alfe und moderne
OÖÜWIÜQ
Ü. i. Üpf c.
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Hcßmnzv,
AUSSTELLUNG PABLO PICASSO
Veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Wien gemeinsam mit der Graphischen Sammlung Albertina
QSTERREiCHISCHES MUSEUM FÜRWANGEWANDTE KUNST
2i4.7APHlL-30.JUNl 1968 WIEN I. WEISKIHCHNERSTHASäVEßH- TÄGLICH 10-21 UHR
Führungen Montag 19 Uhr, Dienstag 17 Uhr. Mittwoch 10.30 und 197 Uhr, Donnerstag 17 Uhr,
Freitag 17 Uhr, Samstag 10.30 und 17 Uhr, Sonntag 10.30 und 17 Uhr Auskünfte Tel. 72 56 96
Ein Zimmer ohne Bücher
ist ein Körper ohne Seele.
CICERO
BUCHGEMEINSCHAFT
DODÄU lÄUD
lnhall Jirina Horeisi-Jarrniia Vackovd An der Wende des Zeilaliers l-lofkunsl um
1500 in Böhmen
13 Rudolf Bachieiiner Enlwurf für das Allarbild Wunder der
hl. Agnes" von Jacopo Tinloreilo
17 Konrad Sirauss Ein neuenldeckles Relief und andere Arbeilen
des Hafners Hans Kraul zu Villingcn
25 Emil Rainer EI Gracas Aufstieg
30 Franz WIfldiSChrGFOSlZ Das Modell für den Silberruhmen des
Gnadenbildes von Sonnmgberg
36 Heribert Huller Picasso und Wien
38 Ruediger Engerlh Ein Slein. der Wellen hervorrief Johannes
lilens Wiener Jahre
Alois Vogel Der Bildhauer Joannis Avramidis
45 Peter Baum Wohnen im Jahr 2000 Ulopien von heute-
Realilül von morgen?
148 Aus dem Kunslleben
55 Aus dem Kunslhandel
56 Buchbesprechungen
Tilelbild Pablo Picasso, .,Biidnis einer jungen Frau nach Cranach d. J.",1958. Linolschniil
in Farben nach einer farbigen Postkarle der Gemäldegalerie des Kunsthisiorischen
Museums in Wien
Kunsibeiluge
Peter Kubovsky. Borockurchitektur, Bläck gegen die Uraniu in Wien, Lithcr
gruphie, 1968
Bildnuchweis
Graphische Sammlung Albertina. Wien. S. 51 Akademie der bildenden Künste.
Prof. H. Karton-Dr. F. Mairinger. Wien. S. 31. 35 Bayerisches Nationalmuseum.
München, S. 21 O. Böhm. Venedig. S. 14. 16 Aus der Phaidon-Ausgabe EI Greco.
S. 26-29 Ch. Fetzer. Wien. S. 41-43 A. ltten. Zürich. S. 38. 39 W. Klein.
Düsseldorf. S. 51 KnihtisklStenc. Prag. S. 6. Gemäldegalerie des Kunst-
historischen Museums, Wien. S. 37 E. Lünemann. Graphische Sammlung Alben
tina, Wien. S. 36 Mainfrünkisches Museum. Würzburg. 24 Museum des
20. Jahrhunderts. Wien. S. 49 Niederösterreichische Landesregierung. Bild-
stelle. Wien. S. 52 Österreichische Galerie. Wien. S. 53 Österreichisches
Museum für angewandte Kunst A. Fesl. Wien. S. 18 A. Paul. Prag. S. 2-5.
8-12 Pilz. Wien. S. 46, 47 E. Postel. Berlin-Wilmersdori S. 32. 35
Rasteiger. Graz. S. 51 Foto Reiser, Stuttgart. S. 44 Rheinisches Bildarchiv.
Kölnisches Stadtmuseum, Köln. 51 Ritter. Wien. S. 18. 19. 33 J. Schagerl,
Wien. S. 52 Scherry. Wien. S. 45 Schweizerisches Landesmuseum. Zürich.
22 Württembergisches Landesmuseum. Stuttgart. 22 J. Tandl. Wien.
S. 47 Victoria and Albert Museum. London. 23
Vorschau auf Heft 98
Die neue Konzeption der WienerWoffensammlung Leibrüsikcimmer und Hofjcigd-
kcimmer Neuzeilliche Keramiken in Niederösterreich Die Wohnungen der
Gräfin Leon Rcisumovsky Das Gruzer Rcnhcius, Entstehung und Wandlung
Der Bildhauer Roland Goeschl Der Graphiker Adl Holzer Beirachtungen zu
den Quellen des Schöpferischen" in der Malerei
Heft MörzlApril
Herausgeber. Eigentümer und Verleger
Produklionslaiiuug
Redakiion
Elicheinzn und Pre'
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Druck und Klischees
13. Jahrgang 1968 alte und moderne
Herausgeber Dr. Kur! Rossclcher Eigenlürrler und Verleger Oüerreichischer Bundesverlug
fur unlerriehi, Wlssenschafl und Kuns! Produklionsleilung Prel. Dr. Alols Rotlensieiner
eile wien l. Schwurzenbergslraße S. Tel. 52 25 61
Chefredukleur Dir. DlnWllhelmMrazek. veranlwsrll. liir den lnheli-or. Franz Windisch-Graeiz
Dr. Ernst Köller Peler Baum Alois Vogel Leopold Nelopll, graphische serlellene
alle Öslerreichisches Museum riir ungewarldle KUNSI, wien l. Slubenring s. Tel. 12 ss 9a
Alle Mqnuskriple sind en die Redakllori zu richlen Für unverlclngl eingehende Manuskriple
und Folos wird keine Huflung übernommen
Alle und rnederne Kunsierscheinl196ß im Februar, April, Juni, Augusl. okidber und Dezember.
Jclhresclbonnemenl Doppelnumrnern öszvor und es 9,7 Perle DM49,-, sfr. 55.-
Einzelheft es saß DM 9.30, sfr. 10.50 Einzelnummern- sowie DM- und ernePreiee inkl. Perle
Arlzeigenverwuliung Oslcrrelchischer Burldesverlug, Wien vlll. Lenclugclsse 17
Alle und moderne Knnei isl zu beziehen durch jede Buch- und Kunslhundlung oder den Verlag
Nachdruck nur rnil Genehmigung des Herausgebers
Drucke und Buchbinderurbeil G. Gislel St Cie.. Wien III. Münzgasse Klischees Photo-
Chernigruphischa Kunslanslall R. SeySS KG. Wien
Monogramm des Königs Wlndislaw ll.. irhlußsreiui
des Olaturiunls der Prager SL-Veii. Kathedrale
Hans Spyss von Frankfurt, Kunigliches lmrorinun in
der Prager SL-Veits-Kalhedrnle, 149i
1493
lis ist zu einer Konvention geworden, den
Namen Wladislaws des vellonen "enes
Es
hilflos zustimmenden Königs Bene"
mit der Vorstellung eines schwachen,
unentschlossenen Herrschers, ja sogar eines
gutmütig blöden Schattenköngs" lWinker
zu verbinden Abb. 1. Es wäre Sache der
Historiker, diese Ansicht zu überprüfen und
zu beurteilen. Eine der Voraussetzungen
für eine solche Einschätzung der Gestalt
dieses Herrschers außer seiner
allzu großen Anziehungskraft könnte
der Umstand sein, daß XVladislaw in seinen
hcirlen Königstürnern ein Fremder War
in Böhmen, wohin er nach dem Hussitcn"-
König Georg berufen wurde, sowie noch
viel mehr in den ungarischen Ländern, die
ihm durch seine Wfahl nach dem Tod des
mächtigen Matthias Corvinus zugekommen
waren. Im Bereiche der Kunst erscheint
seine Person allerdings in einem anderen
Licht. In der allgemeinen Vorstellung ist
der Begriff WladislavÜsche Gutik" vor
allem dank der Künstlerpersönlichkeit Bene-
dikt Rieds ausschließlich mit der Archi-
rcktur um 1500 in Böhmen verbunden.
Wohl wurden Probleme der Bialerei und
der Plastik dieser Epoche studiert Jaroslav
Pesina und ist die Architektur in letzter
nicht
zu
Zeit in der Monographie von Götz Fehr
behandelt worden. Das mühsam gewonnene
Bild des künstlerischen Schaffens um 1500
in Böhmen aber scheint trotzdem unscharf.
Wir wollen deshalb hier besonders auf das
nicht gebührend beachtete Phänomen und
die künstlerische Größe der Wladislawischen
Hofkunsr eingehen. Daß diese Kunst ziel-
bewußt und auf Grund einer durchdachten
Konzeption realisiert wurde, soll besonders
betont sein.
Vielleicht keine andere Wende eines Zeit-
alters berührt den modernen Menschen so
unmittelbar wie die um 1500. Wenn man
auch keine scharfe Grenze zwischen dem
Mittelalter und der Neuzeit ziehen kann
das Jahr 1492 trägt vor allem den
Charakter eines großen Symbols, so beginnt
die Menschheit doch bereits von diesem
Zeitpunkt an, sich mit denselben Proble-
men auseinanderzusetzen, deren Wesen und
Struktur bis heute gleichgeblieben sind.
Diese innere Vcrwandschaft der Probleme
bewirkt es vielleicht auch, daß der heutige
Mensch so stark von den Ereignissen am
Beginn der neuen Epoche, mit der "die
mittelalterliche regionale Geschichte defini-
tiv ihr Ende fand und neue kausale
m. Ößrwäwääääägmßußbg.
"Ing
Beziehungen der Weltgeschichte entstanden,
angezogen wird.
An der Schwelle der Neuz war der
Blick des posthussitischen Bohmens vor-
wiegend zurück in die Zeit gerichtet, hinter
welcher der Vorhang der Geschichte bereits
gefallen war. An die Spitze des Landes im
Zentrum Europas, das schon endgültig
seine bisherige Schlüsselstellung verloren
hatte, kam in dieser kritischen Zeit der
Sohn des polnischen Königs Kazimierz IV.,
der fünfzehnjährige Jüngling Wlladislaw.
Die ungeordneten Verhältnisse des posthus-
sitischen Böhmens die auch König ieorg
nicht befriedigend zu ordnen imstande
13-4A
war, die langwierigen und ermüdenden
Streitigkeiten mit dem rücksichtslosen Ri-
valen Matthias Corvinus, das alles würde
genügen, die Stellung auch des stärksten
Herrschers zu erschüttern. Im llalle Wladi-
slaws handelte es sich noch dazu um eine
Persönlichkeit, deren psychische Einstellung
zu keinem zielbewußten autnritariven Re-
gieren bestimmt war. Noch dazu lag das
Spezifikum der Verhältnisse im Böhmen
der 2. Hälfte des 15. jahrhunderts in der
ständig wachsenden Macht der Adels-
oligarchie. Der katholische König konnte
natürlich für die Bedürfnisse des bis jetzt
mit der Reformationsidenlogie durchdrun-
genen Landes kein Verständnis haben. Ein
ausdrueksvoller Beweis dessen ist z. B.
auch der Aufstand des Prager Bürgertums
1483i1484, der direkt gegen seine Per-
son geführt wurde, was allgemein als der
l-lauptbeweggrund von Wladislaws Bautätig-
keit angenommen wird unmittelbar nach
dem beendeten Aufstand hat der König seine
Residenz von der Altstadt auf die Prager
Burg verlegt. Neben diesemäußeren Um-
stand waren hier jedoch es sei besonders
betont zweifellos Absichten einer höhe-
ren ideologischen Motivierung bestimmend,
denn sie hingen wie aus dem Wleiteren
hervorgeht sowohl mit den Tendenzen der
damaligen europäischen Politik als auch mit
dem bexxußten Anknüpfen an das Vorbild,
das Kaiser Karl IV. repräsentierte, zusammen.
Das Ziel aller Kunsttätigkeit, hinter der
König Wladislaw als Auftraggeber stand,
war in erster Linie eine prächtige Reno-
vation der königlichen Residenz in Prag
was in einer derart umfassenden Weise
seit den Zeiten Kaiser Karls IV. nicht ge-
schehen ist. Somit stand die Architektur
ganz selbstverständlich an erster Stelle.
Der Sitz der böhmischen Könige wurde
großzügig neugestaltet die neue Burg-
bcfestigung nach modernsten fortifikatori-
sehen Grundsätzen und der Umbau des alten
Palastes aus der Zeit Karls IV. durchge-
führt wobei sich das Interesse vor allem
auf den Repräsentationsteil mit dem gran-
diosen Thronsaal richtete und sogar die
Bauheendigung der Burgkathedrale St. Veit
beabsichtigt. So kommt es zur Gründung
der Bauhütte zur Erfüllung der außer-
ordentlich anspruchsvollen Bestellungen
dientcn, außer den einheimischen Stein-
metzen, vor allem aus benachbarten Gebie-
ten berufene Meister, in deren tatkräftiger
Umgebung ein wahrer Konkurrenzkampf
herrschte, in dem zuletzt der geniale Bene-
dikt Ried siegte, während die mehr kon-
servativen Meister auf die königlichen
Landbauten verdrängt wurden. An erster
Stelle war es llans Spyss von Frankfurt,
ein rein spätgotischer Meister, Schöpfer des
herrlichen, mit prächtigem und dekorativ
wirkendem Ast- und Wurzelwerk be-
deckten Oratoriums Abb. sowie der
Benedikt Rind, Prag. Koniglirlier Palzm auf der Burg,
Jcsamvtansitlil kiLT Nonltruni.
Benedikt tut Prag, Tllfullärili des Königs Wladi-
slnw ll.. beendet Hin
Anfangsphase der Arbeiten am Palast mit
dem königlichen Audienzzitnmer, der mit
seiner Steinmetzengefulgsehaft auf die
Königsburg Pürglitz verdrängt wurde.
In dem ursprünglichen Befestigungsarehi-
tekten Benedikt Ried, der aus der nieder-
bayerischen Region kam wie neuestens
Fehr mit aller Wahrscheinlichkeit nach-
weist, soll Ried nach Prag von Wladislaxivs
Schwager Georg dem Reichen, Herzog zu
Landshut, geschickt worden sein, wurde
ein Künstler erkannt, der uneingeschränkt
die hochgesteckten Forderungen des Auf-
traggebers zu realisieren imstande war.
Der geniale Meister, Architekt-Entwerfer
im neuzeitlichen Sinn, wurde vom König,
wie bekannt, zum Zeichen seines Wohl-
wollens in den Adelsstand erhoben. Bei
2er Altars
Sn-Wa
lnIl des Fü
dieser bedeutungsvollen Anerkennung spiel-
te der monumentale Wladislaw-Thronsaal
Abb. dessen scheinbar unlösbare
technische Probleme die Souveränität des
schalfenden Gedankens meisterte, eine ge-
wisse Protagonistenrtille. So verflechten
sich bei ihm nicht nur das Alte harmonisch
mit dem Neuen das Gotische mit
dem Renaissancehaften sondern es
wurde buchstäblich ein neues achitekto-
nisches Phänomen gebildet. In der Lite-
ratur wurde es schon angedeutet Fehr,
daß die Schleifensterngewölbe Rieds in
der Sn-Barbara-Kirche zu Kuttenberg
Abb. ein widerspiegeln der Gedanken-
strömungen des zeitgenössischen Huma-
nismus sein könnten. Noch mehr kann
man solche Ideen in der Gestaltung des
Gewölbes im Wladislaxia-Saal Abb.
erkennen, wo die dynamischen Kurven
der Bogenrippen die Vorstellung der
Himmelskörperbewegungen im Weltall
wahrhaftig hervorrufen, die die künstle-
rische Vorankündigung dessen wären, was
ein halbes Jahrhundert später Kopernikus
Wissenschaftlich formulierte. Damit hängt
auch das Vorkommen der relativ reinen
Renaissanceformensprache zusammen am
Prager Palast, Abb. besonders in seinem
Thronsaal, die die Beziehungen mit der
Residenz mit ihrem ganzen humanisti-
schen Milieu zu Ofen, die im Jahre 1490
Wladislaws Erbe geworden ist, vermittelt.
Das Vorhandensein dieser Ideen überrascht
eigentlich nicht. Ofen hörte nicht auf, auch
unter Wladislaw der Sitz der weisen Hof-
humanisten der Gesellschaft Sodalitas
Danubiana" zu sein, in deren Zentrum
man Belehrung finden konnte und von wo
manche Inspiration ausgegangen ist. VUladi-
slaws Prager Hofarchitekt schöpfte hier sein
Erkennen der Gestaltungsgrundsätze des
fortgeschrittenen italienischen Quattrocento
wir erwähnen hier namentlich den Wir-
kungskreis von Luciano da Laurana, be-
sonders sein Schloß in Urbino für Fedetigru
da Montefeltre. Bis jetzt wurde der Um-
stand nicht in Betracht gezogen, daß sich
die Hauptetappc der Bautätigkeit in Prag
eben in der Zeit verwirklichte, als Wladi-
slaw für ständig nach Ungarn zog, von wo
aus er mit überraschender Zielbewtißt-
heit die Prager Burg zu einem Staatssymbol
ausbauen ließ.
Als Schlüssel zu der bisher verschlossenen
Welt der zumeist verborgenen Herrscher-
wünsche dienen die Wandmalereien der
SL-Wenzels-Kapelle in der Prager Burg-
kathedrale Abb. 5. Erstaunlich ist, daß
sie bis heute mit der Persönlichkeit des
Königs als Auftraggeber noch nicht in Vcr-
bindung gebracht wurden. Die Malereien
in dem sakralen Raum von höchster natio-
nalcr Bedeutung die Kapelle befindet sich
über der Grabstelle des Landespatrons, des
heiligen Vifenzel waren, außer dem oben er-
wähnten hervorragenden Spyss-Oratorium,
offensichtlich ein weiteres Glied in der
Verwirklichung der imposanten Königs-
pläne, die die SL-Veits-Kathcdralc betrafen
und die der Aufbau des Langhauses krönen
sollte. Der ausgedehnte Zyklus mit etwa
dreißig Szenen aus dem Thema der Wen-
zels-Legcndc, einschließlich der die ganze
Westwand einnehmendcn Szene von der
Ankunft des Fürsten Wenzel auf dem
Regensburger Reichstag, deren Pendant die
überlebensgroßen Gestalten Wladislaws mit
Anomm. gr-ii. Meister des Leitmeritzer Alm. mit
SCiHCT um, Wandmalerei der SL-Wenzels-
Kilptlle tIUY rager Bllrgkalhedrillt, Arikurirr des Fürsten
Wenzel im lkcgemburger Reichstag, Ausschnitt mit
Heinrich llCH! Finken V01" 1509
Königin Anna de Foix-Candalle vorstellen,
bedeutet ein Dokument, in dem man lesen
kann. Es spricht außerdem von dem Be-
streben des scheinbar ganz aprogrammati-
schen Herrschers, sich mit dem großen
Vorbild Kaiser Karl IV. ausgleichen zu
wollen, mit dem er sogar blutsverwandt
war. Unser Ahn und Urgroßvater Karl"
kann man in den zeitgenössischen Urkun-
den lesen. Für ein Mitglied der katholi-
schen Dynastie der Jagellonen, das von
einem fremden Hofe nach Prag kam, lag es
nahe, bei diesem großen böhmischen Herr-
scher von europäischem Rang eine Stütze zu
suchen. Beweist diesen Umstand nicht viel-
Uvncd
um
sagend genug die Anordnung der erwähnten
Jagellonischen Porträts genau über den Bil-
dern von Karl IV. mit Anna von Pommern,
die in der 2. Hälfte des 14. jahrhunderts
in die untere Zone der Ostwand der Kapelle
gemalt worden sind? Das Antlitz von
Wladislaw zeigt auffallende Ähnlichkeit
mit den Porträts von Karl IV. Die
Typisierung wollte hier also Wladislaw als
Vorbild eines guten Herrschers, als welcher
sich der große Luxemburger zeigte, symbo-
lisiercn. Gleichzeitig fällt jedoch eine auf-
fallende Identität der Gestalt von Wladislaw
mit der des böhmischen Patrons Wenzel
auf, wie er in allen Szenen des Zyklus
dargestellt ist, namentlich in der großen
westlichen Szene. Diese Tatsache ist um so
auffallender, als die Antlitze aller anderen
Figuren ausdrucksvoll individualisiert wur-
den. Wladislaw, von Herkunft ein jagellone,
unterstützt seine Legitimität auf dem
böhmischen Thron durch die absichtliche
Verkörperung in Wenzels-Gestalt ähnlich
wie Kaiser Karl IV. in dem Sn-Wenzels-
Zyklus auf der Treppe, die zur Kapelle
des Heiligen Kreuzes auf der Burg Karl-
stein führt, dessen hohe Sendung es war,
die Finsternisse der Ungläubigkeit zu
verscheuchen und die heimischen Irrlehren
auszujäten". Überdies drückt diese Legende
in ihrer ausgeprägten Aktualisierung die
Anteilnahme des Königs an der Politik
des zeitgenössischen Europas aus, denn in
den Szenen des Zyklus sind damalige
Ereignisse beinhaltet und sogar konkrete
Persönlichkeiten jener Zeit dargestellt. Der
Empfang des Fürsten Wenzel durch
Kaiser Heinrich den Finker auf dem Reichs-
tag in Regensburg Abh. symbolisiert
unserer Meinung nach den für Wladi-
slaw so bedeutungsvollen Regensburger
Reichstag im Jahre 1486. In dieser Zen-
tralszcne der Westwand vermuten wir
weiterhin Jakob Fugger den Reichen zu
erkennen, aber auch Kaiser Friedrich III.
mit seinem Sohn Maximilian u. a. m. Das
Erkennen des Programms der Wand-
malereien, die die zeitgenössische politische
Situation behandeln, gestattet uns, die
Entstehung ihrer ideologischen Konzep-
tion um das Jahr 1506 zu datieren. Eben
damals nach den heiklen Streitigkeiten
wegen der Landshuter Erbschaft kommt
es zum endgültigen Abschluß günstiger
Hciratsverträge zwischen Maximilian und
Wladislaw. In letzter Instanz spiegelt also
das Programm der Wandmalereien in der
SL-Wenzels-Kapelle der Prager Kathedrale
auch schon die Tendenzen des sich durch-
setzenden westeuropäischen Absolutismus,
dessen Eindringen in die böhmischen Län-
der in das Jahr 1526 fallt das Jahr der
Wahl des Habsburgers Ferdinand 1., des
Gatten Annas, der Tochter Wladislaws.
Falls die leitende Persönlichkeit bei der
Verwirklichung des Prager Sn-Wenzels-
Zyklus, dem als die nächste ikonologische
und stilistische Parallele die maximilia-
nische Graphik diente, ein Anonymus,
Leitmeritzer Meister genannt der ganz
oEensichtlich zu den Hofrneistern gehörte,
war, wo hatte er seinen Ursprung?
Diese außerordentliche Künstlerpersön-
lichkeit kann man nicht anders als in ge-
wisser Analogie zu Benedikt Ried emp-
Hnden, und demzufolge könnte man auch
konsequenterweise annehmen, daß der Maler
vielleicht aus derselben Region kam, aus der
dieser Architekt berufen wurde. Neben der
Burgbauhütte war unter der Leitung dieses
Malers also eine Malerwerkstatt tätig, in
der kurz nach 1500 der monumentale
Flügelaltar heute in der Leitmeritzer
Galerie entstand. Ebenso wie in der
Architektur hat also auch in der Malerei ein
entwicklungsmäßig schon fortgeschrittener
Künstler die Oberhand gewonnen, während
z. B. der ältere und konservativere Meister
des Pürglitzer Altars, ebenfalls aus dem
Hofwirkungskreis, in gewissem Sinne das
gleiche Schicksal wie Steinmetz Spyss
teilte.
So ist es also fraglich, 0b das Hauptwerk der
Tafelmalerei um 1500 in Böhmen der
Leitmeritzcr Altar in der Tat für die
Stadt Leitmeritz mit der es heute ver-
bunden ist geschaffen wurde oder 0b es
sich eher um einen königlichen Auftrag
handelte. Ein unumschränkter Beweis für
die erste Eventualität existiert nicht, für
die zweite spräche der Umstand, daß sich
dieses Werk absolut über den Durch-
schnitt der zeitgenössischen Malerei in
Böhmen erhebt. Geschaffen in der Werkstatt,
die für die Sn-Wenzels-Kapelle arbeitete,
gehörte der Altar dem engsten Hofwir-
10
kungskreis an, und zwar auch dann, wenn
der Auftraggeber eine andere Persönlichkeit
als der Konig selbst war. Wie bekannt,
begann auch der Werkmeister Sei
Gnade des Königs" Benedikt Ried IIOC1
zu Lebzeiten von Xlilladislaw für die vor-
deren kuniglichen Städte Kuttenberg und
Laun und zuletzt für den höchsten Adel
Herren von Riesenberg auf Schxvihail und
Rabi, Zdenek Leo von Rosental auf Blarna,
den Herzog Karl von Minsterbcrg im
schlesischen Frankenstein zu arbeiten. Es
muß betont werden, daß alle diese Unter-
nehmungen auch in den Umkreis der
Hofkunst gehören, und es ist kein Zufall,
daß eben in ei gen von nen Wand?
genxälde von hoher Qualitat und von
typisch hörischer Prägung vorkommen. Die
sogenannte Smiäek-Kapelle der St.-Bar-
bara-Kirche zu Kuttenberg um zumin-
dest das iehtigste zu erxx men mit
Wandmalereien von ausgeprägtem Herr-
scherprugramm, -rragen von humanisti-
sehem Gu erzwingt in ihren Zusammen-
hängen, die wir erkennen, eine außer-
ordentliche Beachtung. Die Thematik der
vier großen Bilder Kreuzigung, Tibur-
tiner Sibylle mit Kaiser Augustu Xbb. 10.
Königin von Saba zu Salomon kommend
und Traianus' Gerechtigkeit. durchgeführt
in Freseo-secco-Technik, stellt das huma-
nistische Ideal eines gerechten Herrschers
im gewissen Sinne angewandt in der
Prager SnÄVenzels-lx pelle, aber diesmal
in der nusgepräg Art der nord-
iralienischen Renaissance und die Idee der
Seelenerlösung des Menschen dar. Ist in
dem knicndcn Kaiser Augustus vor dem
Templum pacis" oder in dem gerechten
Traianus ihrem Wesen nach Gestalten
desselben Stammes, wie wir sie in der
SL-Wenzels-Kapelle der Prager Kathedrale
finden nicht wieder König Wladislaw
selbst personii-iziert? In der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts galt es als besonders
aktuell, das Orakel der Sibylle darzustellen.
Sie kündigte in der Identifikation mit der
Königin von Saba Abb. 11 die Ankunft
des großen christlichen Herrschers, der die
Ismacliten besiegte, an. Nach dem Tod
Friedrichs III. im Jahre 1493, der jener
Herrscher werden sollte, auf den sich das
Orakel bezog, ist der Gedanke des römi-
schen Kaisertums ohne jeden Widerhall
geblieben. Es ist genügend bekannt, wie
Maximilian I. diesen Gedanken auffaßte,
und im Lichte des treffenden Ausspruchs
die römische Krone gehört auf die böh-
mische" spüren wir offensichtlich auch die
sehr hohen von seinen wirklichen Mög-
lichkeiten allerdings sehr entfernten Herr-
schaftsaspirationen Wladislaws II. Ähnlich
wie man für die Renaissance-Tendenzen,
die nach dem Jahre 1490 in der Architektur
der Prager Residenz auftraten, Zusammen-
hänge mit der italienischen Enklave in
Ofen nachweist, so sind sie sichtlich auch
im Falle der Kuttenberger Wandmalereien
zu erkennen, die zeitlich den Fenstern des
Wladislaw-Saals mit der offiziellen Bau-
inschrift VLADISLAVS. REX. VNGARIE.
BOHEMIE.1.4.9.3. datiert gleichzusetzen
sind.
Unbekannter Meister um 149a. Kutxcnh
lnnlerci der sag. SmEek-Kapdle 5mm
Köni von Szba zu Salcmon kommnxd
Unbe annler Meister um 149a. Kunenb
mzlcrci der sog. Smßck-Kapellc der 51,111;
Kaiser Augustus mit Tiburtinet Sibylle
a-Kirc
Wal
a-Kirc.
Der heutige Mensch ist gewohnt, die ihn
umgebende Realität in ihrer ganzen Fülle
und Komplexheit wahrzunehmen und sie
in Beziehung zur Vergangenheit zu setzen.
So ist er auch imstande, bisher verhüllte
innere Zusammenhänge zu entdecken. Dieses
geschieht vor allem aus dem Bestreben, sich
mit der Psyche der Menschen vergangener
Zeiten und den Motiven ihrer Handlungen
auseinanderzusetzen und diese zu interpre-
tieren. Das Resultat ergibt dann oftmals
eine veränderte Anschauung der histori-
schen Epoche und deren Repräsentanten
sowie eine völlig neue Einschätzung ihrer
wirklichen Werte und Begebnisse. Unter
der Regierung Wladislaws II. des Jagellonen
erscheint Böhmen nach einer hundert-
jährigen Zäsur wieder auf der europäischen
Kulturbiihne. Das Land regiert ein König,
der in der damaligen Weltpolitik den
Gedanken des modernen Europäertums
vertritt. Allerdings beabsichtigte schon
Georg von Podebrady die böhmischen
Länder in den europäischen Konnex ein-
zureihen, und ähnliche Ziele verfolgte in
ihrer Politik auch die Jagellonischc Dynastie
in Polen. Wenn wir die Lage von diesem
Gesichtspunkt betrachten, dann sind Wir
nicht überrascht, daß Werke von wirklich
europäischem Rang auch auf dem Gebiet
der Kunst in den böhmischen Ländern
entstehen konnten. Sie ragen mit erstaun-
lich kristallener Reinheit empor, und es
standen entweder der Herrscher selber oder
Mitglieder des Hofes dahinter. So ist es
unbestreitbar, daß die Tätigkeit Wladislaws
11
Unbckpxm
mmm
Ausschm
Meister um 1493
10g. Smiäck-Kapcllc
Kutn
er S1,-
in den Bereichen der Kunst sein Bild in
ungleich günstigerem Licht erscheinen läßt,
als dies in der allgemeinen Geschichte
der Fall ist. Ihm allein und seinem Wlirken
ist es zuzuschreiben, daß das neue Phänomen
der Rennaissance in den kultivierten Kreis
des Prager Hofes Eingang finden konnte.
Allerdings gehört es zu den umstürzenden
und bestimmenden Symptomen um 1500,
daß der Samen der Renaissance auf einen
Boden fiel, dem es nicht bestimmt War, der
wahre Nährboden zu sein. Die großartigen
Leistungen der Friihrenaissance in Böhmen,
die sogar im weiteren Verlauf des 16. jahr-
hunderts nie mehr übertroffen wurden, waren
dennoch von mehr oder weniger regionaler
Bedeutung und blieben ohne EinHuß auf
die Entwicklung der Renaissance im übri-
gen Mitteleuropa. Es ist im Einklang mit
12
der Atmospharc der Zcirenxvende, dem
Xuf ummen der Neuzeit und auch in
Lbereinstimmung mit dem Charakter des
böhmischen Milieus dem eine Zeitlang
jedwede höhere künstlerische Ambitionen
versagt wurden, tlaß in die XVladislaxPschc
Hntkunst vieles von dem mit einbezogen
wurde, was leider ein bloßer unverxvirk-
lichter Herrschertraum geblieben ist. Das
betrifft allerdings nicht nur W"1adis1axx' den
jagellonen ein ähnliches Schicksal traf auch
die meisten Projekte des letzten Ritters"
Iwlaximilian 1., der sich ebenso wie es
zwischen irklichkcit
und Traum" bewegte Winker. Auch
davon sind wir vorwiegend durch die
künstlerischen XVcrke informiert, wobei
ihre Realisierung selbst oft auch im Stae
dium von Träumen und Wünschen blieb.
gesagt wurde
Ll'l ERATUR
i. ir. 13 lcdikl llicd, Ivlüxi
1.x
Rcxicumfni näülinnii
v. um
in. PArJllpOlhCnJ dclmanx e.-
reit nnre, Um ni XVII a7. 317
1.11., Vliixithcn W50, 101
Rudolf Bachleitncr
ENTWURF FÜR DAS
ALTARBILD WUNDER DER
HEILIGEN AGNES"
VON JACOPO TINTORETTO
In der Capella Contarini der Kirche Maria
Geburt Madonna delPOrto in Venedig
befindet sich ein wahrscheinlich von Tomaso
Contarini 1488-1578 gestiftetes Altarbild
Wunder der heiligen Agnes", das, wie
schon Vasari und Borghini erwähnen, von
Jacopo Tintoretto gemalt wurde. Die
Contarini gehören zu einem der ältesten
venezianischen Adelsgeschlechter und
brachten viele berühmte Männer im Laufe
der Geschichte Venedigs hervor.
Das Bild zeigt eine Begebenheit aus der
Legende der hochverehrten römischen
Märtyrerin Agnes. Die heilige Jungfrau
erweckte durch die Kraft ihres Gebetes
den jungen Licinius wieder zum Leben,
obwohl er versucht hatte, ihr Gewalt
anzutun. und deswegen getötet wurde. Sein
Vater, der Präfekt von Rom, und eine
Menge Volk nehmen erregt Anteil an dem
wunderbaren Geschehen, während Engel aus
himmlischen Höhen herabstürzen und den
Siegeskranz für die standhafte Heldin her-
beibringen.
Die meisten Kritiker haben im Anschluß
an Henry Thode, der in deutschen Landen
Jacopo Tintoretto zuerst wiederentdcckte,
dieses Bild unter die Frühwerke eingereiht.
Hadeln datierte es um 1560, Adolfo Venturi
noch später. Luigi Coletti versuchte die
Datierung ins sechste Jahrzehnt zu schieben.
Hans Tictze rückt es wieder in die Nähe
des Bildes Wunder des heiligen Markus",
jenes Bildes, mit dem Tintoretto 1548 in
Rivalität zu Tizian trat. Karl Maria Swoboda
rückt es an den Beginn seiner mittleren
Schaffcnsperiode.
Eine Skizze zu dem Altarbild der heiligen
Agnes im Kaiser-Friedrich-Museum in
Berlin Nr. 1724 zeigt bei Ähnlichkeit der
allgemeinen Anordnung so beträchtliche
Unterschiede der Komposition und des
Stiles, daß man sie eher für einen Kon-
kurrenzentwurf von anderer Hand wahr-
scheinlich Schiavone halten möchte.
Jacopo Robusti, genannt Tintoretla das
Färberlein, weil sein Vater das Seiden-
färberhandwerk ausübte, lebte von 1518
bis 1594 und hat zeit seines Lebens seine
Vaterstadt Venedig fast nie verlassen.
Seine Grabstätte befindet sich in der Kirche
Madonna delliOrto, in der auch einige
seiner bedeutendsten Gemälde bewundert
werden können. Herangeschult in der
Werkstatt Tizians, entwickelte sich Tinto-
retto zur führenden Künstlerpersönlichkeit
der Übergangskunst von der Renaissance
zum Barock. Obwohl auch er zu jenen
zählte, welche die Höhe der Hochrcnais-
sanee in Venedig länger festhielten als
anderswo, ist in den meisten seiner Werke
der innere Kampf zwischen frühen und
späten Kunstrichtungen zu spüren. Weil
Tintoretto nicht nur in jeder Manier seiner
Zeitgenossen zu malen verstand und weil
ihm die Formqualitaten der ganzen italie-
nischen Kunst des 16. Jahrhunderts als
Voraussetzung und als Quelle für seine
Kunst gedient haben, wird die historische
Sichtung seiner Werke nicht nur erschwert,
sondern es können bei Datierungsfragen
immer wieder Meinungsverschiedenheiten
auftreten. Die Autorschaft Tintorettos ist
bei dem Agnes-Bild zwar unzweifelhaft,
doch ist die Frage der zeitlichen Einordnung
in sein Euvre noch nicht endgültig ge-
klärt.
Vor kurzer Zeit ist eine in Wiener Privat-
besitz befindliche Farbskizze Abb.
bekannt geworden, die eindeutig als vor-
bereitende Studie fiir das Kirchenbild in
der Capella Contarini Abb. und als
ein Werk Tintorettos zu bestimmen ist.
Die Entwurfsskizze ist mit dem dazuge-
hörigen antiken Renaissancerahmcn Holz,
Silber vergoldet oben ebenso abgerundet
wie das Altarbild selbst. Das Bild, Öl auf
Leinwand, rnißt in der Höhe 80,7 cm und
in der Breite 48 cm; es wurde vermutlich
schon vor längerer Zeit rentoilliert, und
zwar auf eine in Fischgrätmuster ge-
webte Leinwand.
Das wunderbare Ereignis um die heilige
Agnes läßt Tintoretto im Freien, im Schat-
ten eines rechts hoch aufragenden Gebäudes
spielen. Die steile Bildliächc wird kon-
trastierend in eine beschattete irdische
Zone unten und in eine hellere himmlische
oben geteilt. Die vordere Raumbühne ist
dichtgedrängt mit Personen gefüllt. In dem
dahinter gedachten helleren Freiraum ver-
hindert der Prospekt einer antiken Ideal-
architektur, in zum Teil ruinösem Zustand,
den Fernblick, indessen aus einer Himmels-
sphäre im Flug herabstürzendc Engel den
Siegeskranz für die heilige Agnes bringen.
Zwei anderen auf Wolken schwebenden
Engeln fehlen auf der Skizze die Köpfe,
weil sie zu hoch an den oberen Bildrand
geschoben wurden. Das scheint sich un-
gewollt aus der bekannt raschen Arbeits-
weise Tintorettos ergeben zu haben.
Ein virtuos ausgedachtes Kompositions-
schema bringt nicht nur dramatische Be-
wegung in die dekorative Personengruppe,
sondern lenkt den Betrachter bewußt auf
die beiden Hauptpersonen Agnes und
Licinius. Eine aus Figuren gebaute Dia-
gonale durchschneidet die untere Bildhälfte
in zwei Teile, von links unten nach rechts
oben. Der schräg am Boden liegende Licinius,
der von einem Freund gestützt wird, bildet
mit der hinter ihm kniendm Agnes und dem
vor ihr stehenden herkulischen Präfekten
Symphonius jene Diagonale. Ihr entspricht
eine andere, die dadurch entsteht, daß eine
rechts ins Bild stützende Gruppe leiden-
schaftlich auf Licinius zueilt. Die heroi-
sierte Gestalt der heiligen Agnes, nur
wenig aus der Bildmitte nach links ge-
schoben, leuchtet silbern-weiß aus dem
Dunkel der sie umgebenden Menschen; sie
ist der optische Mittelpunkt des Bildes. Von
ihrem Schimmer fällt überirdischer Glanz
auf alle Anwesenden. Man ist unwillkür-
lich an die Formulierung der Legenda
aurea erinnert Es stund aber ein Engel
da und gab ihr ein lichtes Gewand, dessen
Glanz das ganze Haus erfüllte."
Mit den vielen porträtmäßig wiedergege-
benen Personen sind wahrscheinlich die
Mitglieder der Familie Contarini gemeint.
Unmittelbar hinter Agnes fällt ein Edelmann
in metallenem Harnisch, der ihren Mantel-
13
saum emporhält und sich gesprächsweise
einer Dame zuwendet, besonders auf.
Niemand blickt aus dem Bildrahmen her-
aus. Alle Beteiligten sind auf das wunder-
bare Ereignis konzentriert, wodurch das
Bild nicht nur dramatische Spannung erhält,
sondern auch inhaltlich streng geschlossen
bleibt. Obwohl die Hauptpersonen dyna-
mische Aussagekraft besitzen, fallt es auf,
daß ihr Gesichtsausdruck fast unbewegt ist.
Bei den Kirchenbildern war Tintoretto der
Inhalt wichtiger als die Form und er
sublimierte das Thema ins Geistige; er
wollte in Bildern etwas tief Religiöses
aussagen. Auch das Agnes-Bild will mehr
vermitteln als die legendäre Erzählung es
soll die Lehre von der Wirkung des ver-
trauensvollen Gebetes vertiefen.
Die sparsame Aufteilung des Raumes gibt
dem Bild etwas Großartiges. Das Prinzip
des Ineinander von räumlicher und figuraler
Komposition, das von Tintoretto in gran-
dioser Weise beherrscht wurde, meldet sich
in der Form an, daß die Hauptpersonen
in einem zum Beschauer hin offenen Ring
angeordnet sind, wodurch, trotz der vor-
herrschend flachigen Bildauffassung, die
raumgreifende Tiefenwirkung später Tinto-
retto-Bilder vorweggenommen wird.
Der optische, nicht der geometrische Flucht-
punkt der handelnden Personen liegt beim
Betrachter. Somit also in den Kreis der
Beteiligten miteinbezogen, soll so der Be-
trachtet von dem Wunder ebenfalls ergriffen
werden. Hingegen weisen die Fluchtpunkte
der hinteren und oberen Bildzone in nicht
zu sehende Tiefcnraume außerhalb des
Bildes. Es ist eine Eigenart Tintorettos,
die Komposition über das Bild hinaus zu
erweitern.
Kein noch so kompliziertes Bewegungs-
motiv hat Tintoretto je Schwierigkeiten
bereitet. Wundervoll ist die Art, in der die
Engel fliegen. Besondere Genialität liegt
in den raschen Verkiirzungen bei dem
senkrechten Flug durch die Lüfte.
Die mit dem Kopf nach unten stützende
Figur ist eine charakteristische Ernndung
Tintorettos, die zum Beispiel Tizian in
seinem Perseus- und Andromeda-Bild 1555
übernommen hat. Wir wissen von Ridolfl,
daß Tintoretto sich, um diese Flüge zeichnen
zu können, kleiner an Faden aufgehängtet
Modelle bediente.
Die Farben der Skizze entsprechen nicht der
Leuchtkraft der Farben auf dem ausge-
führten Bild. Das Kolorit der Skizze ist in
einem tonigen Licht gehalten und auf eine
warme, goldbraun durchwirkte Farben-
harmonie abgestimmt. Diesen unverkennbar
Tizianischen Einfluß hat Tintoretto bei der
Ausführung aufgegeben. Das ist kein
Mangel, sondern könnte durchaus auf
Absicht beruhen. Die Figuren sind die
Träger der Farben. Trotz der buntfarbigen
Figurenverflechtung ist eine Mäßigung der
Farbabstufungen zu beobachten. Selbst in
den Schattenbcrcichen herrscht noch trans-
parente Helle. Von der überaus effektvollen
Lichtwirkung der schimmernden Gestalt
der heiligen Agnes ist auf der Skizze aller-
dings recht wenig zu spüren. Sämtliche
14
W.
Vem
Tim
der
Iken
Priv
"um Agne
sxanccrzhmel
man
znannt Tintoreno 15184594, Das
en Agns". Altarbild in dcr Capcllz
Mm. Geburt Madonna delPOno,
kizze zu dem Bild "Das Wunder
o1 auf Leinwand. sonxas m. in
nun. Silber vergoldet. Wiener
15
undu du hcxhucu
mit der lntnnxllirhvlx
WM
WM.
Figuren sind in prächtigere Gewänder
gehüllt worden. Mit Ausnahme des durch
eine Frau ersetzten Mannes auf der linken
Seite ist die Disposition der Personengruppe
Wesentlich gleich geblieben. Zur Schaffung
der Raumweite bedient sich Tintoretto
nicht nur der linearen Perspektiven, son-
dern zweier in weite Entfernung gerückter
miniaturhafter Zuschauer, oder zum Beispiel
der hinten aufragenden Speere; die Skizze
zeigt davon noch nichts.
Die größte Veränderung hat auf dem Bild
die himmlische Zone erfahren. Gleichge-
blieben sind die beiden unteren, im stürzen-
den Flug den Siegeskranz bringenden
Engel. Die zwei oberen Engel es sind jene
auf der Skizze ohne Köpfe dargestellten
streben diagonal auseinander; dadurch geben
sie den Blick frei in einen aufgerissenen
Himmelsraum, aus dem die Taube des
Heiligen Geistes hervorschwebt. Die bläu-
lich schillernden Atlasgewänder der Engel
kontrastieren mit dem zarten Rosa ihres
Inkarnats. Aus den oberen Wolkenregionen
lugen kinderköpfige Engel mit Flügeln.
Ein stilkritischer Vergleich des Bildes mit
den Entwicklungsphasen im Schaffen Tinto-
rettos überzeugt, daß es unter die frühen
Werke Tintorettos einzureihcn ist. Es ge-
hört näherhin seiner dramatisch-dekorativen
Epoche von 1550 bis 1553 an, der Epoche
seines großen Aufstiegs. Diese Epoche
zeigt große Bilder das Agnes-Bild hat
400 ZOO cm mit vehementen Figuren und
großen Gebärden. Im Rhythmus seines
16
Stilwandels ist es eine willensstarke Epoche
gewesen. Als Zeichen dafür mag der auf-
fallend derbe und kräftig-Hüchtige Pinsel-
strich gelten, der dort besonders gut zu
verfolgen ist, wo Glanzlichter aufgesetzt
sind, wie zum Beispiel auf den Faltenstegen
und Gewandsäurnen.
Auf dem Bild ist keine extrem-manieristische
Figurenform zu finden. Selbst die große
Gewandfigur des Präfekten zeigt gemäßig-
ten Manierismus. Um 1550 hat Tintoretto
seine Stilforrn gefunden schön gezeichnete
Figuren, zwar nicht prunkhaft wie bei
Vcronese, doch farbig-dekorativ zur Gel-
tung gebracht. Das schönformige Dissegno
übernimmt er von Parmigianino, das
Farbige von Tizian. Wie auf dem Bild der
Markus-Legende tragen mehrere Männer
auf der Skizze zur Agnes-Legende orien-
talische Gewänder und Kopfbedeckungen.
Die Wiedergabe orientalischer Requisiten
ist auf dem Kirchenbild verschwunden.
Weil Tintoretto nur Maler war und nie
für einen anderen Zweck gezeichnet hat
als für das jeweilig in Auftrag gegebene
Gemälde, besitzt die Nachwelt von ihm nur
echte Arbeitsskizzen. Es wäre daher un-
gewöhnlich, claß außer der wiederentdeckten
Skizze zum Kirchenbild von Madonna
delVOrto sich noch weitere Skizzen finden
ließen. Dieser Umstand erhöht den Wert
der Entwurfskizze und bringt vor allem
jene wenigen Kritiker zum Schweigen, die
die Autorschaft Tintorettos angezweifelt
haben.
Konrad Strauß
EIN NEUENTDECKTES
RELIEF UND ANDERE
ARBEITEN DES HAFNERS
HANS KIUXUT ZU VILLINGEN
ANMERKUNGEN
Konrad Srrauß. Die Kadzelkunst des 15. und 16. Jahr-
hundcrrs. Straßburg 1966, S. 104i.
Rcdcr. Christian. Zur Ixbensgeschichte und Würdigung
des Hafnerx Hans Kraut von Villingen. Zeitschrift der
gäzichte des Oberrheins, N.F. Bd. XXII, H. 5.
3K0mhas, Wann ist Hans Kraut. der bedeutende Kunst-
töpfer, geboren und wann gatorben? "Heimat und
Handwerk". Karlsruhe 1927, Nr. S. 251". Dem.
Hans Kraur als Tö fer Keramische Rundschau und
Kunstkeramik, 19Q7. Nr. 50, S. und S. 349i".
Dm" Einiges über Hans Kraut und seine Werke. Kera-
mische Rundsdiau 1926, 34. g., Nr. 29, S. 47711
4Rzvellio, Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen.
Villingen 1964, S. 226d". mit diversen Abbildungen.
iKomhu, Einiges über Haus Kraut und seine Werke.
Keramische Rundschau 192a, 34. g., Nr. 29, s. 47m.
Walcher-Mollheiu, "Kunst und Kunsthandwerk", Xll. g.,
1909. S. 302. Abb. 66.
VAuGrnhmc und nähere Angaben verdanke ich Herrn
Direkrur Dr. Mrazek in Wien. Danach war der Vor-
lxzilzer um M. Soyrer in Augsburg. Das Relief
abgebildet im Museum Soylerianum", u. AuH. Augsburg
1874, Tafel 44 und in Azipar Müväszel Könyrc". Buda-
est 1905, 2. Bd., Farbtafel LXVIII.
cnrad Strauß, Der Kunsrhafner Hans Kraut in Villingcn
und seine Werke, S. 2751". und Altes Kunsthandwerk,
Wien 1928. B. Walcher-Moithein. Beiträge zur Wür-
digung 4.1 Hafners Kraut und seiner Werke. a. a. 0., s. 219.
In meinem im vorigen Jahr erschienenen
Buch über Kachelkunst des 15. und 16.
Jahrhunderts hatte ich mich mit dem
Meister Hans Krautl und seinen Werken
meist buntglasierten Kachelöfen aus-
einandergesetzt. Beim Studium der Arbeiten
des Hans Kraut kam ich zu dcr Überzeu-
gung, daß auch ein großes Relief im Mu-
seum für angewandte Kunst in Wien von
ihm stammen müßte. Für diejenigen, die
nicht mit der Lebensgeschichte des Hans
Kraut vertraut sind und sich die schwer
zugängliche Literatur nicht besorgen kön-
nen, lasse ich kurz die wichtigsten Lebens-
daten des Hafncrmeisters folgen.
Durch die Forschungen von Roderl und
Kornhas3 sind wir einigermaßen über das
Leben des Meisters unterrichtet, das heißt,
soweit überhaupt die wenigen vorhandenen
Urkunden uns Auskunft gegeben haben.
Danach ist Hans Kraut nicht in Villingen
es gibt dort keine Familiennamen Kraut
sondern wohl in dem benachbarten Spai-
chingen geboren, das ebenso wie Villingen
früher bis zum Jahre 1805 zu den vorder-
österreichischen Besitzungen gehörte. Es
sind in Spaichingen zahlreiche Familien-
namen Kraut nachweisbar. Das Geburtsjahr
von Hans Kraut ist noch umstritten, doch
dürfte Kornhas recht haben, wenn er die
Geburt etwa um das Jahr 1512 ansetzt.
Damit dürfte dann die Kachel, die Roder
mit der Jahreszahl 1532 als Geburtsjahr
annahrn, als sein Gescllenstück anzusehen
sein. Sein Todesjahr dürfte 1592 sein,
denn man hat einen primitiven Grabstein
auf dem Friedhof gefunden mit dem Mono-
gramm H. K. und der Jahreszahl 1592,
wohl ohne Zweifel für Hans Kraut zu
deuten. Außerdem hörten wir, daß der
Graf Fürstenberg im Jahre 1593 einen
Ofen bei Jacob Kraut, dem Sohn und
Nachfolger, bestellt hat, auch wird dieser
als Nachfolger in der Hafncrwerkstatt in
den Jahren 1596 erwähnt. Jacob Kraut
war weniger berühmt, bisher sind Arbeiten
von ihm kaum bekannt. Leider ist er,
obwohl Bürger und Ratsherr, ein Opfer
der schrecklichen Hexenprozesse geworden
und 1641 hingerichtet worden.
Von Hans Kraut wissen wir, daß er wahr-
scheinlich 1566 nach Villingen gekommen
und dort verhältnismäßig spät Bürger
geworden ist. Das Bürgerrecht war stets
mit Hausbesitz verbunden, so wurde Kraut
nach urkundlichen Nachrichten im Jahre
1585 Bürger der Stadt. Auch erhielt Johann
Kraut, Bürger und Rat zu Villingen, vom
Erzherzog Ferdinand am 2. Oktober 1590
einen zu Innsbruck datierten Wappenbrief,
da er damals im Kollegium des Stadtrates
wahrscheinlich als Vertreter seiner Zunft
zu den angesehensten Bürgern der Stadt
gezählt hat. Die Jahreszahl 1592 auf dem
Grabstein dürfte stimmen, denn nachher
wird der Meister nicht mehr erwähnt, und
sein Sohn Jacob führte die Werkstatt
weiter. Inzwischen ist in einem Buch der
Geschichte der Stadt Villingen4 nochmals
eine kurze Zusammenfassung des Lebens
und der Werke von Hans Kraut erschienen;
danach soll das Sterbejahr des Meisters
1592 oder 1596 gewesen sein. Es sind in
dem Buch auch viele Kacheln und Kachel-
fragmente abgebildet, die bisher in der
Literatur unbekannt waren.
Von Hans Kraut sind verschiedene Signa-
turen5 an seinen Öfen und Kacheln vor-
handen, so daß diesbezüglich einige Ar-
beiten gesichert sind. Außer Kacheln für
Öfen hat er in früherer Zeit auch Reliefs
gefertigt, und diese Arbeiten sind öfters
beschrieben worden. Hier soll uns ein
Relief interessieren, das nicht signiert, aber
in jeder Beziehung bei einem Vergleich
mit Arbeiten von Hans Kraut sich als ein
Werk dieses Künstlers erweisen dürfte.
Ein Meister wie Hans Kraut, dessen
Schaffenszeit etwa 70 Jahre dauerte, hat
weit mehr als die uns verbliebenen vier
Kachelöfen gefertigt. Sicher ist ein größerer
Teil seiner Arbeiten im Laufe der jahrhun-
dertezerstörtwordenundverlorengegangen;
es sind daher bestimmt noch Reliefs und
Kacheln in Sammlungen vorhanden, die
man bisher nicht seiner Werkstatt zugea
schrieben hat. Die Schöpfungen eines
Hafnermeisters, der mit solch ausgezeich-
netem Sinn für plastisches Schaffen begabt
war, sollten leicht an ähnlichen, bisher
anonymen Arbeiten zu erkennen sein.
Gab es doch nur wenige Werkstätten in
Süddeutschland, die so hervorragende Haf-
nerarbeiten erzeugt haben.
Auf der Suche nach solchen Arbeiten stieß
ich auf das große, prachtvoll buntglasierte
Tonrelief, 35 cm hoch Abb. mit der
Darstellung des barmherzigen Samariters
im Österreichischen Museum für ange-
wandte Kunst in Wien. Dieses Relief
befand sich früher in der Sammlung Figdor
in Wien und stammte angeblich aus dem
Rathaus zu Nördlingcn. Walcherö hatte es
bereits beschrieben und abgebildet, ohne
aber dieses Stück einer bestimmten Werk-
statt zuzuschreiben. Bei dieser Gruppe
handelt es sich um eine Szene aus der
Legende des Wilhelm von Albonac und
des Königs Alfred III. von Mercien. Den
Mittelpunkt beherrscht die kniende Figur
des Samariters. Er trägt einen kurzen
Vollbart, auf dem Haupte eine modische
große Schirmmütze, angetan mit einer
pelzverbrämten Schaube. Seine linke Hand
ist auf den Arm des Ritters gelegt. Der
Ritter liegt langgestreckt auf dem Boden.
Die rechte Hand stützt seinen Kopf, der
Helm ist abgenommen und liegt daneben.
Mit besonderer Liebe und Sorgfalt sind
die Details an der Rüstung wie an der
Kleidung modelliert. Den Hintergrund
bilden drei hohe Bäume, die symmetrisch
angeordnet sind. Etwas von der felsigen
Landschaft ist zu sehen.
Das Relief war stets eine Einzelarbeit7
und nicht als Mittelstück für einen großen
Ofen gedacht. Die Brennfarbe des Tones
ist Rotbraun, wie die meisten Kacheln
von Hans Kraut. Nach der Mitte zu steigt
das Relief etwas an, so daß es an den Seiten
eine Tiefe von 8,5 cm, in der Mitte jedoch
eine solche von 13 cm aufweist. Vergleicht
man nun die großen Mittelreliefs am
Londonerß, Wiener und Karlsruher Ofen,
17
"Iuxuclixfmxls 1km RJÜHHM um Nnrdhnkrn
Hh 1m m.- wmu
von Albonac und nmgn Alfnd m. um ÄIILTCIC
Um lsvtwyrao. Kjiirfrckhluhvix ruuw..." Jngvxkandtt
Kunst. VÄXCH
Hanx Kraut. Einzclknchcl nnl dcm 1mm
aus ächluß
bfhk" Muzcum
Hzun Kraut,
um. Um 127 kävrurruichnchc auf..." angr-
Xhlhdh Kunät. ILH
rumxmu Knchcld-nul ANMERKUNG
luurg. Um 157115841. Xlcxxcxchxaclu
wandle Kxmst, wuL-n
so fallt einem die Betonung des Plastischen
auf. Die Figuren sind fast dreiviertel rund
vor den Hintergrund gestellt, die Köpfe
außerordentlich charaktervoll modelliert.
Bezeichnend für die Arbeiten von Hans
Kraut ist, daß cr die Gesichter wie auch
die Fleischpartien Hände meist unglasiert
lalßt, im Gegensatz zu vielen anderen
Werkstätten, die die Gesichter glasiert
haben. Durch die unglasierten Köpfe er-
reicht er eine größere Schärfe im Ausdruck.
Möglich, daß bei einigen mit einer kalten
Bemalung später nachgeholfen wurde, jetzt
ist nur noch der hellrötliche Ton zu sehen.
Die Farben auf dem Wiener Kachel sind
wie auf anderen Kachelreliefs Neben
einem stumpfen Blaugrün steht ein dunkles
Manganbraun, ein dünnes, fast durch-
scheinendes Kupfergriin und ein opakes
Zinnweiß. Wichtig ist noch, daß an dem
Wiener Relief wie an den Hans-Kraut-Öfen
ein kaltes Gold angebrannt wurde, das
sich bei anderen l-lafnerkacheln nur sehr
selten findet. Hans Kraut gebraucht es
jedoch oft. Typisch für ihn ist, daß er
mit Kobaltblau hin und wieder kleine
Motive auf weißem Grund malt. Auf dem
Wiener Relief ist das Blau schon mehr ins
Schwarze gegangen. Die Bäume sind aus
vielen dicht aneinander gereihten kleinen
Blättern lanzcttartig mit fiederartigen Rip-
pen gebildet. Diese lanzettartigen Blätter
zeigen eine weitere Eigenart des Meisters,
ebenso das moosartige Kraut, das den
Grasboden andeutet, sowie die Einker-
bungen im stets dunkelgrün glasierten
Erdboden.
Zur weiteren Identinzierung des Nörd-
linger Reliefs sei noch eine große Kachel
von dem Laxenburger Ofen mit der Dar-
stellung des heiligen Georg herangezogen
Abb. 2. Diese Kachel beündet sich mit
zwei weiteren Baldachinkacheln Abb.
im Depot des Österreichischen Museums
für angewandte Kunst in Wien und war
wie der große Ofen aus Schloß Laxenburg
dorthin gekommen. Diesen Ofen hatte
zuerst E. W. Braun9 besprochen und
abgebildet. Es ist anzunehmen, daß die
drei schmalen Kacheln von einem Oberbau
dieses Ofens stammen und nach dem Ab-
reißen später nicht mehr mit aufgesetzt
wurden. Der Laxenburger Ofen hatte
demnach noch einen zurückspringenden
Oberbau gehabt, wobei die Kachel mit
dem heiligen Georg auf der Vorderfront,
die einfacher modellierten Kacheln an den
Seiten eingebaut waren. Daß die Georgs-
Kachel aus der Werkstätte des Hans Kraut
stammt, steht außer Frage. Hier sind wieder
die Fleischteile, Köpfe, Hände und Beine
unglasiert, und die Modellierung stimmt
auch mit dem Nördlinger Relief überein.
Auch sind neben den typischen Farben
einzelne Teile mit Gold gehöht. Bleibt
nur noch die Frage der Datierung. Der
Londoner Ofen ist 1578 datiert und der
Laxenburger Ofen, der diesem stilistisch
nahesteht, müßte also in die gleiche Zeit
fallen. Auch das Nördlinger Relief muß um
diese Zeit entstanden sein. Wenn man
bedenkt, daß man farbig glasierte, mit dem
19
Monogramm H. K. versehene Kacheln
schon aus dem Jahre 1532 kennt, so ist
es sicher, daß Hans Kraut im Verlaufe von
40 Jahren außer zahlreichen Kachelöfen
auch noch beachtliche Mittclkacheln und
freistehende Reliefs geschaffen hat. Eine so
bedeutende Werkstätte hat zweifellos auch
viele Einzelstücke auf Bestellung geliefert.
Interessant an dem sogenannten Nörd-
linger Relief ist noch die Anbringung
einer kleinen gelbglasierten Schüsse1-
kache" .9, die an einem Baum rechts
aufgehängt ist. Man könnte sie auch als
einen Konvexspicgcl sehen, aber dann
hatte man sie eher weiß glasiert. Die kleine
Kachel könnte als ein Zeichen gedeutet
werden, womit der Meister dieses schönen
Reliefs auf seinen l-lafnerberuf anspielen
wollte. Obwohl im 16. ahrhundcrt in
Nördlingen bedeutende Hafner 10 ansässig
waren, sind doch keinerlei bedeutende
Arbeiten mehr vorhanden. Man muß daher
annehmen, daß dieses Relief seinerzeit auf
Bestellung als Einzelstück angefertigt und
dorthin geliefert worden ist.
Eine andere Arbeit, die ich dem Hafner
Hans Kraut zuschreiben möchte, ist ein
buntglasiertes Schreibzeug im Bayerischen
Nationalmuseum in München Abb. 578.
Über seine Herkunft ist so gut wie nichts
bekannt. Das Stück ragt aber weit über die
uns bisher bekannten Schreibzeugmodelle
hinaus. Es zeigt in fein durchgeführter
Kleinplastik einen liegenden Ritter, der
sich auf einen Arm stützt, sein Kopf ist
etwas zurückgenommen, der Mund ist wie
bei einem Abgeschiedenen geöl-fnet. Der
bartlose Krieger trägt ein kostbares Wams
und viele Schmuckketten. Zu seinen Füßen
kniet eine Frau mit zum Gebet gefalteten
Händen in der reichen Tracht der Renais-
sancezeit. Die Szene spielt vor einem
Brunnen mit einem großen Baum daneben.
Dieser Darstellung liegt die Legende von
Pyramus und Thisbe zugrunde". Seitlich
an dem Schreibzeug sind kleine Schilder
angebracht, die wohl einst in kalter Be-
malung die Wappen trugen. Der hohe
Sockel zeigt zwei Ausbuchtungen mit
Löwenköpfen auf der Vorderseite, schmalen
Pilastern und Kariathyden. Dazwischen ist
eine viereckige Öffnung zur Aufnahme des
Tintenfasses. Die Rückseite zeigt ein vor-
gesetztes Rechteck mit seitlichen plastischen
Delphinen und auf der Innenseite eine
Sauhatz mit Reitern und einem jäger. Die
schmale Abschlußleiste vorn ist mit einem
freihändig modellierten Blattornament der
Frührenaissance geschmückt. Dieses Stück
dürfte auf besondere Bestellung angefertigt
worden sein. Es ist 20,5cm hoch, 25 cm breit,
ca. 20 cm tief, und die Brcnnfarbe ist hellgelb.
Die Farben sind Grün, Hellgelb, Karminrot,
ein stumpfes Blau, ein tiefdunkles Mangan,
fast schwarz wirkend, und dazu ein Gold.
Die Verwendung von kalter Goldbemalung,
bei den deutschen Hafnerarbeiten äußerst
selten, ist bei den Arbeiten von Hans
Kraut, wie wir sahen, öfter anzutreffen.
Zu erwähnen ist noch, daß auf dem Boden
der rückseitig vorgesetzten Schale, die zur
Aufnahme der Federhalter diente, ein
Rankenmuster in Blau auf dunkelblauem
Grunde gemalt ist. Es handelt sich um eine
Malart, die sehr selten vorkommt. Die
Figuren sind außerordentlich fein ausge-
führt und nachbossiert, Wobei Haare mit
einem Holz gestrichelt wurden. Die Ge-
sichtet und Hände blieben unglasiert, um
eine größere Schärfe zu erzielen. Diese
Technik ist, wie schon erwähnt, für Hans
Kraut charakteristisch. Vielleicht waren
auch sie früher mit einer fleischfarbenen
kalten Bemalung versehen. Der Kopftypus
ist ähnlich Wie auf dem Nördlinger Modell,
der Mund ist geöffnet wie dort. Der plumpe
Baumstamm trägt einige aufgelegte Blätter
in der Krone. Die Art, wie der Krieger
liegt und wie Kopf und Rüstung durch-
modelliert sind, zeigt Übereinstimmungen
mit bezeichneten Arbeiten Hans Krauts.
Man vergleiche die Blätterkronen auf
anderen Reliefs! Somit erfahren wir, daß
Hans Kraut außer großen Hafnerreliefs
und Kacheln für Öfen auch andere Arbeiten,
zum Beispiel Schreibzeuge, in seiner Werk-
statt gefertigt hat.
Eine weitere Arbeit, die der Werkstatt des
Hans Kraut nahesteht, ist ein Tonrelief,
ehemals in der Sammlung Hans Schwarz 11
in Wien, jetzt im Bayerischen National-
museum in München. In dem Katalog war
es wie folgt beschrieben Tonrelief, farbig
glasiert und gemalt, die Enthauptung Jo-
hannes des Täufers Abb. 9.
Im Vordergrund eines Burghofes, der durch
eine Zinnenmauer gegen den Hintergrund
abgeschlossen ist und rechts von einem
mit roten Ziegeln bedeckten Turm flankiert
wird, liegt der Leichnam des Täufets, dem
das Haupt bereits abgeschlagen ist, links
steht der Henker im Begriff, das Schwert
in die Scheide zu stecken. Rechts von dem
Leichnam stehen zwei Edelleute, einer mit
einem roten, der andere mit einem ge-
schlitzten Wams, als Zuschauer der Szene.
Auf der linken Seite führen mehere Stufen,
auf denen der rote Mantel und der Hut des
Henkers liegen, zu einem Turm, dessen
eiserne Türe geöffnet ist, offenbar das
Gefängnis des Johannes. Im Hintergrund
farbig glasiert Landschaft mit Ansicht
einer Burg und bewaldeten Höhen. Die
Figuren sämtlich meisterhaft modelliert
und vollrund. Über dem Portal zu dem
Gefängnis eine weiße Tafel mit der
Jahreszahl 1540 die zweite Hälfte nicht
deutlich sichtbar. Schweiz, erste Hälfte
16. Jahrhundert. Im Holzrahmen. Höhe
40 cm, Breite 46 cm."
Dazu möchte ich sagen, daß dieses Relief
schon an Hand der Kostüme gegen die
Mitte des 16. Jahrhunderts zu setzen wäre;
die Zuweisung zu einer Schweizer Werk-
statt ist jedoch abwegig. Durch manche
Übereinstimmungen mit den Hans Krauf-
sehen Arbeiten möchte ich dieses Relief
eher seiner Werkstatt zuschreiben.
Das Relief dürfte wohl als Mittelteil für
einen Ofen gedacht gewesen sein. Es liegt
vertieft, hat hinten eine geschlossene Wand
und die Seiten sind ca. cm tief. S0 konnte
es leicht wie eine große Kachel in die
Wand des Ofens eingebaut werden. Die
Brennfarbe ist hellbraun. Die einzelnen
Figuren sind fast vollplastisch und überaus
fein modelliert und nach Fertigstellung in
die Wand des Reliefs eingeschlickert wor-
den. Das erkennt man noch daran, daß
sich an einigen Stellen kleine Risse nach
dem Brand gezeigt haben, was besagt, daß
sie nur leicht aufgesetzt waren. Die linke
Figur, der Henker, ist fast völlig frei-
stehend, und nur am Rücken hat sie eine
Stütze, die sie mit dem Hintergrund ver-
bindet. Mit viel Liebe hat der Meister die
Details der kostbaren Trachten modelliert,
ebenso die charaktervollen Köpfe. Aber
auch andere Einzelheiten, wie die Schmuck-
ketten und der große Dolch, sind überaus
fein gebildet. Im Typ erinnert besonders
der bärtige Ritter rechts an ähnliche Köpfe
auf Hans Krauts Kacheln. Sowohl das
Format der Figuren als auch die Be-
handlung der Köpfc und Kostüme weisen
auf andere Hans-Kraut-Kacheln hin. An
Farben sind für den Himmel ein Weiß
aus Zinnoxyd, das starke Krakeluren
aufweist, dazu ein Kobaltblau, ein etwas
zerflossenes Grasgrün, ein blasses Gelb,
ein tiefdunkles Braun mit Mangan gefärbt,
dazu ein stumpfes Krapprot gewählt wor-
den. Die Gesichter sind dünn und matt in
Fleischtönen, mit wenig Rosa auf den
Wangen bemalt. Die Architektur ist grau-
schwarz glasiert und matt. Die Jahreszahl
1540 über dem Portal ist schwarz aufgemalt
und eingebrannt. Die Bäume sind nur
wenig plastisch im Hintergrund angedeutet
und teilweise durch Strichelung markiert.
Der Boden soll durch grüne Glasur und
Einstiche zum Teil Gras vortäuschen. Es
befinden sich dort Einritzungen, die offen-
bar mit einem dünnen Holz gemacht
wurden, wie man sie auch an Holzreliefs,
durch Einkerbung mit dem Messer ent-
ANMERKUNGEN 10- 12
10 Vergleiche Kunstdcnkmältr der Sind! Nönllingcn, 1.940.
München. Fcslschriff "Ndrdliugen", Porträt einer Stadt.
S. 94. Ofenmodell, I6. jallrhundvrt.
zu der Darstellung noch der Löwe fehlt. ist anzu-
nehmen, daß dieser hinten am Baum lag. wo
stellen sein früheres Vorhandcnsein bezeugen,
20
Legende von Pyramus und Thisbe war im 1a. jahrhun-
dtrt in der Kunst ein beliebrcs Motiv.
Die freundliche Anfertigung der Fotos des SChreibzßugcs
verdanke ich Herrn Hauprkonscrvaror am Bayerischen
Nalionalxuuseum in München Dr. Rainer Rüdcen HIV.-
Nr. 10. Ker. 508.
I1 Sammlung Hans Schwarz, Wicn, Rudolph Lepkes
Kunsr-Auktionshaus. Berlin, Nr. 279, Abb. 23. Ver-
steigerung 8. November 1910.
Hans Kraut, Bumglasicrrcs Schreibzeug mit Pyramus
und Thisbc. Vunlvransichl. ljayerischesNarionahnuseum,
München
Hans Kraut. Schreibzeug, Rückansicht Abb. s. Baye-
risches Natinnahuuscnnm, München
Hans 1mm, jagdfrics vum Schreibzeug Abb, s. Baye-
risches Natiunnllnusculn, Munchcn
Hans Kraut. Enden des Schreibzcuges Abb. mit blau
gemalten Ranken auf blauem Grund. Bayerischu
Natiounlmuscxun, MünChLTl
Hans Kram, Tonrclief mit der Euthauplung Johannes
des Tüufcxs. 0mm 1540. Bayerisches Nationalmuseum,
München
standen, vorfindet. Die Farben der Glasuren
sind Kraut nicht besonders gelungen; wir
haben es auch mit einem verhältnismäßig
frühen Werk zu tun. Vielleicht war es aber
auch Absicht, keine allzu glänzenden und
aufdringlichen Glasuren zu verwenden,
sondern wenige und matt wirkende Farben,
damit das Plastische besser zur Geltung
kommen kann. Daß Hans Kraut sonst die
Herstellung guter Glasuren damals kannte,
beweist die Pilasterkachel von 1532.
Schließlich möchte ich noch auf ein großes
Wappenrelief im Mainfränkischen Museum
in Würzburg, das nach freundlicher Mit-
teilung von Herrn Direktor Dr. von
Freedcn als eine Werkstattarbeit des Hans
Kraut bezeichnet wurde, aufmerksam ma-
chcn Abb. 14.
Das 40 cm hohe und 33 cm breite Kachel-
relief ist aus dem süddeutschen Kunst-
handcl 13 seinerzeit erworben worden. Das
überaus kräftig geschnittene Wappen mit
den Ranken und Helmzieren ist virtuos
modelliert. Es konnte nur in einer be-
deutenden Werkstätte entstanden sein, und
deren gab es damals im süddeutschen
Raum nur wenige. Die Art, wie das Wappen
in das Rund eingepaßt und mit Rosetten
ausgeschmückt ist, erinnert an die Arbeiten
unseres Meisters. Das Relief ist ebenso wie
die meisten seiner Arbeiten aus der freien
Hand modelliert, somit eine einmalige
Arbeit. Die Farben am Rahmen sind grün
und gelb, die Eckzwickel goldgelb, das
Wappen gelblich und die Helmdecken
grün und blau, Kehlrahmen rotbraun und
der Grund blau. Wenn auch die Farben
nicht ganz der Farbenskala der Kraut'schen
Werkstatt entsprechen, so kann es daran
liegen, daß der Hersteller sich wohl zum
Teil an die Wünsche des Auftraggebers
gehalten hat. Die Datierung ist nicht leicht,
doch dürfte die Formgebung der Kachel
um die Mitte des 16. Jahrhunderts anzu-
setzen sein. Das Stück ist immerhin würdig,
in einer solchen Hafnerwerkstatt seine
Entstehung gehabt zu haben.
Eine Fayencekachel 29,533 cm im Lan-
desmuseum in Zürich ist auf weißem,
etwas krakeliertem Grund hauptsächlich
blau bemalt und zeigt eine Viola spielende
Dame, auf einer Bank sitzend Abb. 10.
Die anderen Farben wie Gelb und Grün
sind nur wenig angedeutet. Dieses Stück
hatte schon Kornhasl4 als eine Arbeit
von Hans Kraut angesehen, obwohl kein
Monogramm, sondern nur die Jahreszahl
1552 angebracht ist. Auch Karl Frey hat
bei der Beschreibung der Steckborner
Keramik15 die Kachel als Arbeit des
Hafners Hans Kraut erwähnt. Es spricht
zwar manches dafür, daß sie aus seiner
Werkstatt stammen könnte, indessen hält
ein guter Kenner der Schweizer Keramik,
Dr. Schnyder, sie eher für eine Schweizer
Arbeit. Die Viola spielende Dame ist
ziemlich Hüchtig und unsicher gemalt,
die Haare wie die Gewandfalten haben im
Duktus manches, was an die Malweise von
den Kraut'schenFayencekacl1e1n erinnert; so
vergleiche man die Kacheln auf dem Lon-
doner Ofen mit der Darstellung der Kreu-
22
10
Hnm Kr. Faycna" um Vmh Spiclcnnlrl 17.1010.
Ihm-r Svqhwcxzcmrhrs lum smuscnun. 7uxich
H.ms Kmut. Blaubcmnlrr In 1c "hcl um eine!
hihllxnhcn Darsrcllulzg. Um mm. Lamlunnnlxrum
smugnn
nnn lxmur, Bumbrlnallc Fayuxlcckachcl um cincr
Krxuzlgungidarsrrllung Nnn cinmx Stich von vngn
snln. Vlctorlz and Alm-n Museum, London
Hnn Knaur, Virgil Suln. Kreuzigung. Frankfurt 154,
ANHFRKLJNGEN 13717
Nah lrcxuullirhcr Nhneillung Herrn Duckmr Dr. wm
Frccdcxl nur das Wappm du bammhnxg Prnfvxxnvr
umu. Ansbach, m.- lau Lupkc, 13mm. Vcrxlvlgcrt
uuulcxl ist.
Vcrglcwhu Kurnhns. a. 4.
1927, Karlsruhe, Abb. nn
.Hclm2l und Hnlnlußlk"
ZMT.
13 Vurgluichc Karl Frex. Hx'lll.lllk' Mcrkbomcr Kcralnik des
1M. juhrhuxuicuts. Zumh P13 5. 13H.
lnnxmhcx habe ich noch vm cmtuck um du glcxnhux!
jahrmzahl im KUIhIgCKXCYÜcIXHI um Pmg ludm,
Wnlrh -Mullhcin, Slldtiülllxfhk rl1lJCkUHSK l..1ln'-
Alle Kunstlmndwur XVim 1928. s. 45K.
du.
zigung und die Fayencekacheln in Stuttgart
mit dem Urteil Salomons. Neben der Dame
sitzt ein Singvogel, übergroß gezeichnet,
und rechts und links stehen Blumen und
Blattstauden in primitiver Zeichnung. Die
beblättcrten Säulen sowie die Schraffierung
kommen in dieser Art öfters auf den späten
Kraut-Kachelnlß vor. Die Szene wird
durch einen gemalten Architekturrahmen,
bestehend aus beblatterten Säulen, darüber
ein gespannter Bogen aus Blattwerk im
Stile der Renaissance, eingefaßt. Durch die
Datierung 1552 hätten wir es mit einer
verhältnismäßig frühen gemalten Kachel
der Kraut-Werkstatt zu tun, da die Fayence-
kaeheln an den anderen Öfen um 1572
anzusetzen sind.
Die deutschen Fayencen tragen oft eine
Datierung, die wir bei den Arbeiten anderer
Länder vermissen. In der Schweiz sind
aus dieser Zeit bisher kaum derartige
Fayencekacheln mit gesicherter lokaler
Zuweisung bekannt, und die farbig ge-
malten Fayencekacheln des Zuger Hafners
aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts
sind wesentlich flüchtiger in der Zeichnung,
auch dominieren schon neben Blau in Blau
die Farben Gelb und Grün Landesmuseum
Zürich. Erst am Ende des 16. Jahrhunderts
und besonders im 17. Jahrhundert sind uns
Fayencekacheln beziehungsweise Öfen be-
sonders aus den Werkstätten von Winterthur
zahlreich erhalten. Diese sind dann durch-
wegs farbig, wobei Gelb und Grün dominie-
ren, daneben Blau und Mangan. Die Malerei
auf den Kacheln ist außerordentlich virtuos
und gekonnt und sticht somit von den
Fayencekacheln deutscher Herkunft des
16. Jahrhunderts völlig ab. Immerhin ist
die Diskussion um die Züricher Kachel
von 1552 noch in der Schwebe.
Eine buntbemalte Fayenceplatte, die H. K.
1563 bezeichnet und als eine gesicherte
Arbeit unseres Meisters anzusehen ist,
befand sich vor dem Kriege auf Burg
Kreuzenstein an der Donau und war von
Walcher-M0lthein17 als eine Arbeit des
Hans Kraut beschrieben worden. Das
Stück ist leider im letzten Krieg vernichtet
worden. Immerhin ist eine Abbildung
erhalten, die die Malweise des Meisters zeigt.
Die Darstellung mit der Abschiedsszene
des Verlorenen Sohnes ist laut Walcher
nach einem Stich von H. S. Beham Pauli,
Kritisches Verzeichnis, Blatt Nr. 33 ko-
piert. Auch die Überschrift Pater da mihi
porcionem substanciae, quae ad me redit"
kehrt hier wieder Walcher, S. 465.. Die
Burgruine auf dem Beham'schen Blatt
im Hintergrund hat der Fayencemaler zu
einem Palast ausgebaut, und zwar mit viel
Verständnis für italienische Formen. Da
die Signatur H. K. sich auf keinen Italiener
beziehen kann, ist auch hier eine Südtiroler
oder Schweizer Herkunft anzunehmen,
meines Erachtens Hans Kraut! Neben Blau
kommen hier die Farben Grün, Gelb und
Mangan in Verwendung. Die Malweise ist
viel unsicherer und naiver als auf den süd-
deutschen klassischen Fayencekacheln."
Nun wird aber im Landesmuseum in
Stuttgart Inv. Nr. 1922126 eine große
14 Hans Kraut.
fränkisches Mu.
Wappcnrelic
Würzburg
1550. Mm
14
Fayencekachel aufbewahrt, die zwar nicht
monogramnliert, aber im Stil sehr mit der
Kreuzensteiner Kachel verwandt ist. Sie
ist rechteckig und stellt das Urteil Salomons
dar. Der Spruchls übet der Darstellung
heißt ins moderne Deutsch übertragen
Der König hält Rat über Ungehorsame
am Gerichtstag von Jerusalem." Nach dem
Katalog im Landesmuseum gilt sie als
oberdeutsch aus der Zeit um 1530 Abb. 11.
Einer sehr verwandten Darstellung be-
gegnen wir auf einem Stich von Virgil
Solis. Die etwas unsicher gemalten Figuren
wirken in der Haltung steif, es sind auch
wesentliche Motive bei dem Urteil Salomons
weggelassen, so zum Beispiel die bittende
Frau mit dem Kindlein im Korb. Der
Maler hat die Figuren unsicher und
die Architektur dürftig angedeutet. Wenn
Kraut den Stich als Anregung genommen
hat, so hat er wesentliche Vereinfachungen
vorgenommen. Zum Vergleich zu den
einwandfrei für Hans Kraut belegten
Fayencekacheln ist die mit der Darstellung
der Kreuzigung am Londoner Ofen heran-
zuziehen. Dort sind die Figuren ebenfalls
steif gemalt und in der Pinselführung bei
der Strichelung der Gewandschatten über-
einstimmend. Auch die Behandlung der
Gesichter und Haare ist ziemlich gleich
Abb. 12. Ein großer Maler war Hans
Kraut nicht, seine Stärke lag stets auf
24
plastischem Gebiet. Schließlich ist noch
der Duktus der Schrift auf der Stuttgarter
wie der Londoner Kreuzigungskachcl zu
vergleichen und als verwandt anzusehen.
Auf den Fayencckacheln des Hans Kraut
ist Öfters eine dünne Krakelierung wie
auch an dem Stuttgarter Relief zu linden.
Da die Stichvorlagc zu der Kreuzigungs-
darstellung auf dem Londoner Ofen auf
Virgil Solis zurückgeht Abb. 13, nur daß
der Meister die Darstellung reduziert hat, so
wäre es denkbar, daß auch der Stich Salo-
mos Urteil von Meister Virgil Solis 29 von
Hans Kraut?! benutzt wurde, wobei er
die schon erwähnte Vereinfachung in der
Darstellung vernahm.
Virgil Xoli war zu seiner Zeit einer der
fruchtbaxsten Kleinmeister, seine Holz-
schnitte und Stiche fanden bei den Kunst-
handwerkern 11 große Verbreitung. Er
zeigte eine formcnreiche Sprache in seinen
Darstellungen, die von flotten, schwung-
vollen Zierleisten eingerahmt waren. Frei-
lich ist es den Handwerkern nicht immer
gelungen, die reichbewegten Motive und
die zeichnerische Qualität seiner Graphiken
in das Kunstgewerbe zu übertragen.
Die hier besprochenen Arbeiten des Hans
Kraut mögen dazu anregen, sich wieder cin-
gehender mit ihm zu befassen, um mit
der Zeit einen Gesamtüberblick über sein
Lebenswerk zu gewinnen.
ANMERKUNGEN 18-22
15 Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Archivdirektor
Dr. Schamnhofex Sudurcbiv der Laudßhällpßlldl
Münchzn.
19 Vcrglcidu Andr. hs
Die Kreuzigung irgi vcr leic Lip hzide
Abb. 13 a. a. 0.. bibl. Figuren. Fnnkgurt 1562 mdf. I.
131. Die Zeichnung iuf der Hans-Krlut-KnChz-l ist vr-
stümmcit Wißdvrßßgcbttn, indem nur ein Außßthnil! des
Stiche gezeigt wird.
WVergleiche L1 pcrhcide, Das Rheinische Sltinllll und
die Graphik er Renaissance. Berlin 1962. S. 23
7-1 Das Urteil du Saiomcn, nach Virgil Solis. Vergleiche
Lippcrhcidß, 2. I. 0.. Abb. 24 Ahdf. I. 57. Bibl. Figlltttl.
Frankfurt 1562.
11 Vergleiche Konrad Strauß, Die Kachelkunsl des I5. und
16. Iahrhnndens. Tafel 61, l.
Emil Rainer
EL GRECOS AUFSTIEG
ANMERKUNGEN
c. D. Mcrtzios. Domerxicos Theotokopulos, nouveaux
Elbments biographiqucs. Anc vcneta, annala xw19s1,
Seite 2x1.
Matthäus 21-31, zo, 2944. 21. 14. Markus s. 22-26,
46-52. Lukas 1a, 35-42. Johannes 14.
Im Jahre 1961 kam aus einem Notariatsakt
des Staatsarchivs von Venedig zutage, daß
Domenikos Theotokopulos noch am 6. Juni
1566 als Maler in Kandia, der Hauptstadt
des damals venezianischen Kreta, gelebt
hat. Demnach ist er, in authentischer
Widerlegung aller abweichenden Datie-
rungen, nicht vor dem Sommer 1566, das
ist mit fünfundzwanzig Jahren, nach Vene-
dig gekommen. Dort hatten sich zahlreiche
griechische Künstler als Madonneri nieder-
gelassen. Da er sich ihnen nicht anschloß,
kann man annehmen, daß er sich schon
in Kreta von der byzantinischen Malweise,
die allein dort herrschte, gelöst hatte.
Werke von ihm aus jener frühen Jugend
sind nicht bekannt geworden, doch dürfte
er hauptsächlich als Porträtist gearbeitet
haben. jedenfalls war das Bild, das er vor
der Abreise malte, um sich in Venedig
als Künstler auszuweisen, keine Ikone.
Ich vermute, daß es ein Selbstbildnis war,
das er später zum gleichen Zwecke nach
Rom mitgenommen hat.
In Italien wurde er, der seine Bilder stets
in griechischen Buchstaben signierte, als
der Greco, der Grieche, bekannt, und
dieser Name blieb ihm, statt Griego, auch
in Spanien. Vier Jahre arbeitete er als
Gehilfe bei Tizian, stand aber auch mit
Tintoretto und den Bassani in engem Ver-
kehr. Die Zahl seiner eigenen Werke ist
überraschend gering. Das älteste ist wahr-
scheinlich das Polyptychon im Museum von
Modena, bestehend aus drei in Tempera beid-
seits bemalten 37 x24 cm großen Holztafeln.
Wie alle Erstlingswerke sind diese biblischen
Bilder unbefangen und anspruchslos. Noch
voll von Erinnerungen an Kreta ist Greco
den verwirrenden Einwirkungen der reichen
Handelsstadt nicht verfallen; aber bald
greifen sie sein seelisches Gleichgewicht
und seine künstlerische Sicherheit an. Dies
zeigt sich an der Blindenheilung im Museum
von Dresden, einem Temperabild auf Holz
von 66x84 cm Abb. 1. Es ist nicht
signiert, wird aber durch die nächste
Blindcnheilung identifiziert.
Die Heilung von Blindgeborencn wird von
allen Evangelisten überliefertl. Ihre Be-
richte legt Greco auswählend zu einem
Mosaik zusammen.
Jesus, von I-Iimmelslicht umstrahlt, kommt
mit vielem Volk aus der Stadt. Auf die
Bittrufe des blinden Bettlcrs ist er er-
barmungsvoll stehengeblieben und öffnet
ihm, der, noch den Stab in der Hand, vor
ihm niedetkniet, durch seine Berühung das
Auge. Der Sack, der Krug und der Hund
des Bettlers sind in der Nähe. Die Leute,
die Jesus begleiten, haben sich geteilt.
Links sind drei Männer im Gespräch;
eine Frau hört zu, aber niemand beachtet
das große Geschehen. Es sind simple
Menschen, die nichts aus ihrer Stumpfheit
erwecken kann; sie stehen so nahe bei
Jesus und werden doch nicht gewahr,
daß die Welt nicht nur für die Blinden hell
geworden ist. Ganz anders sind die Männer
rechts. Es sind die Schriftgelehrten und
Gesetzestreuen, die aus ihrer selbstgewissen
Ruhe gescheucht sind. Einer von ihnen,
mit dem Rücken zum Beschauer, weist mit
dem Arm auf das Wunder, aber nur der
hochgewachsene junge Mann blickt hin;
die anderen tun, als würden sie nichts met-
ken. Aber in Wirklichkeit beobachten sie
mit Argwohn, was vorgeht, denn es ist
gerade Sabbat, der von Gott eingesetzte
heilige Ruhetag, den nach ihrem eng-
stirnigen Fanatismus Jesus durch seine
ärztliche Handlung entweiht Johannes
14 und 16. Doch vielleicht ist meine
Deutung zu phantasievoll; vielleicht han-
delt es sich bei allen nur um Statisten, wie
ia auch die Paläste, die mehr ornamental
als monumental das Bild abschließen,
eigentlich nichts anderes sind. Es muß
jedoch auffallen, daß Greco die Teilnahrns-
losigkeit der einen und die Widerspenstig-
keit der anderen schildern wollte, aber nicht
die Verehrung der Jünger, die zweifellos
auch dabei waren. So scheint es vielmehr,
daß der Maler nur das zentrale Thema
durchdacht und alles übrige dem Zufall
der Improvisation während der Arbeit
überlassen hat. Die Erscheinung Jesu ist
würdig dargestellt, aber sonst sind die
Gesichter Hüchtig behandelt. Wir sehen,
daß Greco seine unbefangene Frische ver-
loren hat, ohne zur Reife zu finden.
Auch sein nächstes Bild entnimmt den
Stoff der Heilsgeschichte. Es ist die Ver-
treibung des Handels aus dem Tempel,
65x83 cm groß, in Öl auf Leinwand,
signiert, jetzt in der Nationalgalerie in
Washington Abb. 2.
In einem prächtigen Saal ballt sich das
Volk zu Haufen, zwischen denen Jesus
vorgetreten ist. Entgegen den Evangelien
gibt es keinen Geldwechsel und keinen
Wechslertiseh. Überhaupt ist vom Geschäfts-
betrieb wenig zu merken, und nicht gegen
diesen richtet sich der AngriffJesu, sondern
er fällt wahllos auf den Erstbesten, der sich
gerade in der Nähe aufhält und der zudem
weder Verkäufer noch Käufer ist. S0 des
Sinns beraubt, ist das Bild schon in der
Anlage verfehlt. Wie soll es da zu einer
Tempelreinigung kommen? Von der Menge
wird der Vorfall kaum beachtet; er unter-
bricht nicht das Feilschen des alten Krämers,
der neben seinem Korbe sitzt, und erreicht
nicht die sparsam bekleidete Frau des
Vordergrundes, die Tauben und wohl gar
sich selbst feilhälr. Zweideutig ist auch ihre
Nachbarin, die eine bloße Brust heraus-
streckt, und wie selbstverständlich stellt
die Frau rechts oben den üppigen Busen
zur Schau. Während die Männer ohne viel
Differenzierung in trübem Rostbraun ge-
malt sind, hat Greco sein ganzes Können
an die Frauen verwendet, die er von Venedig
nach Jerusalem versetzt. Ihre Anwesenheit
ist doppelt skandalös, weil sie dem Evan-
gelium widerspricht, das nur von Männern
berichtet Zu den Taubenhändlern sprach
er Macht nicht meines Vaters Haus zu
einem Kaufhaus!" Johannes 16. Von
Unzucht ist nicht die Rede, denn niemals
haben sich im Tempel Frauen unter die
Männer gemischt; sind doch noch heute
im jüdischen Ritus die Geschlechter ge-
trennt.
25
hau. Dm Ilrlluxu du lllmdcn. Tclnpu .1 auf Hulz,
S4 m. Urexden. Muxsum
Es ist unverständlich, aber Greco hatte
sich den erotischen Wünschen eines Be-
stellers zu fügen, der zudem so gierig
nach dem Bilde griff, daß der Künstler,
der es zum Teil erst untermalt hatte, es
nicht vollenden konnte. Ein hohes Honorar
dürfte ihn geblendet haben, denn er wieder-
holte den Gegenstand beinahe doppelt so
großi. Doch seine Rechnung war irrig,
denn dieses Bild fand, wie sich zeigen wird,
trotz sorgfältiger Ausführung keinen Kau-
fer. Der Mißerfolg ernüchterte Greco. Er
machte sich bittere Vorwürfe wegen seiner
Charakterschwäche. Er war nun neun-
undzwanzig Jahre alt. Wie lang sollte das
so weitergehen? Wohin sollte er sich noch
treiben lassen? Da raiTte er sich auf, um in
Rom Rettung zu suchen.
Unterwegs hielt er sich in Parma auf.
Damals dürfte die Blindenheilung ent-
standen scin, die sich in der dortigen Pina-
kothek belindet. Es ist ein signiertes Ölbild
auf Leinwand von 50x61 cm Abb. 3.
Diesmal legt Greco seiner Darstellung das
Markus-Evangelium zugrunde, wonach
zwei Blinde da waren 27 und 20, 30.
Vom ersten Bilde übernimmt er soviel wie
möglich. Wir sehen wieder Jesus mit dem
blinden jüngling und dessen Begleiter;
auch die Gruppe rechts ist, wenn auch
weniger zahlreich, geblieben. Verschwun-
den sind der Bettelsack, das Wassergefäß
und der Hund. Die Szene links ist sehr zum
Nachteil des Bildes in den Vordergrund
gerückt. Die Hauptperson darin ist der
soeben Geheilte, der seiner Umgebung
zuiubclt, daß er nicht mehr blind ist. In
vollem Licht größer als Jesus dastehend,
drückt er den Knienden sozusagen in den
Boden. Trotz der ausgezeichneten Dar-
stellung des bärtigen Zuhörers ist dieser
Teil des Bildes mißlungen; er konkurriert
verletzend mit dem Heilungswunder, zu
dem er jede Beziehung verleugnet. Der
Geheilte kehrt dem den Rücken zu, dem
er soviel Dank schuldet, und nicht zu ihm
weist sein Arm. Auch sonst ist Grccos
Unausgeglichenheit merkbar. Die über-
hebliche Architektur ist geblieben, nur ist
ein Tempelchen des ersten Bildes jetzt
eine Ruine. Vor dieser tummeln sich
schemcnhaft winzige Gestalten, deren Be-
deutung unverständlich ist. Da sie auf dem
früheren Bilde nicht vorkommen, ist anzu-
nehmen, daß sie mit dem neu hinzuge-
tretenen Blinden zusammenhängen. Der
heilige Markus berichtet, daß der Blinde
von Bethsaida erst allmählich das volle
Sehvermögen erlangte und anfangs Men-
schen nicht von Bäumen unterscheiden
konnte Kapitel 24. Wollte Greco
vielleicht zeigen, wie hier dem Geheilten
das Leben auf der Straße im ersten Augen-
blick erschienen war?
Greco hat auch in Florenz geweilt. In der
Medici-Kapelle machte er eine Zeichnung
nach Michelangelos Morgen", und von
damals stammt wahrscheinlich die Ver-
kündigung, die sich in der Arno-Stadt in
der Sammlung Contini-Benacossi beHndet.
Ganz venezianisch aufgefaßt, zeigt das Bild,
daß Greco noch nicht zu sich selbst ge-
funden hatte.
Rom war für Greco eine schwere Ent-
täuschung. Wohl empfahl ihn der Minia-
turcnmaler Giulio Clovio dem Kardinal
Alessandro Farnese, aber trotz des Auf-
sehens, das sein mitgebrachtes, lcidcr ver-
schollenes Selbstporträt erregte, bekam er
keine Aufträge; auch der päpstliche Hof
Lrlnwnnd,
H1
mm
mm
um
1m
blieb ihm verschlossen. Angeregt durch
Michelangelos berühmte Skulptur malte er,
sichtlich zu raschem Verkauf bestimmt, in
Tempera auf Holz eine Pieta von 29 20 cm,
heute in Amerika Abb. 4. Viel Geld
wird er damit nicht verdient haben; ein
Porträt Clovios war ein Geschenk an
diesen, und wieder war Greco durch die
Not gezwungen, seine Arbeit der Markt-
lage anzupassen. So entstand ein Bild
außerhalb seines Schaffcnsbcreiches, der ein
Stück Holzkohle anblasende junge im
Museum von Neapel. Greco muß mit
großen Plänen nach Rom gekommen sein,
denn er äußerte sich, er könnte das Jüngste
Gericht in der Sixtinischen Kapelle eben-
sogut wie Michelangelo, aber mit Ehrbar-
keit und Anstand malen. Deshalb von
Roms Künstlerschaft angefeindet, kehrte er
der Stadt den Rücken. Die zwei Jahre, die
er dort zugebracht hatte, waren für sein
Streben, aus seiner Sackgasse herauszu-
kommen, fruchtlos geblieben. Er hatte
seine Ersparnisse aufgezehrt und mußte
daran denken, seinen Geldbeutel wieder
aufzufüllen, denn er erkannte, daß er
Italien verlassen miißte, wenn er seine
künstlerische Mission erfüllen wollte. Einst!
weilen kehrte er nach Venedig zu Tizian
zurück. Seine eigene Produktion ruhte;
doch sein Schicksal stand nicht still. Am
2'. August 1576 raffte die Pest den greisen
Tizian dahin und schlug die Tür seiner
Werkstatt zu.
Noch im selben Jahre übersiedelte Greco
nach Spanien. Er verbrachte einige Monate
in Madrid, dann ließ er sich für immer in
Toledo nieder. Die Hälfte seines Lebens
War vertlossen, und noch immer hatte er
keine Gelegenheit gehabt, sein richtiges
Künstlertum zu zeigen. Nun Hagen ihm
große Aufträge gleichsam entgegen. Noch
in Rom waren seine Leistungen bescheiden;
nun in Toledo offenbarte sich mit einemmal
seine ganze Genialität. Schon das Format
seiner Gemälde imponiert. Die Himmelfahrt
Mariens in der Kirche Santo Domingo el
Antiguo in Toledo mißt 3,95 X2,28
das Mauritius-Martyrium3 im Escorial
4,42 X3,02 das Orgaz-Begräbnis in Santo
Tome in Toledo sogar 4,803,6O m.
Auch sonst lernen wir einen neuen Grcco
kennen. Die Arcbitekturattrappen sind in
Italien zurückgeblieben, und es gibt keine
müßigen Statisten mehr. Alles ist persön-
lich, keinen Vorbildern folgend und von
niemandem erlernbar. Die Themen sind
sorgsam verarbeitet, die Farben eigen-
williger, die Bewegungen lebendiger, die
Blicke seelenvoller. Die Lüsternheit Vene-
digs weicht Visionäre Versenkung, das Bild
wird zum Gebet. Erschüttert steht man vor
dem Wunder solcher Wandlung und fragt
sich, wie es dazu gekommen war.
Es wäre verfehlt, den Anstoß dazu erst
in Toledo zu suchen. Der Umbruch in
Grecos Geisteshaltung kam nicht durch
seine Übersiedlung nach Spanien zustande,
sondern umgekehrt war diese die Folge
einer Läuterung, die sich in ihm irgendwo
in Italien vollzogen hatte. Den Weg hin
weist uns Greco selber in seinem Werke.
Er hat den heiligen Franz von Assisi
135mal gemalt, das macht rund ein Sechstel
seiner uns bekannten Bilder. Keinen andern
Heiligen hat er so oft dargestellt, und immer
wieder ist er zu ihm zurückgekehrt. Hier
muß des Rätsels Lösung zu finden sein.
In der Kirche Santa Croce in Florenz war
Greco durch Giottos Fresken auf Fran-
Anmerkungfl siehe s. 29 uutm
27
ziskus aufmerksam geworden, aber noch
in seinen römischen Arbeiten deutet nichts
darauf, daß er von ihm beeindruckt worden
wäre. Daraus ergibt sich der zwingende
Schluß, daß er auf dem Rückwege von
Rom nach Venedig über die Via lilaminia
aus Perugia, wo er den dort geborenen
Vincenzo Anastagi gemalt haben dürfte,
nach Assisi gegangen ist. Wann und wo
denn sonst könnte er dem Heiligen so nahe
gekommen sein?
Die Bibel berichtet, daß Moses auf dem
Berge Horeb vor dem brennenden Dorn-
busch den göttlichen Zuruf vernahm
Ziehe deine Schuhe von den Füßen, denn
wo du stehst, ist heiliger Borlen"4. Ähnlich
ergeht es jedem, der Assisi besucht. Die
Stadt in den umhrischen Bergen ist so voll
Spiritualität, daß auch ein Zufallsgast von
ehrfürchtigem Schauer ergriHen wird. In
tiefer Niedergeschlagenheit war ireco hin-
gekommen. Venedig hatte seincn Drang
nach künstlerischer Entfaltung gelähmt,
und der Aufenthalt in Rom hatte seinen
Selbstbehauptungswillen vollends zermürbt.
Nun erlebte er den heiligen Franz an der
Stätte seiner Erweckung und fand Er-
leuchtung. Sein wundes Herz gesundete,
er war gerettet. Gern wäre er ganz in
Assisi geblieben, aber die Stadt war zu
klein, als daß er dort von seiner Kunst
hätte leben können. Beim Abschied von
ihr mochte er der Wbrte gedacht haben,
mit denen Franz den Berg Alverna bei
Bibbiena gesegnet hatte Gott behüte
dich, Berg der Engel Gott behüte dich,
ragender Fels, nimmermehr werde ich
hieherkommen, dich zu besuchen. Gott
behüte dich, Fels, denn in deine Tiefen
hast du mich aufgenommen, daß der
Dämon verspottet draußen blieb"5. Zeit-
lebens hielt er Franziskus die Treue; seine
Dankbarkeit bezeugte er immer von neuem
in seinen Bildern.
Nach Assisi hat er in Italien nichts Eigenes
mehr geschaffen; er wäre nicht imstande
gewesen, den Pinsel für den Geschmack
Venedigs in die Hand zu nehmen. In sich
gefestigt wartete er geduldig seine Zeit ab.
Aber bevor er fortzog, malte er in eine
Ecke der noch in seinem Besitz befindlichen
Tempelreinigung die Bildnisse von Tizian,
Michelangelo, Clovio und Raffael. Eine
Huldigung an diese Meister kann dies
nicht gewesen sein; von Michelangelo als
Maler hatte Greco bekanntlich eine geringe
Meinung, Raffael kann ihm noch weniger
bedeutet haben, Clovio hatte er als weit
überschätzt erkannt, und ohne Trauer
dachte er an Tizian, der sein Ingenium
schonungslos niedergehalten hatte. Solange
wir nicht wissen, wem er das so ergänzte
Gemälde, das jetzt im Kunstinstitut von
Minneapolis hängt, überlassen hat, werden
wir seine Motive nicht erkennen können.
Ich halte die Malerporträts für eine Absage
an die italienische Kunst, auf die er in
Kreta so große fiol-fnungen gesetzt hatte,
an der er aber dann, wie wir gesehen haben,
als religiöser Maler gescheitert war, bis er
in Assisi Sicherheit fand.
Mit Franziskus als Begleiter war ihm die
Fahrt ins fremde Land kein ungewisses
Abenteuer. in Spanien wurde er geradezu
ein Apostel des Heiligen, den er dort erst
bekannt machte. Kein Nialer hatte sich,
wie Pachcco berichtet, vor ihm mit Fran-
ziskus beschäftigtß. Nun verbreitete sich
Grccos Verehrung für ihn über das ganze
Iand. Immer wieder malte er ihn, nach
Bildern in Assisi, aber in eigener Auffassung,
mit den Kreuzigungsmalen, allein, mit
Bruder Leo, mit Bruder Rufe, mit dem
heiligen Andreas, mit dem Evangelisten
Johannes, stehend, kniend, betend, medi-
tierend, in Verzückung. So sehr hing er
an ihm, daß er ihn an der Bestattung des
Grafen Orgaz teilnehmen ließ7. Aber wie
sehr er ihn auch verehrte, eines konnte er
von ihm nicht erlernen die scraphische
klein, als daß er dort von seiner Kunst
hätte leben können. Beim Abschied von
ihr mochte er der Worte gedacht haben,
mit denen Franz den Berg Alverna bei
Bibbiena gesegnet hatte Gott behüte
dich, Berg der Engel Gott behüte dich,
ragender Fels, nimrnerrnehr werde ich
hieherkornmen, dich zu besuchen. Gott
behüte dich, Fels, denn in deine Tiefen
hast du mich aufgenommen, daß der
Dämon verspottet draußen blieb"5. Zeit-
lebens hielt er Franziskus die Treue; seine
Dankbarkeit bezeugte er immer von neuem
in seinen Bildern.
Nach Assisi hat er in Italien nichts Eigenes
mehr geschaffen; er Wäre nicht imstande
gewesen, den Pinsel für den Geschmack
Venedigs in die Hand zu nehmen. In sich
gefestigt wartete er geduldig seine Zeit ab.
Aber bevor er fortzog, malte er in eine
Ecke der noch in seinem Besitz befindlichen
Tempelreinigung die Bildnisse von Tizian,
Michelangelo, Clovio und Raffael. Eine
Huldigung an diese Meister kann dies
nicht gewesen sein; von Michelangelo als
Maler hatte Greco bekanntlich eine geringe
Meinung, Raffael kann ihm noch weniger
bedeutet haben, Clovio hatte er als weit
überschätzt erkannt, und ohne Trauer
dachte er an Tizian, der sein Ingenium
au, 11.- Hcllnng 1111- 11111111111. 111 1.111111.11111,
111411, so o1 1. 011161 1'. na
Pn- auf 111117, zu 1111111. 1'1111..
1111111111 Mm 1m ofAn
ANMERKUNGEN 3v1O Anm. von S. 26
Jßildreproduktion in Alte und rnodemc Kunst", Nr.
7911965. Seite 47.
z. Buch Mosis, Kap. vm 5.
5Hcnry Thode, Prinz von Assisi und die Anfänge der
Kunst der Renaissance in lralicn. 4. Auflage, Wim 1934.
Seite 64.
H. E. Wethey, El Greco and his School. Princclon 1962.
Band II, Seite 114.
7Bildrcpr0duklion Wiß Anm. 3. Seite 48.
Hugo Kchrtl. Ein Bauch das Giulio Cloviu im Älßliül
Gxecos. Kunstchronik und Kunslmäilkl N. F. 3411923.
si-m- 784.
Hrvoj Moroviö, jcdna izmisioiim Grcku. Mngue-
nosd vn. Nr. 4. April 1960. Seite 312.
1"Canlico di fnt sole." Bibliolzca Omulult di Assisi,
Codex 33x.
Demut. Zu früh, noch nicht fünfzehn
Jahre alt, hatte er den Vater verloren,
dessen strenge Hand sein Ungestüm hatte
mäßigen können.
Im Jahre 1923 hat Professor Hugo Kehter
eine Notiz veröffentlicht, die nachhaltige
Beachtung gefunden hat. Ich bin nun in
der glücklichen Lage, ein neues, wichtiges
Dokument mitteilen zu dürfen, das einer
meiner Zuhörer, der Kroate Herr Herko
Fabkovic, im Archiv der Stadtbibliothek
von Spalato jüngst entdeckt hat. Mit seiner
Erlaubnis und auf seine ausdrückliche Bitte
hin veröHentliche ich hier aus jenem Briefe
das, was sich auf Greco bezieht, und ich
möchte dabei nicht versäumen, Herrn
Fabkovic für scin freundliches Entgegen-
kommen auch hier zu danken. Das Archiv
in Spalato besitzt, wie ich höre, mehrere
Briefe von der Hand des Clovio, die zum
Teil einen tagebuehartigen Charakter tragen.
Was für uns in Betracht kommt, ist alt-
kroatisch geschrieben, leider undatiert und
ohne Angabe der Absenderstelle." Wir
erfahren so, daß Clovio an einem sonnigen
Frühlingstage Greco zu einem Spazier-
gange abholen wollte; dieser saß im ver-
dunkelten Zimmer und weigerte sich aus-
zugehen, damit nicht sein inneres Licht
durch das äußere gestört würdeß. Aber
schon die verlegenc und gewundene Ein-
leitung verrät, daß die Anekdote eine
Fälschung ist. Professor Hrvoje Morovie,
Direktor der genannten Bibliothek Nauöna
biblioteka, hat festgestellt, daß ein solcher
Brief niemals existiert haben kann, da die
damals noch unentwickeltc kroatische
Sprache solcher Ausdrucksformen nicht
fähig wat9. Immerhin muß man die Hell-
sichtigkeit der Erfindung bewundern, 0b-
wohl sie sich selbst als Lüge zu erkennen
gibt, weil Grecos römische Arbeiten kein
Ringen mit einem Stoff beansprucht haben.
Aber in Toledo kann man sich ihn vor-
stellen, wie er bei der Konzeption eines
Gemäldes die Fensterläden schloß, um
sich unabgelenkt seinen Gedanken hinzu-
geben. Venedig und Rom haben ihn von
Tempera zum Öl geführt, haben seine
Perspektive verfeinert, haben ihm das
Spiel von Licht und Schatten gezeigt,
haben seine Palette bereichert und sein
Interesse für Architektur geweckt, aber
dies alles hat nicht sein Wesen berührt.
Erst Assisi wurde ihm zum Damaskus.
Was vorher war, zählt nicht; erst was er
nachher geschaffen hat, ward ihm zum
Ruhme. In Toledn enstand sein wahres
Werk, dmrt malte er die Bilder, die ihn
unsterblich machten. Wer ihnen gegen-
übertritt, wird von einem unerklärlichen
Zauber ergriffen und unwiderstehlich in
eine Traumwelt beseligender Harmonie
entrückt. In dieser beglückenden Wirkung
liegt seine Einzigartigkeit. Was kein an-
derer Maler sein kann, ist Greco Kündet
des inneren Lichts, das er von Franziskus
empfangen hat, dem Dichter des Hymnus
an die Sonne, an mess0r lo rate sole,
lo quale. .bellu radiante cum grande
splendore de ti altissimo omnipotente bon
signore porta signiiicati0ne."l0
29
Franz Windisch-Graetz
DAS MODELL FÜR DEN
SILBERRAHMEN
DES GNADENBILDES VON
SONNTAGBERG
Schon einmal wurde in dieser Zeitschrift
über die Errichtung des Hochaltars in der
Wallfahrtskirche von Sonntagberg in
Niederösterreich berichtet, als es sich darum
handelte, die Beteiligung des Wiener Bild-
hauers jakob Christoph Schletterer aufzu-
zeigen 1. Diesmal war es ein ganz aktueller
Anlaß, der neuerlich das Interesse auf das
großartige Altarwerk Melchior Hefeles
1716-1799 lenkte.
Das Kunstgewerbemuseum in Schloß Char-
lottenburg zu Berlin hat vor längerer Zeit
einen reichgeschnitztcn Rokokorahmenl
erworben, über dessen Herkunft zunächst
nichts Näheres bekannt war und der trotz
sehr beachtlicher Qualität doch manche
Probleme auf-warf. Als erstes stellte sich
die Frage, wieso dieses prächtige Werk
nicht die geringsten Spuren einer Fassung
aufweist. Und daran schloß sich sogleich
die Vermutung, daß eine derart exakt und
virtuos ausgeführte Schnitzerei, die alle
Motive bis in die kleinsten Details wieder-
gibt, anscheinend gar nicht für dfe An-
30
bringung einer Vergoldung oder derglei-
chen bestimmt gewesen sein konnte. XVclche
Bewandtnis hatte es aber dann mit diesem
Rahmen? War er niemals seiner Bestim-
mung zugeführt worden, und welche hätte
diese sein sollen? Am ehesten schien er als
Spiegelrahrnen geeignet, denn für ein
Gemälde entfaltet er durch seine raum-
greifende, bewegte Komposition ein viel
zu starkes Eigenleben; allerdings ist für
einen Spiegel die lichte Weite sehr gering
bemessen. Bleibt aber immer noch die
Frage offen, in welcher Umgebung ein
ungefaßter Lindenholzrahmen zu damaliger
Zeit hätte Platz finden sollen. In hüiischc
Räume und nur für diese schien er doch
bestimmt zu sein mit ihren weiß-
goldenen Boiserien oder Stukkaturen hätte
er nicht gepaßr. Es nimmt dnhcr nicht
wunder, daß solche Widersprüche den
Verdacht aufkommen ließen, es handle sich
um eine Nachempnndung aus dem 19. jahr-
hundert, wofür die Überladenheit und die
üppig wuchernden Formen als Begründung
u1vf'."'x47"74sj97'flk'I-q'ux"""
Entwurf fur den Hocllaltar der Wallfahrtskirchc von
Sonnlagberg. tlt-t Ttntlltlnn nach von Atthitaltt Melchior
Hcfclc. dttn Sdwpfcr des Altars, angefertigt. Lavicrtc
Fed leichnung; die vergoldet vorgesehenen Figuren.
lxt Umamenre nntl die Strahlen um das Gnadenbild
tinti mit Gukl gehixhr, der in Silber auszuführende
Rahmen, ebemu WIE die Engelsköpfe und Wolken mit
Silber gehüllt. ult- silhatraths ist im Lauf der Zeit nxydicrt
und daher st-hiiatz geworden. Papier auf Leinwand
kaschiert. 95 53,5 cm. SlIpCHOTHI Snnntagberg
ANMERKUNGEN Im6
F. Windisch-Gruclz. Die Entstehungsgeschichte des Hoch-
almrcs von Sonnmgberg und die Mnmmrengel von
J. c. Srhlcrtercr, in Alte und moderne Kunst, s. Jg.
W63, Heft ss. 16.
Lindenliolz auf Fithvenholzkcrix; Hohe 272 Cm. oben
Breite 214 Cm. untere Breite 174 Cm.
lrh möchte nicht versäumen, an dieser Stelle S. Gnaden
Ahr Albert Kilrzwernharr von Seilcnstetten und Hofrat
l'. Anrun Unterhofer suwie P. Bmedikt Wagner, die
meine Arbeit in entgcgenkommender Weise unterstützt
lnln-ti, tnt icn aufriChtigStcn natilt auszusprechen.
Archiv Scltcllsrelten. 46 Fnsz. Ricdl erhielt für die
Anfertigung des Rahmens 2250 Gulden Arbeitslohn. Er
halle obgemcldte Rahm, als ein approbirtes Modell,
vollsrälldilz. künsllich. und glcichsehcnd. und nach cou-
zeliro gelnelrcn Herrn Hifelc iumusstellig, in Zeit zwcycr
jahreli von nun an herzustellen".
jivscph Wilhelm Riedl. geb. m4 Geburtsort unbekannt.
gesr 20. v. 1790 in Wien. Bürger seil 12. 1.1754 Stuben-
vi rd. iarrin Joseph bulleckcr, geb. 1725 in wit-ti,
gt-sl. 3.4.1798 in Wien Pfründnerin. Archiv der
Stadt Wien. Bürgerhuch älfol. 176, 36 fol. 33; Portheima
Karalng.
Weitere Urkunden iln Archiv der Srzdr Wien
Zunflbueh der burgerlichcn Rßldwhmid! allhier in Wienn
1635m17. i.5", pag.143. Nr.351 "Anno 1751 den
22 Iuly hat Herr Ioscph Riedl seine Maistcrsiuck der
Ordnung nach gtivisül und ist vor einen Mitbruder
.. H.
.3
Auvschuxill um Abb. 1. Dcutlxch sind die auf den Sunlxlcn
um dm inudclzbilxl ungcordxxctcn. hcurc fchlcndcxl
lhcnxlvskopfchcn und Wolken sowie um die unter
Minßlvnlntr gefuhrte Girlande zu sehen.
ins TreEen geführt Wurden. Schließlich
glaubten manche, den Rahmen auch kunst-
gcographisch nirgends überzeugend cin-
ordnen zu können.
Um so erfreulicher War es daher, daß dic
Meinung jener, die nie an der Echtheit des
Rahmens gezweifelt haben, nun von hier
aus als richtig bestätigt werden konnte.
erkennt worden, hat keine Mahlzeit gehen. die 50 Kreuzer
in die Laht Zunftlade und Kreuzer vor Titl. Herrn
Münzmaistet sind erlügt worden". Bei anderen
Meistern heißt hat auch sein Mahlzeit geben
nebst Erlcgung vor Ricdl muß also damals
in ärmlichen Verhältnissen gelebt haben und hat es
scheinbar auch später knum zu Wohlstand gebracht, wie
aus den von ihm geleisteten Steucm hervorgeht.
Stcucrbuch 24jfol. 8371111 den Iahren 1752753 Gulden
pro Jahr;
1754-58
25lfol. B84 1759-61 4fi; 1762772
1774784 fl verarmt".
Aber vielleicht hielt es Ricdl mit der Ehrlichkeit gegen-
über an- Steuerbehörde nicht immer ganz genau. denn
neben dem Rahmen von Sonnta berg, wofir er doch
eine recht beträchtliche Summe am, Sehuf er mit dem
prächtigen Silbcrtnbcrnakcl und zwei iquiarien in der
Kirche der Englischen Fräulein in SLPöllen 1777 ein
Weiteres sehr bedeutendes Werk der Wiener Silber-
schmiedekunst, das die mchrfachen Edelmetalhbgabcn
überstanden hat laut freundlicher Mitteilung von akad.
Restaurator M. Pfnßcnbidxlcr.
Aus dem Tou-npmxukuu- 21.9.1790. HJoscf Riedl,
hürgcrl. Gold- und Silberar itcr, beim Walfisch Nr 108
in der josc hssradt. arn Gcdirmbrand. 76 Jahre all."
Spam-R ation Toden-Fali in der josephstadt Namen
des Verstorbenen 1-1. Joseph Riedl Condition bürgerl.
Silberarbcitcr Stand vcrchelicht Wohnung Nr. 10a
in der Joscphstadt Sterbng 21. Seprember 1790 Nach-
gelassene Ehegattin Josepha Riedlin Nachgelascne
Kinder Großjihrige, und wo selbe sich befinden
Franz de Paula in Aupburg, Uhrgeheisrnadier, Christina
bcy oeann Nadasti in Prag Kammerjungier, Eleonore
zu Haus. oscpha bey Herrn Hofrat Umni in Dienst."
Für die crmittlung der nbigen Angnben sage ich Herrn
Oberarchivrat Prof. Dr. Hrinns Jäger-Sunstenau vom Ar-
chiv der Stadt Wien meinen herzlichsten Dank.
Carl Knies". Wiener Goldschmiedezeichen aus den Jihlßtl
1731-1850. Wien 1905, 5.8 1781, LRiedl, Meister-
markc IWR in einem Oval.
Vikxor Rcitzncr, Alt-Wien-Lexikon an Österreichische
und Süddeutsche Kunst und Kunstgewerbc, 3. BCL,
Edelmetalle und deren Punven. Wien 1952. S. 176,
Lfll. Nr. 727 der Liste der bürgerlichen Wiener Gold-
schmiede nach 1722 bis 1784 los. WilhJUedl, Meister-
zcichcn IWR in einem Oval; Tätigkeit als Meister
1752 bis nach 1781. vor 1792.
Über das Schicksal des Modells ob cs tatsächlich nach
Anfertigung des Silberrahmens von Wien naCh Seiten-
stetren gelangte und wann es von dort fnrtkam dar-
über ist nichts bekannt, Der Rahmen tauchte nach dem
Zweiten Weltkrieg im Kunslhandel auf, kam von München
über Wien und Hamburg wieder nach München, wo er
auf der Antiquitätenmcsc 1966 von Direktor Dr. Arno
Schönbcrgcr an das Kunstgewerbanuscum Berlin-
Charlottenburg erworben wurde.
Archiv Scitenstcttm, 46 Fasz. 2.
Nachdem sich zunächst eine weitgehende
Übereinstimmung zwischen dem Berliner
Stück und dem Silberrahmen des Gnaden-
bildes von Sonntagberg nachweisen ließ,
gelang es, durch Nachforschungen im
Archiv des Stiftes Seitenstetten zu dem
die Wallfahrtskirche Sonntagberg gehört
nicht nur die Zweckbestimmung des Holz-
rahmens, sondern auch den Namen des
Meisters eindeutig festzustellen 3. Es handelt
sich um keinen geringeren als um Melchior
Hcfelc selbst, den Architekten des Altars.
Das geht aus einem Vertrag hervor, den
Aiit Dominicus Gußmann von Seitenstettcn
und Joseph Wilhelm Riedl, bürgerl. Gold-
schmidt in Wienn", am 17. Juni 1753 in
dem niedcrösterreichischen Benediktincrstift
unterzeichneten4. In der Einleitung heißt
es im Anschluß an die Nennung der beiden
Vertragspartner, daß dieser Kontrakt
wegen Verfertigung der zu den Gnaden
Bild auf den Sonntag Berg gehörigen
Rahm, wie solche nach dem von Holtz in
Rechter Grösse vorgegebenen, und von
Herrn Melchior Häfele, Architecten, hierzu
gemachten Modell auch unter seiner Direc-
tion in Silber herzustellen, folgender massen
beschlossen worden ist". Da der Vertrag
eigens festhält, daß das Holzmodcll in
Rechter Grösse", also maßgerecht bzw.
in Originalgröße ausgeführt sei, um dem
Goldschmied als Vorlage zu dienen, kann
wohl kein Zweifel mehr daran bestehen,
den Berliner Rahmen als Hefeles Modell
zu identifizieren.
Es mag vielleicht verwunderlich erscheinen,
daß das Modell erhalten blieb. Aber auch
darüber gibt der genannte Vertrag genaue
Auskunft. Der die Verpflichtung des Gold-
schmiedes beinhaltende Abschnitt schließt
nämlich mit dem Auftrag, daß Riedl das
vorgegebene Modell wiederum in alten
stand bey verfertigter Arbeith zurückzu-
stellen" habe5, und dieser Passus wird
durch einen Brief Hefelesö ergänzt, der
außer einer nochmaligen Bestätigung von
dessen Autorschaft auch Einblick in die
Arbeitsweise gewahrt, wonach bei der
Ausführung eines derartigen Auftrages
vorgegangen wurde. Am 20. August 1751
schreibt Hefele aus Wien an den Abt nach
Seitenstetten, als er erfahren hatte, daß
dieser nach Wien zu reisen beabsichtige
Euer Hochwürden diene gehorsam durch
gegenwärtiges zur Berichtung, wie dass
die Rahm von Holtz, in rechter als das
Modell, zu den Gnaden Bildt, bereits ver-
fertigt habe, wie nicht weniger das Modell
des Tabernaculi eben sowohl in wiirk-
lichem Begtiß also ebenfalls in originaler
Grösse wo in beyden mein eigene Handt
nicht spahre, und weilen solche Modelle
zu der würklichen Silberarbeit nach Ge-
31
brauch abgcformet und verschnitten wer-
den .. so geschehete mir hiermit eine
grosse Gnad, da solche Reiß könnte bald
geschehen, damit Euer Gnaden gemelte
Modelle zuvor annoch gantz seheten."
Die Mitteilungen dieses Briefes machen
verständlich, weshalb in den Vertrag
die Bestimmung hineingenommen wurde,
das Modell wiederum in alten stand
zu rückzustellen" 7.
32
Durch das Auftauchen des Modells sind
nun tatsächlich alle Stadien, die ein barockes
Kunstwerk bei seiner Entstehung durchlief,
erhalten geblieben der erste gezeichnete
Entwurf des Altars, die plastische Aus-
führung dieses Entwurfes das kleine
Altarmodell, das sich in den Stiftssamm-
lungen von Seitenstettcn befindet und
das im Maßstab des Originals ausgeführte
Modell des Rahmens, also eines wichtigen
Bestandteils des Gesamtplanes.
Melchior Hefele, Modell für den silbernen Rahmen des
Gnadenbildes von Sonntagbcr Lindcnholz, 1151. 1mm.
gewerbemuseum Schloß arlottcnburg, Berlin
Der silbern Rahmen dcs Gnadenhildes von Sonntag-
bcrg, ausgeführt von Ioscph Wilhelm Ricdl in Wim.
1153-1756157. Die beiden Marmorcngcl von Jakob
Christoph Schletterer, 1754-1756151
ANMERKUNG
Wu das Zuschneiden des Modells beuißl. 90 lißl sich,
laut Mitteilung von Direktor Dr. Arno Schönberger,
Bctlin, an der Rückseite du Rahmens deutlich fest-
slcllcu. daß er in zwölf Teile zerlegt w". Einige der
dafux notwendigen Schniilc sind auf den Abbildungen
gut zu sehen.
Hefele erweist sieh somit als vielseitiger
Künstler als entwerfender Architekt, als
Zeichner und Bildhauer. In dieser letzteren
Eigenschaft hat er mit den in Blei gegosse-
nen Reliefs am Sockel des Sonntagberger
Altars und mit den Reliefs der dortigen
Kanzel weitere Zeugnisse seines Könnens
als Plastiker geliefert. Bei der Anferti-
gung sowohl des Altarmodells als auch
des Holzrahmens dürfte ihm aber Franz
Ratzespetger, von dem später noch die
Rede sein wird, behilflich gewesen sein,
wie aus den Akten in Seitenstetten hervor-
geht.
Der Sonntagbcrger Altar wurde im Verlauf
des jahres 1965 einer durchgreifenden
Restaurierung unterzogen, wobei auch der
Silbetrahmcn in seine nahezu zweihundert
Einzelteile zerlegt, gereinigt und Wieder
zusammengesetzt wurde. Es konnte fest-
gestellt werden, daß sich keine gegossenen
Teile vorfinden, sondern sowohl der eigent-
liche Rahmen wie die mit Silberlot aufge-
löteten oder mit Blechschrauben befestigten
Verzierungen durchwegs getrieben und zise-
liert sind. Auch die für den Beschauer voll-
plastisch wirkenden Früchte, Ranken und
Rocaillen bestehen tatsächlich aus dünnem,
eingerolltem Silberblech und sind hohlß.
Das Zerschneiden des Modells, von dem
in den Akten die Rede ist, geschah also
nicht, wie man annehmen könnte, zu dem
Zweck, um Formen für den Guß der
dekorativen Details anzufertigen, sondern
um diese leichter und möglichst vorlagen-
getreu in Silber nachbilden, d. h. treiben
und ziselieren zu können. Zur Steigerung
der Wirkung ist die Oberfläche verschieden
behandelt; der eigentliche Rahmen mit den
Voluten ist poliert, die Ornamente hin-
gegen sind größtenteils ziseliert; doch
finden sich auch da in vielen Fällen polierte
Partien, wodurch die reichen plastischen
Formen noch stärker hervortreten.
Vergleicht man Modell und Ausführung,
so wird man eine ziemlich genaue Über-
einstimmung feststellen können. Abge-
sehen von den gleichfalls in Silber ge-
arbeiteten großen Blumen, die am Modell
nicht berücksichtigt werden konnten, sind
nur die Früchte auf der linken Seite durch
Blätter ergänzt, und auf der oberen Mittel-
volute fehlt die aufwättsgebogene Rocaille
mit Ranken und Blüten.
Natürlich mußte das Modell bereits ange-
fertigt und vom Auftraggeber approbiert
sein, ehe mit der Herstellung des Silber-
rahmens begonnen werden konnte. Daß
man aber nahezu zwei Jahre vor dem Ver-
tragsabschluß mit dem Goldschmied
17. Juni 1753 bereits so weit War laut
Hefeles Brief vom 20.August 1751, ist
ungewöhnlich, aber doch nicht verwunder-
lich für den, der die höchst verwickelte
Entstehungsgeschichte des Sonntagberger
Altars kennt.
Es ist hier nicht der Platz, um ausführlich
auf diese komplizierten Sachverhalte ein-
zugehen, die überdies bereits auszugs-
weise in dieser Zeitschrift zur Sprache ge-
bracht wurden, soweit sie den Bildhauer
Ch. Schletterer betrafen.
34
Kurz zusammengefaßt nahmen die Ereig-
nisse folgenden Verlauf Am 14. April 1751
kam es in Seitenstetten zum Vertrags-
abschluß zwischen dem Abt Dominicus
Gußmann und dem Wiener Architekten
Melchior Hefele wegen des Gnaden Hoch-
altar am Sonntagberg"9. Nach Aufzählung
aller jener Teile, für dcrcn Anfertigung der
Architekt selbst sich verobligiert" hatte,
folgt die für unseren Zusammenhang
wichtige Bestimmung, daß alles andere
aber, was immer von Silber gemacht würd,
als Tabernacul, die ganze Glori von den
Gnaden Bild .. Herr Räzelsperger auf
sich zu nehmen verbunden" sei. Die
Stellung dieses Wiener Goldschmiedes, der
mit vollem Namen Johann Franz de Paula
Ratzesperger Rätzelsperger, Rötzesperger
u. a. m., die Schreibweise differiert hieß,
ist bisher noch nicht völlig geklärt. Soviel
ist sicher, daß er es wohl verstand, das Ver-
trauen des Abtes zu gewinnen und diesen
Umstand zum eigenen Vorteil auszunutzen.
Dabei machte er sich schwerster Kompe-
tenzüberschreitungen schuldig. Der ehr-
geizige Mann hatte es scheinbar darauf
angelegt, den Architekten zu verdrängen.
Tatsächlich hatte er mit seinen Intrigen
Erfolg, denn er brachte schließlich den
Abt so weit, daß dieser Hefele mißtraute
und an dessen Fähigkeiten zu zweifeln
begann. Solcherart Verdächtigungen konnte
der Künstler nicht auf sich beruhen lassen,
und so kam es zum Prozeß. Aber die Ge-
richte entschieden zugunsten Hefeles, und
als es vor den Experten der kaiserlichen
Akademie in Wien, die in diesem Fall zu
Rate gezogen worden waren, am 29. Mai
1752 zum Abschluß eines Vergleichs kam,
wurde Hefele völlig rehabilitiert, Ratzes-
perger aber von der weiteren Mitarbeit
ausgeschlossen.
Es war nur zu verständlich, daß derart
gespannte Verhältnisse zwischen Auftrag-
geber und Architekt für den Fortgang der
Arbeit nicht zuträglich waren. Das wirkte
sich eben dahingehend aus, daß der Vertrag
über die Anfertigung des Silberrahmens
erst im Juni 1753 beschlossen werden
konnte. Den Auftrag erhielt nun an Stelle
Ratzespergers der Goldschmied j. W. Riedl.
Doch hatte Ratzesperger, wie aus dem
letzten Abschnitt des Vertrages mit Riedl
hervorgeht, bereits Engelsköpfe und
Wolken, also Cherubsköpfchen, in Silber
ausgeführt, die nach Hefeles Entwurf auf
den vergoldeten Strahlen um das Gnaden-
bild angeordnet werden sollten. Sie sind
heute nicht mehr vorhanden. Der Tradition
nach wurden sie in den napoleonischen
Kriegen entfernt.
Die Stilanalyse des Rahmens, der das
wichtigste dekorative Element an Hefeles
erstem selbständigem Werk darstellt, wirft
folgerichtig die Frage nach den künstle-
rischen Anfängen des Architekten auf. Aber
darüber gibt die vorliegende Literaturlß
nur lückenhaft Auskunft. Bloß soviel ist
bekannt, daß der am 11.anuar 1716 in
Kaltenbrunn in Tirol geborene Sohn des
Maurermeisters Michael Hefele zunächst
zu einem Tischler in die Lehre gegeben
wurde und sich dann in den dreißiger
Jahren in Würzburg niederließ. Über die
dazwischen liegende Zeit fehlt bisher noch
jede Nachricht. Hefele kam selbst einmal
auf seine Ausbildung zum Handwerker zu
sprechen und versäumte dabei nicht, mit
Stolz auf seine später hinzuerworbenen
künstlerischen Fähigkeiten zu verweisen.
Anläßlich des Sonntagberger Prozesses
schreibt er in einem Memorandum vom
14. Mai 1752 Wann ich auch anfäng-
lich nur ein Tischler sollte gewesen sein
dieserwegen meine nachhin so statlich
erworbene Kunst gleichwohl ihren wohl-
verdienten Preyß verdienet 11.
In Würzburg war I-Icfele nicht nur für den
berühmten Kunstschmied und Hofschlosser
Johann Georg Oegg als Zeichner tätig,
sondern leitete selbst eine Handwerks-
zeichenschule Rcißschule.
Oegg war ein Landsmann Hefeles und
stammte aus Silz im Oberinntal geb. 1703,
gest. um 1780 in Würzburg. Er hatte in
Wien unter I-lildebrandt für den Prinzen
Eugen gearbeitet; die Parktore in Schloßhof
sind sein Werk. Auf Veranlassung des
Reichsvizekanzlers und Fürstbischofs von
Würzburg und Bamberg, des Grafen
Friedrich Carl von Schönborn, wurde er
173334 für den Neubau der Würzburger
Residenz gewonnen, wo er bis zu seinem
Lebenscnde die prächtigen Gitter und
andere kunstvolle Schlosserarbeiten aus-
führte.
In die Werkstatt dieses vielbeschäftigten
Mannes trat also Hefele ein. Das Jahr
steht nicht fest. Guby nimmt um 1734"
an, Brenner etwa 1737 oder 1738". Auch
die Dauer seines Aufenthaltes in Würzburg
ist ungewiß. Erst für das Jahr 1742 besitzen
wir eine archivalisch verbürgte Nachricht.
Am 9. November dieses Jahres erhielt
Hefele in der Wiener Kaiserlichen Hof-
Academie" mit zweiunddreißig Stimmen
den ersten Architekturpreis, die Gold-
medajlle, zugesprochen. Das Thema, wor-
über die Architekten in diesem Jahr um
die aus Allerhöchsten Kais Königl
Gnaden ausgesetzte Praemia" zu cer-
tieren" hatten, war ein um und um frei-
stehender Brunnen" 12. Hier tritt also
Hefele das erstemal als Architekt in Er-
scheinung, und drei Jahre später steht sein
Name auf einer Liste des academiciens
presentee au marcchal de Cour". Die
Vorstellung der sechs Architekten, unter
denen Hefclc an vierter Stelle genannt
wird, erfolgte am 26. August 174513.
Setzte aber die Bezeichnung acadernicien"
nicht auch eine Ausbildung an der Akade-
mie voraus? Könntc vielleicht daraus
geschlossen werden, daß Hefele doch vor
seinem Würzburger Aufenthalt ein Schüler
der Wiener Akademie gewesen war, wo
er im Zeichnen ausgebildet wurde? Daß
sein Name in den Matriken der Akademie
fehlt, kann nicht als Gegenbeweis gelten,
da die frühen Schülerverzeichnisse er-
wiesenermaßen unvollständig sind. In Wien
hätte Hefele leicht Gelegenheit finden
können, mit Oegg in Verbindung zu
kommen, dem er sich dann nach Würzburg
anschloß, um dort die an der Akademie
erworbenen Kenntnisse zu verwerten.
Die Beantwortung aller dieser Fragen
werden Weitere Forschungen zu erarbeiten
haben. Die Biographie dieses bedeutenden
österreichischen Architekten ist längst
fällig.
Vielleicht vermag aber doch Hefeles erstes
Werk, der Sonntagberger Altar, einige
Hinweise zur Entwicklung des Künstlers
vom Zeichner zum Architekten zu geben.
Es besteht kcin Zweifel, daß das Modell
für den Rahmen des Gnadenbildes stilistisch
eindeutig nach Würzburg weist. Mit Über-
raschung wird man aber feststellen, daß
die dortigen Vcrgleichsbeispiele weniger
unter den Oeggkchen Gittern als vielmehr
unter den Stukkaturcn und Verzierungen
der Plafonds und Boiserien der Parade-
zimmer zu finden sind.
Dem Fortgang der Innenausstattung fol-
gend und unter Berücksichtigung der ver-
mutlichen Dauer von Hefeles Aufenthalt
in Würzburg von 1737 bis 1742 kommen
die Dekorationen folgender Raume als
Anregung oder Vorbilder in Betracht. Die
ersten verwendeten Formen finden sich
unter den vergoldeten Zinnrahmen an den
Fenstergewänden des Venezianischen Zim-
mers; sie sind noch der Regence zuzu-
ordnen ausgeführt von Johann Rudolf
Byß 173814. Von den Rokokczimmern
der Residenz bietet vor allem das Spiegel-
kabinett, und da wieder besonders die
Dekoration der Decke, reiches ergleichs-
material entworfen von Antonio Bossi
1740, von ihm ausgeführt 1741 15. All-
gemein kann man sagen, daß der Rahmen
Weniger mit den zarten, graphisch aufge-
faßten Stukkaturen des Thronsaales aus-
geführt von Antonio Bossi 174016 oder
des I. Alexanderzimmers entworfen von
Antonio Bossi, ausgeführt von Gesellen
um 174O17 übereinstimmt, als vielmehr
mit den plastisch durchgebildetcn Kompo-
sitionen des Spiegclkabinetts, den Schnitze-
reien des Thronsaales vor allem mit den
Rahmungen des Kamin- und des Pfeiler-
spiegels, entworfen von Ferdinand Hund
1740, von ihm ausgeführt 174142lß und
in gesteigertem Maße mit den Stukkaturen
des Weißen Saales oder Sallc des Gardes"
ausgeführt von Antonio Bossi 1744.
Die Verwandtschaft des Modells mit den
Rahmungen und Kartuschen des Weißen
Saales läßt sich nur so erklären, daß doch
manches davon im Entwurf schon vor-
handen War, ehe Hefele Würzburg verließ,
oder daß er zwischen 1742 und 1745 noch
einmal kurzfristig in die fränkische Resi-
denzstadt kam.
Die Gegenüberstellung des Rahmen-
modells mit den ihm stilistisch und formal
nahestehenden Würzburger Zicrformen hat
ergeben, daß die nächsten Vergleichs-
beispiele auf dem Weiten Feld der Innen-
raumgestaltung, also im architektonischen
Bereich, anzutreffen sind und weniger auf
dem Gebiete der Schmiedekunst, wie man
es zunächst vermuten würde. Diese Um-
stände scheinen doch darauf hinzudeuten,
daß der Aufenthalt in Würzburg für Hefele
die entscheidende Wendung gebracht hat.
Es wird wohl so gewesen sein, daß die
Beteiligung an einem derart bedeutsamen
architektonischen Unternehmen, wie es der
Bau der Residenz war, und die Arbeit unter
einem Baukiinstler vom Range eines Baltha-
sar Neumann in Hefele den Entschluß
reifen ließ, selbst den Beruf des Architekten
zu ergreifen. Aus der Ähnlichkeit des
Sonntagbcrger Rahmenmodells mit Deko-
rationen in Würzburg kann man erkennen,
mit welchem Interesse der junge Künstler
den Fortgang des Residenzbaues verfolgte,
Wie sehr er darauf bedacht war, Erfahrungen
zu sammeln, die ihm für die Zukunft von
Nutzen sein konnten, wenn er einmal sein
Ziel erreicht hätte. Darum ging er nach
Wien, um sich zunächst einmal als Cer-
tant" um den Architekturpreis zu bewerben
und dann den einmal eingeschlagenen Weg
weiter zu verfolgen. Daß er bei seinem
ersten Auftrag gerade an so prominenter
Stelle, wie bei der Gestaltung des Rahmens
für das Gnadenbild, Ornamente verwendete,
die er von Balthasar Neumanns Bau im
Gedächtnis behalten hat, könnte man bei-
nahe als ein hommage Würzburg" be-
zeichnen, in Erinnerung an seine dortige
Tätigkeit und damit an einen Lebens-
abschnitt, der für seine Laufbahn die ent-
scheidende Wendung gebracht hatte.
ANMERKUNGEN 19
Die Restaurierung erfolgte im Auftrag des Stiftes Seiten-
sterten, unter der Oberaufsicht des Bundcsdenkmalamtes,
durch akad. Restaurator Michel Pfaffenbichler und seine
Mitarbeiter. Soweit es mir möglich war, den Silber-
rahrnen am Altar in Sonlitagberg zu messen, sind seine
Maße ungefähr Höhe 240cm, obere Breite 215 cm,
untere Breite 187 cni. Die handwerklichen Angaben
zum Rahmen verdanke iCh Herrn PfafTenbichler.
Archiv Seitenstetten, 46 Fasz. 2.
Rudolf Guby, Melehiur Hefelu, ein vergessener Wiener
Architekt, in Monatsblatt des Altertums-Vereine zu
Wien, 35. Jg. 1918. s. 113. Wilhelm Brenner, Melchior
Hcfele, ein unvergessener österreichischer Architekt
1116-1794, in Alte und moderne Kunst, 11. Jg. 1966.
Heft 8B, S. 19; dort weitere Literatur.
11 Archiv Seirenstcucxi, 46 B. Fasz. 2.
12 Archiv der Akademie der bildenden Künste Protokoll
über die Preisverleiliuligeli.
Archiv der Akademie der bildenden Künste 1745 fol. 16 v.
14 Richard Sedlmaier Rudolf Pfister. Die furstbiscliofliche
Residenz zu Würzburg, München 1923, S. 98K, 111;
Tafel 93, 166. 167; Zcitrafc V. S. 245.
A. 0., S. 11411; Tafel 103, 141; Zeittafcl lX, S. 250.
A. S. 111 Tafel 95, 140; Zeittafel Vll, S. 249.
A. a. 0., 5.11111;TafCl138;ZeittafelVl, S. 249.
A. a. 7., T2fel96, 151.
A. a. O. S. 116f.; Tafel 78- B7 143 Zeittafel XI, S. 252.
D2 Bossi im Mxirl 1744 her Zicrate in Gips gießt,
im April die Mitrelrusette am Gewolbe fertig isr und die
Stukkaruren ober dem Gesims mit Kohle vorgezeichnet
und begonnen sind, überhaupt die ganze umfangreiche
Arbeit sehr rßch vonstatten geht, könnte angenommen
werden, die dazugehörigen hnrwürfe seien wenigstens
zum Teil oder als erste ldecnskizze schon einige Zeit
vorher von Bossi angefertigt worden.
13m1 des Modclls, Abb.
Mcistennarke Joseph Wilhelm man vom Sonntagberger
Silberrahmcn
XWenn auch hier wie schließlich in
allen aufgezählten Fällen von einer
wörtlichen Wiederholung nicht die Rede sein
kann, so ist doch im Grundsätzlichen, in
der Tendenz zu Plastizität, dynamischer
Bewegung wie sie in den temperament-
vollen Schwüngcn und Gegenschwüngen
zum Ausdruck kommt und zu präzisester
Durchgestaltung aller Einzelheiten unleug-
bar eine weitgehende Gleichartigkeit zu
verzeichnen. Aber gerade bezüglich des
Weißen Saales gibt es zeitliche Schwierig-
keiten. Die Dcckcn- und Wanddekoration
entstand zu einer Zeit, als sich Hcfele, wie
vermutet wird, bereits in Wien aufhielt 19.
Heribert Hutter
PICASSO UND WIEN
Picasso und Wien" klingt eher wie ein aus-
schließender Gegensatz als wie eine Verbindung.
Was auch hätte der siebenundachtzigjührige
Katalane. der Vater des Kubismus" und stets
überraschend junge und vitale Maler, Bildhauer.
Keramiker und Graphiker, der immer wieder
neue Akzente seinem Werk aufsetzt, mit der Stadt
an der Donau gemein. Auch die Bedeutungs-
ünderung der Umdrehung Wien und Picasso"
könnte nicht viele Argumente für sich in Anspruch
nehmen. Obwohl Name und Werk Picassos ohne
Zweifel auch in Wien sehr bekannt sind. doch
mehr aus der zweiten Hand der Reproduktion und
des Berichtes. obwohl einzelne Bilder und auch
die Plastikengruppe der Badenden" auf Wiener
Ausstellungen zu Gast waren und obwohl endlich
die Albertina mit fast einhundert Blatt seines
graphischen Schaffens eine sehr beachtliche
Sammlung ihr eigen nennt. ist eine so direkt aus-
gesprochene Verbindung von Wien und Picasso
durch nichts mehr gerechtfertigt als die mit einer
beliebigen anderen Stadt.
Und dennoch gibt es einen Faden, einen dünnen
Faden, der eine zumindest mittelbare Beziehung
herstellt Es war ein Bild des Kunsthistorischen
Museums, das Picasso zum ersten seiner Linol-
schnitte anregte. Daniel Henri Kahnweiler hatte
eine Farbpostkarte von dem Bildnis einer jungen
Frau" des jüngeren Lucas Cranach nach Paris
mitgenommen und Picasso danach eine seiner
Paraphrasen nach Werken anderer Künstler
geschaffen.
Die direkte Auseinandersetzung mit alten Mei-
stern" ist für Picasso ebenso typisch wie sein stets
waches Interesse an neuen formalen und tech-
nischen Möglichkeiten. Neben weniger bekannten
Beispielen, früheren Werken nach lngres. Carriere.
Grünewald. Le Nain, Altdorfer, V.Orsel, stehen
die Paraphrasen nach Bildern des älteren Lucas
Cranach, nach Caurbet, EI Greco, Rembrandt,
Murillo und Delacroix und schließlich die in extenso
in Buchform veröffentlichten Studien und Bilder
zum "Dejeuner sur l'herbe" von Manet, zu den
.,Meninas" des Velazquez, schließlich auch nach
Poussin. Aus der direkten Gegenüberstellung des
vorbildlichen Anlasses mit den Werken Picassos,
die bisher nur in Ausnahmefällen versucht wurde.
lassen sich oftmals deutlichere Einblicke in Picassos
Arbeitsweise gewinnen als aus der einseitig mono-
graphischen Betrachtung.
36
Fub1o Picmso. Bildnis einer jungen Frau, nach Lucas
Crcnach d.J.. 1958. LinolschniN in Farben noch einer
Fdrbkcrle des Kunslhislorischen Museums, Abb.
Lucus Crunach d.J.. Weibliche Bildnis. 1564. Wien,
Kunsihislorisches Museum, Gemäldegalerie. Farbkarte
Ein Kapitel des recht umfangreichen Komplexes
"Picasso und die alten Meister" stellt nun die
eingangs erwähnte mittelbare Beziehung zu Wien
her
Lucas Cranach d. L. Bildnis einer jungen Frau"
1564. Wien, Kunsthistorisches Museum.
OllLinctenholz, 83x64 cm. lnv.Nr. 886.
Das Porträt einer vornehmen jungen Frau von
Lucas Cranach dem Jüngeren aus dem Jahre 1564
zeigt einen geläufigen Typus des Halbtiguren-
bildnisses. Es ist in erster Linie ein Repräsentations-
bild, das mit seinem Gegenstück dem Porträt
des Gatten ein Paar bildet, So ist die leichte
Schrägstellung der Figur nicht als eine Auflocke-
rung der strengen En-face-Ansicht, sondern auch
als ein formales Mittel einer Zweibildkomposition
aufzufassen. Ebenso bildet die Varhangdraperie
einen Teil dieser Anlage eines Doppetbildnisses
auf zwei Tafeln. Durch diesen Vorhang wird auch
eine räumliche Situation angedeutet, die der
Art der Darstellung des Schattens der Figur auf
der neutralen Wand eine annähernd erfaßbare
Dimension erhält. Im Gegensatz zu dem üblichen
Schema des glatten Hintergrundes oder der un-
mittelbaren Begleitung der Gesichtskonturen durch
eine Angabe von Schatten ist er hier deutlich von
der Koptform abgesetzt und verhilft so zu einer
Raumillusion. Die akzentuierte Formulierung
verleiht dem optischen Phänomen einen gegen-
ständlichen Charakter und entspricht seiner Be-
deutung als kompositionelles Gegengewicht zur
Vorhangdraperie. Der Schatten wirkt als zweite
Begleitform der Hauptdarstellung und stellt sc
das innere Gleichgewicht des Bildes, das in seiner
Hinwendung zum Gegenstück einseitig belastet ZL
wirken droht. wieder her. Die Hauptkomposition
besteht also aus drei gegenständlich völlig ver-
schieden und auch verschiedenwertigen Form-
komplexen, die die Bildfläche gliedern und eine
gewisse Tiefenröurnlichkeit andeuten.
Die Detailbehandlung entspricht der Aufgabe
solcher Bilder das Aussehen einer bestimmten
Person zu einer bestimmten Zeit möglichst getreu
wiederzugeben. Der nahsichtige Realismus. wie
er, von der niederländischen Malerei des 15. Jahr-
hunder1s ausgehend, weiterhin vor allem nördlich
der Alpen bestimmend geblieben ist. widmet jeder
Einzelheit die gleiche Sorgfalt und charakterisiert
die verschiedenen Materialien. wie Stoffe, Metalle.
Haare. Haut. möglichst getreu. Die reiche Ge-
wandung mit ihren Stickereien. der kostbare
Schmuck mögen auch, zumindest für den Auftrag-
geber des repräsentativen Bildnisses. größere
Bedeutung gehabt haben als die physiognomische
Erfassung der Person.
Wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie in der
älteren deutschen Malerei, so geht doch auch hier
die genaue Beachtung aller Details, das Ab-Bilden
jeder Einzelheit über die primär visuelle Er-
scheinung des Gesamtbildes hinaus. Jedes Motiv
wird einzeln aufgenommen und neben die nächste
Einzelbeobachtung gesetzt. Die damit auch wech-
selnden Blickpunkte ergeben einen vielfältigen
Eindruck, der zu Unstimmigkeiten der Gesamt-
erscheinung führen kann, wenn man die einheitlich
konstruierte Linearperspektive als Maßstab setzt.
Dieses additive" Sehen ist schon bei den Bildern
des älteren Lucas Cranach beobachtet und be-
schrieben worden und auch in diesem Werk
seines Sohnes. allerdings in wesentlich gemilder-
terer Form, vorhanden. So sind Mund, Nase und
Augenpartie der Dargestellten nicht vOn einem
einheitlichen Blickpunkt aus gesehen und wirken
untereinander leicht verschoben. Bei anderen
Motiven. die an sich kleiner und kleinteilig sind,
wie bei den Halsketten, Händen. Ringen. ist dieses
Phänomen nicht so auffällig.
Es handelt sich keineswegs um eine Frage des
Könnens. der künstlerischen Qualität, sondern ist
das Ergebnis einer anderen Optik als der vielfach
für allein "richtig" und gültig angesehenen
Zentralnersnektive,
Cronachs Porträt ist eine Summe von Einzel-
beobochtungen, die Bausteine einer ruhigen,
ausgewogenen Komposition sind. Vorgegebene
Fakten werden diesem Aufbau sinnvoll eingefügt,
wie die Folten des Kleides und der Schürze, die
einen Sockel bilden. der durch die quergelegten
Unterarme begrenzt ist. Darauf baut sich der
schlanke Leib als Träger des Gesichtes auf. Das
Oval des Antlitzes findet mehrfache Wiederholung
in der Reihe der Ketten, diese wiederum eine auch
farbige Entsprechung im Hoornetz. Der obere
Abschluß der Figurenpyromide ist durch die aus-
geprägte Horizontale der Kappe betont. In der
formalen Verwendung und Einordnung in ein
umfassenderes Konzept solcher, zweifellos modisch
bedingter Einzelheiten zeigt sich die Meisterschaft
des Malers.
Pablo Picasso, "Bildnis einer jungen Frau, nach
Cranach d. J." 1958.
Linolschnitt in Farben. 65x53 cm.
Picasso, auf das Bild der Wiener Gemäldegalerie
durch die farbige Postkarte hingewiesen, bediente
sich in seiner Auseinandersetzung mit dieser Vor-
lage einer für ihn neuen Technik. des Linol-
schnittes. Die deutlich konturierte und mit wenigen,
kräftigen Farbokzenten ausgeführte Malerei des
iünaeren Cranach bietet naturoemüß eine ae-
eignete Ausgangsposition für diese ebenfalls mit
festen Konturen und großflächigen, einheitlichen
Farbwerten am besten wirkende Technik. Die
Notwendigkeit, mit kräftigen Linien zu arbeiten,
verbunden mit der Freiheit, die das relativ weiche
Material zuläßt, mußte Picasso besonders liegen,
doch ist die Virtuosität erstaunlich, mit der er die
Möglichkeiten des farbigen Linolschnittes sogleich
erkannte und ausnützte.
Gegenstündlich ist diese Paraphrase nach einem
Bild eines alten Meisters eine der getreuesten und
daher für die rein formale Betrachtung besonders
aufschlußreich.
Eine geringe Veränderung des Figurenmaßstabes
hebt mit der wohl technisch bedingten, doch
durchaus im Sinne dieser Veränderung liegenden
Seitenverkehrung die räumliche Andeutung völlig
auf. Aus der in die Tiefe fallenden Linie von
Vorhang-Kopf-Schatten ist eine aufsteigende. in die
Fläche wirkende Projektion geworden. Die breiter
proportionierte Figur ist näher an die Bildränder
gerückt und auch enger mit den beiden seitlichen
Begleitformen, Vorhang und Schatten, verbunden.
Die Gesamtdarstellung wird so kompakter und
monumentaler. Ebenso monumentalisierend wirkt
die Vereinfachung der Einzelformen. Dagegen
wird der bei Cranach unbetont gelassene Luftraum
von Picasso durch eine dynamische graphische
Strukturierung zu einem wesentlichen Bildelement,
die negative Form" zu einem Spannungsträger.
Ebenso wird eine weitere leere" Form, die weißen
Ärmel. farbig und graphisch bereichert. Durch die
gleiche Behandlung im Duktus wird der stofflich-
sinnliche Charakter der einzelnen Teile, wie
Kleid, Ärmel, Luftraum, Gesicht, aufgehoben und
die Bildeinheit betont. Verdeutlicht ist auch der
tektonische Aufbau des Bildes durch das Hervor-
heben des Basischarakters des Rockes. dessen
Falten wie Streben wirken. In die Schürze sind
Horizontalelemente eingeführt. die Unterarme
sind proportionsmäßig verändert und fügen sich
so der Kuppelform stärker ein, der rote Mieder-
einsatz ist gesenkt und schließt diesen unteren
Formkomplex jetzt wirklich gegen das zweite
Geschoß des schwarzen Leibchens ab. Anderseits
ist die Verbindung durch die farbig stärkere
Akzentuierung der Ärmel wieder betont. Die bei
Cranach so eindrucksvolle Vorbereitung des
Gesichtsovals durch die gleichlaufenden Ketten-
reihen ist in ein Kontrastmotiv verschoben. die
Trennung zur Kopfpartie durch das Einfügen
einer achten, fast horizontal verlaufenden Hals-
kette hervorgehoben. Dennoch sind auch in
Picassos Anordnung die Linienzüge des Hals-
schmuckes in Beziehung zum Gesicht gesetzt. denn
auch dieses ist in einer sehr bewegten Weise ver-
ändert. Hier ist der größte Eingriff in die Materie
des Varbildes erfolgt statt der nur leicht gedrehten
Wendung des En-face Porträts stellt Picasso En-
face- und Profilansicht in simultaner Projektion
dar. Diese zu den Grundelementen kubistischer
Betrachtungsweise gehörende Auffassung ist in
einer sehr geschlossenen und eindringlichen Weise
formuliert. Die Nasenlinie setzt sich über die
Stirn und die Mund-Kinn-Partie fort und teilt so
das Oval des Gesichtes in zwei Kompartimente.
die gegenseitig je eine Profildarstellung ergeben,
ohne die En-face-Form zu sprengen. Die graphische
Behandlung des gesamten Kopfkomplexes lüßt ihn
jederzeit als ornamentale Einheit erscheinen und
ermöglicht doch die verschiedene Lesbarkeit ein
und derselben Einzelheit.
Hier ist das Prinzip des additiven Sehens, das bei
dem Bild des jüngeren Cranach andeutungsweise
spürbar ist, zu einer extremen Konsequenz ver-
dichtet, ohne daß man sagen dürfte. es sei der
gleiche Weg zur Bewältigung der Darstellung
dreidimensionaler Gebilde in der Fläche. Doch
mag dieser Berührungspunkt ein Grund, bewußt
oder unbewußt. für das Interesse Picassos an
diesem Vorbild gewesen sein. Weiters mußte der
strenge Aufbau in relativ großen Formen, die
klare Farbigkeit und die starken graphischen
Elemente anregend gewirkt haben, diese Kompo-
sition zu verdichten. stärker zu akzentuieren.
farbig zu vertiefen und so die formalen Anliegen
des einen Jahrhunderts an einem Exempel eines
früheren zu demonstrieren
Ruediger Engerth
EIN STEIN, DER WELLEN
HERVORRIEF
JOHANNES ITTENS
WIENER JAHRE
Der Maler und Kunsterzieher" Johannes ltten, der
Ostern 1967 in Zurich gestorben ist, gehart zu
JEDEN Pcitriarchen der zeitgenössischen Kunst, die
das Bild des gestolterischen Lebens in unserem
Jahrhundert entscheidend geprägt haben. Den
Bedingungen, unter denen dieses zukunftsweisende
Werk entstand, sollen im folgenden einige Ge-
danken gewidmet sein.
Man Vllffl einen Stein. der Wellen hervorruft,
aber wenn die Wellen verebbt sind. kuntmert sich
nieniand mehr darum", sagte der Erste Dramaturg
des Burgtheoters, Hermann Bohr, vor etwa funtzig
Jahren zu einem nach nicht dreißigiahrigen
Schweizer Maler, der sich bemühte, einer kleinen
Gruppe von Schulern eine neue Art zu sehen und
eine fur die genußtrohen Wiener mit der Aura des
Ldcherlichen umgebene neue Farm der Lebens-
gesnltiing beizubringen. Der tunge Mann, der
sich ber die mangelnde Resonanz in den Kretsen,
die sich fur tonangebend hielten, gegenüber dem
Dichter der .,Rotte Korohs", der sein Leben lang
nur allzuviel nicht immer erwünschte Resonanz
gefunden hatte, beklagte, hteß Johannes ltten, war
ein Lehrerssohit aus dem Berner Oberland und
ein Schüler des in Stuttgart lehrenden Oster-
reichers Adolf l-loelzel, in dessen Werkstatt er mit
tda Kerkovius, Oskar Schlemmer und Willy
Baumeister zusammengetroffen war. In diesem
Kreis war er Agothe Kornfeld begegnet, und diese
hatte ihn überredet. nach Wien zu kommen, wo
si zufolge des kriegsbedingten Lehrerntaiigels
gute Aussichten für eine Kunstschule zu bieten
schienen
Offenbar hatte Frau Kornfeld in ihrein Eifer, den
geschützten jungen Pädagogen nach Wien zu
holen, die Möglichkeiten und Aussichten doch
etwas übertrieben. Es gab als Johannes ltten
im lerbst 1916, also gleichsam in den letzten Tagen
der franziskaeiosephinischeri Epoche, nach Wien
ubersiedelte dort zwar nur wenige Lehrer, es
gab aber auch kaum Schüler Die angehenden
iungen Malerwaren an derFronLSo bildeten einige
von Agathe Kornfeld animierte Damen die Ure
gemeinde der ltten-Schüler. Ein Übergewicht des
weiblichen Elements blieb auch weiterhin ein
Charak iristikurn der Wiener ltten-Schule, "Die
meisten Schuler waren lrrouen, erinnert sich
Otto Kallir damals noch Otto Nirenstein, der
zu Kriegsende in die Schule eintrat.
Als ltten sich zur Reise nach Wien entschloß, hatten
schon die verschiedensten Einflüsse auf ihn ein-
gewirkt. Will Rotzler stellt lest, dciß er sich
zwischen 1914 und 1916 zunächst zum Kubismus
hingezogen fühlte Lesender" 19H und Sache
sünger" 1915516 sind wichtige Zeugen dieser
Beziehung und ab 1916 begann. sich etwa gleich-
zeittg mit Delaunoy in abstrakten Kompositionen
auszudrucken, in denen die Simultankontraste und
die Tarbklange eine Bedeutung erlangen, die
ÜCUCINQEH der vielschichtigen formalen Kone
struktion gleichkommt" W. Rotzler im Katalog
der Biennale, Venedig 1966.
ltten selbst empfand seine Arbeit in jenen Jahren
als ein Element der Entwicklung in der gesamt-
europäischen Malerei. An vielen Orten Europas
haben zwischen 1912 und 1917 Kiinstlcr unabe
hängig voneinander gearbeitet. deren Werke
38
Johannes lNen. Aufstieg und Ruhepunkl, 1919. Ol auf
Leinwand, 130x115 cm
Johannes lHen. HorizonmI-Verlikal, 1917. Öl auf
Lexnwcmd, 55x45 cm
Johannes lNen. Horizoniul-Verlikul, 1917. Farbslifi,
22 22 cm
Johannes ltteri. Aufstieg und Ruhepunkt, 1919. Ol auf
Leinwand, 230x115 cm
Johannes ltten, Horizontal-Vertikal, 1917, Öl auf
lcinwand, 55x45 cm
Johannes ltteri, Horizontal-vertikal. 1917. Furbstift.
22x22 VTt
unter dem Sammelnarnen Konkrete Kunst'
zusammenzufassen sind. In ihren Bildern werden
ungegenständliche, meist geometrische Formen
und reine Spektralfarben wie real erfaßbare
OblCklC gestaltet" l. ttten Kunst der Farbe",
Ravensburg 1961.
Betrachtet man die Bilder der Wiener Periode.
die zum größten Teil in einer Ausstellung der
Galerie nächst St. Stephan im Oktober 1967 in
Wien zu sehen waren. so springt zunächst der
überinactitige Einfluß von Robert Delaunay ins
Auge Es ist jenes Element in der Malerei des Ehe-
paares Delaunay, das Guilleaunrie Apollinaire
0b zu Recht, bleibe dahingestellt als "orphislisch"
bezeichnet hat, das ltten am meisten anzieht. Die
Problematik von "Sonne. Turm, Flugzeug" von
Robert Delaunay 1913, die theoretischen Über?
tegungen, die der Simultanscheibe" 1912 des-
selben Malers zugrunde liegen, werden zur Kern-
substanz der Bemühungen lttens in den Wiener
Jahren .,lch arbeitete an geometrisch-abstrakten
Bildern, die auf sorgfältigen Bildkonstruktionen
beruhten", schrieb er später über diese Versuche
l. ltten' .,Mein Vorkurs am Bauhaus", Ravensburg
1963 Als reifste Frucht dieser Bemühungen darf
Aufstieg und Ruhepunkt" 1919 angesehen
werden Abb.1.
In seinen Versuchen mit "Farbktangen" ist ltten
auf dem Umwege über Delaunay van den Er-
kenntnissen der Nea-lmpressionisten abhängig.
Delaunay hat seine eigene Beziehung zu Seurat in
verschiedenen, etwas unklaren Äußerungen dar-
gelegt. Er übernehme von ihm zwar ..die Zer-
legung der Farbe nach den Gesetzen der kamplee
mentären Töne, benutze die Farbkantraste aber
nicht dazu, dem Betrachter die Natur in ihrer
Farbigkeit intensiv var Augen zu fuhren, sondern
zerlege das Licht in die Bestandteile des Spektrums
und fugi die Farben auf der Leinwand neu zu-
sammen" Michel Seuphar spricht van einer Über?
tragung der kubistischen Analyse des Gegenstandes
auf das Licht" M. Seuphor Abstract art". New
York 1961. Auch Werner llaltmann sieht im
Orphisrniis" die "Ausweitung der aus rein bild-
nerischen Vorstellungen und Erwägungen ente
standenen Bildkanstruktionen in die Sphäre des
Ausdrucks und der Dichtung" Der ureigenste
Beitrag des .,Orphisrnus" ist ,.der in den Bahnen
der kubistischen Analytik und in ihrer Anwendung
auf Farbe und Licht heraufgezuchtete Farblicht-
raurn" Beide Zitate aus W. t-tattrnann, MCtiEFEl
irn EO, Jahrhundert". München 1955. Werner
lrlofmann spricht von dem Versuch Delaunays,
die Dingfläche mit der Allmacht der Farbe zu
orchestrieren, um daraus die Vorstellung einer
universalen Wirklichkeit von größter Tiefen-
wirkung zu gewinnen", gleichzeitig verweist er
darauf. dafS Vergleiche zur Gesetzlichkeit der
Musik neuerlich aktuell" werden WJ-lofrnann
Grundlagen der modernen Kunst", Stuttgart
196a
Wir haben diese Entwicklungslinien der orphi-
schon Malerei" deshalb so eingehend dargestellt.
weil sie auch für den Weg des Johannes ltten in
den Wiener Jahren, also von der kubistischen
Analyse" des Bachsüngers" ilber "Lichtkreis"
1915 und ..Horizontal-Vertikal" 1917, Abb.
zu .,Aufstieg und Ruhepunkt" 1919 Gültigkeit
haben. Besonders anschaulich werden die Be-
mühungen des Malers in seinen zahlreichen Farb-
stiftskizzen. in denen die Bildgedanken der großen
Ölbilder immer wieder durchgedacht und variiert
werden. Auch die Farbstiftskizze "Horizontal-
Vertikal" 1917 Abb. knüpft ebenso wie das
gleichnamige Ölbild aus demselben Jahr an einen
Versuch Delaunays an. .,Ein Schachbrettmuster
kleiner Farbquodrate gibt ein Grundmuster und
ordnet aus den kleinen Bausteinen wieder größere
Rechtecksysteme". beschreibt Werner Haftmann
das ..Fensterbild" 1910l11. Auch ltten kam früh-
zeitig zu einer analogen Erkenntnis ,.Um das
Studium der Farbklünge vom Formaten zu be-
freien. ließ ich schon 1917 die Schachbretteinteilung
als gegebene Form verwenden" J. ltten ..Mein
Vorkurs am Bauhous".
Werner Hofmann vermutet. doß die Bemühung
Delaunays um das ..Licht als darstellende Selb-
ständigkeit" von der Lichtrnystik des Neuplatoni-
kers Plotin beeinflußt ist. auf dessen ..Enneaden"
ihn vielleicht Apollinaire hingewiesen hat. Das
lnteresse lttens für die Lehre der Neuplatoniker
ist bekannt.
Auch die ..neuerdings aktuellen Vergleiche zur
Gesetzlichkeit der Musik" gewannen für den ltten
der Wiener Jahre einschneidende Bedeutung.
Selbst musikalisch interessiert und dem Begriff der
..Farbfuge" Kupka keineswegs abgeneigt, fand
er bei den Musikern seine ersten Freunde in Wien.
Neben Alban Berg. dessen junge Frau. Helene
Nahowski, ltten bewunderte. gewann vor allem
der Maler-Komponist Arnold Schönberg. der
damals zwischen zwei Einberufungen zum Militär
einen längeren Urlaub in Wien verbrachte. ent-
scheidenden Einfluß auf den jungen Maler.
Durch Schönberg kam die Verbindung mit
Alma Mahler. die seit 1915 mit Walter Gropius
verheiratet war. in Wien aber mit der dieser
Stadt eigenen Beharrlichkeit in Dingen der Kon-
vention ..Frau Mahler" genannt wurde. zustande.
Diese Verbindung wurde soweit das zwischen
dem vegetarisch lebenden Maler und der mondä-
nen jungen Frau möglich war fast eine Freund-
schaft. Als Walter Gropius an den Aufbau des
.,Bouhauses" in Weimar heranging und Lehrer
suchte. empfahl ihm Alma den jungen ltten. Aus
der Empfehlung wurde alsbald eine Berufung.
Ein anderer Musiker. der durch ltten wesentliche
Anregung erfuhr. war Joseph Matthias Hauer.
Kristian Sotriffer stellt den Einfluß der Farbkreis-
studiert lttens auf die 1966 in der Galerie nächst
St. Stephan gezeigten graphischen Darstellungen
des Komponisten fest. Die erste Ausstellung lttens
in Wien. die 1919 über Vermittlung von Laos
zustande kam. ist eine fast legendäre Sache. Außer
ltten. der noch 1966 in Venedig zu Otto Mauer mit
großer Lebhaftigkeit von dieser Ausstellung sprach.
erinnert sich niemand mehr an sie. Im Katalog
der ltten-Ausstellung auf der Biennale 1966 in
Venedig ist von einer Galerie ..Bergung" die
Rede. Otto Mauer ist jedoch überzeugt. daß es
sich um die .,Neue Galerie" Otto Nirensteins
handelt, daß die Ausstellung gleichsam am gleichen
Platz stattgefunden habe. der fast fünfzig Jahre
später einer neuen Manifestation die Heimstätte
bot. Otto Nirenstein selbst. wie schon erwähnt
ein Schüler lttens. der manches über dessen
Unterrichtsmethode zu berichten weiß, kann sich
an die Ausstellung nicht erinnern K. Sotriffer lm
Katalog der Ausstellung. Ein publlzistisches Echo
scheint es nicht gegeben zu haben.
Die Ausstellung im Jahre 1919 war jedenfalls
lttens Wiener Schwanengesang. Die Koffer für die
Reise nach Weimar standen schon gepackt. Er
war einer der ersten Meister, die in Weimar
eintrafen, und Gropius, der seine hohen kunst-
pädagogischen Fühigkeiten sofort erkannte. über-
trug ihm den Vorkurs", eine Art gestalterische
Grundschulung, die jeder Lehrling zunächst durch-
machen mußte. Bei dieser Vorlehre" war Gertrud
Grunow seine unentbehrliche Helferin. Ihre
"Harmonlsierungslehre" bildete ein wesentliches
Element der Bauhaus-Erziehung.
"Hier wurden im wesentlichen Materialstudien
und freie Gestaltungsarbeiten in verschiedenen
Materialien betrieben", berichtet Lothar Schreyer,
..der Lernende wurde angeleitet, von sich aus
Elemente der Form- und Farblehre zu finden"
L. Schreyer Erinnerungen an Sturm und Bau-
haus", München 1956. Im Vorkurs bereitete ltten
den Boden für Kandinsky, der erst 1922 unmittelbar
nach seiner Rückkehr aus Rußland ans Bauhaus
kam.
.,Die Vorlehre lttens beruhte im Sinne von Hoelzel
und Kandinsky auf einer genauen Analyse der
bildnerischen Elemente und auf einer neuartigen
bildnerischen Analyse des Werkstoffes" W. Haft-
mann Malerei im 20. Jahrhundert". 1923 ver-
ließ ltten nach erbitterten Auseinandersetzungen
mit Gropius, die einem Gegensatz entsprungen,
der von Anfang an bestanden haben dürfte, aber
erst durch die Berufung Moholy-Nagys und die
Hinwendung des Bauhauses zu dessen konstruk-
tivem Purismus in das Stadium unversöhnlicher
Gegnerschaft trat, Weimar. Den Vorkurs übernahm
Josef Albers, der erste Meister, der die Bauhaus-
lehre als Lehrling und Geselle durchlaufen hatte.
.,Er hielt an dem von ltten entwickelten Verfahren
fest, ließ aber das Expressive als Gestaltungsziel
völlig draußen und bestand auf einer rationalen,
elementaren, im Funktionalismus der Architektur
anwendbaren Malerialgestaltung" W. Haftmann,
a. a. 0..
Als Johannes ltten 1919 nach Weimar kam, war
er nicht allein. Einige Schüler waren ihm gefolgt.
Georg Muche, der im Spätherbst 1919 Formrneister
in der Weberei geworden war, berichtet nicht
ohne Humor über den Einbruch der Wiener in
Weimar Mit dynamischem Charme hatte
Johannes ltten seine Schüler in Wien so begeistert,
daß sie ihm in großer Zahl nach Weimar gefolgt
waren. Sie bildeten ein eigenes Zentrum. Von
ihnen ging die organische Verwandlung des Bau-
hauses aus. Sie durchsetzten es mit ihrer frei-
waltenden Phantasie... lttens Schüler brachten
die geeigneten Elemente bildnerischen Gestaltens
aus Wien mit, aus dem Unterricht, den ihnen
ltten dort gegeben hatte. Sie waren nicht das, was
spüterhin ganz allgemein ,Bauhöusler' genannt
wurde, denn sie ließen sich nicht zur Vereinfachung
verleiten. Johannes ltten hat in den Farben ver-
steckte Geheimnisse entdeckt und die Beziehungen
erforscht, die sie untereinander haben. Er gab die
Gesetze, die er entdeckte, seinen Schülern preis.
So wurde er zum Schöpfer des pädagogischen
Schachbrettmotivs, das zum Fundament der Lehre
wurde, auf dem das bildnerische Bauhaus ent-
stand" Georg Muche BlickpunkW, München
1961.
Alois Vogel
DER BILDHAUER
JOANNIS AVRAMIDIS
Joannis Avramidis. Gruppe mil Plasäiken, Figur m.
absolute Figur, Kugelügur. 1959160. Gips auf Alu-
minium. Bronze. Aluminiumkonslrukiion
Jahrtausendealte Überlieferung. ionisches Form-
emptinden, das Erbe eines freien, weltoffenen
Geistes. das sind die geheimen Morgengaben. die
dieser Künstler auf seinen Lebensweg mitbe-
kommen hat. Die Flucht der Eltern vor den
türkischen Ausschreitungen gegen die in Klein-
asien ansässigen Griechen nach dem ersten Welt-
krieg, der unter Stalin liquidierte Vater und die
eigene Zwangsverschickung unter Hitler, das sind
die Geschenke unserer Zeit, die Avramidis wurden.
1922 in Batum am Schwarzen Meer als Sohn
griechischer Eltern geboren, studierte er in seiner
Geburtsstadt von 1937 bis 1939 an der staatlichen
Kunstschule Malerei und Graphik. 1939 bis 1943
lebte er in Athen. Von hier scheint er auch blei-
bende Anregungen mitbekommen zu haben.
Wenn er auch noch bei der Wiederaufnahme
seines Studiums 1945 auf der Akademie der bil-
denden Künste in Wien in die Mdlerklasse des
Professors R. C. Andersen eintrat, so hat ihm die
Begegnung mit der antiken Kunst der griechischen
Hauptstadt, mit den Tempeln der Akropolis, mit
den klaren Formen früher Koren doch einen solch
wesentlichen Impuls gegeben, daß er sehr bald
zu einer dreidimensionalen Ausdrucksweise strebte.
1953 bis 1956 swdierte er bei Professor Fritz
Wotruba Bildhauerei.
41
Es ist kein Zufall, daß er zu diesem Lehrer ge-
funden hat. Von humanem Denken beherrscht.
mußte er sich am meisten von jenem Meister ange-
zogen fühlen. der mit seinem Leben und seinem
ganzen Werk Zeugnis für den Menschen in seiner
Bedingtheit und in seiner Freiheit ablegte, der
einer ganzen Generation junger österreichischer
Bildhauer ein leitender Begleiter und. sei es wie
immer, selbst noch antipodisch, Wegweiserwurde.
Avramidis fand nun bald seinen ihm gemäßen
Kanon. Zuerst vor allem in der Erfassung des
menschlichen Kopfes. Der formelhaften Zeichen-
setzung der lkone verwandt. wird der Kontur
immer klarer, und nur mit wenigen Variationen
wird das einmal gefundene Ideal in Richtung
Geschlossenheit weiterentwickelt. Hier und in der
großen Figur erreicht der Künstler ein Maximum
an konstruktiver Bewältigung. Bei den Aufrecht-
stehenden Erinnerung an die allein ihr So-Sein
prüsentierenden Koren werden gleichsam alle
Gliedmaßen in ein dichtes Koordinatengeflecht
gespannt und zu einer leichtgeschwungenen
harmonischen Einheit gebracht, in der die Form
zur primären Aussage wird. Konstruktive Be-
wältigung. haben wir gesagt Ordnungseinheit,
System. hätten wir es auch nennen können. Erbe
freier Eigenständigkeit. ionische Sonderentwick-
lung.
Für diese Figuren hat sich Avramidis in einer Art
SelbstdisziplinierungsehrbaldeineneigenenSkelett-
bau erdacht. Nach einer Werkzeichnung 11
fertigt er etwa zwei Millimeter starke Metall-
schablonen an, die er vertikal. jeweils in einem
entsprechenden Winkel zur Löngsachse versetzt,
als Kern seiner Plastiken montiert. Eine große
Anzahl horizontaler. in gewissen Abständen
geschichteter, ebenso starker Metallscheiben, die
durch ihre Durchmesser die Aus- und Einbuchtun-
gen des Körpers begrenzen. geben dem Skelett
seine variable Modulation. Zwischen diesen sich
selbst gesetzten Konstanten füllt nun der Künstler
das Material, Gips oder Kunstharz, ein Gemisch
mit Marmor oder Bronze. Die Hochkanten der
bis an die Oberfläche der Plastik reichenden
Skelette geben durch die optischen Unterbrechun-
gen dem glattpolierten Körper einen durchaus mit
den anatomischen Gegebenheiten schwingenden
Rhythmus, der aus einem angeschlagenem Thema
immer von neuem entwickelt wird. So etwa
aus den fließenden Profilen die symmetrischen
Formen, aus abgesetzten Profilen konvexeGruppen-
gestaltungen. Bei einer Absoluten Figur" wird
durch eine Verengung der Abstände der hori-
zontalen Skelettscheiben mit einer gleichzeitigen
Auswötbung der dazwischenliegenden Felder eine
weitere Steigerung erzielt. Es ergibt sich daraus
eine wie aus unzähligen ineinandergeschobenen
Kugeln geformte Figur. Wir finden auch den
reinen Rumpttorso. Er ist von besonderer Aus-
geglichenheit und nicht mehr zu Oberbietender
Koinzidenz von Form und Idee.
In all diesen Formen spüren wir einen Zug zum
Vollkommenen welcher Körper wäre voll-
kommener als eine Kugel der Avramidis seltsam
mit den großen Vorfahren im Manierismus ver-
bindet. einem Manierismus, von dessen Schöpfer
Würtenberger u. a. sagt "Der manierisiische
Künstler sucht sein Heil in einer ganz anderen
Sphäre als in der Natur, er wandte sich höheren
Mächten zu. Er glaubte an die innere Vorstellung.
cin das ,disegno interno'. an die forma spirituale',
an die ldea."
Es ist klar. daß bei einer exakten Durchführung
seines Frogrammes Avramidis nur feine Variations-
möglichkeiten offen gelassen werden. Wir sehen
schon eine ähnliche Erscheinung bei der geschicht-
lichen lkonenmalerei. Auch dort gibt es, ist der
Formenkanon "Nikolaus" oder Koimesis" er-
reicht, nur sehr wenige augenfällige Unterschiede
in der Behandlung des Themas. Kommt es jedoch
auf das Augenföllige an?
4D
JDdrtnlS Avramidis, Kopf, 1959. Kunstharz wir Alu-
miniumkonstruktion. H. 33 cm
JOGHHlS Avramidis, Torso I. 1961. Bronze. H. 10
Joannis Avramidis. Links im Bild Figur lll. 1963. Gips
auf Alumiriiumkcnstrukliürii H. 190 cm. wie Sockel.
Rechts im Bild FÜftfrlgUPengPUDDQ, 19a. Gips auf
Aluminiumkonslruktion. H. 153 crn. ohne Sockel
Bei der Figur geiirigi es dciii Kunaiier, auch noch
die Gruppierung ein diißerordeniiich
FeFiZieFÜES einander cmeien, ohne die
gesciii rie Hnrmipnik d1bei ni werliei-en. i-iier
enisiehi die Polis, dic- iiici chufi. die zu-
51, VTHWSUQESCÜIOSSEHG Einncil, die gleich einer
Mauer gegen das. Fremde i.
Auch AVFGVÜIÜiS giuubi un dill ldea, Wie konnte
er sonsi immer NWCÖ diese auigerichieien
Menschen Warmen? Er 5m, zwcii" nichi das Heii.
ciocn immer wicdcr nciic iV in der Nciiur,
VMOWJH UFiZOhiiQC mc ierhniie Bieisiifizeicnncingen
und andere Graphiken, die Lundschufie Akie
iirid Bniirnsiudien ddrsicilcn, zciigcn. Die, Kraft
isi Ci ch, die ihn 7M den saiiiendriigen
Sireciccingen, zu den Aiifeinondcrreiiiungen seiner
Figu kommen idiii, sn dni er den Plcin enie
wick lie, eine Fi ensüule bis ins Unendiicne
ioriziiscizen, Mensch diii Mensch, bis ins Ali.
Mensch auf Mensch, vom Piihecilniiiropcis bis zum
Vileitrdurnfcnrer, einer auf dem anderen! Der
Nienscii, Giied einer Keiie! Der Mensch, ule im
Bciu des Tempels Universum! Der Mensch, der
Tempel Goiie
Peter Baum
WOHNEN IM JAHR 2000
UTOPIEN VON HEUTE-
REALITÄTEN VON MOR EN
lftdrExapühd ein tur das Jahr 2000 ent-
waifener Sessel mit der tiinktioit der Bevvu, tFtSr
erwetlercing, der dem ciutlagenhohen deutschen
Nachrichtenmagazin Der Spicgc imirierhiri so
inter ant schien, daß er ihm in scincr Ausgabe
vom Lt. Dezember du Vorjahres nebst einer Ab?
bildilhg 29 Textzeile widmet hat in seinem
Ursprungsland au Jet" bei einem cleincn Kreis von
Eingeweihten bisher iedeiifulls kaurit Autseheit
erregt, rchweige dcnn zu entsp tendem
publizistischen Niederschlag getuhr Dieser
Supersessel" aus Plastik und hand ernalter
PVCeHaube, der von drei Jungen, in Wien lc "nden
Oberosterreichern den beiden an der Tech-
nischen Hochschule bei Pralessor Schwanzer aus?
gebildeten Diplomingenieiiren Laurids Ortner
und Gunther Kelp Pseudcimnt Zam oviie dem
Maler Klaus Pinter tiir den vom deutschen
Mbbeltabrikanten Christian t-lolzapfet im l-tcrbst
19a? veranstalteten De gn-Vtlellbevrerb "lnter-
design 2000' tstriiiert wiurdc, erlebt in Ostere
reich dasselbe SClWlLlaGl, das beinahe allem Un-
gevttöltitliclten und fivnntgardistischeit hierzulande
beschieden ist Man lachelt bestenfalls ubcr die
modernistischc Spielerei" und belindet eine
fabrikationsntüßige Herstellung des Möbels tur
zu SClWIlCFlg.
Obwohl der NllltdrEXpültClElfh die vollkommene
Sitztreude" in cht stellt. nicht nur einer,
sondern sogar zwei Personen Plalz bietet, und
darüber hinaus auch mit OlQUSllSClFODllSClTSN
Finessen aufz iarten hat wie kein zweites vere
gleichbares Produkyditrlte erin seinem Ursprungs-
land in absehbarer Zukunft nicht in Serie gehen.
Der clevere Christian Halzapfel, dessen Aus-
stellungsweltbewerb rriit dem Untertitel Mobel
zum Wohnen und Arbeiten im Jahre 2000
730 Einsendungen aus 32 Landern verzeichnen
konnte und damit zu einem der gioläten und
bedeutendsten Design-Wettbewerbe der Welt
avancierte Halzapfel investierte dafuir die runde
Summe von l25.000 DM, sicherte sich um einen
vergleichsweisen Spottpreis von 250 Dollar
7500 als eine Option den Entwurf.
Bedenkt man, dal der attraktive Sessel im Astroe
nautenlook nach oben seiner Erzeuger
fabriksmüßig um 20 bis 3000 Schilling herzu-
stellen sein mulitc. zweifellos ein gutes Geschäft
von morgen.
Die drei iringen Ob te "cicher, die sich unter
dem lokal inspirierten Firmennamen Haus-
Rucker-Co Laurids, Zamp, Pintcr" zum Teamwo
entschlossen haben, bei dem die einzelne Per-
sönlichkeit bewußt in den Hintergrund tritt, haben
aulY-er dem Ivtind-Expander bisher auch noch
einiges anderes am schöpferischen Kerbholz. Ihr
vorläufig publikuittsu-i camstes Objekt, ein in
grellen Pop-Farben bernolter, technisch allerdings
noch nicht ausgereitter Ballon turzwei wurde
vor wenigen Monaten in Wien vor versammelten
Studenten, l-lausirieistcrinneit und auf dem Heim-
weg belündlichen Angestellten an zwei rostigen
Eisengestöngen aus dem Fenster einer im siebenten
Bezirk gelegenen Zinswahnung geschobeni um
einem lungen Paar als UrtlersChliJpl zur Verlobung
Zu dienen
Ähnlich wie beim MlVTÖrEXPOFtÜEF spielen auch
bei diesem Kunststotlballon, der zur Reise nach
innen einlädt und sich auch vorziiglich zum Auf?
stellen in der Wohnung eignet, Ernst und Ironie
zusammen. D00 vieles technisch unausgegoren ist
und gleichsam izzenhatt anmulet, hat seinen
IltHd-Expunder von ist..." llbtlig neues
rmc schufts hl erwec
an tur
U. m... p. ........ a... .... uulv s"... u... um. Vkxlhllll Hd...-
werker finden. die ungewöhnliche Formen aus
ungewöhnlichen und nur schwer beschaffbaren
Materialien herausarbeiten wollen. Vieles ist auch
eine reine Kostenfrage. so daü Ortner, Pinter und
Zamp in Zukunft darum bemüht sein werden, in
der Werbewirtschalt Mitfinanziers ihrer Projekte
zu gewinnen. Doch wichtiger als Geld und tech-
nische Perfektion ist vorlüutig die Idee und die
Tendenz. die eine tragfähige Basis der Experi-
mente zu sein haben.
Die drei Oberösterreicher sind hier offensichtlich
auf bestem Weg und in geistigem Einverständnis
mit einer zwar zahlenmäßig bescheidenen. doch
nichtsdestoweniger tragfähigen Avantgarde von
bildenden Künstlern, Architekten, Psychologen.
Soziologen und anderen Wissenschaftern. die sich
heute praktisch auf der gesamten Welt mit ähn-
lichen Problemen. wie sie durch derartige Ex-
perimente aufgeworfen werden. beschäftigen,
Laurids Ortner. Zamp und Pinter wollen keines-
wegs "Kunstwerke" herstellen, sondern ..Ge-
brauchsgegenstände mit spezifischer Funktion".
Eine dieser Funktionen ist zum Beispiel eine
produktive Freizeitgestaltung inklusive intensivem
Alleinsein und einer entsprechenden Zurkenntnls-
nahme des Mitmenschen. Der Ballon für zwei"
und der knapp vorher konstruierte Supersessel
sind ganz aufdieses Ziel hin ausgerichtet.
"Jeder einzelne von uns ordnet sich der selbst-
gestellten Aufgabe unter". betonen die Mitglieder
des Dreiertearns im Gespräch. Wir wollen
Meditationsröume schaffen, die den Menschen das
wiedergeben können, woran es ihnen innerhalb
einer hektischen Zivilisation fehlt". ist einer der
Hauptpunkte ihrer Zielsetzung.
In Zusammenarbeit mit Ärzten und Psychologen
ließe sich etwa für den Mind-Expander ein
auf Grund eines Testprogramms erstelltes Vokabu-
lar von Elementen entwickeln. das den ver-
schiedensten Bedürfnissen gerecht werden würde
und in Einzelfällen auch eine therapeutische
Funktion erfüllen könnte. Zu letztgenanntem
Punkt wurden eingehende Fragen mit einem
bekannten Wiener Nervenarzt bereits erörtert.
Auch Dr. Werner Hofmann. der Direktor des
Museums des 20. Jahrhunderts, soll großes Inter-
esse an den Objekten von Laurids. Zamp und Pinter
gezeigt haben. sind diese doch gerade auch in
künstlerisch-ästhetischer Hinsicht Hechte innerhalb
des österreichischen Karpfenteiches.
Als nächstes plant "Haus-Rucker-Co" einen
"intim-Raum". einen von der Umwelt abschließ-
baren, vorwiegend aus Kunststoffmaterialien her-
gestellten Raum mit optisch-akustischen Ein-
richtungen im lnneren. Die .,lontaktserie 1". die
dann aus drei Objekten besteht. soll anschließend
mit einem Kinderzimmer und dem "Part-Froster"
wörtlich übersetzt Gefrierapparat für Teile
fortgesetzt werden. Dieser mobile Apparat
bietet die Möglichkeit. die Reaktion zweier
Menschen zu testen, die ihre Hände in schlauch-
artige Einmündungen des Gerätes zu stecken
haben. Durch Luftdruckverönderungen und
Temperaturbeeinflussungen soll ein ,.neues Ge-
meinschaftsgefühl" in den beiden Testpersonen
erweckt werden.
Laurids. Zamp und Pinter wollen in immer stär-
kerem Maße Tests und technische Präzision zu
Grundlagen ihrer Konstruktionen machen. Aus
dieser Erkenntnis heraus soll wissenschaftliche
Genauigkeit bei Wahrung auch rein ästhetischer
Aspekte mit eines der wichtigsten Prinzipien
weiterer Zukunftspläne des oberösterreichischen
Design-Teams werden. Am Anfang einer neuen.
freilich noch in den Kinderschuhen steckenden
internationalen Entwicklung, die die Umwelt von
morgen verändern und mitbestimmen wird, steht
somit auch ein österreichischer Beitrag. in den zu
investieren sich lohnen dürfte.
Einsiiegsphasen in den Mind-Expunder
Einslieg in den Mind-Expander
Rückansich! aß Mind-Expanders
Ausweilung des Arbeilsgebietes des Dsign-Tecrrus
"Haus-Rucker-Co" Hosenanzug aus Weich-PVC.
beklebl mil Tagesleuchlfolien
Neue Perspekliven Der MindßExpcnder von oben
AUS DEM KUNSTLEBEN
ALBERTlNA
Graphik zwischen Renaissance und
Barock. Das Zeifaller von Breugel und
Bellange
Mil dem vierfen Teil ihres großen. 1963 be-
gonnenen Graphik-Zyklus selzle die wlener
Alberlinu ein in gleicher Weise fur die Kunsl-
wissenschaffbedeulendes wie für das Publikum
irileressanles und allraklives Unlerriehmen
forf. dem auf Grund seiner Geschlossenheil
und kurisllerischen Qualiföl innerhalb des
europäischen Aussiellungswesens ein beson-
derer Rang zukamnii.
..Zwlschen Renaissance und Barock. Das
Zeilaller von Breugel und Bellange" laulele
das Thema der in allen Räumen des lnsliluls
uniergebrachlen Schau. dlQ bis 18. Fe-
bruar dauerle, Die schwierige Auswahl und
wissenschaflliche Bearbeilung der 382 Ex-
ponale besorgle Dr. Konrad Oberhuber. der
sich mif Elan und Akribie der Sichlung der
umfassenden Beslande widmele. Ein 300 Seilen
sforker Kalalag mil mehr als ZOO Abbildungen
darf im Zusammenhang damll als werlvoller
äublizisiischer Niederschlag angesehen wer-
eh.
Die vom Veranslaller 1963. zu Beginn dieses
Zyklus. geslellle Frage ..ob eine derartige
Konzenlralian der Kräfle auf ein so um-
fangreiches Prajekl durch das zu erwarlende
Ergebnis überhauol zu rechlferligen sei".
kann heule iedenfalls rnil einem klaren Ja
beanlworlel werden. Hall man sich die dafür
nolwendige Durchsichl eines Beslandes von
rund einer Million Blällern vor Augen. so
ermißf man einigermaßen den Aufwand. den
der auf12 Jahre anbaraurnie Graphik-Zyklus
in seiner Gesamlheil erfordcrl.
Die umfassende Alberlina-Ausslellung halle
ihren Schwerpunkl in der niederländischen
Druckgraphik zwischen Hochrenaissance und
Barock. zwischen 1540 und 1510. berück-
sichligle zum Teil aber auch Überaus auf-
schlußreiche Beispiele der graphischen Kunsl
Frankreichs und DeulsChlands.
Die lechnische Enlwlcklung des Kupicrsiichs
und der Radierung ernpnng vor allem in den
Niederlanden krüflige Impulse. Der Handel
rnil Kupferslichen fand von dorl ausgehend
eine Verbreitung wie nie zuvor. Weil über
Europa hinaus. bis nach Asien und Afrika,
wurden Kuofersliche und Radierungen zu
einem begehrlen Verkaufs- und Sammel-
obiekf. Das immer slürkere Aufkommen
eines ausgedehnien Verlagswesens der verlag
von Hieronymus Cock in Anlwerpen war
damals das führende Unlernehrnen führle
zwar zum Rückgang der zuvor sfdrker ver-
breilelen originalen Druckgraphik Ent-
werfer und Ausführender sind hier eine
Person. brachle auf der anderen Seile jedoch
eine Vlelselligkeil der Produklion rnil sich.
die auch im Hinblick aufThema. Tempo und
Auflagenhöhen früher kaum denkbar war.
Daß diäe Enlwicklung verschicdcnlllch krasse
künsllerische Abslrichc zeiligle. liegf selbsfr
verslöndlich auf der Hand. Im Zusammen-
hang darnil muß jedoch bedachl werden. daß
Kupferslich und Radierung zu dieser Zeif
prlmar eine reproduklive unklion erfiilllen,
die er's! mll dem Aufkommen neuer lech-
nlscher Mögllchkeilen im 19. Jahrhunderl
wiederum zurückging und zu einer gerade
heule slark feslslellbaren Blüle der ori-
ginalen Graphik iuhrie.
WieweilgehenddieAufgabenleilung zwischen
Zeichner und Slecher war. illuslrierl zum
Beispiel die Taisache. daß ein Künsller wie
Pieler Bruegel der Alfere zeil seines Lebens
überhaupl nur eine einzige eigenhändige
Radierung geschaffen hal ,.Die Hasenjagd".
1566. wdhrend das Gras seiner druck-
graphischen Bldller von berufsmäßigen
sieahern nach seinen Vorzeichnungen ge-
reriigi wurde.
Neben Slichen und Radierungen von Bruegel
nahmen in der Ausslellung auch die soge-
nannlen "liomanislen" großeren Raum ein;
Künsller. die insbesondere von llalien her
Anregungen für ihr Schaffen empfingen. Die
"Romanislen". deren Namen zumeisl nicht
sehr bekannl sind. schufen vorwiegend
religiöse und mylhalogische Kompoisilionen
und allegorische Szenen.
Die Auseinanderselzung milder menschlichen
Figur unler Eirifluf Michelangelas domi-
nierle bei manchen von ihnen im Zelfraum
zwischen 1550 und 1570. Für den Spälslll
hingegen wurde der aus Anlwerpen ge-
bürfige Hofkürisller Rudolfs ll. Barfholomaus
Spranger. der einen neuen. überaus ge-
schmeidigen. elegonlen Slichslil eniwickelle.
zum Vorbild. Verlrieben wurden diese Blüller
vor allem van Haarlem aus. wo der Verlag
van Hendrick Gollzius seine Druckwerk-
slällen besaß.
Wenn auch die deulsche und französische
Graphik dieser Epoche. der ein weiterer
größerer Abschnifl der Exposillon gall. an
Bedeulung hinler der niederländischen
rangieri. so enldeckl man dach gerade hier
wiederhali eigenwillige Kunsllerpersonlich-
keilen. die so wie die der Donauschule
naheslehenden Landschailer Lauleiisack und
Hirschvagel -weileslgehend aufdie Personal-
unian von Enlwerfer und Slecher verzichleleri
48
und daher künsllerisch weilaus ergiebigere
Resullale erziellen.
Jean Duvel ca. 1485 1561. der zwischen
1540 und 1550 einen an Dürer und Manfegna
erinnernden Zyklus zur Apokalypse schui,
Boivin und Delaune zählen bei den Franzosen
zu den inleressanleslen und lypischeslen Ver-
lrelern. Der im Unlerlilel der Ausslellung
erwühnle Jacques Bellange schließlich gehört
zu den ganz wenigen Kilnsilern des 1a. und
spafen 17. Jahrhunderls. die die Möglichkeiten
der Radierung maximal auszuschopfen be-
mühl waren. sein siil ernpring Einflusse aus
lialien. er enlsprlchl auch in manchem dem
niederländischen HGallziusslil", iiberlraf
diesen jedoch an Ramnesse und verfeinerler.
höfischer Eleganz Abb. 2.
MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS
Paul Klee
Die bildende Kurisl des Z0. Jahrhunderis lsi
mildem Namen Paul Klee unlrennbor ver-
bunden. Klee war nichl nur einer ihrer
Grölilen. nichl nur einer der bedeulendslen
Maler seiner Zeil. sondern zugleich auch der
vermullich wlchligsle Wegbereiler der Mo-
derne. Ohne Beispiel isl sein Einfluß auf
Generalionen von Malern. die nichl ersl nach
seinem Tod im Jahre 1940 von seinem in
gleicher Weise vielseiligen wie vielschichfigen
Werk Anregungen empfingen und in ihrem
eigenen Schaffen beslarkl wurden.
Klee isf wenn auch in völlig anderer und
wenn man will noch essenliellerer Arl ein
Genie wie Picasso. ein Maler. der in die
liefslen Geheimnisse der Kunsl und darnil
auch der Well und des menschlichen Seins
eingedrungen isl. van seinem Werk gehi
eine Faszinaiion und Uberzeugungskrafl aus,
die einen permanenl vor die Frage sielll, wie
derarliges überhaupt einem einzigen möglich
sein kann.
Der Künsller, dessen zenlrale Sfellung in der
neueren Kunslgeschichlc nur noch von
Banausen und lgnoranlen in Abrede geslelll
wird. hal mil einem CEuvre von mehr als
9000 Bildern. Aquarellen und Graphiken der
Menschheil ein Geschenk hinlerlassen. dessen
geislig-üslhelischem Gehall in den Jahrzehnlen
seif19OO kaum elwas von gleichgroßer Spann-
weiie enlgegengeslelll werden kann. Nichls-
dafaweniger führen die Karnplexilüf des
Gesamlwerkes auf der einen Seile sowie die
schonungslose. schockierende Einfachheii ein-
zelner Arbeifen auf der anderen noch heufe
zu Mißversländnissen grundsälzlicher Arl.
Die Erkenninis. daß Wahres und Guliiges
gerade deshalb schwer zu verslehen sind.
weil sie leise und gleichsam unbemerki auf-
lrelen. halsich im Leben des 1879 in München-
buchsee bei Bern geborenen deulsch-schwei-
zerischen Künsllers wiederholl besföligl. So
gall in den Jahren des Nalionalsazialismus
als henfariei". was in Wahrheil von einer
Keuschheif und Laulerkeil ist. die zur Ehr-
furchl gernahnl.
Seil 1955. als die Wiener Secession eine van
der Neuen Galerie in Linz zusammenge-
slellfe Aussiellung von Werken Paul Klees
ubernahrn. fand in Öslerrelch keine Kolleklive
des Künsllers slali.
Wenn Wiens Museum des 10. Jahrhunderls
ieizl zu einer Klee-Ausslellung einladen
konnle. die Versöumles vergessen ließ und
an Hand von oßerlesenenArbeilen Ölbildern.
Aquarellen und einigen sehr aufschlullreichen
Zeichnungen einen faszinierenden und noch-
halligen Eindruck vermillelle. so gebührl
dafür nichi nur dem lniliafiven Veranslaller
und seinem Verhandlungsgeschick Dank.
sondern vor allem zwei praminenien Leih-
gebern. ohne deren außergewöhnliches Enf-
gegenkarnmen eine derarlige Exposilion für
Oslerreich Ulopie bleiben mülile Felix Klee.
dem um das Erbe seines Vaiers lTilf Umsichl
bemühlen Sohn des Künsllers. und Dr. Werner
Schmalenbach, dem Direklor der Kunsl-
sammlung des Landes Nordrhein-Wesifalen.
der zu den anerkannlcsien Kunslexoerlen
unseres Nachbarlandes zühll.
Eine Paul-Klee-Ausslellung isl für Wien nach
wie vor die willkommene Gelegenheil zur
Deckung eines nur langsam kleiner werden-
den Nachhalbedarfcs an moderner Kunsl.
Den Bildern des Meislers im Original be-
gegnen zu können. rechlferligle sie schon
allein. Die Aklualilül des Werkes. die gerade
heule erneul in überraschendem Maße ge-
geben isl. eröffne! freilich zusiilzliche. liefer-
greifende Perspekfiven und weisl ihr inner-
halb der ösierreichischen Ausslellungsszene
einen Rang zu. der nur in Superlaliven zu
charaklerisieren isi. Daran drlderi auch
nichts die Talsache, daß sich die in Wien
gezeigte Ausslellung mii den fur uns un-
erschwinglichen Klee-Relrospekliven von
Bern und Basel quanlilaliv auch nichl an-
nähernd messen konnte.
Was Klee zwischen 1901 und dem Jahr seines
Todes malle und zeichncfe. wurde jedoch als
sehenswerler Querschnill durchwegs an Hand
weseniiicl-iei- und lyoischer Arbeilen vor-
geslelll. Nichl wcnlgcs davon rindei sich in
der Liferafur. in Bildbänden und illuslrierlen
Monographien. die Werk und Leben des
Künsllers zum Gegensland haben.
Man müßle eine nicht endenwollende Auf-
zühlung beginnen. wollle man neben der
Bl LDTEXTE
..Luxuria die Wollusi". Kupfersiich von
i-i. Cack nach einer Vorzelchnung von
Pieler Breugel d. A.
Auguslln Hirschvogel 1503 Nürnberg-
1553 Wien, Selbslporlrdl mil Wellkugel
und Tolcngcrippe. 1549. Radierung
Abbildung aus der Ausslellung
uzwiscnen Renaissance und Barock" in
der Graphischen Sammlung Alberlina.
Wien
Paul Klee
Die Wiener und ihre Museen
Das Bundesminisleriurvi fur Unlerrichl gibi
bekannl. daß in den ihm unlerslehenden
Sfaaflichen Kunslsammlungen und Museen
in den Monaieri Dezember 1967 47.563 und
Jönner 1968 48.124 Besucher gezahlf wurden.
Faul Klee. Raie wcsie, 193a. Kleisler-
farbe. Jule, 65x43 cm Abb. aus
der Ausslellung Paul Klee irn Museum
des 20. Jahrhundcris. Wien
Linde waber, Galgenberg bei Raaaaiien-
Sfein. 1967. Farbholzschnill aus der
Ausslellung der Künsllerin in der Kleinen
Galerie. Wien
Clarence E. Giese. Tod. 1961. Ol. 60x
45 cm.
Huborl Fischlhammer, Die Wand. Ma-
lerialdruck. 45x32 cm Abb. 6. aus
der Ausslellung der beiden Kunsller in
der Galerie Slubenbaslei, Wien
in ensivcri Bild "Drei
ilockenblumen" 1920. dem poe-
arten Kleinen Sanntagshaus" 1928,
ßtldchig oufgeschlüsselten, noblen
ie" von 1932 oder der späten,
en Gouache. die auch als Vorlage
logumschlag und Pldkdt diente, alle
Werke einzeln herausgreifen, die
genannten im Hinblick auf Qual ät
zutungsdtchte vergleichbar sind.
dieses schöpferischen Reichtums,
re. dessen Eigenart nicht zuletzt in
'er Widersprüchlichkeit gesehen
.oiin. die letztlich aufeine universelle
des Chootischen im nichtoraktt-
iegensdtz von "gegenständlich" und
hinauslauft. kannjedem. dem Kunst
als Artistik, äußerer Schein und
terpretation. zum Erlebnis werden.
bild dieses sensiblen, genialen Künst-
om Museum des 20. Jahrhunderts in
en Aspekten vorgestellt konfron-
it nur mit einer kaum glaublichen
fxquater formaler Einfälle und sub-
inischer Möglichkeiten. Neben den
Formfragen". die ausschlaggebend
formale Weisheit sind". wie Klee
imal sagte. und die von ihm auch
rl betrachtet wurden, steht bei Paul
obersten Kreis" hinter der Viel-
lt ein nletztes Geheimnis". welches
it des lntellekts zu kläglichem Er-
iringt Abb. 4.
FÜR ANGEWANDTE KUNST
französische Photographie
nmenarbeit mit dem Französischen
itlfUt in Wien zeigte das Österreichi-
ieum für angewandte Kunst bis ein-
11. Februar die Ausstellung
ie Photographie aus Frankreich".
Direktor der Bibliothek, Doz.
erhart Egger. wirkungsvoll einge-
Exposition umfaßte16ß Schwarzweiß-
rbvergrbßerungen. Die Bilder, die
Vorjahr in der Galerie Mansart in
sehen waren. stammen durchwegs
tgen Photographen. sie gehören
iliischen Sammlung der französischen
bibliothek. die insgesamt über mehr
Millionen Photographien verfügt.
zur internationalen Entwicklung sind
französischen Photographen von
zählen mit zu den besten der Welt
neues, freilich sehr vielfältiges und
Jenartiges Verhältnis zur Wirklich-
n"ht. Photographie Ctls konkreter.
honigender Spiegel unseres Seins
it als gestalterisches Experiment in
enz zur abstrakten Malerei und
ist gegenwärtig wiederum mehr als
gefragt und berechtigt.
lEh nur wenige der in wien gezeigten
ien erstes internationales Niveau
so lag doch die Gesamtaualität der
weit über dem, was man bei uns
mangetung entsprechender Informa-
als zufriedenstellenden Durchschnitt
et. Mit besonderer Genugtuung kann
rmerkt werden, dafJ die Vergröße-
der Aufnahmen in entsprechenden
vorgenommen wurden. wodurch
ausnahmslos gewinnen. Hinsichtlich
id bildkünstlerischer Gestaltung bleibt
inches Klischee. wirkt mitunter sogar
'ochen gestellt und damit unwdhr,
rwiegende Mehrheit der Bilder be-
.te jedoch trotz dieser durch strengere
vermeidbaren Monkos. Vorzüge und
Ien französischer Photographie ka-
ier auch wiederholt zum Durchbruch
mckender Realismus auf der einen
harme und beinahe zärtliches Be-
auf der anderen. Den Kontrast-
eiten lichtbildnerischen Gestaltens
it so die Skala der Kontraste mensch-
ebens. das in Einzelbeispielen ver-
nernd herausgegriffen wird.
IE ST. STEPHAN
ikl
jste Ausstellung von Josef Mikl in der
nächst St. Stephan sie umfaßte
aus den Jahren 1947 bis 1954 sowie
und Zeichnungen seit 1964 war
ur in künstlerischer Hinsicht ent-
id. Sie war es auch als versuchte
tigung einer taktisch falschen
z-Entsendung.
dem Plastiker Roland Goeschl wurde
Josef Mikl von Universitätsprofessor
zenz Oberhammer, dem österreichi-
ommissar für die diesjährige Biennale
ledig. als zweiter Teilnehmer unseres
tominiert. Der Künstler, der zweifellos
ren besten modernen Malern zählt
Jahren auch zu unseren interessan-
Jrtd aktuellsten gerechnet werden
ist jedoch heute bei einer derartigen
messe avantgardistischer Kunst ebenso
Platz, wie es viele seiner Vorgänger
Mikl wird ll't Venedig. wo es heute
enn je um Aktualität und Sensation
es schließt freilich nicht immer künst-
wert dus. glatlweg durchfallen oder
lls als Reminiszeriz wohlwollend zur
genommen werden. Mikls Bilder im
nes mitunter sehr verfeinerten ab-
Expressionismus. der verschiedent-
ke Tendenzen zum lyrischen lnformel
-doch durchwegs den Gegenstand als
ys- und Anhaltspunkt wahrl. hätten vor
ahren in Venedig sicherlich gute Figur
t. nicht jedoch heute als deplacierter
ilbedarf und wieöerguizumdchendes
nnis. ob durch eine Entsendung Mikls
genützt wird. bleibt ebenfalls fraglich.
Mit ähnlichen gemischten Gefühlen, die man
dem Blennale-Start des Künstlers entgegen-
bringt, begegnete man auch den Exponaten
seiner Personalsc die auf weiten Strecken
und vor allem in gster Zeit mit Leerläufen
konfronlierte.
Mikl, ein Meister des kleinen, intimen und
mittleren Formats, scheitert bei der Bewälti-
gung großer Flächen fast durchwegs. Die
Katalognummern und 12 "Figur mit er-
hobenem Arm", ,.2 Figuren mit erhobenen
Armen" machen Diskrepanz von Wollen und
künstlerischer Umsetzung deutlich. Diese wird
auch nicht kleiner, wenn der Maler dafur
utopische Preise von 80.000 bzw. 110.000
fordert. die in Anbetracht der bescheidenen
Rolle. Mikl international gesehen spielt.
einfach lächerlich anmuten.
Aber auch manche kleinere Ölskizze. so z. B.
die als Nummer 21 ausgewiesene "Ebene".
zeigte. daß Mikl gegenüber früher nachge-
lassen hat. Zieht man zum Vergleich derart
subtile, feinst nuancierte und lebendige
Arbeiten wie die Nummern 36. 37. 38 und 40
heran, so ist diese Feststellung genügend er-
härtet, und es bleibt nur noch die Frage offen.
wieso der Maler dieses offensichtliche Quali-
tätsgefälle nicht durch eine geschicktere Aus-
wahl vermieden hat.
Sicherlich ist in der Kunst nichts schwieriger.
als ein einmal erreichtes hohes Niveau zu
halten und sich ohne deswegen Erneue-
rungen aus dem Wege zu gehen selbst treu
zu bleiben. Ohne unermüdlichen Einsatz und
hartes Arbeiten an sich selbst ist jedoch beides
unmöglich. Mikl weil! das. aber er beherzigt
diese simple Erkenntnis neuerdings zu wenig.
Er macht es sich zu leicht. wagt zu wenig und
huldigt dort der leeren Phrase. WQSbStalte-
ristche Konzentration und flexibles Uberden-
ken der selbsterarbeiteten bildnerischen
Grundlagen von Vorteil waren.
GALERIE BASILISK
Zeichnungen von Hans Böhler
Als willkommene Gedächtnisauffrischung
konnte eine sehenswerte und verdienstvolle
Ausstellung charakterisiert werden. die von
der Galerie Basilisk in der Schönlciterngasse
gezeigt wurde. Die Kollektive umfaßte rund
80 Zeichnungen und Skizzenbldtter sowie
einige Aquarelle des 1884 in Wien geborenen
und 1961 verstorbenen Malers Hans Bbhler.
Der Künstler, der sich im wesentlichen als
Autodidakt herangebildet hat und nur kurze
Zeit an der Wiener Akademie der bildenden
Künste bei Professor Bacher studierte. unter-
nahm in frühen Jahren ausgedehnte Studien-
reisen nach China, Korea und Japan 1911.
Er erlebte die große Zeit des Aufbruchs und
Neubeginns in der österreichischen Kunst des
10. Jahrhunderts, den Jugendstil und Sezessio-
nismus. aber auch die Anfän des Expressio-
nismus, die nicht ohne Einäuß auf Bohlers
späteres Schaffen blieben.
Bahler war wie Zeitgenossen von ihm zu
berichten wissen ein "ganzer Kerl". Er
liebte das Leben mit all seinen Annehmlich-
keiten. Er WCtr finanziell unabhängig und
widmete sich daher seiner Kunst, wann und
wie er wollte. Seit 1936 stellte er in beinahe
allen wichtigen Städten Europas aus. Acht
Kollektiven in New York, Chicago und
Boston machten Böhler, der mehrere Jahre
in den Vereinigten Staaten verbrachte, auch
in diesem Erdteil bekannt.
Bohler war Jahrzehnte hindurch Mitglied der
Wiener Secession. 1937 erhielt er den Öster-
reichischen Staatspreis. 1954 den Preis der
Stadt Wien. In der österreichischen Kunst-
literatur der letzten Jahre findet sich freiltch
sein Name nirgends erwähnt.
Die aus Privatbesitz stammenden Zeichnungen
und Skizzen. die im Basiliskenhaus zu sehen
waren. umfassen den Zeitraum von 1900 bis
1915. Sie sind meistens undatiert und un-
signiert. Das Grds der Exponate waren
Frauenakte. leicht, doch sehr gekonnt und
beherrscht gezeichnet. Die besten von ihnen
sind durchaus Klimt und Schiele vergleichbar.
bewahren sich jedoch tralz gelegentlicher
Parallelen ihre herbe Eigenständigkeit
Böhler, dem das Skizzenhafte lag auch in
gut beobachteten Frauenporlrüts. der um
die Bedeutung der rdsch. doch wesentlich
hingezeichneten Kontur wußte, umkreiste mit
seinem Stift den weiblichen Korper. Er ging
behutsam, ja zdri vor. scheute anderseits
jedoch keineswegs ein hartes. bestimmtes
Zupacken. wenn es Komposition und Aus-
druck erforderten. Rhythmus und Eleganz
sodrsdmer Linien, Verdichtungen und andere,
perspektivische Spannungsmomente verleihen
seinen Kohle-, Graphit- und Tuschezeichnun-
gen nicht nur formales Fluidum. sondern auch
eine Lebendigkeit und Ausstrahlung, die ihnen
einen besonderen Rang innerhalb dieses
Sujets in der neueren österreichischen Kunst
zuordnen. Der Zeichner Hans Böhler einige
kleine, weniger eigenständig und wertvolle
Formate erinnern an die große Zelt des
Simplicissimus, an die Aktualitäten und künst-
lerischen Moden zwischen 1895 und etwa
1915 übertraf zweifellos den späteren Maler,
den im größeren Umfang vorzustellen sich
jedoch auch schon deshalb lohnen dürfte.
weil er der jüngeren Generation ebensowenig
bekannt sein dürfte.
KLEINE GALERIE
Holzschnitte von Linde Waber
Linde Waber. 1940 in Zwettl geboren.
von 1958 bis 1964 Schülerin der Professoren
Martin und Melcher an der Wiener Akademie
der bildenden Künste. hat sich völlig dem
sten und zugleich sprödesten Techniken im
graphischen Metier.
In der Kleinen Galerie in der Neudegger-
gasse zeigte die Niederösterreicherin ihre
neuesten Arbeiten. die pauschal beurteilt
erfreuliche Fortschritte aufweisen.
Linde Wabers Landschaften und Dorfrnotive.
vielfach farbige Blätter in subtilen Modula-
tionen, besitzen ihren Ausgangspunkt im
deutschen Expressionismus. der heute noch
immer viele junge Künstler in seinen Bann
zieht. Ein Schuß Melancholie und Romantik
bewirkt bei einzelnen Blättern ein zusätzliches
Stimmungsmoment sehr personlicher Aus-
strahlung.
Formal sind die meisten. wenn auch nicht
alle Arbeiten gut gelost. Vom rein Technischen
her bringt man als Absolvent der Meister-
klasse fur Graphik bei einem Lehrer wie
Melcher ohnedies das nötige Rüstzeug mit.
Wenn Linde Waber. deren Holzschnitte
allen voran ein so schönes und harmo-
nisches Blatt wie der in Braun-Gelb-Tönen
gehaltene "Steinbruch" den österreichi-
schen Durchschnitt in dieser Disziplin über-
treffen, noch etwas fehlt, so isi dies größeres
formales Wagnis sowie ein erneutes Uber-
denken ihrer Motivwahl. Mehr Freiheit
könnte hier nicht schaden. weil diese nicht
zuletzt auch die geistigen Grundlagen ihrer
Arbeit in bestimmtere Bahnen lenken würde
Abb. S.
GALERIE GRIECHENBEISL
Uta PrantI-Peyrer
Der Malerei von Uta Prantl-Peyrer. der inner-
halb der österreichischen Kunst der Gegen-
wart eine ausgesprochene Außenseiterposition
zukommt, zu begegnen, bereitete in den
letzten Jahren stets ungetrübte Freude. Die
jüngste Ausstellung in der Galerie im
Griechenbeisl sie umfaßte 16 Ölbilder der
1939 in Oberpullendorf im Burgenland ge-
borenen Künstlerin bestätigte nicht nur
erneut diesen Eindruck, sondern zeigte auch.
daß trotz Beibehaltung persönlicher Eigenart
und bestimmter Blldprinziaien auch während
einer längeren Periode immer wieder er-
staunliche Stelgerungen möglich sind.
Die Hingabe und Konzentration, mit der
diese sensible Künstlerin am Werk ist. hebt
ihre "Gebet" betitelten meditativen Bilder,
die in ihren besten Beispielen eine kaum
iäberbietbare, karge und doch wiederum
sehr reiche Einheit von Wollen und künstle-
rischer Umsetzung erreichen, in die Sphäre
des Geistigen, der Auseinandersetzung mit
dem Transzendentalen.
Uta Prantls Malereien sind moderne An-
dachtsbilder. die zur Besinnung rufen und
in bestem Sinne zeitgemäß und zeitlos zugleich
sind. Sie sind höchst seltene Beispiele dafür,
daß es so etwas wie sakrale Malerei auch
heute oder erst heute wiederum gibt.
Die 1966 und 1967 entstandenen Bilder Öl
auf Leinen beruhen alle auf dem Prinzip
der Scheibe. die zugleich geometrlsches
Zentrum und ausstrahlender Mittelpunkt der
in feinsten Abstufungen gemalten Kompositio-
nen ist. Um dieses Symbol und in dieses
eindringend. das auch als Sonne oder Blume.
als inners, der Mitteilung an den Nächsten
harrendes Geheimnis gedeutet werden könnte.
breitet sich ein subtiler, nuancenreicher.
beinahe monochromer kosmischer Teppich.
der aus kleinsten. kaum noch wahrnehm-
baren Flecken und kreisenden Punkten fuglos
zusammengsetzt wurde.
Die zwingende Logik und Einfachheit des
malerischen Geschehens, der gleichsam schwe-
relose Zustand, die innere Größe und Rein-
heit dieser "Gebete" zeichnen die Bilder von
Uta Prcintl-Peyrer in einem Maße aus, das
Bewunderung verdient.
GALERIE WÜ RTH LE
"Der Kopf"
Eine interessante Gruppenausstellung zum
Thema "Der Kopf" veranstaltete die Galerie
Würthle in der Weihburggasse. Es handelte
sich um eine abwechslungsreiche, doch nicht
zu bunt gemischte Kollektion. deren Quali-
tat über dem lag. womit Wiener Galerien
in der Regel aufzuwarten haben. Die Aus-
stellung sie umfaßte rund B0 Exponate kon-
frontierte mit mehreren Klassikern der
Moderne. darunter auch den Altmeistern
österreichischer Malerei des 20. Jahrhunderts.
vergaß aber auch nicht auf jüngere Künstler,
die in der Regel mit nicht weniger interessan-
ten Arbeiten vertreten waren. Einige Namen.
aus dem weitgesteckten Panorama legitimer
künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten ge-
griffen. veranschaulichen wesentliche Aspekte
der Auseinandersetzung mit dem ergiebigen
Thema So sah man z. B. von Picasso ein
zeichnerisch grandioses, dynamisches Porträt
von Balzac. von Emil Nolde ein aquarelliertes
Frauenbildnis und von Egon Schiele gleich
drei, allerdings unverkäufliche Arbeiten. um
die sich jedes Museum reißen müßte. Chagall
war mit dem Kapfelnes alten Juden vertreten.
der österreichische Expressionist Richard
Gerstl mit zwei ausdrucksstarken Olstudlen.
Mit ähnlich interessanten Blättern wie die
Deutschen Dix, Beckmann und Klrchner
waren auch die Franzosen Matisse und Vtllon
mit von der Partie. Wotruba. Avramidis und
Pillhofer repräsentierten mit kleineren Ar-
beiten die österreichische Gegenwartsplastik.
INTERNATIONALER KÜ NSTLERCLUB
Hippie-Posters
Sehenswert, wenn auch problematisch. war
eine Ausstellung von Hippie-Posters. Plakaten
Internationalen rKüvnstlerclub im Pdlois
Palffv.
Ohne den Jugendstil und verschiedene
Manierismen des 19. Jahrhunderts wären die
zumeist in grellen Farben gedruckten. mit
viel Schrift versehenen Plakate kaum var-
stellbar. Von Originalität und zeitgemäßem
Stil ist in ihnen nicht viel zu spüren. In ihrer
romantischen Verträumtheit haben sie mit
dem Heute nur insofern zu tun. als sie von
zlvilisationsmüdenf Menschen gekauft
werdemdiesich. anstattsich um die Gegenwart
zu kümmern. in den Schmollwinkel der Ver-
gangenheit zurückziehen. um dort ungestört
ihre Zeit zu verbringen.
Die heute weilverbreiteten Hippie-Posters
man kenntsie unter diesem Namen seit 1965
dienten und dienen in der Regel zur Ankündi-
gung von Tanzveranstaltungen. sie sind
durchwegs geschickt und effektvoll gestaltet,
bleiben dabei allerdings eklektizistisch-
charmanter, gelegentlich pap-verbrömter
Gartenlaubestil für Teenager und Twens in
Auflagen bis zu 100.000 Exemplaren.
GALERIE STU BENBASTEI
Clarence E. Giese und
Hubert Fischlhammer
Mit 17 Ölbildern und Aquarellen stellte sich
der 1925 in Indiana in den USA geborene
Maler Clarence E. Giese erstmals in der
Galerie auf der Stubenbastei der österreichi-
schert Öffentlichkeit vor. Der Künstler, der
seil 1958 als Lehrbeauftragter für Zeichnen
und Malen am Institut für europäische Studien
in Wien talig ist, verwandelt in seinen be-
dachtsam aufgebauten Bildern Steinstrukturen
und Landschaftseindrücke zu einer Synthese
von Werden und Vergehen. Er bezieht seine
malerische Arbeit auf den Menschen und
seine Umwelt. "Steine und Gebeinformen
treten in meinen Bildern wiederholt auf.
Gestein symbolisiert die materielle Welt,
Gebeia definiert den Menschen". Schreibt
Giese über die Zielsetzung seiner bestimmten
und doch subtilen. zumeist stufenfärmig auf-
gebauten Bilder. "Tod". "Verklärung".
"Verwandlung" und der "Schmerzensmann"
sind die Themen. die ihn interßsieren. die
ihn zu immer neuen lntegratiansversuchen
bildnerischer und geistiger Aspekte anspornen.
Eine Ausstellung, die an der Ernsthaftigkeit
des Bemühens dieses Künstlers keine Zweifel
hinterließ.
Als Hubert Fischlhammer. der 1925 in Ried
im lnnkreis geborene Graphiker. 1965 mit
einer Kollektive seiner Arbeiten in der
Wiener Galerie Autodidakt erstmals in
größerem Rahmen dn die Öffentlichkeit trat,
war dies Anlaß genug, in den gleichermaßen
begabten wie disziplinierten Autodidakten
Hoffnungen zu setzen. Der künstlerische
Werdegang. den Hubert Fischlhammer in
der Zwischenzeit gegangen ist eine Aus-
Stellung in der Galerie auf der Stubenbastei
gab darüber Aufschluü, erfüllte die Er-
wartungen aus Anlaß seines Wiener Debüts.
Mit dem Willen, ernsthaft an sich und der
Vervollkommnung seiner handwerklichen
Mittel zu arbeiten. gelang dem Künstler eine
respektable Folge farbiger graphischer
Blätter. die gegenüber früheren nicht nur
Fortschritte im Technisch-Handwerklichen
aufweisen, sondern in der Regel auch schon
ein klareres Stilbewußtsein. ein immer stärker
und wesentlicher werdendes Zusichselbst-
finden veranschaulichen. Dabei gilt es zu
berücksichtigen. daß die opportunistische Zu-
flucht bei der Masche. dle vielen Alibi für
echte Anstrengungen ist, mit Erfolg vermieden
wurde und statt dessen bei aller Disziplin,
die seinen Materialdrucken und Monatypien
eigen ist die ganz und gdr dem schöpfe-
rischen lmpetus gehorchende Schaffens- und
Formulierfreude vorherrscht. Sicherlich birgt
jedes Zuviel. ein zu großer Farmen- und
Ideenreichtum Gefahren in sich, was auch
bei Fischlhammer zur Folge hat, daßurttcht
alle Arbeiten gleich strengen kritischen Uber-
legungen standhalten. lm gesamten und auf
längere Sicht ist jedoch nur dieser weitest-
gehend offene Weg eine gewisse Garantie
für Profilierung im Sinne echter künstle-
rischer Persönlichkeitsfindung. Bei aller Ver-
schiedenartigkelt der formalen Aufgaben-
stellung in den einzelnen Arbeiten zeigt eine
größere Anzahl vergleichend betrachtet doch
sehr genau das Spezifische der Graphik von
Hubert Fischlhammer. Batimmte Prinzipien
des Bildaufbaues und der formalen Akzentu-
ierung. aber auch Eigenheiten und Wieder-
holungen in der Farb- und Thernenwahl sind
in diesem Zusammenhang anzuführen.
Kriterien für den Wert und die Eigenart der
graphischen Blätter lassen sich demnach in
entsprechender Zahl verhältnismäßig objektiv
registrieren. Sie reichen von dem bereits
erwähnten handwerklichen Können und der
Exaktheit in der drucktechnischen Ausführung
über formale Harmonie. Genauigkeit und
Spannungsgegensatze bis zu dem sehr sub-
tilen Setzen der Farbe sowie feinster. nuancen-
reicher graphischer Verlaufe und Strukturen
in einzelnen Details. Im Zusammenwirken all
dieser Faktoren entstehen Bilder. die bei aller
Bestimmtheit auch der Phantasie des Be-
trachters genügend Spielraum gewähren und
jenen geistigen Anforderungen entsprechen.
ohne deren Vorhandensein von Kunst nicht
die Rede sein kann. Die Graphiken von
Hubert Fischlhammer sind ein schätzenswertes
Beispiel dafür. daß hier in aller Stille und
Zurückgezogenheit. doch fernab jeder An-
rnoliung und provinzietlen Desorientierlheit
ein Werk weiter im Entstehen begriffen ist,
dem auch in Zukunft unsere Aufmerksamkeit
gelten wird Abb. 6. 7.
Peter Baum
49
FRANZ SCHUSTER 75 JAHRE
Bauen als soziale Aufgabe
Es ist vielleicht ein österreichischer Zufall. daß
der Wiener Architekt Professor Franz Schuster
seinen 75. Geburtstag in einer Klinik bei
Frankfurt am Main feiern rvtußte. Die über-
anstrengungen der Baustellenbesuche mach-
ten es nicht mehr möglich. auch noch zum
gleichen Zweck nach Griechenland zu reisen.
Mit einem Wort. die graßen Baustellen des
unermüdlich arbeitenden Jubilars liegen weit
von Wien entiernl. Das heißt aber nicht. daß
Franz Schuster hier vergessen isl. Erst vor
kurzem erfuhr die Öffentlichkeit. daß ihm
der Große österreichische Staatspreis 1967
für Architektur verliehen wurde.
Wir möchten Geburtstag und Staatspreis zum
Anlaü nehmen. das Werk dieses stillen.
geradlinigen Architekten eingehender zu
würdigen. Schuster vertrat und vertritt eine
Baugesinnung. die im Bauen eine vorwiegend
soziale Aufgabe sieht. die sich weniger nach
ästhetischen als nach ethischen Kategorien
orientiert. Schon die frühe Entwicklung nach
dem Ersten Weltkrieg zeigl diese entscheidene
Einstellung. Als Schüler von Heinrich Tesse-
now. der kurze Zeit in Wien gelehrt und
auch gebaut hat. als dessen spdlerer Assistent
und Mitarbeiter an der ersten deutschen
Gartenstadt Dresden-Hellerau enlpfdn er
seine grundlegenden Eindrücke. 192 als
Cheidrchlleki beim Österreichischen verband
für Siedlungs- und Kleingartenwesen nach
Wien zurückberufen. kamml er in Kontakt
mit der durch Scheu. Laos und Frank voran-
getriebenen Gartenstadtbewegung. Aber
schon 1917 folgt ein Ruf nach Frankfurt durch
Ernst May. ln diaer Zeit entwickelt Franz
Schuster einen neuen Schullyp mit Hallen und
beidseitig belichteten Klasen. der heute noch
als ..Schuster-Schule" bekannt ist und gebaut
wird, Schuster bleibl neben seiner Lehr-
tötigkeit in Frankfurt und Kopenhagen bis
1936 Generalsekretär dB Internationalen
Verbandes für Wohnungswsen und wird
schließlich 1937 Nachfolger von Josef Hoff-
mann an der Akademie für angewandte
Kunst am Stubenring.
Zahlreiche Elauien. Bücher und Publikationen
zeigen einen fßten "Themenkreis" Siedlun-
gen. Volkswohnbauten. Kindergärten, Schu-
len. Heimstätten für alte Menschen, Bäder.
Volksbildungsstätten und ähnliches.
Nach 1945 tritt Professor Schuster in Wien
unter anderem mit der Planung von einigen
Siedlungen auf. wie der Peer-Albin-Hansson-
Siedlung mit Pangratz. Simonv. Worte oder
der Anlage an der Siemensstraße. Der
Sonderkindergarten "Schweizerspende" ge-
hört zu den ersten bemerkenswerten Nach-
kriegsbauten. Anlößlich der Fünfzigjahrfeier
der Künstlerkotonle Mathildenhöhe in Darm-
sladl erhält Schuster als einziger Osterreicher
den Auftrag für einen Meisterbau Kinder-
krip Kindergarten und -hort und 1957
die inladung für die Planung eines Hauses
bei der lnlerbau im Berliner Hansaviertel.
Den Höhepunkt der ausländischen Aufträge
bilden zweifellos ein psychologisches Zentrum
für Nardgriechenland mii Sanderschule. heil-
pädagogischer Station. Klinik usw. in Saloniki
ab 1963 und ein Schulzentrum für die Nord-
westsladt Frankfurt mit Förderstufe. Haupl-
schule. Realschule. Gymnasium. urnhallen.
Lehrschwimmbecken und Sparige nde.
Franz Schusters Werk isl ein Beweis dafür.
daß es auch heute nach eine "engagierte
Baukunst" gibt. daß es wohl auch Aufgabe
eines Architekten sein kann. aus den gesell-
schaftlichen Bedingungen. aus sozialen. pad-
agogischen. medizinischen und was es noch
für Faktoren geben mag. Bauaufgaben zu
formulieren und daraus Bauten zu entwickeln.
die scheinbar nichts anderes tun als Dienste
anzubieten. Es ist das Einbeziehen des Bauens
in einen Entwicklungsprozeß der Gesellschaft.
nicht als Außerung individueller Wünsche.
nicht als Selbstbestütigung und Befriedigung
des Architekten. Schusters Arbeit zeigt das
unentwegte Bemühen. den anderen eine
bessere Welt einzurichten.
Friedrich Achleitncr
WEITERENTWICKELTE MUTATIONEN
Theo Braun zeigte in Graz neue
graphische Arbeiten
In der Galerie beim Minoritensaal in Graz
stellte im Jänner der Wiener Maler und
Graphiker Theo Braun. der erst im Vorjahr
in der Maerz-Galerie in Linz kollektiv zu
sehen war. vierzig neue Arbeiten aus. Die
seit rund einem Jahr bestehende. von Fro-
fßsor Ewald Wolf-Schonach betreute und
gegründete Galerie nimmt innerhalb des
Grazer Kunstlebens bereits einen festen Platz
ein.
Die neuen. farbigen Eisenötzungen des 1912
in Karbitz in Böhmen geborenen Künstlers
viele davon wurden erst zu Anfang dieses
Jahres gedruckt! stellen die konsequente
Fortsetzung und Weiterentwicklung der
"Mutationen" des Vorjahres dar. Neben die
verschiedenfarbige Verwendung und Kam-
binatorik einzelner Platten an ein und der-
selben Stelle des Blattes tritt jetzt durch Ver-
schieben und das Miteinbeziehen verschieden
großer Platten ein zusätzliches formalß
Spannungselement hinzu. Daß diser Schrill
nicht nur neue und überraschende Kombi-
nationsmöglichkeiten erschließt. sondern auch
zu Steigerungen in der Bildaussage führt. ver-
steht sich bei einem konsequent arbeitenden
Künstler wie Theo Braun beinahe von selbst.
Peter Baum
50
VIKTOR GRIESSMAIER 65 JAHRE
Der langjährige. hochverdiente Direktor des
Österreichischen Museums für angewandte
Kunst. Dr. Viktor Griessmaier. vollendete am
19. Dezember des abgelaufenen Jahres das
65. Lebensjahr und schied damit aus dem
aktiven Dienst aus.
Dreißig Jahre seines Lebens hat Viktor
Griessmaier der hingebenden Arbeit an dem
Museum gewidmet. das er in den letzten neun
Jahren als Nachfolger lgnaz Schlossers leitete.
Er ist verhältnismäßig spät. nämlich im Alter
von 35 Jahren. in den Museatdienst getreten.
Eine lange Studienzeit und schwere Jahre der
Slellenlosigkeit waren varausgegangen
typisches Schicksal jenes vom ersten Krieg
schwer in Mitleidenschaft gezogenen ..Jahr-
ganges 190
Sein Studium begann Viktor Grissmaier im
Wintersemester 1911 an der Juridischen
Fakultät der Universität Wien. von der er
Ostern 1924 an die Philosophische Fakultät
übersiedelte. Seine visuell-akustische Doppel-
begabung scheint ihm die Wahl des Studien-
faches nicht leicht gemacht zu haben er
entschied sich vorerst für Musikgschichte.
Erst nach drei Semestern entschloß er sich
zum Studium der Kunstgeschichte als Haupt-
fach daneben wurde aber Musikwissenschaft
weiterbetrieben. nun als freilich sehr ernst
genommene Nebenfach. Seine Lehrer waren
in diesem Fach die Professoren Lach. Guido
Adler. Orel. Wellesz. Gal. Fischer und
Ficker und wenn er sich auf diesem Gebiet
später auch nicht im eigentlichen Sinn wissen-
schaftlich betätigte. so ist ihm dach daraus
vieles an Erkenntnissen allgemein-ästhetischer
Art zugewachsen. ganz abgesehen von An-
regung und Trost. die der ausgezeichnete
Klavierspieler und Kenner stets aus dem
Umgang mit musikalischen Kunstwerken
schöpfte. Die eigentliche Bemühung ds mm
schon im 7. Semäter stehenden Studenten
galt aber seit Oktober 1925 der Kunstge-
schichte.
Als Schüler der Professoren Strzygowski,
Heinrich Glück Diez und Eisler beschüft" te
er sich schon fr' mit den Dingen. die später
sein wissenschaftliches Berufsleben in erster
Linie ausfüllen sollten mit dem Kunstgewerbe
da europäischen Mittelalters und Zentral-
asiens sowie mit der Kunst Ostasiens. Im
Herbst 1930 schloß er sein Studium mit einer
leider iinpublizierten Dissertation über den
..Emailaltar des Nikolaus von Verdun in
Klosterneiiburg" ab und wurde im März 1931
zum Dr. phil. promoviert. Diese Doktorarbeit
ist auch heute noch die gründlichste Mana-
graphie über dieses bedeutendste Gold-
schmiedewerk des Mittelalters. Bis 1933
arbeitete Viktor Griessmaier am 1. Kunst-
historischen Institut der Universität als "wissen-
schaftliche Hllfskraf" weiter. dann begann
die schwere Zeit der Arbeitslosigkeit, mit
Gelegenheitsarbeiten Führungen. Vor-
trägen usw. bis ihm schließlich die An-
stellung als ..Vertrogsbediensteter" am Oster-
reichischen Museum für angewandte Kunst
März 1937 jene Laufbahn eröffnete. die.
nach einer Unterbrechung durch Kriegs-
dienst. Gefangenschaft und Denkmaldienst in
Oberösterreich September 1944 bis Novem-
ber 1945. mitseiner Ernennung zum Direktor
im Jänner1959 ihren Höhepunkt erreichte.
"Seinem" Museum widmete sich Viktar
Griessmaier vorerst der Bibliothek der
größten Kunstbibliolhek Österreichs, die er
durch viele Jahre leitete. und dann vor allem
den Sammlungen außereiiropäischer Kunst.
die er um wichtige Neuerwerbungen be-
reicherte. in erster Linie die großartige
Widmung Anton Exners. deren Eingliederung
und mustergullige Aufstellung das ..Stuben-
ring-Museum" mit einem Schlag zu einer der
wichtigsten Sammlungen olstasiatischer Kera-
mik in Europa machte.
Mit dem Gebiet der zentralasiatischen und
ostasiatischen Kunstgeschichte befaßten sich
auch die wichtigsten wissenschaftlichen Arbei-
ten Griessmaiers. die sich freilich. ganz im
Sinne ihres Autors. meist in äußerlich be-
scheidene Formen kleideten Kataloge.
Zeitschriften- und Jahrbuchaufsötze. Der
Fachmann allerdings weiß. wieviel diesen
Arbeiten an neuen Erkenntnissen zu danken
ist etwa die heute noch gültige Neudatie-
lung der Ordosbronzen oder die wissenschaft-
liche Erschließung der einzigartigen. im
Kriege in Berlin zugrunde gegangenen
Sammlung zentralasiatischer Kunst E. von
der Heydts. Auch von den vielen Austellungen.
die Griessmaier zum Teil schon vor Antritt
des Direktorates am Österreichischen Museum
für angewandte Kunst veranstaltete. Sind
einige der Kunst Ostasiens gewidmet. so die
100-Jahr-Ausstellungen Hokusai 1949 und
Hiroshige 1958. die Ausstellun9 nZengo.
Malerei des Zeh-Buddhismus" 1959. mit
der diese Kunst zum erstenmal in Europa
gezeigt wurde sie ging von Wien durch
ganz Europa m. die Schau der Werke des
japanischen Holzschnittmeisters Shiko Muna-
kata 1960 und die des japanischen Mönchs-
malers Sengai 1964; für diese und viele
andere Ausstellungen hat Griessrttaier auch
den Katalog bearbeitet.
Unter der Direktion Griessmaiers veran-
staltete das Museum insgesamt 64 Ausstellun-
gen; davon waren 11 historischen Themen
gewidmet. der Großteil. nämlich 53 Aus-
stellungen. stand unmittelbar im Dienst der
Gegenwarlskunst. wobei sämtliche Kunst-
zweige, vom Ölgemälde zum Teppich und
von der Gebrauchsgraphik bis zur Photo-
raphie zu Wort kamen. Außerdem hat
riessmaier an zahlreichen anderen Aus-
stellungen organisatarisch und fachlich mit-
gewirkt, unter anderem an den großen
"monographischen" Anstellungen von Wer.
ken Van Goghs. Cezanns. Munchs. Gauguins
und Hodlers. Griessmaiers Direktion war
also in jeder Hinsicht eine höchst verdienst-
volle Fortsetzung der großen Tradition des
Museums. dessen hundertjahrige Geschichte
er lm Katalog der epechemachenden Aus-
stellung ..1OO Jahre Österreichisches Museum
für angewandte Kunst" selbst skizziert hat.
Griessmaiers Wirken hat sich aber nicht im
Museurnsdienst der ihm auch viele admini-
strative und organisatorische Verbesserungen
verdankt erschöpft. Auf zahlreichen Reisen.
die ihn unter anderem nach China, Japan.
Persien und in die Türkei führten, hat er nicht
nur Kenntnisse gesammelt. sondern auch Er-
kenntnisse als Berater vermittelt; wie viele
Anregungen ihm da zu danken sind. läßtsich
nicht statistisch erfassen. Griessmaicr ist aber
nicht nur ein Kenner der asiatischen Welt.
sondern auch ein sehr genauer Kenner und
inspirierter Deuter Österreichs. seiner Land-
schan und seiner Kunst. Abgesehen von rein
kunstgeschichtlichen Arbeiten. die sich mit
österreichischen Themen beschäftigen, hat er
mit hoher Kennerschaft und tiefer Liebe
seiner Heimat ein Denkmal gesetzt. das
bleibenden Wert hat das große. 1950 er-
schienene und seither ofters aufgelegte Werk
..Österreich. Landschaft und Kunst".
Es ist sehr zu wünschen. daß Viktor Griess-
maier nun, da er von den täglichen Pflichten
seines Berufes entbunden ist. noch möglichst
viel von dem. was er sich an Kennerschaft
und souverünem Verstehen erworben hat.
zu Papier und Druck bringt. Es wäre das die
schönste Abrundung seines Wirkens in einem
Leben gewissenhaflester Arbeit.
O. Demus
ÖSTERREICHISCHE
STAATSPREISTRÄGER
Der österreichische Staatspreis 1967 für
Bildhauerei konnte nun dach vergeben
werden. Jener Preisrichter. an dessen Haltung.
wie bereits berichtet wurde. die erste Sitzung
scheiterte. noch ehe die Beratungen be-
gannen. war nicht mehr Mitglied der Jury.
Zwei volle Preise zu ie 75000 Schilling
fielen an die Wiener Alfred Hrdlicka und
Josef Pillhofer. Mit dieser Lösung machte
die neu zusammengetretene Jury von einer
Bestimmung des Statuts Gebrauch. die es
ihr erlaubte. entweder gar keinen Preis
oder einen oder auch mehrere Preise in
der gleichen Sparte zu vergeben.
Der Staatspreis für Bildhauerei fällt alle
fünf Jahre an. da es fünf Sparten in der
Sektion bildende Kunst gibt Malerei. Gra-
phik. Bildhauerei. Architektur und ange-
wandte Kunst und jedes Jahr eine andere
Sparte an die Reihe kommt. Zum Unterschied
vom Großen Staatspreis, den der Kunst-
senat für ein Lebenswerk vergibt. wird für
den Staatspreis ein Wettbewerb ausgeschrie-
ben und eine eigene Jury bestellt. Jeder
Bildhauer. der österreichischer Staatsbürger
ist. hat das Recht. Photos von maximal fünf
Werken. die in den letzten fünf Jahren ent-
standen. zur Beurteilung zu übermitteln.
Einsendungen von über 40 Künstlern er-
folgten diesmal. in der Gesamtheit über-
raschend gute.
Was die beiden Preislräger anlangt. so ist
meiner Meinung nach zu bemerken
In Josef Fillhofer darf man einen Künstler
erblicken. der abstrakte und kubistische
Prinzipien in einer sehr klaren und reifen
Form anwendet. Er war Wotrubo-Schüler
und gehört auch stilistisch zur Wotruba-
Schule in einer geradezu klassischen Weise.
Alfred Hrdlicka ging sehr früh schon eigene
Wege. obwohl auch er Wotruba-Schüler war.
Der Künstler ist ein erklärter Naturalist
geworden und hat Werke von einer großen
Kraft geschaffen. ganz für sich allein. ohne
jemals einer modischen Strömung auch nur
das geringste Zugeständnis zu machen. Als
Graphiker wurde der Eigenwillige bereits
mehrmals international preisgekrönt. Auch
als Bildhauer erregte er auf der Biennale
von Venedig Aufsehen.
Nun ist er in eine der führenden Galerien
der Welt eingezogen. In der Morlborough-
Gallery in London wurde am 15. Februar
in Gegenwart eines sehr prominenten Publi-
kums eine große Einzelausstellung des
Künstlers eröffnet. Was das bedeutet. wird
man ermessen. wenn man bedenkt. daß zu
der Galerie ein Henry Moore. ein Lynn
Chadwick. ein Kenneth Arrnitage. ein Francis
Bacan geheren und daß sie nicht zuletzt
auch die Galerie des berühmtesten öster-
reichischen Bildhauers Fritz Wotruba ist.
Den Staatspreis für Medaillevrkunst. den
gleichfalls die Bildhauerjury vergab. hat
Elfriede Rohr erhalten. Sie ist eine Schülerin
von Prof. Ferdinand Welz und fiel durch
sehr ansprechende. moderne Lösungen auf.
Johann Muschik
NEUES UND INTERESSANTES
DER INTERNATIONALEN
KUNSTWELT
Nach Kollektiven von Lucio Font
Antonio Calderara zeigt die Kestm
schaft Hannover vam s. Mdrz bis 7.
Arbeiten von Werner Heldt. Vom
bis 12. Mai folgt eine Persanalausste
Amerikaners Roy Lichtensteln. ans
Ausstellungen von Max Bill, Damen
und J. R. Solo. ..Deutsche Avar
Rene Magritte und Richard Linaner
schließlich im Herbst dieses Jahres
von Wieland Schmied geleiteten
Gesellschaft vorgestellt.
Skulpturen und skulptvrale Obje
cuaenia Degani und Fillwe Pansel
die Galteria Solaria in Mailand.
Malereien von Sigrid Kaprerinann
Februar lft der Galerie Anne Abels
zu sehen. Die Ausstellung umrarlie
der 1923 in Berlin geborenen Kunstl
Skulpturen und Bilder mit Glasfluß
gearbeitet des in London lebenden
Stefan Knapp wurden ln einer überc
essanten Kollektive von der Galerie
Frank in München vorgestellt.
Aluminiumskulpturen des aus Polen
gen. in London ausgebildeten
existieren jeweils Exemplare Abb.
Das Forum Stadtpark in Graz verl
zuletzt Einzelausstellungen van Fron
Christian Ludwig Altersee und Rudi
ner.
Zeichnungen und Druckgraphik de
ners Hans Theo Richter wurden val
Kasten in der Neuen Galerie der
vorgestellt.
Teppiche und Entwürfe vdn Antoni
aus der Manufaktur Carola Torres.
zeigte im Jänner die auf spanische
amerikanische Künstler spezialisierte
Buchholz in München, In derselben
waren vom 31. Jänner bis 3. März
von Nein Autunez zu sehen.
Die Atelier-Galerie "lncolitro"
dorfar Straße 74. Wien eroffl
Malerin und Bildhauerin Eva Mazz
einer Gruppenschau von Werken ost
scher Künstler. Gezeigt wurden u. a.
von Ammartn. Heuer. Nowak.
ltiediger. Schwalm. Swoboda. Wal
Wirth.
Mit einem rasch wechselnden Progr
Mi -Ausstellungen erwies sich zul
Galerie in der Bäckerstroße in Wien
agil. Nach dem Motto ..Für leiten etl
man u. a. 20 Lithographien von Marc
Rainers Mappenwerk ..Stirnfeuer au
hallo". Druckgraphik von Kubin
koschka und eine neodadoislische Au
der Deutschen Beulecke. Kroes und
mit dem Titel "Wärmflasche 67".
Die Galerie Schwarz. Milano. zel
Februar bis März dieses Jahres Bll
Konrad Klapheck. Düsseldorf Abb.
Neue Arbeiten von Jirka Jiri Mezrick
in einer "Ausstellung am Rande" dii
lische Hochschulverblndung Amelu
Wien. Die Bilder fanden großes lnter
wurden van den Studenten eifrig
Abato.
Architekturzeichnvngen und Aquari
Gerhard Jux geboren 1944 lrrwlen
bis 23. Februar in der Galerie de
österreichischen Spar-Casse in Wien
Die Galerie. diesich vor allem der Fö
junger oder wenig bekannter Küns
nimmt. stellte inn Anschluß an Jax
von Hans Plobner aus Abb.11.
Eine Ausstellung der Wiener Sch
phantastischen Realismus fandauf
des österreichischen Kulturinslltutes
York in San Francisco statt. Eine
Ausstellung dieser Künstlergruppe ze
Belgrader Kulturzentrum.
Henry Moore. der weltberühmte
Bildhauer. wurde in Amsterdam mit
rund 600.000 Schilling dotierten Erasn
ausgezeichnet.
Den so. Geburtstag beging der
Architekt und Erbauer der Stadt
Oscar Nielvleyer.
Als Filiale der Galerie eröffnete
Scheer dieuGaleriet mGetrelder
..Ais multiplicata. vervlelfülligte Kt
1945" lautet der Tltet einer bedeuten!
stellung des Wallraf-Richartz-Museurr
Kunsthalle Köln am Neumarkt. Die
tiorl. die mehr als 500 Objekte. grc
Einzelblätter und Mappenwerke enthi
von einem instruktiven und mit großi
zusammengestellten Katalog beglejt
Exposition kann als wesentlicher Beil
Neuorientierung in der Kunst unsel
gewertet werden bis 15. April 1965
12. 13.
Anläßlich des Erscheinens des Bande
bert Boeckl Zeichnungen und Aql
in derSchriftenreihe desMuseumsdesI
hunderts in Wien veranstaltete das
einen Empfang in Anwesenheit der
des Künstlers und des Bundesmlnls
Unterricht. Dr. Theodor Piffl-Percevl
Zu einer inoffiziellen Entkleidungssz
Malers Hundertwasxer führte die
Eröffnung einer Ausstellung von Lithog
und Aquarellen des Künstlers im lnt
nalen Studenlenheim der Stadt Wiel
Stadtrat Gertrude Sandner. In Anw
von rund 150 Personen legte der al
Maler ein Strip-tease hin es war der
punkt" seiner Braridrede gegen
menschlichkeit moderner Architektb
ihm zwei Anzeigen durch die Stau
einbrachte siehe den offenen Briäf S.
etc
iE 8-14
KnaPD, Personage 3. Aluminium-
ur aus der Ausstellung des in
in lebenden Künstlers in der Galerie
Munchen
1d Klapheck. Die Schönen der
l. 1967. Öl, '30x70cm aus der
walschau des Malers in der Galerie
irz. Mailand
Flucht aus der Partitur. 1967.
ii Leinwand. 120x140 cm aus der
zllung des iungen Malers in der
ichulverbindung AmelungicW in
12
OFFENER BRIEF
FRIEDRICH HUNDERTWASSERS
AN DAS POLIZEIKOMMISSARIAT
WIEN-DÖBLING
sehr geehrte Herren!
Ich erfuhr eben. den Ihr Kommissariat ein
Verfahren gegen mich eingeleitet hat und
dal mein Anwalt ein 27. II. zu ihnen geht.
ich hebe nur rneine Piiichi getan. als ich
nackt gegen die Verbrechen der modernen
Architektur autlrdi Ich hatte mich schuldig
geniachi. wenn ich nicht so gehandelt hatte.
Da ich ledoch gern ins Gcfangnis kommen
rnechte. teile ich ihnen rriit. dali ich eine
Verurteilung unter allen urnstariden anstrebe.
Eine Geldstrafe werde ich iedech ablehnen
und dut Gefängnis ader Haft beharren.
Egon Schiele war auch im Gefangnis.
Denn ich werde während meiner Inhaftierung
ein oder mehrere Bilder malen, je nach
Dauer der Haft; ie langer, desto besser.
Und ich werde fleißig sein.
Aus DEM ERLOS DER BILDERABER WERDE
ICH EIN oDER MEHRERE HAUSER NACH
MENSCHLICHEN PRINZIPIEN EHRENAMT-
LlCt-i BAUEN UND AN MITTELLOSE
WOHNUNGSSUCHENDE SCHENKEN
KÖNNEN.
ODER ICH WERDE BEREITS BEWOHNTE
GRAUSLICt-IE BAUTEN AUF WUNSCH DER
BEWOHNER UND BEHÖRDEN SO UM-
GESTALTEN, DASS SICH ALLE WIEDER
GLÜCKLICH DARIN FUHLEN.
ODER ABER ICH STELLE DAS GELD FÜR
GRAS UND WALDBEDACHUNG VON
HAUSERN UND GARAGEN ZUR VER-
FUGUNG, ALSO FUR DIE SCHAFFUNG DES
ERSTEN STUCKES WIENERWALD AUF DEN
DACHERN VON WIEN.
Demzufolge machen sich die Richter. die
mich verurteilen. nicht inehr so schuldig.
weil sie durch nieine verurteilung der All-
gemeinheit dienen. Endlich werde ich im
aeidngnis rnaien müssen. Sonst komme ich
nur nach wenig dazu.
Ich hoffe nur, dall sich die Polizei. Richter
und Kläger ihrer Verantwortung nicht ent-
ziehen werden.
Hundertwasser
11 Architekturzeichnung von Gerhard Jax
Galerie der Ersten österreichischen
Spar-Casse. Wien
11 Hans Arp. Siebdruck. 1959. 70x53 cm
13 Nicholas Krushenlk. New York, 1965
entstandene unbetitelte Farblithographie
Abb. 11. 13 aus der Ausstellung .,Ars
muitiuiicdta". Köln
14 Norbert Nestler. WDhin geht ihr.
niegende Bruste. 1967. Ol auf Leinwand,
138x160 crn für dieses Bild erhielt der
Kunstler den Jocinneurri-Kunstprets des
Landes Steiermark tur zeitgenossische
Malerei 1967
GRAZER KUNSTBRIEF
Die Alte Galerie am Landesmuseum Joanneum
zeigte bis Mitte Jdnner eine interessante Aus-
stellung mit dem Titel "OFIQIFIGI und Kopie",
die sich mit einem faszinierenden Problem
der btIdEFidEW Kunst vom 15. bis tief ins 19.
Jahrhundert auseinandersetzt. Gemeint ist
die bald freiere. bald ganz worlwortllche
Zitlerung" eines Kunstwerks in einem
anderen so entlehnt ein eberilalienischer
Maler vom Ende des 15. Jahrhunderts eine
Geißelungsgruppe aus einem Stich von
Mantegna oder der Menegrarnniisl A. A.
Wels. Z. Jahrzehnt des 16. JatirhJnderts
Stiche und Holzschnitte von Albrecht DiJrer.
wie ein herrlicher lindenholzgeschnltzter
Christuskopfdes Nurnbergers Georg schweig.
ger 1613r1690 beweist, tSl Vctt Sloss fur die
Bildhauerei das. was DJrer fu'r Malerei und
Graphik des deutschen Sprachraum; war
eine Quelle unausschöpfbarer lnsairatienen.
Wahrend das Zltleren" bis zu Anfang des
19. Jahrhunderts im wesentlichen ohne
fölscherlsche Absichten geschah. so wird im
Zeitalter des Historismus gerade diese Gefahr
immer großer. So galt ein 1902 vom MJSEJVTI
erworbener hl. Georg als Werk der Zeit um
1500, wahrend wir es in Wirklichkeit mit
einem im 19. Jahrhundert entstandenen
Pasticclo zu tun haben, das Stilelemente des
gesamten 15. Jahrhunderts verinengt.
Am 7. Dezember wurde der vielbeqehrte und
stets umstrittene Joanneum-Kunstpreis ver-
geben. Der Jury geharlen u.a. unser Redak-
tionsmilglied Peter Baum und Prof. Dr. N0-
votny. Direktor der Österreichischen Gote ie
an. Der Hauptpreis wurde dem bis dato kaum
in Erscheinang getretenen G'G!Et' Kunst-
erzieher Norbert Nestler geb. 1912 in Wien
zugesprochen, den Kastner-und-Ohter-Kunst-
preis erhielt bereits zum zweltewrnal Johann
Fruhmann. wcthrcnd Gemalde von Hannes
Schwarz und Marlo Declcva zum Ankauf
vorgeschlagen wurden. Die Zuerkennung
des Joanneum-Kunstpretscs a1 Nestler fur
das Monumentalgemrilde ..wdhin geht ihr,
fliegende Brüste" tdnd keineswegs allgemeine
Zustimmung; in der Tat konnte man Nesller
einen trockenen, akademischen Eklekllztsmts
verwerfen. der sich an mehreren bereits
historisch gewordenen Kunststruriingei des
20. Jahrhunderts inspiriert und lediglich durch
die frivole Titelgebung dem Geist des Tages
Tribut zollt. Erfreulich ist aber aufladen Fall,
daß keine der alteingesessenen Standard-
grdraen zuin Zuge kam Abb. 14.
Mitte Dezember wurde in der Grazer Gang-
galei-ie eine Ausstellung von 31. Aeierellen
des 1880 geborenen. aus Oldenburg ge-
bürtigen, seit einem Menschenalter aber in
Peltau ansässigen Malers Jan Oelljen ge-
zeigt. Damit wurde ein noch lebender Kunst-
ler der Vergessenheit entrissen. die er sich
wahrhaft nicht verdient hat. Ocltien blieb in
Pettau heute Slowenien. froher unter-
steiermark hüngen", als er Elsa Kasirnir.
die Schwester des zu rascher Beruhmtheit
gelangten Radierers Luigi Kasirnir. irn Jahre
1910 heiratete. Etsa Kasimir gehorle in Wien
dem Kreis um Kokoschka an. ihr ebenfalls
valiig vergessenes werk sieht unter stdrkstem
Einfluß der Wiener Maler des Jugendstils
sowie Kokoschkas. Oeltlen war watirend des
Kriegs mit Heckel und Schmidt-RottluFf sowie
mit Anton Lehmbruck eng befreundet. Seine
I-ICIIJDISCitCÜfCFISDGYIOÜC liegt in den zwanziger
Jahren. in denen er einem leidenschaftlichen.
farbig-dynamisch gesteigerten Exorcsslonis-
rnus nachgeht. Erst seit vielleicht Zwcl lehr-
zehnten wird der EIVYIIJÜ des Spotwcrkes von
Kokoschka evident. die Palette lichtet sich zu
pastellarlig leichten. leckeren Farben. Die
Komposition wird diffus. das Lurnlnlstlsche
siegt über das Formale
Rein lhernenmatlig hat Oeltien kaum ie etwas
anderes gemalt als die Wahlheimat Pettau
und ihre Menschen. Er ist kein Mann des
Details. sondern ein Adept lcncs Pdthds bei-
nahe barocker Art, der welle Horizonte, hohe
Himmel und tiefe BIIÜVGJFHE liebt. So sehr
die Pettauer Landschaft vermochte. ihn zu
l-tochstieistuogen anzuspornen. so stark
hinderte sie den Künstler, in weiteren Kreisen
bekanntzuwerden Pettciu istcben leider
nur Hinterland" und das heute mehr denn ie.
Oeltien, ein ,.reiner" Künstler in iedem Sinne
des Wortes. hat alle Ereignisse zeitgeschicht-
llcher Natur ohne größere Schäden liber-
standen und lebt auch heute noch wie seit
Jahrzehnten in seinem sudsteirtschcn Bauern-
Blockhauschen am ostllchen Stadtrand von
Pettau. Nach Redaktlonsschluß erfahren wir.
ddii jen Mitte Februar in Pettau verstor-
ben ist.
Das Forum Stadtpark zeigte zwei wichtige
Ausstellungen; eine davon brachte Relief-
bilder und Farbzelchnungen von Christian
Ludwig Attersee heraus, die andere stellte
Gouachen und Zeichnungen von Franz Ringel
zur Diskussion. Attersee gehört zu ienen im
Fahrwasser amerikanischer Strömungen mit-
schwimmenden Künstlern. die es sich zur
Aufgabe gestellt haben. den Zivilisations-
betrieb, im besonderen die Ptakatwerbung
von heute, zu demaskiercn und zu ocrsltlieren.
Kitsch, Bluff. Mcinipulierenwollen sind die
Hauetingredienzien der Reklame van heute
ihre Folgen sind die Zerstörung der Sprache
"schmeckt international", Hschaumge-
bremst". ..leuchtfrisch" und des Menschen,
der zur grinsenden Pirl-up-Girl-Puppe und
allen übrigen Karretaten herabgewürdlgt
wird. tn diesem Sinne sind Attersees Bilder in
betont zuckerlsuß-hirnineiblau-resarelen Far-
ben gehalten und strotzen vor banalen wider-
sinnigkeiten, aber auch vor tieterer svrnbeliki
am iietsten beeindruckt hat uns eine Arbeit.
in der drei manikürte Finger einer Damen.
handrnitgrellrdtern Nagellackin zahnstocher.
durchspießte Bernerwttrstchen verwandelt
werden. Jedenfalls ist Attersee freiwillig oder
unfreiwillig Moralist und als solcher in ge-
wissern Maße mit stenvert zu vergleichen.
Ringels Kreationen sind Provokation an sich.
Der lunge Künstler produziert ganze serien
grausig unappetitlicher. zumeist iivehdlilscher
Mdnnchen. die in aggressiv unverscharnler
Weise ihre Notdurft u. dgl. verrichten und am
ehesten noch mit den armen wahnsinnigen
verglichen werden konncn. die mon in der
gJten, alten Zeit in Kotter zu sperren pflegte,
um sie der volligen verlierun; anheimzu-
geben. Der Melvertrag Ringels ist ebenso
wüst wie die Bildinhalte bei ihm tSl das
Kunstwerk sicherlich das Produkt einer
totalen Enthemwiung Sexwelle aus der
untersten Schublade
Die Neue Galerie am Landesmuseum Joan-
neum hatte die Galerie nachst St. Stephan"
zu Gast gebeten. Was gezeigt wurde. war
grundsätzlich nichts Neues und auch nichts
Autregendes alles WlC gehabt. Aus der
Masse der heute sehen abgestanden und
durchschnittlich wlrkewde1 Produktion ragen
die Leistungen zweier Kunsller hervor
Arnulf Rainer und Andreas Urtell beide echte
Dämowenbeschworer mit packender Aussage-
kraft Aber selbst Rainer wirkt von antiquier-
ter Bravhelt, wenn wir an Rlngels Monstren
denken, die sich immer wieder auf ihn be-
ruten. und die Begegnung rnit dern wenigen,
das von Urteil zu sehen ist. macht einem
wieder einnnal schmerzlich klar. was wir an
ihm verloren haben. Bemerkenswert die
Tatsache, daf! Msgr. Mauer auf dem Katalog-
deckel nicht weolger als neunundvierzigrnai
abgebildet ist ein Zug echter Bescheiden-
eit.
Die Galerie 16 gedenkt des 1964 verstorbenen
Malers Kurt Weber, der ein echtes Universal-
taten! war und wie so viele Grazer Kunsller
seiner Generation seine Anregungen un-
mittelbar und umueqlos aus Paris bezog.
Weber kommt vom Kubismus her und setzte
sich in den letzten Jahren seines Lebens mit
der informellen Kunst auseinander. Er ist
reiner Formallst und Asthct, dem das Bild
an sich" ein Hauptanliegen ist. Die 25 Gou-
achen der Ausstellung beweisen den hohen
sittlichen Ernst, aus dem heraus sein Schaffen
verstanden werden will. Dem totalen Sich-
gehenidssen der liingeren steht ein geradezu
klassisches Maß an selbsizucht gegenüber.
Am 11. loriner trat im Grazer Rathaus die
Jury zusammen. die über die im Rahmen des
Kunstförderungspreises 1967 eingereichten
weiibewerbserbeiten zu einer Grazer Mappe
zu entscheiden hatte. 1958 war ein derartiges
Maeaenwerk von Hans rrenius geschaffen
werden. das langst vergriffen ist. Es war
selbstverstandllch, daß Fronius in die Jury
berufen wurde neben ihrn rungierten die
Kunstkrtliker Prof. Johann Muschik Wien
und Dr. Heribert Schwarzbauer Graz sewie
Damen und Herren des Grazer Gemeinde-
rates. Der erste Preis wurde Michael Couden-
have-kalergi zuerkannt. der wieder einmal
seine Begabung als Deuter und Transkriptor
unter Beweis stellte. Da sich die Jury über die
Vergabe eines zweiten und dritten Preises
nicht zu einigen vermochte, wurden insge-
samt vier Elnzelblötter von ebensovlelen
Künstlern aus den eingereichten Maeaen
zurn Ankdut vorgeschlagen.
Nun noch ein Wort zur Anstellung Ernst
Christian Moser, die von der Neuen Galerie
im Grazer Künstlerhaus veranstaltet wurde;
Moser lebte von 1815 bis 1867 und ist damit
ein genauer Generattonsgenosse van iahann
Baptist Reiter. der ihn allerdings lang über-
lebte. Moser studierte an der Wiener Akade-
i-nie. kunstierisch blieb cr zeit seines Lebens
wieder. an dessen wiege Waldmuller,
Amerllng. Danhauser und Fendl standem Die
Grazer Ausstellung zeigt zahlreiche Porträts,
einige Genrebllder und ein einziges Historien-
blld. Sie bezeugt den hohen Rang, der dem
heute fast vallig vergessenen Kunstler zu-
kommt. Vieles kOTt zum erstcnmal ans Licht
der Oifentlichkeit. dewn die Familien, für die
Moser arbeitete. sind heJte noch existent und
en ihr Kunstgut mit Liebe und Eifersucht.
Moser selbst starb nach einem miserablen
Leben als Korrektor an der Landeszeichen-
schule eines jammerllchen Todes letztlich
ein Opfer schulinterner Intrigen die es nach
den Ausfuhrungen von LHStV. UniiA-Prcif.
Dr, Koren heute nicht mehr geben soll.
Ernst Koller
Wiener kunstschule künstlerische volks-
hcchschule. Wien
Auf Einladung des Präsidenten der Section
BEAUX Arts der Assaciatidn Artistlque de
la Prefecture de Police in Paris über das
österreichische Kulturinstitut in Paris, Doktor
G. l-Iohenwart. hat die Wiener Kunstschule
Z5 Bilder zu der Ausstellung in den XXe Salon
im MUSFE MUNICIPAL UART MODERNE
gesandt.
Folgende osterreicher wurden prömilert
Albert Halter mädallle de bronzede Monsieur
Ie Prefect de Police; Karl Winter medaille
d'argent du consetl munlclDaUi Heinz Peter
Müller medaille d'argent de l'A. A. P. F5.
Aus einem Bericht der Künstlerischen Volks-
hochschule und Wiener Kunstschule für das
Sommer- und wintersernesier 1967 geht
hervor. daB die 460 Kurse der künstlerischen
Volkshochschule und die Schulen der
wiener Kunstschule von 183.452 Hdr-i-n
bzw. 23.207 besucht waren. Im selben zeit-
raurn gab esßlü Veranstaltungen und Vorträge
und drei Ausstellungen.
51
ÖSTERREICH AUF DER BIENNALE
IN SAO PAULO
Zu einer selbst mit größten europäischen
Ausstellungen kaum noch vergleichbaren
Monstermesse moderner. avantgardistischer
Kunst hat sich in den letzten Jahren in immer
stcirkerem Ausmaß die Biennale von Sao
Paulo entwicklet. uber die Wilhelm Mrozek
in einem Vortrag im Museum tur angewandte
Kunst vor zahlreicher Zuhorerschaft aus der
Sicht des österreichischen Regierungskorn-
missars berichtete.
Der mit der Betreuung der österreichischen
Beitrage Wolfgang i-loitegha. Malerei. Al-
fred Hrdlicka. Graphik betraute Kunst-
historiker. Publizist und Direktor des Oster-
reichischen Museums für angewandte Kunst,
Dr. Wilhelm Mrazek. gab nicht nur Infor-
mationen über die Art und den Umfang der
voriahrigen Blennale in der Sechsmlllionen-
stadi. sondern sprach sich auch kritisch gegen
gewisse Praktiken der Jury aus. deren Mit-
glieder sich stott orimdr künstlerisch zu
werten in machtpolitische kdmpte natio-
nalistischen Anstriches einlassen. Darüber hin-
aus widmete sich der Redner eingehend den
dominierenden Ausstetturigsbeitrügen der USA
und der lateinamerikanischen Staaten.
Mrazek anerkannte zwar die zeitkritischen
Absichten der mit großem Aufwand prasen-
tierten Pop-art-Kreotionen der Amerikaner
am eigenen nwav of life". meldete jedoch
in künstlerischer Hinsicht wiederholt Be-
denken an.
von enormer vitalildt, eine nEXplosion der
Jugend", sind die Beitrage der südamerika-
nischen Lander. Sie enthielten wiederholt
Arbeiten von Sechzehn- und Siebzehniohrigen
und präsentierten damit gleichberechtigte
Teenagerkunst oder. besser gesagt. Teenager-
AntikunsLda es dieMehrzahl der Bildner ab-
lehnt. als Künstler charakterisiert zu werden.
Pop-art hat sich international durchgesetzt.
betonte Mrazek. Sie ist weit davon entfernt.
als blorle Kunstmode abgetan zu werden.
Neben Poo-art von der jedoch nur der ge-
ringste Teil reine Malerei ist dominierten
auf der letzten Biennale von Sao Paula
Varianten der geometrischen Abstraktion.
prägnante Formulierungen des Hard Edge.
Ein Vertreter dieser Richtung. der Engldnder
Richard Smlth, erhielt schließlich auch den
mit 10.000 Dollar dotierten Ersten Preis für
seine klaren Farbkomposltionen.
Österreich ging in Sao Paula leer aus. unter
62 Na ionen mit rund 4000 Exponaten von
800 Künstlern hatten wir trotz verschiedent-
lich guter Kritiken und einer gehörigen
Portion an Optimismus keine Chancen.
Dennoch sei es auch für ein kleines Land wie
Österreich wichtig und sinnvoll. an derartigen
Ausstellungen teilzunehmen. verliert doch
derienige. der sich selbst davon ausschließt.
auf der Bühne internationalen Kunstgesche-
hens jegliches Ansehen. Sich als angeblich
Mlßverstandencr in den Schmollwinkel Zu-
ruckzuziehen, ware das Unrichtigste. was
man in einer derartigen Situation tun könnte.
stellte der Redner abschließend fest.
Peter Baum
ALFRED HRDLICKA IN NÜRNBERG
Einführung von Dr. Elisabeth Rücker
anläßlich der Eröffnung am 21.1.1968
Zum zweiten Male stellt die Albrecht-Dürer-
Gesellschaft Nürnberg einen iungen Oster-
reicher aus. Nach Ernst Fuchs 1966. einem der
nernhettesten Vertreter des Wiener phon-
tastischen Realismus. folgt nun das druck-
graphische cEuvre von Altred Hrdlicka. der
ein Realist isl. ein sehr harter. unbequemer
Realist sogar, dessen Gedanken nicht in
Traumreiche abschweifen. sondern der mit
allen Fasern seines wesens der Gegenwart
verbunden ist. Hrdlicka spürt dem geistigen
Untergrund unserer Zeit so intensiv nach.
daß ihm von da her ganz neue Aspekte fur
die Gestaltung oll vertrauter Starte eben-
so gelingen wie die schon bis zum Uberdruß
zitterte nBewaltigung der bewußien ver-
gangenheit".
Welches sind die künstlerischen Mittel. die
Alfred Hrdlicka hierfür einzusetzen hat?
Hrdlicka erlernte erst die Malerei. 1946m1953
studierte er an der Wiener Akademie bei
Albert Paris Gittersloh. dem Lehrer auch fast
aller Phantasien, und bei dem Sezßsionisten
Dobrowsky. Darin wechselte Hrdlicka zur
Bildhauerei über und wurde Meisterschüter
von Fritz Wotrubo. 1953 machte er sein
Diplom als akademischer Maler. 1957 das-
jenige für den akademischen Bildhauer. Die
Albrecht-Dürer-Gesellschaft zeigt nun sein
druckgraphisches werk. das innerhalb der
letzten 10 Jahre entstanden ist. Außerdem
gibt es von Hrdlicka noch lebensgroße rigor-
liche Zeichnungen in Tusche. Bleistift und
Tempera.
Ein kurzer Uberblick über die Ausstellung.
die fast das gesamte druckgraphlsche CEuvre
vereint. belehrt uns zugleich über den Werde-
gang des Künstlers. Die ersten Radierungen,
die noch bis 1950 entstanden. sind gedrüngte
Figurenkompositionen mit vorwiegend Kreuz-
schrarturen. Noch während der Ausbildung
zum Maler ist in diesen frü en Et tern der
Bildhauer erkennbar. der seine Figuren aus
behauenen Kuben zusammensetzt. Mit dem
..Kleinen weltgericht". 1951. geschieht eine
wende und damit der eigentliche Durchbruch
zum Graphiker denn das Hell-Dunkel wird
nun als graphisches Ausdrucksmittel einge-
setzt. Mit vielen Varianten ist dies bis heute
der Fall weshalb von vielen Kritikern so oft
der Name Rembrandts im Zusammenhang
52
mit Alfred Hrdlicka genannt wird. Ab 1959
sind es nicht mehr nur Einzelblülter. sondern
vorwiegend Zyklen. mit denen sich der
Kurlstter befaßt 195971966 "Tausend und
eine Nacht". mit Szenen aus dem Leben der
Dirnen. 1962I63 ..Amnon". eine Begebenheit.
die im 2. Buch Samuels nachzulesen ist. und
ebenfalls 1962163 ..Sarnson".
Besonders bei den biblischen Stoffen wird es
deutlich. WIC sehr das Kreatürliche im
Menschen von Alfred Hrdlicka hervorge-
kehrt wird. Die Ausdrucksgewalt. mit der
alles Leiden und alle Leidenschaft dargestellt
werden. muß auf zarte Astheten wie die
Eruption eines vulkans wirken.
Ebenfalls 1962163 entsteht der umfangreiche
Zyklus ..Mortha Beck". Auch hier ist es
wieder die kompromißlose Leidenschaft eines
Menschen. die zur Darstellung reizte. So ent-
steht die Geschicht eines Verbrechens in
Bildern. Die Krankenschwester Martha Beck
liebt den Heiratsschwindler Roman. sie be-
seitlgtseine oplendie zugleichihre Rivalinnen
sind. Dafür endet sie schließlich aufdem elek-
trischen Stuhl. Diese recht triviale Verbrecher-
Story. die Hrdlicka einer franzosischen
Zeitungsnotlz mit Comic strips entnommen
hat. wird in eine Folge großartiger und
äußerst dramatischer Blätter künstlerisch um-
gesetzt.
Die drei Zyklen. die seit 1961i entstanden
sind. werden unter dem Sammeltitel nZur
Kunsttheoriedes20.Jahrhunderts"zusammen-
gefaßt. Warum. und um welche Themen
handelt es sich hierbetl
Zuerst entstand der Zyklus "Johann Joachim
Winckelmann". Genau vor ZOO Jahren. 1768.
wurde Winckelmann in Triest ermordet. und
von diesem unwürdigen. schaurigen Ende aus
gestaltet Hrdlicka seine beiden Qfoßen
Blätter. Diese künstlerische Auffassung
Winckelmanns ist neu. Doch bezeichnender-
weise hot auch in den Jahren 1964I65. als
Hrdlicka seine große Bildergeschichte schuf.
die Wissenschaft von der Rechtshistorie her
das Winckelmann-Bild umgestolpl. Ein
Trlester Rechtsanwalt hat die verschollene
Mordakte wieder gefunden und veröffent-
licht. Sie erschien tl't deutscher Ubersetzung
1965 als Johresgabe der Winckelmann-
Schriften Stendol. vom Ostberliner Akademie-
Verlag ediert Auch hier lernen wir einen
sehr vermenschllchten Winckelmann kennen.
A. Hrdlicka erfuhr von diesem Buch aber erst
Weihnachten 1967. als es ihm geschenkt
wurde. Es zeigt sich hiermit, wie weit der
Künstler bereits eine tdenti von seiner
eigenen geistigen Intuition mit dem Geist
unserer Zeit erreicht hat. Für das Blatt
"Edle Einfalt und stille Größe" wurde ihm
1965 der große Grclphikpreis von Biella ver-
liehen. den er als erster Nichtitaltener er-
ielt.
Eine Umwertung und Proiizierung eines
Elnzelschicksals ins Politische erreichte er mit
seinem zweiten Zyklus zur Kunsttheorie des
Z0. Jahrhunderts. der eine sehr au "hrliche
Schilderung vom Leben des Massenmörders
Haarmann bringt. Diese grauenhafte Gestalt
aus den zwanziger Jahren wird durch Hrdlicka
zu einer Präfiguratian Hitlers. sie lüßt
bereits die Ereignisse der dreißiger und
vierziger Jahre erahnen. Der Mörder Haar-
mann beseitigt seine opter mit geradezu
bürokratischer Pedanterie. wie sie dem
kleinen Biedermann eigen lst.Alle Merkmale
seiner entsetzlichen Handlungen werden
nsauber" aufgeräumt. denn ..am Morgen
konnte man nichts Verdächtiges mehrfinden".
wie eines der Blatter heißt. Hier ist im ein-
zelnen die Beziehung zur Totallösung der
Gaskammern und Bombenteppiche vorweg-
genommen.
Bei diesem Zyklus wirftsich erstmals die Frage
auf darf ein Künstler politisch sein. ein
bildender Künstler zumal? Das Publikum
ist diesbezüglich sehr skeptisch heroisch
herausgeoutzte Muskeloroize von einst wirken
auf uns ebenso peinlich, ia oft lächerlich. wie
viele Erzeugnisse des sozialistischen Realismus.
Bei diesen Objekten übersteigt meist die
propagandistische Absicht das kunstlerische
Vermogen. daher empfinden wir solche
werke nicht als iiecht". Das politische Enga-
gement der Künstler hat es aber immer ge-
geben. hlerfur nur zwei bekannte Beispiele
Goyas ..Desasiros de la Guerra" oder aus
unserem Jahrhundert Picassos grandioses
Guernica-Bild von 1937.
Wenn es mir erlaubt ist. eine ganz pers"
liche Meinung zu aulsern. so glaube ich. daß
Hrdlickas graphische Zyklen nicht nur wegen
ihrer hohen graphischen Quolitdt Batand
haben werden. sondern daß sie auch durch
eben diese zeitkritische Gestaltung ihrer
Themen vor der spaieren Kunstgeschichts-
schreibung bestehen werden. Hrdlicka geht
vom Thema aus. es beschäftigt ihn so stark.
daß er dasselbe Thema in Graphik und
Plastik zugleich gestaltet. von der Martha
Beck existiert auiter dem Zyklus noch eine
Marmorislastik, und zurGescttichte des Haar-
mann gibt es die Radierungen und zwei
Steinreliefs. Diese intensive eeschdtligung mit
dem Stoff. aus dem sich erst die künstlerische
Farm ableitet. bedingt auch Hrdlickas Inter-
esse an der Gegenwartsliteratur. Auf die
Frage. wer von den iungen Schriftstellern
ihm besonders liege. riel der Name Enzens-
bergers. Die revolutionäre geistige Grund-
haltung ist beiden wohl in gleicher Potenz
gemeinsam. dem Bildhauer-Graphiker wie
dem Dichter-Schriftsteller.
Mit dem Zyklus "Roll over Mondrian" sagt
Hrdlicka ctenionlgen Kunsthistorikern den
Kampf an und es ist wohl der weitaus
größere Teil unter ihnen die die Gegen-
wartskunst aus Kandinsky. der Abstrakten.
Bauhaus und dem Stijl allein ableiten oder zu-
mindesl eine Uberbewertung dieser Richtung
geben.
Mondrlan. der zu den Autoren der Zeitschrift
Still gehorte. die von 191771932 erschien.
baute setne Bilder aus Farbrechtecken auf.
Diese Aufteilung der großen Flüche in ver-
schieden große Einzelfelder benutzt Hrdlicka.
um dahin entweder recht derbe. gar ab-
stoßende Szenen hineinzusetzen. wie bei den
Blättern nsaho" und iiSexus. Sadismus und
Gewalt" oder um das Passlonsgeschehen
mit unserer Gegenwart zu konfrontieren. wie
ln ..Karfreltag". Er erreicht damit eine Aktu-
allslerung des Christentums. wie man sie
vielen Kanzelpredtgerrl heute wunsctite.
Hrdlicka ist Bildhauer. daher ist auch ln
seiner Graphik immer der Mensch das
Thema. Und diesen Menschen. ihren volumi-
nasen gedrungcnen koroern spurt man den
Piastiker an. der sie gestaltet hat. Von hauch-
zarten wie mit dem siiberstitt gezogenen
Konturen. die das Volumen umreißen. bis
zu breiten. wilden Schroffuren reichen die
ungemein variablen Ausdrucksmittel. So ist
es nicht zu verwundern, wenn Hrdlicka für
seineGroohiken bereits seit1963iührlich einen
internationalen Preis erreichte.
Vom 21. Jönner bis 10. Mdrz wurden die
Radierungen Alfred l-lrdlickas von der Al-
brecht-Durer-Gesellschaft in der Kunsthalle
Nurnberg gezeigt.
zur Ausstellung erschien ein umfassender und
hervorragend ausgetuhrter Katalog. der
wohl die bisher bedeutendste Würdigung des
kunsllers als Graphiker darstellt.
Alfred Hrdlicka. Das druckgrapttische wei-k.
Mit einer Einleitung "Aufstand wider den
Ästheti mus" von Elisabeth Rücker und
einem ta it ag von Alfred Hrdlicka ..Roll over
Maridrian
74 ganzseltige Abbildungen und Farbtafel.
Ausstellungs- und Literatur-Bibliographie.
Katalogbearbeltung Elisabeth Rlicker. Preis
DM 12.-. Vorzugsausgabe von so Exempla-
ren mit einer signierten und numerierien
Orlginalradierung DM 40.- Abb. 15, 1a.
DAS ERSTE BILDHAUERSYMPOSION
IN NIEDERÖSTERREICH
Das erste Bildhauersymoostan in Niederoster-
reich iand vom 1a. August bis 2a. September
1961 auf Initiative des Vöslauer Bildhauers
Mathias Hletz im Steinbruch der Firma Notl-
haft lI't Lindabrurtn statt. Außer dem Initiator
nahmen noch folgende Künstler daran teil
Robert Mussi. Fritz Jakob. Oskar Höünger.
Kurt lngerl. r. x. Hauser. Hermann Klinger.
ibrg Schwarzenberger. Hanns Turba und
Renate Kretscho. Durch den Steinbruch-
besltzer. Herrn DipL-lng. Arch. Frltscher.
wurden sie grallzugigst unterstützt. So wurden
den Blldhauern die Steine kostenlos zur
Arbeit bereitgestellt. um erst beim Verkauf
falls einer zustande kommt verrechnet zu
werden. Die Gemeinde stellte den Grund zur
Aufstellung der Arbeiten bereit. und auch die
niederösterreichische Landesregierung ließ
dem Unternehmen eine Finanzielle Beihilfe
zukommen.
Allein nur ihrcm künstlerischen Gewissen
verantwortlich, konnten die Beteiligten ihren
ldeen Gestalt verleihen. Um den harten
Llndabrunner Konglomerat zu bearbeiten.
wurden Preßlufthammer eingesetzt. Die in
dem sehrschonen. kernigen Stein geschaffenen
Skulpturen. fast alle uber wei Meter hoch.
sind du hwegs von Qualitd wobei gerade
einige ngere Künstler. wie Hanns Turba.
Hermann Kllriger und oskar Horinger, die
hier mit großeren Arbeiten debütierten. be-
sonders angenehm überraschten.
In Anwesenheit zahlreicher Goste. des Ver-
treters der UNESCO. der Vertreter der nieder-
österreichischen Landesregierung. der kunst-
lerschaft und des ..Vaters" der Idee der Bild-
hauersymposlen. Karl Prontl. wurde am
Ende der Arbeitszeit auf dem Hügel oberhalb
des Steinbruchs eine Freilichtausstellung er-
ortnet Abb. 17.
A. V.
EIN ÖSTERREICHISCHER KÜNSTLER
AUF DEM BILDHAUERSYMPOSIUM IN
ARANDJELOVAC
Auf Initiative des Malers Aleksandar Donovic
wurde 19er. das Marmorsymposion ..seli
Vencac" bei Arondielovac gegrundet. Pra-
sident ist der bekannte Belgrader Kunst-
kritiker Djordje Kadljevic. Der Marmor im
Steinbruch von Vencac hat große Ahnlichkeit
mit ienem von carrara. in der Farbe unter-
scheidet er sich nur durch einen leichten
Grdueinschlag. in der Struktur durch einen
etwas gröberen Kristall. in einigen Lagen
wird er glasig transparent.
Bisher hoben aufdem Symposien unter ande-
rem Kosta Angell Radovanl. Zagreb. Oto
Logo. Beograd. Moliia Vukovlc. Beograd.
lvan Kozoric. Zagreb. sima vulas. Zagreb.
Drago Trsar. Ltubljana. der Israeli Schoschona
und 1967 als erster Österreicher Josef Scha-
gerl. wien. mitgewirkt.
Der Marmor Mindestgröße wird dem
Bildhauer zur Verfügung gestellt. die Arbeit
mit einem ftXeft Betrag honoriert. Auch
die Reisekosten tragen die Veranstalter. Die
fertige Arbeit wird auf einem vom kunstler
gewannen Platz im Kurpark Bukovicka Bania
aufgestellt. Unser Bild zeigt die Meter große
Marmorskulptur Josef Schagerls Abb. 1a.
A. V.
lERWERBUNG DER
ERRElCHlSCHEN GALERIE
Ösierreichische Galerie korinlc durch
illunifizenz des Bundesminisleriums fur
'l'lChl von den Nachkommen des Ersl-
lers Adalberl Slifiers wohl bcdeulendsles
mülde Der Königssee mil dem Walz-
11m, erwerben. Es isi irn Land-
lssaal der Oslerreichischen Galerie des
lahrhunderls mll den Werken seiner
ahungszeil aiisgeslelli und sieili eine
heidende EQFEICHEFUHQ des Besiizes von
ülden dieser fur die Kunsl der Zeil so
nllichen Kunsigailung dar.
Gemalde gehori in den Abschnill von
rs malerischer Enlwicklung, aus welchem
schafissludien von einem an Blechen.
und Menzel erinnernden Fruhim-
ionismus erhallen sind.
Vergleich des vorliegenden Bildes mil
benachbarien Malerei seiner Zeii zeigl,
das werk sich als vollwertig in die zeil-
ssische Landschafismalerei einiügl. Es
ih1 enge Verwandlschafl mil Landschaflen
beiden bedeulendslen oslerreichischen
iralislen der Jahrhundcrlmiile. Wald-
ers und Rudolf Alls. Yon den verschle-
offensichilichen Ahnlichkeilen. im
enaufbau. in der Malweise. in der bis-
en bis an die Grenze des Kleinlichen
nden Delailformung, sei nur eine be-
ers hervorgehoben die große Rolle.
XIDERTWASSER. MESSENSEE UND
SEL lN RÖMISCHEN GALERIEN
dem Kunslleben Rains isi in den lelzlen
en der Beilrag oslerrelchlscher Maler
mehr wegzudenken.
iegann auch die Galerie ,.La Medusa",
der ölleslen und renommlerleslerl in der
mischen Hauplsladl. ihre Saison 1967MB
einer Aussieiiung von Werken Friiz
derlwassers. Unler diesen befinden sich
i. Graphiken aus einer Mappe. welche
der Wiener ..Arl Club" herausgebracht
Von den Arbeilen, die der Künsller von
er Reise nach Uganda im Vorjahr mil-
hle. isl das Aquarell .,Hof des Sulelrnan
ieslelll. ein Bicill in einer für Hunderi-
ier alvpischen Farbkomposilion, in der
salles Roibraun vorherrschl und die
willelbarkeil des Llebnisses von Leben
Landschafl Oslafrikas wiedergibl. Villorio
aman hul es für seine Kolleklion erworben.
diese Ausslellung hal Hunderlwasser auch
eigene Lilhographie .,Addio dall'Africo"
hoffen, und zwar in zwei verschiedenen
erligungen eine rnii Goldpragung in
i. Gelb. Hell- und Dunkelgrün. andere
Silber und den zusalzlichcn Farben Rol
Ocker,
iro Bovi, der Kunslkriliker der römischen
eszeilung ..ll Messaggero". Schrieb an-
ich dieser Aussieiiung. dari die besondere
Hunderlwassers der harmonischen Liber-
lirrimung zwischen der chromalischen
iriidche milden aufgeselzlen graphischen
pilloresken Zeichen von der inrn eigenen
iion" herruhrl, in weicher die Erinnerung
die Wirklichkeilen zusarnmcngefaßl er-
einl.
er Galleria .,Ferro di cavallo" konnie der
in Grnunden geborene Bernhard Grisel
erslenmal seine Zeichnungen zeigen,
den erslen Blick isl ein gewisser Konnex
der sogerlannlen ,.Wierier Schule" nichl
übersehen vom Technischen gesehen in
präzisen Durchführung. der Sargfall des
iiierens und der exaklen Linienführung
siii hersind Bezüge zum Jugendslil orien-
dig, doch nichl im Sinne einer Rückkehr,
dern in der lebendigen Freude. eine bisher
borgene Spur wieder aufgefunden IU
ien. Grisei verbindel damil gleichzeliig die
iprErfahrung" unserer Zeii und führl
.e von ihrer plakalhaflen Monumenlalilül
del; humanen Dimension der llluslralion
uc
das Traumhafle hal Grisel rnii dem
inlaslischen Realislen gemeinsam, aber
ie Traurne sind hell und durchsonni. das
lische Eierneni isi irdhiich und unpalhelisch
gefaßl. Fraizenhafle Angsl wclchl vor
adiesischer Verspieliheil zurück. i-iier
ii sich ein Weg. der aus der siugnierenden
idenz der "Wiener Schule" herausführen
inle.
NlSSE Parallelen zu der heule in llalien zu
führenden Tendenzen zahlenden Neuen
uralion Zeigen die Gemalde von Jürgen
isensee. die derzeil in der Galerie des
erreichischen Kullurinslilules in Rom zu
en sind. Dem Kalalog dieser Ausstellung
ein Auszug aus dem Tagebuch des ilalie-
Ihen Schriflslellers Cescire Pavese aus den
ren19357195O, .,Der Bcruf des Lebens"
Mesliere di vlver Turin 1952. vorange-
li. da wie Ernsi sieinkeilner in seinem
"warl ausführl die derbe und nüchlerne
die der Wiedergabe der Almosphüre zu-
kcirnrni und die verwandlc Ari von sachlich-
keii, mil weichersie dis malerisches Problem
behandeli isi. Ubriaens siehi hinier der
Ahniichkeii dieser Landschafl Slifiers mil
Werken der beiden Zcilgenossen kdurn eine
Abhöngigkeilsbeziehung. denn weder Wald-
muller noch Aii gehorcn in die Reihe der von
dern Dichier besonders hoch geschalzien
Molemaußerdem siehi die Kbniqsseelandschafl
iasi vereinzell irn erhallenen Werk Sliflers.
Das Lichi und die dinidsondrische Slimrnung
in dern Bild mil dern Königssee sind aber
doch cuch wieder verschieden von der
Almosphare in den Landschaflen Wald-
rnullers und Aiis. sie sind mil beirdcniiicherein
kunsilerischen Elgenwerl ausgesiailel als bei
Aii, gegenuber der glänzenden Formel
Wcildrnüllers rur sirdhiendcs Sonnenlichl
aber wieder von einer bescheideneren
sdchiichkeii. Hier wird dic- Richlung deiillich,
in weicher sich die SChGIZWig der Kunsi
Silfiers von rein kunsiicrisrhen Gesiallungs-
problemen eniierni, noiwendigerwelse enl-
fernen rnuB, um dicseni Maler gerechl Zu
werden es lsf auch in diesem von allen
durchgeiuhrien Werken din beslen gernallen
Bild Sliflers eiwos von dem Dilellcinllsmus
enihaiien, der zum Wesen seiner Malerei
gehorl. Dieser war nichi Immer heininend.
sondern in den giuckiichen Augerblicken
seiner Kunsl sprichl sich in ihm ein Werl aus.
Es erscneini wie ein Vorrang des Mensch-
lichen vor dem Kunsllerischen Abb. 21.
Frilz Navolny
Schönheii des "Wilden". wie sie in Faveses
Myihen der Landschafl. des Baumes und des
Wassers orienkundig Wird, von Messensee auf
den Menschen überlragen erscheini. Die
römische Aussieiiung von iurgen Messensee
urnrdni einen Zyklus, in dem das Thema des
weiblichen Akles abgewandell wird und die
absirdkie Formulierung ihre Impulse VOM
surreciiisinus her erhali. Die kraflvolle ele-
menlare Teklonik uorbindei sich. rnii der
Poesie der Farbe. Durch die vllale Geslallung
sprengl die Semanlik das Symbol und wird
zur Realilai Abb. w. 20,
Waiier Zelll
DAS ÖSTERREICHISCHE PROBLEM IN
DER MALEREI WOLFRAM DACHAUERS
Zur Aussiellung in der Galerie ll Capi-
Oello" in Rom
Das lneinanderwirken der grerien Erneue-
rungsbewegungen der bildenden Kunsi
Europas Ende des 19. Jahrhunderls und An-
rdng des 20. Jahrhunderls des Impressionis-
inus und des Expressionismus, in der osler-
reichischen Malerei, dieser "malerische
Expressionismus" Gerhard Schmid. der in
der barocken Tradilion osierreichs wurzell,
idm sich zum Teil auch heuie nach bei den
Malern der iungen Generalion iesisieiien.
Wolfram Dachauer kann in dieser i-iinsichr
dis einer der lypischen Verlreler angesehen
werden. Das wird auch in seinen Aquarellen
und Linolschniilen sichibar. die zur Zeil in
der Galerie ii Capilello" auf der via del
Corso in Rom gezeigl werden.
Die Malerei llegl Dachauer gieicnsdin im
Blui. In seiner Familie finden sich zwei ange-
sehene Maler um die Jahrhunderiwende
müilerlicherseils der Parlraiisl und Genre-
maler Karl Friedrich Gsur 1871-1939 und
välerlicherseils Wilheiin Dachauer 1881 bis
1951, Milglied der Wiener Secession und
Professor an der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Dorl erhiell auch sein Groß-
neffe wcilrrani 195a- 1963 bei Sergius Pauser
seine Ausbildung.
Wolfram Dachauer widmel sich in seinen
Arbeiien gleichermaßen der Landschafl, dem
siiiieben und dem Porlrcil. Die Spezies der
Blldnisrnalerei, Welche durch das schmei-
chelnde Gesellschafisporlröl in unseren Tagen
berechiigierweise in Mißkredii geralen isi,
erhiell durch die Sponianeiidl Dachauers eine
neue vaiorisierung, in seinen Slilieben komml
die Verschwislerung von den iragenden
Barorkelernenien mii jenen des in Osierreicn
noch immer wirksamen lmpressionisrnus am
augenscheinlichsien an den Tag. Expressio-
nisiisclie Geslallungskr" ireien in den
Landschaflen. besonders in den Aquarellen,
slärker in den Vordergrund. Auf diese halle
sein Aufenlhall am Öslerreichischen Kullur-
inslilul in Rein 1966167 einen belrachllichen
Einfluß. Es handeil sich dabei nicht durch-
wegs um Pleinairmalerel. Gerade die gültig-
slen Bilder sind aus der Erinnerung inn
Aielier enlsianden. in diesen iiai er zu einer
sehr persönlichen Ar der Vedulen gefunden,
so daß das unmillelbare und neue Erlebnis
von Farbe und Raum sichlbar wird. das ihrn
durch die Plälze Roms und die Landschafl der
Cainpagna zuleil geworden lsi.
Waller Zeiil
21
REFLEXE
Chronik des äsierreichlxchen und Önerreich belreffenden Kunsl- und Aussrellungslebens,
Anfang November 1957 bis Anfang Jänner196B. Mil Nachfragen. Zusalnmengeslell! von Dr. Ernsl
Köller. Redaklionsschluß 6.lünner 1968. Nur iene Ausslellungen und Veranslallungen
konnlen berücksichligl werden, von deren Ahhaltung die Redaklion oder ihre Mi lieder
verslündigf worden waren. Vollsiündigkei! wurde weder erreicht. noch konnte sie ange-
slreblwerden. Das Nichlaufscheinenl dieserChronik bedeulei daher kein indirekies Weriurieil.
28.0k1ober P. Thomas Michels, Leiler des lnlernalionalen Farschungszenirurns in Salzburg.
beging den 75. Geburlslag. Aus diesem Anlaß wurde ihm ein Bronzemal mit Darslellurig des
hl Virgilius uberreichi. das Toni Schneider-Manzell geschaffen halle.
B. November Die Zinngießerfamilie Zamponi. Ecksaal des Joanneums. Graz, Neulorgasse 45.
10. November Friedrich Adualz, GemüldelGraphlk. Neue Galerie am Landesmuseum Joan-
neum, Graz. Sclcksiraße 16.
11. November Prof. Margrei Bilger. Galerie O. Beivl, Linz. Hofgasse 10.
Aussieiiuria der Vereinigung bildender Künsller. Graz. Kiinsileriiaus.
15. November Ernsl Fuchs, MAERZ-Galerie am Taubenmarki. Linz.
Alfred Kubin. Zenlralsparkasse der Gemeinde Wien, l-iauplanslall.
1W6.'Ncgvember Berlil Wahlberg Malerei. Künsilerhaus, Französischer Saal. Wien Karls-
17. November Lido. Paris Formosa. Galerie 16. Graz, scncirgeigasse 1a.
Eduard Gaeriner 189071966. Aquarelle und Zeichnungen. Aussiellungsraum Wien Vlll.
Friedrich Schmidi-Plalz 5.
1B. Eloveelmber Gragor Traversa, Malerei und Graphik. insliiul Francais de Graz, liadelzky-
slra l.
Kuri Weber. Werke aus dem Nachlaß, Kullurreferal der Sladigemeinde Weiz Kullurreferal
der Elin-union, Werk Weil.
Krippen und Madonneri von Ulf Mayer. Graz-Welzelsdorf, Burgenlandslraße 9.
20. November Weihnachlsaussiellung. Kleine Galerie. Sonderaussiellungsraum, Villen Vlll.
Neudeggergasse s.
Ernsl Fuchs, Samson-Sphinx. Radierungen. Galerie Peilhner-Lichlenfels, Wien l. Seilergasse16.
Z3. November Graüca Auslriaca Conlernporanea. Galerie des Oslerreichischen Kullurinsiiluls.
Rom. Viale Bruno Buozzi113. Die aufdieser Aussiellung gezeigten Werke wurden über lnilialive
von EvavMazzucco zusammengelragen ihr Erlos diente als Kunsllerhilfe für die im l-ierbsi1966
durch Uberfluiung schwer milgenommene siddi Florenz,
25. November Zursleirischen Schulgeschichle Museum fur Kunslgeschichle und Kunsigewerbe.
Graz. Neulorgosse 45.
Z6. November Ivielallplasliken von Eduard Hanggi. Graz. Künsllergilde Ulm, Neue Slraße 85.
30. November Naive Malerei. Galerie Wolfgang Gurllll. München ZZ, Galerieslraße 1b.
Ösierreichischerseils nahmen leil Kumpf, Helga Mullcr. Franz Spielblchler,
Jahresliauplversammlung der Gesellschafl bildender Künsller Wiens. Kunsllerhaus.
NovemberIDezember Paul Flora. Zeichnungen. Sonderausslellung der Kürnlner Landes-
galerie, Klaqenfuri. Burggasse a.
g. Däzerznher Guido Zingerl Heinrich Schulz. Innsbruck. Galerie Junge Generalion, Scllurner
lra
Das gute Bild fiir jeden. Secession, Wien l. Friedrichslraßc 11.
Verlon. ler Fesllval d'Aulomne, Clldmplgriy Frankreich.
S. Dezember Linde Waber, Farbholzschnilie. Kleine Galerie, Wien Vlll. Neudeggergasse B.
Weihnachlsausslellung der Sezession Graz. Graz. Galerie 16.
Sepp Moosmann. Tapisserics brodees. Wien. Galerie im Griechenbeisl, Wien Fleischrnarki 11
Alelierschau Roberl Libeski. "Blldäf verschonern Ihr Heim". Grinzing, Trummelhof.
6. Dezembe Ernsl Eisenmever London, Plasiik, Wiener Secession.
7. Dezemba Sonderausslellung Original und Kopie, Alle Galerie am Landesmuseum ioan-
neum. Graz, Neulorgasse 45.
Das guie ßiid als Weihnachisgeschenk. Graz. Kbnsllcrhaus.
WellbeWerbs-Ausslellung ioanneum-Kunslpreis 1967. Graz. Neue Galerie am Landesmuseum
Jaanneum.
Prof. comm, Carlo Mulinelli sprach in der Universiläl Graz über documenli di vila di arle
lanaabardcl in lialia".
9. Dezember Eröffnung der Alelier-Golerie ,.lnconlro". Gründerin isl Eva Mazzucco. Wien Vl.
Gumpendorfer Siraße 74IZZ.
Bruno Gironcoli. Klagenfuri, Galerie Heide Hildebrand.
11. Dezember Peler Proksch, Tafelbilder, Temperabilder und Radierungen. Galerie Peilhner-
Lichlenfels. Wien Seilergasse 16.
12. Dezember Paesaggio-Rilrallo Nudo-Nalura Morla. Cenlro d'Arle Verrilre. Roma. via dcl
Babuino. Öslerreichischerseils nahm Eva Mazzucco leil.
13. Dezember Peicr Kubovsky, 40 Zeichnungen zur Linzcr Wollzeugfabrik. MAERZ-Galerie
am Tciubenmarkl, Linz.
u. Dezember Dr. Ferdinand Anders sprach an der Universilül Graz über ..Die Kunsl der
aya".
Jan Oellien Aquarelle aus Pellau, Gi-azer Ganggalerie im Ralhaus.
15. Dezember Sinnbilder in Holz und Wachs. Niederösierreichisches Landesmuseum. Wien I.
Herrengasse s.
9Jänner Franz Ringel. Zeichnungen und Goucichcn. Graz. Forum Sladlpark.
Guslav Klirni und Egon Schiele, ihre Zeil, ihre Umwell. Pholos. Druckgraphik, Repros. Kleine
Galerie, Wien vlii, Neudeggergasse a.
11. iünner Chrisliari Ludwig Allersee. Reliefbilder und Farbzeichnungeri. Graz. Forum Siadl-
par
DTEXTE 15 21
Eröffnung der von der Albrechl-Dürer- umfassenden Nürnberger Ausstellung 19 Jürgen Messensee, Blaue Silzende. 1967. slellung des Künsllers in der Gdlleria
Gesellschafl in Nürnberg veranslallelen 17 Bli auf das Terrain des erslen Sym- Öl. 13OX97 cm. Im Besifz des Bundes- "Ferra di zavallo", Rom
Ausslellung "Alfred Hrdlieka Das poslonsder Bildhauerin Niederöslerreich mmisleriums für Unlerrichl, Wien aus Z1 Adalberl Slifler, Der Königssee mil dem
druckgraphisdie Werk". Dr. Elimbelh lfl Lindabrunn 1967 der Ausslellun des Künsilers in der Walzmann,1837.ÖslerreichischeGalerie
Rücken Michael Preehll im Gapräch mil 18 Josef Schagerls große Marmorskulplur. Galerie des lerrenchischen Kullur- des 19. Jahrhunderts, Oberesßelvedere
Alfred Hrdlieka von links nach rechls H. 3m. die aul dem Bildhauer-Sym- insliluls in Rom Wien Neuerwerbung der Qsierreieh
Alfred Hrdlicka erläutert eine seiner pcrsioninArandjelovaqlugoslawien1967 Z0 Bernhard Grlsel, La nueslra Senora de scher! Galerie durch die Munifllenx des
Graphiken bei der Eröffnung seiner gezeigl wurde Cuba. 1967. Zeichnung aus der Aus- Bundesministeriums für Unlerrichl
53
DER GOLDENE RECHENSCHJEBER
Neues Bauen. kritisch betrachtet
Neue Bausysteme
In der Nummer 447' der großen italie-
nischen Architeklurzeitschrift ndornus" sind
die Ergebnisse des Wettbewerbes um den
"Regale d'oro" Goldener Rechenschieber
eingehend publiziert. Bei diesem Ideenwett-
bewerb. der von der Mailänder Firma Brenta
Precompressi AB ausgeschrieben wurde. ging
es um die "Erlangung einer neuen archi-
tektonischen Ausdrucksweise durch vorge-
fertigte oder vorgespannte Elemente aus
Stahlbeton". Die Uberraschung dabei ist.
daß unter den aus neunzehn Staaten einge-
reichten vierundsechzig Arbeiten von den
drei österreichischen Entwürfen zwei in die
engere Auswahl kamen, und einer sogar
preisgekrönt wurde.
Dieser Wettbewerb weicht insofern etwas
von den üblichen Normen ab, als dabei
keine Geldpreise vergeben wurden. sondern
die Preisträger neben dem Goldenen Rechen-
schieber die Möglichkeit erhalten. ihre
Arbeiten im Rahmen der Firma Brenta weiter
zu verfolgen und auszuwerten. ln der aus-
gezeichneten Jury befanden sich Giovanni
Michelucci Autobahnkirche Florenz. der
große Konstrukteur Pier Luigi Nervi. der
ondoner Kritiker Joseph Rykwert. der
Architekt Gio Fonti Herausgeber des
..domus" als Vorsitzender der Jury und der
lngenieur Andrea Brenta als Vertreter der
Firma. Das Thema war so weit gespannt.
daß praktisch alles. was auf dem Gebiet des
Stahlbetons im Hinblick auf Fertigteilbau-
weisen in der letzten Zeit entwickelt wurde.
eingereicht werden konnte. Diese große
Spannweite drückte sich auch bei den zehn
Projekten engerer wahl aus. von denen
dann fünf als Preise deklariert wurden.
Unter den Preisträgern befindet sich die
Wiener Arbeitsgemeinschaft der Architekten
Rudolf Hönigsteld und Raimund Halntl und
der Statiker Wenzel. In die engere Wahl
kam das Projekt von Herbert Missani Graz.
Hönigsfeld und Haintz haben einellaumzellen-
manlagebauweise Space-Frame-System ent-
wickelt. die auf den ersten Blick sehr einfach
aussieht. jedoch viele Möglichkeiten der An-
wendung und Entwicklung haLDie räumlichen
Zellen bestehen aus vier Stützen und einer
oberen und einer unteren Deckenplalte,
wodurch in allen Dimensionen eine Rahmen-
wirkung entsteht. Diese "geschlossenen"
Zellen kann man nun schachbrettartig
stapeln. das heißt, eine Geschoßdecke eines
Bauwerkes ergibt sich jeweils abwechselnd
aus den Decken- und Bodenplatten der Ele-
mente. Der Witz dieser schachbrettartigen
Stapelung liegt darin. daß für ein Bauvolumen
nur zirka 60 Prozent Raurnzellen notwendig
sind. Die weißen Felder des Schachbrettß.
um beim Bild zu bleiben. entstehen ngratis".
Bemerkenswert ist. daß beim Versetzen dieser
Elemente keine Betonarbelten notwendig sind.
da die Dübelverbindungen einfach die
Schwerkraft ausnülzen.
Das System soll besonders erdbebensicher
sein und jederzeit ohne besondere Schwierig-
keiten wieder demontiert und woanders
versetzt werden können!
Das Projekt von Herbert Missctni hat viele
Aspekte, die gerade jüngere Architekten
ansprechen. Das System ist offensichtlich
unter anderen räumlichen Vorstellungen und
Wünschen entstanden. Es handelt sich im
wesentlichen um eine Bauweise. die aus
tragenden "Türmen" besteht, an denen
dann ein quadratisches Deckensystem ange-
hängt wird. Es gibt bei diesem System relativ
viele Einzelteile. erlaubt aber. wie an
einzelnen Enlwurfsbeispielen schön demon-
stricrt wird. eine große räumliche Vielfalt
bis zu Kirchen usw.. Das attraktivste italie-
nische Projekt vertritt übrigens einen ähn-
lichen Grundgedanken.
Jed nfallsbeweisendiebeidenosterreichischen
Beiträge, daß auch auf diesem Gebiet bei
uns vielleicht mehr vorhanden ist. als man
glaubt annehmen zu dürfen. Von seilen der
öffentlichen Bauträger wird diesen Fragen
viel zuwenig Augenmerk geschenkt. Gerade
die großen Bauträger müßten laufend kleine
Versuchsbauten ausführen. um eine Ent-
wicklungsarbeit möglich zu machen. Jeden-
falls sollte es nicht vorkommen, daß ein
solcher Entwurf fünf Jahre in der Schublade
liegt, bis er schließlich im Ausland pramiiert
und uns vor die Nase gelegt wird.
Friedrich Achleitner
domus 447. Februar 1967
Dur Württembergische Kunstverein bereitet
die Ausstellung .50 Jahre Bauhaus" vor. die
am 4. Mai 1968 im Kunstgebäude am Schieß-
plalz eröffnet werden soll. Neben Walter
Gropius haben viele Bauhüusler zugesa
die Ausstellung soll etwa 1500 Objekte äc-
mälde. Plastiken. Aquarelle. Zeichnungen.
Graphiken. Architekturmodelle. Werkstatt-
arbeiten, Graltphotos umfassen. Sie wird im
Herbst 1968 an die tioyal Academy nach
London und 1969 in vier Städte Amerikas
weitergeleitet.
54
VERANSTALTUNGSKALENDER 1968
Graphische Sammlung Albertinn. Wien
Bis 1a. Februar "Zwischen Renaissance und
Barock. das Zeitalter von Bruegel und
Betlange"
20. Februar bis 2o. Marz .,Cart Spitzweg.
Zeichnungen. Aquarelle und Olbilder" in
den graben Ausstellungsräumen im a. Stock.
außer der alten Atbertina;
5. April bis 16. Juni. ,.Gustav Klimtecaan
Schiele, zum so. Todestag. Zeichnungen und
Aquarelle" in den großen Ausstellungs-
räumen im 3. Stock
26. Juni bis 13.0ktober Handzeichnungen
der Albertina;
29. Oktober bis Februar 1969. ,.Cailot und
sein Kreis" in den großen Ausstellungsraumen
im 3. Stock.
Museen der Stadt Wlen
5. April bis 1S. September Egon Schiele.
Leben und Werk. Gedachtnisausslellung im
Historischen Museum der Stadt Wien. Be-
suchszeiten Dienstag bis Freitag 9416 Uhr.
Samstag 14-18 Uhr. Sonntag 9-13 Uhr.
Juni bis Juli 1968 Jose M. Olbrich. Das
Werk des Architekten. eddchtnisausstellung
des Historischen Museums im Gebäude der
Secssion. Ubernorrlmen aus dem Hessischen
Landesmuseum in Darmstadt.
Museum des 20. Jahrhunderts. Wien
19. Jänner bis 3. März Paul Klee
15. März bis Z0. April Antoni Tapies
Z6. April bis 3. Juni Fernand Leger
14. Juni bis 15. September Junge englische
Maler und Bildhauer
Z7. September bis Z4. November Arnulf
Rainer
Dezember Wagner-Schule und Visionäre
Architektur der Gegenwart.
Österreichische Galerie. Wien
s. April bis 15. September Oberes Belvedere,
Egon-Schiele-Ausstellung 72 Olbiider und
Graphiken.
Österreichisches Museum
für angewandte Kunst. Wien
18. Janner bis 11. Februar Moderne Photo-
graphie aus Frankreich gemeinsam mit dem
französischen Kulturinstitut?
Z1.IZZ. Februar bis Z0. März ..Mit Holz
leben" Zentralvereinigung der Architekten
Osterreichs
15. März bis 15. April Fünfzehn Plakate von
Georges Mathieu für AIR FRANCE
AprilIMtai Die Keramiker Kurt Ohnsorg und
Lubor Tehnik
Z4. April bis 30. Juni Festwochen-Ausstellung
der Stadt Wien ..Pablo Picasso"
6. September bis 10. Oktober Photoaus-
Stellung der Polizeisportvereinigung;
Z6. September bis Z7. Oktober Die Kera-
mikerin Gudrun Baudisch;
Ende Oktober bis Ende Dezember Angelika
Kauffmann und ihre Zeitgenossen;
Anfang Dezember196B bls Ende Jdnner 1969
.150 Jahre Wiener Porzellan".
Österreichisches Institut für Formgebung
5. bis Z7. März Ausstellung in Prag Prediger-
kapelle Betlemske Ndmesti gemeinsam mit
CID Czechoslowak lndustrial Design;
4. bis Z1. April Ausstellung in Bratislava
Pavillon am Dotsloiewsky-Gelünde gemein-
sam mildem Verband Slowakischer Bildender
Künstler
6. bis 30. März Ausstellung im Design Centre
in Brüssel
15. bis 14-. März Teilnahme an der Sonder-
schau "Design" bei der deutschen Hand-
werksmesse München. Organisation Rat für
Formgebung;
19. April bis Z6. MaiTeilnahn'le an der Z. BIO
Liubljana.
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
FeStwochen-Ausstellung Moderne Tapis-
serien aus Österreich
Herbst-Ausstellung Egon Schiele.
Niederösterreichisches Landesmuseum.
Wien
1B. Mai bis 14. Oktober Schloß Laxenburg.
Nieder terreichische Landes-Kunstausstel-
lung 1968 Romantik und Realismus in der
Malerei. Gemälde und Zeichnungen aus der
Sammlung Georg Schäfer. Schweinfurtä
Sonderausslellungen.
15. März bis Z8. April Alltag- und Fstbrauch
im Biedermeier. Gemälde und Aquarelle
aus den Sammlungen des Niederöslerreichi-
schert Landesmuseums
3. Mai bis 9. Juni Die junge Generation
Künstler aus Niederösterreich. Hilde Wagner.
Erika Schöffer Graphiken
14. Juni bis 14. Juli Kulturpreistrager a5
Landes Niederösterreich 1965
19. Juli bis 11. August Gustav Schütl
Niederösterreichischer Kulturpreiströger
1960. Phantastische Kompositionen
16. August bis 1. September Franz Trauu-
fellner Niederösterreichischer Kulturpreis-
träger 1960. Holßchnitte und Aquarelle
6. September bis Z9. September Professor
Maximilian Melcher Nlederöslerreichischer
Kulturpreisträger 1964. Graphik
4. Oktober bis 17. November Tierschutz
Tierptlege
22. November bis 8. Dezember Neuerwer-
bungen des Niederöslerreichischen Landes-
museums1968 Moderne Kunst
13. Dezember 1968 bis 19.Jänner1969 Alte
Weihnachtskrippen aus Niederösterreich.
Oberösterreichisches Landesmuseum,
Linz
s. April bis 19. Mai Franz Zülow, Olbilder
und Graphiken Arbeiten aus dem Nachlaß
des Künstlers;
39. Mai bis 15. September Anton Lutz.
Olgemälde ein Querschnitt durch das
Schaffen der letzten Jahre
30. Mai bis 29. September Josef und Jclhann
Rint Kreis Adalbert stiller. Plastiken
27. September bis 31. Oktober Herbert
Dimmel. Olbilacr und Graphiken;
15. November 196a bis 6. Jünner1969 Ober-
österreichischer Kunstverein "Konfronta-
tionen" Olgemälde. Graphiken. Plastiken
Ständige Ausstellung im Schloßmuseum durch
die Aufstellung des Legales Edgar von Spiegl
das bisherige Volkskundemuseum Engleithen
bei lschl. erweitert. Eröffnung dieser Aus-
stellung 12. Juni.
neue galerie der studt linz
wolfgang-gurlItt-museum, linz
11. Jänner bis 11. Februar Hans Theo Richter
Dresden. Zeichnungen Druckgraphik
15. Februar bis 10. März Fritz Fröhlich,
Gemalde Graphik Studien und Ent-
wiirfe für die Ausschmückung der neu er-
richteten Synagoge in Linz
14. März bis 14. April Wien in Linz. Das
Kulturamt der Stadt Wien zeigt eine Auswahl
seiner Ankäufe. mit 100 Gemälden und
Graphiken
18. April bis 19. Mai Wege und Experimente
junger Schweizer Künstler aus dem Kunst-
haus Züric
Z4. Mai 16. Juni In memoriatn Hans
Striegl. Gemälde Graphik; William
Hogarth David Hockney. Leihgaben dß
British Council Wien
Z0. Juni bis Z1. Juli Pablo Picasso. Eine Aus-
wahl aus dem druckgraphischen CEuvre,
mit Leihgaben der Alberlina Wien und von
Prof. Daniel Henry Kahnweiler, Paris;
Z5. Juli bis 15. September Figurinen nach
Schnittmuster-Büchern, Gastausstellung des
Museums der Stadt Linz
19. September bis Z0. Oktober Jahresaus-
stellung der Vereinigung für Künstler und
Kunstfreunde MAERZ
Z. November bis Z4. November Ausstellung
zur Rumänischen Woche. Gemälde Gra-
phik Plastik
30. November 1968 bis 7. Janner1969 inter-
nationale Ausstellung bildmälliger Photo-
graphie des Kamera-Klubs Linz-Urfahr.
Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum, Graz
11. Janner bis 4. Februar Galerie nächst
St. Stephan in der Neuen Galerie Neue
Galerie
1Z. Jänner bis 1Z. Februar Ernst Chr. Moser,
1815-1567 Künstlerhaus Graz
9. Februar bis Z4. März Wilhelm Thöny
zum eo. Geburtstag. Gemälde und Graphik
Neue Galerie;
Z9. März bls Z8. April Fritz Wotruba
Skulpturen. Gobelins. Gemälde Neue
Galerie
3. Mai 9. Juni RudplfSzyszkowitz Neue
Galerie;
Mai 1968 Felix Hatz und Palle Nielsen
vorbehaltlich der Zuweisung des Ecksanles;
11. Juni bis 30. Juni Experimente junger
Schweizer Künstler Gemeinsam mit der
Neuen Galerie der Stadt Linz Neue
Galeri
4. Juli 20. August Österreichische Kunst
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Albertina-Ausstellung Neue Galerie
September 1968 "Werke der lll. Internatio-
nalen Malerwochen" Neue Galerie;
Oktober 1968 Gastone Novelli vorbehalt-
lich der Zuweisung des Ecksaales Neue
Galerie
Oktober 1968 trigan-Personale 1968 Neue
Galerie
SeptembermOktober 1968 Beispiele reli-
giöser Kunst des 19. und Z0. Jahrhunderts
in der Steiermark Neue Galerie
November 1968 Giacomettl Gemälde und
Graphik gemeinsam mit dem Amte der
Tiroler Landesregierung Neue Galerie;
Dezember 1968 Joanneumskunstpreis 1968
Neue Galerie.
Galerie Welz. Salzburg
Z0. Februar bis 17. März Hans Krucken-
hauser. Aquarelle und Radierungen;
Z0.MärzbisZ1.April Ossip Zadkine. Graphik
Z4. April bis Z6. Mai Gerhard Garstenauer.
Bauten und Projekte
Z9. Mai bis 30. Juni Hans Fronius, Gemälde
und Zeichnungen.
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
Innsbruck
April 1968 XI. Österreichischer Graphik-
Wettbewerb. Preisblätler
Mai 1968 Holländische und flämische Male-
rei in Tiroler Privatbsit
Juni bis August 1968 Josef Anton Koch.
Zeichnungen zusammen mit der Kupfer-
stichsammlung der Akademie der
Künste in Erinnerung an den 200.
des großen Tiroler Malers
September bis Oklober1968 Gotisct
bilder und Plastiken aus den Studie
lungen des Museums.
Vorarl berger Landesmuseum,
Jünner bis Februar 75 Jahre Elektrc
März Die Miniaturmalerin Anna Lai
April bis Mai Alle Ansichten aus Vor
Mai bis Juni Angelica Kauffman
phiken
Juli bis Oktober Angelica Kauirmi
ihre Zeitgenossen
November 110 Jahre Vorarlberger
museum 20 Jahre Landesanstalt;
NavemberbisDezember Vorarlberg
selbständig. Bilder und Dokumente.
Austricln Institute. New York
Ausstellung Wiener Schule des phank
Realismus 16. Jänner 1968 bis16. Febrl
in den USA
16. Jdnner bis1. März San Francisco
of Art?
12. Marz bis 9. April University of T.
Museum
16. April bis 10. Mai Ft. Warth Art
Z1. Mai bls 9. Jun Municipal Art
17. Juni bis 15. Juli B. Speed Art
Z9. Juli bis 19. Augu The Wisconsi
of the University of Wtsconsin
29. August bis 25. September T1
Fine Arts Center
6. Oktober bls Z3. Oktober Herron
at Art
Z. November bls 30. November
Tampa Art Museum
10. Dezember 1968 bis 7. Janne
Washington Gallerv of Modern Art
17. Jänner bis 16. Februar 1969 Phil
Civic Center.
Ferner bis Mai 1969 wahrscheinlich
New York. Boston. Detroit und
PERSONALIA
Z9. November 1967 Prof. Viktor Pil
endete das B0. Lebensjahr. Hauptthemc
im Schaffen des autodldaktisch her
deten Malers sind Wiener Vorort
vor allem aber bildhafte Gestaltunge
kalischer Erlebnisse. Seit 1948 ist der
Beirat tur Angelegenheiten der bil
Kunst im Unterrichtsmintsterium. Er
mit einem Staatspreis, zwei Ehrenprei
Stadt Wien. der Großen goldenen
medaille des Künstlerhauses, dem Ehrt
für Wissenschaft und Kunst und dem G1
Lorbeer ausgezeichnet.
6. Dezember 1967 Arch. DipL-lng
Schreiber wurde 70 Jahre alt. Zu
Hauptwerken gehören die Geböul
"Wien-Film" auf dem Rosenhügel
Amtshaus in Hallein. wo der Künst
1945 tätig ist. Er ist Träger hoher
auszeichnungen.
6. Dezember 1967 Karl Schwärzler
Maler und Graphiker. wurde 60 Jcll
Der gebürtige Lustenauer zählt
profiliertesten Künstlern Vorarlberg
absolvierte die Graphische Lehr- un
suchsanstalt und die Akademie in Wie
wurde ihm der Preis des Bundesminis
für Unterricht verliehen.
B. Dezember 1967 Johann Scheibner
Bildhauer. feierte den 70. Geburtstag
Schüler der Prager Akademie Myslbs
studierte später bei Hanak. Bis En
zweiten Weltkriegs hatte er ein Staat
im Wiener Prater. 1945 zog er sich
Heimatgemeinde Krummnußbaum
wo er vornehmlich als angewandter
miker tätig ist. Er ist Trager des ..Gc
Lorbeers" des Könstlerhauss.
Dr. Robert Friedinger-Prunter gestorb
Z. Dezember 1967 schloß in Wien de
u. bevollm. Botschafter a. D. Dr.
Friedinger-Pranter für immer die
Der Verewlgte war erst wenige Woct
steinemTclde zumDirektorderDiplomc
Akademie Theresianum berufen
Er galt als einer der wenigen wirklil
tilierten und ernsthaften Sammler Wie
allem seine Kollektionen ägyptischer
sisch-antiker und ostkirchllcher Kul
sitzen Weltruf. Friedinger-Pranter
seine Bestände in einem Privatmuseu
einigt. dessen Besuch jedem erns
Kunstfreund und Sammler gerne
wurde. Der Verstorbene hatte seine
sammlung. die 25 hervorragende
des 14. bis 18. Jahrhunderts vorw
byzantinisch-griechischer Provenienz
faßt. der großen Grazer lkonenauss
JannerlFeber 1967 geschlossen zul
liigung gätellt. Friedinger-Pranter
erstklassiger Kenner der Geheimku
Alten Orients.
AUS DEM KUNSTHANDEL
IE'S, London1i
CHRISTIPS, London. Aukhan vom 21. November 1967. Mwnalurcn. Golddoscn und
Objek1e der Kle1nkvns1. 153 Kalcllognummern. Gesamlmeisßbor 22.199.19 oS2,1S7.945,7.
Kuh-Nr. 141- Fdcher GUS der Epoche Kama Georgs 11. von England 1172771750, Elfenr
bemgeslell, durchbrtxhen und geschnllzh Halbedelsielne Im Knuu1eir1e kleme Uhr.
Die Malerm du Hühnerhaui ze1g1 eme bacchanhsche Szene. Ausgeführl von Umohn,
London. Mc1slbol 750. o5 40.750, 1.
Aukhon vom 24. November 1907. Gcmalde duer Meis1er. 110 Kalalognummcrn.
Gesarnlmexslbol 2041241010510, 474 010. 7.
Kot-Nr 26 Alessandra Mdddosee 155771749, Lesende Monche 1n emer wald1gen
Londsenon, 7115x5615 cm. Ein wesenlhch oroßeres cemd1de des gleichen Me1slers,
die Versuchung der Ererruien. ein Bild. das in der Lnndschaßsdarslellung und Slimrrumg
diesem Gernalde sehr ahnlich war. erbrochle in der 577. Kunsiaukilon des Dorolheums
vom 12. b1s 15. Sep1ernber 1957 es 50.000. ae. Swheby wurde om 5. Dezember 1907
unler Kaialegnummer 20 e1n weileres cemd1de Magnascos, Wallfahrer vor einer Kapelle.
gleichfalls um 2.2007 versieigerl. Meisibal 2.200.7 05 143.000. 1.
Kam-Nr. 2a. Carlo cor1one. Allegane der SkUlpHJF. smwdrr wr ein Deckengcmalde.
47.5x67,5cm. Me1slbol 3,9007 o5 24700071.
Kal.-Nr.62tlc1copo Robusll. a1 Tm1ore11e. Por1ral des N1cola Dann 1m Al1cr von 20 Jahren.
dal. 1545. 187,5x109cm. Me1s1ba1 10.000. o5 10400007.
Aukhan vurn 1. Dezember 1967.lmprcss1an1sllsche und moderne eemd1de. ez Kala-
lagnummern CesarnImeiSIbQV 11145957 a5 724497407.
KaLrNr. 25 Claude Mone1, LCI Terrasse Salnle Adresse,98x130cmMe1s1balI1 55,000.
es 3.540 000.
Kd1-r1r. 47, Pdmo Plcusso. Hemme o1o Lampe, Es handellslch um ezn Porlrul von cordond.
einem B1ldhuuer und Freund Picassos; dernd111n Barcelona 1mJa11re1898. 100x65 cm.
Melslbol 20.000. os1.300.000.7.
SOTHEBY. London. Aukhon vom 6. Dezember 1967. Gemalde aller Meis1er. 134 Kalalag-
nummern. Gcsarv11rr1e1s1bal 319.960. öS 20.797.400,
KaO-Nr. 15 Jean-Honore Fraganard. Venus b1nde1 Amar d1e Flügel. 19.5x30 cm. Das
B1ld laßl s1ch b1s zur Versieigerung Trouard zurückverfolgen. d1e am 22. Februar 1779
in Parls sudnfand. Meis1bo1 34.500, 08 2.242.500.
Aukhon vom 7. Dezember 1967.Ze1hnUngen o11er Meis1er 104 Kdcdlogndmmern.
Gesamlmembak 14.5747 a5 947.310.
KaLeNr. 60 Carle Vernel, La Promenade 1m Garlen der Tuilerien, Feder. T1n1e und
Wasserfarben, 50x71 cm, Me1s1bo1' 1.900 o5 1135007.
Aukhon vom B. Dezember 1967. Franzasßche Taolsserien und Mobcl. 150 Kalalog-
nummern. Gesamtmeßibov 385.750 05 25,073 750.7.
Kuh-Nr. V1cr Tapissenen aus der 5er1e der Gcszhmhle des Don Qwchole, ausgefühH
der Gobelin-Manufaklur Paris von Mmhcl Audran nach Entwürfen von Charles
Coypcl, in den 1dhren 1771 bis 1773. D10 Abbildung m91 dds Siück m11 der 0ors1e11und
van Sanchos Mahl auf der Insel von Bara1ar1a; s1gnicrl Audrcm. dallerl1772. 370x510 cm.
D1ese Serie wurde dem Herzog AlberV von SachsenrTescherv und seiner Gcmahlm Erz-
herzogin Mame-Chrlshne anlüßlich Ihrer Rrisc durch Frunkrewh von Konig Ludw1g XVI.
dm 20. Add0s117ae. zum Geschenk gemdem. Dds Hcriagspaar reisle unter dem Decknamen
Graf und Gräün de Bäly. Die Tap1sser1en befunden s1cl1 dann im Palais des Herzogs 1r1
W1er1, der heuhgen Alberhna. Meislbol 200,000 o5 13,000 000.
Aukhon vom 14. Dezember 1967. Gcrnalde des 20.Jahrhunder1s.91Kamlognummern.
Gesumlme1s1bol' 21.4307 oS 1.392 950.7,
10 KaLrNr 27 Luc1oFor11ar1a. ConcellaSpaznale. 5105x146 cm Me1svbo1z 210 oS1.650,7.
11 Kuh-Nr. 36. Fr1z HundeHwasser, Ohne T1121. Feder. T1r11e und Gouachc, sigmert und
daher! 1956, 3552160 m. Melslbor 500. oS 32.5007
12 Kai -Nr. 56 Pablo Picasso, Porlrail de Femrne. sxqnicrl und dalierl 11. 11. 62. 72,5 54,5 cm.
Meislbal 5110007 öS 845.000,71
SOTHEBY. Londun 11
vriißlnvwhvruhvr.
BUCHBESPRECHUNGEN
Erlattger Beit ge zur Spraeh- und Kunst-
wisenschaft Bd. Karl Oettinger. Die
Bildhauer Maxi am am lnttsbrucker
Kaisergrabtnal. B1 Seiten. 17 Textabbn
36 Bildtafeln. Ln.
Bd. 24 Margnt Braun-Reichettbacher, Das
Ast- und Laubwlrk. Entwicklung, Merkmale
und Bedeutung einerlpiitgotischen Ornament-
farm. 102 Seiten. Figuren und Karte
im Text. XXVIII Bildtafeln m. 32 Abb..
Ln. Verlag Hans Carl. Nürnberg 1966.
Oettinger war und ist unter den Kunst-
historikern eine Persönlichkeit mit nahezu
detektlvischem Spürsinn. Zuschreiben und
Datieren ist ihm eine besondere Lust er
verbindet ein wahrhaft meisterlichs Gespür
bei der Interpretation mehr oder minder
dunkler Quellen mit einer blühenden Phan-
tasie. Was dabei herauskommt. war zu allen
Zeiten scharfer und zum Teil auch berech-
tigter Kritik ausgesetzt, aber summa sum-
marum Es ist unmöglich. von Oettinger nicht
gefesselt zu werden!
Bei vorliegender Publikation des Erlanger
Ordinarius mr Kunstgeschichte geht es um
die Zuweisung der noch zu Lebzeiten des
Kaisers entstandenen Großflguren des Maxi-
milian-Grabes an einzelne Künstler. wobei
zu berücksichtigen ist. daß zwischen der
Visierung. dem Holzmodell. dem Wachs-
schgitt und dem Gut! unterschieden werden
mu
Generalunternehmer des Riesenwerks war
bekanntlich Gilg Sesselschreiber. ein Maler.
der nach Oettinger nur geringe Qualifika-
tionen für die Lösung der ihm gestellten Auf-
gabe besaß und schließlich an ihr scheiterte.
War Maximilian bei der Wahl dieses Künst-
lers schlecht beraten und von allen guten
Geistern verlassen. so gelangen ihm bei der
Heranziehung anderer Meister wahrhaft
geniale Würfe. Aber fassen wir Oettingers
Ergebnisse zusammen Das Standbild Fer-
dinandsj von Portugal geht in Visierung.
Holzmodell und Wachsschnitt auf Sessel-
schreiber. im Guß auf Löffler zurück Maria
von Burgund und Philipp der sehbne, Ernst
der Eiserne und Rudolf v. Habsburg gehören
zur Gänze Sesselschreiber. Komplizierter ist
die Situation bei Zimburgis von Nlmovien
Oettinger weist Visierung und Holzmodell
keinem Geringeren als Veit Stoß zu. während
der Wachsschnitt von Sesselschreiber und der
Guß von den Sesselschreiber-Söhnen besorgt
wurde. Bei Elisabeth van Gärz stammt die
Visierung von Albrecht Dürer. das Holzmodell
wird dem "Artus-Meister" zugeschrieben.
Wachsschnitt und Guß sind von Sesselschrei-
ber. Für Visierung und Holzmodell der
Kunigunde von Bayern zeichnet nach Oet-
tinger Hans Leinberger verantwortlich.
wahrend die Sesselschreiber-Werkstatt den
Gurt bt-sargle. Und nun zum König Artus
Die Visierung wird auf Dürer zurückgeführt.
das Holzmodell auf den Artus-Meister selbst.
der Guß stammt von Peter Vischer d. A.
Genau die gleiche Arbeitsteilung gilt für die
Theaderich-Figu ie Visierung des Albrecht
v. Habsburg geh Dürer. das Holzmodell
Leinberger. der Guß Stefan Godl. von dem
auch die Güsse der Standbilder Leopold ltl.
und der Margareta von Österreich stammen.
Oettinger versucht in seinem Werk. Ober-
hammers grundlegende Publikation von 1935
zu erganzen und zu revidieren. inwieweit
ihm dies gelungen ist. kann im Rahmen
einer knappen Anzeige naturgemaß nicht
geklärt werden.
Als echte Oettinger-Schülerin versucht auch
Margot Braun-Reichenbacher. dem Phänomen
..Ast- und Laubwerk" nicht nur auf den Grund
zu gehen. sondern es auch bis in seine fein-
sten Verzweigungen zu verfolgen. Die ersten
Ansatze zum Ast- und Laubwerk finden sich
in franzö schen Buchillurninationen der
zweiten Halfte des 13. Jahrhunderts. aie
..Hochzeit" dieser Spdtestform gotischen
Maß- und Gesprengwerks beginnt jedoch
erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Form-
gelegenheiten sind in der Frühzeit neben
illuminierten Handschriften vor allem Glas-
scheiben und kirchliches Gerät. in der Reife-
und Spützeil die Gehduse und Gesprenge der
Schnitzaltüre und Chorgestühle sowie extreme
Formen von Deckenwölbungen. Der Tod des
Astwerks ist gekommen. als sich die von
Italien eindringende Girlande durchsetzt.
Laub- und Astwerk sind fast ausschließlich
eine Angelegenheit des süddeutschen Raumes.
Das mit aller Akribie und immenser
Materiatkenntnis abgefaßte Buch liefert auch
in ikanographischer Hinsicht wertvolle inter-
pretcttionen.
Ernst Köller
Volker Plagernantt. Da deutsche Kunst-
museum 1790-1870. Lage. Baukörper.
Raumarganisation. aildpi-ogi-omin. Studien
zur Kuttxt des neunzehnten tahrhundei-ts,
Bd. Fatschungsunternettmen der Fritz-
Thyssen-stittung, Arbeitskreis Kuristgesehiehie,
Prestel-Verlag München 1967.416 Sei-
ten mit 230 Abb. auf 160 Tafeln.
Das Museum ist eine jener Bauaufgctben. die
das neunzehnte Jahrhundert ausbildete. Bis
zur Französischen Revolution. also bis etwa
1790. gab es als hohe Bauaufgaben nur
Kirche und Palast was daneben entstand.
orientierte sich an einer dieser beiden Bau-
typen. im profanen Bereich also am Palast.
Fixe Raumprogramme. die einem speziellen
Bedürfnis entsprachen. gab es keine. die
Nutzung der Bauten war weitgehend aus-
tauschbar. Dies änderte sich, als im Gefolge
56
der sozialen Umwälzungen der Französischen
Revolution. vorbereitet durch die Aufklärung
und weltergctrctgen durch den Geist der
Romantik. einzelne bis dahin dem Palast-
gefüge zugehörige Einrichtungen aus diesem
ausgeschieden wurden. da sie in einem weit
höheren Maße der Offentlichkeit zugänglich
werden sollten. Solche Einrichtungen waren
neben anderen die Museen. fürstliche Samm-
lungen. die nicht zuletzt durch ihre Ver-
schleppung nach Frankreich und ihre Rück-
holung nach den Befreiungskriegen in den
Rang nationaler Güter aufgestiegen waren.
Für diese ehemals hofischen Institutionen
wurden damals Gebäude geschaffen. die
ganz auf die jeweiligen Erfordernisse ein-
gingen. die nach außen hin schon den Ge-
büudezweck erkennen lasen sollten. die nicht
mehr austauschbar waren. Das war aber
bestes neunzehnles Jahrhundert. das auch für
andere Zwecke Parlament. Bahnhof.
Bank scharf konturierte Bautypen ge-
schaffen hat. Einer Reihe von Untersuchungen.
die über solche Bautypert schon vorlie en.
schließt sich diese neue Arbeit über den vp
des deutschen Kunstmuseum; an.
Der Verfasser muflte dabei seinen Stoff be-
grenzen. Er tat dies. indem er nur die Kunst-
museen des deutschen Sprctchbereiches be-
handelte und diese auch nur für die Zeit
von 1790 bis zur deutschen Reichsgründung.
Ausgeklammert blieben die in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts von Gottfried Semper
angeregten Kunstgewerbemuseen mit den
ihnen angeschlossenen Fachschulen sowie die
reinen Kunstausstellungsgebdude. Plage-
manns Ziel war es. den Typ des deutschen
Kunstmuseum "als Kunstwerk fOr Kunst-
werke. als Denkmal der Kunstgeschichte"
Plagemann auszudeuten. Dieser Typ war
weniger im architektonischen Bereich zu
suchen er beweist. daß es im Bereich des
Museumsbaues vor 1870 nicht zu einer Form-
typisierung gekommen war als in der
Einheit von Bau. Ausstattung und Inhalt
dieser Museen. deren Bauherren vor 1848
die Fürsten waren. danach aber zunehmend
bürgerliche Gremi n.
Art achtzehn ausge hrten Museumsbauten
von der Glyptothek in München 1809-1830
bis zur Kunsthalle in Hamburg 1863-1869
sowie einigen bedeutenden Projekten
zeigt Plagemann die Entwicklung vom
akademischen ldealentwurf eines urand
und der Unbekümmertheit gegenüber den
inneren Erfordernissen des Museums. die
aus den Entwürfen Thourets spricht. bis zu
iener idealen Zweckform. die Klenze sehr
früh schon für die Pinakothek in München
1824-1336 gefunden hatte. Dazu be-
schreibt er. wie diese Museen ausgeichmückt
waren. wie diser Schmuck mehr und mehr
in einen Zusammenhang gestellt war mit
dem Gebüudezweck. wie der statuare und
gemalte Dekor zu einer Darstellung und
Verherrlichung dm Stifters und der Kunst-
geschichte wurde.
Hier aber ist das strenge Festhalten an der
Zeitgrenze von 1370 zu bedauern. entstand
doch gerade zu dieser Zeit nach einem vor-
ausgegangenen Wettbewerb durch semper
das endgültige Projekt für das Kunsthistorische
Hofmuseum in Wien. das noch einmal alle
jene Kriterien erfüllte, die nach Plagemanri
zum Wesen des deutschen Kunstmuseums
gehören nicht nur die Sorgfalt bei der Wahl
des Bauplatzes und der architektonischen
Durchbildung und die Zweckmäßigkeit der
ganzen Anlage waren gegeben. sondern mit
der reichen dekorativen Ausstattung wurde.
wie in der Pinakothek. noch einmal der
fürstlichen Stifter gedacht. wurde das ganze
archäologische und kunsthistorische Weltbild
jener zeit in bezug CtUf das Haus ausge-
breitet.
Den reichen und anregenden Bildleil stellte
Plagernann fast durchwegs aus zeitgenössi-
schem Material zusammen. Mit Ausnahme
von fünf Photos der Dresdener Galerie sind
es Graphiken. Damit wurde eine Einheitlich-
keit in der Bildwiedergabe erreicht. die die
meisten gleichartigen Arbeiten vermissen
lassen. Indes verzichtete Plagerviann in vielen
Fällen darauf. den endgültigen Zustand der
Bauten. den er literarisch beschreibt. zu
zeigen. ebenso wie das originale Aussehen
der Einrichtung und der Ausstellung der
Kunstwerke. Die Andeutungen. die dazu in
den idealisierten Architekturzeichnungen ent-
halten sind. vermitteln kein ausreichendes
Bild. Für den. der die von Corneliusfreskierten
Säle der Glyplathek vor dem Krieg nicht
Kennenlernen konnte. sind diese ebensowenig
vorstellbar wie die Ausmalung der Pina-
kothek in München oder des Alten Museums
in Berlin. Es kommt auch vor. dall die B9-
schreibung des tatsächlich ausgeführten
Zustandes mit der dazu gegebenen Abbildung.
die meist eine tclealschau darstellt. nicht
übereinstimmt Text S. B4 ..Fassaden" und
Abb. 72.
Die von Plagemann zitierten Beispiele sind
in chronologischer Folge sowohl mono-
graphisch behandelt. wobei alle greifbaren
Vorstudien und -planurigen berücksichtigt
wurden. als auch in einem Quellen- und
Litei-aturdnhdng. Gerade dieser letzte Teil
erfüllt. wenigstens auf dem ier behandelten
Gebiet des Museumsbaus. einen dringenden
Wunsch aller. die sich mit Architektur und
Bildender Kunst des neunzehnten Jahrhun-
derts befassen. gehen doch die meisten neue-
ren Monographien auf diesem Gebiet wenig
ins Detail.
So ordnet sich dieser Band einer Reihe von
Arbeiten ein. die sich bemühen. das Ver-
stctndnis für die Kunst des vergangenen
Jahrhunderts zu wecken. nachdem man
jahrzehntelang an diesen Zeugnissen einer
romantischen Begeisterung varbelgirtg. nicht
nur achtlos und ohne Verständnis für die in
ihr lebenden Idee. sondern oft auch mit
Verürgerung gegenüber jenem so reichert
Schmuck. und nicht wenige mögen die
unersetzlichen Verluste. die der Krieg ver-
ursacht hat. im stillen begrüßt haben. Das
Buch Plagemanns erscheint. nachdem es
keine Museumsfresken von Cornelius. von
Kaulbactt, von Steinle mehr gibt; möge dem
wenigen. das uns erhalten blieb. Schutz und
Anerkennung nunmehr nicht versagt bleiben.
Hans-Christoph Hoffmann
Zwischen den Zeiten. Texte und Miniaturen
von A. P. Gittersloli. Auswahl und Einleitung
Heribert Hutter. Verlag Brüder Rosen-
bdum. Wien 1967. 32 teilweise
farbige Bildtafeln, Strichätzungen im
Tekt. Pp.
Gütersloh. ein Jahr jünger als Kokoschka.
drei Jahre alter als Schiele. ist einer der
allerletzten Protagonisten eines längst dahin-
gesunkenen "goldenen Zeitalters" öster-
reichischer Kunst aber er. der geistige
vaier der "Wiener Schule der phantastischen
Molare? steht auch am Beginn einer neuen
Ära. Er ist alsa Brücke vom Gestern zum
Heule.
Die Miniaturen. die Hutter präsentiert über
die Dichtungen wagen wir nicht zu sprechen.
zeigen in Technik. Format und Thematik
eine sehr österreichische. wienerische Var-
liebe für all das. was einmal gewesen ist.
In iedem Winkel altertümelt es. das Bieder-
meier bricht aus allen Ecken hervor. Alles
ist aber auch hintergründig, etwas makaber.
todeslüstern. in vielen Fällen vermeint man
so etwas wie ..schwarze Erotik" zu ver-
spüren. aber über dieser Welt ..zwischen
den Zeiten" wie gut ist der Titel gewahltl
schwebt ein Geist äußerster Unverbindlich-
keit.DieMinialurenGüterslohssindimedelsten
Sinne des Wortes lIPENiBS riens". die ihre
Bedeutung erst durch das Moment der Ver-
fremdung gewinnen.
Hutters Text wird dem Geiste Gütersloh
vollauf gerecht. Die Interpretationen sind
klug. vortrefflich und kultiviert formuliert.
aber sie verwehen. wie das Erlebnis der
Miniaturen sich in einer Art von wollüstigem
Dunst auflöst.
Ernst Köller
Byxantina Vindaborionsia Bd. lt Karoline
Papadopoulas. Die Wandmalereien des
xi. Jahrhunderts in der Kirche Pattag tan
cliolkeon in Thessolonikt. Verlag Her-
mann Böhlaus NachfJGraz-Köln 1966.
120 Seiten. 39 Abb. brosch.
Jeder. der Saloniki kennt. kennt auch die
Kirche. die hier abgehandelt wirdi Sie steht
auf dem riesigen. durch den Brand der Stadt
1917 entstandenen. wüsten und leeren Platz,
der einmal das Zentrum der zweitwichtig-
sten Stadt des byzantinischen Imperiums war.
Die scheußlichen Hochhäuser. die an ihrer
Nordseite stehen. lassen sie in ihrer heutigen
Umgebung noch kleiner. noch verlorener
erscheinen. Aber nicht darum geht es die
Autorin legt eine musterhaft abgefaßte
Betrachtung über die ikonogrophlschen und
stilistischen Probleme vor. die sich mit der
Freskenousstattung dieses Baues verbinden.
Die Kirche zur "Muttergottes der Kupfer-
schmiede" wurde 1028 von einem hohen
Hof- und Militarbeamten gegründet und von
einer Werkstatt in einem Zuge wohl un-
mittelbar im Anschtuß an die Stiftung mit
einem weitgehend erhaltenen Freskenzyklus
ausgestattet. einem der wenigen und daher
wichtigsten. die uns aus dem zweiten Viertel
des 11. Jahrhunderts überliefert sind. Das
ikonographlsche Schema hält sich. wie nicht
anders zu erwarten. an die zeitüblichen
Grundgedanken. die aber in sich genügend
Variationsfähigkeit aufweisen. um spezifi-
schen Wünschen der Stifter gerecht werden
zu können. Die Verfasserin ist bemüht. für
alle Darstellungen im einzelnen wie im
großen Zusammenhang Parallelen in der
gesamten ostkirchlichen Welt zu finden der
Kreis, den sie zieht. ist weit gespannt. er
reicht von den Kirchen der Kiewer Rus.
KGDDadakiens und Anatoltens bis nach
Ochrid. Venedig und Tctrcello.
Stilistisch ist die Freskenausstatlung nach
Ansicht der Autorin von konstantirtopoli-
tanischen Vorbildern abhängig und gehört
im weiteren Sinne des Wortes dem Bereiche
der Hofkunst an kein Wunder. wenn man
Rang und Stand des Stifters berücksichtigt.
Ernst Köller
Institut für Wissenschaft und Kunst Henri
Toulouse-Lautrec und uino Znit. Vortrags-
reitte. Wien 1966.
Beiträge von Fritz Novotny. l-toni tsisunz,
Hans A. Scttmitt. tz Peter Kitsch. Philipp
Ruff. Gertrud Jaksch und Heribert Hutter.
Farbtafeln. Schwarzweißbilder.
brosch.
Diße kleine Publikation hält die Erinnerung
an die große Toulouse-Lctutrec-AusstelIung
fest. die am 2. Juni 1966 lt'l der Aula des
Osterreichischen Museums für angewandte
Kunst eröffnet wurde und über 104.000 Be-
sucher anzulocken vermochte. Novotnys
Eraffnungsrede stellt in den Mittelpunkt der
Betrachtung das Erlebnis des Triebhaften
und die amorallstische Betrachlt
Menschen bei Toulouse-Laulrec und
"eigentlichen Bereich seiner Kur
Plakat hervor. Bisanz stellt die Kl
Taulouse-Lautrec in den für das
hundert so charakteristischen Dialog
Idealismus und Realismus herein ul
rindet den Protagonisten als Fortse
Goya. caurbet und Daumier. Wie
nend. daß Toulouse-Lautrec das
Puvis de Chavannes .,Der heilige
paradieren wagte und vermoch
weiterer Aspekt die Einsamkeit de
nen im ..ntenschtichen Warenassol
Hans A. Schmitt zeichnet mit lt
kühnen Strichen ein Bild der po
weltgeschichtlichen Situation des Fr
von damals Kapitalismus. Sozialisrr
tür und Kirche sind die bewegender
einer unerhört dynamischen. wd
rahigeri Gesellschaft. "Aspekte der
schert Literatur" nennt F. P. Kirsc
Beitrag. J.-K. Huysmans und seine
Figur Des Essaintes stehen im Mitteln
Betrachtung Es ist die Zeit des val
Aslhetentums. der artifiziellen Parad
Isolierung von der Umwelt. aber
Universalisierung des dichterisch
v. Hugo und der Begegnung vc
und Wissenschaft Ernile Zola.
anderen Seite stehen Okkultismus ur
Baudelaire. Romantik. Aniiromor
Symbolismus arbeiten am Bild der
Musikgschehen in Paris sieht Ph.
charakteristischcsten verkörpert im
sionismus Claude Debussys. aber
Genius von Berlioz und seiner
ist noch spurbar und lebendig. die
Oper" bestimmt das Muslktheater.
Hinweis auf Ravel klingt diese Stt.
Das von G. Jaksch und H. Hutter
Kurzreferat über die Ausstellun
verweist auf die Schwierigkeiten
sammertstellung und die nicht unei
wissenschaftliche Ernte. die dem
nehmen bet aller tsesehrankung
war. Bei allcr Kürze ein Ciußerst
reiches Opusculum!
Ern
Das Leben de heiligen Wolfgang
Holzsehnittbueh des Johann weyssi
aus dem Jahre isls. tii-sg. van t-t.
brunner. Verlag Friedrich
Regensburg 1967.
Der hl. Wolfgang war Bischof von
burg von 972 bis 994. lebte und wi
vor rund einem Jahrtausend. Auf ösl
schem Boden ist ihm in dem nach
nannten. der Legende nach von
gründeten Wallfahrtsort am Abt
Michael Pachers Altarwerk ein un
liches Denkmal gesetzt die frühes
zeichnungen der Vita des Heiligen
das zweite Viertel des 11. Jahrl
eine mächtige Neubelebung seine
erfolgte in der Reformalionszeit.
müssen im Stift Mondsee iene Holz
tätig gewesen sein. die als Angenö
Donau-Schule jene 50 Holzschnitte
die in vorliegender Publikation in
grüße wiedergegeben sind. Die Dru
in Landshut lüßt sich aus iahrhunc
Verbundenheit von Mondsee mit dem
tum Bayern-Landshut erklaren.
fällig gestaltete Neuausgabe dies
gangs-Vita ist ein wertvoller Bei
tkonographle des Heiligen und zur
der Kunst der Donau-Schule.
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Von allen Projekten Maximilians zu Ruhm und Gedächtnis seines Hauses und seiner
Person ist sein Grabmal in Innsbruck, wicwohl Fragment geblieben, das größte. Es
wurde zum bedeutendsten Kunst- und Geschichtsdenkmal seines Lieblingslandes Tirol
und blieb die gewaltigste Schöpfung der Plastik im Deutschland jener Epoche. Maxi-
milian hat sicheren Blicks die führenden Meister Süddeutschlands zur Mitarbeit heran-
gezogen Veit Stoß und den Artusmeister aus Nürnberg, Hans Lcinberger aus Landshut
und Gilg Sesselschreiber aus München.
In diesem Buch wird nun versucht, aufgrund neuer Prüfung aller wichtigen Nach-
richten eine gesicherte Ausgangslage für die Stilkritik zu schaffen. Dann geht es um
die Methode, das schwierige Problem der Überlagerung des Anteils von Visierem, Modell-
schöpfern, Wachsschneidem und Bronzegießern zu bewältigen. Das Resultat ist die
Einschränkung von Sesselschreibers Anteil auf fünf Figuren. Die drei großartigsten Frauen-
gestalten des Grabmals werden in ihrer Erfindung auf den Artusmeister, Veit Stoß
und Hans Leinberger bestimmt. Gilg Sesselschreiber, um eine Stufe niedriger im Rang,
hat gleichwohl als Hauptbeauftragter Maximilians eine Schliissclstellung inne. Das Ver-
hältnis des Kaisers zu seinem widerspenstigen Grabmalmeister ist historisch wie kultur-
historisch von gleichem Interesse.
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Telefon 52 56 74 Serie
Fernschreiber 1843
llse Leitenberger
DER KNABE MIT DEN BROTEN
Sieben Geschichten
um Kinder, die einmal in ihrem Leben
Jesus begegnet sind
176 Seiten
Zeichnungen von Kurt Fiöschl
Preis 88,-
BUNDESVERLAG
LÄNDERBANK
LALNDE
gottfried
von einem
Dantons Tod
Prinzessin Turandot
Rondo vom goldenen Kalb
Der Prozeß
Medusa
etc.
ernst
krenek
Der Sprung über den Schatten
Orpheus und Eurldlke
Jonny splelt auf
Der Diktator
Dark Waters
etc.
Monographien der beiden großen österreichischen
Komponisten des 20. Jahrhunderts
Dominik Hartmann
Gottfried von Einem
84 Seiten. 11 Schwarzweißbilder
Preis 58,-
Lothar Knessl
Ernst Krenek
100 Seiten, Schwarzweißbilder
Preis 58.-
IBUNDESVERLAG
kombinierbare Polstermöbel
KM wrrx wzugw
verwandelbare Polstermöbel
Warum machen wir dieses Inserat?
cht weit wir glauben, daß ein Schilling zum Ei wer-
an kann. Oder umgekehrt.
ich nicht weil wir betonen wollen, daß wir alle
aldgeschafte sorgfältig erledigen. Also jeden Schil-
ig wie ein rohes Ei behandeln. Denn das ist für
'19 Sparkasse selbstverständlich.
l'1d8fl'l weil wir wissen, daß Sparen der sicherste
eg zu Wohlstand und Vermögen ist. Das haben
cht wir herausgefunden. Das ist eine alte Lebens-
aisheit.
ach wir sagen das nicht, um ein Inserat zu machen.
mdern wir machen ein Inserat. um Ihnen das zu
gen. Weil es wichtig und für Sie von Vorteil ist.
im lN
Unfa versio
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BUNDESLÄNDER
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Überall in Österreich
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