linische" Struktur, die in der stockwerk- weisen Gliederung wurzelt. Der weitere Stilverlauf wird durch die Bildung über- geordneter Einheiten bestimmt, was durch die Einführung der Ricsenordnung erreicht wird. Diesen Schritt tut Gottfried Semper in seinem Entwurf für die Hofburg und Hofmuseen 186919, der als Höhepunkt und Ideallösung des strengen Historismus ange- sprochen werden muß. Dem reinen Hori- zontalismus wird durch die mehrere Ge- schosse zusammenfassende Ordnung ein Vertikalmoment entgegengesetzt und so ein Ausgleich erreicht; darüber hinaus ist die Zusammenfassung von Hofburg und Museen zu einer riesenhaften Anlage cnte scheidend, da hier cin Komplex größten Ausmaßes architektonisch organisiert er- scheint, wie es in der Spätantike geübt wurde. Bezeichnenderweise blieb das Pro- jekt ein Torso, da. der Kaiserpalast erst nach den für die Allgemeinheit bestimmten Bau- ten in Angriff genommen und damit seine Vollendung durch den Wandel der künstle- rischen ebenso wie der historischen Situation vereitelt wurde. Die von Sempers Projekt repräsentierte Stilstufe bestimmt dann die Gestaltung von drei „Monumentalbauten", die seit 1872 auf dem zunächst unverbaut gehaltenen Paradeplatz an der Ringstraße errichtet wurden und letztlich das Kern- stück der ganzen Anlage bildeten. Es handelt sich um das Parlament, das Theophil Hansen in gräzisierenden Formen erbaute, das Rathaus, für Welches der auch als Dombaumeister von St. Stephan tätige Friedrich von Schmidtll gotische Formen wählte, und schließlich um die Universität, Welche Heinrich von Ferstel im Sinne der Neorenaissance entwarf. jeder der Bauten ist von riesenhaftem Ausmaß und führt die Möglichkeiten des strengen Historismus an 12 seine stilistischen Grenzen, ähnlich wie es der Protobarock mit den Möglichkeiten der Hochrenaissance tat. Obwohl hier drei verschiedene Stile der Vergangenheit be- schweren wurden - deren Wahl sich in diesem Falle besonders gut aus inhaltlichen Gründen erklären läßt w, gehören doch alle drei Bauten unverwechselbar einer Stillage an, nämlich dem strengen Historismus. Die gestaltungsmäßigen Analogien, die sich etwa bei den Grundrissen von Universität und Rathaus erkennen lassen, zeigen, daß hier ein ganz bestimmtes Kunstwollen am Werke war, dessen Kriterien sich auch durch eine eingehende Analyse der drei Fassaden mit ihren stark überdehnten Aus- maßen und Sprengung überkommencr Proportionsbegriffe erweisen ließe. In diesen Hauptwerken des strengen Historismus ist auch die Theorie, wie sie Eitelberger ver- trat, überspannr. Keiner der drei genannten 9