historischen Museums, die größte Schloß-
rüstkammer in situ vor allem von Har-
nischen des 15. bis 17. Jahrhunderts steht,
die es in der abendländischen Welt gibt.
In ihrer Kategorie wären die Südtiroler
Churburg und etwa Kopenhagens Rosen-
borg zu nennen.
Der Aufbau der Waffensammlung, wie sie
im Kunsthistorischen Museum stand, sowie
die Anlage ihrer Inventare zeigten jedoch
immer noch die Nachwirkungen ihrer Ent-
stehung aus verschiedenen Teilen. Es gab
da einen Tumietsaal, obwohl doch in den
vielen Harnischgarnituren der Kriegs-
waifensäle unzählige Verstärkungs- und
Wechsclstücke für die verschiedensten Tur-
nietformen mit enthalten waren. Es gab
einen Saal Oriei-it" in Nachfolge der alten
Türkenkammerl" des 16. bis 18. jahr-
hunderts, obwohl türkische und gar unga-
rische orientalisierende Waffen auch anders-
wo in verschiedenen Sälen zu finden waren.
Es gab zwei Säle Jagdwaffen, und doch
Jagdgewehre und jagdpistolen in anderen
Zusammenhängen.
Noch die Neuaufstellung von 1936 in der
Neuen Burg, die wesentlich mehr Aus-
stellungsfläche erbrachte, Wies einen Saal
VII Turnier und einen Saal VIII Schuß-
walfen auf. Die restliche Hofgewehr-
kammer der Hofstallungen war in der
ersten österreichischen Republik ebenso
wie die Wagenburg bis 1951 der Waffen-
sammlung" angegliedert. Sie konnte jedoch
lediglich depotmäßig verwahrt werden.
Durchgeordnet und immer wieder erneut
Wissenschaftlich bearbeitet von August
Grosz, Thomas T. I-Ioopes, Hans Schedel-
mann, blieb sie doch in ihrer ganzen Bc-
deutsamkeit dem Publikum unerschlossen,
den Fachleuten mangels Publikationen weit-
gehend unbekannt.
Darin ist nun eine beträchtliche Wandlung
eingetreten. So gut wie sämtliche Hand-
feuerwaffen sind systematisch ausgestellt,
in zeitlicher Folge nach Herkunftsländern,
Erzeugungsstätten und nach Meistern. Die
ganze Sammlung hat so gut wie keine
Depots mehr aufzuweisen.
Phasen der Stilentwicklung benennt man
in Österreich nicht nach seinen Herrschern,
obwohl man mit gleicher Berechtigung
etwa von einem Stil Maximilian I." oder
Stil Karl VI." sprechen könnte, wie man
in Frankreich selbstverständlich vom stylc
Louis XIV, XV, XVI" spricht.
In der Warfensarnmlung allerdings stehen
die Herrschernamen mit Recht obenan in
der Saalbeschriftung. Drückt doch die
Waffe, an seinem eigenen Körper getragen
daher die Bezeichnung Leibrüstkammer,
den persönlichen Stil" des Herrschers
ganz unverfälscht aus. Die Waffe entspricht,
zumindest seit er erwachsen ist, ganz seiner
eigensten Wahl. Vorher bestimmt allenfalls
der Vater, der dazu die Mittel gibt, auf
welche Art der Sohn mit der Waffe zu
repräsentieren hat. Die heutige Museal-
aufstellung gibt klar zu erkennen, was
innerhalb der Lebenszeit, innerhalb der
Regierungsperiode eines Herrschers von
ihm selbst und rund um ihn, unter seinem
Einfiuß und nach seinem Vorbild an indi-
viduellen und an Prunkwaffen getragen
worden ist.
Da wird persönliche Vorliebe für diese
oder jene Waffengattung offenbar. Be-
stimmte Leithguren und Symbolgehalte
der Vergangenheit tauchen auf. Wesens-
züge wie vornehme Zurückhaltung oder
Schwache für Pomp und Übertrieben-
hciten, Neigung zu höchster Verfeinerung
oder zu barbarischen Wirkungen kommen
zum Vorschein. Da werden eindeutig
einzelne Schulen, Werkstätten und Meister
bevorzugt, dort gewisse Materialien und
Dekorationsarten. Nationale Eigenheiten
gelangen zum Durchbruch. Es wirkt sich
in der Bewaffnung des Herrschers aus, in
welcher Residenz er regiert und Hof hält,
in welcher Region, gegen Welchen Feind
er zu kämpfen hat.
Maximilian I. selbst lehnt die Handfeuer-
waffe für sich selbst strikte ab. Sein Enkel
Karl V. ist darin 10, 20 Jahre später das
ganze Gegenteil. Dieser Kaiser bevorzugt
ferner ganz eindeutig Augsburger Plattner.
Sein Sohn Philipp II. geht, sowie er eigene
Bestellungen macht, sofort auf Landshuter
Harnische über. In ganz Madrid ist kaum
ein Harnischteil aus dem offenbar zu rusti-
kalen Innsbruck, kaum ein Harnisch aus
dem evangelischen Nürnberg erhalten.
Ganz eigentümlich entwickeln die fran-
zösischen Herrscher seit Franz I. um 1530
ihre über die ganze Fläche getriebenen
Königsharnische. Die Kämpfer an der Ost-
front, wie Erzherzog Ferdinand II., unter-
liegen dem orientalischen Eini-luß und Vor-
bild. Sie treten nicht wie alle anderen
Renaissancefürsten alhantim auf, sondern
sozusagen alla turca, all'ungheresc, auf
I-lusarisch. In den Waffen Rudolfs II.
kommt der Formwille seiner Prager Hof-
werkstatt zum Ausdruck. Die Wade Fer-
dinands III. spricht in ihrem Ernst und
ihrer Diisternis von den schweren Zeiten
des SOjährigen Krieges, nach dessen Ende
offenbar ein Aufatmen auch durch die
Kunst der WaEenschmiede geht. Die Waffe
Karls VI. verkörpert den österreichischen,
lebensfrohen, überreichen Spätharock,
Frucht des Heldenzeitalters. Noble Zurück-
haltung ist für Franz Joseph I. auch in
seinen Waffen kennzeichnend.
So ergibt die Darstellung des höfischen
Lebens in der Aufeinanderfolge der Herr-
scher zugleich die beste Veranschaulichung
16
Süddeuudx, um 160011610;
0mm Bcrrlstein-jagdbßrcck mit dm Bildnisen Hein
am; 1v., Königs von Frankreich 1553-1610, um
seiner Gemahlin Maria von Medici. 207
der allgemeinen Stilentwicklung. Geschichte
und Kunst treten vereinigt in Erscheinung.
Unvergleichlich sichere Datierungen der
Gegenstände ergeben sich dabei aus dem
Umstand, daß Besteller und Meister gleicher-
weise streng an fest vorgeschriebene Ter-
mine gebunden waren. Der genauen histo-
rischen Dokumentierung der künstlerischen
Leistung ist in jedem Fall nachzuspüren, und
dies ergibt die überraschendsten Auf-
schlüsse. Der hochpolitische Anlaß macht
die spezielle Waffenausrüstung nötig. Ihre
erste Verwendung zu ganz besonderem
Zweck ist entscheidend.
Der technische Fortschritt seinerseits läßt
sich nirgends besser Schritt für Schritt
verfolgen als in dieser kaiserlichen Samm-
lung. Die Verarbeitung jederlei Metalls,
geschmiedet und gegossen, die Dekoration
seiner Oberfläche in allen nur möglichen
Manieren ist jeweils in frühesten und vor-
bildhaften Beispielen vertreten. An den
Kaiserhof kamen die ersten Angebote neuer
Problemlösungen und Erfindungen. Viele
technisch und organisatorisch hochbegabte
Meister konnten mit hochinclividuellen,
kostbaren Musterarbeiten in der Waffen!
sammlung festgestellt werden. Wenn ihre
Neuerungen sich für Heeres- und Massen-
produktion eigneten, gingen sie in die
Geschichte der frühen Serienerzeugung, der
Manufakturen ein. Von den in Österreich
wirksamen Meistern der Büchsenmacher-
kunst des 17. und 18. Jahrhunderts waren
in diesem Zusammenhang etwa zu nennen
Hans Schmidt in Ferlach, Simon Penzena
eder, Josef Fruewirth und Bartholomeo
Girandoni in Wien.
Waren nun die einzelnen Kaiser als Besitzer
von Leibrüstkammern Sammlerpersönlich-
keiten im landläufigen Sinne, wie man von
einem Gemäldesammler spricht? Auf einen
Fürsten angewendet, der eine persönliche
Rüstkammer anlegt, hat das Wort Samm-
ler" einen anderen Sinn. Sein Sammeltrieb
holt nicht einfach aus irgend einer Gegend
das Schönste und Interessanteste heran,
ohne Bindung an den Vorbesitzer, ohne
innere Beziehung zum ursprünglichen Ver-
wendungszweck. In einer gewachsenen
Waffensammlung handelt es sich um die
Bewahrung des eigenen vornehmen Ge-
brauchsgutes aus historischer Reminiszenz.
Um Waffengut fremder Persönlichkeiten
bemüht man sich nur soweit, wie diese
WaEen persönliches Heldentum verkörpern,
sofern sie an geschichtliche Höhe- und
Wendepunkte geknüpft sind.
Die gesamte Reihe der Herrscher ist mit
der Neuaufstellung der Waffensammlung in
ihrer sammlerisehen, will sagen anregenden
und auftraggebenden Leistung, in ihrer
Bedeutung als Waffenträger und -besitzer
erkennbar. Kaiser Friedrich III. überliefert
Prunkwaffen seit der Mitte des 15. jahr-
hunderts vielleicht sogar schon scin Vater
Ernst von Steiermark einen Helm um 1400.
Maximilian I. erweist sich wohl als der
Größte auf unserem Gebiet in der Ge-
schichte des ganzen Abendlandes. Seine
burgundische und mailändische Erbschaft
22 Hans Jakob Topf. Innsbruck m19
Kuriß d1eiviertl.lngr Rcilerharnisch Erzherzog Leo-
polds v., Landesherrn von Tirol 1586-4632. 1514
17
25 Frankreich Grisolles bei Toulousci, um 1620125
Ein Paar Radschloßpistolm mir Signatur "Agriwle"
und den Bildnismcdaillorxs französischer Königt. 182241
24 Hans Fuchang. Wien 1637
kadschloßbüchsc, mit Rauchfmg um der Zündpfanuc,
Kaiser Ferdinand III. I6O8FI6S7 zum Rtgicrnngx-
antritt. 101
Caspa! Späth, München, um 1640;
Hirschßnger und Rufhorn, Gchängc und Hühner-
ilgen. 473
26 fohann Kaspaz Schenkh, Hofbeimtecher in Wien, 1665
äriuläein-Pmvemmhe Kaiser Leopolds 1. 1640-1705.
ist ebenso dokumentiert wie die spanischen
Verbindungen seines Sohnes Philipp I. des
Schönen. Von Karl V. aus der spanisch-
habsburgischen Linie zeugen reiche Waffen
aus seinem 12. bis 43. Lebensjahr. Während
in Wien auch seine Nachfolger Philipp II.,
III. und IV. repräsentiert sind, besitzt
Madrid nur vom Stammvater Maximilian I.
Prunkroßzeuge. Ferdinand I., Organisator
der Türkenabwehr nach 1529, ist für sich
selbst sparsam und unaufdringlich, doch
ein Fürst von untrüglichem Kunstsinn. Er
tut alles für seine Söhne, für Maximilian II.
in Wien, für Ferdinand II., den unvergleicha
liehen Sammler einer internationalen Hel-
denrüstkammet, erst Statthalter für Vater
und Bruder in Prag, dann Erbe von Tirol
und den Vorlanden, schließlich für Karl II.,
Begründer der innerösterreichischen Linie
in Graz. Alle drei trugen und hinterließen
Leibwaffen höchsten Ranges. Die neuere
Forschung hat vor allem Maximilian II.
als einen der allergrößten Mäzene der
Waifenschmiedekunst erwiesen, der auch
seine Söhne Rudolf II. und Ernst, Matthias
und Maximilian III. auf das reichste aus-
statrec. Rudolf II., von der Politik sich
immer mehr zurückziehend, huldigt nur
der Jagd, aber dies mit erlesenster Aus-
rüstung.
Vom innerösterreichischcn Zweig der Fa-
milie geht Leopold V. als Landesherr nach
Innsbruck. An seine Waffen reihen sich die
seiner Söhne Ferdinand Karl und Siegmund
Franz. Sein älterer Bruder, Kaiser Fer-
dinand II., besitzt eine Jagdkammer von
hoher Bedeutung. Ihm eifern Ferdinand III.
und die Kaiserinnen nach. Leopold I. steht
da als Türkensieger mit kostbarer Beute,
mit seinen Prunkwaffen als Jäger und als
Herrscher. Sein frühverstorbener älterer
Sohn Josef I. tritt erst jetzt in seinem
Walfenerbe hervor. Von unerhörte Breiten-
entwicklung und Prachtentfaltung ist, was
Karl VI. hinterlassen hat. Nach ihm werden
jetzt auch Maria Theresia und ihr l0thrin-
gischer Gemahl Kaiser Franz I., werden
ihre Kinder samt Schwiegersöhnen in ihrem
Verhältnis zur Luxuswaffenschmiedekunst
Europas greifbar.
Josef II. zeigt sich in markanten Gegen-
ständen klassizistischer Stilrichtung. Sein
Neffe Franz II. als Kaiser von Österreich
erscheint als Gegenspieler Napoleons, Gast-
geber des Wiener Kongresses, Repräsentant
des Bicdermeiers. An seine Hinterlassen-
schaft reiht sich die seines Sohnes Ferdi-
nand I. Gründliches Studium wird noch
die vielschichtig überlieferte Jagd- und
Prunkwaffe Franz Josephs I. erfordern.
19
S0 viele Ergebnisse der Forschung in der
Neuaufstellung von 1967 zum Ausdruck
kommen, so weit entfernt sind wir immer
noch von der vollen Erkenntnis eines
Riesenerbes riesig in seiner Ausdehnung
und seiner Tiefe. Täglich stellen sich aus
dem Material neue Aufgaben, erheben sich
neue Gesichtspunkte. Täglich führen
Einzelbeobachtungen und weitgespannte
Kombinationen zu vertieftem Verständnis
dieses oder jenes Gegenstandes. Hier ist
die erschließendc Arbeit, die wissenschaft-
liche wie die restauratorische, nie zu Ende.
S0 erweist es auch die vorgelegte Bildreihe.
Sie reicht über dreieinviertel Jahrhunderte,
rund von 1400 bis 1725. Das Will sagen, sie
berichtet noch nicht von den letzten 200
Jahren. Ein Grund dafür ist, daß diese
zwei Jahrhunderte auch nicht einmal in
ihren Hauptwerken photographisch erfaßt
sind. Vielleicht kann davon in einem
weiteren Bericht aus der Wiener Wallen-
sammlung eine Anschauung vermittelt
werden.
..!.4A.J.Ä.v.ää..fü8zq
liä Kimm?
Ä. 1.1 ääüvx An. Vfßgghiubüxln
sllrnuißüakääa ..
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ÜKQW
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Säulcngalrric Hofgewehrkammtr der Kaiser
n. und Ferdinand m.. Walfcn der Periode
bis 557
Hermann Steininger
NEUZEITLICI-IE KERAMIK
IN NIEDERÖSTERREICH
Fzyencctcller, Axbcit dcs Hahancrx Emmericus Odllrr.
datitrl 1689. Sammlung Stift Zwcltl, Niederösterreich
Hzfnerlcller, Waldvicnlcr Werkstätte. datiert 1694.
Sammlung j. Anton, Zwcltl. Nicderöslerreich
Fayencckrug mit Zinnmouücxun Weikimm Bin-
sd1owilz, Mährcn, datiert 1727. uscum Groß-Sieg-
hans, Nicdcrösterrcidx
Fayenoetcller, vielleicht Frühfonn des Langcnloiscr
Typus, datiert 1741. Nicdcrösterreichisdics Landes-
muxum, Wien
Faycncckrug, Fischzuer Werkstätte des Tobias Dorner.
tailliert 1743. Östcrnichisrhts Museum für Volkskunde,
ICH
ANMERKUNGEN 13
H. Sreiniriqfv. Hoch- und spltmirteiallcrliche Keramik in
Niederösterreich. Alle und moderne Kunst, 12. g.,
Heft 91, MärzlApril 1967, S. 37.
Die datierte Keramik der Neuzeit in Niederösterreich.
Sonderausstellung vom 4. Se lember bis 8. Oktober 1967
in der Handelskammer Ni Crösterreidi, Herrengaße 10
NÖ. Landesmuseum, Wien 1967, S. lO, Nr. 13; H. Stei-
ninger. Die Keramik vom 16. bis zum iijahrhundert in
Niederösterreich. Zur Ausstellung du NO, Lande-
museums Die datierte Keramik der Neuzeit in Nieder-
österreich". Östcrrcid-xische Ärzlezeitung, 22.Ig., Heft 15,
10. August 1967, S. 1644, Abb.
Die datierte Keramik der Neuzeit, a. a. 0., S. 5.
Ebd., S. Nr. 5.
Ebd., Nr. lO.
Ebd., Nr. ll.
Franz Lersner, Dir Habaner ihre keramischen Arbeiten
und ihre Außraggeber. Alrc und mudcme Kunst, 12.13.,
Heft 91, MärzlApril 1967, S. 21 T.
Vgl. cbd. S. 23, Abb. 5.
Die datierte Keramik der Neuzeit, a. a. O., S. Nr. 6.
Ebd., Nr. 2.
11 Ebd., Nr. vgl. F. Lexxner, Die Hahaner, a. 2. 0.. S. Z3,
Abb. 6.
13 Die datierte Keramik der Nclnuit. 1.2. Nr.
Arbeirerzcitung Wien, 7. September 196 Abb. 2.
Die datierte Keramik der Neuzeir, a. a. 0., S. Nr. 2.
22
Das Spätmittelalter, insbesondere die Zeit
um 1500, erbrachte für den Bereich der
verschiedenen Sachkulturgüter bemerkens-
werte Neuerungen; so ist es auch bei der
Keramik. Man kann gerade im 15. jahr-
hundert materiell eine deutliche Form-
vermehrung bemerken. Die Ware ver-
feinert sich immer mehr. Die des 16. jahr-
hunderts zeugt dann meist von einer hohen
Qualität; sie steht jedoch in der konti-
nuierlichen Tradition spätmittelalterlicher
Formen und Herstellungsmethodenl.
Es sind vor allem zwei formal Varianten-
reiche Arten, die damals Verbreitung
fanden einmal eirgfnzbe, auf der Töpfer-
scheibe gedrehte, meist grau bis schwarz,
seltener schon gelb, rötlich bzw. braun
gebrannte unglaxierle llajßiererzeugnixse, die
hauptsächlich als Küclicngerätschaften, Vor-
ratsbehältnisse und Kacheln? verwendet
wurden; dann besonders seit dem Ende
des 15. Jahrhunderts auch hellgelblich bis
bräunlich gebrannte und manchmal an-
schließend glaxierle Ilafnerware. Zunächst
treten vielfach gelbe oder rötliche und dann
dunkelbraune Glasuren auf, während grüne
erst etwas später allgemeiner zu werden
beginnen 3. Dabei ist aber vielfach nur die
Innenreite der Bewahrgefäßc glasiert,
während im allgemeinen die Außenseite
frei bleibt. Der Rand allein wird, wie es in
manchen anderen Landschaften üblich ist,
kaum jemals glasiert. Später jedoch be-
kommt meist auch die Außenreite eine
Glamr, so daß vielfach zwei verschiedene
Farben an einem Objekt sichtbar sind. Auf
Grund dieser Tatsache zeigen im 18. und
19. Jahrhundert viele Schüsseln, Reinen,
Backmodel und Kacheln, gelegentlich auch
plutzerartige Formen außen verschiedenste
Grünglasuren, während die Innenseite viel-
fach den abgestuften Farbgruppen gelb-
braun-dunkelrötlich vorbehalten blieb.
Seit dem Hochmittelalter sind die Her-
steller solcher Waren, die Hafner, zu
Zünften zusammengeschlossen. Sie lassen
sich in den meisten niederösterreichischen
Städten und Märkten, die zugleich auch
Innungssitze waren, aber auch allenthalben
auf dem Lande, in den dazugehörigen
Innungsbezitken, nachweisen. Es waren
aber jeweils nur bis zu vier Meister in
einem Bezirk tätig, wobei in der Regel
wieder jeder Meister nur einen Gesellen
beschäftigte. Abgesehen von konjunktur-
bedingten Schwankungen hat sich bis um
die Mitte des 19. Jahrhunderts dieser
Zustand kaum geändert. Die meisten dieser
Produkte fanden auf den lokalen Märkten
ihre Käufer. Gegenüber dem später auf-
tretenden, bunten, freundlich hellen Ge-
schirr der Krügler, bei denen auf weißem
Grund gelbe, grüne, blaue und Mangan-
farben überwiegen, wirken alle diese Er-
zeugnisse farblich ziemlich stumpf; sie
waren Zweckformen für den täglichen
Gebrauch. Nicht viel anders sind die auf
weißer bis dunkelbrauner Engobe mit
Erdfarben bemalten und anschließend mit
einer farblosen Glasur überzogenen Hafner-
teller von der Mitte des 17. jahrhunderts
bis um 1750. Die meisten davon werden
wahrscheinlich als oberösterreichischer Im-
pott den Donauweg entlang ins Land
gekommen sein. Vermutlich jedoch haben
bald darauf auch niederösterreichische, ins-
besondere Waldviertler Werkstätten solche
Waren erzeugt. Eine sichere Unterschei-
dung beider Gruppen ist schwierig. Auf
eine Herkunft aus Oberösterreich deuten
vielfach Zeichnungen von Granatäpfcln mit
Rankenwerk sowie Tulpensprossen zwi-
schen geliedertcn Leisten auch Signaturen
und Jahreszahlen wurden gerne in den
Fond oder in die Fahne hineinkomponiert,
während ein kleinerer Hafnerteller aus 1710
mit dem relativ geringen Durchmesser von
26,6 cm auf Grund seines Fundortes wahr-
scheinlich schon einer Waldviertler Werk-
stätte zuzurechnen sein wirdi. Hierhin
deutet im übrigen auch ein münzdatiertes
Hafnerteller-Fragment mit einer therio-
morphen Darstellung eines Vogels und der
Jahreszahl 1724 6. Darüber hinaus scheinen
die beiden letzteren Stücke abgesehen
vom Formalen nicht zuletzt deshalb ein-
heimisch, weil sie jüngeren Datums als die
vorherigen sind. Sie alle stellten eine
wesentliche Bereicherung des bisher be-
kannten Geschirrs dar und hatten wohl in
den seltensten Fällen dem täglichen Ge-
brauch zu dienen; in vielen Stuben waren
sie allein eine Zierde der stattlichen Teller-
borde.
Obwohl freilich solche Hafnererzeugnisse
auch durchaus im Rahmen der Weiter-
entwicklung und Verbesserung der Hafner-
erzeugnisse autochthon entstanden sein
können, dürfte nicht auszuschließen sein,
daß sie sozusagen die Aufgabe hatten, als
Konkurrenz gegen die seit dem 16. Jahr-
hundert immer stärker auftretende Xlein-
eugware und Majolikaergeugnixse zu wirken.
Denn etwa seit dieser Zeit werden in
unseren Raum aus West- und Süddeutsch-
land, Italien, aber auch Westeuropa Fayence-
Prunkkeramiken aller Art eingeführt, die
rasch in den oberen Schichten, bei Adel,
Geistlichkeit, im Bürgertum und den
Ziinften Eingang fanden, während die
einfache Bevölkerung zunächst höchstens
Abnehmer der geschilderten engobierten
bemalten bleiglasierten Hafnerware blieb.
Dieser soziologische Aspekt ist sehr wesent-
lich. Aber schon seit der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts begannen zahlen-
mäßig den westlichen Import habanirche
Gefäße aus Südmähren und der Slowakei
zu übertrelfen, die weitum im Land
gleichfalls in den finanzkräftigen Kreisen
Abnehmer hatten. Bis zum Beginn des
18. jahrhunderts nahmen diese Erzeugnisse
eine bevorzugte Stellung ein und erreichten
eine starke Verbreitung7. Formal äußerst
qualitätvoll sind vor allem die älteren
Stücke, die für l-Iochzeitenß oder andere
denkwürdige Anlässe und Festlichkeiten
eigens bestellt und angefertigt wurden. Die
älteren Krüge und Teller besitzen fast aus-
schließlich einen sparsamen Dekor, z. B.
einfache Rahmen- und Kranzkartuschen,
Wappen mit Großbuchstaben sowie natür-
lich Datierungen. Manche Gefäße freilich,
wie etwa der Bergmeister-Willkommkrug
des Niederösterreichischen Landesmuseums
mit der Datierung 1698, fanden eine be-
sonders prächtige Ausführung". Erwäh-
nenswert ist vor allem, daß ganze Gefäß-
gruppcn typologisch gut voneinander zu
diHerenzieren sind. Sie stammen von ein-
zelnen Künstlerpersönlichkeiten bzw. dercn
Mitarbeitern und zeigen eine oft ganz
persönliche Handschrift. Einer der wenigen
uns heute bekannten Hersteller war der
Habaner Emmericus Odler in Dejte in der
Slowakei. Von ihm stellten wir in unsc-
rer Ausstellung Die datierte Keramik
der Neuzeit in Niederösterreich" zwei
Gefäße vor, den ältesten Faycnceteller
Abb. von 168910 und einen weiteren
Faycnceteller von 1699 mit der charakte-
ristischen kobaltfarbenen Darstellung
pflanzlicher Elemente auf der Fahne".
Wie bedeutend jedenfalls der bahaniuhe
Irnporl war, zeigt, daß von den sieben vor
1700 erzeugten und in Niederösterreich
aufgefundenen Keramiken nicht weniger
als fünf sicher dieser Herkunft sind, wobei
von der Gesamtzahl der vorhandenen
Objekte zwei gleichfalls nicht aus dem
Lande selbst, sondern, wie schon erwähnt,
aus Oberösterreich stammen. Charakte-
ristisch für das relativ späte Eindringen der
Habanerware nach Niederösterreich ist
weiters, daß erst in den neunziger Jahren
drei der fünf bekannten Objekte auftauchen
Abb. während das älteste Stück aus
dem Jahre 1661 12 und das nächste Gefäß,
ein Teller, aus dem Jahre 1689 stammen 13.
Nach der Jahrhundertwende jedoch wird
der habanische Einduß dann deutlich rasch
schwächer. Man kann wohl mit Recht
annehmen, daß die um diese Zeit in unseren
Raum und hier insbesondere ins Viertel
unter dem Wienerwald eingewanderten Ha-
hamr die lklajnlikaerzeugung schon ins
Leben gerufen hatten, aber bald von den
Eirllxeilzziirrbelz nxriwilierl wurden, so daß sich
nun hier in habanischer Tradition ein
eigener Stil der Fayenceerzeugung heraus-
bilden konnte. Bald begann sich diese, nun
sozusagen einheimische Najolika steigen-
der Beliebtheit zu erfreuen, da sie einen
willkommenen Ersatz für die in Mode
stehende, aber unerschwinglich teure hol-
ländische Majolika darstellte. Die Ver-
mehrung der Produktion bewirkte eine
starke Verbilligung der Fayencen, so daß
sich dann allmählich auch bei kleineren
Handwerkern und Bauern Absatzmöglich-
keiten boten. Die ältesten Habanerwerk-
statten auf niederösterreichischem Boden
befanden sich wahrscheinlich im Viertel
unter dem Wienerwald um Fiubau im
Xleinfelri. Doch haben sich daneben fast zur
selben Zeit drei Gruppen etabliert, eine so-
genannte XI. Pällener, eine Lmgenlairer und
eine Ilallnbmnner, womit die rasche Aus-
breitung des Krügelmachergewerbes er-
wiesen ist. Sie lassen sich voneinander teil-
weise recht gut am Dekor und ihrem Dar-
stellungsprogramm unterscheiden. Als
wichtig muß man jedoch festhalten, daß
die bodenständigen Hafnerzünfte von den
Krügelmachern streng zu scheiden sind
und in ihnen eine starke Konkurrenz sahen;
Faycncckrug, mit blnugrüncr Kranzkanusrlxc vom
Hnllabrunncr Typus mit Sthwnrz, datiert 175-1.
MuscumMistclhaC NÄCÖUIOSICIKX
Faymcn wg. Arln das Johann Slcrcr Brunn 1d
Schnubcrglval da! rl 1767. Privalsamlnlung Ll-has,
Brnnn "rhnrclvc vbahn, Nicdems '11
Fa Werkslätlc der St. Pulmcr Gmppc.
dauert Nicdcriwstcrruichischrs Lmndcsmuscxlm.
Wlcn
Fayunltukrug, Werk der Holhhnmncr lruppc,
da! rl 177-1. Museum Ilelz, Nicdcrösturreich
lcckrug. Wcrksriuc der Fischrnlur ruppc, daxien
Sammlung F. Wcningcr. Wn.
Fayulu rug. Werkslä dcr Fischaucr Gruppe aßen-n
1783. Niedcrdüerreichlschcs Landcsmuscuxxx, Wlcn
ANMERKUNGEN HeJD
14 EbrL, S. 10 Nr. 16.
15 EbCL, Nr. 7.
15 Ebd-y Nr. 1'.
17 Ebd-. Nr. 20.
15 Etui" Nr. 23.
Eva" s. 11. Nr. 25.
Der kurze Abriß stützt sieh auf den vnn A. Mais ver-
fmßteu Katalog der Sonderausstellung "Die datierte
Keramik der Neuzeit in Niederösterreich" Wien 1967.
IsNKX-Volksbute. Nr. 34, Hollabrunn 26. August 1967,
3.
11 Die datierte Keramik der Neuzeit. .1. a. 0., IÜ, Nr. 23.
73 Ehd" S. 12. Nr. 40; Arbeirerzeituug Wien, September
1967. S. Abb.
24 VgLDic datierte Keramik der Neuzeit, 2.2.0.. 3.11,
Nr. 32; Volkspresse Wien, 17.Juni 1961. s. s. Abb.
rerhls oben; vgl. weiter Die datierte Keramik der Neu-
7eiti ma. OH 5.14. Nr. 612 i-LSreiningw. Die Keramik
vnm 16. bis zum 19. Inlirhundert in Niederösterreich,
J. a. 1645. Abb. Dem. Majolika in Niederosrerreich.
Kulrurberuhle aus Niederösterreirli, IX1967, S. 67, Abb.
oben.
25 Die datierte Keramik der Neuzeit, a. 0.. S. 11, Nr. 28;
Volkspresxe Wien. 17. jbrri 1967. s. Abb. rechts unten;
H. Nlßinmger, Vom alten Handwerk. Die Keramik der
Neuzeit in Niederösterreich. Universum für Natur, Technik
und Wirtschaft. 111g. Heü 1. Wien was, s. 35, Abb.
16 VgLDie datierte Keramik der Neuzeit, a. 0., 5.15,
Nr. 7a; H. Slzlninger. Die KllnSl der Kriigelnxaclzer. Aus-
Stellung rrb. Keramik im September. Mitteilungen der
Harldehknnnner deÄgire-rreieir, 21.g.. Nr. 24, Wien,
a.
der Neuzeit, ü. a. 0.. .11. Nr. 24.
s. August 191,1.
11 Die darierle Kern
um.
19 Vgl. cbd 10, Nr. 19.
um. S.
erzeugten diese doch bald auch Gefäße zu
erschwinglichen Preisen, die das Volk an-
sprachen. Es ist daher verständlich, daß
die Krügler eine ihren Traditionen gemäße,
formal ziemlich selbständige Entwicklung
nehmen konnten, obwohl bei verschiedenen
Krügelmacluern auch immer wieder gegen-
seitige EinHüsse sowie solche aus benach-
barten Landschaften eine gewisse Rolle
spielten. Wichtig ist aber anzumerken, daß
die meisten dieser Hafnereien keine Groß-
betriebe waren; vielfach mußten die Krügler
neben ihrer sozusagen gewerblichen Tätig-
keit als Kleinbauern oder Weinhauer ihr
Brot verdienen, weil ihr Verdienst sonst
für ihre Existenz nicht ausreichte. Die
Werkstätten wechselten daher oft ziemlich
rasch die Besitzer oder Pächter. Aber der
starke Verband mit dem bäuerlichen Ele-
ment bewirkte immer wieder auch, daß die
Erzeugnisse der Krügler langsam den
Charakter einer echten Volkskunst er-
warben. Ihren Ausdruck fanden diese
Elemente vor allem im ornamentalen
Schmuck der Gefäße, in der Art ihrer Farb-
zusammenstcllungen und in der Gestaltungs-
freudigkeit von Szenen aus dem weltlichen
und kirchlich-wallfahrtlichen Bereich.
Freilich erscheint der Beginn der ein-
heimischen Fayence-Produktion von der
ursprünglich habanischen zunächst schwer
differenzierbar. Bis 1750 jedenfalls sind von
den fünfzehn datierten Objekten noch
immer drei eindeutig habanischer und drei
mährischer Herkunft, aus Butschowitz bzw.
Wischau Abb. während, wie erwähnt,
zwei Hafnerteller, ein Schwarzhafner-
Doppelhcnkeltopf und ein Kachelmodel
einheimische Provenienz aufweisen. Ein
sogenannter Gründonnerstag-Teller mit
Doppeladler und dem Datum 1728 scheint
einer oberösterreichischen Werkstätte zu
entstammen 14; er knüpft jedenfalls an die
beiden nicderösterreichischen Hafnererzeug-
nisse vom Ende des 17. jahrhundcrts an.
Daneben steht etwas vereinzelt ein birn-
förmiger Fayencekrug mit der Datierung
1730 aus dem Städtischen Museum Krems.
Schon formal fällt er etwas aus der Reihe.
Er hat einen mächtigen bauchigen Unter-
teil, auf clern ein relativ gedrungcner Hals
aufsitzt. Wahrscheinlich entstammt er
einer süddeutschen Werkstätte 15. Aber
dann, in den Jahren nach 1740, treten uns
die ersten sicher einheimischen Fayence-
gefäße entgegen. Vielleicht stellt die Früh-
forrn des sogenannten Langenloirer Upm
ein Fayence-Teller, im Fond bemalt in
Grün, Kobalt und Mangan, dar Abb.
in der im übrigen ältesten Kranzkartusche
ist er signiert P. K.1741"15. Schon das
nächste Stück, ein Fayencekrug Abb.
bemalt in den vier Scharffeuerfarben mit
Weberemblemen, gesäumt von Blüten-
sprossen und Palmetten, bezeichnet 1743",
wird der Firrlmzzer lVerkrtälle des Tobias
Dorner zugeschriebenW. Bald nach der
Jahrhundertmitte tritt uns dann aus der
Werkstatt der llollabrunner Gruppe ein
Fayencekrug mit Hufschrniedeernblemen
und IP 1753" entgegenlx. Ein weiterer
11 Fayencekrug, dessen Leibung vier Furchen
und entsprechende Abiiachungen aufweist,
zeigt zwischen Rocailleleisten Reiter, Jäger
mit Hunden, Hochwild und ein Einhorn.
Er gehört einer Werkstätte der XI. Pälmer
Gruppe an. Als ältestes aller Gefäße besitzt
er als Herstellerzeichen eine Bodenmarke
A. 1756"19. Mit diesen Beispielen will
ich zeigen, daß die Produktion ziemlich
gleichzeitig an einigen Plätzen in Angriff
genommen wurde. Zur besseren Übersicht
halte ich cs aber für vorteilhafter, die ein-
zelnen Produktionsstätten und deren Er-
zeugungsprugramme im folgenden nach-
einander kurz zu besprechenlß.
Die zahlenmäßig stärkste und wahrschein-
lich auch wirkungsvollste Gruppe war
offensichtlich die Hollabrunnßrll. Sie beginnt
wie die übrigen, ihrem erhaltenen Material
nach, um 1750 in unser Blickfeld zu treten.
Noch vor 1800 jedoch erlebt sie den Höhe-
punkt ihrer Produktion. Ihr ältestes Gefäß,
ein Fayencekrug, bemalt in den vier
Scharffeuerfarben, trägt Huf-schmiede-
embleme und die Signatur IP 1753 in
beschnittener Kartuschc, die von stilisierten
Rollblättern und Rankenleisten Hankiert
sind, an seinem Boden befindet sich das
bisher zweitälteste Herstellerzeichen HGZZ.
Von den neunundzwanzig weiteren Ge-
fäßen des 18. Jahrhunderts Abb. tragen
viele Heiligen-N und Gnadenbilddarstel-
lungen von Wallfahrtsortenß, wie z. B.
jene sechsseitige Schraubflasche mit Zinn-
verschluß aus dem Jahre 1756 25. Aber auch
die verschiedensten Handwerketembleme
sieht man Müllerräder, Seiler- und Zimmer-
mannswerkzeuge, verschiedenes Weber-
gerät usw. Abb. 12, 14. Fleischhauer
wünschten sich in Kartuschen offenbar
einen Stierkopf und eine Fleischbarte. Stark
vertreten ist unter diesen Darstellungen
jedoch die religiös-bildliche Komponente 16.
Hingegen Enden sich vor 1800 selten grüne
Kranzkartuschen ohne besondere graphische
Gestaltungen, erst nach 1800 werden sie
häunger; das älteste derartige Gefäß dieser
Gruppe Abb. mit der Signatur F. I.F.
1754" befindet sich irn Besitz des Städtischen
Museums Mistelbach27. Für dieweiteVerbrei-
tung der Hollabrunner Erzeugnisse spricht
etwa, daß ein mit der Jahreszahl datierter
Krug Abb. 17 und der Signatur des Bestel-
lers in der Gottschee aufgefunden wurde 25.
Demgegenüber beginnt, trotz möglicher
Frühformen vor 175019, die Lnngenloirer
Gruppe erst gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts stärker in Erscheinung zu treten.
Der älteste Fayencekrug ist mit einer grünen
Kranzkartusche und der Jahreszahl 1779
versehen und stammt aus dem Museum
Traiskirchenm. Im übrigen fällt hier die
Vielzahl von Kranzkartuschen und Schrei-
berschlangenverzierungen auf. Auch die
Anfangsbuchstaben des ehemaligen Be-
stellers und die dazugehörigen Haus-
nummern sind oftmals angegeben. Die
meisten dieser Gefäße tragen Bodenmarken.
Merkwürdigerweise steht dabei die Bild-
freudigkcit stark im Hintergrund. Sie
findet höchstens eine Ergänzung durch
bildhaft gestaltete Elemente wie auf dem
Krug von 1798 mit der Signatur PB, der
einen Stierkopf mit Fleischbarte zeigtll;
an einem anderen sieht man eine Wein-
traube 32, ein dritter führt an derselben
Stelle ein Brezel33. Im Gegensatz zur
Hollabrunner Gruppe besaß die Langen-
loiser Gruppe eine längere Lebensdauer,
ihre Hauptproduktion lag erst nach 1800,
die Erzeugung reichte fast bis an die
Schwelle unseres Jahrhunderts.
Die Jt. Pältner Gruppe beginnt mit dem
schon erwähnten sogenannten Jagdkrug
von 1756, der typisch profane Jagdmotive
aufweist 34. Die Leibung des nächsten
Kruges Abb. aus dem Jahr 1769 besitzt
fünf senkrechte Furchen und entsprechende
Abflachungen. In fünf Arkadenkartuschen
befinden sich verschiedene Heiligendar-
stellungen Agnes, Ursula, Barbara uncl
Christina 35. Im übrigen sind hier religiöse
Themen durchaus geläuiig. Zwei Stücke
wiederum Abb. 13 tragen am Bauch
einen Stierkopf mit Signatur und Jahres-
zahllö. Kartuschen mit Jahreszahlen ohne
weitgreifcndere Ornamentik finden sich
seltener. Rein weltliche Motive hingegen
sind in ihrer Schilderung besonders aus-
führlich. So zeigt z. B. ein beiderseits be-
malter Doppelhenkeltopf mit niederem
Hals aus dem Jahre 1796 auf der einen
Seite eine Bandlkramerin und auf der
anderen einen Kraxentrager mit Krauthobel
in der Hand37, während an einem Krug
von 1827 zwischen zwei Stufenbäumen ein
spielender Baßgeiger dargestellt istlß. An
einem weiteren aus dem Jahr darauf sieht
man einen Vogel auf einem Stein zwischen
Stufenbäumen39. Ein besonders inter-
essantes Stück dieser Gruppe ist ein Scherz-
krug mit der Signatur S. Martin" zwischen
aufgemalten Blüten und dem Namen
Martin Dombek" aus dem Jahte 1848,
an dessen Innenboden ein grün glasierter
Frosch aufgesetzt istwl Obwohl nicht über-
mäßig viele Stücke dieser Gruppe erhalten
sind, war sie lange sehr lebenskräftig, bis
zum Ende der achtziger Jahre sind noch
verschiedene Exemplare nachweisbar.
Die Firrlzauer und die dieser verwandte
Lßohzrxdarjfer Gruppe sind die letzten. Wie
schon erwähnt, wissen wir vom ältesten
datierten Stück, einem Fayencekrug mit
Weberemblem aus dem Jahr 1743, daß er
aus der Werkstätte des Tobias Dorner
stammt". Erst weit später, aus 1767, ist
uns als nächste Arbeit ein Krug des Hafners
Ferdinand Sterer in Brunn an der Schnee-
bergbahn bekannt Abb. der als Tauf-
geschenk für Johann Georg Haas ange-
fertigt und mit der Signatur IGH versehen
wurde". Bezeichnenderweise ist er an
seiner Vorderseite mit einem hl. Georg im
Kampf mit dem Drachen in Bandkartusche
geschmückt. Er stellt einen der wenigen
Belege dar, aus dem sich nachweisen läßt,
daß solche Gefäße als Taufgeschenke eigens
angefertigt wurden. Der nächste Abb. 10
fällt formal gesehen etwas aus dem Rah-
men. Er besitzt fast Kugelform und einen
niedrigen zylindrischen Halskragen, wäh-
rend man in seiner grünen Kranzkartusche
die Jahreszahl 1780 und zwei Schreiber-
schlangen sieht43. Ein weiterer Abb. 11
26
zeigt an seiner Vorderseite Frntegeräte und
etwas rechts davon einen trinkenden
Bauern". Ikianchmal existieren Gleich-
stüeke wie zwei Krüge mit Darstellungen
Noah am Rebstock" aus dem selben
Jahrß. Neben profanen Themen stehen
gelegentlich religiöse. Viele Gefäße jedoch
tragen aber auch nur Kranzkairtuschen,
Blüten, Signaturen, Hausnummern und
Jahreszahlen Abb. 15. Charakteristische
Exemplare nach 1800 besitzen öfters Kar-
tuschen aus Hahnentritt- und Punktreihen-
kombinationen in den vier Scharffeuer-
farben. Manchmal finden sich da und dort
Zeugnisse einer Rotmalerwerkstätte, wie
z. B. ein Krug aus dem Jahr 1822 mit einer
im übrigen gar nicht so häuhg auftretenden
Zinnmonticrung, dessen Leihung viermal
melonenartig senkrecht gerieft ist. An ihm
sehen wir aufgemalt zwei aufgerichtete
Löwen mit einem dreigenagelten Herz,
darüber eine dreizackige Krone mit Kreuz
und der Signatur l.l", beiderseits davon
stehen Blütensprossc, als Bodenmarke ist
ein aufgemaltüv. Andere Krüge dieser
Werkstätte wiederum igen gängige Wall-
fahrtsmotive oder einfache Volksszenen.
Abb. 16.
Neben diesen Hauptproduktionsstätten
stehen natürlich einige kleinere, deren
Bedeutung wesentlich geringer war. Anzu-
merken ist jedoch, daß, besonders in der
Spätzeit nach 1800, immer wieder aus dem
Nordosten, Osten und Südosten Nieder-
österreichs, vor allem aus Mähren, der
Slowakei" und dem Burgenland Majolika
und Hafnerwaren eingeführt und abgesetzt
wurden, wodurch oft formale Zusammen-
hänge und Überschneidungen mit der ein-
heimischen Majolika zustande kamen.
Demgegenüber haben aus dem Westen
höchstens Gmunden und Salzburg, viel
weniger die Steiermark und Böhmen Ein-
fluß besessen. Bei all dieser Vielfalt von
Majolikaerzeugnissen darf aber nicht ver-
gessen werdcn, daß daneben die Hafner
selbstverständlich einfaches Hafnergeschirr
weiterhin produzierten und bis zum Beginn
des 20. Jahrhunderts im bäuerlichen Haus-
halt absetzten. Vifaren diese Seräte täglich
in Verwendung, so galten die Maiolika-
geräte vielfach als festliches Tafelgeschirr.
Mit der rationellen fabrikmäßigen Erzeu-
gung von Steingut und Porzellan in läöhmen
und Mähren und nicht zuletzt in Nieder-
österreich selbst kam dann um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts langsam das
Ende der Hafnerei und der Majolika-
erzeugung. Die neue Sachlichkeit ver-
drängte das Handwerk, das sich wirtschaft-
lich nicht mehr halten konnte, auch der
Geschmack wandelte sich. Nur im Be-
reich der kunsthandwerklichen Erzeugung
reichte es gelegentlich zu epigiwnenhafter
Tradierung alter Herstellungsmethoden und
Formen. Obwohl heute diese handwerk-
lichen Iraditionen so gut wie völlig über-
schichtet sind, gibt es manchmal Anzeichen
dafür, daß geschickte Kompromisse zwi-
schen alten l-iberliefertingen und gediegenen
persönlichen Leistungen eine neue Auf-
wärtsentwicklung einleiten.
Fayencckrug mit grunzt Krauzkarrmchc vom Holla-
bnmncr Typus datiert 179a. Museum um, Nieder-
ösrmciclu
Fayencckrug mit grüner Knnzkarluschc vom S1. Pdlr-
ner Typus dmm m01. Muscum Krems, Nieder-
dsrerrcich
Fayencckrng, wahrschcinlidl Wcrkstiirle du" Hnlla-
hrunncr Gruppe. daricr! 1805. Museum Wiener Nctlsladt.
Niederösterreich
Fayencekrug, Wcrksläue der Fischzuer Gruppc, 4mm
1819, Museum Ncunkirchen, Nicderösrvrreiclr
Fnyenccknxg. Lcubvrsdorfer lÄotmnlcr-Wcrkstärtc, da-
irrt H'5Z4. Sammlung IFßChCr, Gcrasdorf. Nieder-
osterreln
Fzyenccknlg, Hollnbrumzcr Typus 4mm 1338.
Sammlung J. Anton. wen, Niederösterreich
Maria Razumovsky
DIE GRÄFIN
LEON RASUMOFSKY UND
IHRE WOHNUNGEN
Es gibt und gab immer Menschen, die
ihre Wohnungen mit Liebe und Verständnis
einrichten und Freude an schönen Gegen-
ständen haben. Manchmal wachsen ihnen
die geliebten Räume so ans Herz, daß sie
von ihnen Bilder anfertigen lassen, so wie
man liebe Menschen porträtiert. Solche
Interieurs spiegeln zuweilen den Charakter
des Besitzers, die Atmosphäre und den
Lebensstil der Epoche, in der sie entstanden
sind, besser als eingehende schriftliche
Schilderungen. Die neun Aquarelle, die
Gräfin Maria Grigorjewna Rasumofsky,
geborene Prinzessin Wjasemsky, ihren
Nachkommen hinterlassen hat, sind dafür
ein Beispiel. Sie stellen Räume aus drei
verschiedenen Häusern dar, und zwar aus
dem Palais Larochefoucauld d'Estissac, Rue
St-Dominique 100 in Paris, das die Gräfin
1842 und l843ki845 bewohnte Mon
cabinet" Abb.2 und ,.Grancl salon" Abbß,
sowie aus ihrem Stadtpalais in Petersburg
in der Großen Morskaia-Straße Mon
salon bleu" Abb. Petit salon iaune"
Abb. Le grand cabinet" Abb.
Chambre de bain" Abb. und Chambre
coucher" Abb. und ihrem Land-
28
haus in Peterhof Salon avec orangerie"
Abb. 9l. Von den Pariser Bildern, die
1845 entstanden, ist eines signiert j. Ro-
bertsl; die russischen stammen zum Teil
von L. Premazzi3 und wurden 1846-1847
angefertigt. Die neun Aquarelle tragen
französische Bezeichnungen von der Hand
der Besitzerin und wurden 1906 vom Vater
des heutigen Besitzers, Graf Camillo Razu-
movsky, von Fürstin Marie Wjasemsky aus
Kaluga erworben.
Der Lebensweg, den wir hier nachzu-
zeicbnen versuchen, war selbst für damalige
russische Verhältnisse nicht alltäglich. Prin-
zessin Maria Wjascmsky wurde am 10. 4.
1772 als siebentes von zehn Kindern ge-
boren. Ihr Vater, Fürst Grigorij Iwanowitsch
Wjasemsky, war ein nicht eben reicher
Gutsbesitzer, wenn auch die Familie als
Abkömmlinge von Rurik zu den vor-
nehmsten Rußlands gehörte; die Mutter
kam aus der Bojarenfamilie Beklemischew.
Mir sechzehn Jahren heiratete Maria den
nur um drei Jahre älteren Fürsten Alex-
ander Nikolajewitsch Golitzyn. Leider war
der junge Mann ein Verschwender und
leidenschaftlicher Spieler, der bereits nach
wenigen Jahren sein großes Vermögen
restlos durchbrachte. Eine Bitte um finan-
zielle Unterstützung, die Maria an den
Zaren Paul richtete, blieb erfolglos. In der
Familie hat sich die mündliche Überlieferung
erhalten, daß Fürst Golitzyn schließlich, als
er nichts mehr besaß, bei einer Kartenpartie
mit seinem besten Freund seine Frau als
Pfand einsetzte und verlor eine Über-
lieferung, die durch die Tatsache, daß sich
Maria in bestem Einvernehmen von ihrem
Manne trennte und 1801 den Freund
heiratete, in den Bereich des damals Mög-
lichen rückt.
Dieser zweite Mann, mit dem Maria
17 Jahre lang in glücklichster Ehe lebte,
war Graf Leon Lev Kirillowitsch Rasu-
mofsky geb. 1757, der vierte Sohn des
Grafen Kirill Grigorjewitsch Rasumofsky4
und der Gräßn Katharina Iwanowna, geb.
Narischkin. Leon hatte, zusammen mit
seinem älteren Bruder Andre Andrej
Kirillowitseh eine sorgfältige Erziehung
genossen, er kannte Westeuropa und sprach
wie jedermann aus seiner Gesellschafts-
schicht besser französisch als russisch. Er
war ein überdurchschnittlicher Kunst-
ß,-.'o.,4.,',......x,"
.14 An
l. Kabeln. Rahmen m. mm, mm-hL-ob-h-Juhi Ylxuxmf.
1'." nu m. Tomllnquu 1m. Aquarvll. ngmcll und
n." 1118-071 17 14m
ANMERKUNGEN
hm zühnwß abgebildet man Praz Dxc Innen
xidxlung der Annkc bls zum jmgcndsul. hiunrhcxl 196
,Klcnur 5.1.," im 14......- x..1...n.nvu.J
um 1m. cn näher Aqu cllnulcr
1241471391. Vedutclnlnxlur und Aqua-
nd. um in Pclcrsburg.
lgür win Gm" 1x.-.u"wrsn 17324 mr
1-1 dmmm lmztu Hennan Ukxan 1. Prjndcxlt
der Kaaw-nmk-n Akadrmir der wn Zlbdhllivh, Sl. m-u-ß-
bnrg.
Andre lünllowitsch qu'un mm Rasumo
Razoulnu 1x36. nmistlzcr Diplm
mm Unm 1.1 man XVlrn Frcunl 1mm mßcun.
vcrheir 1. vclh ThunrHuhc
1x06
Nach ihm benannt Pclruvskxx-Rnxunlovxluj Hcurc rm
"Hi! xun Nluskau.
S.XVassÄlcl1ikoV, Rnzunlunovxßk au. fraugiie pur
A. Brutkncr. m11.- wva. T. n. s. w.
sammler und Kenner seltener Pllanzen und
wurde in der Gesellschaft beider Haupt-
städte als gewandter Causeur und Ver-
anstalter prächtiger Feste geschätzt. Seine
gesellschaftliche Stellung erhielt allerdings
durch seine Heirat mit einer geschiedenen
Frau einen empfindlichen Stoß; Maria
wurde jahrelang nicht akzeptiert, und erst
als Kaiser Alexander auf einem Ball sie als
Madame la comtesse" ansprach und mit
ihr tanzte, war der Bann gebrochen.
Leon Rasumofsky besaß ein prachtvolles
Stadtpalais in der Twerskaja in Moskau
in dem er den ersten Wintergarten Rußlands
errichtete, und ein Sommerhaus in Petrows-
kuje bei M0skau7. Dort hatte er eine kost-
bare Bibliothek, die einige einzigartige
Unikate enthielt, und eine Reihe von Glas-
häusern, in denen exotische Pflanzen und
ca. 50 Orangen- und Zitronenbäurne gehegt
wurden. Aus Briefen geht hervor, daß sich
Maria an der Umgestaltung und Aus-
schmückung der Häuser eifrig beteiligte.
Doch plötzlich war dieses schöne Leben
zu Ende es kam das Kriegsjahr 1812, und
nach dem Abzug der Franzosen lagen beide
Besitzungen in Schutt und Asche. In einem
Brief an seinen Bruder Andre beschreibt
Graf Leon die Verwüstungenii
Ich hatte, was die Zukunft betriHt,
ebenso wie viele andere das Gefühl der
Sicherheit, trotz der dunklen Wolken, die
über uns heraufzogcn. Ich konnte mir nicht
vorstellen, daß unsere gute Stadt Moskau
in die Hände des Feindes fallen könnte. Die
Übertragung des Oberbefehls an den
Fürsten Kutosov hatte die Hoffnungen
aller belebt. Als die so unerwartet raschen
Rückzüge sie zerstörten, war es zu spät
um noch viel zu retten Am 27. habe ich
Moskau verlassen; zu diesem Zeitpunkt
noch weniger aus Angst vor dem Feind, der
noch ca. IOO Werst entfernt war, als aus
Furcht vor dem aufgescheuchten Pöbel,
der von Stunde zu Stunde aufsässiger
wurde man hatte ihn bewaffnet, um die
Stadt zu verteidigen und schreckte davor
zurück, strenge Maßnahmen zu ergreifen,
wenn es um die Unterdrückung von Ex-
zessen ging, Meine Güter bei Moiajsk
waren bereits vom Feind besetzt, selbst die
Umgebung meines Hauses in Petrowskoje
war überschwemmt von Wagen, die die
Regierung dort zusammengezogen hatte.
Du weißt, wie das bei uns in Rußland ist,
eine Menge Menschen suchten bei mir
Schutz. Das war um so schwerer, da ich
rncine Maßnahmen bis zum letzten Augen-
blick verschoben hatte, um keine Aufregung
zu verursachen. Endlich hatte ich alle
Pferde zusammengerafft, die ich Finden
konnte; ich habe meine ganze Gesellschaft
in die Ukraine geschickt, habe mein Hab
und Gut der Gnade der Ereignisse über-
lassen, und am 27. sind wir von hier weg,
zu traurig und niedergeschlagen beim
Anblick des Unglücks, das sich uns unauf-
hörlich bot und zu besorgt, um an das
zu denken, was wir verlieren sollten
Sobald es möglich war, habe ich meinen
Kamrnerdiener nach Moskau geschickt. In
Moskau hatte ich die unglückliche Idee
gehabt, endlich mein Haus fertigzustellen.
Alles lag drunter und drüber, die Stiegen
waren abgebrochen, die Salons sollten
vergrößert werden, die Fcnsterstöcke waren
nicht eingesetzt. Dieses Gerippe haben die
Franzosen verschont, aber in das obere
Stockwerk und in die Nebengebäude kamen
viele Menschen; dort wurde alles zer-
brochen und ausgeraubt. Unter den Trürna
29
mern, von denen das Haus umgeben war,
hatten wir in einem Keller alles versteckt,
was besonders kostbar war Möbel, Bilder,
Statuen, Porzellan usw. Dieses Versteck
blieb wirklich unbemerkt, obwohl das Haus
voll von Menschen war, bis fünf Tage vor
der Evakuierung der Franzosen eine Ver-
abscheuenswürdige aus dem Haus selbst
das Geheimnis verriet innerhalb von
wenigen Stunden war alles geplündert. Das
gleiche geschah in Petrowski. Seit lSjahren
habe ich ein enormes Kapital in meine
Bücher gesteckt; vier Tage vor meiner
Abreise hat ein Bibliothekar aus der Stadt,
Das Haus, vielmehr das Skelett, steht,
aber die Franzosen haben nicht ein Fenster,
nicht eine Tür übrig gelassen. Das gleiche
ist von meinem Haus in Moiajsk zu be-
richten, das meine Frau seit Jahren ver-
schänert hat
Nach Kriegsende ging das nun obdachlos
gewordene Ehepaar auf Reisen. Den Winter
181415 verbrachten sie in Wien, wo der
Bruder Andre die Interessen Rußlands auf
dem Kongreß vertrat, und stiegen in
seinem Palais auf der Landstraße ab.
Der Tod des Grafen Leon am 21. November
1818 war für seine Frau der Beginn einer
der sie betreut und einen Katalog gemacht
hat, ihren Wert auf 400.000 Rubel geschätzt.
Nicht ein Band ist übrig geblieben. Schließ-
lich habe ich etwas verloren, was mit Geld
nicht zu ersetzen ist. Mein Gärtner in
Petrowski, der seit 10 Jahren in meinen
Diensten ist, warf meinen Bauern den
Mangel an Eifer vor, den sie nach dem
Abzug der Franzosen zeigten, um die Ver-
wüstungen zu beheben in der gleichen
Nacht legten sie an zwei Stellen Feuer in
meinen Glashäusern, die neben anderen
Seltenheiten ung. 50 prachtvolle Orangen-
und Zitronenbäume enthielten, wie sie,
außer dem Kaiser, niemand in Rußland
besitzt. Von den Häusern wie von den
Pflanzen ist nur Asche zurückgeblieben.
30
schweren Zeit. Zu der Trauer über den
Verlust des geliebten Mannes kam der
Kampf um die Hinterlassenschaft, denn
Leons Testament, in dem er seine Frau als
Alleinerbin eingesetzt hatte, wurde von
seinem ältesten Bruder Alexei angefochten.
Der Streit dauerte drei Jahre; während
dieser Zeit verfügte Gräfin Maria über
keinerlei Einkommen und mußte in einer
armseligen Souterrainwohnung hausen. Als
sie dann aber die uneingeschränkte Ver-
fügungsgewalt über ein sehr großes Ver-
mögen bekam, wurde sie, im Alter von
fast fünfzig Jahren, zu der als Comtesse
Leon Rasumofsky" in der gesamten euro-
päischen Gesellschaft von Wien bis Paris
und von Petersburg bis Neapel bekannten
Großer Salon in Paris. uarell. 2a x36 cm
Blauer Salon in St. Pncrs urg, Große Molxkaja-Stnlk
Aquarell, 1346. 22,50 a2 m.
Kleiner gelber Salon in St. Petersburg. Aquarell. 1x46
zs a4 Cm
Persönlichkeit. Sie War fröhlich, exzentrisch,
äußerst freigebig und liebte es, elegante
Kleider zu tragen und schöne Feste zu
veranstalten. Gräfin Lulu Thürheim, eine
Schwägerin des Fürsten Andre, schreibt
über sie Anfang 18259
Mein Journal beschrieb bereits in der
Abteilung Petersburg die Gräfin Leon Ras.
Durch den jüngsten Verlust ihres heiß-
geliebten Gatten erschüttert, in großer Be-
sorgnis, dessen ungcheures, ihr hinter-
lassenes Vermögen, das ihr zwei Schwäger
streitig machten, zu verlieren, immer mit
schwarzen Schleiern verhüllt, immer Tränen
vergießend und an fortwährcndem Brech-
reiz leidend, schien die Gräfin Leon eine
allerliebste Bälle. Ich erinnere mich unter
anderem noch eines köstlichen Festes, das
die Gräfin am 2. Februar, teilweise in ihrem
Garten, bei herrlichem Mondschein und
lauer, berauschender Luft gab."
Neben Paris, ihrem bevorzugten Wohnort,
lebte die Gräfin oft in Österreich. In den
dreißiger Jahren war sie mehrmals für
einige Monate in Karlsbad und gebrauchte
dort die Kur. Der Herzog von Cumberland
ließ ihr zu Ehren auf einem schönen Aus-
sichtsplatz eine Tafel mit folgender Inschrift
anbringen
Souvenir eleve cn 1834 M-me la Comtesse
Leon de Rasumoffsky, hommage de la
Zeit nach Rußland und schlug ihr Domizil
um die Mitte der vierziger Jahre endgültig
in Petersburg auf. Im Sommer übersiedelte
sie in ihr Landhaus in Peterhof und war auf
diese Weise wieder in der Nähe des Hofes
und des gesellschaftlichen Trcibens. Über
diese letzten Jahre gibt es eine biographische
Skizze, verfaßr von einer Großnichte,
ebenfalls einer Prinzessin Maria Wiasemsky,
später verheiratete Frau Nasimoß", die von
der Gräfin Leon adoptiert wurde, als diese
ungefähr 90 und das Mädchen 12 Jahre
zählte. Aus diesen in französischer Sprache
abgefaßten Erinnerungen erfahren wir
einiges über das Leben der vornehmen
Familien in Rußlandll
moderne Artemis zu scin. S0 hatte ich sie
drei Jahre zuvor in Petersburg verlassen,
so sah ich sie, drei Jahre später, in Florenz
ein Berct über dem Ohr, Spitzen, Schmuck
und Flittcrkram überall, aufgeräumt,
schwatzhaft wie eine Elster, tanzend, reitend,
Galopp-, Gesang-, Zeichen- und Harfen-
stunden trotz ihrer 49 Jahre nehmend und
im übrigen die gutmütigste Frau der Welt.
Sich zu unterhalten, war ihre Devise. Sie
besuchte viel die Gesellschaft und gab
schließlich in ihrer reizenden Villa Corsi
32
societe dem elle fut le charme et Pagrement
pendant deux sais0ns"10.
Einen weiteren Nachweis für den Aufent-
halt der Gräfin in Österreich ist A. v. Bensas
Farblirhographie Praterfahrt", auf der
eine Reihe von Karossen aristokratischer
Familien auf ihrer Spazierfahrt dargestellt
sind. Mitten darunter ist auch der Wagen
der Gräfin Leon Rasumovsky zu sehen.
Zwischen ihren Auslandsaufenthalten fuhr
die Gräfin aber immer wieder für längere
Nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland
nahm meine Großmutter in der Gesellschaft
den Platz ein, der ihr auf Grund ihres
historischen Namens gebührte, und ihr
Haus gehörte zu denen, die am meisten
frequentiert wurden. Während der Winter-
saison folgten in ihrem Stadtpalais Soireen,
Diners und Routs in ununterbrochener
Reihe aufeinander und begannen im Sommer
von neuem in ihrem reizenden Landhaus
in Peterhof. Unter den Gästen sah man
öfters Mitglieder der kaiserlichen Familie,
L.l'remaz7' Umlh um." im tin bLlUJLISlJuKg.
Aqimiell. KlgIiiCH und ICH 1x47 um.
I.l'rrm.11zi. wimmtr Petvyktvulg. Äqnafßll.
signiert und dauert um.
11.
im Tafel wurde "an dem 7x um irrt-g amttmt.
s. Nnzimo Marie. lmiit vs
gruiiwmere 1.1 crimtt un Pmläkillllh
und stiwohl Kaiser Nikolaus wie auch ser
Alc andrr II. bcehrtcn die Feste, die meine
vrußmuttcr b. oft durch ihre Am ene
heit und CtXHCSCn ihr viel Freundschaft
Meine Großmutter liebte das gcsellsc aft-
liche ben denschaftlich, das ganze
Leben war sie nichts als ndige
Bewegung auf der Suche nach neuen Unter-
haltungen, Festen und I. rm. Das war ihr
Element, es erhielt und iahrte ihren Orga-
nismus. Selbstverständlich gc rte dazu
eine fast krankhafte Leidenschaft tur schöne
ider. Es wird erzählt, daß sie 1835 bu
ihrer RücL 'chr au Paris ,cine
Bagatelle an Toiletten tbrachte, wie sie
selbst sagte. Immerhin war sie vorsichtig
genug, von Wien aus einem Zollbedienste-
ten in Petersburg zu schreiben und ihn
zu bitten, ihr bei der Einfuhr ihrer Garde-
robe behilflich zu sein, die Mal die
,BfllfltCllCK von 300 Kleidern betrug
auf dem Lande rlicf ebenso
in der Stadt. Um zwei Uhr nachmittags
reine
standen die Wfagen vor der Tür und wir
33
machten Besuche bis um fünf; es kamen
immer einige Personen zu uns zum Diner
und danach gingen alle zusammen zu den
Musikdarbietungen. Dort lud meine Groß-
mutter immer noch jemanden zu einer
Tasse Tee ein. Auf diese Weise waren wir
am Ende des Tages stets 15-20 Personen.
Das Landleben hatte den Vorteil, daß es
leichter war, Menschen um sich zu ver-
sammeln; man brauchte sich bloß an einen
gut besuchten Ort zu begeben, um seinen
Salon ganz nach Belieben bevölkern zu
können. Auch hier hatte meine Großmutter
oft die lihre, Mitglieder des kaiserlichen
Hauses bei sich zu sehen."
Fast noch deutlicher sprechen die Bilder.
Auf den Aquarellen Endet man manche
Bestätigung der schriftlichen Zeugnisse und
vieles, was sich ergänzt. S0 können wir
aus dem Porträt Abb. der Gräßn Leon
ihre Lebensfreude, ihr Vergnügen an auf-
fallenden Kleidern und ihr aus dem üb-
lichen Rahmen fallendes Wesen erkennen,
denn 1835, als sie sich von Kriehuber in
einem weißen Kleid mit hellblauer Schärpe
und großem blauen Federhut malen ließ,
war sie 63 Jahre alt. Ihre Wohnungen
müssen für Feste und geselliges Beisammen-
sein wie geschaffen gewesen sein; es gibt
elegante Salons und kleine, intime Cabi-
nette", in denen sich das alltägliche Leben
abspielte. Das Pariser Palais Larochefou-
eauld dürfte etwas älter gewesen sein; die
Räume tragen deutliche stilistische Merk-
male des Louis XVI., während das Peters-
34
burger Haus in dem für Rußland typischen
Empirestil erbaut war, wie aus den Säulen
im Schlafzimmer, aber auch aus den Decken
zu erkennen ist. Die Möbel sind nicht
einheitlich, besonders im Pariser blauen
Salon Findet man alle Stile durcheinander
im Vordergrund Empiremöbel mit blauem
Überzug, dahinter ein Louis-Philippe-
Kanapee, links ein Klavier aus der Restau-
ratinn, Vorhänge in klassizistischer Dra-
pierung, auf dem Kamin Empirebronzen,
ostasiatische Vasen unter Glasstürzen
ein buntes Gemisch. Von den Möbeln in
den Petersburger Salons fallen einige
schöne Stücke auf Boulle-Möbel im roten
Kabinett, ein Konndent im gelben Salon,
im blauen Salon im Vordergrund ein
Spieltisch mit italienischen Sesseln, die die
Gräfin aller Wahrscheinlichkeit nach von
ihren Reisen mitgebracht hat. Das sind aber
nicht die einzigen Erinnerungsstücke aus
dem Ausland die gleichen zu Lampen
umgearbeiteten blauen Sevres-Vasen im
Louis-Philippe-Stil, die im Pariser Kabinett
auf einem Tisch im Hintergrund stehen,
entdecken wir auf dem Knnsoltisch des
roten Kabinetts in Petersburg, die Fmpirc-
bronzen aus Paris zieren in Petersburg den
gelben Salon, in dem als einziges Bild ein
großes Porträt des Kaisers Nikolaus l.
hängt. Dafür gibt es im Kabinett des
Palais Larochefuucauld so viele Bilder, die
ursprünglich nicht dort waren, daß nicht
alle ordentlich aufgehängt werden konnten;
ein großes Bild des Zaren Alexander mit
L. Premazzi. Schlafzimmer in sr. Petersburg. Aquarell.
signiert und datiert 1x47. 25x35 cm
Suite steht angelehnt an einen Spiegel. Die
Gräfin scheint also nicht nur im Ausland
Kunstwerke gekauft und mitgenommen zu
haben so die vielen Bilder westlicher
Provenienz im Petersburger roten Salon
und die Christusbüste von Canova im
Schlafzimmer sie dürfte auch viele ihrer
Lieblingsgegenstände auf ihre Reisen mit-
genommen haben, um sie nicht so lange
entbehren zu müssen. Sehr ausgeprägt ist
der Wunsch nach Wohnlichkeit und Ge-
mütlichkeit; sogar in den Repräsentations-
räumen gibt es überall weiche Teppiche
und bequeme Sitzecken mit runden, von
großen, weichen Tischdecken bedeckten
Tischen. Auf den meisten liegen einige
oder viele Bücher; im roten Kabinett fällt
die als Lampe montierte Vase aus russischem
Malachit mit vergoldeten Bronzen auf. Und,
wohl in Erinnerung an die Zeiten von
Petrowsko-Rasumovskoje überall, in allen
Räumen, ein Überquellen von Blumen und
GrünpHanzen, die in manchen an und für
sich bereits vollgeräumten Zimmern die
Bewegungsfreiheit eingeschränkt haben
müssen. Die Vorherrschaft der PHanzen
geht am weitesten im Salon des Landhauses
in Peterhof, der in einen Wintergarten
übergeht, aus dem eine Glastür direkt in
den Park führt. Die Grenze zwischen drin-
nen und draußen, zwischen umhegtem
Raum symbolisch als Zelt gestaltet
und grüner Unendlichkeit ist hier aufge-
hoben man könnte sich vorstellen, claß
dieses Haus im Norden aus Sehnsucht nach
dem sonnigen Süden und in Erinnerung
an die Feste in italienischen Sommernächten
entstanden ist.
Vom Schlafzimmer, in dunklem Grün
gehalten, gibt es zwei Ansichten. Hier sind
am auffälligsten der bereits erwähnte
Christuskopf von Canova, eine große
Ikone, vor der eine Lampada brennt, und
einige Familienporträts, von denen eines
wahrscheinlich ihren Schwiegervater, den
Hetman Rasumovsky, darstellt. Sehr prunk-
voll ist auch das musselin-vcrkleidete Bade-
zimmer mit Alabasterfiguren, einem weichen
Kanapee, einem Toilettetisch mit silberner
Toilettegarnitur und dem von einem rö-
mischen Sarkophag kopierten Bad im
Hintergrund, das ein Vorhang abschloß.
Der Lieblingsraum der Gräfin war aber
ohne Zweifel der rote Salon. Dort wurde
sie auch von Premazzi bei einer Karten-
partie mit dem ältesten und treuesten
Familienfreund vieler Jahrzehnte, dem
Grafen Ribeaupierre, verewigt. Und ganz
zum Schluß ihres Lebens hat der rote Salon
noch einmal eine wichtige Rolle gespielt
Als die alte Dame 1865 erkrankte und nicht
mehr aufstehen konnte, wurde dort mit
ausdrücklicher Erlaubnis des Kaisers eine
behelfsmäßige Kirche eingerichtet, in der
ieden Sonntag die Messe gelesen wurde,
wie Marie Nasimol? berichtet. Sie fügt
hinzu Das brachte uns einen neuerlichen
Zustrom von Menschen, es wurde ein
neuer Versammlungspunkt für Freunde
und Neugierige."
Gräfin Maria Grigorjewna Rasumofsky
starb am 9. August 1865 im Alter von
93 Jahren. Sie wurde an der Seite ihres
Mannes im Donskoj-Kloster in Moskau
beigesetzt. Das Grab existiert heute noch;
die rote Porphyrtafel mit der Aufschrift,
die erst kurz vor dem ersten Weltkrieg
erneuert wurde, ist allerdings dem Bilder-
sturm nach 1918 zum Opfer gefallen. Aber
wenn auch Tafeln entfernt werden können,
so bleibt doch ein unzerstörbares Denkmal
die Dankbarkeit der Nachkommen. Denn
die schrullige alte Dame, die anscheinend
nur ihre Unterhaltungen im Kopf hatte,
half still und unauffällig Dutzenden von
Verwandten und Freunden und hat dadurch
viele ihrer NeEen und Nichten so beein-
fiußt, daß aus ihnen ordentliche Menschen
geworden sind.
Salon mit Wintergarten
Z4 3B cm
wxerhof.
1m. Aquz
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ihm. WIM
Ernst Köller
DAS GRAZER RATHAUS
ENTSTEHUNG
UND WANDLUNG
;.r?
äiiißlll
iiP-iäi-äiwfßmä
lu.llu.n' wfllullluwl.
ul
Am 25. Oktober 1967, dem Vortag des
Nationalfeiertages, wurde anläßlich einer
Kundgebung die Fassade des Grazer Rat-
hauses zum erstenmal von Scheinwerfern
beleuchtet. Damit war der offizielle Schluß-
strich unter die Wiederherstellung der
Außenfassade des mächtigen Bauwerkes
gesetzt, das ohne Zweifel schon rein vom
Umfang her als wichtigster Rathausbau des
Historismus in Österreich außerhalb Wiens
anzusehen ist. Der Restaurierung waren
jahrzehntelange Kämpfe vorausgegangen,
die in teils sachlicher, teils polemischer
Form auf eine gänzliche Umfassadierung
des Rathausbaues hinzielten und von der
Absicht getragen waren, den Ne0renais-
sancecharakter der monumentalen Anlage
auszulöschen. Noch am 18. April 1962
hatte der Grazer Stadtsenat beschlossen,
einen Ideenwettbewerb für die Neuge-
staltung der Grazer Rathausfassade auszu-
schreiben. Schon am 23. Juli des gleichen
Jahres konnten die preisgekrönten Ent-
würfe der Öffentlichkeit bekanntgegeben
werden. Träger des 1. Preises war der
Architekt Prof. DipL-Ing. Wilhelm Jonser,
dessen Entwurf auf eine Studie zurückging,
die im Jahre 1939 in Gemeinschaftsarbeit
mit dem Architekten Otto Szlavik-Straus-
sina abgefaßt und in der Kunstausstellung
Graz Architektur, Plastik, Malerei,
Graphik und Handwerk" gezeigt worden
war. Im Februar 1963 hat der Grazer
Gemeinderat sogar schon entschieden,
Jonsers Projekt ausführen zu lassen. Dieses
Projekt Abb. sah die Entfernung des
historistischen Fassadendekors vor und war
um eine Instrumentierung bemüht, die dem
Rathaus ein biedermeierähnliches Aussehen
gegeben hätte. Ersichrlich stand bei Jonser
das Bemühen im Vordergrund, die optische
Erscheinung des Rathauses in das im
großen und ganzen wohlerhaltene alte Bild
des Grazer Hauptplatzes cinzupassen. Jonser
hatte ursprünglich und das war eine
Widersinnigkeit allerdings auch eine Auf-
36
21
flw-"slbuäiß 94311 2m 7m! 21 zum.
Jilmßaxx.
l-äa ..- pralmm
vl.
1.7."
givrvfiväwr
W157i?
1811211316211! DES DUHIXUZBIICIS Illf GIC VOlKSlJClIBgllDg
Grazer Rathaus" 4.7.1966I'T. links der bestehende
Bau. rechts der Ncufnssadicrungsmlwurf des Prof. Dipl.-
In .Wilhelrn jonser
Jogaml Georg Haubcrrissez d. 1., Rathauscntwuxf, Aufriß
egen den Grazcr Hzuptplalz. Umbau
igDas alte Grazcr Rathaus von Johann Christoph Scadle
18Ud7. Nach einem Photo du siebzigzr Jahre des 19.121-
hun crts
stockung des Rathausbaues vorgesehen.
Diese Idee mußte aber auf Grund statischer
Berechnungen bald fallengelassen werden.
Iml-lerbst1964fand nun im Österreichischen
Museum für angewandte Kunst eine große
Ausstellung statt, die den Historismus als
eigenständige Stilperiode ebenso rehabili-
tierte, wie dies kurz zuvor mit dem jugend-
st.il Sezession geschehen war. Diese nun-
mehr endgültige Anerkennung der Ring-
straßenzeit" veranlaßte den Verfasser dieser
Zeilen, die zuständigen Stellen des Magi-
strates Graz nicht nur auf die Eigen-
Wertigkeit des Historismus, sondern auch
auf die speziüsche Bedeutung des Grazer
Rathausbaues aufmerksam zu machen. Seine
Anregungen Helen auf fruchtbaren Boden,
besaß das Grazer Rathaus in Graz selbst ja
nicht nur viele Feinde, sondern auch eine
große Schar von Freunden, die den Bau
überaus schätzten. Verläßliche Umfragen
bei Fremdenverkehrsstellen haben auch
ergeben, daß das Grazer Rathaus der meist-
photographierte Bau der Stadt ist und
sich somit auch einer ersichtlichen Wert-
schätzung bei Auslandtouristen erfreut.
Obwohl dieses Kriterium vom rein Sach-
liehen her selbstverständlich nicht in die
Waagschale geworfen werden durfte, er-
leichterte es doch den Verteidigern des
bestehenden Rathauses sehr, sich für die
von ihnen als gut erkannte Sache einzu-
setzen.
So kam es am 24. April 1966 zum Beschluß
des Grazer Gemeinderates, zum Problem
der Gestaltung der Grazcr Rathausfassade
eine Volksbefragung zu veranstalten, die
am 4. Juli 1966 begann und zu einem
überwältigenden Votum 8300 für die
Beibehaltung der bestehenden Fassade
führte. Mitte Februar 1967 konnten die
Instandsetzungsarbeiten in Angriff ge-
nommen werden, und am 25. Oktober d.
kam es zum eingangs erwähnten Festakt.
Das Grazer Rathaus ist das Werk zweier
Wiener Ringstraßen-Architekten namens
Alexander Wiielemans Edler von Munte-
forte und Theodor Reuter. Wielemans, der
eigentliche geistige Vater des Grazer Rat-
hausbaues, war 1843 in Wien geboren
worden und lernte bei den Erbauern der
Wiener Staatsoper, Van der Nüll und
Siccardsburg. Später arbeitete Wielemans
im Atelier von Friedrich Schmidt, dem
Schöpfer des Wiener Rathauses. 1888
wurde er Ehrenmitglied der XViener Aka-
demie, 1911 starb er in Dornbach in
Kärnten. Sein Hauptwerk in Wien ist der
1874-1881 erbaute justizpalasr, der 1927
ausbrannte und in veränderter Form wieder-
hergestellt wurde. In Wien gehen weiters
zwei Kirchenbauten Breitenfelderkirche,
38
Neu-Ottakringer Kirche auf ihn zurück, in
Graz errichtete er das Civil-j ustizgebäude",
in Innsbruck den Rcdoutensaal. XVielcitians
kann alsn als typischer Vertreter des
Wiener Ringstraßenstils in seiner Endphase
angesehen werden. Der Auftrag war ihm
und seinem Mitarbeiter Reuter auf Grund
eines Wettbewerbs zugewiesen worden, an
dem auch der damals schon weltbekannte
Grazer Architekt Georg Hauberrisser d.
teilgenommen hatte, dessen bekanntestes
Werk das hIünchner Rathaus ist. Hatte
Hauberrisser einen Bau geplant Abb.
der gemäß den national-liberalen Tendenzen
jener Zeit eher einer Ritterburg" denn
einem Rathaus glich, so waren Wielemans
und Reuter bemüht, sich durch Übernahme
zahlreicher dekorativer Details dem Cha-
rakter der Grazer Renaissance-Architektur
anzupassen. Am schwersten hatten Wiele-
mans und Reuter mit der im ahre 1887
vom Gemeinderat erlassenen Ersparungs-
auflage" zu kämpfen, die die Architekten
zwang, die Hauptfassade des damals
80 Jahre alten, in spätjosephinischcn Formen
errichteten Rathausbaues von Christoph
Stadler in den Neubau zu übernehmen
Abb. 3.
Wielemans und Reuter gliederten die be-
stehende Fassade mit einem mächtigen
Älittelrisaliten, der den Gemeinderats-
Sitzungssaal aufnahm. Um der dadurch
entstandenen Unterbrechung der Horizon-
talen ein Gegengewicht entgegenzusetzen,
wurde der Mittelrisalit mit einem Ober-
geschoß und einer mächtigen Kuppel über-
höht, während über den Eckcn der Haupt-
fassade des Rathauses kleinere übcrkuppelte
Geschosse errichtet wurden Abb. 4.
Trotzdem gelang es nicht, den Mittel-
risaliten mit den bestehenden Fassaden-
elementen zu einer Einheit zu verbinden.
Auf diese Tatsache war bereits in einem
Artikel hingewiesen worden, der am 20.
und 21. jänner 1887 in der Grazer Tages-
post" vom Polytechnischen Club ver-
ölfentlicht wurde. Schon damals war man
sich über die Tatsache im klaren, daß das
Proportionsgefühl des späten 19. Jahr-
hunderts von dem des frühen 19. lahr-
hunderts erheblich abwich. In diesem nicht
mehr zu beseitigenden Mangel ist sicherlich
ein erster Anhaltspunkt für die sofort ein-
setzende Kritik am Rathausbau zu suchen.
Weiters ist zu bedenken, daß das Grazcr
Rathaus in seiner letzten Fassung wohl das
späteste Werk des Historismus in Österreich
überhaupt ist. Seine dekorativen Elemente
zeigen unzweifelhaft Züge von Vcrwilrle-
rung, vor allem muß aber bedacht werden,
daß die neue Architektengencrarion, die
unter der Führung Otto Wagners heran-
gewachsen war und Juristischen Zielen
zustrebte, an dem eben vollendeten Bau
keine Freude finden konnte. Diese puti-
stiscbe Gesinnung erreichte im Zeitalter
eines Adolf Loos ihren Höhepunkt, so daß
Rudolf Hans Bartsch in der Grazer Tages-
post" vorn 24. April 1929 das Rathaus als
billig, schlecht, schwindelhaft und haß-
Iich" bezeichnen konnte. Das Grazer Rat-
haus, dessen Neu- und Umbau von 1887
bis 1894 währte, ist jedoch weit mehr als
ein repräsentatives Verwaltungsgebäude.
Es war bis zum Jahre 1957, in dem
aus Sicherheitsgründen die Mehrzahl der
Fassadenstatuen entfernt werden mußte,
ein profilierter Bedeutungsträger und ein
Pantheon steirisch-österreichiseher Ge-
schichte. Der Historische Verein für Steier-
mark hatte ein Figurenprogramm ent-
werfen, das nach interessanten ikono-
logischen Prinzipien gegliedert war. An
der Schauseite des Mittelrisaliten erhoben
sich vier Standbilder von Habsbutger-
kaisern Rudolf I., Leopold II., Karl VI.
und Friedrich III., an den Schmalseiten des
Mittelrisaliten befanden sich die Statuen
von Karl Il., dem ersten Erzherzog, und
Ferdinand II., dem letzten Erzherzog von
Innerösterrcich. Die Seitenflügel der Haupt-
fassade beherbergten Figuren von hervor-
ragenden Feldherren und Staatsmännern
links Guido Graf Starhemberg, Sigmund
Graf l-Ierberstein, Rüdiger Graf Starhern-
berg, rechts Ulrich Fürst zu Eggenberg,
Andreas Baumkirchner, Adam Freiherr von
Dietrichstein. Als zweite Hauptfassade des
Rathauses hat die Fassade in der Schmied-
gasse zu gelten, deren Figurcnprogramm
noch zur Gänze erhalten ist. Heute stehen
noch auf dem Mittelrisaliten links die
Statuen von Ottokar VI., unter dem 1180
die Steiermark zum Herzogtum erhoben
wurde, und rechts das Standbild LeopoldsV.
von Babenberg, dem 1186 die Steiermark
von Ottokar VI. überantwortet worden
war. Dementsprechend befindet sich auf
der Decke der Eingangshalle Schmiedgasse
ein Allianzwappen beider Herrscherhäuser,
das das figural dargestellte Ereignis herala
disch festhält. Als weiterer Hguraler Fassa-
dcnschmuck sind Büsten von Künstlern
und Wissenschaftlern zu erwähnen, die an
untergeordneter Stelle in Fcnstergiebeln an-
gebracht und von der Straße nur schlecht
wahrnehmbar sind. Dargestellt wurden in
der Herrengasse Johannes Kepler und
B. Fischer von Erlach, in der Schmied-
gasse der Minnesänger Harand von Wildon
und der Dombaumeister Hans Niesen-
berger der u. a. am Mailänder Dom tätig
war sowie Ulrich von Liechtenstein. In der
Landhausgasse ist der Verfasser des stei-
rischen Schlösserbuches, Matthias Vischer,
porträtiert. Selbstverständlich waren für die
Realisierung dieses Figurenprogramms die
besten Künstler ihrer Zeit eingesetzt. Wir
nennen die Namen Hans Brandstätter,
Heinrich Fuss, Karl Peckary, Emanuel
Pendl, Rudolf Vital, Paul Knotz, Ludwig
Schadler, Josef Einspinner und Karl
Lacher. Zusammenfassend kann gesagt
werden, daß die Angehörigen des Herrscher-
hauses die erste Stelle einnahmen, während
Feldherren und Diplomaten aus adeligem
Stand in der zweiten Ebene standen. Die
Vertreter von Kunst und Wissenschaft
mußten sich mit bescheidenen Plätzen be-
gnügen.
Auf die spezifischen Aufgaben eines Rat-
hauses wiesen die vier 1957 entfernten
Figuren über dem Haupteingang hin, die
in allegorischer Weise Handel, Kunst, Wis-
senschaft und Gewerbe darstellten. Zur
Erinnerung an die Abwehr der Türken-
gefahr wurden als Bekrönung des EinA
gangsportals, Schmiedgasse Landskneeht-
Figuren aufgestellt, die heute noch erhalten
sind. Auf den Innendekor des Rathauses,
der weitgehend zerstört ist, kann an dieser
Stelle nicht eingegangen werden.
Wir kommen zu folgendem Schluß Das
Grazer Rathaus, dessen Fassade sich bereits
1922 eine weitgehende Vereinfachung ge-
fallen lassen mußte Abb. ist zweifellos
kein Bau erster Qualität. Aber abgesehen
davon, daß es längst schon zu einem
Bestandteil des Grazer Stadtbildes geworden
ist, kann es trotz zahlreicher Mängel dennoch
als typisches Produkt seiner Zeit und damit
als durchaus erhaltenswert angesehen
Werden.
Das Grazer Rathaus
1900
Das Gmzcx Rathaus im Summer 1966. Man beachte die
1922 vereinfachten Fassaden der Ohcrgcschosse. Di
Nischenflguren wurden 1957 entfernt und Sllld verschollen
57
m.
.1
M.
..
Krisfian Sofriffer
ADI HOLZERS SIEBDRUCKE
Adi Heizer. HDer Eille"
zu Exupärys "Kleinem
Siebdruck in zwei Farben
rinzen". 1967
Das Siebdruckverfahren. in seinen vielfältigen
Möglichkeiten tratz der prinzipiellen Einfachheit
des Werkprozesses kaum auszuschöpfen. scheint
vor Jahrhunderten bereits in China angewandt
worden zu sein. Aber erst auf seinem Weg über
Japan an die amerikanische Paziükküste und
danach weiter bis Europa konnte sich diese Technik
so ausbreiten, daB sie heute allgemeiner und
gepflegter Besitz von Künstlern aller Ausdrucks-
arlen werden konnte. Ihr prinzipiell flüchiger
Charakter die Farbe sitzt stets leicht erhaben
über dem Papier, der durch die Verwendung von
Schablonen nach betont wird, lüßt sie zunächst als
für eine betonte Flüchenkunst geeigneter erscheinen
als für das Erzielen malerisch-freier Komponenten.
Inzwischen hat man aber mit diesem Verfahren so
reiche Erfahrungen machen können. daß es für
viele Künstler kaum nach ein Problem darstellt.
auch diese Technik all ihren Absichten dienstbar
zu machen, ihre Sanderart gleichzeitig aber auch
zu bewahren. sie nicht zu vergewaltigen.
In Österreich hat das Siebdruckverfahren nach
nicht allzuviele Anhänger unter den Künstlern
gewinnen können, obwohl man erleben konnte.
wie die übrigen druckgraphischen Techniken zu
denen der von ihnen prinzipiell unterschiedene
Siebdruck freilich nur bedingt zu zählen ist in
diesem Land von zum Teil hervorragenden Künst-
lern einer neuen Blüte entgegengeführt werden
konnten. Wenn sich Maler als Graphiker oder
wenn sich Künstler als Nur-Graphiker betätigen,
beschäftigen sie sich meist mit den Abarten der
Radierung, der Lithographie und dem Holzschnitt,
Unter den Ausnahmen würe Johann Fruhmann
hervorzuheben, auch Hans Krenn hat sehr schöne
Siebdrucke geschaffen. Ein Künstler. der sich
jedoch nahezu ausschließlich auf das Siebdruck-
verfahren zur Realisierung seiner Absichten stützt.
ist der 1936 in Stockerau geborene Adi Holzer.
der seit längerer Zeit mit Unterbrechungen in
Kopenhagen lebt und in Wien erstmals in einer
Ausstellung der Galerie Verkauf im Jahr 1965
aufgetreten war. im vergangenen Jahr hatte ihn
die Alberlina auch für die Internationale Graphik-
biennale in Laibach nominiert.
lm vorwiegend farbigen Siebdruck hat Holzer vor
allem eine Reihe von lllustrationszyklen geschaffen.
die ein Thema weniger illustrieren als vielmehr
begleiten, paraphrasieren, mit eigenen Var-
stellungen bereichern wollen Serien von
Blättern. die es ihm überdies ermöglichten. auch
Abwandlungen im technischen Bereich zu demon-
strieren. Holzer ist an der Materie selbst, an den
gegebenen Möglichkeiten und somit nicht primär
am Auflagendruck. sondern an einer Erprobung
der Mittel interessiert. Was seine Siebdrucke
charakterisiert, ist zum Beispiel. daß er mehrere
Farben von einem Sieb druckt. die Struktur des
Siebs sehr augenfüllig nützt und aus übereinander
liegenden Lagen in deren Verbindungen oder
Übergängen reizvolle Effekte zieht. Das Traum-
hafte seiner Kompositionen wird dadurch be-
sonders unterstrichen, ebenso aber auch die Präzi-
sion des Ausdrucks von derTechnik, die sorgfaltigste
Überlegung fordert.
Holzers Siebdrucke werden durch ein Neben- und
Übereinander zeichnerisch-lockerer, skizzenhafter
Elemente sowie durch Flächen oder Tönungen
charakterisiert. die zum Teil an das Spritzver-
fahren bei der Lithographie denken lassen, die
jedoch dem Mitwirken der Struktur des Siebs
zu verdanken sind. Exakte Planung und technische
Sauberkeit lassen beide Mittel zur Geltung kommen.
Bei seinen zweifarbigen Blättern wird der Grund-
ton, über den die Zeichnung gedruckt ist, durch
negative Aussparungen oder "Störungen" eben-
falls verlebendigl. Damit demonstrieren Holzers
Drucke zahlreiche Möglichkeiten, sie regen an
und lassen erkennen, wie reich die Skala dieses
graphischen Herstellungsprozesses aufgeföchert
werden kann, wenn man gelernt hat. sich der in
diesem Medium verborgenen Feinheiten zu be-
dienen. seinen Geheimnissen auf die Spur zu
kommen.
Da die Reproduktion vom farbigen Reichtum der
Holzefschen Siebdrucke nichts mehr erkennen
ließe, müssen wir uns zur Illustration dieses Bei-
trags mit der Wiedergabe von zweifarbigen Bei-
spielen. in denen die Zeichnung dominiert, be-
schränken. Da auch diese Reproduktionen stark
verkleinert werden mußten es handelt sich um
großformatige Blätter, kann die reizvolle Wir-
kung, die vor allem aus Holzers Farbblüttern
spricht, nicht oder nur andeutungsweise belegt
werden.
Adi Heizer, "Fiulkus sellsame Träume gewidmet
dem Paniomimen Ludislaus Fiulka". Siebdruck in
zwei Farben. 1967
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LAND GOESCHL
In der Stadt Salzburg 1932 geboren, besuchte
Roland Goeschl 1955 die Sommerakademie, die
hier alljährlich abgehalten wird. Doch schon
ein Jahr später übersiedelte er nach Wien, ent-
schloß sich zum Bildhauerstudium und trat in die
Klasse Professor Wotrubas ein. In der kurzen
Zeitspanne bis 1960 gelang es ihm, sein Studium
zu vollenden und mit dem Erwerb des Diploms
abzuschließen. Schon 1961 war er am Bildhauer-
symposion in Berlin beteiligt, und 1962 bekam er
ein Stipendium des British Council, das ihm die
Arbeit am Royal College of Art ermöglichte.
Seine Werke aus jener Zeit zeigen noch durchaus
einen aus dem menschlichen Körper entwickelten
Duktus, wenn auch der Künstler schon früh zu
seinem aus den Formen der Kieselsteine und des
Gerölls abgeleiteten Kanon findet, Durch eine
Aneinanderreihung beziehungsweise Auftürmung
unregelmäßig geschliffener, verschieden großer.
in ihrer Form freilich nur scheinbar zufällig
geformter Elemente baute Goeschl eine Reihe
stehender und liegender Figuren. Besonders bei
den letzteren gelang ihm eine Synthese von Mensch
und Lundschoftsstruktur. um die es ihm bei diesen
Ralaiid Goeschl. Liegende Fiqur, 1964 Bronze.
7b cin
ROiG"C Goesrtik LlQQFTVÖC, W61 Aliinririuni,
L. 55 rrn
Roland Goesclii, Atclicrhild. im Vordergrund ilC
Plcsnk in den Raum tveteiid", W65 ltolx bemalt.
ZUG cm
RolanclCioeschl. Kopi, W63 Hai? human, täOciv-
Arbeiten iiiii wesentlichen ging Sicher war für
diese Formen und die Überlegungen des Kunstlcrs
Wolrubas Große Liegende" sehr bedeutungsvoll
Seit 1963 als Assistent bei seinem Lehrer auf der
Akademie der bildenden Kunst in Wien tatig, war
Goeschl mit diesem großen Werk des Meisters
vertraut und erkannte die einmalige Melodik der
Vereinigung von geologischen lorrnsubsianzen
mit lEftEft des weiblichen Körpers, der dadurch
in seiner der Natur viel verbundeneren Eigenart
als iener des Mannes eriaßt wird Goeschl schuf
eine ganze Reihe Bronzen, die diesem Vorwurf
nachkamen Ganz deutlich sind in den Elementen
dieser Liegenden die durch das Wasser und
Geschiebc abgeschlirfenen Formen der Steine
zu erkennen, oft wie Morüncn zusammengee
schoben, wie von Flußlöuten an den Rand des
Bettes geschwemmt. Andererseits wird durch diese
Ansammlung von Grundsubstanzen. die oft auch
stark an die abgelegten Eierkolonien von Insekten
Während seines Aufenthaltes in England, möglicl
weise bei der Betrachtung von Arbeiten He
Moores, kam Gocschl zu der Erkenntnis, daß
Materialobertlöche auch heute noch ein iir
löstes Problem bei dcr Gestaltung der Plastik
stellt, Vor allem die kunstliche Patina ist
Unehrlichkeit, die gleichsam einer Zeitraft
oder, krasser ausgedruckt, einem Diebstahl
Zeit gleichkornmt. ln Weilervertolgung
Problematik um die Oberfläche der Plastik
Goeschl auch in den Schattenwirkungen
erfektbedingende Komponenten, und er erkan
daß in iener Serie von spiegelblanken Wer
Brancusis die letzte Steigerung der Matci
oberflüche erreicht ist. Aus diesen Erwügun
heraus und auf der Suche nach einer Steiger
dcr plastischen Form kam der Kunstlcr auf
Gedanken, seinen Werken farbige Oberflöc
zu geben. Auch das Spiel von Licht und Scha
wird dadurch auf ein Minimum herabges
iirii-w
uiiswuimi
L8
Goeschl schafft sich eine eigene Farbskala.
ersten dieser Arbeiten sind mit einem reinen
und Rot bemalt, später kommt noch ein
dazu. Am Anfang dieser Phase ist den Skulptui
urn solche handelt es sich vorerst noch deutl
das Herkommen von den Kieselformatioi
anzusehen. Auch die Organisation des mens
lichen Körpers ist noch deutlich in diesen Gefüg
zu beachten. Meist aus Holz werden auf be;
hungsweise vor einer Flache iene von Goes
schon vom plastischen Verfahren bekann
Formen montiert, die nun in bestimmten, St
durchdachten Systemen abwechselnd zur Hö
mit den beiden Farben bestrichen werden, Nat
lich ist auch in der Formgebung ein Wandel
spüren lsi dieser zuerst jedoch nur durch
andere Bearbeitungsweisc und das Nlatei
bedingt, so sehen wir sehr bald ein bewul
Streben nach absoluter raumlicher Erfassu
Eine große Holzskulptur, Redner in Rot
Blau", scheint uns in dieser Richtung beisp
gebend Aus der senkrechten Ebene der Gru
platte greifen Jene mehr oder minder eiförmig
Formen, nur sehr locker verbunden in ein
gewissen Verhaltnis zueinander. fast im rech
Winkel in den Raum Die Rhythmik mit
menschlichen Körper ist nur noch sehr fern
ahnen, phallische Assoziationen sind zwar
geben, doch schließlich ist auch damit
oberung eines Raumes verbunden. Durch
Bemalung das richtige Gegenübcrsetzen der
ihrer Qualität gleichwertigen, aber verschiedei
Farben wird dem Auge hier ein Weg fiir se
Wanderung markiert, ein Mittun suggeriert,
dem, wie wir gleich sehen werden. Gaesr
folgende t-lervorbringungen den Menschen
nriieren wollen.
Ein neues, bewußtcres Raumerlcbnis soll du
diese Gebilde erweckt werden, Das wird
schon bei jenen unregelmäßigen und an technisi
Gerate. an Maschinen erinnernden Gebilden si
bewußt, die, dem Betrachlcr ausladend im
stehend. zu einem Umschi-eiten herausforde
Eine letzte Konsequenz fuhrt in dieser Richtn
zu seinen Arbeiten, die rein tektonische Forn
zeigen. Zum anderen fuhrte dazu aber auch
Roland Goeschl. Bewegung, was. Holz bemall.
H.185cm
Roland Goeschl. Farbfarm n. was. Holz bemalt
51X78XZOOm
Roland GoeschLSackgcßsm1967. Kunsihnrl. H.
5111122 60mm. Farblorm 1. 1961. Holz bemalt
cm
Überlegung, daß die Farbe größere Flächen ver-
langt. Bereits der in dieser Art geschaffene "Kopf"
aus dem lahre 1965 zeigt, sowohl in seiner Dimen-
sionierung als auch im Aufbau, die Tendenz zur
Großftüchigkeit. Ebenso werden wir hier auch
mit jenen langen schrägen Kamen konfrontiert.
die nun in Goeschls weiterem Werk eine wichtige
Rolle spielen. Diese langen schrägen Kanten sind
es nämlich, die zusammen mit dem richtigen
Einsatz der Farben den Betrachter der neuen
bauwerkühnlichen Objekte zu einem Erschreiten"
des Werkes verlocken.
Wieder müssen wir hier darauf zurückkommen.
daß es Goeschls Bemühen zumindest seit jener
oben geschilderten frühen bemalten Figur Redner
in Rot und Blau" ist. das Raumerlebnis
deutlich zu machen. Es handelt sich um eine
Erscheinung. die wir bereits in den zwanziger
Jahren in den Prounen" Lissitzkys beobachten
konnten und die gerade in unserer Zeit, in der
sich neue Erfahrungen dem Universum gegenüber
auftun, besonders aktuell ist.
Farbige Striche, Orientierungslinien gleich.
bei Goeschl schon von einiger Entfernung
Objekt. Schlitze lassen ausblicken, Sackgasse
urteilen zur Umkehr, lassen uns den "Weg"
einmal. nun von der anderen Seite, gehen
Beschauerwird mittötig. es werden ihm Erfahi
momente. die dem Rüumlichen zugeordnet
Wenn wir es genau betrachten. sind sie aber
Erfahrungsmornente des Lebens.
Da Gaeschl dazu übergegangen ist. in dauerl
Materialien zu arbeiten Eisen, Polyester,
gerade seine Objekte in großen Dirnen
bis 10m, auf öffentlichen Plätzen aufgi
einerseits ein Gewinn für das Stadtbild, anderi
eine nicht zu übersehende Konfrontation rn
Situation unserer Zeit. Daß ähnliches im B4
der Möglichkeit einer städtebaulichen PIK
liegt, zeigen uns die .,zweckfreien" Türm
Mathios Goeritz, die 37 bis 57 hoch sind.
dings wurden diese in Mexiko errichtet.
Rudolf Ullik
BETRACHTUNGEN
ZU DEN QUELLEN
DES SCHÖPFERISCHEN"
IN DER MALEREI
Der nachsiahende Beilrug wurde von einem
Verlreler der Nalurwissenschallen verfußl,
der an den Fragen der modernen Kunsl prak-
lisch und lheorebinh inleresier! ist. Wir Sind
überxeugl. diese Ausführungen unseren Lesern
nichl vorenlhullen lU dürfen, und slellen sie
daher lur Diskusxion.
Für eine Abhandlung über das obengenannle
Thema erscheint als Kunstrichiung die abstrakte
die gegensfandslose Malerei besonders
geeignei zu sein. Daß sie von manchen Autoren
als konkrete Malerei definierl wird, möge hier
außer acht gelassen und die einfache Sammel-
bezeichnung "abstrakt" als gültiges Versröndi-
gungsmitiel gebrauch! werden.
46
Wenn wie im abstrakten Bild die Geltung
des gedanklichen Bildinhaltes ausgeschaltet wird,
dann werden vornehmlich Begriffe über Gestalts-
eigenschatten maßgebend. von denen Metzger
ihrer Natur nach drei Arten unterscheidet. nämlich
erstens die Struktur oder Gefügeeigenschaften.
zweitens die Ganzheitsqualitöt und drittens die
Wesenseigenschaften. welche psychologisch erklär-
bar sind und nach einer Deutung verlangen.
Es möge darauf hingewiesen sein. daß hier Be-
trachtungen im Gebiete subjektiver seelischer
Lebensüußerungen aus der Sicht einer natur-
wissenschaftlich aufgefafiten Psychologie angestellt
werden, ein in der ästhetischen Wissenschaft etwas
ungewöhnlicher Ausgangspunkt, der vielleicht
gewisse Perspektiven eröffnet und Anlaß zu
weiteren neuartigen gedanklichen Kombinationen
bieten könnte, Die Psychologie wird also hier als
neurophysiologisches Geschehen aufgefaßt und
theoretische Konzepte. sofern keine Methode zu
deren Verifizierung angegeben sind. außer acht
gelassen. Es gelten alle Abstufungen. alle Spiel-
arten des Subjektiven als darstellungswürdig. Es
wird die Frage gestellt, aus welchen Bereichen der
psychischen Mechanismen der abstrakte Künstler
die Elemente für seine Darstellungen schöpft. Es
ist die Verhaltenspsychologie und auch die Ge-
staltpsychologie. welche derzeit ein maßgebendes
und fruchtbares Arbeitsfeld der experimentellen
Psychologie ist. die uns den Weg zu einer Antwort
auf diese Frage weist.
Zunächst wird eine wichtige Tatsache zu beachten
sein, welche uns bei unseren Betrachtungen als
grundlegend stets bewußt sein muß. daß nämlich
die Gestaltswahrnehmung wie die Verhaltens-
psychologie zeigt Lorenz die gleichen Leistun-
gen als Erkenntnisquelle zu erbringen vermag wie
das rationale Denken. und daß sie sich dazu noch
weitgehend gleicher Operationen bedient, welche
allerdings der Selbstbeobachtung nicht zugänglich
sind,
Farbkonstanz, Richtungskonstanz, Formkonstanz
sind Leistungen von Konstanzapparaten. welche
ratiomorph arbeiten. Der hier gebrauchte Begriff
.,ratiomorph" E. Brunswick steht in enger Bezie-
hung und Wechselwirkung zum Begriff .,rational"
und dürfte bei Erkenntnisleistungen aufdem Gebiet
der bildenden Künste ein wertvolles Instrument
sein. Zwischen ..ratiomorphen" und rationalen"
Leistungen dürfte eine strenge Trennung wahr-
scheinlich gar nicht möglich oder gar nicht zu-
lässig sein.
K. Lorenz schildert das Zusammenspiel der ver-
schiedenen Erkenntnisleistungen so, als bestünde
..immer eine klare zeitliche Trennung zwischen
der vorangehenden Entdeckung einer Gesetz-
lichkeit durch ,ratiomorphe' und ihrer darauf
folgenden Veriükation durch .rationale' Vor-
gänge". Lorenz hält diese eben erwähnte Dar-
stellung für einen "Simplismus". was allerdings an
ihrer Brauchbarkeit für uns nichts ändert. .,Ent-
deckungen jeder Art dürften wohl immer ihren
Ausgangspunkt davon nehmen, daß Gestalts-
Wahrnehmungen auf das Vorhandensein eines zu
Entdeckenden aufmerksam machen."
In der Malerei wird also die Aufnahme optischer
Reize irgendwelcher Art die Ausgangsposition
zu später ll'I bildnerischen Akten zu Tage tretenden
Manifestationen werden.
Alle Konstanzapparate sind grundsätzlich als
ratiomorph aufzufassen. sie alle bieten eigentlich
nur Anlaß zur Bildung von Hypothesen. deren
Richtigkeit nur bedingt. wenn auch hochgradig
wahrscheinlich ist. Das Wesen der ratiomorphen
Arbeit der Richtungskonstanz lälit sich aus folgen-
dem, schon Helrnholz bekannten Versuch ver-
ständlich machen. Wenn eine Versuchsperson ihre
Augäpfel mit dem Finger passiv nach einer Seite
verschiebt. also z. B. nach rechts drückt. so werden
die auf seiner Netzhaut abgebildeten Gegenstände
nach der entgegengesetzten Seite. also nach links.
zu wandern scheinen. Die Verschiebung des
Bildes auf der Netzhaut wird von der Versuchs-
person fälschlich als Bewegung seiner Umgebung
ausgelegt. während hingegen eine Verlagerung
des Netzhautbildes bei Eigenbewegungen des Auges
durch die motorische lnnervation der Augen-
muskeln nicht als Bewegung seiner Außenwelt
interpretiert wird, Eine ähnliche. sogar quanti-
lizierbare Erklärung für dieses Phänomen wird
von seiten der Regelungstheorie geboten. welche
besagt. daß die optisch wahrgenommene Raum-
lage eines Gegenstandes eine Resultierende aus
Netzhautbild und der willentlich intendierten
Position des Auges darstellt.
Eine genauere Wiedergabe der noch hypothe-
tischen Erklürung des geschilderten Versuches
wurde in Details führen. welche für unsere Be-
trachtungen ohne wesentlichen Belang sind. Von
Bedeutung ist lediglich der Umstand. daß diese
Konstanzleistungen akzidentelle. dem Wechsel
unterworfene Wahrnehmungsbedingungen zu
kompensieren imstande sind. Diese Leistungen
vermögen Ordnung in die Vielzahl der auf uns
einstürmenden Sinnesdaten zu bringen. Sie ab-
strahieren aus vielen Einzelelementen die in
ihnen waltenden Gesetzlichkeiten, d. h. sie geben
uns Meldung über die Gesetzlichkeiten, und zwar
nicht eigentlich über die Sinnesdaten selbst und
noch weniger über das Verfahren. durch das sie
zu ihren Abstraktionen gelangen. So sind die
meisten Wahrnehmungstöuschungen Fehlleistungen
von Konstanzmechanismen. die durch unwahr-
scheinliche Reizsituationen angeregt korrigierend
funktionieren.
Über komplexe Gestaltwahrnehmungen. die den
bildenden Künstler im besonderen interessieren.
ist folgendes zu sagen Wenn wir ein menschliches
Gesicht zum erstenmal sehen. so bleiben von der
Struktur dieser Gestalt nur gewisse Teile haften.
Bei verschiedenen Personen sind nun die Funktions-
eigenschaften der Gestaltswahrnehmung sehr ver-
schieden. So soll z. B. Kandinsky ein außer-
ordentliches Gedächtnis für Wahrnehmungen
besessen haben. Er soll imstande gewesen sein. bei
einer Prüfung über Volkswirtschaft gefragte
statistische Zahlen von dem inneren Bild. das er
davon besaß. einfach abzulesen. eine für den
Durchschnittsmenschen erstaunliche Eigenschaft,
die ihn als "Eidetiker" hohen Grades erkennen
lälit nach A. Gehlen. Erst bei wiederholtem
Betrachten nimmt die wahrgenommene "Gestalt"
eine einigermaßen konstante Form an.
Bei verschiedenen Menschen werden die scheinbar
endgültigen Resultate ihrer wiederholten Wahr-
nehmungsakte ziemlich verschieden sein.
Sehr komplizierte Gestalten dürften vielleicht über-
haupt niemals eine endgültige Qualität der Kon-
figuration in unserer Wahrnehmung erreichen.
da bei jeder neuen Wiederholung der Wahrneh-
mung neue. bisher ungeworinene Elemente den
Grad der bis dahin erreichten Bekanntheit zu
steigern vermögen. Es werden sich immer neue
Gesetzlichkeiten ergeben und ein tieferes Erfassen
des Strukturellen einer Gestalt möglich machen.
Bei einer einmaligen Wahrnehmung werden nicht
genügend Informationen von Bezug auf die Ge-
setzlichkeit einer Gestalt gewonnen. und zwar
infolge des "Überangebotes" an Reizdarbietungen
K. Lorenz spricht vom "Lärm" der chaotischen
Reizdaten.
In der Hypnose können Wahrnehmungsinhalte
reproduziert werden. die in wachem Zustand nicht
erinnert werden können, eine Tatsache, die ex-
perimentell erhärtet ist.
Das Sammeln von optischen Informationen kann
durch Jahre auf ratiomorphe Weise fortgesetzt
werden. so daß manchmal spät und uner-
wartet Grundlagen für eine gesuchte Gesetz-
mäßigkeit gefunden werden können.
Dieselben Mechanismen, welche die Dingkonstanz
bewirken, vermögen auf ratiomorphem. aber
nicht rationalem Weg an verschiedenen Gestalt-
individuen gewonnene Beobachtungen von Kon-
figurationen durch Abstraktion eine Gesetzlichkeit
abzuleiten. welche einer bestimmten Gruppe von
Individuen oder Gegenständen als Gestaltsqualität
zu eigen ist. Es ist hier an die zahlreichen Studien
Marinis über das Pferd zu denken, der kein be-
stimmtes Pferd. sondern das ..Pferdhafte". den
Extrakt aus dem ..Pferdlichen" darzustellen suchte,
ebenso an Städtebilder von .l.Villon. an seine
Soldaten auf dem Marsch". also an die Versuche,
das Wesenhafte. das "Hintergründige", unter der
Haut Liegende zu abstrahieren und darzustellen.
AusdemungeheurenReservoirderWahrnehmungs-
elemente produziert die abstrakte Malerei ihre
Schöpfungen. wobei Hratiomorphe" neben .,ratio-
nalen" Mechanismen eine Rolle spielen. erstere
besonders in der Weise. daß sie auf das Vor-
handensein von optischen Entdeckungsmöglich-
keiten hinweisen. Marinis Arbeiten. J.Villons
Stadtbilder enthalten Gestaltsresiduen. gehören
daher nicht zum lnformel im engeren Sinne. bilden
aber einen wichtigen Übergang zur völlig gegen-
standslosen Malerei.
Über die Rolle der ratiomorphen Mechanismen.
die Anlaß zu den erwähnten Rückschlüssen sein
können, mögen noch einige Bemerkungen gemacht
werden.
Versuche eines Malers. der gleichzeitig medi-
zinisch tätig ist. sich bildnerisch gegenstandslos
auszudrücken. ergaben. daß das Dargestellte viel-
fach eine gewisse Verwandtschaft mit mikro-
skopischen Bildern hatte. allerdings völlig un-
beabsichtigt. Dies könnte bei der Versuchsperson
darauf schließen lassen. daß ein ratiomorphes
Hattenbleiben mikroskopischer Bilder die Grund-
lagen seiner Abstraktion waren. Dies gilt in gleicher
Weise für "abstrakte" wie für "gegenständliche"
Bilder; es handelt sich beim Malen um die
Erschaffung van .ßegenständlichkeiten". die je
nach der Veranlagung des Malers. manchmal dem
"wirklichen" Gegenstand auch ein individueller
Extrakt aus dem "Lärm" der uns bedrüngenden
Sinnesdaten ähnlich ist, sonst oft keinem dem
Durchschnitt geläufigen Gegenstand gleicht. Beide
Formen der Darstellung schöpfen aus derselben
Quelle, erscheinen daher gleichberechtigt. ebenso
wie der Surrealismus. der aus den durch die
Psychoanalyse erforschbaren Tiefenerlebnissen zu
schöpfen trachtet und sich dabei teils altmeister-
licher. teils mechanischer oder halbmechanischer
Verfahren bedient. Das eigentliche Gewicht liegt
bei dieser Richtung nicht so sehr irn Suchen nach
einer neuen ästhetischen Ausdrucksform in engerem
Sinn als im Aufdecken untergründiger. seelischer
Wirklichkeit.
Daß das sowohl beim Erwachsenen wie auch beim
Kind schon vorhandene Differenzierungsvermögen
auf der Basis "ratiomorpher" Vorgänge beruht.
hat Lorenz als vergleichender Zoologe unter
anderem durch Selbstbeobachtung zunächst für
den Erwachsenen bewiesen. Er sagt. die Meldung
besteht aus Gruppen abstrahierender Gestalts-
Wahrnehmungen in einer einzigen Erlebnis-
qualitöt. die aber nichts darüber aussagt. welche
Merkmale und Merkmalkombinationen es sind.
die als qualitätsbestimmende Glieder in die
Ganzheit dieser Qualität eingehen. Die Breite der
Verschiedenheit innerhalb einer zoologischen
Familie sei weit größer als die durchschnittlichen,
äußerlich sichtbaren Unterschiede zwischen den
Familien.
Bemühungen. die Merkmale herauszuünden. die
die unverwechselbaren Qualitäten etwa der
Cichliden" bestimmen, zeitigten nur zwei nega-
tive Aussagen, nämlich daß es erstens nicht die
groben Charaktere wie Körperform. Zahl und
Art der Flossen usw. sind. die die Qualität bestim-
men. und zweitens, dal es nicht gesagt ist. daß
die in scheinbar eindringlicher Form vorhandenen
Merkmale notwendigerweise als qualitätsbestim-
mend in die von der Wahrnehmung vollzogenen
Quasiabstraktion eingehen.
Wir müssen dazu bemerken. daß eine positive
Aussage sich allerdings mittels der sich aus der
lnformationstheorie bietenden Faktorenanalyse
mit großer Wahrscheinlichkeit gewinnen ließe.
Lorenz beschreibt Beobachtungen an seiner fünf-
jährigen Tochter über hochspezialisierte Leistungen
der Gestattswahrnehmung. die ihr ermöglichen.
alle Rallenvögel als solche zu erkennen. Die ihr
bekannten Rallenvögel waren Schwimmvögel von
äußerlich entenähnlicher Körperform. Das Fehlen
dieses Merkmales bei der ersten ihr begegnenden
unbekannten Rallengattung störte sie nicht im
geringsten im Wiedererkennen der Qualität des
"Rallenhaften". Es macht den Eindruck. daß hier
ein .Jnformationstheoretisches Rätsel" vorliegt.
Eine Lösung bietet mit einer gewissen Wahrschein-
lichkeit der Vergleich "rationaler" und "ratio-
morpher" Leistungen.
Bei einer auf rationalem Wege gestellten Diagnose
der betroffenen Gruppe hätte der Schwimmvogel-
Charakter in den Bestimmungsschlüssel irrtümlich
aufgenommen werden müssen. Um vor diesen
Irrtümern bewahrt zu bleiben. braucht man sehr
viele Informationen, die man auf ratiomorphem
Weg erhält. Hierher gehört etwa. daß die
Schlangen den Vierfüßlern zuzuzählen sind. daß
das Fehlen der vier Beine nur etwas Akzidentelles
ist.
Die Gestaltswahrnehmung vermag ..unbewußt"
eine außerordentlich große Zahl von Merkmalen
zu berücksichtigen. Für die in Betracht kommenden
Merkmale bei Reptilien spricht Lorenz von astro-
nomischen Ziffern. Hier liegt unseres Erachtens
ein wesentliches Forschungsfeld für Leistungen und
Entwicklungsmöglichkeiten abstrakter Kunst.
Auch das Gedächtnis für Gestalten spielt eine sehr
bedeutende Rolle. Die Gestaltswahrnehmung er-
möglicht uns im Laufe von Jahren eine sehr
gewaltige ratiomorphe Anhäufung von Tatsachen-
material. welches das rationale übertrifft. Die
ratiomorphe Abstraktionsleistung ist zur rationalen
Forschung in Analogie zu setzen. Eine der für
unsere spezielle Betrachtung wichtigen Erkenntnisse
besteht darin, daß die Aufstapelung von Infor-
mationen durch ratiomorphe Gestaltswahrneh-
mung im Zustand tiefer geistiger Ruhe des Wahr-
nehmenden erfolgt. während derselbe in die
Schönheit eines bestimmten Objektes versunken
ist. Daß auf diese Ergebnisse exakter Natur-
forschung bei dem Bestreben. gedanklich einen
nuturwissenschaftlich" fundierten Zugang zur
Malerei zu finden, besonders eingegangen werden
muß. liegt auf der Hand.
Es dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen sein, daß der Künstler. im besonderen der
nicht illusionistisch. der antinaturalistisch. vor
allem der ungegenständlich arbeitende Künstler.
aus seinem eigenen ungeheuren. durch ratio-
morphe Abstraktionsleistungen geschaffenen Reser-
voir schöpft. Diese Vermutung, diese Arbeits-
hypothese als Betrachtung aus naturwissenschaft-
licher Voraussetzung "künstlerischen" Erlebens und
Schaffens. möge hier nachdrücklich ausgesprochen
sein.
Diese Hypothese erleichtert das Verständnis der
künstlerischen lntuition". eines sehr vielfach ge-
brauchten und auch reichlich verschwommenen
Begriffes. Goethe hat die intuitive Offenbarung.
für die er die Leistungen der eigenen Gestalts-
Wahrnehmung hielt und die ihm die geniale
Entdeckung des Zwischenkiefers sowie botanische
und zahlreiche andere naturwissenschaftliche Er-
kenntnisse und Theorienbildungen ermöglichte.
sehr hoch geschätzt. Die ..lntuition" entspringt
höchstwahrscheinlich den Leistungen der Gestalts-
Wahrnehmung, sie ist natürlich wie alle Erkennt-
nisse der Gestaltswahrnehmung ihrer Natur nach
subjektiv.
Ob auf der Suche nach einer Erklärung der
seelischen Vorgänge bei der künstlerischen Ge-
staltung sowohl wie bei der Betrachtung von
Kunstwerken der Versuch eines kritischen Ge-
brauches der Erkenntnisse der Gestaltswahr-
nehmung gemacht wurde. ist uns nicht bekannt
geworden. Nach Lorenz kommt jede Entdeckung
einer einigermaßen komplexen Regelhaftigkeit
grundsätzlich durch die Funktion der Gestalts-
Wahrnehmungen zustande. Dies gilt nach seiner
Meinung auch für die Mathematik und wird von
den Mathematikern auch bereitwillig bestätigt.
Wenn man ganz allgemein geistige und künstle-
rische Leistungen als Ausdruck von ordnenden
und regelnden Funktionen im Menschen gelten
lassen will. die sich in der Fähigkeit zum Aus-
wählen. Anordnen, Zusammenfassen. Gegen-
überstellen bei der bildenden Kunst im be-
sonderen der Elemente der Form, der Farbe. der
Oberfläche äußern, so kann man in Analogie
zur Mathematik diese Auffassung auch auf die
Malerei anwenden.
Ob sie von der Kunstwissenschaft. wie von Mathe-
matikern. bereitwillig anerkannt würde, ist nicht
ohne weiteres anzunehmen. ..Der zoologische und
botanische Phylogenetiker, der medizinische Kli-
niker und der Humanpsychologe europäischer
Prägung sind wohl diejenigen. die sich dieses
Wertes nämlich des Wertes der Gestaltswahr-
nehmung am meisten bewußt sind und sie
systematisch benutzen" Lorenz.
Eine typische Eigenschaft der Gestaltswahrnehmung
ist ihre Empfindlichkeit gegen Selbstbeobochtung.
Sie läßt uns erfahrungsgemäß im Stich. wenn wir
unsere Aufmerksamkeit auf dieselbe richten. Diese
Eigenschaft deckt sich mit der oft betonten und
unterstrichenen Mitteilung zahlreicher "abstrakt"
arbeitender Maler, daß sie grundsätzlich ihre
Werke ohne Mitbeteiligung. ja nur unter völliger
Ausschaltung der "ratio". zu vollbringen imstande
sind bzw. eine solche Mitbeteiligung grundsätzlich
ablehnen. Aus solchen Bildern lassen sich als
..Zeichen" mehr oder weniger chaotisch gelagerte
Reste organischer oder anorganischer Formen wie
kristallähnliche oder lebensführende "Urformen"
herauslesen oder in dieselben hineinlegen.
47
Pefer Baum
KUNSTFÖRDERUNG
ALIBI ODER VERPFLICHTUNG?
Zu einer Auuprache über die vielumslrillenen
Kunslförderungsmaßnahmen der Gemeinde
Wien lud das Kulluraml der Bundeshaupi-
sladl für Dannerslag, den 4. April 1966.
Maler, Graphiker, Bildhauer sowie Verireler
der Presse ins Museum des 20. Jahrhunderis.
Stadlral Gerlrude Sandner. Obermagisirals-
ral Dr. Follinek und Dr. Robert Waiuenberger
xlelllen sich nicht ohne einleilend vehemenl
zu unierslreichen. daB man ab wlorl au!
Verbesserungsvorschläge warle und An-
regungen gegenüber mehr denn ie zugäng-
lich sein will iner drekfndigen Diskus-
sion dem Audilor das die an sich sellm-
versländliche Bereilsehall der Olliziellen zu
einem derartigen Gespräch als ven
Ausnahmefall durchweg begrüßte. Dr. Wil-
helm Mraxek. der als Neulraler gehelen
werden war, das Gespräch xu ieiien. eni-
ledigle sich seiner Aulgabe nichl als "Brem-
ser". sondern als elanvaller Vermililer der
die Sehwierigkeilen beider Seilen roalisilsch
einzuschätzen wußie und selbst xu Grundsatz-
fragen, wie zum Beispiel der Rolle des Miixens
in der heuligen pluralislisehen Gesellschafl,
Slellung nahm.
Die ersle Aussprache zwischen Verlrelern
des Kulluramies und Wiener bildenden
Kündlern seil längerer Zeil brachie lreilieh
keine abschließenden Ergebnise. In Anbe-
lrachl der komplizierten Maierie und der
Notwendigkeit lu Änderungen kann sie
auch nur als Gesle einer grundsü chen
Bereilschah, die Dinge heuer zu machen,
gewerlei werden. Als Diskussionsbeitrag mi!
Verbesserungsvorschlägen ist auch der fol-
gende. nicht nur die Kunstförderung der
Gemeinde Wien, sondern auch die des Bundes-
minisleriums für Unler hi belrellende Bei-
trag unseres Redaklionsmltgliedes Peler Baum
gedachl. der in einigen Punklen zur fälligen
Klärung des Sachverhalles milbeilragen
könnle.
töt, die nicht nur der Beamtenapparat ermöglicht,
sollte daher, soweit sich dies bewerkstelligen lüßt.
mit Entschiedenheit unterbunden werden. Man
müßte in diesem Zusammenhang nicht nur genau
überlegen, wer was entscheiden soll und somit
eine entsprechende Kompetenzverteilung vor-
nehmen, sondern auch denjenigen. der ent-
scheidet, wirklich dafür verantwortlich machen.
Kunstförderung ist schließlich ein sich ständig
ündernder Komplex von Fakten und Maßnahmen.
der Irrtümer zulöllt und die volle Subjektivität
des Urteils braucht. Es wäre völlig falsch, zu glau-
ben, sämtliche mit Kunst und Kunstförderung
zusammenhängenden Fragen objektiv lösen zu
können. Notwendig sind jedoch Sachlichkeit.
überzeugende Argumente und der Mut zur eigenen
Meinung. für die man einzustehen hat.
Wenn aus Wiener Sicht von Kunstförderung die
Rede ist. konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf
zwei damit in erster Linie befaßte Institutionen
auf das Bundesministerium für Unterricht und das
Kulturamt der Bundeshauptstadt. Die Anregungen
und Verbesserungsvorschläge im folgenden richten
sich daher auch primär an diese beiden öffent-
lichen Stellen.
Galerien erarbeitet werden. Generell gesehen
wäre es vernünftiger, die ohnedies hurl um ihre
Exislenz ringenden, eminent wichtigen kleinen
Galerien mit fixen jährlichen Subvenlionen zu
unfersiülzen, unslail variable Belröge an einzelne
Maler oder Bildhauer als Ausslellungszuschüsse zu
bezahlen. Darüber hinaus könnte man an ambi-
lionierie Galerien einmal im Jahr Prämien für
besonders inleressanle und werlvolle Veranslal-
lungen vergeben.
Innerhalb der in der allgemeinen Politik ohnedies
schon äußerst weit hinten rangierenden Kultur-
politik rangiert das Kapitel Kunstpolitik so ziemlich
an letzter Stelle. Mit Gßchick und Selbstgefälligkeit
vermieden während der letzten Jahre Rot und
Schwarz, dieses heiße Eisen sachlich und bis ins
Detail zu diskutieren. was notwendig gewesen
würe. um längst fällige Verbesserungen und
Systernünderungen vorzunehmen, die dann von
der interessierten Öffentlichkeit einer ständigen
Kritik unterzogen werden könnten. Kunstförderung
und insbesondere die der bildenden Kunst
ist hierzulande ein Kapitel. über das man aus
einer Vielzahl von Gründen nicht gerne spricht.
Aus Opportunismus und Laxheit, die beim Politiker,
Beamten und nicht selten auch bei dem zur
Rentnermentalität und zum Bittstellertum erzogenen
Künstler anzutreffen sind. wurde verabsüumt. den
verfahrenen Karren zu überholen und wieder
flott zu machen.
Daneben gibt es freilich auch noch die bürokrae
tische Hürde zu berücksichtigen, ohne die in
einem ordentlichen Staatsgefüge angeblich nichts
funktionieren kann. also auch nicht die Kunste
förderung.
Kunstförderung ist aber auch eine heikle Materie,
über die in letzter Instanz fast immer Leute zu
entscheiden haben, die mit Regelmäßigkeit zu-
wenig davon verstehen. Auch das ist nicht gerade
von Vorteil. Daß die mit kunstpolitischen und
kunsttördernden Maßnahmen betaßten Beamten
ihre Tätigkeit nicht freiwillig ins Rampenlicht der
Öffentlichkeit rücken. um danach kritisiert zu
werden, nimmt ihnen niemand übel. Man müßte
sie nur dazu bringen. in Form ausführlicher
Rechenschaftsberichte dies zu tun. Daß die Presse
viel zuwenig darauf dringt und diesen Dingen
zu geringe Aufmerksamkeit schenkt, ist ein be
dauerliches, doch behebbares Versäumnis.
Kunstförderung hat als kulturpolitische Ver-
pflichtung mit größtmöglicher Verantwortung des
einzelnen zu erfolgen. Die Flucht in die Anonymi-
48
1. Ankäufe
Daß in Österreich mehr als genug Bilder, Gra-
phiken und Plastiken zeitgenössischer Künstler
angekauft werden. wird niemand bestreiten.
Ebenso wird kaum jemand leugnen. daß die
Qualität der meisten angekauften Werke äußerst
dürftig. vielfach sogar undiskutabel ist. Da Kunst-
förderung und soziale Unterstützung, deren
Berechtigung gar nicht geleugnet werden soll,
ständig miteinander vermengt werden und auch
sonst noch viele außerkünstlerische Umstände für
Ankäufe ausschlaggebend sind, häufen sich in den
Depots eben jene Bilder. die man weder zeigen
will nach kann. Aus politischen und wahltaktischen
Gründen um sich möglichst viele bildende
Künstler warm zu halten und Kritik aus diesen
Reihen vorzubeugen wird permanent Quantität
der Qualität vorgezogen. Man gibt lieber viele
kleine Beträge aus und sichert sich damit braven
Durchschnitt, statt weniger zu erwerben und
dafür ordentlich zu bezahlen. Da der Beamte
weder .,Kunstrichter" sein darf noch will, glaubt
er durch Meinungslosigkeit seinem Amt Genüge
zu tun. In der Fachsprache heißt dann Doku-
mentation für die Nachwelt. was für die Gegen-
wart eine Ansammlung von Kraut und Rüben ist,
Ein derartiges Unsystem hat jedoch immerhin
eines für sich man kann nicht nur Nieten er-
wischen.
Es erhebt sich aber auch die Frage, wo primär
gekauft werden soll. Hier scheint vor allem eine
Veränderung des Schauplatzes der Handlung
vonnöten. Statt devote Bittsteller hinter verschlos-
senen Türen zu empfangen, mülltte der öffentliche
Kunstanköufer dazu verpflichtet werden, vor-
wiegend in Ausstellungen zu kaufen. Dadurch
würden nicht nur fragwürdige Ankäufe von
Gelegenheitsmalern vermieden, nicht nur der
zumeist unnötige und Gefahren ausgesetzte per-
sönliche Kontakt zwischen Künstler und Beamten
ausgeschaltet. sondern auch die Öffentlichkeit an
Ort und Stelle mit dem konkreten Ankauf kan-
frontiert werden. Den Galerien wcire dadurch
ebenfalls geholfen, einen Teil der hohen laufenden
Kosten wieder hereinzubekommen.
3. Jurywesen und neue Kompetenzverteilung
Die Vielzahl notwendiger Entscheidungen, die
Ministerium und Kulturamt im Zusammenhang
mit Anküufen, Biennale-Entsendungen, Staats-
preisen. Auslandsausstellungen. Stipendien. Sub-
ventionen usw. aufgebürdet sind, macht das Hin-
zuziehen nichtbeamteter Fachleute wiederholt
notwendig. Nur im Einzelfall kann allerdings
festgestellt werden, ob die Entscheidung einer
Jury oder die einer einzelnen Person sinnvoller
ist. Ganz allgemein sollte jedoch gelten so viele
Einzelentscheidungen als möglich. Wenn Jurys,
dann nur solche von drei Personen. Monster-
gremien von fünf und mehr Persönlichkeiten sind
sinnlos, da sie letztlich keinerlei profilierte Mei-
nungsbildung zulassen,
Da in Kunstfragen ohnedies nicht objektiv ent-
schieden werden kann, sollte man einsehen, daß
sich Verantwortung nicht vermeiden läBt. Die aus
dem Wunsch nach vermeintlicher Objektivität
angetretene Flucht in Massenentscheidungen eine
große Jury ähnelt selbst wenn es sich dabei um
Fachleute handelt einer in Kunstdingen unan-
gebrachten Volksabstimmung ist folglich strikte
abzulehnen. Profilierte und damit auch radi-
kale Meinungen einzelner sind immer besser
als ein durch Juryentscheide manipuliertes. op-
portunistisches Mittelmaß.
Die bereits einmal erhobene und in weiterem
Zusammenhang ebenfalls notwendige Forderung
nach sinnvoller Aufteilung und Neuregelung der
Kompetenzen nur sie könnte halbwegs garan-
tieren. daß der einzelne. oftgutwillige Beamte seine
Arbeit wirklich zeitgerecht und ordentlich zu
leisten imstande ist sei an dieser Stelle nochmals
wiederholt. auch wenn sie unpopulür sein mag.
weil damit die Schaffung neuer Beamtenposten
verbunden ist.
4. Auslandsausstellungen
Genügend Arbeit für einen einzigen Beamten würe
beispielsweise die Organisation und Betreuung
von Auslandsuusstellungen österreichischer Künst-
ler. Gerade hier. wo durch Initiative, Fachwissen
und kluge Koordinierung für das kulturelle Prestige
unseres Landes enorm viel geleistet werden könnte.
begeben wir uns selbst vieler Möglichkeiten und
zeigen uns in nicht ausreichendem Maße in-
formiert.
2. Subventionen und Stipendien
Es ist selbstverständlich. duß Kunstförderung nicht
nur auf Ankäufe beschränkt bleiben darf. Reise-
und Aufenthultsstipendien für junge Begabungen
sollten cxufrechlerhcilten, jedoch an strengere
Bedingungen geknüpft werden. Vor cillem aber
scheint es wichtig. auf längere Sicht zu fördern,
du nur dadurch dem Betreffenden Gelegenheit
gegeben ist, die in ihn gesetzten Hoffnungen im
Sinne kontinuierlicher Arbeit zu erfüllen.
Ebenso müßten klarere Richtlinien im Zusammen-
hang mit Ausstellungszuschüssen an Künstler und
5. Steuerfreiheit von Spenden für Kunst
Da in einer freien demokratischen Gesellschaft
Kunstförderung weder ausschließlich in Händen
des Staates liegen darf noch auch von diesem im
notwendigen Ausmaß bewerkstelligt werden kann.
muß und soll dem einzelnen Staatsbürger Ge-
legenheit geboten werden. selbst wirkungsvoll als
Mäzen aufzutreten. Die dafür notwendige For-
derung lautet daher Steuerfreiheit für kunst-
fördernde Maßnahmen in einem angemessenen
Prozentsatz zum Einkommen und unter gewissen
Auflagen. Daß die Vorteile einer derartigen Praxis
deren Nachteile aufheben. beweist praktisch die
gesamte westliche Welt.
Ebenso ausführlich wie über die hier nur
stichwortartig angedeuteten Probleme der
Steuerfreiheit von Spenden für Kunst müßte auch
über die Kapitel "Bildende Kunst öffentliche
Bauten". "Kunstunterricht". die eventuelle Grün-
dung einer Gesellschaft für bildende Kunst" und
anderes mehr gesprochen werden.
AUS DEM KUNSTLEBEN
KIER UND IHRE MUSEEN
iesmrnmerwum ur Unierrlch! gib!
daß .166 rhm umersvchenden
Kunstsarnrvuungerv und Museen
Monaten Februar 196a 622.762 und
sa.o47 Besucher 9616m. wurden.
der großen Sirukiurcnbdder des
chen Mmers Aniom Tapies um
1m des 70. Juhrhunderäs, VVISH
Spilzweg, Der Briefbove 1m Rosen-
1858. Öl auf Leinwand. 73,S
mKaL-Nr.116
Spillweg. Trehen Sie ein, meine
chcüenl Harlekin und Kolumbme.
60. BÄe1shfl1e1chnung354 219 mm
Nr. a1 Abb 61.5 der Aus-
19 der Graphischen Sammlung
um. Wien
ESUCH DER WIENER MUSEEN IM JAHR 1967
orisches Museum. Hauplgsböude. Burgring ..,. 228.556
xmmlung Sammlung 011er Muswkinslrumenäe und Museum osäerrewchischer
ur Neue HoHJurg ... .... 11.9112
Jrg 5661671 Schönbrunn .. .. 13o.a97
rund 66.611.666 Schmzkummer Hofburg 204.617
nur zwewßcs Hulbjuhr1967 5.377
Vorisches Museum .. .. 73.305
Tur Viaikcrkundc 59.216
he Summiung Alberhva 51.914
ihvsche Gwerwe .. 127.911
Ihlschas Museum für Vmkskunde 3.519
61616516. .. .. .. .. 576
Jwvsches Museum für ungcwundie Kunsl 28.241
rqulerle der Akaderme der bwldervdsn Künsle 11.621
des zo. Jahrhunderts .. 29.552
mmen. ... .. .. 9613aos
Au Platzmangel ist er uns nicht möglich. alle
in Wien xtattülldendell Auxtellungen lu be-
sprechen. Diese Auswahl bildet daher eine
qualitative Auslese. wenn dennoch trat-z vor-
handener Gleichwertigkeit von Ausstellungen
gelegentlich Rezensionen von Veranstaltungen
unterbleiben, so bitten wir. die ebenfalls aus
denn eingangs angeliihrten Grund verstehen
zu wollen.
MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS
Antoni Tapies
..lch kann mir keinen Künstler denken. der
nicht ganz und gar in einem Abenteuer lebt.
In vollständigem Trance-Zustand. in vollem
Sprung ins Leere begriffen. In einer Zeit.
in der jede Art von Intervention an der
Tagesardnung ist. erweist es sieh. daß in
der Kunst das wirkliche Leben sich außerhalb
der Welt der Funktionäre abspielt."
Antoni Tapies. der am 13. Dezember 1923
in Barcelona geborene. heute weltbekannte
Maler. von dem dieses Zitat stammt. galt
die vierunddreißigste Sonderausstellung im
Museum des 20. Jahrhunderts. Sie dauerte
bis Z1. April und umfallte achtzig Bilder
sowie neun Lithographien. In Anbetracht der
Bedeutung des Künstlers. der seit 1950 in
praktisch allen Kunstzentren der Welt
kollektiv zu sehen war und weder auf der
Biennale von Venedig noch auf der Kasseler
Documenta fehlte. kann das Zustandekommen
der interessanten Exposition als Prestige-
gewinn für das osterreichische Ausstellungs-
leben gewertet werden. Der kam akte
Querschnitt durch das Werk von apies
begann mit dem Jahr 1945. als der Künstler
nach erster enger Kontaktnahme mit der
modernen Malerei und zweijahrigem Stu-
dium der Rechlswlssenschaften mit pastosen
Farben zu malen begann und seine ersten
Collagen herstellte. Diese frühen. zumeist
gegenständlichen. in gewissen Aspekten sur-
realislisch anmutenden Bilder und Collagen.
sind typische Werke des Aufbruchs. authen-
tische Zeugnisse eines Suchenden, in denen
Erfahrungen und Vermutungen. die erst
spater zum Durchbruch kommen sollten.um
zu einer logischen Abfolge eigenständiger
abstrakter Bilder gleichnishaften Charakters
zu werden. verschlüsselt enthalten sind.
Was die Strukturenrnalerei von Tapies seit
Jahren kennzeichnet. findet sich in einigen
der Aufbruchswerke allerdings nicht nur in
Ansätzen vor. Bilder. wie z. B. eine 1946
entstandene Collage Katalog Nummer
oder die 1947 gemalten. an Dubuffet er-
innernden ..Zwei Figuren auf Kartort".
lassen bereits klar erkennen. wohin Tapies
sein zukünftiges Augenmerk richtete. Tapia.
dem das Verdienst zukommt. als einer der
ersten nach 1945 stark strukturell aufge-
tragene und behandelte Materialien in seinen
Bildern verwendet zu haben. gilt in der
üblichen Terminologie als abstrakter Maler.
Gerade bei ihm scheint es jedoch notwendiger
als bei vielen anderen. ähnlichen Tendenzen
zugewandten. jedoch einer wesentlieh op-
portunisttscheren Asthetik verpflichteten Ma-
lern festzustellen. dall seine Bilder nicht bloß
mit formalen Werten und interessanten
Materialkonstellationen aufzuwerten haben.
sondern auch mit Inhalten.
Diße Bildinhalte sind vieldeutig. Sie sind
ohne deswegen im Bildtitel aufzuscheinen
auf den Menschen. seine historische Position
und sein auf Grund neuer Bedingungen
und Erfahrungen verändertes Denken be-
zogen. Tapies spricht in diesem Zusammen-
hang von der "Eroberung der Wirklichkeit
für die Gesellschaf". Der Künstler. der Über
ein sehr kritisehes. philosophischen Deutungen
offenes Geschichtsbewußtsein verfügt. richtet
sich nicht gegen die Tradition. geht in seinen
Arbeiten jedoch radikal neue. ungewohnte
Wege. die "von dem Geschmack der Epoche"
abzuweichen haben.
Bei Tapies trifft man in kleinen. mittleren
und ganz großen Formaten bis zu einem
Ausmaß von zweieinhalb mal vier Metern
alle technischen Möglichkeiten und Formen
struktureller Bildbehandlung in positiver
flüssige Materie. Farbpaste oder Sandbrei.
wird aufgetragen; Farbauftrag mit dem
Pinsel und negativer Hinsicht an die Bild-
fläche wird durch Kratzer. Risse und der-
gleichen "negativ" bearbeitet. Jedes Bild
wird vom Künstler als neues Wagnis aufge-
faßt, als Herausforderung. die eine in der
Phantasie noch nicht festgelegte Gestalt an-
nehmen wird.
Bei Tapies. der über die seltene Gabe ver-
fügt. lntuition und lntellektuallsmvs in
schöpferischen Einklang zu bringen. gibt es
daher kaum Wiederholungen oder Mono-
tonie. die in die Masche auszuarten drohen.
Damit soll nicht In Abrede gestellt werden.
daß in seinem CEuvre Stärkeres und Schwä-
cheres einander ablösen und dafl mitunter
auch formal gelungene. spannungsreiche
Bilder ohne den Atem bleiben. der die Kunst
von Tapies zum Erlebnis macht.
Die an erdfarbenen Tönungen reiche. kraft-
volle und dennoch subtile Malerei von
Antoni Tapies ist von ernster. nur langsam
sich tnitteilender und einer genauen Analyse
zugänglicher Art. Abb.
ALBERTINA
Carl Spitzweg
Würde man den künstlerischen Rang von
Carl Spitzweg nach der Resonanz beurteilen.
die sein Schaffen seit rund einem Jahrhundert
in breitesten Kreisen genießt. so rnoiste man
den beliebten Maler zweifellos zu den be-
deutendsten Meistern seiner Zeit rechnen.
Daß davon jedoch nicht die Rede sein kann,
bewies zuletzt die in mehrfacher Weise
verdienstvolle und korrigierend wirkende
Spitzweg-Ausstellung in der Graphischen
Sammlung Albertina in Wien. Die Exposition
sie wurde wie nicht anders zu erwarten
war sehr gut besucht konfrontierte in
denkbar umfassender Weise an Hand von
105 Zeichnungen. 20 Holzschnitten und
2B Gemälden mit dem CEuvre des 18GB in
München geborenen Künstlers. deckte damit
aber auch alle jene Schwächen auf. die es
einfach nicht zulassen. Spitzweg heute als
wirklich großen Maler oder Zeichner zu
werten.
Sicherlich bedarfauch die Klischeevorstellung
von diesem angeblich nur der Idylle zuge-
tanen. versponnenen Malerpoeten gewiser
notwendiger Korrekturen es wäre "edoch
falsch. hier in einer Weise über das iel zu
schießen. wie es manche Historiker in ihrer
Begeisterung für Wiederentdeckungen und
damit in Zusammenhang stehende Umwer-
lungen gerne tun.
Fragt man sich nämlich angesichts des in
vielem auch sehr lokalen und zeitgebundenen
Werkes ernsthaft. was einem die Bilder
Soitzwegs heute noch oder heute wieder?
zu geben vermögen. so wird eine positive
Antwort in der Regel doch nur Nebensach-
liches und Nettigkeiten betreffen. Von dem.
was für die bildende Kunst des 19. und
Z0. Jahrhunderts Bedeutung gewann. ist bei
Spitzweg jedenfalls so gut wie nichts zu sehen.
Gegenüber den ebenfalls kleinformatigen
Bildern von Wilhelm Busch. die vor rund
einem Jahr am selben Ort zu sehen war. fallen
Spitzwegs Malereien in ihrem peniblen
Realismus. der nur ganz selten "Impres-
sionistischerem" Duktus weicht. entschieden
ab. In noch stärkerem Ausmaß trifft dies auch
bei einem Vergleich mit den führenden
österreichischen Landschaftsmalern des vo-
rigen Jahrhunderts lll. die bei weitem besser
und interessanter sind und mit mehr Be-
rechtigung einer Aufwertung harren.
Der kleinbürgerlich-ironischen Nettigkeit
der romantisch-idyllischen Bilder stehen
und das ist als besonders aufschlußreiches
Faktum zu werten Aussprüche des Künstlers
gegenüber. die. würde man Spitzwegs
Bilder nicht kennen. eine ganz andere.
weltoffenere und großzügigere Art seiner
Malerei erwarten ließen. Spitzweg interes-
sierte sich für neueste technische Erfindungen.
er reiste viel und ausgiebig und war ein
genauer, kritisch-humorvoller Beobachter
seiner Umwelt. was vor allem seine 1844
bis 1855 entstandenen Holzschnitte und
Holzstiche für die "Fliegenden Blätter" ver-
anschaulichen.
Relativ große zeichnerische Selbständigkeit
erreichte der Künstler primär in schwung-
vollen und spannungsreichen Bleistiftskizzen,
die trotz freiem Duktus sehr beherrscht und
gekonnt anmuten ..ln Sturm und Regen".
"Treten Sie ein. meine Herrschaften; Harlekin
und Columbine". 1860.
Die von einem sehr schönen und dank dem
Entgegenkommen einer Münchener Drucke-
rei auch sehr preiswerten Katalog begleitete.
von Dr. Siegfried Wichmann wissenschaftlich
bearbeitete Ausstellung. gab ein realistisches
Bild des Künstlers. Abb. 2.
MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE
3000 Jahre peruanische Malerei
Unter em Titel ..300o Jahre peruanische
Malere eigte das Museum für Völkerkunde
eine in vielem aufschlußreiche und zu Ver-
gleichen herausfordernde Exposition. dte von
der peruanischen Kulturvereinigung ..lue-
ves" als Wanderausstellung zusammengestellt
wurde. Vor Wien war die Schau mit Erfolg
in Madrid und Rom zu sehen. nach Wien
wird sie in London. Lissabon und New York
Station machen.
Wenn sich auch in grundsätzlichen Aspekten
über die Möglichkeiten adäquater Realisation
derartweitgßteckterAusstellungsthemenstrei-
ten läflt. so konnte der Schau im Völker-
kundernuseum auf jeden Fall ein wesent-
Iiches Positivum zugutegehalten werden Sie
enthielt insgesamt nur fünfundsechzig Ex-
ponate und überforderte daher nicht den
Betrachter. Die generell gelungene
Selektion gliederte sich in drei historische
Abschnitte in die prdkolumbische Epoche.
in die Malerei der Kolonialzeit und in das
Schaffen moderner peruanischer Maler der
letzten Jahre.
Gravierungen auf Steinplatten und Fels-
wänden. Tierfiguren. Ornamente und auch
Menschendarstellungen. finden sich bereits
in den frühesten Phasen präkolumbischer
Kultur. im ersten und zweiten vorchrist-
lichen Jahrhundert. Wesentlich stärker als
Zeugnisse dieser Epoche wurden in der
Ausstellung jedoch aus Grabfunden stam-
mende. bemalte Textilien berücksichtigt. die
in technischer und künstlerischer Hinsicht
zum Schönsten und Aufschlußreichsten zahlen.
was an Vergleichbarem aus dem 12. und
13. nachchristlichen Jahrhundert existiert.
50
Cornelxus Kolig www9.-
Aussicllung in der am.
rie nächsi 5. Shzphcn.
Wien
Bild von Bruno Gironcoli
aus der AussäeHung des
Künsllers der Galerie
nächstSLSäephumWien
Wiederholt wird man durch diese. ein sehr
klarß. primär ornamentales Stilbewußtsein
verratenden Exponate an die Moderne
erinnert. vor allem an Paul Klee. dessen
wandlungsfähige. subtile Mal- und Zeichen-
kunst hier überraschend aktuelle. geheimnis-
volle Vorläufer tindet Katalog Nr. s.
Mit der Eroberung des Inka-Reiches durch
die Spanier trat in der originären Entwicklung
peruanischer Kunst und Kultur ein krasser.
beinahe vollständiger Bruch tnitder Tradition
ein. Für die Ausschmückung neugegründeter
Kirchen und Klöster wurden europäische
Maler. vor allem Italiener. Flamen und
Spanier wie z. B. Bernardo Bitti 1SÄBi1610
und Aggelino Medoro etwa 1547-1629.
nach Ubersee eingeladen. Diese Künstler
übten nachhaltigen Einfluß auf ihre Zeit-
genossen und deren Nachfolger bis zum
nde des 1B. Jahrhunderts aus. Sie schufen
die Vorbilder für die indianischen und
mestizischen Künstler. die später dte domi-
nierende Schule von Culca bildeten. In den
Bildern dieser Schule finden sich trotz wesent-
licher europäischer Einflüße lokale Besonder-
und Eigenheiten, eine gewisse malerische
Steifheit und graphische Exprssivilät, die
gelegentlich auch im Hinblick auf den
stimmungsgeholt der religiösen Darstel-
lungen an Votivbilder und die Kunst der
Naiven erinnern. Der dritte. der Moderne
geltende Abseimitt. zeigte. daß auch in Peru
jene Kunstströmungen en vogue sind. die
auch in der übrigen freien Welt im Mittel-
punkt der Auseinandersetzung mit dem
Gegenwartsschaffen stehen Pop- und op-Art.
Hard Edge. reine Abstraktion und Neue
Figuration. Von nneruanischer Eigenart".
wie es im Katalog heißt. ist zwar nicht viel
zu spüren. nichtsdestoweniger verdienen
jedoch Leute wie Shlnki und Hastings Auf-
merksamkeit.
MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST
Schwedisches Holz
Plakate von Georges Mathieu
In Zusammenarbeit mit der Zentralvereini-
gung der Architekten Österreichs zeigte das
"Schwedische Institut in Stockholm" im
Museum für angewandte Kunst in Wien eine
Wanderausstellung unter dem Titel "Mit
Holz leben". Die wirkungsvoll eingerichtete
Schau behandelte das Thema in sehr weit-
gestecktem Rahmen. berücksichtigte Ge-
schichte und Gegenwart, und unterstrich die
enorme Bedeutung. die dem vielseitig ver-
wendbaren Werkstoff in Schweden. einem
Land. dessen Flüche mehr als zur Hälfte mit
Wald bedeckt ist. tukommt. Wenn auch
nicht alle Möbel und Gebrauchsgegenstände.
mil denen die populäre Ausstellung bekannt-
machle. als vorbildlich zu werten waren.
sa lag das Gras des Gezeigten hinsichtlich
Entwurf und Ausführung doch über der
vergleichbaren Durchschnittsproduktion an-
derer Länder.
Georges Mathieu, am 17. Juni 1921 in Bou-
logne-sur-Mer geboren. Vorkämpfer und
zugleich einer der maltgebendsten Vertreter
des lyrischen lnformel. zählt zu den interes-
santesten und wohl auch intelligentesten
abstrakten Malern nach 1945. Seine größte
Popularität erreichte er vor rund zehrt Jahren.
als die Malerei der Franzosen die gesamte
internationale Kunstszene beherrschte. Ma-
thieu zählte damals zu jenen Malern. über
die in Kreisen der Avantgarde am meisten
diskutiert wurde. Erst mit dem Aufkommen
von Pop-Art. Neuem Realismus und den
diversen Spielarten kinetischer Kvnst wurde
es um Mathieu etwas stiller. Dasßenommee
des Künstlers. der sich zur "Asthetik des
Risikos" bekennt. hatte darunter allerdings
kaum gelitten. Ebenso zeigt die allerjiingste
Vergangenheit. dali Mathieu wiederum gut
im Rennen liegt. Seine Rolle für die Ent-
Wicklung abstrakter Malerei ist jedenfalls
nicht zu übersehen.
Die Gelegenheit. Mcllhieu auch als ange-
wandten Künstler kennenzulernen. gab eine
sehenswerte Ausstellung im Museum für
angewandte Kunst in Wien. die fünfzehn.
vom Künstler für die französische Fluggesell-
schaft Alr France geschaffenen Plakate ent-
hielt. Mathieu. der in ihnen das Wagnis auf
sich nahm, ,.ein so vielfältiges Ganzes wie
die Seele eines Volkes in die Sprache der
lyr hen Abstraktion zu übertragen". hat
mit seinen symbplhaften Darstellungen. die
trotz genauen Uberdenkens den Atem des
Spontanen. Lebendigen besitzen. einen Weg
beschritten, der der modernen Werbung
kräftige Impulse geben könnte. Das vor
allem deshalb. weil hier Künstler und Auf-
traggeber bewußt von dem Abstand nahmen.
was sonst aus Gründen kurzfristiger Renta-
bilität und ebensolcher Kurzsichtigkeit! von
selten der Industrie und Wirtschaft verlangt
wird. Die Serie der fünfzehn eleganten.
technisch jeweils verschiedenartigen. in sehr
komplizierten Druckvorgangen hergestellten
Plakate. ist ein Musterbeispiel wirkungsvoller
Werbung hohen künstlerischen Niveaus.
Abb. 4i6
GALERIE NÄCHST ST. STEPHAN
Cornelius Kotig
Bruno Glroncoli
Kunststoff-Bildobjekte. Kunststoff-Plastiken.
Prototypen für eine Plastik zur industriellen
Massenfertigung. Tastobiekle. Temperaturin-
nenplasttken und einige dazugehört Skiz-
zenblätter des 1942 in Vorderberg in ärnten
geborenen Malers Cornelius kolia stellte die
Galerie nächst st. Stephan in Wien aus.
Kolig. der bereits 1963 mit seiner ersten
Kollektive von Rontgenplostiken und Röntgen-
graphiken am selben Ort als ausgespro
Außenseiter und Nonkonformisl in
nung trat. konfrontierte auch in diesl
fassenden Schau mit ausgefallenen
rischen Experimenten, die bei aller
schiedlichkeit im Material und der TEHK
Aufmerksamkeit verdienen.
Die Objekte. an denen Kolig nicht
auch unter großen materiellen Opf
während der letzten Jahre arbeitete.
sich in zwei Gruppen in die romanl
aus Polyester. Hctrtschaum und
Kunststoffen auf Homogen-Platten
stellten "Bildobjekte" in ihren gatlerti
Zusammenballungen und Farben et
sie an Muscheln. Schwämme. mens
und tierische Eingeweide, an Verkrust
Eruptionen und ähnliche Vorgänge
die rationell ausgewogenen, äslhe
Plexiglasobiekte. Plastiken und Prototyl
Mil den zuletzt genannten Werken
Kolig zweifellos starkeres Interesse
den konglomeratartigen niäildobiektet
dui Grund ihrer Fülle an vegetativer
ziationen bestimmt nicht jedermanns
sind. Kolig erreicht in seinen transpa
auf verchromten Elsensockeln stel
Plexiglasobjekten ein ausgewogenes
nungsverholtnis von Material und For
zusätzliche Reize und spielerische
durch eine dem Besitzer dieser
überlassene Kombinatorik und Aus
barkeit einzelner Elemente hinzugt
Eine schwierige. in vielem aufschlul
und sehenswerte Ausstellung. die den
doxen Begriff von bildender Kunst
in Frage stellte.
in einer weiteren aktuellen Schau zeit
vielumstrittene Avantgarde-Galerie Al
des 1936 in Villach geborenen Ki
Bruno Gironcoli. Girancoli. der
Innsbruck seine Lehre als Gold- und
schmied abschloß. zwei Jahre bei Pr
Bäumer an der Akademie für angel
Kunst in Wien studierte und seit 1'.
Freischaffender tätig lSt. entwarf 19a
ersten Polyesterplasllken. Weiterentw
gen davon. voluminöse. mitunter auch
tektonischen Elementen verpflichteli
Silber-. Kupfer oder Goldfarbe über
Objekte und Gebilde. bildeten zusamnr
mehreren Bildern äh licher Tendenzt
nächst St. Stephan prasentierten Quel
durch Gironcolls bisheriges CEuvre.
Man merkt diesen schwer definierbar
Grenzbereich der Pop-Art anzusied
Werken an. daf! sie von jemandem sta
dem dos künstlerische wagnis unab
von opportunistischen uberlegungen
viel bedeutet. Glroncoli. dessen Be;
außer Frage steht. konfrontiert mit
veränderbaren Grundvokabular für
mencles. Er provoziert. indem er sict
oder nur schwer deuten ldllt. Eine
verbindliche Bestimmung seiner Arbe
daher weder möglich noch erstrebet
Was Gironcoli. der seinen Bildern und
objekten keine Titel gibt. will. ist die rr
tane Auseinandersetzung mit dem c.
fenen. Ahntich. wie er selbst in Eti
von Werk zu Werk. an Vorherigt
ft. soll auch der Betrachter die
plizierte Problematik seiner sehr subie
frappierenden und zweifellos auch
zeitkritischen Bilder und Skulptur
Kenntnis nehmen. Abb. 7.
GALERIE WÜRTHLE
Kurt Moldovan
Über den außerordentlichen Ran!
Zeichners Kurt Moldovon innerhal
österreichischen Nachkriegskunst ist rnt
seit Jahren einig. Um so mehr Freut
rettete daher eine Ausstellung neuer Al
des bekannten Wiener Künstlers
Galerie Wiirthle. die abermals den
erbrachte. daft Moldovan sein Pulvet
lange nicht verschossen hat. Seine iül
vitalen und mit der von ihm gewi
graphischen Vehemenz gefertigten
nungen. größtenteils Ausbeute seiner
monatigen Mexico- und USA-Reise.
durchweg exzellente. kapriziöse.
ständige Blätter. die hinsichtlich Fort
Inhalt über seltene Adäquanz verfüge
Moldovans Sensibilität. die sich in gl
Weise im graphischen Duktus wie in
überaus geistvotlen Behandlung der g.
ten Themen zeigt. verleiht den mittelg
Formaten inhaltliche und zeichne
Spannungswerte. die den Betrachter zt
sehr verschiedenartigen. vielseitigen
einandersetzung mit dem Dargstellte
fordern.
Moldovans Blätter erfordern gerade
ihrer ungewöhnlichen Spontaneität unc
inneren Dynamik eine Form der Betrac
die neuen und veränderbaren Ast
gegenüber offen ist. also eine gewisse
Flexibilität voraussetzt.
Gegenüber den dreißig. mit Bedacl
erste Qualität auSyewähllen Zeichn
darunter auch mehrere Arbeiten,
Kürze als Zyklus ..Cortes in Mexico'
Verlag für Jugend und Volk herausge
werden nelen die zehn New-York-Aqi
des Künstlers beträchtlich ab. Die Aussl
bewies somit. daß der Zeichner Mol
dem schon besser gewesenen
Moldovan noch immer einiges vorat.
Abb.
GALERIE AUF DER STUBENBAS
Kurt Möser
Peter Kubovsky
Mehr denn ie fordert heute inmitter
Inflation an optischen Eindrücken
Aquarell zu konzentrierter. das
iMoldovun, Akrobulin, was. Zeichr
des Kummers aus der Aussßcllung
1er Galerie Wurähle, Wien
Graphiker Peler Kubovsky wohrend
er Arbeh Im Freien 1m Wiener
npurk
11
wg yon Bqrna Surfory. der in der
efle 1m Grnechenbcnsl, Wwen, ncuesle
EIYEH uusstellie
das mm "Sous Terrain" mii
Begründer Franz Am" Coufu!
dmMe
ebenso wie das Ganze wahrnehmender
Betrachtung heraus. um in seiner gesamten
Bezugsweite verstanden zu werden. Das
trifft auch auf die Arbeiten des Wieners
Kurl Moser zu. die in einer Ausstellung in
der Galerie auf der Stubenbaslei zu sehen
waren.
Mdsers Aquarelle es handelte sich dabei
um die erste Kollektive des 1925 geborenen
Künstlers mit Arbeiten aus den letzten zehn
Jahren. in der Regel Landschaften oder in
Landschaften eingebettete Architekturen. ha-
ben trotz ihrer Fülle an feinsten farbigen
Verläufen und Zwischentönen nichts Effekt-
volles oder Vardergründiges an sich. Sie
entstehen in Momenten größter Konzen-
tration und fordern diese Eigenschaften auch
vom Betrachter. will dieser den schöpferischen
Vorgang wesensgemäß nachvollziehen.
Die nur selten dramatisch wirkenden. dafür
jedoch überaus musikalisch und lebendig
anmutenden Blätter. besitzen in frühen Bei-
spielen vereinzelte Parallelen zu Werken
Paul Klees und den dalmatinischen Land-
schaften von Zoran Antonio Muslc.
Diese wichtigen. wenn auch wahrscheinlich
nur im Falle Klee bewußt aufgenommenen
und verarbeiteten Einflüsse. haben Kurt
Moser im Suchen und Finden des eigenen,
primär intuitiven Weges zweifellos be-
starkt.
Die malerische Sensibilität und Ausgeglichen-
heit dieser frühen Arbeiten beweist allerdings
nicht nur die Bedeutung richtig verstandener.
wesentlicher Anregungen, sondern auch die
solide handwerkliche Grundlage, über die
der Künstler verfügt. Auf dieser basieren
nicht zuletzt auch die stark abtstrahierten.
atmosphärisch wirkenden Aquarelle aus den
Jahren 1966167. die Mösers Auffassung be-
sonders markant hervorkehren.
Dieselbe Galerie machte auch mit neuen
Federzeichnungen des Linzers Peter Ku-
bovsky bekannt.
Neben Linzer Ansichten und neun graphisch
fesselnden Variationen aus seiner bemerkens-
werten Folge über die Wollzeugfabrlk ent-
hielt die Exposition vierzehn Zeichnungen
mit Wlener Motiven eine komprimierte
Auswahl von mehr als sechzig in den letzten
Monaten entstandenen Arbeiten.
Für Peter Kubovsky ist das Zeichnen nach
der Natur kein alter Hut, Er benötigt ein
ganz konkretes Motiv. eine bestimmte Land-
schaft. Architektur oder ein Detail im Häuser-
meer der Stadt. um überhaupt in Schuß zu
kommen und jene sinnlichen Reize zu er-
fahren. die für ihn künstlerische Impulse
sind. Kubovsky geht es in seinen stark ab-
slrahierten Blattern jedoch nicht um die
maßslabgetreue. abbildhctfte Wiedergabe
von Dingen. sondern um lebendige, graphisch
autonome Darstellungen. die viel wesent-
licher und prägnanter das ausdrücken. was
der Künstler über ein bestimmtes Motiv
erfahren hat. Die Frage der äußerlichen
Ahnlichkeit und Erkennbarkeit ist daher für
ihn ebenso sekundär wie etwa jene. ob seine
Zeichnungen gefallen oder nicht. Für Ku-
bovsky gibt es in dieser Hinsicht keine
Kompromisse.
Ähnlich. wenn auch in ganz anderer Manier
als etwa Kurt Moldovan. über dssen Aus-
stellung bei Würthle weiter oben berichtet
wurde. gewinnt auch Peter Kubavsky seinen
Motiven und Themen überraschende. neue.
doch nie krampfhaft herbeigezogene Per-
spektiven ab. Bedingt dadurch. daß er vor
fast jedem Motiv längere Zeit reflektierend
zubringt und mehrere Zeichnungen ln
knapper zeitlicher Abfolge anfertigl z. a.
vom Belvedere. von der Seilergasse. dem
Stepttansdom usw.. gew'nnen seine Dar-
stellungen an Authentizitat. Diese Authent-
Zitdt ist es schließlich. die Kubovskys noble
Blätter von dem wohltuend abhebt. was in
vergleichbaren Genres ohne Verbindlichkeit
produziert wird. Abb. 10
GALERIE IM GRIECHENBEISL
V. L. Minnlgerode. J. Bauer. B. Sartory
Den Pluralismus zeitgenössischer Stile und
Kunsttendenzen. der stärker als bei vor-
herigen Generationen gerade innerhalb der
jüngsten österreichischen Malerei. Graphik
und Plastik anzutreffen ist. unterstrich eine
Ausstellung in der Galerie im Griechenbeisl.
die von zwei Oberösterreichern. dem 1934
in Gunskirchen bei Wels geborenen Plastiker
und Gestalter Josef Bauer. und Veronika
Louis-Minnigerode. einer 1945 in Vöckla-
bruck geborenen Graphikerin und Malerin.
bestritten wurde.
Josef Bauers aus Holz und Gtashber her-
gestellten Objekte zielen bewußt auf En-
semblewirkung ab. Geschickt im Raum ver-
teilt und in Spannungsgegensätze gebracht.
bilden sie eine begeh- und begreifbare
Einheit; letzteres im doppelten Sinn des
Wortes. Sle sind ein Mittelding von Skulptur
und Relief. "Mädchen". ..DialO9"t nKopf"
..Verschiebun "zusammengestelltes
"Hingestelltes" lauten die lapidaren Titel.
die ihnen ihr Autor glbt. Der ästhetische
Gehalt der zumeist weiß bemalten Figuren.
Skulpturen. Modelle und Objekte tritt vor
allem dann wirkungsvoll In Erscheinung.
wenn die Gegenstände vor neutralem.
dunklem Hintergrund postiert werden. Daß
die Ensemblewirkung den bildnerischen
Gehalt einzelner Arbeiten zurück drängt. ist
das kalkulierte Risiko derartiger Experi-
mente. die nicht zuletzt dem Zweck dienen.
das Publikum in möglichst unkomplizierter
Art zu direkter Kontaktnahme mit der
Kunst zu bringen.
Einem ganz und gar anderen Temperament
begegnete man in der jungen veronika
Louis-Minnigerode. ihre kraftvollen Malereien
und Graphiken darunter einige respektable
Siebdrucka kommen von der Cobra-Gruppe
her. Sie lassen an den frühen Appel. Corneille
und Alechinsky denken. haben aber auch
mit den Österreichern Pongratz und Ringel
manches gemeinsam. Mtnnigerodes Bilder
sind verhaltntsmaßig ungestüm gemalt.
gleichsam "gschnasig" hingeschrieben. Gra-
phische und rein malerische Werte laufen
einander wiederholt den Rang ab. Ein heiter
stlmmendes. wenn auch vielleicht etwas
verfrühtes Debüt einer spontanen Malerin.
Interesse verdiente auch eine Ausstellung
neuer. eleganter Metall-Holz-Skulpturen des
1927 geborenen Architekten und Plastikers
Barna Sartory. Sartory. der abwechselnd in
Berlin wo er laufend mit größeren Auf-
tragsarbeiten beschäftigt ist und Wien lebt
hier wurde er vom öffentlichen Auftrag-
geber während der letzten Jahre so gut wie
übersehen. war wiederholt Teilnehmer des
Symposions europäischer Bildhauer in Sankt
Margarethen. Er erzielte Erfolge auf Aus-
stellungen in Deutschland. Wien und Klagen-
turt. Sartorys neue Skulpturen und Skulp-
turensembles er selbst spricht von Raum-
skulpturen sind von deutlichem architek-
tanisChem Zuschnitt. Sie entsprechen dem
internationalen Trend primär geometrisch
bestimmter. technisch perfekter. klar ge-
gllederter Plastik, wie Sie gegenwartlg be-
sonders in Deutschland en vogue ist. Dem-
gemäß sind auch gewisse Parallelen zu den
Farbwegen des neuerdings auch als Bühnen-
ausstatter hervargetretenen Otto Herbert
Hayek und den zerlegbaren Objekten von
Eduard Micus feststellbar. Sartory. der ein
ausgeprägtes Gespür für die Kombinatorik
skulpturaler und architektonischer werte
besitzt. erweist sich jedoch auch im Ver-
wenden der Farbe als Ästhet von Rang.
Rot. Blau, Gelb. Grün und Orange ergeben
in seinen Arbeiten kontrastierende Aspekte
zu dem verwendeten. glatt polierten Metall
und Gestänge. In einer zeit. die darum
bemüht ist. die Kunst vom Podest einer falsch
verstandenen Erhabenheit und Grüße zu
stürzen. um sie zum Gebrauchsgegenstand
und alltäglichen Konsumgut zu machen.
erfüllen die auch in größeren Dimen-
sionen denkbaren Arbeiten Sarlorys
eine unübersehbare. dieser Tendenz weitest-
gehend entsprechende Funktion. Abb. 11
ATELIER ,.SOUS TERRAlN"
Österreichische Druckgraphik
Was offiziellen Institutionen wie zum Beispiel
der Graphischen Sammlung Albertina. deren
wiederholt angekündigte Gründung der
Albertina-Presse noch immer aussieht. bis
heute nicht gelungen ist. wurde jetzt auf
privater Basis realisiert die Errichtung einer
Werkstätte für praktisch alle wichtigen Ver-
fahren des Hoch- und Tiefdruckes. Nach
siebenjährigen. mühevollen Vorarbeiten. die
gleich große physische und finanzielle Opfer
erforderten. konnte Ende März dieses Jahres
der Bildhauer und Graphiker Franz Anton
Coufal das von ihm gegründete. gemeinsam
mit Jörg Hitzgern eingerichtete Ateli "Sous
Terrain" Wien 7. Lerchenfelder Straße 73
der Öffentlichkeit vorstellen.
Der geräumigen. ausländischen Vorbildern
durchaus vergleichbaren Druckwerkstütte
angeschlossen ist auch eine Galerie. in der
laufend Einzel- oder Gruppenausstellungen
gezeigt werden sollen. Als Eröffnungsschau
der Atelier-Galerie. die ebenso wie die
Maschinen Künstlern unentgeltlich zur Ver-
fügung gestellt wlrd. organisierte Franz
Anton Coufal eine Ausstellung österreichi-
scher Druckgraphik seit 1948. die sich var-
wiegend aus Leihgaben der Privatsammlun-
gen von Ernst Fuchs und Otto Breicha zu-
sammensetzte. Wenn auch wesentliche und
interssante Namen wie z. B. Heinrich
Heuer. Johannes Wanke. Theo Braun.
Ludwig Merwctrt. Fred Nowak. Mario
Decleva. Günther Kraus. Adolf Frohner und
Hans Krenn fehlten. so konfrontierte die
43 Exponate umfassende Kollektion doch
wiederholt mit wesentlichen und repräsen-
tativen Leistungen. mit Blättern von Hrdlicka.
Wotruba. Hoflehner. Pramstaller. Moldovan.
Hollegha. Hundertwasser. Schönwald. Ab-
solan. Eisler und den wichtigsten Vertretern
der Wiener Schule des Phantastischen Rea-
lismus.
Das ohne Subventionen äffentlicher Stellen
gegründete Atelier ..Sous Terrain" könnte
der neuerdings im Aufschwung begriffenen
österreichischen Druckgraphik. die seit
Jahrzehnten unter dem Mangel entsprechen-
der Werkstätten teidet, zweifellos kräftige
Impulse geben. Es liegt nun auch im Hin-
blick auf eine entsprechende Kauffreudigkeit
des Publikums an den Künstlern selbst.
die sich ihnen bietende Gelegenheit mit der
nattgen Intensität zu nutzen. Abb. 12
Peter Baum
Graphikpreis für Frohner
Der österreichische Maler und Graphiker
Adolf Frohner wurde mit einem der Preise
der alle zwei Jahre veranstalteten Schau
..Premio lnternazionale di Bianco nero"
in Lugano ausgezeichnet. Neben Frohner
nahm als weiterer Österreicher Erich Brauer
mit einigen Blättern an der Ausstellung teil.
Der Preis er gehort zu den begehrtsten
Graphik-Auszeichnungen ist mit 1000
Schweizer Franken dotiert. Das prämiierte
Btld. eine Radierung. stammt aus Frohners
Serie "Die Tänzerinnen", In der Nr. 95
haben wir über den Künstler einen Beitrag
gebracht. Peter Baum
51
NEUES UND INTERESSANTES AUS
DER INTERNATIONALEN KUNST-
WELT
Olbilder und Aquarelle des bekannlen deul-
schen Malers Heinz Trökex zeigle die Galerie
Slangl in Munchcn MärzlAprll was.
Bis 12. Mai des Jahres dauerle die große
Aussiellung des urTieVlkQhlSChEn Fap-Künsllers
Roy Lichtemfein in der KesInereGesellschafI
Hannover,
Die Malklasse der lnlernalionalen Sommer-
akadernie ur bildende Kunsl in Salzburg
wird in diesem Jahr von Professor WalIer
Ecken geleiiei werden, die Radierklasse von
Anlon Lehmden, einem der führenden
Kunsller der Wiener Schule des Phaniasli-
schen Realismus.
Eine umfassende und von einem ausführlichen
Kdidiag begleilclc GcdathlnisaussIellung rur
Wilhelm Thöny vcranslalleie die Neue Ga-
lerie der Sladl Graz
Fur197O plüril Bregenz eine Aussiellung, die
dem Werk Rudolf Wacker und dessen
Auswirkungen dui ;pdiere ZeiIgenossen
gellen wird
Zum neuen Prasidcnlen der Wiener Secessian
wurde der Malcr Georg Eisler gewahlI,
Uber sieben Millionen Schilling brachle die
579. Kunslauklion dcs Wiener DoroIheums.
die Mille Marz siailfand.
Graphik und Malereien von Nenad Opacic
zeigle die Wiener Kunslschule-Kunsllerische
Volkshochschule, die zulelzl auch eine Grup-
penausslellung von Aquarellen niederlan-
discher Kunsller veranslallele.
Fria Ellen zcigle in der Grazer Galerie
16 Maldrucke und Collagen.
Objekle von UIz Kumpmann sowie Graphik
von Hors! Amex waren in Ausslellungen der
Galerie .,Der Spiegel" in Köln 1u sehen.
Begegnung 6B" laulel der Tilel einer Aus-
siellung von Bibelilluslralionen Radierungen
und LlflOlSEhFIIliE des Wiener Kunsllers Franz
Milan Wirlh im Graphischen KGbHlS" des
Siifles Gbllweig. Bis 18. 5.
52 Porlrülzeichnurigen des Linzers Anton
Wdvzl waren in einer reprasenlalwen Kolr
leldivausslcllung im lnsllIuI fur Soziale
Bildung des Bislums Essen zu sehen, Die
Auswahl iarid viel Beachlung,
Ausslellungen von Pasquale Samoro und
PeIer Pleus veransialiele im April 1968 das
Forum Sladlpark in Graz, wo unIer anderem
aurii ein Releral von Archilekl Dlplrlng.
Eugen Gross zum Thema .,Hunderlwasser
und die Archileklur" sianland.
Margnrelhe Herxele, die aus Karnlen slam-
rnende, in Wien lebende Malerin. wurde
von der Galerie beim Minorilensaal in Graz
zu einer Ausslellung neuer Arbeilen einge-
laden.Abb.1
Mit neue;ien Arbcilcn des bckannIen urgenr
Vlnischen Kinehkers Julio Le Parc konfron-
Iierie eine uberaus aIlrakIive Ausslellurig
der Galerie Buchholz in München,
EIN PROVENCALISCHES ATELIER FÜR
KÜNSTLER
Da; Alelier de segurei haI in einigen Höusern
de; Drovcngalisrhen weinarie; Segurel
Wizrkslallen iur Malerei, Bildhauerei und
Druckerei ini Auiaau und zur zeiim ElnZEl-
zimmer iur Kunsllei. SOWIE allen dienende
Gemeirischoflsraurrie, kden. waseii- und
Tdiieiienraurne rnii Duschen und fließend
warmem und kallcm Wasser eingerichIeI.
seil 7959 haben elwn 150 Künsller, Maler,
Bildhauer, zeirniier aus Danernark, Deulschr
land, England, rruiikiEich, Indochina, Japan,
Oslerreich. Srhweden, Trinidad und den USA
irn Alelicr de segiiini yeaibeilel
Die;e iniernaiiaiiaien Arbeiisbegegnurigen
iui- Kurisller, dia rirn ahne Allersbegrenzurig
iung iunien. rindeii iedes Jdnr von Aarii bi;
Oklober irri Aleher dc Seguritl slull
Bewerbungen muqlichsl rnii Lebenslciul,
Phalos von Arui-ißrirdaen und Paßbild
;ind ieweii; ai; Ende Marz laufenden idnre;
zu richlen dn Arlliur Langlel. a4 Aieiier
de Sögurel Provenge,
52
14 15
ie Blick in die Ausslellung Peler nirnard
Obcrhuber in der Galerie Munsler in
eerri
i7 Feier Richard Oberhuber irn KfCisC von
Besuchern ;eirier Ausslellung. links der
oslerreithische Bolschaller in Bern,
Mllle der Künsiler, VEChiS die Gallin
Dr eruiia Kreiskys und die Frdu des
Bolschallers
13
14
15
Margarelhe l-Ierzele. Die Hduser rniI
dem komlszhen Gesichl. 1967. Eisen-
ülzung
Ausslellung Feier Baum irn Osler-
reichischen Kullurinslllul, Rom
Peler Bdurn. Eisenölzung. 1967, 30x
30 znn Aus der Ausslelluria des Künsllers
im Öslerreichischen Kullurlnslilul in
Rom
GRAPHIKAUSSTELLUNG PETER
BAUM AM ÖSTERREICHISCHEh
KULTURINSTITUT IN ROM
In der Kellergulerie des Osterreic
Kullurinslilules in Rum wurde im Mö
eine Auswahl von Werken des Gra
Peter Baum gezeigl. Sie umfaßte ca.
beilen Zeichnungen, Monotypien
dierungen. Schon bei der Eröffnung
ein lebendiges Interesse an der EIQEW
Technik dieses öslerreichischen Ki
sowohl von seilen der erschienenen
kriliker als auch der zahlreichen
und Professoren der römischen Ak
leslgesleill werden. Als Verlreter der
reichischen Botschdll beim Quirini
Dr. Hans Walser und jener beim
Sluhl Dr, Franz Parcik zugegen.
Die Resonanl auldie Austellung Peler
gibl drn deutlichsten die Rezension
kers da "Messoggero". Prof. Anm-i
wieder, der 'ch darin auch milder pi
len und geislreichen Einführung
Sotriffers im Kalalog auseinandersel
"Der Duktus in der Zeichnung Bau!
einem spontanen Geslus. In ihm bei
seine Sensibilität und Zarie Lebhalligl
skizzenhaften Semanlik, weicher die
zur Bildwerdung eigen isl. Es hund
allerdings nichl um Versuche zum
des Spaliums. sondern um eine Wirl
die Tiefe. die von der sorgfältigen
lkhkeil der Minialur getragen ersche
Im Farbregisler der Radierungen ze
Künsller eine gleiche lechnische FÖ
im selben Raum mehrere Formen
sieren, wie der Italiener Guido Straz
leuchtende Transparenz in der rau
Klarheit von Baums Radierungen ve
der Perzeption keinerlei Slaiik
innere Bewegung. vdn dieser kan
ableilen. daii der Künstler diesen mil
den Wert von Jmgeformle Formen"
will,"
Der römische Aulenthail brachte Pelei
auch den Kcnlakt mil einer Reihe
rcigender italienischer Künsller,
Slefania Bragaglia Guidi. Roberlo
Franco Gentilini. Antonio Marasco,
Novelli und Giulio Turcato, sow
Galeriebesilzern. u. a. mit Renzo
dem Inhaber der gleichnamigen inlern
angesehenen Werkställe riir Druckg
und mil Signora Nina Mciglieila V4
Galerie ..ll Bilico". Abb. 14, 15
PETER RICHARD OBERHUBER ll
GALERIE MÜNSTER IN BERN
Der Tageszeitung nDer Bund" in Be
nahmen wir folgende Besprechung;
rha. Engagierle Kunst isl nichi eine
des palilischen Slcindories, sondern
wissens. Sich engagieren heißi sich fi
Idee einselzen. für elwas kämpfen. Dc
Verschiedenes sein Sozialß. Zeilkrl
Revolulionüres oder allgemein Mensc
Der Österreicher Peler Richard Obei
eins! Archileklurschüler bei Josef H0
in Wien. spüler Schüler bei Gina
einem Hauplmeisler des FulurismuS.
langjähriger Leiler und Professor der
gewerbeschule in Graz, isl durch und
engagierter Künsller. Die Bildidei
Lilerarische einer Bildaussage steht
im Zenlrum des Schaffens. Auch wen
Bilder immer dem Gegenstand Vöri
sind, sind sie nle reine lrnpressione
bilder der Nalur, rnomenldne Aufzeichi
einer beslimmlen Siluafion. Seine
wollen inlerprelieren. angreifen, krif
aber niehl im Sinne unkonlrollierlc
prßsiver Anklagen. sondern irrlrni
durchdachle, auf die eine spezifisch
sage hingezielle Komposilionen.
beispielsweise das Fischerbild aus de
lagne nichl mehr isl hier der Mensch
Über die Nalur, sondern Nalur selbi
Mensch als größles Rdublier. Die All!
keil des Sujels wird inhalllich und
auf eine beslimm krilische. allg
güllige Aussage reduziert.
Mil einer rein lilerarischen Belracl
weise wird man aber dem Schaffen
hubers nichl gerechl eine gezielte
brauch! eine adaquale Form. Seine Mi
isi lradilionell. gegenslöndlich, aber
wie gesagt, reines Abbild. Er will
lrachler nichls vorlauschen, im Geg
er bekennl sich zu einer an! llusionis
Auffassung der Malerei, die nur die
dimensionalilül der Bildfläche kenn
gegenslündliche Vorwurf wird in
und Linien aufgelösl und auf das
Iichsie reduzierl. Die Bilder Ober
wirken sicher auch ohne Lilerafur
durch Form und Farbe. Aber es isl die
eines FEÜEkfIEFEFIÖCH Krilikers. der
nur malen. sondern auch erklären.
aufweisen und milunier anklagen will
16. 17
JUGENDKULTURWOCHEN
IN INNSBRUCK. TIROL
In der Zeit vom 7. bis 14. Juni 1968
die 19. Oslerrevchlsche Jugendkullur
in Innsbruck svun. DIE 10. ÖSVEVFBÜ
Jugendkullurwoche wird in der Zei
1. bis 8. Mai 1969 in Innsbruck sie"
Sie wird als Jubilüums-Aussiellung
Literatur. Malerei und Musik gewidrm
Anfragen becnlworlei der Kuliurring
Bürgersfraße 10. A-601O Innsbruck.
PREISTRÄGER IM 11. ÖSTERR.
MPHIKWETFBEWERB 1968
JSSTELLUNG IM TIROLER LANDES-
JSEUM FERDINANDEUM
4. April 1968 Iral im Tiroler Landes-
lseum Ferdinandeum in Innsbruck unfer
Vorsiiz des Vorslandes der Kuliurab-
ung im Ami der Tiraler Landesregierung,
ierregierungsrai Dr. ErnsI Eigeniler. das
sisgerichl für den 11. Öslerreichischen
aphikweiibewerb zusammen. um auf
und der B50 Einsendungen von insgesclml
Künsilern aus ganz Öslerreich die Preis-
zrkennungen varzunehmen sowie die
kaufe ZU IÖIIQCFI.
Preisgerichl seIzIe sich aus Guido Fischer.
wkior des Aargauer Kunsihauses. Aarau.
iweiz. Dr. Wieland Schmied. Direklor der
sIner-Gesellschafl, Hannover, DDr. Wil-
2d Skreiner. Direkior der Neuen Galerie
Landesmuseum Joanneum. Graz. zu-
nmen.
x14 Preise im Gesamlbeirag von 76000.
rden wie folgi zuerkannl
Preis des Bundesminisieriums für Uriier-
si 10000. ian Maria Lclssnig. Karnien.
die Zeichnung ,.Des Realiiees"; der Preis
Landes Tirol 1000O.m an Arnulf
rler. Wien. für die Farbsliflzeichnung
ue-Green" der Preis der Bundeshaupi-
il Wien 6000. an Adolf Frohner.
en. für die Radierung miI Aqualinld aus
Mappe ..Das vulgdre ballen"; der Preis
Ldndeshauplsladl Innsbruck 6000.-
Bernhard Lipka. Wien. für die Weiß-
sidezeichnung nDie Planelisalion des
nschen" der Preis des Landes Ober-
erreieh 6000 an chrislian Ludwig
ersee. Wien. fu die Farbsilfizeichnung
höne Paare". der Preis des Landes
zburg 5000.? an Güniher Kraus.
en geb. in Klagenfurl. für die Eisen-
lierung ..TilaniIla-Schlüsselbund"i der
is des Konsulales der Bundesrepublik
ulschland lI'I Innsbruck DM 800,7 an
er Bischof. Wien. für die Radierung
'aldfrau und Faun" der Preis des Fran-
ischen Kuliurinsliluls in Innsbruck ein
monaliges Frankreich-Slipendium an Er-
Slöbe. Wien. für Zinküizung "Da bin
ia" der Preis der Kammer der gewerb-
ien WirIschafl für Tirol 4000m an
iIl Siimpfl. ImsI. für die Zeichnung "Tief-
ine" der Preis des Landes Niederösler-
4000.? an Georg Eisler. Wien.
die Bleisliflzeichnung ..MeIro ll der
is des Landes Sieiermark 4000. an
lalf Poinlner. Sieierrnark. für Aquarell;
Preis des Landes Kürnien 4000.? an
Iolf Hradil. Salzburg. für die Kallnadel-
ierung nliduserfranl der Preis des
ides Vorarlberg 4000 an Ernsl
ner. Wien. für die Radierung nWelien-
im"; der Preis des lnsiiluis zur Förderung
Künste in Osierreich 4000- an
us Reisinger. Sleiermark, für die Graphil-
zeichnung "Physiognomie des Aslronau-
'über hinaus hal das Preisgerichi die aus
Widmungen des Bundesminisleriums fur
'errichi und des Landes Tirol bereilge-
ilen Ankaufsmihel in der Höhe von
m00.- fur den Ankauf van aehi biaiiern
ieniier Künsiler verwendei Maria Dec-
1. Wien flaberi Klemmer. Wien; Barile
asbrugger. Wien; Andre verlan. wien;
hael wrabel. Wien; Angelika Kaufmann,
en. Norberi Drexel. Innsbruck; Brigilie
nharisberger. Innsbruck.
BEDEUTENDES WISSENSCHAFT-
IHES INSTITUT FÜR KREMS
er Anregung und lnlliaiive von Archiv-
zkior Dr. Harry Kuhnel wird nunmehr
lrems a. d. Donau ein ..inslilui fur Realien-
ide Ösierreichs" enlsiehen. das narninell
lnsiiiuiian der Ösierreichlschen Akademie
Wissenschafien sein wird. Die phil. hisi.
sse der Akademie hal in ihrer Sllzung vom
November 1967 die Gründung dieses
iluls grundsälzlich beschlossen und Dakfar
"ry Kühnel zum geschöfisführenden Direk-
besielli.
Gemelnderal dei- Sladl Krems befaflle
in seiner Silzung vorn 12. Dezember 1967
diesem Thema und slimmle der Errichlung
ies wissenschafillch bedeulsamen lnsiiiuls
ersle seiner Ari in Europa gleichfalls
Die Aufgabe des neugegrundelen insiiluls
darin beslehen. das pulsierende Leben
Alllags im Milielalier und der fruhen
JZEII mil Hilfe bildlicher Darslellungen
felmalerei. Buch-. Glas- und Wand-
erei. Graphik. lnkunabel. TEXIIIIGFI.
efs usw. syslemclllsch fiir ganz Ösierreich
erforschen und in einem umfassenden
iioarchiv fur die wlssenschaflliche Aus-
'lung berelI zu hallen. Es iSl beabsiehligl.
Lebensbereiche in gleicher weise zu
issen. elwa Lebenslauf. wahnen. sied-
gen. Kirche und Kirrhenaussialiung.
irung. Eß- und Trinkgeraie. Tischsillen.
und Fischfang. Kbrper- und Gesundheils-
ge. Krankheiien. Zeiimessung. Kalender.
lesablauf. Landwirischafl, Handwerk. Han-
verkehrsmillel. Reisen. Herbergen.
xlsallerlümer. Wissenschafl und Bildung
ie UnIerhalIung und Belusligung van
zahlreichen Disziplinen. die werivaile
schlüsse durch diese Forschung erhalien,
nur die Kunsl- und Kuliurgesehiehle.
kskunde. Denkmalpflege, Medizinge-
chfe. Technik und Wirfschaflsgeschichie
vai-gehaben.
Z1
20
Kunsllerzenlrum Schloß Parz miI einer
Aussieilung des "Forums Siadlpark"
Graz
Künsilerzenlrum srhiaß Parz. Blick in
den Gemelnschafisraum
Kiinsllerzenlrum Scnloß Parz. H. Hoff-
mann Ybbs, Absiurz. 1966. Penielsiiii.
zeichnung auf handgeschöpfiem Nepal-
naaier Abb. ls-zo geben Einblicke in
das Künsllerzenlrum Schloß Parz in
Oberösierreich. das in dem hlslorischen
Wasserschlaß bei Grieskirchen, 00..
errlchiei wurde
biidnaunrunierkunfi im Sleinbruch von
Sl. Margareihen. Osifassade mii Haupi-
eingang
Blldhauerunlerkunfi im Sicinbruch von
si. Margareihen. Blick in den Haupl-
rauin Wohnen Essen Arbeil
21
GRAZER KUNSTBRIEF
Norberl Nesiler 1942. Träger des Joan-
ncurns-Kunslpreises 1967. zeigle im Jänner
und Februar im Cafe-Express Hauplplalz17
"Fürbdisposilianen für und um den mensch-
lichen Geisl. wider die VernunfI des Com-
pulers"; in der Tal. allzu viel vernunfl
kann man seinen Kreaiianen nichi vor-
werfen. eher Durfligkeil und Mangel an
gesiallerischer Krali.
Hans Adamelz 1896-1966 wurde in einer
Ausstellung im Ecksaal des Joanneums
Neulorgassa 45 mil einer Gedüchlnis-
ausslellung geehri. Adamelz. Schüler von
Powolny und Sirnod, war Keramiker. ja
im allgemeinen Sinn ..Kunsigewerbler" par
excellence; er war bis 1962 Lehrer an der
Kunslgewerbeschule in Graz und geisiiger
Vaier vieler prominenler Künsller. von
denen wir an ersler Stelle Gudrun Wiilke-
Baudisch nennen mochlen auch Maria
Bilger siand in ihren Anfängen sIark unler
seinem Einfluß. AdameIz war gemaßigler
Expressionisl und vor ailern Maierialfanaliker.
der es versland. dem SIoff zu geben, was des
Sioffes isl. Auch als Glaskünsller hal er
Beachiliches geleisiei. Der van Gerlrud
Smola zusarnmengeslellie und eingeleiieie
Kalalog enlsprlchi vollauf dem am Joanneum
prakiizierlen Siandard höchsler Gewissen-
harligkeii.
Das Forum Sladlpark brachle Rudolf Paininer.
ehemals Präsident der Grazer Sezessian. mil
neueslen Arheilen heraus. Der 1907 in Zara
gebarene Kunsiler geharl zu den unruhigen.
beunruhigenden und unbequemen Gelslern
seiner Zeii; er verfugi über eine geradezu
proleushafle Krafl des Sichwandelns und
hall derzeil bei einem dekoraiiven Flächen-
slll. der in ungehemmier Bunlhell an orien-
lallsche Folklore erinnerl.
Die Neue Galerie am Landesmuseum ioan-
neum zelgle die heuer Iermingemäß faliige
Gedachlnisausslellung zum 80. Geburisiag
von Wilhelm Thüny 188Bm1949. Prachllger.
mil aller nur erdenklichen Sorgfali herge-
slellier Kalaiagi
Es kann hier nichi die Slelle sein. zum hun-
derlslen Male uber die Bedeulung von wilhelm
Thony zu schreiben er isl und bleib! einer
der Klassiker der oslerreichischen Moderne
und sIehI gleichweriig neben den annähernd
glelchallrigen Melslern Kokoschka. Schiele
und Wickenburg. Nur eine Frage sei hier
aufgeworfen. wenn auch nichi beanlworiei
wie komml es. daß Thdny bei allen Achiungs-
erfolgen bisher der ganz grelle Durchbruch
zum weliruhm versagl blieb. dessen sieh
Kokoschka und nun auch Schiele erfreuen?
Thanv isl geislvall. eieganl. sprilzig in der
Dlklion. unlversalislisch in der Gesinnung.
als Maler der Inbegriff von Intelligenz und
KulIivlerIheii. Was ihm fehll isl jedoch das
Marklschrelerische. das ab und zu bei O. K.
zu Ünden isl. und auch das EroIisch-Obszone.
das so viele Werke Schieles kennzeichnel.
lsI Thony für unsere Zeii ein zu "normaler"
Kiinsiler und Mensch gewesenl
Am Z3, Februar eroffnele der Münchner
Oberbürgermeisler Dr. Hans Jochen Vogel
Grazer Kunsllerhaus die von den Magi-
siralen München und Graz zusammen-
geslellle Ausslellung ..Begegnung mil Mün-
chen", im wesenllichen eine Kollekiion von
Modellen. GroBphoIos und SIaIisliken, deren
Haupllhemen die baulichen Maßnahmen für
die Olympischen Spiele 1972. die Verkehrs-
bauien und Kammunalanlagen van Munchen
sind. was die Aussiellung fiir uns lnieressani
machI. sind die elwa 40 Aquarelle und
Zeichnungen aus dem Besilz des Münchner
siadlmuseurns. in denen Unlergang und
Auferslehung von München bildlich darge-
sIellI werden. Es isl sicher. daß sich unler
diesen Arbeilen wahrlich kein einziges un-
slerbliches Meislerwerk befindel; dennoch
sind sie mehr werI als die sysiemalischesie
Sammlung von Dokumenlarpholos. slellen
sie doch Dokumenie einer echIen Ausein-
anderselzung mil einem unbarmherzigen,
vom obielil her gesielllen Thema dar. Und
an der schöpferischen Auseinanderselzung
mildem gesielllen Thema pflegi ia die Kunsi
unserer zeil miI großer Konsequenz zu
zerbrechen. München sollle in dem Bemühen.
auch auf diesem Gebiel nichl aufzugeben.
auch für uns und in dieser rlinsichi ein Vor-
bild sein.
ErnsI Koller
DAS KÜ NSTLERZENTRUM SCH LOSS
PARZ
Das Kunsllerzenirum Schlall Parz wurde
1964 in dem hislorlschen Wasserschlofl bei
Grießklrchen in Oberösterreich von einigen
iungen Kunsllern unier der Führung des
Malers Hans Hoffmann-Ybbs gegründel und
hal seilseincrn Beslehen schon auf beachlllche
Leislungen hinzuweisen. "Unlerslillzl durch
die offenlliche Hand und prlvale Forderer.
hai die Gruppe aus dem halbveriallenen
Schloli ein Haus gemachl. in dem der Pra-
senlallon von Kunslwerken ein schoner
Rahmen gebolen wird." Besonders die Schau
des "Forum Siadipark" im vorigen Jahr war
beachllich. Fur heuer sind die Ausstellungen
llans Slaudacher, Wien. im Mai. Joachim
Haumerle. BRD. und Josef Bauer. Linz. im
Juni und Eckarl Schusler. Graz. im Juli
vorgesehen. Dichferlcsungen und Auffüh-
rungen moderner Muslk in den Rdumen des
Schlosses. Diskussionen und Vorlrage in-
Ienslvieren das Pragramm.
Werkslaiien. Aleliers und Wohnräume fur
die Künsller geben auch GasIen im Schloß
Parz die Moglichkell eines Arbeilsaufenl-
halies an diesem orl der Begegnung.
Abb. 18-20 A. V.
DAS UNTERKUNFTSGEBÄUDE FÜR
DIE BILDHAUER
IN ST. MARGARETHEN
Für das Symposien europäischer Bildhauer
in SI. Margarelhen in Burgenland wurde
1967 von Dipl. Archiiekl Johann Gsleu ein
unierkunfisgebaude gesenaifen. Ausgangs-
punkIe waren die lokale und landschafi-
liche Siiuailan. die burgenländische Form
der Bauernhöfe ebenerdig und lang-
gesirecki die i-ianglage. die Blickrichiung
und das Klima. weiiers war die Sliualian
der Benulzung als Sommerurilerkunfi zu
beachien. die Ielchle Insiandhallung Iags-
über arbelien die Bewohner im Sieinbruch,
abends soll das Haus oebargenheif geben
an gedeckle zu- und umgange wurde ge-
dachf. und die Gliederung in Gemeinschafls-
raum und Elnzelraume war erforderlich.
Die bauliche Siiuallon forderie eine Einbe-
ziehung der Sandsleinmauern des AlIbesIan-
des. Das Dach wurde eine addiiive Zusam-
menfassung aller Räume durch U-förmige
aelanlrage. Als Maieriai der Zwischenwände.
Baden und Kamine wurden Ziegel verwendel.
Im Aufenihallsraum fragen Eelonpfeiler die
Decke. Bei allen Öffnungen sind FensIer-
eisenkonslruklionen eingebaul. die wahl-
weise einfach verglasl oder verblechi wurden.
Die Schlafräume haben Glasbausieinober-
lichlen. Die Außenfassade kundigl schon die
Gliederung der Innenräume an. und die
Gesamisiimmung der Landschafls. Benüt-
zungs- und Baufakloren sollen den Ausdruck
der HerbheiI und geisligen Bewegllchkeil
mil enlschiedenen Miileln erzeugen.
Anldlilirh des 60jährigen Beslehens des ZV
der ArchiIekIen wurde eine Bauherren-
ehrung für die beslen Bauien der lelzien
Jahre durchgeführl. bei der auch die Bau-
herrn des Unierkunflsgebüudes in SI, Marga-
reihen. das Bundesmlnisierium für Unfer-
richi, die Burgenländlsche Landesregierung
und das Symposien europäischer Bildhauer
geehrl wurden. Abb. 21. 22 A.V.
"APOKALYPSE HEUTE" VON
ERNST DEGASPERI
Ösierreichisches Fernsehen bringI preis-
gekrönten Unda-Beiirag
In der Sendung "Speziell für Sie" brachle
das Ösierreichische Fernsehen am April
um ca.22.20 Uhr den Film "Apokalypse heule"
nach Federzelchnungen von Ernsi Degasperi.
Dieser Film errang beim XI. InIernaIionalen
Fesiival des religiösen Films in Manie Carlo
unler 39 Beilragen aus 15 Naiionen einen
ehrenvollen driilen Plalz in der Gruppe
"Nouvelle manier de vlvre".
Der 30 Mlnuien dauernde Film zeigl 39 aus-
gewählle. durch ein gschlossenes Drehbuch
von Edellraud Paule zu einem einheilllchen
Ganzen gefugie Bilder aus drei insgesami
84 Bläller umfassenden Zyklen Degasperis
..Apokalypse 63". ..das LAMM" Leben Jesu
und "das WORT" die vier großen Pranhelen
des Allen Bundes. Er sleIlI eine harie Kon-
fronlallon des sogenannien modernen Men-
schen mil den Worlen der Schrift dar. Was
dem in Lebensangsl. Vereinsamung und
Tagesgeschehen verhafieien Gegenwarls-
menschen kaum noch bewußl wird, gewinni
hier unniiiielbare. brennende Akiualliai über
alle Grenzen und Schranken der Herkunfl
und des Glaubens hinweg.
Die angesehene Zeilung ..Nice Maiin"
schrieb anläßlich der Prömiierung des
Filmes ..Apokalypse heuie" unier anderem
"Apokalypse heule beginnl. so sagl der
oslerreichlsche Künsller Ernsi Degasperi. mil
dem Leben Jesu. dem Anfang und dem Ende
des Menschen. der in eniselzlicher Einsam-
keiI leben mußie. wenn es HICIII Chrislus
gäbe. Man muß zugeben. daß das Werk
Degasperis sehensweri und ausdrucksvoll
isi und zum Nachdenken anregl."
ÖSTERREICHISCHE GEGENWARTS-
KUNST IN BOCHUM
Die Slüdilsche Kunslgalerle in Bochum plani
liirsepiemberdieseslahreseineumfangreiehe
Aussleilung öslerrelchischer Malerei und
Pldslik nach 1945. welche an ahnliche Ex-
posilicinen anschließen wird. die bisher
Belgien. England. Polen. der Tschechoslowa-
kei. Jugoslawien und spanien gallen und
großes Echo fanden. Die Aussiellung wird
durch einen umfassenden Kaialag doku-
meniieri werden. Mil ihrer Zusammen-
slellung wurden gemali dem Prinzip
dieser Ausslellungen zwei Kritiker. und
zwar Jarg Lampe und KrisIian Salrlffer
beiraui. Unabhängig voneinander werden
beide ie eine KollekIion zusammenslellen.
die in Bochum unler Umsianden auch noch
in anderen sladien auch geirenni gezeigl
werden sollen.
53
REFLEXE
Chronik des öxferreichiuhen und ösierreish befrafiendeii Kunsi- und Aussiaiiunasiehens.
Anfang ianner bis Anfang März 196a. Mii Nachfragen. Zusammengesfalll von Dr. Ernsi Köller.
Reaakfianschluß a. März 196a. Nur iene Aussieiiunaen und Veransfalfuligeri konnlen berück-
sichfigl werden, von deren Abhaliung die Redakfion ader ihre Miiaiieder verslündigi werden
waren. Vallsfändigkeii wurde weder erreiehi. noch karinle sie angeslrebl werden. Das Nizlii-
aufscheinen in dieser Chronik bedeuiei daher kein indirekfes weriurieii.
JiinnerIFebruar Narberl Nesller, Farbdisposiiionen für und um den menschlichen Geisl,
wider die Vernurifl des Corripulers. Graz, Cafe Express. Hauplplalz 17.
3. liinuer OlIo-Tressler-Gedachlnisausslellurig. Schauraum der Oslerreichischen Slaalsdruckerei
Wr. Zeilung, Wien I. Wallzeile 17a.
Feier Nemeischek. Galerie Peilhner-Lichienlels. Wien Seilergasse 16.
Eduard Diem. Galerie Junge Generalion. Wien I. Blulgasse 3II.
Hans Theo Richler Dresden. Linz, Neue Galerie WcIfgang-GurIiII-Museum.
Galerie Chsl SI. Slephan. Graz. Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum. Sackslraße 16.
1Z. Jünner Deulsche Grafik nach 1945. Innsbruck, Galerie Junge Generaiion. Salurner Slralie I.
Wanderausslellung der Luflhansa AG.
Kurl Weber Gouachen. Graz, Galerie 1a. Schörgelgasse16.
13. Jünner Errisl Chrislian Moser 181541867. Graz, Künsllerhaus.
15. Jänrier Alfred Hrdlicka. Sculplure. Murlborough Gallery, London.
16. Jiinner Mieczyslaw Bermunn Warschau. Falomonlagen und Collagen. Innsbruck. Galerie
im Taxispalais.
Ula PrariII-Peyrer. Galerie im Griechenbeisl. Wien FleischmarkI11.
Clarerice E. Giese Malerei. Galerie auf der Slubenbaslei. Wien I. Siubenbaslei 1.
1B. Jänner Moderne Pholographie aus Frankreich. Wien. Französisches Kullurinslilul und
Oslerr. Museum für angewandle Kunsl. Wien Weiskirchnersiraße 3.
19. Jünner Paul Klee. Museum des ZO. Jahrhunderls, Wien lll. Schweizergarlen.
20.111 rier 50 Jahre Republik Öslerreich. Graz, Palais Allerns. Sackslraße 17.
Z2. Jünlier Ludwig Heinrich Jungnickel, Aquarelle. Kohlezeichnungen. Graphiken. Wien,
Galerie PeiIhner-Lichlenfels.
äiäänner Thomas Pühringer. Plaslik. Graphik. Salzburger Kunslverein, Arbeilsgruppe
esi eriz.
29. ner winarid vicior reuilingen BRD. Galerie Junge Generaiian. Wien.
30. Jänner Klassische und zeilgenössische Klinsi. Galerie Laurenzi. KiIzbüheI-Winklern.
Bichlnweg 62a.
Februar 1965 Jüdische Kinderzeichnungen aus dem KZ Theresiensladl. Wariderausslellung
des Slaall. Jüdischen Museums Prag. Innsbruck, Galerie Junge Generalion.
2. Februar Morilz Bauernfeind 1870-1947. Innsbruck, Tiroler Kunslpavillon. Kleiner Haf-
garlen.
Franz Vinzenz Dressler. Nö. KuIIurpreisIrüger196-4, Ölbilder. Nö. Landesmuseum. Wien I.
Herrengusse 9.
6. Februar Hubert Fischlhammer. Graphik. Galerie auf der Siubenbaslei Wien I.
Josef Bauer Veronika Minnigerade. Galerie im Griechenbeisl. Wien I.
Wohnen miI JorriI Tarnquisl. Graz. Möbelparadies Erll. Annenslraße 23.
Curi Faors. MalmölSchweden. Malerei und Graphik. Kleine Galerie, Wien VIII. Neudegger-
gasse
6. Februar Ganzales Tornero. Graz. Forum Sladlpark.
7. Februar Generalversammlung MAERZ". Vereinigung für Künsller und Kunsffreunde.
Linz, Taubenmarkl1.
8. Februar Aielierschau bei Curl SIenverI, Wien VIII. Lercherifelder Slraße 67 Vorschau auf
die Ausslellungen ll'l Paris, Mailand. New York. Montreal.
Hilde WampI-Mufler Galerie Basilisk, Wien Schönlalerngasse 7.
9. Februar JorriI Tornquisf. Galerie nüchsi Sl. Slephan. Wien Grünangergassie 1.
Robert Leiiner, Graphik. Galerie Zenfralbuchhcindlung, Wien I. Schulersiraße 1-3.
Rudolf Poinlner. Graz. Forum Sladlpark.
Hans Adamel Ecksaal des Joanneums. Graz, Neuforgasse 45.
10. Februar W. Thöny. Gedöchinisauslellung 188811949. Graz, Neue Galerie am Landes-
museum Joanneum.
15. Februar Weltbewerbsausslellung Kunslförderungspreis des Magislrales Graz. Graz. Ral-
haus. Ganggalerie.
Margarethe Herzele. Galerie beim Minariiensaal, Graz. Mariahilferplaiz 3.
Z0. Februar Hans Kruckenhauser. Aquarelle und Radierungen. Salzburg. Galerie Welz.
Sigmurid-HaffnerrGasse 16.
Mii Holz leben. Schwedische waneeraessieiiuna. ZV der Archileklen Osierreishs. Oslerr.
Museum für angewandle Kunsl, wien i.
Carl Spitzweg, Zeichnungen. Halzschnille und Olbilder. Wien. Alberlina. Auguslinerslraße 1.
Z1. Februar Alfred Hrdlicka. Das druckgraphische Werk. Albrechl Dürer Gesellsichafl e. V.,
Nürnberg. Kunsihaiie am Marieriior.
21. Flbruar Prof. Dr. Piefro Scarpellini sprach im Saal der Sacieia Danle Alighieri in Graz
über uca Signorelli, lluslralore di Danie" und am 29. Februar über "Palazzi Comunali
isecoli XIII XIV."
26. Februar Rudolf Koriokraks London. Wiener Secession. Wien I. Friedrichslraße 1Z.
Miirx196B Horsi Sikora. Bilder. Galerie Aulodidakl, Wien IV. Operngasse 9.
7. Mürr Peier Richard Oberhuber. Bern. Galerie d'ArI "Münsier".
Z0. Miirz Ossip Zadkine. Graphik. Salzburg. Galerie Welz.
PERSONALIA
12.Jiinner Arch. Ing. Josef Schilhub feierie
den 60. Geburlsiag. Er wurde hei den Well-
bewerben für die Öslerreichischen Pavillons
in Paris und Brüssel preisgekrüni. Der ge-
borene Schwechaler isi Schüler von Clemens
Holzmeisfer. Er isl Erbauer zahlreicher Wohn-
hausanlagen. lndusiriebauien. Gcislsiäilen
usw. und hai mit größlem Erfolg an zahl-
reichen Welibewerben im ln- und Ausland
leilgenommen.
27. Jliniier Baural h. c. Prof. Georg Lipperl
vollendefe das 60. Lebensjahr. Auch er isi
ein Schüler von Holzmeisier. Er isl in Wien
Inhaber eines großen Archiiekienbüros. Zu
seinen Haupiwerken zählen die Münz-
grabenkirche in Graz. der Opernrlnghof
Heinrichshof in Wien. das Holel Daniel in
Graz. das Hoiel Prinz Eugen beim Wiener
Südbahnhof.
8. Februar Prof. Erhard Amadeus-Bier
wurde 75 Jahre all. Er isi Schüler von Camillo
Sitle und Jungwirlh und lral als Maler.
Graphiker und Marioneliengeslaller hervor.
Uher 30 Bücher wurden von ihm illusirieri.
Amadeus-Bier isl Träger des Goldenen
Lorbeers des Künsilerhauses. dem er seil
1917 angeharl.
2B. Februar Prof. Gusiinus Ambrosi feierie
den 75. Geburislclg. Der gebürtige Eisen-
slüdler verbruchle Jugerldjahre In Graz, wa
u. a. Peler Rosegger 1u seinen Erziehern
zühlle. 1900 verlor er durch Krankheii das
Gehör. riichl aber die Sprache. Kaiser Franz
Joseph wies dem hochbegablen Künsiler ein
Slaufsulelier auf Lebenszeii zu. Ambrosi isl
der Portröiisi der Pdpsie, Siacismünner.
Kürisller und Gelehrlen. Sein Lebenswerk
gehörl seit einigen Jahren dem ösier-
relchischen Siaal und befinde! sich in dem
in Zusammenhang mii seinem Aielier von
Lipperi errichieien AmbrosirMuseum im
Augarien zu Wien. Derlei! arbeilel Arribrosi
an einem Jcseph-Marx-Denkmal liir Graz.
3D. Jünner Prof. Guslav Schull. akdd. Maler.
versiarb im 78. Lebenslcihr. Er gehörle dem
Künsilerhaus fasl drei Jcihrzehnle an. Auf
Friedhof
dem Laxenburger fand er die
iefzie Ruhesillille.
54
AUSSTELLUNGEN 1968 IN DEUTSCH-
LAND
Staatliche Museen zu Berlin, Kupfer-
siichkabineli Alles Museum um Dom
Augusi-Okfober "Druckgraphische Zyklen
und lllusiraiionen zur Welllileraiur von
Künsilern der DDR".
Kunstsammlungen Vesie Coburg
1. iilnlels. September 196a ..Die Fechl-
kunsl 1sooe19oo Graphik und Waffen".
Sianiliche Kunstsammlungen Draden
Ab März 196a Alberlinum. Neueröffnung
der Galerie Neue Meisler mil neuer Ab-
leilung sowielischer Kunsi.
Ab 1. April 196a Alberiinum. Wieder-
eröfinung der slündigen Ausslellung "alle.
werke der Renaissance und a5 Barock" der
Skulbiurensammlung.
Bis 15. April 196a Alberiinum. Andre Fou-
geron Malerei.
April-n. Juni 196a. Alberlinum. Venezia-
nische Malerei.
Mürz-30. Mai 196a. Alberiinum. Unbe-
kannle Gemälde von Joseph Hegenbarih.
März-15. Augusi1968 Kupfersiich-Kabinell
Frohe Hplzschnille von Wilhelm Rudalph.
Wilhelm-Lehmbruck-Miiseiim der
Sludl Duisburg
Z7 Jünnerm17. März Meislerwerke aus dem
Besiiz des Van-Abbe-Museums Eindhoven.
6. Aprili19. Mai Baumarln und Ris
Skulpluren, Träger des Förderprelses und
Lehmbruck-Preis der Sladt Duisburg.
26. Mai-17. Juni Duisburger Selessian.
29. Janlels. September Junge deulsche
Bildhauer.
Z8. Sepiemberv5. Oklcber und 10.717. N0-
vember Max Slevogi Zeichnungen und
graphische Arbeilen aus dem Besilz der
Sammlung Kohl-Weigand zum 100. Geburis-
lag des Künsilers.
BERICHT ÜBER DIE 33. AUKTION
IMKUNSTHAUS AM MUSEUM"
IN KÖLN
Der Erfolg einer Auklion isl von vielen Fak-
loren abhdngig. Einige davon sind unwdgbdr.
Zum Beispiel die allgemeine Lusl oder
Zurückhdllung beim Kauf, die von der Tdges-,
Geld- und Sleuerpalllik beeinllußl wird; das
preisvrelbende lnleresse mehrerer Bieler an
ein und demselben Slück alles in allem
Das Aukllonsklimd. das wesenlllch vorn Ge-
schick und von der Ausslrclhlung des Ver-
sleigerers abhängig isl.
Eine kenkreie Aussage degeeen läßl sich
über die Qudlilal des Aukllonsangebols
machen es wer vergleichsweise überraschend
gut, zumal im Möbel- und im eerneldesekler,
deer auch eei Fayencen, cldsern, Elreneein-
drbeilen, Ikonen.
Das lnieresse werirend der üblichen zehn-
legieen Vorbesichligung wer auffallend rege
gewesen. edeli die zahlreichen schrifllichen
Gebote zeiglen den gunsligen Trend schon
an. Wdhrend der Aukllon bewegle des
ceidereistlilernrnd die Gcrnuler und nel
gewiß rndnenen lnleressenlen lU hüheren
ceeeien im Kampf um die Sachwerle ver-
enlem.
Die Hürde der Mehrwerlbeslcuerung wurde
leieliier genommen dls vorauszusehen war.
Die Auktlonsbesucher benulzlen den Rechen-
slifl mehr denn ie die unlcrschiedliche Be-
sleuerung von Gemälden, Skulpturen und
den wenigen Sammlungsslücken von ge-
schichllichem Wert einerseils 52, und von
Arlliquilüien endersells 1111, rnachle die
Rechnerei nichl ganz einfach, zumal noch
das veründerle Aufgeld zu berücksichllgen
war; es wurde. um die Mehrwerlsleuerldsf
für den inländischen privdlen Bieler erlrdg-
licher lU machen. von 15 eeruy, gesenkl.
cerele van l-ldni versleigerle en vier Mdrz-
legen den grdßlen Teil der über 2100 Num-
mern ihres Kululcges. oie Biedermeier-
mabel, ca, 40 Pesilienen, wurden bis edr ein
Slück eile zu gulen Preisen verkaufl. cerregl
weren dern Loursrselzer und Bdrockmöbel.
Pallerle Möbel brdchlen im ellgerneinen hohe
Preise, während nur wenige der schweren
Eichennlöbel eiinslig verkuull werden konn-
len. Beispiele eine leeis-seirexeniniede
2400.? 2000,? ein Holländischer Kubinell-
Schrank 5000.? 4500,? ein milleldeulscher
Schreibschrank 7300.? 1500,? ein süd-
deulscher, sog. Taberndkelslzhrclnk brachle
0500,? 7000,?
Groß wclr die Nachfrage bei einem Salz von
Louis-Philippe-Möbeln; Slühle. reslaurie-
rungsbedürlllg. wurden mil 2400.? 400?
zugeschlagen dumll sicherle sich ein Bieler
den vnllslandigen Salz der französischen
Möbel, Mille 19. Jchrh.
Unler dem Zinn brdchle eine große Zoflnger
Glockenkunne 1000," 6007. eine Schwei-
1er Schenkkdnne erreichle mil 500,- den
Schälzpreis. zinn hcll eine gleichbleibend eine
Neenrrege. Des gleiche gill rur Porzellan.
bei dem im Schnil! die Schdlzpreise erreichl
wurden. Eine Melßner Kumrne allerdings
230 lclg mil ZÄOQ- weil über dem Taxwerl
Die sldrs unler den Fdyencen weren. GUCll
preislich, wieder die Walzenkrüge 650,?
so0.-. 550.? 4s0.?. 2100.? s00,-.
Ein Slungenglcls des 1a lenrnenderls. dedlseli.
errielle 1400,? soo, ein Fichlelgebirgs-
gles sogar 3000,? 5100,? Eine Sammlung
von Jugendslilglüsern fand Liebhaber. Auch
in dieser Auklion zeigle sich die wieder der.
lebende Syrnpalhie für den Jugendslil edler
den Bronzen brdchle Larches Allegorie
600.? 500? Die Tilelflgur des Auklicns-
kdlclloges. Georg Kolbes "Erwachende".
ging rnii 14000,? 5000,? en einen Berliner
ieler.
Während bei Skulpturen und Gemälden
aller Meisler zögernd gebolen wurde, waren
die Preise bei Ikonen und Gemälden des
19. Jclhrh. sehr gul, ofl über den Taxwerien.
Beispie Andreas Achenbach, Felsenküsie
aulSiz en13000,- 11000, Luigi Becci,
Feierabend 3300.? 1000,?
vieles des der Dusselddrrer und der Münche-
ner Schule wurde weil über Schülzpreis zu-
geschlagen, zum Beispiel Cclrl i-lilgers.
wirilerlendselierl; 2000.? 0500-; Johann
leneelerwinlerlnHellend3700,?2s00.?;
Jullus Peel Junghdnns 4500,? 2a00,?; die
eeiden eegenbilder sernrner und winler
VOh Julz d. A. 11000,? 0000,? Ein deul-
sener sernrnler ersleigerte des Bismarck-
Bild von Lenbuch rnll 11000,? 5000,?-
Schrnulzler 4000.? 3000,? sleveel 8000.
10000,?; Spilzwegs kleine Vorgebirgs-
lurldschafl brachle 11000.? 00000,? und
Heinrich von Zügel, Moliv bei Dachau. den
höchslen Zuschlag der Auklion mil18000,-
12000?
Am lelzlen Auklionslag, dem 16. März,
lagen die Preise der Ellenbeinclrbeilen weil
über den Schülzwcrleri, wobei eine anlike
Bcslecksdrnmlung mil geschnilzlen Elfenbein-
grlffen die Sammler und Handle!" zu hohen
ceeelen veranlclßle. Abb. 23
13 Georg Kolbe, Erwachende, bez. G. H.
Bronzei lxl. 74 crn
AUS DEM KUNSTHANDEL
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KuHon, 71.3x45,361n. D6; B1ld 161, 666666n6n von se1ncm klmsüerischcn W611, 116n
wcsenilichem topographßchcm 0116 116i166661116n11161161n 111161-666 561161101611 15.000,-.
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BUCHBESPRECHUNGEN
Oldrich J. Blaxicek. Barackkunst in Böhmen.
Prag Artia 1967.
Die Arbeit des Kunsthistorikers scheint dia-
tektisch vorzugehen. Jede Gegenwart fordert
ihre Gesamtdarstellungen vergangener
Epochen. diese machen wiederum die noch
fehlende Detailarbeit. die Monographien van
Künstlern und Kunstgattungen sichtbar. deren
Ergebnisse später verbesserte. meist kunst-
geographisch fixierte Dorsteliungen eines
Zeitabschnittes ermöglichen. So geht es
schon seil dem letzten Drittel des vorigen
Jahrhunderts. als man in Mitteleuropa den
heimatlichen Barock zu entdecken begonn.
so ist auch die vorliegende Arbeit ein Meilen-
stein auf dem fortschreitenden weg der
Forschung.
Ein sehr wichtiger allerdings. denn der Ver-
fosser. heute an der Nationalgalerie in Prag
und vorher iohrelong in der Denkmoipftege
tdtig. Autor einschlägiger Arbeiten vgl.
besonders sein Buch über die Barockplastik
in Böhmen. Prag 195a und Organisator
der großen Ausstellung böhmischer Barock-
kunst in Mailand 1966. baut auf einer aus-
gedehnten Literatur von Detailuntersuchun-
gen auf. Sie ist in Auswahl in einer Biblio-
grophie vereinigt. die dem Leser einen
Ubcrblick über die Forschungslage ermög-
licht. Für uns ist es besonders wertvoll. daß
in dieses Buch auch oiie von der jüngeren
Generation der tschechischen Kunsthistoriker
erarbeiteten Kenntnisse eingingen. die in
tschechischen kunsthistorischen Zeitschriften
erschienen und leider durch Resumees in
onderen Sprachen nur zum Teil zugänglich
sind. Es handelt sich vor allem um Arbeiten
über Plastik und Moierei. wogegen an der
Erforschung der Architektur die deutschen.
österreichischen und englischen Kurtsthlsto-
riker stärkeren Anteil haben. ln der neueren
tschechischen Literatur zur böhmischen
Barockkunst sind alle iinlodernen" Strömun-
gen im Ansatz und in der Richtung der Kunst-
geschichtsschreiburlg des Barocks vertreten
die Typenforschung. die lkonographie und
lkonologie. doch kommt auch das Heraus-
orbeilen von Werkstattzusammenhängen auf
Grund des erarbeiteten biographischen und
geneologisehen Moteriols nicht zu kurz.
Der Verfasser nützt alle diese Erkenntnisse
und stellt sie in überzeugender Weise zu-
sammenfassend dar. Von der üblichen Art
der Gliederung nach Kunstgaltungen ab-
gehend. wird eine Darstellung nach histo-
rischen Phasen. man könnte auch sagen nach
Generationen. versucht. Das hat den rollen
Vorteil der Anschaulichkeit und den ewinn
der historischen Treue. Außerdem scheint
diese Methode dem übernationalen Charakter
der Barockkunst besonders gerecht zu wer-
den. weil dos Instrument der Dorslellung
Berücksichtigung der Phasenabfolge, Ver-
quickung alitischer. ethnischer und künstle-
rischer Fa ten. Beachtung des Funktionellen
und lkonologischen empfindlicher reagiert
und differenziertere Feststellungen ermög-
licht. Und der Fortgang vom ..Auftakt" bis
zum "Barockausklang" war kompliziert
genug
Dos uch ist aber nicht nur wegen dieses
methodischen Weges interessant. Es ist wegen
der vielfachen Verbindungen und Ahnlich-
keiten zur Entwicklung in Österreich und
besonders auch wegen der Herausarbeitung
der Eigenart des böhmischen Barocks wichtig.
Da es für weite Gebiete Böhmens keine
moderne Kunsttopographie gibt. bieten seine
157 Abbildungen davon viele farbig. die
Grundrisse und Stichwiedergaben dem Kunst-
historlker wie dem Kunstfreund viele An-
regungen, Es sind zum großen Teil neue
photographische und Bauaufnahmen ver-
wendet worden. Die Buchgestalturlg ver-
sucht. Brauchbarkeit und ästhetische Absicht
miteinander zu verbinden.
Blazlceks Buch ist wohl auch als Antwort auf
das von K. M. Swoboda herausgegebene.
von mehreren Autoren bearbeitete und nach
Kunstgattungen eingeteilte Werk ..Barock
in Böhmen". München 1964. gedacht. mit
dem es sich vielfach kritisch auseinander-
setzt. Jeder an dieser Epoche Interessierte
muß dafür dankbar sein. daß die Forschung
für Böhmen nun so fruchtbar in Fluß ge-
kommen ist. und wird ähnliche Studien
über den Barock in Mohren und in der
Slowakei mit Ungeduld erwarten.
Hans Aurenhammer
Walther Buctlowiecki. Handbuch dar Kirchen
Raml. 1. Band. Verlag Brüder Hollinek.
Wien 1967.
"Der römische Sakralbau in Geschichte und
Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur
Gegenwart" lautet der Untertitel dieses
B00 Seiten umfassenden Werkes, dem noch
zwei weitere folgen sollen. Damit ist schon
gesa t. aal hier alle Kirchen und Kapellen
der tadt Rom behandelt werden und nicht
nur jene. die kulturgeschichtlich besonders
interessant sind. In seinem Vorwort weist
Buchowiecki daraufhin. daft er ursprünglich
ein "dehio-artiges" Werk schaffen wollte.
doch dieses auf Grund verschiedener Fakten
nicht vorteilhaft schien. Sowohl die genauere
Schilderung der Baugschichte. ols auch das
weglossen der oftübermäßigen Abkürzungen.
wie sie im Dehiohandbuch üblich sind und
ein zusammenhängends Betrachten des
obiektes erschweren. machen das Buch über
die Kirchen Roms sofort sympathisch. Eine
ollgemeine Betrachtung über die religiäse
und politische situotion vom spdlonliken Rom
bis zur Barockzeit und die damit zusammen-
56
hängende Bautätigkeit geht dem Band
voran. Besonders die Universalität und
Katholizitäl auf Grund der im Altertum als
Mittelpunkt der bekannten wett. des Im-
pcriums. eingenommene sleilung dieser
Stadt und ihre heute noch weltoffene Atmo-
sphäre wird oufgezeigt, Einige Erklärungen.
so über die Titelkirchen. ein Papstkatalog
sowie die Abbildungen der Papstwappen
folgen,
Der Hauptteil beginnt mit den vier Patriar-
chalbasiliken S. Giavanni in Laterano.
S. Pietro in Vaticano. S. Paola fuori le Mura.
s. Maria Moggiore. In alphabetischer Reihen-
folge ihrer Titelheiligen schließen die an-
deren Kirchen innerhalb Roms an. Bei der
ausführlichen Behondlung der Gründungs-
und Baugeschichte und der eingehenden
Schilderung aller Stilmerkmale. wobei man
auf kleine bzw. kleinste sehrlfttvpen ge-
griffen hat. um möglichst viel Text unterzu-
bringen. werden in diesem Band erst die
Kirchen von S. Agata dei Goti bis S. Francesco
soverio besprochen. Die Erläuterungen der
vier Patriarchalsbasitikcn allein reichen schon
bis auf die Seite 276. was schon anzeigt. mit
welcher Sorgfalt hier von Buchowiecki
vorgegangen wird. Grund- und z. T. auch
Aufrisse der Kirchen. Bau- und Lagepläne
ergänzen ieweiis, wenn erforderlich, den
Text.
Mit welchem Feingefühl und welcher Weite.
trotz einer persönlichen Stellungnahme. der
Autor die Materie behandelt. wird uns be-
sonders bei der Beschreibung des Inneren
von St. Peter bewußt. Bei der Aufzählung
und Schilderung des Details muß Buchowiecki
sich dann zwar ganz an die Fakten halten.
durch die bougesontehtliehe Begründung und
Erläuterung gewinnt die Materie aber so
große Plaslizilüt. daü nicht nur der Fach-
gelehrte. sondern auch ein großer Kreis
der kunstinterssierten Laien und Rom-
fohrer von diesem Buch angesprochen
wird.
Ein Verzeichnis der Ortsnamen. ein Ver-
zeichnis der Petsonennamen und ein Her-
kunftsnachweis der Abbildungen beschließt
den Band und ermöglicht ein einwandfreies
Arbeiten.
Don der Verlag ein solch großes und um-
fassendes Werk in Angriff nahm und es
druck- und satztechnisch so sorgfältig und
übersichtlich herausbrachte. ist eine Leistung.
die von vielen weitaus ttnanzkraftigercn
Editionen nicht erreicht wird und als ein
besonderes verdienst gelten kann.
Alois Vogel
Hans Eckstein. Hanx lt hold Lichtenberger.
Verlag Karl Thiemlg KG München
1966.19Textseiten. Strichzeichnungen
und Tafeln im Text. Z5 zum Teil
farbige Bildtafeln hors texte, Ln.
H. R. Lichtenberger 1876-1957 wor ein
Münchner Maler. der sich mit Vorliebe mit
Nacht-. Ballett- und Figurenszenen herum-
schlug. Als Schüler von Knirr kannte er sogar
noch den alten Menzel und wurde von
sievogl und Corinth sehr geschätzt. Be-
ziehungen zu den Malern des "Blauen
Reiter" sind nachweisbar.
Sicher ist er kein Maler der ersten Garnitur.
es fehlte ihm unserer Meinung nach vor allem
on psychologischer Einfühlun sgabe und ieg-
licher Kraft zur seelischen urchdringung.
Was er betrieb. war "bonne peinture".
..schänes Handwerk". Einer Monographie
ist er sicherlich würdig gewesen.
Leider ist das vorliegende Elaborat allzu
flüchtig und oberflächlich. Bezeichnend ist
schon die Tatsache. daß die dem Textteil
beigegebenen Tafeln nicht einmal benummerl.
geschweige denn betitelt sind und auch im
Bildverzeichnis nicht aufscheinen. Und die
Tafeln des Abbildungsteiles zeigen nicht
einmal ansatzweise Versuche einer chrono-
logischen Anordnung und Dotierung.
Ernst Köller
Kurt Herbarn. Offenbarungen in dar Malerei
de! 1D. Jahrhunderts. Econ-Verlag. Düs-
seIdorf-Wien 1966. 362 Seiten. 142
Farbtafeln. Ln.
Dieses sehr schon ausgestattete Kunstbuch
ist ganz offensichtlich als eine Einführung in
die Gcstaltungswell der heutigen Molerei
gedacht und will sich somit an den Laien
und den noch unerfahrenen Kunstbetrachler
wenden. Ein. gerade heute, wo wieder die
Stimmen gewisser Kreise für das Edle. Schöne
und Gute laut werden. worunter sie aller-
dings nur das Simple verstehen. sehr dankens-
wertes Unternehmen. Herberts bemüht sich
mit viel Schwung. auf verseniedenen wegen
und mit verschiedenen Mitteln den mit der
Materie nicht vertrauten Leser die reinen
Bemühungen der Künstler sowi die echte
Wertigkeit und die tieferen Schönheiten auch
vollkommen abstrakter Bilder ndherzu-
bringen. Seine einleitenden Kapiteln, u.
"Ursprungssträme des Künstlerischen" und
..Historische Entwicklung dieser Gestaltungs-
lmpulse", zwar allgemein gehalten. sind
nun nicht gerode die stärksten in der Be-
weisführung leider einseitig! und werden.
besonders einem mit der Materie nicht Ver-
traütert Leser nicht zur Sache geh 'rend
erscheinen. Auch das verkürzte Auf ten
und Schildern moderner Stilarten ist nicht
prozise genug. wenn dabei auch verschiedene
Kapiteln mit einfachen Erläuterungen der
Zusammenhänge. etwa .Ein realistischer
Formenschatz". gelungen nd. Einschübe wie
..Sponnweite der heutigen Malerei" sind
Wiederholungen. die übersichtlich gedacht
sind. ober in ihrer simplitizierenden und
unkomoletlen Aufstellung wenig wert haben.
Was dos "Postulat eines iungen Malers".
nach dazu als formlicher Widerspruch zu
vielem vom Autor Gesagten. in dem Buch
zu suchen hol, ist nicht ersichtlich. Durch
viele Zitate der "nstler Klee. Kandinsky,
lawlensky u. a. belegt. zeigt Herberts in
den späteren Kapiteln dos Ringen um einen
unserer zeit. dem modernen Leben mit
seinen Errungenschaften der Technik und
Wissenschaften. adäquaten Ausdruck in der
modernen Molerei auf. Er stößt dobei zu
elementaren Fragen unseres Seins vor und
es gelingt ihm aufzuzeigen. daß den wirklich
großen Schöofern auch in unseren Tagen
jede Scharlatanerie fernliegt. daß sie auf
Grund echter existenzieller Fragen zu eben
diesen Gestaltungen kommen. zu einer
Form- und Farbgebung die gleichsam ein
viel tieferes Erfassen und Durchdringen der
Wahrheit tSl. als olle oberflächliche Beschau-
lichkeit und somit letzten Endes zu einer
seinserheliung beilriigt.
Alais Vogel
Robert Waislenberger. Arnulf Neuwirth
Malerei und Collage. Monographie Verlag
für Jugend und Volk. Wien-München
1967. 103 Seiten.
Der verlog. der in letzter zeit mit einigen
interessanten Neuerscheinungen auf dem
Sektor des Kunstbuches aufflcl. hat sich hier
viel Mühe gegeben eine formschöne und
womöglich auch allgemeinverständlich
Monographie herauszubringen. Eingeleitet
wird das Buch durch den 32 Seiten langen
Text Robert Waissenbergers. in den ver-
schiedene Kinderzeichrtungen des Künstlers
eingestreut sind. die. ebenso wie die anderen
Graphikwiedergaben. hauptsächlich einen
den Lebensgong illustrierenden Charakter
haben. Waissenberger beschreibt sehr be-
schaulich das Herkommen des Malers. zeich-
net Familienidylle und Lettrer-Schüler-Span-
nungen beim Studium in der Akademie. er
schildert dos suehen des Jünglings nach einer
ihm gemäßen Aussage. Das Leben und das
Werk wird nun Seite um Seite. von der
"Algeristchen Landschaft" bis zu den letzten
Waldviertler Aquarellen aufgerollt. wenn
man auch nicht mit allen Folgerungen.
Schlüssen und Deutungen einverstonden ist.
so muß man feststellen. daß diese Schilderung
mit viel persönlichem Einfühlen, mit Phantasie
und vielleicht mit zu viel Sentiment geschrie-
ben wurde.
Die 4B Abbildungen. viele in Farben. bringen
Beispiele aus allen Schaffensepochen des
Malers. Die Auswahl legt das Schwergewicht
mit Berechtigung auf die colloge und ist
sehr subjektiv. Bedauerlich ist. doü die
Reihung der Bilder nicht chronologisch
vorgenommen wurde und auch nicht
sogleieh bei der Abbildung die Größe. dos
Entstehungsjahr usw. steht. Das erschwert
das Arbeiten mit dem Buch. Mon muß erst
im Anlnong unter demBilderverzeichnis nach-
sehen und von dort wieder einige Seiten vor
zum Werkverzeichnis blättern. bis man dos
Gesuchte findet. Ein Literaturverzeichnis und
Kurzlexte in englischer und französischer
Sprache vervollständigen die Monographie.
Alois vogel
"Ein kleine Farbwundlr".Die gotischen Glas-
gemätde der Kirche auf dem Staufberg.
Aldus Manutius Verlag Zürich-Stutt-
gart-Wierl. in der Reihe "Kleine
Kostbarkeiten". 36 Selten.
Das kleine Büchlein bringt Vierfarben-
drucke von Glasfenstern der otischen
Kirche St, Nikolaus im Aargau Schweiz.
Worte über die Kunst. von bekannten Philo-
sophen. Dichtern und Künstlern. werden den
schönen. in einer sehr sorgsamen und aus-
geprägten Wiedergabe gebrachten Glas-
malereien gegenübergestellt. Die Auswahl
der zitote erfolgt nach zeitnahen Gesichts-
punkten. Eln kleiner kunslgeschichtlicher
Hinweis und zwei Schwarzweißtotos vom
inneren der Kirche und von ihrer Lage
in der Landschaft schließen sich an. Evange-
lientexie nach Lukas und Matthaus. die auf
die Dorsteiiungen in den Fenstern weisen.
beschließen das Bändchen. Die Leuchtkraft
der Farben und die Zeichnungen der Details
kommen dank der drucktechnischen Qualität
gut zur Geltung. Wie im Vorwort betont.
werden hier keine kunstgeschichtlichen
Ambitionen verfolgt. es soll vielmehr mit
dieser Gegenüberstellung des worles und
des Bildes zur Besinnung und Meditation
dngeregt werden. Ein Bemühen. dem man
viel Erfolg wünschen konn. auch donn.
wenn. wie wir glauben. dieses Ziel auf diese
Weise nur selten erreicht wird.
Alois Vagel
Rudolf List. Kunst und Künstler in der Steier-
mark. Nachschlagewerk. oo. Londes-
verlag. Ried im lnnkrois 1967. 1. Lie-
ferung. 40 Seiten. 15 Abb. auf Bild-
tafeln.
Der Graz lebende Kulturkritiker und
Journalist Prof, Rudolf List hat ein Nach-
schlagewerk verfaßt. das in Lieferungen
erscheint und in Kürze abgeschlossen sein
sotl. Es hat sich zur Aulgobe gesetzt. mehr zu
sein als ein bloßes Kiinstlerlexikon eines
eng umschriebenen geographischen Raumes
praktisch alle Künstler. die jemals in oder mit
der Steiermark zu tun gehabt haben, also
vor allem auch jene. die ihre Werke in letzter
Zeit in Großausstellungen und aus Antalt
von Kulturtagungen. Malerwochen usw.
präsentierten Ausländer nicht ousge-
nommen wurden berücksichtigt und
darüber hinaus ebenso alle Kunstwissen-
schafter. Kritiker. Sammler und Mäzene. die
sich um das Kunsllcben in der Steiermark
Verdienste erwarben. Ein wahrhaft um-
fossendes. durchaus unorthodoxes Programm,
dessen Erfüllung nur möglich war. weil List
ein Leben lang entsprechendes lnrormotions-
material mit großer Konsequenz zusammen-
trug.
Die lexikalischen Eintragungen unterscheiden
sich äußerst positiv von denen anderer ston-
dardwerke sie sind mit Liebe und Tempera-
mertt geschrieben und stellen bei aller
Objektivität dennoch durchaus persönliche
Stellungnahmen dar. Wo es ums interpre-
tieren geht. überläüt List gerne und mit
Recht das Wort anderen Fachkollegen und
Kritikern in Form ausführlicher Zitate. Das
reichlich eingestreute Bildmaterial. das sich
auf Werke aller Epochen bezieht. verleiht
dem Lexikon ein hohes Maß von Anschau-
lichkeit.
Selbstverständlich sind bei einem Werk wie
diesem Unschärfen und Ungenauigkeiten
nicht zu vermeiden so tst uns bei flüchtigem
Durchblättern aufgefallen. daß in der Bio-
graphie des verstorbenen Albertina-Direktors
Urtiv.-Prof. Dr. Otto Benesch das Todesdatum
fehlt und daß bei einigen Künstlern. so etwa
bei E. Tony Angerer p. 21. der Grund der
Einschaltung in das Werk Beziehung zur
Steiermark! doch ein wenig zu faden-
scheinig, wenn nicht gar unerkennbar ist.
Auch bei den Literaturangaben wurden
außer den Standardwerken ThB. dessen
Erscheinungsdatum übrigens nicht ganz
richtig ongegeben ist zumeist nur Presse-
kritiken genannt. während so manche Fach-
zeitschrift darunter auch ..Alte und moderne
Kunst" unberücksichtigt blieb.
Aber alles in allem der große Wurf ist
gelungen. die Gefahr provinziellen Ein-
geengtseins scheint gebannt. der Horizont
ist so weit gesteckt wie nur irgend möglich.
Kleine "Schönheitsfehler" lassen sich bei den
kommenden Lieferungen sicherlich noch
eliminieren.
Ernst Köller
Gottfried Hohenaulr. Ernte und Nachlese.
Ein Lesebuch für Tiroler und Nichttiroler,
Band Nr. 249 der SchIerll-Schriften. Uni-
versitatsverlag Wagner. Innsbruck-
München 1967.
Es ist ein sehr persönlich geprogtes Buch,
Eine Sammlung von Reden. Aufsätzen.
Rezensionen und Berichten. Erinnerungen
eines Menschen. der Jahrzehnte immer mit
den Künstlern seines Londes irt engstem
Kontakt war. eines Mannes. der an einer
wichtigen Stelle im Unterrichtsministerium
stand. Doch vieles. allzuvieles hat nur be-
schrankten Wert. ist weder in sprachlicher
noch gedanklicher Hinsicht. aber auch nicht
durch die Einmaligkeit des Erlebnisses zur
Uberlieferung pradßtiniert. Vieles war auch
nur für den Tog gedacht. wie etwo verschie-
dene Gedenkreden anläßlich siebzigster.
achtzlgster. neunzigster usw. Geburtstage.
Manches davon hat ober auch mehr, ia fast
dokumentarischen Wert. Wir denken da
besonders an die ..Musikbriefe" aus dem
Jahre 1926 und die .,Hommage Herbert
Boeckl". bei der Betrachtung über die
Pflanzennamert werden wir an Ferdinand
Ebner erinnert. wie wir bei der Rede zu
Ludwig von Fickers so. Geburtstag an Georg
Trakl denken.
Man könnte vielleicht an Wilhelm von Kü-
gelgen denken. In manchen Aufsätzen.
Begegnungen mit Zeitgenossen. kommen die
vorliegenden Zeilen diesem einst gerne
gelesenen. stillen Buch nahe. Doch dazu
sind die einzelnen Beiträge zu offiziell,
meist auch nicht verbindlich. Man spürt
zwar den Menschen und nimmt seine Mensch-
lichkeit gerne zur Kenntnis, hält aber letzten
Endes meist nur dürres Konzept in den
Händen.
Es gibt heute fast kein Werk ohne Druck-
fehler. eine solche Häufung wie in der vor-
liegenden Schrift ist dem Rezensenten aber
noch in keinem der Offentlichkeit über-
gebenen Buch begegnet sogar bei der
Poginlerungl.
Alois Vogel
EINGELANGTE BÜCHER
Giuseppe Marchiori. Matisse. 135 Seilen. 119
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a7 mehrfarbigen. zum Teil ganzseitigen Ge-
mäldewiedergaben und Abb.. Leinen 1967.
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und
verläßliel
drueken
haben,
dann
unter
diesem
Zeichen
garantiert
mil
besten
Ergehnixxen
G. GISTEL CIE.