00
alfe und moderne
KUNSTHAUS AM MUSEUM
CAROLA VAN HAM
KÖLN AM RHEIN
HIDDEMANN, Friedrich Pctcr 1829i1892 Düsseldorf
Picknick im Walde" Bezeichnet F. Hiildcmaim, Öl auf Leinwand,
128 X193 cm
DRUSUSGASSE 1-5
TELEPHON 258157
36. KUNSTAUKTION
25."Z6. OKTOBER 1968
BESICHTIGUNG l4.-21. ORTOBER
außer sonntags
MÖBEL- KUNSTGEXYTÄRBEM TEXTlLlEN
GEMÄLDE ALTER UND NEUER ÄIEISFER
GRAPHIK
57. KUNSTAUKTION
7. DEZEMBER 1968
BESICHTIGUNG s. UND 6. DEZEMBER
EXOTICA OSTASIATlSCHE KUNST
ANTIKE KERAMIKEN UND GLÄSER
REICH BEBILDERT
KATALOG
AU
ANFRAGE
Ein Zimmer ohne Bücher
ist ein Körper ohne Seele.
CICERO
BUCHGEMEINSCHAFT
DODÄU lÄDD
Inhalt
16
2A
28
A2
51
53
59
60
Renate Wagner-Rieger
Peter Panholzer
Walther Maria Neuwirth
Horst-Herbert Kossaiz
Kristian Sotriffer
Alois Vogel
Peter Baum
Peier Baum
Der Historismus in der Wiener Architektur des
19. Jahrhunderts
Die Blumensäie am Purkring Zur Geschichte
der Gartenbaugesellschaft und ihrer Ausstellungsr
gebäude
Vor hundert Jahren
Künstlerhaus
Unbekannte Wiener Reklame-Plakate Aus der
Plakatsammlung des Österreichischen Museums für
angewandte Kunst
Neue österreichische Druckgraphik
Schlußstein am Wiener
Neue Bestrebungen im räumlichen Bilden
Hundertwasser inSelbstzeugnissen Anmerkungen
zu einem Kapitel neuer österreichischer Kunst-
geschichte
Kunst. Kommerz und Demonstrationen Notilen
zur 311. Biennale von Venedig
Aus dem Kunstleben
Aus dem Kunsthnndel
Buchbesprechungen
Fritz Woirubu, DFQÖr-FÖQUFEH Ausschnitt. 1968. Originulgruphik aus der Schroll-
Presse
Unsere Ku nstbeiluge
Bildnuchweis
Zechyr. Architektur. Offsetlitho, 1968
L. Angerer. Wien, S. 25 P. Baum. Wien. S. 51. 52, 54 Bildarchiv der Öster-
reichischen Nationalbibliothek. Wien, 5. 7. 10, 11. 14-16. 20723
O. Breicha, Wien, S. 36, 38. 53 G. Ciements. S. 51 Ferruzzi, Venedig, S. 51
J. Fiegl, Wien, S. 275, 12. 13 t. fornasa. Valdagno, S. 53 Fremdenverkehr;
und Kulturverein Neumarkt a. d. Raub. Bgld.. 56 Kunsthistarisches Institut der
Universität Wien, S. 7. 14 Historisches Museum der Stadt Wien, S. 16, 22
H. H. Kossatz. Hamburg-Wien. S. 28-35 Kunsthistorisches Museum E. Schwenk,
Wien, S. 8. Kurier-Foto. Wien. S. 43 Foto H. Moyr. Wien. S. 54 Photo
Meyer. Wien, 52 W. H. Mraz. Wien, S. S6 Museum des 20. Jahrhunderts,
Wien. S. 55 Österreichisches Museum für angewandte Kunst A. Fesl, Wien, S. 55
Pian- und Schriftenkammer der Stadt Wien. Altbestandsarchiv, S. 20-21 K. Scherb,
Wien. S. 24 Österreichisches StaatsarchivlAllgemeines VerwaltungsarchivlStadter-
weiterungsfond Zl. 23 700 ex 1861. S. 18 Archiv C. Stenvert. Wien. S. 44
F. SÜSS. Wien, S. 25
Vorschau auf Heft 101
Das Schatzkammerbild in der Wallfahrßkirche zu Maria Zell Zu den süddeuischen
Schiffskanzeln Augsburger Barock Die holländischen Gläser des 17. und
18. Jahrhunderts in der Sammlung Fritz Biemann, Zürich Der Hochzeiisschrank
aus Schloß Neuhaus Der Ofen in Baumges1ah aus dem Hevzendorfer Bee1-
hovenhaus Das Giasmuseum in Gmünd Hans Fronius zum 65. Geburtstag
Wxlhelm Sauer zum Gedenken Friäz Silberbauer zum 85. Geburfsmg
ljefi SeptfOkt.
Herausgeber, Eigemümer und Verleger
Produkiionsleiiung
Reduldion
Erscheinen und Preix
Anzeigen
Bexug
Druck und Klischees
13. Jahrgang 1968 alte und moderne
Herausgeber Dr. Kurt Rossucher Eigeniümer und Verleger Österreichischer Bundesverlag
iiir Unlerrichl. Wissenschcifi und Kunsl Produkiionsleilung Prof. Dr. Aiois Reiieneieiner
eine Wien I. Schwurzenbergslraße s. Tel. 52 25 61
CheiredqkieurProf. Dir. DnWilhelrnMrazek, vereriiwerii. lrihallADr. FrunzWindisch-Gruefz
Dr. Ernsi Kasiier Peier Baum Alois Vogel Leopold Neiepii, graphische Gesmllung
eile Österreichisches Museum für engewnridie Kunst. wien siubenring Tel. 72 56 9a
Aiie Munuskriple sind Cm die Redaktion zu riehien Für unverlcingi eingehende Munuskriple
und Folos wird keine Heilung ouernernrnen
Alle und moderne Kunsleßcheinl196Q im Februar, April. Juni, Augusi, Oklober und Dezember.
Jnhresubonnemenl Dappelnummern öS 290.- und 9.- Porto DM 49.-. sfr, 55.4
Eirizelhefi öS 56.-. DM 9.30, sfr. 10.50 Einzelnummern- sowie DM- und sfn-Preise inkl. Porm
Anzeigenverwullurig Öslerreichischer Bundesverlug. wien VIII, Lenaugcisse 17
AHe und moderne Kurie isl zu beziehen durch jede Buch- und Kunslhundlung oder den Verlag
Nachdruck nur inii Genehmigung des Herausgebers
Druck- und Buchbinderurbeil G. Gislel Hi Cie.. Wien III. Münzgasse Klischees Pholo-
Chemigrcphische Kunsiunsicili R. Seyss KG, Wien
folgende Beitrag emxprirhz einem am 21. lnternaliuru
ngrzß in Kunslgeszhichlz in Bonn 1964 gelmllenen Refe
um, dem Titel sm und Übrvlizferung der Kunst
zndlnndes" in den Akten diese Korgzxsex. Band I. Epnr
apäisrher Kumz, Berlin 1957, 3.2 .. erstmal mag
twurde.
um Fürst .ju.1hchcrn-mp n. TCXDPCI-
gmse, 1. 1a Aquarell N5
Theophil von wxhuhlllvhua Muxcum
x-h-gn
Nluxcunu, "Prkihcrrulnnllc" im
Vesnbül NB wu x74
Eduard um m1 und Auguxl von SICJYJNIBIJFQJ.
Anrnal. 1w Eingqngxbnu I'm-p!
Die Architektur des Historismus wird selbst
dort, wo man sich ihr gegenüber positiv
verhält, hauptsächlich zum Gegenstand
kunsttheoretischer Überlegungen gemacht
und viel mehr als geistcsgeschichtliches,
soziologisches oder gesellschaftskritisches
Phänomen betrachtet denn als ein rein
künstlerisches. Im allgemeinen sieht man
im Neben- und l-lintereiriander, ja in der
Auswechselbarkeit der historischen Stile
nur eine Schwäche oder gar ein Elend der
Architektur, die auf dem Tiefpunkt der
Gründerzeit mehrere historische Stile modi-
Ezierte und doch keine Kunst zustande
brachte"l. Demgegenüber sieht Eversl
im Nebeneinander vieler Stile überhaupt
erst die Voraussetzung, daß man einen Stil
erkennen könne, wie er auch die scheinbar
völlige Freiheit in der Wahl, somit die
Freiheit von einem bestimmten Formzwang,
mit Recht positiv beurteilt. Es scheint an
vtrw
T1"?
der Zeit, unabhängig von allen au
künstlerischen Problemen, die Archite
des Historismus als eine rein künstleri
Erscheinung zu betrachten, und es Wi
sich Wohl der Versuch lohnen, auch an
Werken dieser Epoche jene Methoden
Anwendung zu bringen, mit denen
die Vor- und auch nachher entstanc
Kunst dem wissenschaftlichen Verstän
zu erschließen trachtet. Zu diesen Methc
gehörte es, den Historismus als einheitlk
künstlerischen Ablauf zu betrachten
zu fragen, ob es nicht doch einen Stil
Historismus" gibt, welcher sich den v0
ANMERKUNGEN
H. Bauer, Architektur alsKunst, VDI der Grüß
idealistischen Architektur-Asthetik und ihrem Verfa
Kunstgeschichte, und icunsqhgorge Hirn 19.ahrhu
mmß-ß?
nnuiiräasßnixl
gangenen Stilen gleichwertig anreihen
3c. Man wird von vornherein diesem
des Historismus verschiedene Rich-
lgen zugestehen müssen, so wie etwa eine
arocke" uncl eine klassisch? Richtung
die Komplexität des Bar0ck" aus-
cht. Allerdings darf man nicht die
letierten historischen Stile als solche
htungcn betrachten, etwa die Neugotik
oder die Neorenaissance. Diese wurden für
bestimmte Aufgaben meist in einer Art
gewählt, die sich am ehesten mit ikono-
logischen Überlegungen vergleichen ließe;
etwa zitierte man für eine Universität die
Formen der Renaissance als des Stiles der
Zeit des Humanismus in dem Sinne, wie
man im Barock die antike Mythologie
bemühte, um mit l-lerkules oder Apollo
bestimmte Tugenden zu symbolisieren.
Sicht man vom Spezifischen der repetierten
Stile ab und versucht zu definieren, nicht
Welche Formen, sondern wie man diese
verwendete, so müßte man zu dem Gemein-
samen aller repetierten Stile gelangen,
welches dann eben das dem Historismus
eigene Stilbild bestimmt.
Für einen solchen Versuch erscheint die
Architektur des Historismus in Wien ein
geeignetes Feld. Eine äußerst intensive
Bautätigkeit hat in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts aus einer mittelalterlichen
Stadt in barockem Gewande eine moderne
Metropole gemacht und der kaiserlichen
Residenz jene Erscheinung verliehen, die
Wien auch heute noch charakterisiert. 1857
ordneteKaiserFranzjosephdieNiederlegung
hduard van der Null und August von Sicardsburg,
Robcnhof, Wien ll, Untere Donuustralät. 1x55 Ficgl
Eduard der Nüll und August von Sicardsburg,
ehemaliges Haas-Haus, Stock-im-Eiscn-Plarz, 1ses 1x67
Rcpro um. Mus. St. Wicn
Ehemaliger Silxlbahnhof, 1869-1873. Aufxlahuxcgcbäude
von Wilhelm Flattich ms 21m
Technologische GCWCIDCHIIXSEUm, xxnx-n IX, Wäh-
ringt! Straße. 18790113 133.634;
Arbcitcrhiulcr der Sudbahngescllschaft voll Wilhelm
Flaltich, 1870Ficgl
der Stadtmauer und die Verbauung des
damit gewonnenen breiten Geländestreifens
zwischen der Inneren Stadt und den Vor-
städten an. Die dabei entstandene Ring-
straße" mit den repräsentativen Gebäuden
für Verwaltung und Kultur war eine der
großen Bauaufgaben der Zeit und lockte
bald bedeutende Architekten aus verschie-
denen Ländern nach Wien. Städtebauliche
Fragen waren zu lösen, Monumental-
bauten", wie man die riesenhaften Kom-
plexe nanntel, und Zinspaläste waren zu
errichten und zeitigten eine architektonische
Blüte, die einen Modellfall für die Stil-
geschichte der Baukunst des Historismus
abgibt.
In diesem Stilablauf lassen sich drei Phasen
unterscheiden Zunächst der Romanlixrlze
Hirtarixmux, der etwa das mittlere Drittel
des 19. Jahrhunderts umfaßt. Er ist in
seinen Anfängen mit einer architektonischen
Richtung des Spätklassizismus im Vormärz
verzahnt, die Hitchcock4 als Rundbogen-
stil" bezeichnet, die ich aber zufolge ihrer
betont rustikalen, fast amorph wirkenden
Massigkeit der Außenerscheinung, Welche
durch einen Grundriß von klassizistischer
Strenge gebändigt erscheint, als Kubischen
Stil" bezeichnen möchte. In Wien repräsen-
tieren diese Richtung ausgeführte Bauten
des Peter Nobile, der hier erstmals die
dorische Ordnung aufnimmt und auch
archäologische Treue anstrebt. Das Nobile
nahestehende Landesgericht oder das Haupt-
zollamt von Paul Sprenger sind typische
Leistungen dieser Strömung des 2. Viertels
des 19. Jahrhunderts. Nicht nur ihrer
Bestimmung nach, sondern auch im Stil
wird das Wehthaftc, ja Militante besonders
hervorgehoben, und das bleibt auch im
romantischen Historismus, wo in der
figürlichen Ausstattung oft das patriotische
Moment stark unterstrichen wird. S0 etwa
bei dem aus Arsenal, Franz-Josefs- und
Rudolfs-heute R0ssauer-kaserne gebildea
tcn Festungsdreieck, das nach der März-
Revolution von 1848 die Stadt mehr gegen
den inneren als den äußeren Feind schützen
sollte. Künstlerisch am bedeutendsten davon
ist das Arsenal 1849-1856, ein großes
Geviert, das die Aufgabe Verteidigungs-
fähiger Militäretablissements und Waden-
depots vereinigt. Die führenden Architekten
des romantischen Historismus, wie Ludwig
Förster, Theophil Hansen, Sicardsburg und
van der Nüll, Karl Rösner, haben die
einzelnen Trakte entworfen und sich dabei
des bis dahin in Wien ungcbräuchlichen
Rohziegelbaues bedient. Man bezeichnete
diesen damals als Materialbau"5 und
meinte eine besondere Ehrlichkeit der
Baugesinnung damit zu dokumentieren, daß
man das eigentliche Baumaterial nicht hinter
Verputz verschwinden ließ. Heute scheint
cs freilich, als ob die dekorative Farbigkeit
der roten und gelben Ziegel einen wesent-
lichen Ausschlag bei ihrer Verwendung ge-
geben hätre. Die aus Umfassungsbauten
und freistehenden Trakten Museum, Werk-
stätten usw. gestaltete Anlage des Arsenals
scheint zunächst der bei Kasernen, Spitälern
usw. gebräuchlichen Hofanlage zu folgen.
In Wirklichkeit ist dieses Hofsystem aber
bereits gesprengt, denn die das Geviert
einfassenden Bauten bilden nicht durch-
gehende Trakte, sondern wuchtige, in sich
geschlossen konzipierte Einzelblöcke, die
durch niedrigere Zwischenbauten nur lose
zusammengebunden werden. Sie stammen
von Sicardsburg und van der Nüll, und
mittelalterliche Burgen Italiens haben bei
ihrem Entwurf Pate gestanden. Theophil
Hansen, der mit dem Waifenrnuseumö
Wiens ersten Museumsbau schuf, geht im
Grundriß von klassizistischen Anregungen
aus, die er mit den oft als romanisch be-
zeichneten byzantinischen und islamischen
Formen verbindet. Dekorative Details aus
diesen Kunstkreisen werden auch zum
Schmuck der sonst streng und nüchtern
konzipierten Verwaltungsbauten verwendet.
Diese wurden bis 1848 im wesentlichen von
den Beamten des Hofbaurates, besonders
von Paul Sprenger, gestaltet, der ein
äußerst tüchtiger Techniker und in seinen
architektonischen Entwürfen sachlich, ra-
tionell und nüchtern insgesamt heute
sehr modern wirkend war. Die Zeit-
genossen haßten ihn ob seiner Allmächtig-
keit im Hofbaurat, der alle öffentlichen
Bauaufträge im Beamtenwege erledigte, die
folgende Generation7 lehnte ihn aus ge-
schmacklichen Gründen ab. Bezeichnender-
weise entflammte sich der Architektur-
skandal, der Sprengers führender Position
ein Ende bereitete, an einem Kirchenbau.
Die Sakralarchitektur war nach einem
radikalen Rückgang in Auswirkung des
Joseiinismus seit der Tätigkeit Clemens
Maria Hofbauers in Wien wieder zu einer
führenden Bauaufgabe geworden, und zwar
begann Karl Rösner seit den dreißiger
Jahren eine Reihe von Kirchen zu errichten.
Meist legte er zwei bis drei Alternativ-
projekte vor, welche gotische oder früh-
christliche Bauformen abwandelten, und
führte dann jene aus, bei denen ein Kom-
promiß, eine Verbindung zwischen den
Extremen hergestellt war. Dieser Mischstil,
den ich als romantischen Historismus"
bezeichne, war es auch, den Paul Sprenger
für den Bau der Altlerchenfelder Kirche
plante, ehe ihm das Jahr 1848 die Leitung
des bereits in den Grundmauern festgelegten
Baues entwand und den Hofbaurat stürzte.
Für die Fertigstellung wurde eine Kon-
kurrenz ausgeschrieben, als deren Sieger
der Schweizer Architekt Johann Georg
Müller hervorging. Vergleicht man heute
den nach seinen Plänen ausgeführten Bau
mit dem Entwurf Sprengers, so treten die
damals die Gemüter so sehr bewegenden
Unterschiede auffallend in den Hintergrund.
Dagegen wird eine Einheit des Zeitstiles
faßbar, innerhalb derer die Schwankungen
durch eine geringere oder stärkere Opulenz
der Formen bestimmt werden. Demnach hat
nicht erst die März-Revolution mit dem
Sturz des Hofbauiates, der Gründung des
Ingenieur- und Architektenvereines sowie
der Konkurrenzausschreibung bei öffent-
lichen Bauten an Stelle der Beamtenprojekte
für Wien jener neuen Architektur die Tore
geöffnet, wie sie andernorts, besonders in
München, schon reich zur Entfaltung ge-
kommen war vielmehr haben die Ereignisse
des Jahres 1848 einer bereits vorhandenen,
allerdings purifizierten Richtung zur künst-
lerischen Entfaltung verholfen. Jedenfalls
liegen die reichsten Bauten des romantischen
Historismus in seiner Spätzeit, wie Ferstels
Bank- und Börsengebäude oder die Wiener
Oper von Sicardsburg und van der Nüll.
Damit ist angedeutet, daß dieser Stil einen
Formwandel, das was man als Entwick-
lung" zu bezeichnen pflegt, mitmacht, deren
BeeinHussung durch äußere Nlaßnahmen
man nicht überschätzen darf. Der Wandel
geht von der kubischen Massigkeit des
Baublockes mit großen, meist ohne Säulen-
ordnung gegliederten Flächen zu einer seht
reich dekorierten Oberfläche des Baues,
und zwar innen wie außen. Die Vorbilder
für diese Dekoration finden sich in künst-
lerischen Epochen, die auf einem vor der
Klassik der Hochrenaissance liegenden
Niveau stehen, also abgesehen von byzan-
tinischen und islamischen Anregungen vor
allem solche des italienischen Tre- und
Quattrocento, jedoch auch jener trans-
alpinen Renaissancestile, die vom Ornament-
reichtum Oberitaliens im späten 15. und
frühen 16. Jahrhundert berührt waren.
Solche Anregungen werden in etwas spröder,
meist zeichnerisch wirkender Manier ange-
wandt, wobei die Anerkennung des Bau-
blockes durch die Hächenhafte Schmückung
seiner Oberhaut ein wichtiges stilistisches
Kriterium bildet. Übermäßig plastische,
schattende Motive werden vermieden, wo-
gegen eine Steigerung des OberHächen-
reichtums durch die Schichtung der Wand
erstrebt wird, bei der ein graphisch wirken-
des, Haches Relief entsteht. Dem entspricht
die Anwendung der Lokalfarbe sowohl bei
der Ausgestaltung des Außenbaues wie
auch bei der Innendekoration. Neben der
malerischen Dekoration spielt auch die
monumentale Bauplastik, die im Klassizis-
mus zurückgedrängt war, eine neue Rolle,
und auch das Kunstgewerbe wird in das
Gesamtkonzept einbezogen; das Aussehen
wird weitgehend vom Architekten be-
stimmt. So wird die Vereinigung aller
Kunstgattungen unter einem Programm
angestrebt, ein Gesamtkunstwerk", wie es
Gottfried Semper und Richard Wagner
forderten, die Generationsgenossen der in
Wien tätigen Architekten des romantischen
Historismus waren.
Die Zeitgenossen haben den hier als roman-
tischen Historismus bezeichneten Stil als
eine Synthese empfunden, die aus der Ver-
bindung und Abstimmung verschiedener
Stile der Vergangenheit entstanden war und
einen neuen, der Zeit gemäßen Stil dar-
stellte.
Die folgende Phase, die hier als rtrenger
Hirmrismm" bezeichnet wird, setzte bald
nach der jahrhundertmitte ein und reicht
bis gegen 1880. Es wäre irreführend, wollte
man aus den nunmehr an Stelle quattro-
centesker Formen verwendeten Motiven
der italienischen Hochrenaissance und des
Manierismus eine geradlinige Weiterent-
wicklung aus der vorangehenden Phase
lkulumlß, wann Clllvllg 1x73Nl1u33x1; 10
11 Humrid um Thlllnphlvugvll m. wlll'llk'l'lYk'l'gk'l'
LlUgßHJbllk XVcllnustvlluxxq m73 lnxmunplunulnn
ANMERKUNGEN
ßguzeifung janiderlbzoll difüneinxrax.
Wien am Anfm des XX. jzhrhundcrts. xed. v. Pzul Kortz,
2. Bei, Wien 1956, S. 3.
Hcnry-Russell Hitchcock, Archilecture Ninetccnth 311d
Twcntieth Cemuxics. Penguin Books 1958. Hizrzu die
Bes xechung von s. F. Sekler in ournzl of Socicty
of chilecrunl Hiszoriaxu, XIX, S. 125i.
Als Vorkäm er ist Ludwig Förstcr anzusprechen. der
in du van seit 1836 herausgegebenen Allgemeinen
ableiten, etwa im Sinne der Abfolge von
Früh- und Hochrenaissance. Ebensowenig
wie die Hochrenaissance ein ausgereiftes"
Quattrocentro ist, vollendet der strenge
Historismus die Intentionen des roman-
tischen Historismus. Vielmehr bekunden
beide eine grundsätzlich andersartige Hal-
tung, die sich etwa in der verschiedenen
Verwendung der historischen Stile aus-
drückt. Der romantische Historismus wollte
aus den Stilen der Vergangenheit eine neue
Einheit schaffen. Der strenge Historismus
dagegen glaubte, mit den unverfälscht
übernommenen Elementen vergangener
Stile, die er wie Vokabeln in einem Satz
verwenden zu können meinte, jede be-
liebige Aufgabe zu bewältigen, auch die der
Vergangenheit unbekannten Bautypen, wie
sie das 19. Jahrhundert zu lösen hatte. Be-
herrscht von der Idee der Stilreinheit, die
zum Leitmotiv der Restaurierungen wurde,
suchte man jene Epochen aus, in denen sich
der jeweilige Stil scheinbar in seiner idealen
Reinheit darbot. Hochgotik und Hoch-
renaissance vor allem mußten Anregungen
borgen, während die Spätzeiten der Stile
gern als Verwilderung und Verfall ver-
urteilt wurden. Man suchte offensichtlich
nach objektiver Richtigkeit, die man durch
die Anwendung erprobter Formeln zu
erreichen glaubte; von den Experimenten
eines subjektiven Künstlertums hingegen
erwartete man irrationale Auswüchse, die
als ein Einbruch in das auf dem Gedanken
der Sicherheit aufgebaute Weltbild er-
scheinen mochten. Diese Theorie, als deren
Sprecher besonders Rudolf Ritter von
Eitelberger hervortrat, der Schöpfer des
Wiener Kunstgewerbemuseums und erste
Kunsthistoriker auf dem Wiener Lehrstuhl,
predigte den Blick auf das Detail, ebenso
wie die stilkritische Methode Morelliss
damals im Vergleich der Einzelheiten, der
Handschrift des Künstlers, die Mittel zur
Erfassung der Künstlerpersönlichkeit sah.
Der Unterschied zwischen den beiden
Phasen des Historismus kann nicht tief-
greifender gedacht werden. Er wirkte sich
auch in der künstlerischen Erscheinung aus.
Wird beim romantischen Historismus
überspitzt ausgedrückt eine scheinbar
amorphe Baumasse an ihrer Oberfläche in
zunehmendem Maße dekoriert und aufge-
schichtet, so scheint im strengen Historis-
mus im gesamten Baukörper das Prinzip
der Orthogonalität zu walten und sich an
der Oberfläche abzuzeichnen. Rationalität
und klare Durchschaubarkeit der Anlage
sind oberstes Prinzip. Über einem recht-
winkeligen, rasterartig gezogenen Straßen-
system erheben sich die Baublöcke, so als
ob sie aus einer Gruppierung würfel-
förmiger Einheiten zustande gekommen
wären. Eine Art gebundenes System ordnet
das Verhältnis der Einzelteile zum Ganzen;
nicht umsonst hat diese Epoche das basilikale
Aufrißsystem also einen überhöhten,
belichteten Mitteltaum, flankiert von nied-
rigen Anräumen bei Museen, Konzert-
häusern u. a. bevorzugt. Beim Wohnhausbau
setzt sich der Blockbau" durch, bei dem
die zu einem Häuserblock zusammenge-
faßten Einzelhäuser Hof und Vestibül
gemeinsam haben und nach außen hin wie
ein einheitlich gegliederte Vierkantcr wir-
ken. Das schon gesprengte Hofsystem
Arsenal dominiert neuerlich. Im Grundriß
durchzieht ein wohl ausgebildetes, recht-
winkelig gezogenes Gangsystem den Bau
wie ein Skelett. Der hypertroph ent-
wickelten Kommunikation fallt auch die
Repräsentation zu, die oft auf Kosten der
Nutzbarkeit übersteigen wird was schon
bei barocken Schlössern, etwa den Treppen-
häusern, der Fall war; im 19.ahrhundert
wird dieses Prinzip, welches der Überhö-
hung einer bestimmten Herrscherperson
oder eines zentralen Gedankens diente
Schloß, Kloster auf Bauten übertragen,
in denen sich in einer Vielzahl stets wech-
selnder Personen eine abstrakte Idee mani-
festiert Parlament, Universität. Am Außen-
bau dominiert die starke Horizontal-
gliederung, betont von Fenster- und Dach-
gesimsen. Ganze Straßenzüge werden so
oft zu einer optischen Einheit verbunden.
Die durchweg stockwerkweise Gliederung
nimmt gegenüber der vorangegangenen
Epoche an Plastizität zu. Malerische Schat-
tenwirkungen kommen zustande, und im
gleichen Maße, wie diese steigen, wird die
Farbigkeit des romantischen Historismus
im strengen Historismus durch die Tonig-
keit verdrängt. An Stelle des Rohziegel-
baues wird Haustein bevorzugt, für den
man besonders in der Sakralarchitektur
Ferstels Votivkirche9 die alte Hütten-
technik neu belebt. Die Eisenkonstruktion
hingegen wird in Wien von der Neugotik
abgelehnt, obwohl sie bei den technischen
Bauten des romantischen Historismus etwa
Dianabad gerne verwendet worden war.
Der reine Glas-Eisen-Bau beschränkt sich
irn strengen Historismus auf Nutzbauten,
denen man keinerlei architektonische Be-
deutung zumaß, während man sich bei
Waren- und Wohnhäusern, aber auch bei
Ausstellungsbauten Rotunde der Welt-
ausstellung 1873 der, auch durch Gesetzes-
bestimmungen verlangten Verkleidung des
Skelettbaues mit historischen Stilformen
befleißigte. Bei den Monumentalbauten"
hat man diese Trennung von Struktur und
Form möglichst zu umgehen getrachtet.
Hält man all diese Momente gegeneinander,
so ergibt sich eine eigentümliche Ausein-
andersetzung der fortschrittlichen" Elc-
mente mit retrospektiven, zwischen denen
ein Ausgleich gesucht wird. Diese Tendenz
gibt dem strengen Historismus den Cha-
rakter der Ausgewogenheit, die mit der
Übernahme von Vorbildern aus klassi-
schen" Phasen historischer Stile in Einklang
steht.
Auch innerhalb des strengen Historismus
kann eine Art Entwicklung", ein Form-
wandel, aufgezeigt werden. Die Frühsrufe
ist in Farbigkeit und Formenrepertoire noch
gelegentlich vom romantischen Historismus
berührt und wird zum guten Teil auch von
Architekten getragen, die aus dieser Kunst
herauswachsen; Ferstels Bau des Kunst-
gewerbemuseums oder Hansens Palais Erz-
herzog Wilhelm zeigen schon die kristal-
I2 gozgried Semper, Kaiserforum, Enmurf1869 KHM II
ANMERKUNGEN 11
Julius von Schlosser. Die Wiener Schule der Kunstgr-
schichte. Wien m4 Ergänzungsband zu den Miueilunpn
des Immun für öszcrrcichisch Gcschichufomhung.
Noxbcn Wibinl. Heinrich von Fcrstcl und du Historismus
in der Baukunst des 19. jahrhundens. Ungcdrucktc
Dissertation. Wien 1953.
Alphons Lhorsky, Festschrift des Kunsthistorischen
Museum in Wien 1891-1941, Bände 1941-1945,
bes. Band l. Der Bau der Musten.
Erwin Ncumann. Friedrich Schmidt. Ein Beitrag zu seiner
Monographic und zur Kunstgcschicht des 19. 12h-
hundcrts. Ungedruckte Dbscrtation, Wien 1952.
linische" Struktur, die in der stockwerk-
weisen Gliederung wurzelt. Der weitere
Stilverlauf wird durch die Bildung über-
geordneter Einheiten bestimmt, was durch
die Einführung der Ricsenordnung erreicht
wird. Diesen Schritt tut Gottfried Semper
in seinem Entwurf für die Hofburg und
Hofmuseen 186919, der als Höhepunkt und
Ideallösung des strengen Historismus ange-
sprochen werden muß. Dem reinen Hori-
zontalismus wird durch die mehrere Ge-
schosse zusammenfassende Ordnung ein
Vertikalmoment entgegengesetzt und so
ein Ausgleich erreicht; darüber hinaus ist
die Zusammenfassung von Hofburg und
Museen zu einer riesenhaften Anlage cnte
scheidend, da hier cin Komplex größten
Ausmaßes architektonisch organisiert er-
scheint, wie es in der Spätantike geübt
wurde. Bezeichnenderweise blieb das Pro-
jekt ein Torso, da. der Kaiserpalast erst nach
den für die Allgemeinheit bestimmten Bau-
ten in Angriff genommen und damit seine
Vollendung durch den Wandel der künstle-
rischen ebenso wie der historischen Situation
vereitelt wurde. Die von Sempers Projekt
repräsentierte Stilstufe bestimmt dann die
Gestaltung von drei Monumentalbauten",
die seit 1872 auf dem zunächst unverbaut
gehaltenen Paradeplatz an der Ringstraße
errichtet wurden und letztlich das Kern-
stück der ganzen Anlage bildeten. Es
handelt sich um das Parlament, das Theophil
Hansen in gräzisierenden Formen erbaute,
das Rathaus, für Welches der auch als
Dombaumeister von St. Stephan tätige
Friedrich von Schmidtll gotische Formen
wählte, und schließlich um die Universität,
Welche Heinrich von Ferstel im Sinne der
Neorenaissance entwarf. jeder der Bauten
ist von riesenhaftem Ausmaß und führt die
Möglichkeiten des strengen Historismus an
12
seine stilistischen Grenzen, ähnlich wie es
der Protobarock mit den Möglichkeiten
der Hochrenaissance tat. Obwohl hier drei
verschiedene Stile der Vergangenheit be-
schweren wurden deren Wahl sich in
diesem Falle besonders gut aus inhaltlichen
Gründen erklären läßt gehören doch alle
drei Bauten unverwechselbar einer Stillage
an, nämlich dem strengen Historismus. Die
gestaltungsmäßigen Analogien, die sich
etwa bei den Grundrissen von Universität
und Rathaus erkennen lassen, zeigen, daß
hier ein ganz bestimmtes Kunstwollen am
Werke war, dessen Kriterien sich auch
durch eine eingehende Analyse der drei
Fassaden mit ihren stark überdehnten Aus-
maßen und Sprengung überkommencr
Proportionsbegriffe erweisen ließe. In diesen
Hauptwerken des strengen Historismus ist
auch die Theorie, wie sie Eitelberger ver-
trat, überspannr. Keiner der drei genannten
K14
llü
iil
4l
i.
Jtcti kummt mit den reinen lilexitentcn
eines Stiles der Vergangenheit aus. Schon
haben an Hanse Parlament
rächen der griechischen le den spät-
rbmischen .1 rakter des Grunclrisses
rt, und Fr clrich vnn rhmidt weigert
irh, den Stilch; lflLS Rathauses als
isch zu de
die-Zeitgecos
.r
tcr
iieren. Man war im
cl strengen Historismus wieder bei einem
Stilsynkretismus angelangt, der ähnlich xi ie
ler romantische Histnrismu als neue Stile
pfung anges rnchen xx rden k. 1. Der
zur cl; elegte eg äßt sich besonders am
KlfChCnliilLl gut xerfolgen. Hier wurde aus
symbn wen Gründe die Neugntik bevor?
zugt. rstels Votivkirche, entworfen,
den Forderungen Fjtelbergers
1end entsprochen, und hei diesem am
Anfang strengen Historismus
Stande 11 Bau lassen sich die reinen Stile
elemente hoch .chen Bzxuens auch recht
rie
Wc
des ent-
gut auseinanderlegen. Dagegen greift
rich von Schmidt mit der Kirche Maria wm
Siege 1868 71875 nicht nur den Backstein
neuerlich auf, er kombiniert das
Kuppelnmtiv mit gotischen Formen und
gc 'llt so diesen italianisierende. aber auch
hamrkr- Elemente zu. wie die Entlehnung
auch
11
MM hie
lilll
NT;
lche finden sich im Barock, von dem
ärdings zunächst nur die strengen, ge-
ndenen Formen römischer Provenienz
ungezogen wurden. Bezeichnenderweise
lt in diesen Abschnitt auch die Tätigkeit
dekorativ besonders begabten Karl
Hasenauer.
den siebziger Jahren scheint dieser späte
enge Historismus fugenlos in den Xpäl-
wrirruux" überzugehen, der bis zum ersten
dtkrieg dauert und seit der Jahrhundert-
nde dem jugendstil, der Wiener Se-
sion, parallel geht. Trotzdem unter-
eiden sich die beiden Stilrichtungen
lndsätzlich. Zwei Erscheinungen sind
den Späthistorismus charakteristisch
Die Gestaltung des Baues als plastisch
29b
ÄAAIIÜI-IÜII
Qlilll.
äuuHH H.
Auillmlli
älllllaix
kann. Er verurteilt die rationalen, recht-
eckigen Baublöcke der Ringstraßenver-
bauung und plädiert für winkelige, male-
rische" Aufteilung der Gründe. Die seit
dem Klassizismus gepHegten großen Hof-
anlagen verschwinden nun, und die Bauten
werden zu kompakten Komplexen, wofür
die Grundspekulation der Gründerzeit nicht
die ausschließliche Ursache sein kann. Die
einheitliche Baumasse verliert nun den
kristallinischen Charakter und bekommt
wieder etwas Amorphes, Knetbares. Die
Fäden, die sich zum romantischen Historis-
mus zurückziehen, sind zahlreicher als die
Verbindung zum strengen Historismus.
Die Wände werden jetzt mit weich aus-
schwingenden Erkern und Balkonen oder
vertieften Nischen plastisch modelliert, so
daß eine einheitlich im Späthistorismus
gestaltete Straßenflucht eine wellig bewegte
Oberfläche erhält. Die Kuppel, einstens
dem Sakralbau, später fürstlichen Palästen
vorbehalten, nach und nach immer mehr
profaniert, wird nun zum Zierstück des
bürgerlichen Zinshauses muß aber nicht
nur als soziologisches Phänomen, sondern
auch als künstlerisches Anliegen der Epoche
gewürdigt werden. Aufschlußreich für das
Kunstwollen ist der Kirchenbau. Aus ikono-
graphischen Gründen bleibt man bei mittel-
alterlichen Vorbildern. Während jedoch
sonst die Repetition der Stile auffällig
chronologisch anmutet, so daß man an eine
Wiederholung des Gesamtablaufes denken
könnte, erweist der Späthistorismus diese
Beobachtung als problematisch. In ana-
chronistischer Weise wird die Neugotik von
der Neuromanik abgelöst, ein Wandel, der
sich schon in Aussprüchen des alten Fried-
rich von Schmidt abzeichnet. Der Grund
kann nur im rein künstlerischen Bereiche
liegen. An Stelle der aufgegliederten,
struktiv durchgestalteten gotischen Form
findet man im romanischen Mauerbau eine
bessere Möglichkeit, dem eigenen Kunst-
wollen Ausdruck zu verleihen. Auch wird
jetzt wieder der Hausteinbau fast aus-
schließlich bevorzugr, da er eine einheitliche
Plastizität der Oberfläche besser gewähr-
leistet als der Backstein. Außerhalb der
Sakralarchitektur holt man sich Anregungen
bei Stilen mit besonders kleinteiliger Orna-
mentik. So greift Friedrich von Schmidt
beim Erweiterungsbau der Oesterreichi-
sehen Nationalbank 1873 erstmals für Wien
Motive der deutschen Renaissance auf und
leitet damit die Richtung der altdeutschen
Kunst" ein. Sein Schüler Wielemans wendet
diese Anregungen beim justizpalast im
Ringsttaßenbereich an. Stärker als bei den
italienischen Vorbildern konnte bei den
altdeutschen, niederländischen Motiven der
Dekor in kleinteiliger und unregelmäßiger
Weise über die Fassade verteilt werden. Der
betonte Horizontalismus wird durch ein
diffuses Überspinnen der Wand mit Orna-
ment ersetzt. Ein ähnlicher Effekt ließ sich
auch mit den Barockformen erzielen, nun
nicht mehr mit jenen nach römischem Vor-
bild, sondern mit solchen österreichischer
Provenienz. Fischer von Erlach und Lucas
von Hildebrandt standen bald bei vielen
13
24V
22 A. v. Wiclemans, chem. Bechcrhaus. Stock-im-Eisen-
Platz Institutsphoto
23 Karl König. Produktcnbörsc, Wien II, Taburstraße,
1887-1890 NB 30.54
2A Kaxl König, mm. Philipphoß Albertinaplmlz. 1883134
NB St 30.57
Bauten Pate. In diesem Barock konnte auch
für die plastische Durchgestaltung manche
Anregung gefunden werden. Letztlich aber
War es offensichtlich unwesentlich, aus
welcher Epoche man sich den Motivschatz
holte. Entscheidend War die Dichte des
Ornarnents, das auf tektonische Gegeben-
heiten keinerlei Rücksicht nehmen mußte.
Ein schwebendes Flimmern wurde durch
die kleinteiligen, unregelmäßige Schatten
werfenden Elemente auf den Hauswänden
erzeugt und damit ein Effekt erzielt, der
dem des Impressionismus Wesensverwandt
ist. Die Oberfläche wird vom Baukörper
unabhängig, und zwar nicht nur optisch,
sondern im Sinne der Stilverkleidung"
auch technisch. Allerdings ist dies ein
Phänomen, das sich nicht allein auf den
Späthistorismus beschränkt, sondern bei
den gleichzeitigen Leistungen des jugend-
stiles ebenso auftritt. Wenn etwa Otto
Wagners Kirche auf dem Steinhof auch
nach außen zu als Bau aus Marmorblöcken
wirkt, in Wahrheit jedoch aus einem sehr
modernen Ständerbau mit Plattenverklei-
dung besteht, so löst sich hier ebenfalls das
äußere Erscheinungsbild von der tat-
sächlichen Struktur.
Aus Wechselwirkung und Synthese von
Späthistorismus und Sezession entstand in
der Wiener Architektur vor dem ersten
Weltkrieg ein eigenartiger Mischstil, der in
einer klassizistischen Megalomie mündet,
wie sie sich etwa in Leopold Bauers unaus-
geführtem Projekt für die Wiener National-
bank zeigt. Damit werden die riesigen An-
lagen autoritärer Staatsregime aus den
dreißiger Jahren vorweggenommen.
Die hier aufgezeigten Stilfolgen der histo-
risierenden Architektur scheinen sich mit
gleichzeitigen Stilrichtungen in der Malerei
parallel setzen zu lassen. S0 ist es wohl
erlaubt und naheliegend, die Architektur
des romantischen Historismus, besonders
die Sakralbauten, mit der Malerei der
Nazarener, aber auch mit jener der Spät-
rornantiker, wie Moritz von Schwind, zu
vergleichen. Darüber hinaus aber wird man
die Art der Oberi-lächengestaltung des
romantischen Historismus mit dem früh-
impressionistischen Charakter der Ma
Georg Ferdinand Waldmüllers zusamr
sehen können. Die objektive Haltung,
Eitelberger für die von uns als stre.
Historismus benannte Architektur fon
entspricht seinen eigenen Worten nach
Historienmalerei, wobei man das Gel
und Kornponierte eines mit naturalistis
Mitteln gestalteten Geschichtsbildes
künstlerischen Intentionen der Bauk
gegenüberstellen kann. Der Späthistoris
hingegen zeigt in der OberHächenbeh
lung seiner Fassaden eine schwebi
Leichtigkeit und eine auf optische
täten ausgerichtete Wirkung, wie sii
der Malerei des Impressionismus verv
licht ist.
Stilqualitäten, die sich nicht nur ine
sondern auch in anderen Kunstgattui
einer Epoche aufzeigen lassen, scheinen
für die Einheit des Stilablaufes zu sprec
Wenn ein solcher in der Malerei geg-
ist, scheint er wohl auch für die Archite
vorhanden zu sein.
3494i!!!"
cter Panholzer
IE BLUMENSÄLE
JNI PARKRING
ur Gerclyirbte der Garteubaugexeflxubaft und
rar Aurxiellungxgebäzzde
Entwurfsperspcktivc von Weber undat. und unsign
der ihm eigentümliche elegante Zcichenszil sowie
Phantasievcrbauung im um". Hintergrund bestätigen
die Urheberschaft Webers
Historische Aufnahme der k. k. Gartcnbau-Gescllsrhafi
in Wien
DIE GRÜ NDUNGSJAHRE 1827 71837
Die erste allgemeine öffentliche Pflanzen-
ausstellung auf Wiener Boden fand im Mai
1827 in den Glashäusern des Fürsten
Schwarzenberg am Rennweg statt. Zu
dieser Zeit waren in anderen Städten Euro-
pas schon längst ähnliche Ausstellungen
abgehalten worden, Während in Wien nur
einige Privatausstellungen einzelner Garten-
freunde, etwa jene Jakob Kliers, des Hofrates
Kernhofer, des Regierungsrates Krebner
und des Malers Hirschler, von den zahl-
reichen Blumenfreunden des biedermeier-
lichen XViens bewundert werden konnten.
Die Pelargonien Jakob Kliers Wurden sogar
durch den Besuch Kaiser Franz' U. aus-
gezeichnet, der selbst ein großer Garten-
liebhaber und dazu ein hervorragender
Kenner der Blumen- und PHanzenkunde
warl. Im Wien dieser Jahre, in denen die
gesellschaftliche Initiative vom Bürgertum
ausging, herrschte daher großes Aufsehen,
als diesmal die höchsten Mitglieder des
Kaiserhauses, vor allem Erzherzog Anton,
als Ehrenprorektor eine reichhaltige ölfent-
liche Blumenausstellung anregten und un-
gefahr alle klingenden Namen des Wiener
Hofadels, aber auch ausländische Hoheiten,
wie Prinz Gustav von Schweden, die Für-
stinnen Hohenzollern, Jablonowska und
Fürst Rasumof-fsky, unter den Förderern
und Teilnehmern dieser Ausstellung zu
finden vwaren. In diesen höchsten Adels-
kreisen befanden sich die großen Garten-
besitzer, welche durch Einführung neuer
und seltener Pflanzen den Impuls zur
Anlage geschmackvoller Privatgärten und
zum Ausbau der Gewächshäuser gaben 1.
Der gelehrteste Fachmann unter den Aus-
stellern war Karl Freiherr von Hügel, Welt-
reisender, Botaniker, Hortologe und am
Höhepunkt seines Lebens in hohe diplo-
matische Dienste berufeni. Hügel war
einer der engsten Freunde Metternichs und
versammelte wie dieser mit seinem Bruder
Clemens Hügel eine Zahl von Künstlern um
sich, wobei ihnen aber hauüg die außer-
gewöhnliche Persönlichkeit ihrer Günst-
linge allein mehr gezählt haben soll als
deren wirkliche Begabung! Hügel war
es auch, der nach jener denkwürdigen
Ausstellung im Jahre 1827, ermuntert von
Erzherzog Anton, im Namen weiterer nam-
hafter Gartenfreunde Metternich eine Denk-
schrift zur Gründung einer Gartenbau-
gesellschaft nach dem Muster der Horti-
cultural Society in Londonö überreichte
und ihn bat, diese dem Kaiser vorzulegen.
Diese Denkschrift verlor sich allerdings
vorderhand im damaligen komplizierten
Geschäftsgange der amtlichen Gutachten
und Empfehlungen. Metternich allein hatte
eine rasche Entscheidung erwirken können,
doch tat er dies erst, als er 1830 durch ein
privates Ereignis tief in die Schuld seines
Freundes Hügel geraten war Karl Freiherr
von Hügels Hochzeit mit einer jungen
Dame aus einem der nobelsten Geschlech-
ter Ungarns, der l9jährigen Gräfin Melanie
Zichy-Ferraris, schien bereits festzustehen,
als ein Rivale auftauchte, den er sich sicher
nie erwartet hatte sein eigener Freund
und Gönner, der 59jährige Metternich, der
vor kurzem seine zweite Gattin, Gräfin
von Beilstein, verloren hatte. Metternich
heiratete Melanie Zichy-Ferraris am 30. Jän-
ner 1831 7. Hügel hatte schon im Jahre zuvor
tief enttäuscht Wien verlassen und sich
nach einem Zwischenaufenthalt in England
in Toulon nach Griechenland eingeschil-Tt.
Sein allen Abenteuern oHener Forschermut
führte ihn unter schwierigsten Bedingungen
auf eine großartige wissenschaftliche Reise
über Indien und Ostasien bis nach Austra-
lien. Bis zu seiner Rückkunft vergingen
sechs Jahreß.
Metternich hatte sich noch vor seiner Hoch-
zeit wieder um die 1827 eingereichte Ge-
nehmigung zur Gründung einer Garten-
baugesellschaft bemüht und deren Ge-
nehmigung in der allerhöchsten Entschlie-
ßung vom 20. Mai 1830 erwirkt. Am
25. August desselben Jahres wurden die
Statuten von den Proponenten unter der
Führung des kurz nachher von Wien ab-
reisenden Freiherrn von Hügel dem Kaiser
unmittelbar überreicht. Die Genehmigung
dieser Statuten allerdings erfolgte erst im
Frühjahr 1832, als Hügel sich eben in
Indien befand. Auf Anraten Erzherzog
Antons wurde bis zu seiner Rückkunft
nichts weiter in dieser Angelegenheit unter-
ÜQYIIIIICH.
DIE ERSTEN AUSSTELLUNGS-
LOKALE IM KAISERGARTEN
1831-1858 UND IN DER RSSAU
1858-1864
Die steigende Ausstellungstätigkeit, die nun
mehr vom Bürgertum als vom Hochadel
getragen war, hatte wohl in jährlicher
Wiederholung weiterhin das Interesse an
einer Vereinsgründung der Gartenfreunde
nach außen hin bestätigt, doch fehlte in
dieser Zeit vor allem die leitende Hand
Hügels, den man als Initiator der Idee
unbedingt an die Spitze des Vereines setzen
wollte. Der erste Schritt Hügels nach
seiner Rückkehr in den ersten jännertagen
1837 war, die Gesellschaft unter seincm
vorläufigen Präsidium endgültig zu kon-
stituieren. Kurz darauf erfolgte auch die
allerhöchste Bewilligung, einen Teil des
sogenannten Kaisetgartens auf der Land-
straße9 samt den darin befindlichen Glas-
häusern zur einen Hälfte der n.ö. Land-
wirtschafts-Gesellschaft, zur anderen Hälfte
der Gartenbaugesellschaft zu überlassen.
Ebenso erhielt die Gartenbaugesellschaft
zugleich die Berechtigung, den Titel einer
kaiserlich königlichen Gesellschaft zu füh-
ren. Metternich erklärte sich bereit, die
Stelle eines Protektors der Gesellschaft zu
übernehmen.
Im Jahre 1842 fand eine umfassende Adap-
tierung und ein teilweiser Neubau der
großen Gewächshäuser im Kaisergarten für
die jeweiligen Ausstellungen statt, deren
Durchführung dem damals hauptsächlich
von den Mitgliedern der Gartenbaugesell-
schaft mit Aufträgen bedachten jungen
Architekten Johann Romano zufiel 10.
Das Jahr 1848 beraubte mit seinen poli-
tischen Ereignissen die Gesellschaft nicht
nur ihres Protektors, sondern vor allem
auch ihres Präsidenten Freiherrn von Hügel,
der sieh, nachdem er Metternich bei seiner
Flucht aus Wien hilfreich zur Seite ge-
standen war 11, ruhmvoll als Freiwilliger am
italienischen Feldzuge 184849 beteiligte
und nach seiner Rückkehr nicht wieder an
die Spitze der Gesellschaft treten konnte,
da er inzwischen zum k. k. Gesandten
am großherzoglich toskanischcn Hofe in
Florenz ernannt worden war und sich
genötigt sah, seine Villa und seine groß-
artigen Gärten in Hietzing aufzugebenlz.
Nach den Wirren von 1848 schien daher
die Gesellschaft rettungslos ihrer Auf-
lösung nahe. Garten und Gewächshäuser
in der Haltergasse verwahrlosten, General-
versammlungen fanden keine mehr statt.
1853 gelang es dem Vizepräsidenten und
späteren Nachfolger Hügels, Dr. Fenzl,
sowie dem damaligen Präsidenten Graf
von Beroldingen, wieder eine General-
Versammlung einzuberufen. Erst im jahre
1856 folgte dieser Versammlung eine
zweite. Doch sollte die nun langsam wieder-
erwachende Gartenbaugesellschaft alsbald
einen neuerlichen Rückschlag erleben. Mit
hohem Erlaß des k. k. Oberstkärnmerer-
amtes vorn 29. November 1858 nämlich
wurde die leihweise Überlassung des Kaiser-
gartens in der Haltergasse gekündigt, um
Karl 11mm" von Hügel. 1805-1370 Erstmals ver-
ötfenllicht. Von Hügel existieren eine 1mm wziteru
Ponräu, darunter eines von Daffmgcr, die schon wieder-
hol verölfentlicht wurden
ANMERKUNGEN 1712
Bisher erschienen folgende geschichtliche Darstellungen
des Wirkens der Gartenbaugesellschaft
"Darstellung des Entstehens und Wirkens der kais. kön.
csrrenissn-cesenseiisn in Wien". 0. Autor, Wien 1164;
P. c. Sehimhnfer, Die k. k. Gartenbau-Gcsellschaft in
Wien und inre Leistungen in den Jahren 1864 bis 1x77.
Wien um;
Alfred Burgcrstein, Die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in
Wien 11131-1901. Wien 1907;
Festschrift anlaßlich des 125jährigen Bestandes der osren
reieiiisenen Garlenbau-Gcsellschaft verr. v. Anton Eipel-
dauer und Alfred Passecker, Wien 1962;
alle diese basieren auf den gedruckten Protokollen der
jahresvcrsammlungen, den Verhandlungen der k. k. Gar-
tenbau-Gesellsrhzift in Wien", die in unterschiedlichen
Abständen erschienen.
"Darstellung uswf". a. n. 0., s.11r.
lm Jahre man gab es in und um Wien außer den großen
Gcwilchshiusem in den kaiserlichen Hofgarten kaum
eines von Bedeutung, während man nach 1820 nahelu
20W! größere und kleinere Gewächshäuser in einem
mäßigen Umkreis vnn Wien zählen konnte.
Mehrere Biographien uber Hügel erschienen gesammelt
in Anatolc von Hugel, Charles von Hügel, April
1795 junc 1870", Cambridge 1905.
S. n. und Klinkowström, Mettemichs nachgelassene
Papiere, Wien 1888, Bde. Vl. Vll.
Hügel und die damaligen Kreise des Staatskanzlers waren
ganz im lrrtum über die isolierte Stellung, in der sie
sich befanden. Sie unterschätzren, wie ihre Wiener
Epigonen in unseren Tagen, vollsrändig die Macht des
Bürgerthums und der deußchen Zivilisation. Eul-
narinnalisiertc Condottiercs einer im Untergauge be-
grilfeneu Welt. haben sie einzelne Künstler und Gelehrte
wohl benutzt, die besten in der Regel aber ignoricrr.
Diese standen gegen die Merrernieirsenen Kreise schon
in voller Opposition." Dies war die Ansicht Eirelhergers
Gesammelte Kunslhist. Schriften, LBand, Wien 1879,
S. 165.
iegrlindet 1305.
Carl Freiherr von Hügel", in Alfred von Rcumont,
uidgrnpnisene Denkblätter, Leipzig 1873.
Das heimgebrachte Material umfaßte 32.000 Nummeni
narurhisrorischer Objekte, 1249 Münzen, 928 ethno-
graphische Gegcnsrände, darunter es Idole und Tempel-
gerätschaften aus Silber, Bronze und Elfenbein, 40 musi-
kalische Instrumente, viele Schmuckgegenstäilde, ferner
Zahlreiche seltene Handschriften und 12.0X eigene
Norizhlärrcr. Die Sammlung ging später in den Besitz
des narurhistorischen und kunsthistorischcn Hofmuseums
und der Hofbibliorhek über. Seine wichtigsten Werke
Kaschmir und das Reich der Siek. Bde, 184041844;
Das Kaliulhccken und die Gebirge zwischen dem Hindu-
Knsch und der Surlej, 1850; Der Stille Ocean und die
Spanischen Besitzungen im Osrindischen Archipel, 1860.
ln der l-lalrergassc, ConscwNr. 256.
b. 1317, gest. 19122, wichtigster Wohnbauarchirekt der
Wiener Ringstraße im Verein mit seinem Kompagnon
August Schwendenwein 118174385. Romano erbaute
in den vierziger Jsnren die viuen von Metternich und
Hügel erstere am Rennweg, letztere in Hietzing.
ll Er selbst kutsehicrte Metternich aufseinem eigenen Wagen
aus Wien. Eine genaue Schilderung Linder sich in den
urieren Karl von i-ingeis an seine Gattin Elizaheth geb.
Farquharsun, verÖKcntlicht von seinem Sohn Friedrich
von Hügel in The National Review", London, Juni 1883.
11 Karl von Hügel, Der Stille Occan", Vorwort Florenz,
4. Nnvcnibcr 1x59.
17
f4
Webers Projekt Gcsamtgrundriß
Erste Verbauungsskizzc. der Stdterwvileruugskotntnis- ANMERKUNGEN 13-23 Der geschätzte Wert des gesamten irundes betrug eine
Sinn vorgelegt im Dezember um Gctneinl ist der Stadlpnr Million Gulden.
Verhandlungen dctk imrtevthaugeseilschztft185671861. Verhandlungen rein, 1sn27nses.
Allg. verw. Arexr. tndlcrwcitcrungsfonds folgend 11 In Paris wurde 1x41 der erste Blumenmarkt errichtet,
St. Erw, F. 133951306 und cx 1x61. 1876 gab es den schon 14 Blumcntnärkle senanrnnrer,
Am Ende der alten Wcihburggnssc. 1.2. 0..
sr. Erw. F. 2.301,3 ex ism. 21 Klafter 1,9 Meter
sr. Em. F. z. szszxmn ex 1861. Wr. Kommunalkalender 1364, s. 242.
einen Teil dieser Fläche zur Erbauung des
Rudolfsspitals verwenden zu können. Die
Gesellschaft, die in erhaltenen und neu
erbauten Gewächshäusern bis dahin
100.000 H. investiert hatte, sah sich ge-
zwungen, einen Großteil davon aufzugeben
und sich um ein neues Grundstück um-
zusehen. In einer Petition an den Kaiser
vom 7. April 1359 bat man um eine jähr-
liche Subvention von 2000 H. zur Mietung
eines anderen Gartens, und wenn es
möglich sein sollte um Überlassung
eines anderen Grundstückes. Schon in
dieser Petition wurde zum erstenmal auf die
zur Stadterweiterung bestimmten Gründe
hingewiesen. Der Kaiser bewilligte eine auf
vorderhand drei Jahre befristete Subvention
von 1000 so daß es der Direktion der
Gesellschaft möglich War, die vorläung
angebahnten Verhandlungen mit dem
Fiireten vn TiPrinrF-nefßin lxaviirvlärk Arse-
is'n
für ihre Zwecke geeigneten Platzes auf
dieser Fläche hoffen könne. Im Liechten-
steinischen Garten in der Roßau, dessen
jährliche Miete IOOO fl. betrug, befanden
sich zwar einige Glashäuser, doch be-
durften diese vorerst umfassender Repara-
turen, um sie für Ausstellungen benützen
zu können. So wurde für die Frühjahrs-
ausstellung des Jahres 1860 der auf dem
damaligen Wasserglaeis befindliche alte
Cur-Salon gemietet. Die Glashäuser als
auch der Portikus in der Roßau, die sich
in verwahrlostem Zustand befanden, wurden
von dem Architekten Franz Poduschka, der
dem Ausschußrat der Gesellschaft ange-
hörte, mit geringen Unkosten wiederher-
gestellt.
DIF, GENEHMIGUNG EINES BAU-
PLATZES AN DER RINGSTRASSE
Zum zweitenmal tauchte die Möglichkeit
zur Erwerbung eines Gartens auf den
Stadterweiterungsgründen im Juni 1860
auf, als Johann Freiherr von Mayr, der als
Kassakurator seit 1857 mit energischer
Hand die zerrütteten finanziellen Verhält-
nisse der Gesellschaft wieder halbwegs in
Ordnung gebracht hatte, auf der in diesem
Monat abgehaltenen Generalversammlung
bekanntgab, daß in dem neuen Stadt-
erweiterungsplan in der Nähe des Volks-
gartens 13 für eine Blumenhalle gesorgt sei
und der Gesellschaft die Aussicht nahe-
liege, den seinerzeit angesuehten Platz für
ein Ausstellungsgebäude zu erhalten, nur
müßte hiefür beizeiten neuerlich hohen
Ortes angesucht und dürfte die Realisierung
dieses Planes auf Actien ermöglicht wer-
den"14. Von den Mitgliedern der Ver-
sammlung wurde diese Frage jedoch nicht
weiterhin erörtert, da die eigene, auf fünf
Jahre gemietete Lokalität in der Roßau
genügend Zeit ließ, um diese Frage zu
entscheiden. Immerhin war die Frage eines
eigenen Grundstückes für die Gesellschaft
doch von so großer Wichtigkeit, daß man
nicht säumte, sich näher über den Sach-
verhalt zu unterrichten. S0 setzte sich
Vizepräsident Baron von Hohenbruck als
offizieller Vertreter der Gartenbaugesell-
schaft in dieser Angelegenheit noch im
Spätherbst 1860 mit Sektionsrat Dr. Mat-
zinger von der Stadterweirerungskommis-
sion in Verbindungß, welcher den Vor-
schlag zur Errichtung einer Blumenhalle
vor dem Karolincntorelö an Sektionsrat
Löhr, der Vertreter des Innenministeriums
in Bauangelegenheiten und ebenfalls Mit-
glied der Stadterweiterungskommission war,
weiterleitete. Dieser befürwortete die Wahl
des Platzes, verwies aber schon auf die
notwendige Beschränkung von Höhe und
Ausdehnung der Baulichkeiten in bezug
auf die Widmung dieses Platzes als Öffent-
liche Parkanlage, die schon im offiziell ge-
nehmigten Stadterweiterungsentwurf mit
Rücksicht auf die dominierende Stellung
des Palais Coburg festgesetzt worden war.
Löhr erwog damals außerdem, ob man die
Hauptachse der Anlage nicht in die ver-
längerte Hegelgasse verlegen soilte, um den
Einblick und Eintritt in den Garten vom
Ring her freier zu gestalten, und führte an,
daß ein Vorfahrtsarrangement aus der
Richtung der Hegel- und der Cobdengasse
zum gartenseitigen Eingang des Gebäudes
vor allem durch die neben dem Ioburgi
schen Palais projektierten Markthallen ge-
stört werden würdeli
Nach diesen ersten positiven Andeutungen
der Staatsverwaltung begab sich eine von
den Vizepräsidenten Graf liugen Czernin,
Graf August Breuner, Dr. Eduard Fenzl
und Baron von Hohenbruek gebildete
Deputation im März 1861 mit einer schrift-
lichen Eingabe zum Staatsminister Ritter
von Schmerlingl7 und unmittelbar darauf
zum Handelsminister Grafen von Wicken-
burg, die beide ihre vollste Unterstützung
zusagten. Im seltsamen Kontrast zur günsti-
gen Aufnahme hohen Ortes stand dagegen
das beharrliche Stillschweigen des Magi-
strates, der eine Einladung, einen Vertreter
in das mit dieser Angelegenheit befaßte
Ausschußkomitee zu entsenden, vorerst
ohne Antwort ließ. Bei der Stadterweite-
rungskommission war es Sektionsrat
Dr. Matzinger, der mit den Vorverhand-
lungen in der Angelegenheit Gartenbau-
gesellschaft" betraut worden war. Dieser
erwirkte die deiinitive allerhöchste Bewilli-
gung des Bauplatzes vom 7. Mai 1861 in
der allerhöchsten Entschließung vom
7. Juni 18611?! unter einer Reihe fest-
gesetzter Bedingungen, die vnr allem die
Ausdehnung der Bauten und den Nachweis
ihrer Hnanziellen Deckung betrafen, der
binnen eines halben Jahres zu erfolgen hatte.
DIE FINANZIERUNG
Im August 1861 wurde die Errichtung von
ebenerdigen Verkaufsgewölben zu beiden
Seiten des Grundstückes prinzipiell be-
willigt. Bald nämlich hatte sich heraus-
gestellt, daß sich kaum Subskribenten zur
Finanzierung des Baues Enden würden, und
man suchte daher nach Möglichkeiten, die
Rückzahlungen für eine aufzunehmende
Hypothek durch möglichst ergiebige Ein-
nahmequellen zu sichern. Dies trachtetc man
durch Vermietung der Räumlichkeiten des
l-Iauptgebäudes für Konzerte und andere
gesellschaftliche Veranstaltungen zu cr-
reichen. Auch war beabsichtigt, mit anderen
Vereinen permanente Mietverträge einzu-
gehen, so vor allem mit dem n.ö. Gewerbe-
verein, der jedoch ebenfalls in diesbezüg-
lichen Verhandlungen mit der Künstler-
genossenschaft stand und letzten Endes sich
zehn Jahre später mit dem Ingcnieur- und
Architektenverein zum Baue eines gemein-
samen Vereinshauses zusammenschloß. Die
Gartenbaugesellschaft hingegen war nicht
imstande, aus dem illustren Kreise ihrer
Mitglieder Geldgeber zu finden. Denn
einesteils war die definitive Übergabe des
Grundes an den vorhergehenden Nachweis
der nötigen Geldmittel gebunden, ander-
seits war niemand, auch keines der Geld-
institute bereit, auf eine noch nicht durch
die nachgewiesenen Besitzrechte gedeckte
Realität ein Darlehen zu gewähren. Knapp
vor Ablauf der Frist erboten sich in einer
Sitzung des Ausschußratcs Baron Mayr
und Ritter von Dusy, gemeinsam die nam-
hafte Summe von 120.000 fl. zu zeichnen,
und nach einer mitreißenden Rede des
Vizepräsidenten Freiherrn von Hohen-
bruck zeichneten fünf weitere Mitglieder
des Ausschußrates, unter ihnen der Archi-
tekt Franz Pnduschka, je 10.000 H., so daß
binnen kürzester Zeit 170.000 H. zur Ver-
fügung standen. Nachdem sich jedoch die
Unzulänglichkeit dieser Summe heraus-
stellte, verHel man auf einen andern Weg
zur Lösung der finanziellen Frage man
erreichte beim Ministerium eine Teilung
des Grundstückes in drei Parzellen und die
Übergabe der Besitzrechte auf die beiden
seitlichen davon, auf denen die Verkaufs-
gewölbe geplant waren, noch vor der ver-
langten Nachweisung der erforderlichen
Geldmittel. Durch diese zumindest teilweise
Sieherstellunglg erklärte sich die Frank-
furter Hypothekenbank durch Vermittlung
Baron Mayrs bereit, ein Darlehen von
300.000 H. zu gewähren, das in 40 jahres-
mten zurückzuzahlen XVHIZÜ. Dieses Dar-
lehen wurde später von der Ersten öster-
reichischen Spar-Casse übernommen, die
Schuldenlast der Gesellschaft konnte jedoch
bis zum ersten Weltkrieg kaum verringert
werden.
DIE PLANUNG
Zum Zeitpunkt der allerhöchsten Bewilli-
gung des Bauplatzes war man sich bei der
Gartenbaugesellschaft über die bauliche
Gestaltung, ja selbst über die Funktion des
Projektes noch gar nicht im klaren. So
wurde die Eröffnung eines Blumenmarktes
nach dem Vorbild anderer europäischer
Städte Z1 und die Partnerschaft des Kunst-
und des n. ö. Gewerbevereines erwogen,
denn deren Interessen, wurde begründet,
wären jenen der Gesellschaft homogen!".
Der Bauherr hatte es zudem nicht leicht,
eine klare Vorstellung über die Lage und
Gestalt des künftigen Sitzes der Gartenbau-
gesellschaft zu finden, denn immer noch
bestanden die Bastion und der Stadtgraben
in dem sich ein Garten befand und er-
schwerten selbst eine genauere Vermessung
der Grundstücksfiäehe. Die Demolierungs-
arbeiten am Karolinentor und der Coburg-
bastei, die von derselben Länge wie die
dahinterliegende Seilerstätte war, begannen
erst im November 1862, die Bastion vor
dem Palais selbst jedoch blieb bis zum
Sommer 1863 bestehen, als die Baupläne
der Gesellschaft die endgültige Zustimmung
der magistratischen Baubehörde erhalten
hatten und mit dem Prinzen von Coburg
vereinbart worden war, welchen Teil der
Bastion vor seinem Palais er dem Stadt-
erweiterungsfond zu überlassen bereit war.
Letzterer beschränkte sich vorderhand mit
der Eröffnung einer Verbindungslinie von
der johannesgasse auf die Ringstraße. Zu
diesem Zwecke war die Demolierung eines
Teiles des im Besitz des Hofärars befind-
liehen Gebäudes der k. k. Zentraldirektion
der Tabakfabrikation" und die Herstellung
eines Verbindungsdammes von 50 Klafter
Längen, Klafter Breite und Klafter
Höhe notwendig 23.
19
SPECIALIYATEN
Eugnac Rum
Verwaltungsausschuß der Gesellschaft
mit Architekt Franz Poduschka Z4 ein
chmann für die Unterbreitung der ersten
urschläge. Diese zeigten, wie die schwie-
Situation und die bis dahin auf der
tstehenden Ringstraße immerhin neu-
Lige Bauaufgabe sowie der große Höhen-
terschied des Terrains von fast Metern
bewältigen sei. Doch hinter den ersten
im Ministerium abgegebenen umständ-
hen Erörterungen standen ebenso unklare
ustellungen über die Möglichkeiten der
usführung. So wünschte man, daß der
f38OO Quadratklafter geschätzte Raum 25
erart zu einer Anlage verwendet Werde,
dieselbe auf der Höhe der Bastei
ginne und dann durch Terrassen und
iiefe Flächen! allmählich in das Niveau
Ringstraße übergebe und daß die Kon-
ulation des zu Ausstellungen und teilweise
Blumenverkaufshallen bestimmten Ge-
udes größtenteils aus Eisen und Glas
tehe"36.
1l1lfSCl1CiflliCh im Herbst 1861 schrieb die
rtcnbaugesellschaft zur Erlangung von
uplänen einen Wettbewerb aus, dessen
rmin mit dem 15. Jänner 1862 angesetzt
r. Genauer Zeitpunkt und Einzelheiten
Ausschreibung sind leider unbekannt.
steht aber, daß am 15. Dezember 1861
Stadterweiterungskommission zur vor-
figen Grundlage bereits eine von der
sellschaft verfaßte schematische Skizze
rlag, die die Stellung und Größe des
uptgebäudes sowie die Lage der Ver-
ifsgewölbe angibt und auf Welcher die
stei vor dem Palais Coburg noch voll-
ndig und unangetastet eingetragen ist.
zrbei sollten nach Angabe der Gesellschaft
Verkaufslokale in der Weihburggasse
zum Verkauf von Blumen, jene auf der
Seite der projektierten Markthalle zum Ver-
kauf von Obst und Gemüse dienen. Offen-
sichtlich war auch an eine direkte Vorfahrt
zum gartenseitigen Eingang der Blumen-
halle gedacht, eine Lösung, die schon zu
Beginn des jahres von Löhr als unvorteil-
haft angezweifelt worden war. In derselben
Planskizze sind auch zwei Stiegenaufgänge
ersichtlich, die zu einer an den Vorgarten
des Coburgkchen Palais angrenzenden Ter-
rasse führen, welche seitens des Ministeriums
als öffentliche Kommunikationsi-läche ge-
fordert worden war. Die Gesellschaft selbst
hatte an der projektierten Terrasse, die für
ihre Zwecke nur Platz wegnahm, begreif-
licherweise wenig Interesse, noch dazu als
ein direkter Abgang von derselben in den
Garten eine dritte platzraubende Stiege in
der Mitte erforderte 27.
Über den weiteren Verlauf der Juryverhand-
lungen betreffs des Wettbewerbes ist nichts
Näheres bekannt, fest steht nur, daß
Architekt Poduschka als Sieger hervorging
und den Auftrag erhielt, Detailpläne zu
verfassen. In der endgültigen Bauabrech-
nung scheint als Posten der Titel für
Anfertigung von Planskizzen an mehrere
Architekten zusammen 800 fl." auf. Dieser
geringe Betrag läßt vermuten, daß einige
Architekten namentlich eingeladen waren,
skizzenhafte Entwürfe zu verfassen, wieweit
die juryentscheidung auf konkurrenzge-
mäßem Wege fiel, bleibt dahingestellt. Wie
unvollständig die Angaben zur Ausschreia
bung des Wettbewerbes gewesen sein müs-
sen, geht daraus hervor, daß die wichtigsten
Besprechungen und Übereinkünfte bezüg-
lich der Grundabtretungen, der Ausstele
lungshallc und der Verkaufsgewölbe mit
den Besitzern der angrenzenden Gebäude,
Prinz von Coburg und Baron Trenk-
Tonder, noch nicht getätigt waren.
Die Pläne des Architekten Poduschka, die
im Herbst 1862 der Stadterweiterungs-
kommission vorgelegt wurden, sind leider
nicht aufi-"indbar. Doch geht einiges über
deren Qualität aus der um sie entstandenen
Diskussion hervor, zu der seitens der
Stadterweiterungskomrnission auch die Ar-
chitekten van der Nüll, Sicardsburg dieser
als Gemeinderat und Schmidt sowie Ge-
meinderat Mayrhofer zugezogen worden
waren
Sicardsburg bezeichnet Poduschkas Pro-
jekt als verunglückte Konzeption und legt
seitens der Gemeinde ein Veto gegen die
Ausführung dieses Planes ein; auch die
Gewölbereihen will er aufgelassen wissen.
Van der Nüll spricht sich ebenfalls ganz
gegen das Projekt aus, und Schmidt erklärt,
es sei ihm noch nie eine so schlechte Arbeit
untergekommen, und das Projekt scheine
geradezu darauf studiert zu sein, die Auf-
gabe möglichst ungünstig zu lösen. Die drei
Architekten erklären außerdem, daß sich
sehr wohl ein entsprechendes Projekt durch
einen der Sache gewachsenen Architekten
schaffen lasse, stimmen für die Zurückgabe
des ungenügenden Projektes an Poduschka
und wollen die Planung in fähige Hände
gelegt wissen29. Poduschka erklärte im
Jahr darauf seinen Austritt aus der Gesell-
schaft. Hinter der abgegebenen Beurteilung
der prominentesten Architekten Wiens steht
anscheinend bereits eine Empfehlung für
den jungen, eben absolvierten Architekten
August Weber, der Lieblingsschüler und
auch weiterhin Protege von Sicardsburg
und van der Nüll war. Tatsächlich erhielt
11 Aufgangssriege 111 111-1 Weihburggasse 1111 Terrasse 1-01
dem .11111111'1111.-11 1111111
iilflLZHfTOHl an 1111411111111. 1111 111'11111g1111111 Erk-
111111111111 111-1 Verkaufsgutvlhe 111 11111 Liebenberggasse,
11111111111-1 111.. 11111-11 111-1 Markthnllc 111 der Cobdcugasse.
1111111111111 .6. 11111
Verknufsgex 11111- 111 111-1 Weihburggassc. 111111 Anfang
111-1 Hcgclgasse 1.1111 gesehen
ANMERKUNGEN 241-31
11 Von v111111,1-11t.1111 ledigllrh bekannt, am 11 1ssr1 11111 Pläne
F111 111-11 1111111111 11111 grierhlsch-txrietxlalischen Kathedrale
11111 Fleischmarkt 1-1-1t1ß11 111111 11m1 die Bauleitung inne-
111111t- 1. 131. 141.111 Eggen. Griechischxmrientalisrhe
x11111-111-11- 1111 n1-1111111111t1 111 w1e11, 111 11t-1 ZCißChriÜ
arzixw; 111- 1141-111-1111111 1-1111 1111111111.
11 11111111111 111-1 1.5 Quadmunezcr
In "11- 1. 3393 ev 111m.
11 11. 1. .71111,I.1u21 ex 11m1.
v1 11- 1-. 4113127711 1-1 111113.
111 Welten .111 1111- A11111t1111i1- 11t-1 Bildenden Künste 111
Wien, 11.11. 1-1. 1. 111113. Archiv 11, Ak. n. B. K., z. 103
1-1 11163.
v1111 11111 11115111 111111 1111m 111r 42a qkl.
111 51. 1.1111. F. 7.. 21101112111 111111 351 es 1313.
Mag. 1-1111. N1. 0444111111111; 11.1 1363.
11 "FIÜQEÄE?
Weber, der eben von einer Studienreise
durch Frankreich und England zurück-
gekehrt war, zu Neujahr 1863 seitens der
Gesellschaft die Einladung, Skizzen für den
Bau ihres Blumenausstellungsgebäudes
unter Berücksichtigung des bereits fest-
gesetzten Grundkonzeptes anzufertigen 33".
Weber legte innerhalb von drei Wochen
seine Entwürfe vor, die nunmehr von der
Stadterweiterungskomnxission und den bei-
gezogenen Architekten Sicardsburg, van
der Nüll, Schmidt und Hansen prinzipiell
gebilligt wurden. Weber hatte die schwachen
Punkte des Projektes von Poduschka ge-
ändert, so die jewölbcreihen verkürzt und
das Hauptgebäude in seinen Xusmaläen
verkleinert 19. Eine glückliche Idee war es
auch, die dem Garten zugekehrten Sein
der Verkaufsgewölhe durch Arkaden
belebenm.
BAUBESCHREIBUNG
Da kein Baujournal erhalten ist, laßt si1
über den Bauablauf nur weniges feststelle
Die Arbeiten scheinen nach der fCllXVCl51
Demolierung der Bastion und Auffüllur
des Stadtgrabens vor dem Coburg-Fair
im Sommer 1863 und spätestens mit de
endgültigen Baueonsens des Magistrat
vorn 5. August 186331 eingesetzt zu hahe
Die Schlußsteinlegung erfolgte am 14.
zember 1864 in Anwesenheit des gesamtt
Kaiserhauses und der vornehmsten Gese
schaft XViens. Eine betrelfende offiziel
Liz des Magistrates enthält eine genaue
chreibung der Objekte zum Zeitpunkt
Eröffnung, deren wörtlicher Wiedergabe
weniges in Anmerkungen hinzugefügt
den kann 32
Gebäude, naeb Plänen de Arrbitehten Aug.
5er aurgefübrl, erbeben sie; auf einem Gesamte
ienraume von 3650 Quadratklaflern. Sie beJIelJen
dem Hauptgebäude, dem Auutellungrpalaxte,
en Fronle dem Parkringe ugeuiendet iel, au
dureb je ein Gittertar unterbmebenen Xeiten-
'ln Verkaufxgewblben längst der Weibburg-
Xingerxtraße, au! dem Termerenbat unterhalb
berzagl. Cnburgüeben Palais und au den Garten-
gen. Da Hauptgebäude bedeelet eine Area von
Quadratklaftern und in als Steinbau im
aiuarlee-Jlyil ausgeführt. Keinem Dappelgweeke
aß al Auutellurgxballe eder zur Verwendung
Coneerte, Soireen, Bälle u. dgl. dienen, bextebt
elbe im Werentlieben au durel Gallerien
rnnle Xäle, weleben sie! kleinere Nebenräle
bließen.
mittlere grnße Saal mit einem Fläebenrarml
105 Quadratklaftern und einer Hübe van
lafter irt gegen die Garlenxeite mit einem
dbau abgerrblarren, weleber die freiete Aurriebt
die Gartenanlagen gestattet; an der diexen zur
ndelen Keile ixt er dureb eieerne nun Xzbliizg-
1gen umrankte Veranden begrenzt. Mit der
gytraße verbindet der Mittelxaal dar erlibüle,
eine breite gedeekte Vagendurebfabrt und die
pttreppe entbält. Lelgterefübrt auf die Gallerien
in den im erden Jtaek beßndlirben Sitzung;-
gwei an den großen Xaal rieb reebt und linke
bließendezz kleineren Xäle einen Fläebenraum
je 60 Quadrallelaftern urnfatrend und van
dureb eine 12 F14? breite Gallerie getrennt, was
Benutzung eine jeden dieJer Xäle einzeln für
allein mittelst Einrtellxxrgg van Wänden in die
uargeriebleten Öfnungen der Gallerie
iglielll.
Prinzip der Flexibilität des Raum-
iges, das die Bewältigung mehrerer
lkllOflCll zuließ, sollte erst in einer
eren Zeit in anderen bahnbrechenden
jekten des modernen Funktionalismus
gebührende Anerkennung in der ent-
xhenden Anwendung finden. Daß dar-
hinaus auch die senkrechten Verkehrs-
.scl über die Stiegen und die Galerie
nlweise dem Haupt- oder dem Nebensaal
uordnen oder auch ganz abzuschließen
en, potenzierte gleichsam den Grad der
iabilität und kann selbst heute noch als
tiz des Magistrates enthält eine genaue
chreibung der Objekte zum Zeitpunkt
Eröffnung, deren wörtlicher Wiedergabe
weniges in Anmerkungen hinzugefügt
rden kann 32
Gebäude, naeb Plänen des Arebitekten Aug.
ier ausgefiibrt, erbeben sie auf einem Gesanlt-
zenrazirtee van 3650 Quadratklaftern. Sie bertebea
dein Hauptgebäude, dem Ausstellungspalaste,
i'll Fronte dem Parleriuge ugeuiendet ist, aus
dureb je ein Gittertar unterbroebenen leiten-
'ln Ierkaufsgeziiblben langst der Weibburg-
Singerstraße, nur dem Terrassenbae unterbalb
lrergogl. Cuburgüebet Palais und aus den Garten-
gen. Das Hauptgebäude bedeekt eine Area nun
Quadratklaftere und ist als Xteinbau im
aissauee-ÄYJJ ansgefübrt. Seinem Dappelgweeke
als eelusstellungsballe oder zur lernienduig
Cnneerle, .i'nire'en, Bälle u. dgl. dienen, bestebt
elbe im Wesentlirberi aus durrb Gallerien
vznte .i'äle, tueleben sieb kleinere Nebensäle
bließen.
mittlere große Xaal mit einen Fläebenraim
105 Qnadratklnftere und einer Häbe van
lafter ist gegen die Gartenseite mit einem
dbau abgesrblasserl, weleber die freieste Aussiebt
die Gartenanlagen gestattet; an der diesen gu-
ndeten Äeite ist er dureb eiserne von Xebling-
igen nrnranlete Veranden begrenzt. Mit der
gstraße verbindet der Mitlelraal das Vestibiile,
eine breite gedeelzte Wagendurrbfabrt und die
yzttreppe entbält. Letgterefiibrt auf die Gallerien
in den im ersten Xtnek bejindlieben Xitgungs-
zwei an den greßen Xaal sieb reebts und links
bließenden kleineren Xäle einen filäebeizraezen
je 60 Quadratlelafterr umfassend sind von
dureb eine Fuß breite Gallerie getrennt, was
Beniitgitng eines jeden dieser Xäle einzeln für
allein mittelst Einstellung von Wänden in die
itnrgeriebletevi Öffnungen der Gallerie
vgliebt.
Prinzip der Flexibilität des Raum-
iges, das die Bewältigung mehrerer
nktionen zulicß, sollte erst in einer
cren Zeit in anderen bahnbrechenden
jckten des modernen Funktionalismus
gebührende Anerkennung in der ent-
rchentlen Anwendung finden. Daß dar-
hinaus auch die senkrechten Verkehrs-
scl über die Stiegen und die Galerie
llWCiSC dem Haupt- oder dem Nebensaal
uordncn oder auch ganz abzuschließen
cn, potenzierte gleichsam den Grad der
iabilität und kann selbst heute noch als
ber k. R. im
rtexuliau-iiefelffdiafl am ynrtiriug.
sensationelle Lösung gelten, zumal in dcr
Regel selbst den veränderlichsten Raum-
funktionen das Verkchrsgcrüst, genauso
wie das Konstruktionsgcriist als invariable,
konstante Struktur unterlegt wird. S0 ent-
stand an Stelle von Blumen-Sälen das Viel-
zweckgcbäude33 der Blumcnsälef ein
Name, unter dessen schönem Klang später
durch ein halbes Jahrhundert die glänzend-
sten Feste des Karnevals, der Kunst, der
Musik, der Wohltätigkeit und der
Blumen abrollen sollten.
Die Gallerie selbst, in! ersten Jtaeke van einer
rnassiuen Äteinbalustrade gestiitgt, bietet emgebinderteiz
fberbliek der Xäle, um neuuentlieb bei Ausstellungen
von ll"irkung sein dürfte.
An den Eltdseiten der beiden kleinerer .S'äle im
Erdgesebnße sind Eintrittsballeer fiir Feißgeber zrie
aueb zur errnitlluelg der Verbindung mit den die
Jäle umgebenden Luealiläten altgelqgt.
Stand der Besucher am Ende eincs der
beiden Nebensäle, so bot sich ihm ein
Durchblick über die ganze Länge des
Gebäudes, befand cr sich aber im hohen
Hauptsaal, so öflnctc sich dieser mit seinen
Galerien in die lichtdurchfluteten helleren
Seitensälc, deren Länge nicht sofort erahn-
bar war.
Das Liebt wird den Ausslellunqsräemten dureb babe,
in der ersten Ätoehlsiibe bMndliebe Rundfenster zuge-
fübrt, van Iliellllßtt die in der Xtirnseite der Jeiteitsäle
bebndliebet eulossale Dimensinnen besitzen, und eine
salebe Liebtfülle einsträrnen lassen, daß sie durrb eine
Oberliebt-Beleuebttilug niebt besser erreiebt werden
irare. Für die närbtlirbe Beleueblltng sind 530 Gas-
ßarnnlen bestimmt.
Die Derbe der Ausstellungssäle wird dureb das
sargf ltzg und reingearbeitete Daebgerippe selbst
gebildet und durrb diese Qrnendung der ranstrzietiner
Tbeile ein reieb geläfelter und gegierler Plafund aus
den einfarbster Mitteln bergeslelll.
Der Matcri2lbau" war die Forderung der
Zeitgenossen, Weber aber setzte einen frü-
hcn Markstein zur Annäherung an eine erst
viel später verwirklichte Forderung des
Bauens nach einem Nutz-Stil"34. Für ihn
war der Stil" abhängig von der Kon-
struktion, und diese war bedingt durch den
Zweck 35. Dies zu zeigen ist ihm vor allem
in der Decke des großen Saales gelungen,
dercn formale Erscheinung in der sichtbaren
Konstruktion wurzelt, welch letztere hin-
wieder durch die auferlegten llöhcn-
beschränkungen die beste Lösung geboten
hatte 35a.
War es Weber nicht gestattet, einen reinen
Eisenbau aufzuführen, so setzte er bcwußt
Stein und Eiscnform kongruent doch dies
durchaus ohne Zwang, etwa in den Ver-
kaufsläden, Wo die lntcrkolumnien der in
Eisen ausgeführten Gartenseitc denen um
Pfeilerbreite verringerten an der in Stein
errichteten Straßenseite entsprechen. liin-
deutig folgt die Füllung der Bogenzwickel
mit Kreisen an der Stcinfassadc der kon-
struktiven Form im Eisenbau und nicht
umgekehrt, und so erhält sogar die Wieder-
holung dieses konstruktiven hlotivcs im
großen an der steinernen Stirnfront der
Nebentrakte in dieser Hinsicht tektonischen
und nicht nur füllcnden Charakter.
Die Außenseite des Hanptgebäudes, und qjuvir die
Pfenilermasset der Paraden und des urbanes, ist
dnreb vier Aledelillazis, die vier jnbresgeiteßl dar-
stellend, smrie der über den Ilnuptsanl bejlillrlliebe"
runde Aufbau mit einen Relief gegiert, das Flura,
van Genien, melebe Kranqe winden, umgeben" dar-
stellt; die Bildbauerarbeit ist zwn litterleebner aus-
gefubrtw, der Xtein wurde aus den Äteilzlzriiebei des
Herrn Carl Ritter nun Xuttner ulnie finsprneb auf
ergiitttng beigestellt 37,
Die Kellerräume sind zu einer großen über 30 Klafter
langen Halle gestaltet worden, nielrbe bei einer lliibe
zmn 75 Fuß dureb 130 Gaseflautnzet erleurbtet, einen
imposanter Anbliek genvibrt.
Auch hier also wiederholte Weber die
moderne Idee einer variablen Raumunter-
teilung über einem invariablen, durch die
Konstruktion vorgegebenen Raster.
Den Zutritt zu diesen einlerirdiselten Lokalitäten
vermitteln Treppen, nwron die Hnuptlreppe, I'M!
lestibiile aus, den Abgang gestattet, kleinere
Wendeltreppen Fuß breit, die ierbindutlg ruit
den Ausstellungssälen, und in ibrer Fnrtselgung ulit
den Gallerien und bis auf das Darb berslellelt, die
endlieb van der Genblbereibe der verlängerter
Xingerstraße dureb einen unter dem Curten-Äiiurau
bejfindlieber "Tunnel in eine lurballefiibrt, und einen
nberrasebenden Durebbliele dureb ibre Wiilbungen in
die große Halle gestaltet.
Die zu einer Reibe von "erkaufsgetrallzen beslitnruten
Xeitengebauele längs der verlängerter lfeibburg- und
Xingerstraße beginnen an der Terrassentreppe, und
werden dureb die um Garten fiibretielen Eingänge
dergestalt nnterbraeben, daß der eine Tbeil, giriseben
Treppe und Eingang, I2, der zur Ringstraße reizllerlde
10
Inncrcs dzs Hauptsaales gegcn das Vesrihül
10 lnncrcs des Hauptsaalcs mir der gzrlenseiligcn Apsis.
"Wohltäti külsbasar in den Blumcnsälen", Xyl. u.
Zeichn. v. .5. Pexrovixs. 1870
11 Blick gegen das in Abbruch Mündliche alte icbänndc
der Gznmbau-Gesellschall. dahinter das ncuc Hochhaus
im Bau. Aufnahme 23. 2. 1961
ANMERKUNGEN 32 40
.12
a4
asu
36
a1
1a
19
4a
Wr. Kommunalkalender 1866, S. 148 f.
Heute steht der englische Ausdruck nnllti-purpcvse-
building" als neues Schlagwort einer möglichst viele
städtische Funktionen an einem Punkt uberlagemden
Verbauung.
Gebäude, deren Funktion ausweehselhar war, gab
zu dieser Zeit sehr wohl etwa das Sofienbad von Siear
burg und van der Null. Allerdings wurde das Bad erst
einige Jdlire nach Vollendung liir den zeitwt igen Umbau
zu einem Tanßzal adaptiert, und der Wechsel der Ein-
rirlrrungeu war mit einem nielir geringen Aufwand
verbunden.
"Das ,Heurek1' in diesem uder jenem Stile zu erblieken
oder gewis. Stilriehrutigen rur spezielle Bauzwecke
dienstbar zu machen, erscheint niir kindisch und der
wahrhaft fortbildende Trieb in der Kunst wird solche
Einseitigkeit gewili ausschließen. Daß aber dieser Fnrt-
und Umhilden, sowie das Benützen aller Motive und
Materialien uns zu einem neuen Stile drängen rnuli,
scheint mir zweifellos. und gewisser noch, daß dieser
Zukunftsstil der ,Nutz-Stil' sein wird, dem wir mit vnllen
Segeln zusteuern", schreibt 01m Wagner 1888 in "inem
Vorwort lt! seinen eigenen werken. s. a. folgende Anm.
Für ihn war die erst 1896 geprägte Sullivansrhe Formel
Form Fnlluws Functiun" noch gespalten, aber auch die
iknnologisehl Ableitun des historisehen Stils vom
lsedeurungeinlinlr des rebäudes nicht mehr gegeben
vgl. Der Historismus in der Wiener Architektur
des 19. jahzhunderts" von Uniw-Prof. Renate Wa ner-
Rieger. in alte und moderne Kunst, Heft 100 sepe; kL.
13.g.,1968. insofern war we Tdenihelst einer lokalen
und zeitlichen Umgehun weit vnraus.
,.Aur die Bedachung na men in ßezielnmg von Con-
struction und Deckmaterial die Bestimmungen. welche
die Höhe der Seitcnsäle mit und des Mittelbaues mit
Klafter feststellten, wesentlichen Eintluß; es wurde
sonach letzterer durch ein Bohlendach gedeckt. dessen
oberste Plattform mit schwerem Zink. der übrige kuppel-
artige Theil mit Marie thalcr-Schu pensehicfer auf
Schindeleindachung belegt die D5c1er der Seitensllr
und ebenerdigen Flügel sind mit starkstem Zinkhlech
gedeckt." Darstellung des Entstehens und Wirkens usw.,
a. 0., s. 74.
Er erhielt für seine Arbeit 20.000 H. aber auch Puknrny
scheint in der Abrechnung mit 6100 fi auf. Mittelleclulerx
wichtigste Werke Projekt für einen Brunnen auf der
Brandstätte zusammen mit Pokurny nach einem Em-
wuzfc des Architekten Th. Hoffmann. 1862 Marlnor-
Statue des Herzogs Friedrich vnn Sachsen-Coburg rur
das Vestibiil des WalTenmuseums im Arsenal 1866;
Sandsteinreliefs für die grullen Bogcnfcrlstcr der
Hauptfassade des von Weber entworfenen Künstlerhauses
1566; allegorischc Statuen der Religion, Eintracht,
Maßigkeit und Dankbarkeit als übcrlcbensgroße Sand-
steinfiguren für die Fassade des netlerbautcn Versorgungs-
hauses von Ferdinand Fellner in der Wihringer Straße.
Surtner war Mitglied des Ailsscliußratcs.
Er hatte fast dasselbe Fläehenausmaß wie der große Saal.
Der Turnverein hatte ebenfalls nln einen Grund auf den
Stadtcrweirerunpgriinden Flir den Bau einer Turnhalle
beim Kaiser angesucht und dabei auf seine Verdienste
um die Volksgesundheit verwiesen. wurde jedoch ab-
schlagig beschieden.
Bei Terrassen oder dünnen Gewdlben, die begehbar sein
sollten, wendete Weber eine zvllslarke Schichte Portland-
zement über einer Bleidecke an. Diese und ähnliche
technische Fragen wie die Behandlung der Liehtfiihrtlng
Stunden einige Male in den Versammlungen du Oster-
aber Gewölbe-Eingänge zählt, Während die Garten-
reite dieter Flügel, gleitb der de Flauptgebättdex,
I'eranden bildet, die nun Äehlingpjlangerl umrankt,
einen gefälltgen und anmntbigen Bertandteil de
Garten auxntaehen.
Die Habe der Gewälbereibe niar auf ein Maß von
Klaftern beeehränkt, neleber ebenerdige Bau für
reine giemlith graßen erhällniere eine Entwieklung
der Paraden guliejf.
ln dem der "lerraetentreppe an der llieibbttrggaxe
nnärhet liegenden Fliigel wurde die Anlage eine
Bayr; projeetirt, weleberjcrlarh während der Bauzeit
in ein Cajfee- und Rertatrratiatu-Laeale Illtlgelßdtldtll
wurde. iel die ein auf Iffeilern ruhender Rundbau
in einem Dnrelantexrer van Klaftern der mittlere
Xaal Öliz Klafter tnenend erhebt eieb über die
ibn umgebende Fuß habe Gallerie, und iel dnreh
ein Glaeaberlieht von ireekmaßlger Virkung be-
leuchtet. Der Rundbau kann eine Menge van -500
Permnen fairen 33.
Die hieran etußenden Wübnurlge-Letalitäten beßnden
rieb bereit unter der Yerraue, auf welrhe von der
verlängerten Veihburg- und .S'inger.rtraße je eine
einarmige, I2 Fuß breite Treppe führt, und die
unmittelbar var dem freiherrl. 'l'renk-'I'0rrder'eherl
Gebäude und dem hergugl. Caburgäeben Palarle rieb
aurbreitend, mittelrt einer terrateettfärnttg angelegter
Plateauh- und einer txierarmtgen breiten Treppe mit
den Garten-Anlagen in Verbindung eteht.
Unter dierer Terraxee befindet rieb, von Plateau
linkt, die Geeelleehaflr-Karlglei und die Vobnutg
de Geeelleehaftrbeamten, reehte aber die rtädlixehe
'l'urnhalle 39, eine der größten unter den bertehenden,
indem rie Klafter Länge, 4M; Klafter Breite und
17If2 Fuß Hähe mtßt. Xie ist dureh flache, auf
eiternett Trägern ruhende Gewölbe überdreht, wariiber
um äußern Sehulge al Detkmaterial eine Zoll
dieke Xehiebte Partland-Zentent gebreitet in. Diete
Deeke bildet ugleieb den Fußboden der Terrane,
deren Hinterwand an die Vorgärten der benannten
Trenk-Taltderüeben und C0burg'.rehen Gebäude
rtäßtw.
Der Garten endlieh wird nach dem Plane der Arehi-
lebten Lothar Abel und den darin vom Gartenbau-
Camite getraßenen Abänderungen angelegt; er wird
zwei Baeeint mit .l'tatuen van berühmten Künetlern,
Blumen und GeJträuehe-Anlagen, Raeenplätge u..w.
enthalten. im jahre 1864 konnten der epälen Vell-
endung der Baue halber einrtweilen nur die Wege
traeiert werden, während die etgentliebe Anlage dem
Frühjahr 1865 narbehalten blieb.
DER VERFALL DER BLUMENSÄLE
Heute stehen die Gebäude der Gartenbau-
gcsellschaft nicht mehr. Der Ursprung
ihres Nicderganges lag schon in ihrer
Entstehung, deren finanzielle Deckung die
Gesellschaft nie mehr schaffen konnte.
Dies war leicht vorauszusehen, denn der
Hauptzweck, den die Gesellschaft
folgte, nämlich der Gartenbau, war ih
der Repräsentationsstraße nicht gesta
So mußten zu diesem Zwecke weite
Privatgärten gemietet werden. Die
kosten hatten unvorhcrgcschcncrweisc
440.000 fl. das Darlehen von 300.000 fl.
überschritten, so daß weitere Hypothi
aufgenommen werden mußten.
Nachdem schon seit 1887 eine totale
außcrung der Gartcnbaugtünd angesi
worden war, wurde 1917 endgültig
Hälfte des Grundbesitzes verkauft und
Erlös in Kriegsanlcihc angclcgt, die
durch die Inflation restlos verloren;
Auf dem der Gesellschaft verblieb
Grund hätte das Hochhausprojckt
Loos' mit dem größten Saalbau Wiens
wirklicht werden sollen, allein der Aus;
des Krieges bereitete diesem Traum
jähes Ende. 1922 wurde die Anlage
seitig mit Kiosken unglücklich abgerie
der Hauptsaal als Kino vermietet um
Hof eine Garage errichtet.
1960 wurde der alte Gartcnbau"
anläßlich seines 100jährigcn Bestehen
endgültig liquidiert. Das Grundstück
in die Hände zweier mächtiger Baugt
schaftcn über, die darauf das neue Ga
hau-Hochhaus" errichteten. Irgcndwr
sciner Rückseite soll heute noch
traditionsreiche Gartcnbaugesellschaft
finden sein.
Der Koloß drückt in das Bild der St
wie ein steinerncs Geschwür" Frier
Achleitner und hat auf Ewigkeiten ll
lichkcitcn verbaut. Möglichkeiten,
einst hervorragende städtebauliche Lös
diesen einst in sich geschlossenen inti
Stadtraum mit seinen besteigbarcn Terrz
und Gebäuden im alten Sinne unc"
neuen Geiste wieder zu schaffen. Was
es, wenn die Augen Oskar Kokosc
klagen
illan nhaue daeh nur 120m Belredere herab a1
Ätadt und fiible den Sebmerg, wie da eine
Silhouette Wienr mit einem man-irren Klotgfiir
venehandelt hat!
Was werden diese Augen zukünftig
erleben müssen!
PR HUNDERT JAHREN
HLUSS-STEIN AM
ENER KÜNSTLERHAUS
1. 1361
2. 1861
6. 1861
3. 1864
1. 1864
6. 1365
7. 1365
Arrlz. Augmt v. Sirardxbnrg bittet
Kaixer Franz joiepb I. im Namen
der fuemnrbereiten Kiimllervereine
Albreebt Dürer" und EintraebW
um einen Stadlenveiterungegrund um
Bau eine Künrtlerbaures.
Die kaixerliebe Xebenkung wird im
Wege der k. k. Jlattbalterei unter der
Varauuetgung gewälzrt, daß binnen
zweier abre die erjforderlirbe Ban-
rnmrne zur Verfügung Jtebe.
Knnleunanxxebreibnng zur Erlangung
eine Bauplane ein Künxtlerban
in der Wiener Zeitung".
Unter Zabl 35 77 wird der Bannlatg
gu-ixeben Latlzringerxtraße und Gieela-
Jtraße und Handelrakademie und
Murikuereinegebäude gugewieeen.
Die Generaluerrammlnng der beiden
bereit vereinigten Kunetvereine, Ge-
nanenrebaft der bildenden Künxller
Wiene", billigt einetirnnug den preir-
gekrönten Entwurf von Areb. Auguxt
Weber mit geringfügigen Abände-
rungen".
Übergabe der Baugrunder reiten; der
Xiallllalterei.
Endgültige Zuweixung der Baugrunder
reiten de Stadlerweilerungeffand;
Grnndliäebe laut Grundburli rnb.
Xtadl. Urlezfvl. 912 im Ausmaß von
9. 13 Quadratklaftern an der Wien.
erfolgte am Z1. August 1865 der feierliche
Baubeginn des Künstlerhauses mit dem
Ersten Spatenstich" als Doppelfeier der
Geburtstage des Kaisers Franz Joseph I.
und des Kronprinzen Rudolf.
Zu diesem Zwecke war der bereits ein-
gegrenzte Bauplatz festlich geschmückt. In
Anwesenheit des Statthalters von Nieder-
österreich, Graf Chorinsky, des Wiener
Bürgermeisters Dr. Zelinka, zahlreicher
Stifter und Gründer, der Vertreter der
Behörden und Kunstvereine sowie der
teilweise in historischen Kostümen er-
schienenen Mitglieder der Genossenschaft
hielt Vorstand Architekt Anton Helft die
Festrede. Hierauf führte Graf Chorinsky
den symbolischen Ersten Spatenstich"
aus, und die Musikkapelle des k. k. Infan-
terieregiments König der Belgier", Nr. 27,
spielte vor den stehend verharrenden Fest-
gästen die Kaiserhymne. Architekt Friedrich
Stache, durch dessen genialen Finanzplan"
der Bau des Künstlerhauses überhaupt
ermöglicht wurde, sprach abschließend als
Obmann des Bauausführungskomitees das
erläuternde Schlußwort. Er gedachte der
Huld und Gnade des kaiserlichen Spenders
und hob hervor, daß der soeben erfolgte
Erste Spatenstich" dadurch seine höchste
Weihe erhalte, daß der Kaiser und die
Kaiserin als Stifter an der Spitze der
Künstlerhaus-Mäzene figurieren. Mit dem
protokollmäßigen" Dreimalkaiserhoch
endete die Feierstunde.
Es sei darauf hingewiesen, daß Kaiser Franz
Joseph im gleichen Jahre die Ringstraße,
das bedeutendste städtebauliche Ereignis
der damaligen Welt, eröffnete.
Architekt Friedrich Stache sorgte dafür,
daß bereits am frühen Morgen des
22. August 1865 bei hellem Sonnenschein
die Erdaushebungsarbciten einsetzten.
Seiner Tatkraft war es zuzuschreiben, daß
der Bau auch im Winter bei Schnee und
Frost ohne Unterbrechung fortgeführt
wurde und am 31. August 1868 seinen
Abschluß fand.
Aus der Vorgeschichte des Baues ist nach-
zutragen
Der Finanzplan Friedrich Staches War aus
der Atmosphäre der Ersten großen Stadt-
erweiterung erwachsen und fußte auf der
klugen Nutzung monarchischer und kultur-
politischer Großmachtaspirationen und auf
dem ausgeprägten Standesbewußtsein der
damals tonangebcndcn höfisch-aristrakra-
tisch-großbürgerlichcn Gesellschaft. Der
Kaiser spendete 6000 fl. ö. W., die Kaiserin
Elisabeth 3000 fl. Damit erhielt der Bau
einen kaiserlichen Nimbus, der eine erheb-
liche Werbewirkung ausstrahltc.
Kaiser Maximilian von Mexiko spendete
4500 1., die anderen Erzherzoge folgten
mit angemessenen Beträgen, ebenso die
Gemeinde Wien mit 10.000 fl. und dem
Nachlaß verschiedener Gebühren und
Taxen, es folgten fast alle geistlichen Stifte,
der Hochadel, die Landesregierungen und
Banken. Wer sonst noch auf der Stifterliste,
die sogar offiziell in der Wiener Zeitung"
publiziert wurde, aufscheinen wollte, mußte
sich im zweiten Rang" als Gründer aus-
zeichnen wollte, zahlte 1000 fl., 500 H.
oder 300 H. Auch hier waren Raten zulässig.
jeder, der zur Gesellschaft" zählte und
sein Verständnis für Kunst und Kultur zu
bekunden beabsichtigte, war aufgerufen,
dabei zu sein. In aller Stille hatte bereits
1861 der Kunstverein Hesperus" die erste
Bauspende in der Höhe von 3500 H. zur
Verfügung gestellt.
An der Konkursausschreibung für den
Künstlerhausbau hatten sich die Architekten
Heinrich Ritter v. Ferstel, Filipp Kaiser,
Karl Köchlin, Ritter Ferdinand v. Kirsch-
ner, Josef Tuczek und August Weber be-
teiligt. Die Jury, der die Architekten
Theophil Freiherr v. Hansen, Friedrich
Freiherr von Schmidt und die Maler Carl
Rahl sowie Joseph Selleny angehötten,
bedachten den Entwurf des Architekten
August Weber mit dem ersten Preis und
der Bauausfiihrung, den zweiten Preis
errang Architekt Ferdinand v. Kirschner,
den dritten Filipp Kaiser.
Architekt Friedrich Stache, der Vater des
Künstlerhauses", hatte für den Bau des
einstöckigen Gebäudes die runde Summe
von 200.000 H. Ö. W. präliminicrt. August
Webers erstes Konzept hatte in guter,
voraussehender Raumberechnung ein zwei-
stöckiges Rcnaissancepalais mit den gleichen
Grundrißdimensionen vorgesehen und
offen gelassen, ob das Hauptportal des
Gebäudes an der Wienflußfront oder an der
Giselastraßenfassade angebracht werde.
Im Bauausführungs-Komitee entschieden
die Architekten, Obmann Friedrich Staehe,
Friedrich Schmidt, Moriz Patzelt, Hofrat
v. Preleuthner, Maler Konrad Grefe und
Bildhauer Franz Melnitzky. Stache erklärte
den Bau eines zweistöckigen Künstler-
hauses für Hnanziell unerschwinglich, und
das Bauausführungs-Komitee sehloß sich
seiner Ansicht an. Außerdem wurde be-
schlossen, das Hauptportal der Karlskirche
zugekehrt zu errichten und das Gebäude
mit einem reichen bildhauerischen Schmuck
auszustatten. Die Bildhauer Mitterlechner,
Melnitzky, Preleuthner, Erler, Silbernagl
und Costennble wurden eingeladen, kurz-
fristig plastische Modelle in der Größe von
33;," ohne Plinthe zu schaffen und vor-
zulegen. Außer den Zwickelhguren waren
folgende Großplastiken für die Fassaden-
ausschmückung, für die Nischen und für
den Dachschmuck in Erwägung Erwin
v. Steinbach, Appolino, Bacehus, Rubens,
Raffael, Meister Pilgram, Dürer, Peter
Vischer, Fischer von Erlach, Tizian, Cellini,
Michelangelo, Herkules, Hans Holbein,
Venus, Flora, Germanicus und Thorwald-
sen. Wahrscheinlich konnten diese Vor-
haben wegen Geldmangels nicht realisiert
werden. Das ehemals Preleuthner zuge-
dachte Projekt, eine überlebensgrnße Statue
von Raffael zu gestalten, wurde später von
Silbernagl ausgeführt.
Wie richtig Architekt Friedrich Stache
kalkuliert hatte, zeigte die Schlußabrech-
nung des Baues, die die Gesamtsumme von
282.000 H. ö. W. auswies. Davon erhielten
Architekt August Weber 7700 H. und der
mit der praktischen Bauleitung betraute
Baumeister Stippetger 6934 H. 55 kr.
Um das Interesse des Wiener und öster-
reichischen Publikums sowie der euro-
päischen Öffentlichkeit am Künstlerhausbau
wach zu halten, setzte Architekt Stache
am 11. jänner 1866 einen Kaiserbesuch des
begonnenen Baues durch. Seine Majestät
besichtigte tatsächlich den Bau und das im
Größenverhältnis 124 vom Bildhauer
Joseph Pokorny modellierte und gespendete
plastische Modell des Künstlerhauses, das
Stache in einem Holzpavillon neben dem
Bauplatz untergebracht hatte, sowie inter-
essante Funde aus der Römerzeit und der
Renaissance, die bei der Erdaushebung der
Baugrube zu Tage gekommen Waren. Der
Kaiser erhielt auch den von Architekt
Stache verfaßten und von Architekt Weber
additive Veränderungen und um kein orga-
nisches Wachstum des ehemaligen schönen
Webefschen Grundkonzeptes.
Wir kommen zum nächsten Ereignis der
Bauführung. Am 4. Oktober 1866 um
Uhr nachmittags wurde am Namenstag
Kaiser Franz Joseph I. der Erste Stein"
von Obmann Architekt Stache im Beisein
des Architekten Weber, dessen Adjunkten
Ludwig Krauss, des Baumeisters Adolf
Stipperger und dessen Polier Johann Pehers-
torfcr in die Fundamente der Mittelmauer
zwischen dem Vestibül und dem Treppen-
haus in einfacher, aber würdiger Weise
gesetzt. Eine auf Pergament geschriebene,
von den genannten Herren unterzeichnete
Urkunde, ein vollständiges Exemplar auto-
graphierter Baupläne und ein Silbergulden-
stück des Jahres 1866 wurden in eine Glas-
röhre eingeschlossen und in die Höhlung
Oben die Feder, mit der Kaiser Franzjoscph I. am 1. Sep-
tember 1868 die S1. tlußstciuurkunde unrcrfcrtigxe,
darunter dic Ilcmlsvancc-Vcrsamnxlungs-Tischglocke
samt Unter-ms aus dem Inventar des Kunstvereines
Albrecht Dürrr". daneben dir einfache Glocke des
Kunstvrrcincs EintrnchW. unten der Schlußstcin-
hammcr samt Kvll mit dem der Kaiser und die hohen
Gäste di mbol rhcn drei Hanunrrschläge ausfühnen.
Museule äcguuwtitzdc des Künstlerhaus-Archivs
Architekt Anton Htm. Vorstand der Genossenschaft der
bildenden Künstlcr Wien aus dem Iahre 1865. Photo-
Sammlung des Künstlerhaus-Archivs
Friedrich Stnchc. Fürstlich K.i11sky'srher Architekt.
ehem. Vorstand des A1brccht-Diirer-Kunstvereincs.
Obmann des Bnuausfjhmngg-Komikees des Künstlcrr
hauscs und Vorstand der Grnummrhan der bildenden
tlc Wicns 1m jahre 1863. Photo-Sammlung des
Künstlerhaus-Archivs
Maler und Novnrn-Rciscndvr Joseph Scllcny. Voxxlzmi
du Gcnosscnsrhal! der bildenden Künstler Wiens im
Jahn 186a. Photo-Sammlung des KiinstlcrhausrArchivx
illustrierten broschierten Leitfaden Das
Wiener Künstlerhaus" mit dem bezeich-
nenden Motto Edel ist die Kunst und
edel werden Völker, bei denen sie gedeiht."
Schon am nächsten Tag erschien Erzherzog
Wilhelm in Begleitung von Feldzeugmeister
Freiherr v. Mertens beim Modell, und dann
drängten sich die Wiener zum mit Tannen-
zweig-Girlandcn geschmückten Modell-
Pavillon.
Die beiden Pläne und die Ansichten des
Künstlerhauses der Broschüre zeigen, daß
das ursprüngliche, vor hundert Jahren
eröHnete Gebäude mit jenen Bauteilen der
Gegenwart ident ist, die ein erstes Stock-
werk tragen. Alles andere sind spätere
Zubauten, so die beiden Seitenflügel, der
jetzige Hauptsaal im Parterre, der Plastikera
saal, die vier Verbindungssäle zwischen
diesem und den Fliigelsälen, die beiden
Oktogone sowie die Zu- und Umbauten
für das Künstlerhauskino. Zweifellos haben
alle diese Zubauten den harmonischen
Grundcharakter des alten Künstlerhauses
vollkommen verändert. Es handelt sich um
des Ersten Steines" gelegt. Architekt
Stache mauerte die Deckplatte auf und
die anderen Herren mauerten den ersten
Pfeiler auf eine Höhe von drei Schuh
herum. Sodann wurde ein Humpen Wein
nach altem Handwerksbrauch auf das
kVohl, Gedeihen und ein glückliches Ende
des Künstlerhausbaues geleert.
Am 1. September des Jahres 1868 erfolgte
um 11 Uhr Vormittag die pompöse Schluß-
steinlegung zugleich mit der auf Grund
allerhöchste! Entschließung vom 24. Sep-
tember 1867 ebenfalls anberaumten Eröff-
nung der III. Allgemeinen deutschen
Kunstausstellung". Franz Joseph I. hatte
xxrcgen der Eröffnung des Künstlerhauses
seinen Aufenthalt in Ischl unterbrochen und
war nach Wien gekommen. Gemeinsam mit
dem Monarchen erschienen der Protektor
des Künstlerhauses, Erzherzog Karl Lud-
wig, alle anderen in Wien weilenden Erz-
herzoge, der Hof und die Hocharistokratie,
zahlreiche Wlürdenträger in ihren Gala-
uniformen, die Vertreter des Staates, der
Stadt Wien, alle Stifter und Gründer, Ver-
25
u.
Das von Amiivai Dr. w. M. Neuwirlh kürzlich wieder-
cfundcnc plastische Künstlcrhaus-Modell des Bil
BUCH Joseph Pdkdmy aus dem Jahre 1866, Ttilinsifhl.
PhOlOI AlTh. Techn. Rat Erich Nibio
Grundrißplan de KÜIJSIICXhGlLSCS aus dem Lcilfndcn von
Arthifck! Fiiadiidi Stiche, 1x66. Parterre
Grundrißplzn des Kuusllerhauscs aus dcm Leitfaden vnn
Architekt Friedrich 5126118, 1x66. am" Stuck
Slidfassnde des KÜDSIIEIHINCS au dcr Witl, Arthilcklur-
zeichnung von August Weber, aus dcm Lcitfadcn V0l1
Friedrich Suche. herausgegeben bei Gtlttgßnhßil der
Aufstellung des plastischen Modells im Jänncr was
Nordfassade das Kimstlerhauscs, Ätdllltklurlrcichnung
von August Weber, 1866
äww gäb-ä
26
Innere Ansicht des Künstlerhaus-Treppenhauses im
crslcn Stockwerk vom Foyer gcschcn. Man beachte die
ehemalige. elegant intime Raumgestaltung, die durch
die Ubcrdcckung der Seitengängc rechts und 1mm der
Haupllrcppc entstand. Architektuxzcichnung von August
WCbtr aus dem Leitfaden von Fricdrich Suche, 1866
Das Künsllcrhaus zwischen Handrlsakadmzic und Musik-
vercixxsgebäude 2m Wienufcr. von der Elisabelhhrückc
aus güchen. Ausschnitt aus einem Aquarell von Fxanl
von
treter des hohen Klerus sowie die fremden
und einheimischen Künstler. Das Künstler-
haus war vor hundert Jahren der Vorort
und Hauptvorstand der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenossenschaft", wohl
eine kulturpolitische Pointe zwei jahre
nach der Schlacht von Königgrätz! Der
Landschaftsmaler und Novara-Reisende,
Vorstand Josef Selleny, begrüßte den
Kaiser, und Architekt Stache unterbreitete
diesem die Bitte, den feierlichen Akt der
Schlußsteinlegung zu vollziehen.
Dr. Hoffer verlas die von ihm verfaßte
Urkunde, die der Kaiser mit der jetzt noch
im Archiv aufbewahrten Feder unter-
zeichnete. Diese, sowie die Pläne des Baues,
das Programm, die Wiener Zeitung" vom
l. September 1868 und die von Medailleur
Oswald Georg Steinböck geschaffene Ge-
dächtnis-Medaille wurden in einer Enve-
loppe in den Schlußstein gelegt, der sich
an der Vorderwand des ehemaligen Reprä-
sentationssaales, jetzt Stiftersaales, im Erd-
geschnß des Künstlerhauses befindet, und
verschlossen. Während der drei Hammer-
schläge des Kaisers auf den Schlußstein und
der gleichen symbolischen Handlung aller
hohen Gäste, Stifter und Gründer intonierte
eine Dcputation des VUiener Männergesang-
vereines den von Friedrich Schiller gedich-
teten und von Beethoven vertonten Fest-
chor An die Künstler". Damit wurde die
Vollendung des Künstlerhausbaues histo-
rische Realität. Der Monarch nahm nun die
Vorstellungen entgegen, zuerst des Er-
bauers August Weber, hierauf der Künstler-
schaft. Professor Eduard Ritter v. Engerth
und der Invalidenmaler Friedrich Fried-
länder Ritter v. Malheim führten den Kaiser
durch die Ausstellung. Vorstand Selleny
sprach die Dankesworte, und Architekt
Stache, der diesen Tag als den Ehrentag
seines Lebens empfand, bat abschließend
den Monarchen, bei einem Rundgang um
das Künstlerhaus dieses auch von außen
zu würdigen.
Die Gemeinde Wien gab der Künstlerschaft
in den Sälen der Gartenbaugesellschaft ein
Festbankctt, bei dem auch alle Minister
anwesend waren. Das Burgtheater spielte
dem Künstlerhaus zu Ehren den hiichel-
angclo" Hebbels, und im Theater an der
Wien wurde als Festvorstellung Ol-fenbachs
Operette Die Großherzogin von Geruld-
stein" aufgeführt.
Die Säle des Künstlerhauses waren für die
1152 Objekte der Ausstellung zu klein, und
man War bereits 1868 gezwungen gewesen,
einen Annexbau aus Holz zu errichten. Der
Plan dazu stammte ebenfalls von August
Weber. Das Unterrichtsministerium hatte
für den provisorischen Zubau einen Zu-
schuß von 3000 H. gewährt.
Die gesamte Wiener Presse feierte über-
schwenglich die Eröffnung des Künstler-
hauses. S0 schrieb ein führendes Blatt Ein
wahrhaft erhebendes Gefühl durchzuckte
an diesem Tage die Brust jedes Wieners,
war doch nun die Zeit der Zerfahrcnheit
beendet und eine neue Ära der Einigkeit
eröffnet, war doch von jetzt an ein liebes,
trauliches Heim geschaifen unser Künst-
lerhaus, das bisher von Künstlcin und
Kunstfreunden so schmerzlich vermißt
worden war."
QUELLEN
1m gesamten Akten, Bilder und die Phoro-Samlnlung des
Kunstlcrhausarchives aus den Iahrcn um bis was;
die muscalen, historischen Objekte des Künstlerhaus-Archivs
aus dcm gleichen Zcitmum.
LITERATUR
"Fünfzig Jahr Wiener Künstlurhausgenosscnschaf! unter
Franz 10m 1." von August Schaelfer. Edler von Wicnwald,
als Manuskript im Künstlerhaus-Archiv, m1;
geistig Antlitz" von Walther Maria Neuwirlh.
Hundert Jim Genossenschaft Gcsdlschafr der bildenden
Künstler Wicns. Fesrschxift, 1961,
Horst-Herbert Kossatz
UNBEKANNTE WIENER
REKLAME-PLAKATE
Au; der Plakatmmrnlung de Öllerreirbixben
Äluxmm für angmandle Kum-l
Der Trommler in der verfeinerten Lands-
knccht-Tracht, ist er nicht ein Sinnbild der
Plakatreklame wie sie uns ständig optisch
zu bctrommeln versucht? Die Reklame, aus
den mitteilenden Anschlägen hervorge-
gangen, sucht ständig die Aufmerksamkeit
zu wecken und das Interesse der Menschen
für die Erzeugnisse der Industrie und für
Vergnügungen zu stärken. Erst in unserer
Zeit wurde aus der rufenden, schreienden
oder lockenden Reklame jene Form der
Werbung, die sich geheimer Verführer"
bedient und vor allem unterschwellig im
Betrachter den Kaufwunsch bewirken
möchte.
Ging es zur Blütezeit der französischen und
englischen Plakatkunst" im Jahrzehnt vor
der Jahrhundertwende besonders um die
schönheitliche Ausführung, so kam es ein
Jahrzehnt später in Wien auch auf den
originellen Reklame-Einfall an, mit dem
eine Sache angepriesen und den Menschen
Freude versprochen wurde. Allerdings gab
es hier eine Sonderentwicklung bei Kunst-
ausstellungs-Plakaten, da diese nicht an die
durch den Markt bedingten Forderungen
von Auftraggebern gebunden waren. So
zeigt das Secessionsplakat von Ernst Eck
28
für die Plakatausstellung 1912 die große
Freiheit des Entwurfs Abb. der Be-
trachter wird optisch gefesselt, obwohl
oder weil sich die Mitteilung im Ornament
der Schrift verbirgt 1.
Es bedurfte zahlreicher Erfindungen des an
der Druckkunst über alle Maßen inter-
essierten 19. Jahrhunderts, um die Her-
stellung von Bildplakaten zu ermöglichen.
Die Erfindung der Lithographie durch
Aloys Senefelder 1796 genügte allein nicht.
So konnte man damals aus den Bütten nur
verhältnismäßig kleine Bogen Papier schöp-
fen. Louis Robert gelang es, eine brauch-
bare Papiermaschine zu konstruieren, mit
der Papier von unbestimmter Länge ver-
fertigt werden konnte 1799. Bald leimte
man dieses endl0se" Maschinenpapier
auch im Stoff, wodurch sich die Möglich-
keit ergab, die teuren Hadern teilweise
durch billige Füllstoffe zu ersetzen. Schon
1830 nahmen Ludwig Wooster und Joseph
E. Holmes aus Pennsylvanien ein Patent auf
die Erfindung des Zellulose-Papiersl. Die
Erfindung der Buchdruck-Schnellpressc
durch Friedrich König 1811 ließ den
Lithographen keine Ruhe, und bereits 1832
bauten die Brüder Heim in Offenbach eine
englische Schnellpresse wahrscheinlich mit
Reiber, die sie in viele Länder exportier-
ten 3. In diese Zeit fällt auch die Erfindung
des lithographischen Farbendrucks, zu des-
sen Beförderung die Societe d'enc0utage-
ment 1828 einen Preis aussetzte, der erst
1838 an Gottfried Engelmann Fiel4. Auf
der dritten allgemeinen österreichischen
Gewerbe-Ausstellung 1845 stellte Gustav
Pfannkuche, Wiener Maschinen-Fabrikant
und Stecknadel-Fabriksgescllschafter, eine
lithogtaphische Schnellpresse nach der An-
gabe von Matthias Trentsensky mit einer
von Pfannkuche verbesserten Bewegung
der Walzen ausi. Besonders bekannt wurde
die Zylincler-Schnellpresse, die in der
Maschinenfabrik G. Sigl in Wien 1854 für
die Hof- und Staatsdruckerei gebaut wurde5.
Auf der Weltausstellung 1867 in Paris waren
dann eine Fülle von lithographischen
Schnellpressen und erstmals auch litho-
graphische Blechdruck-Schnellprcssen zu
sehen, die das OEsetprinzip vorwegnahmcn.
Man konnte mit ihnen auch Pappe und
Papier bedrucken.
Zu Beginn des Jahrhunderts gab es fast
ausschließlich Text-Anschläge. Nicht alle
waren aus politischen Gründen gestattet,
weshalb die Anschläge besondere Tech-
niken des unerlaubten Anschlagcns ent-
wickelten. So wird etwa von dem Mann
mit einem großen Korb auf dem Rücken
berichtet, der die Straße entlarigkommt,
prüft, ob er auch unbeobachtet ist, sich dann
mit dem Korb gegen die Wand lehnt, wor-
auf ein kleiner junge sich schnell aus dem
Korb erhebt, um das Plakat anzuheften7.
Da diese Anschläge besonders in London
ganze Häuser von unten bis oben be-
decktens, sann man auf Abhilfe. Es ent-
standen die Afflchierungsanstalten, welche
Anschlagflächen vermieteten; aber auch
Erfinder stellten sich ein Maschine, um
allen Notizen, Proclamationen, gesezlichen
Verkiindigungen und allem, was öffentlich
bekannt gemacht werden soll, die möglichst
größte Publicität bei Tag und Nacht zu
ertheilen, wodurch künftig die Entstellung
der Häuser und Wände in der Hauptstadt
und in der Nähe derselben durch Anhäftung
von Ankündigungen, Placaten etc., wie
durch Anschreiben mit Kreide oder
Schwärze, wodurch ganze Gebäude ents
stellt werden, vermieden werden kann; und
worauf Georg Sam. Harris, Gentleman,
Caroline Place, Trevonsquatc, Knightsr
bridge, Middlesex, am 21. Oct. 1824 sich
ein Patent ertheilen ließm. Diese von innen
beleuchtete Säule auf einem Wagen setzte
sich nicht durch, obwohl sie die von Litfaß
1855 in Berlin aufgestellten Anschlagsäulen
vorwegnahm. Die ständige Plakatausstelr
lung der Straße verbreitete sich auch in die
Räume der Weltausstellungen. Nicht nur
als Druckproben und Muster waren Plakate
in den druckteehnischen Abteilungen dieser
Ausstellungen zu sehen. Auf der Wiener
Weltausstellung 1873 bedeckten zum Bei-
spiel die Blechplakate der Firma Grant
Co. aus London ganze Wandflächen in der
Agriculturhalle" 10.
julius Klinge! Blanko Nr. 1461 95 x64 Cm; Fl. in
drei Farben; Lith. Weincr. Wien
Ernst Eck; 1912 40. Ausstclluli der Seressioil; 62,7x
47,1 cmt A. Bergct. Wien Vl
ANMERKUNGEN 1712
Zu den Sccessiotnplakateti vgl. "SA! Breincr-Neckcl. Das
Plakat der Wiener Secessiun. Phil. Diss. XVicn 1953.
Siehe auch Ottokrir Mttscha, Österreichische Plakatkunst,
Wien o. J. 1914; Österreichische Plakate 1890" 1957.
Wien-München 1957 Einleitung von Viktor Gricsxmaier;
Horst-Herbert Kossatz, Frühe Plakate. Mcrian VIL1968
Heft Wien. Trommler wurden aurh sonst zur Sym-
bolisierung der Reklame verwendet. So weist Paneth auf
das Spottbild auf die Reklame L. Strauch um 1600
hin. Vgl. Erwin Panuth. Symbol crung der Reklame. in
Österreichische Reklame. Lgg. 1926. Heft S. 10711.
Register ofArts. August 18 1. S. 153.
Bericht der Bcurth ilungs-cnnrmission bei der allgemeinen
deutschen ludustn Ausstellung zu Milnrhen 1854. 5. Heft,
S. 44. Wahrscheinlich handelt es sich um die Presse von
Smart, abgebildet und beschrieben bei Heinrich Wcishaupt,
Das Cresammrgebiet des Steindriirks. Bde. Weimar 51875
Neuer Schauplatz B143.
Bulletin de la Socicte dßnmuragcmcnt. Dezember 1831,
s. 561 Bericht; Polytcchnisrhes Journal. Bd. es, 1231,
S. 459, Bd. 68. 1838. S. B7. Bereits 1815 druckte Franz
Weishaupt farbige Bilder zu dem Werk von Mattius und
Spi her Brasilien.
Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe-
Ausstellung in Wien 1845. Wien 1846, S. S67.
In seiner Fabrik wurde durch Hoppcs 1850 auch die
Zylinder-Schnell tesse für H. Engels lnstitut gebaut.
Vgl. Osten. Bur ar-zrg. 1880, Nr. 2.
Vgl. The Poster, V01. V. 1900, S. 139V 141.
Vgl. die Abb. in The Poster, Vnl. 1900, S. 25. und in
Propaganda. Bd. 3. 1900. S. 47 Hellmuth Radcmacher.
Das deutsche Plakat, Dresden 1965, S. 21.
Polytechnisches journal. Bd. 17. 11125. Stück XCIV, mit
Abb. auf TaLX; F. M. Feldhaut. Die Technik, Leipzig und
Berlin 1914. Sp. 806i".
Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung im
jahre 1873. Erstattet von der Centraleommission des
Deutschen Reiches, Sechstes Heft,Xll. lruppr Graphische
Künste. Braunschweig 1874. S. 687.
Vgl. Leading Lithographcrs. L-wt-inr-rs. Ltd.. London,
Paris and Vicnna, in Thc Pustcr. Vol. lv, 1900. S. 74--76.
Vgl. Das Schlissmann-Plakat rrir "Wiener Schatten-
bilder". abgebildet an jean Louis Sponscl, Das moderne
Plakat. Dresden 1897. S. 280.
nun uuxwtrn vnu
Lvm diese Zeit begann man s'"h in Frank-
reich der hlitwirkung von Künstlern zu
bedienen, was bald dazu führte, daß man
von einer Kunst auf der Straße", einer
Kunst der Armen" und nur wenig
vornehmer von einer Galerie der
Straße" sprach. Die Portierung der Eng-
länder Ruskin und Morris Die Kunst dem
Volke" setzte sich eine Zeitlang bei 'l"apcten
und recht eigentlich nur in der Plakatwelt"
durch. Schon 1884 fanden die ersten Plakat-
ausstellungen in Paris und Brüssel statt.
Zehn jahre später erhielt joseph Weiner,
der älteste Sohn der Wiener Plakat-
druckerei, als Inhaber der Pariser Nieder?
lassung auf der Äusstellung Du Livre"
den ersten Preis für seine dort ausgestellten
Plakate ll.
Die Druckerei XWeiner, die in Wien 600 An-
schlagtafeln und eiserne Plakatsäulen nach
dem Entwurf des Firmengründers besaß,
entwickelte das Blanko-Plakat". Aus
hlusterbüchern konnte sich der Kunde ein
ihm zusagendcs Bild aussuchen, das mit dem
gewünschten Text versehen wurde. Der
Trommler Abb. und das Silhouetten-
plakat von SClIliCSSIIIHDD Abb. 20 sind
Beispiele dafür.
Llnter den von Xltneiner gedruckten und
verlegten dirunimler wurde der jeweilige
Reklametext geklebt. Wahrscheinlich ist
dieses Plakat vun lulius Klinger ent-
worfen wurden, der kurze Zeit bei Wei-
ner arbeitete, bevor er dann in Berlin als
Plakatkünstlcr berühmt wurde. Von ihm
stammt auch das bei XXl-iner gedruckte
GrammuphonrPlakat Abb. ll.
dieses Plakat ist ein Blanko, bei dem der
Firmenname aufgedruckt
wurde. Man hat es tirsprünglich zu einem
anderen Zwecke gebraucht, denn der Text
auf dem Sockel des Plattenspielers ist auf-
geklebt. Darunter befindet sich eine War-
nung der Deutschen lranunophon-Gesell-
schaft, keine Nadeln zu kaufen, deren Ver-
packung nicht ihre Scliutzmarke trage.
Dagegen wird der Ankauf von Original-
Granmmophonen als den besten Spreclv
apparaten der Welt empfohlen.
Das Silhouettenplalzaxt von Schliesstnann, auf
dem ein Radfahrer sogar der Eisenbahn
ch
nachtriigliclw
davonfahrt, ließ sich durch entsprechenden
Aufdruck suwuhl für die damals beliebten
Bücher mit Schattenbildcrn als auch zur
Fahrradreklame verwenden 11.
Eine andere Plakatart sind die llolgeplakate,
29
Kenqrl! Hqsidpdißnni immernirht qemerktdaß irh
llllfJi-m .1
rauche!
ALLEINVERKAU FI
WIEHWIMIHMSSEÄ.
wWElSSzf-a
wird In llßilß IIE.
aus frisch getmknelen Kohsnimn erzeugt
30
die sich zuerst um 1890 in England nach-
weisen lassenll. Da wird ein Plakat an-
geschlagen, auf dem ein Ulanenofüzier
seinen Burschen anpfeift Abb. 3. Mitleid
ergreift den Betrachter; man wird sich das
merken müssen, daß sogar solche Leute
nur jacobi-Antinicotin-Cigarettenhülsen
rauchen. Einige Zeit später erscheint an
derselben Stelle ein neues Plakat, das auf
den Text verzichten kann Abb. 4. Man
freut sich mit den beiden und auch darüber,
daß die Charge sogar ihre Orden versteckt
hat. Schon ergibt sich die Möglichkeit, dem
verehrten Leser an Hand zweier Beispiele
den Wiener Schmäh" zu erklären. Daß ein
Elefant in der Wüste sitzt Abb. und
gegen eine Speisefcttlirma protestiert, weil
sie die Kokosnüsse wcgführt, kann man
sich zur Not noch vorstellen. Daß er dazu
aber eine Brille aufsetzt das ist ein Schmähl
Auf dem anderen Plakat von Theo Zasche
Abb. muß ausgerechnet Napoleon
herhalten, um dem Wiener Publikum die
amerikanische Schreibmaschine Empire"
darf man sie nun englisch oder muß man
sie doch französisch aussprechen? zu
oiferieren. Gerade diktiert er seinem Ad-
iutanten vor unseren Augen einen Brief.
Man tritt näher an das Plakat heran, um
Zeuge dieses weltpolitischen Ereignisses
zu werden und liest Gentlemen! This
is the Empite the bcst Typewriter of the
World Auch beute dürften solche
Reklame-Einfälle Mangelware sein.
Reizend ist die Idee des nächsten Beispiels,
welches zum Thema Das Plakat im
Plakat" gehört Abb. 9. Diese um 1902
entstandene Affichc zeigt eine elegante
Tänzerin, welche an vielen Fäden zu
Marionetten gewordene Plakate verführt.
Da im Druckvermerk zwei Künstler ange-
geben sind, scheint es, daß Erwin Puchinger
für den Gesamtentwurf, Ferdinand Pam-
berger für die Wiedergabe der einzelnen
Plakatelemente verantwortlich ist. Von den
Plakat-Marionetten erkennt man z. B. links
oben Alfred Rollers bedeutenden Plakat-
entwurf für die Schneebergbahn bei Wien
1897, rechts oben Koloman Mosers Plakat
für Frommes Kalender, welches um 1900
entstand und bis zum ersten Weltktieg
benutzt wurde. Ungeklärt ist der Sinn des
Ganzen; Mascha meinte, es wirke sehr
beredt für den Sammelsport von graphischen
Reklamesachen". Dem widerspricht aber
Mascha an anderer Stelle, indem auch er
die vielen Gründe aufführt, die ein Sammeln
von Plakaten in Wien damals fast unmöglich
machten. S0 wird auch der Wiener Zweig-
verein des Vereins für Plakatfreunde erst
1913 gegründet. Da unten rechts auf dem
Blatt ein Hinweis auf die Affichierungs-
anstalt Julius Endlicher zu finden ist, scheint
es wahrscheinlicher, daß es sich bei dieser
Darstellung um die Allegorie des Plakat-
anschlagens handelt. Den Beweis liefert das
im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern
ANMERKUNGEN 13 I4
Vgl. H. R. Woesryn. Sequcl Poster, Tbe Poster, Vol. V.
1900. S. 93 97.
Mascha 1914. S. 58 ohne Abb.
Fritz Schönptlug; 1911; jacobi AntiniCotin-Cigzretlcn-
hülscn; 126x95 cm; FL in vier Farben ohne Druck-
vcrrnerk
Fritz Schönpflug; m1; acohi Anlinicotin-Cigaretlm-
hülsen; l06x82 vm FL in vier Farben; ohne Dmck-
verrncrk
Theodor Zaschc; Schreibmaschine Em "rc;
95.6 cm; FL in drei Fzrbcn; A. Reist-r, ien
Anonym Nähnnittelwexkc Cents; 95.4 x63,4 cm;
FL in drei Farben; ohne Druckvrrmcxk
126,5
Anonym; Coloswum; 125,9 es FL in am Farben;
j. Wclncr. Wien vm.
Ernst Dcutsch; 1911; K6 Hix Bildcrwoche
125,5 x95 cm; FL in vin Scidncr, Budapssl
Erwin Puchinger und Ferdinand Pambcrgcr; Afüdxie-
rungsznxtall julius Endlicher; 112x831 n. in fünf
Farben Gescllschal! graphisch Industrie. Wien v1
IG N. Hnfmznn; 1399; Wiener Kunslgewerbevetciu;
97,5 62.6 cm; FL in zwei Farben, die schwarz Farben-
laue mit ramidenkomvPa irr umgedruckl; R. v.
aldhßim, väam sich Abb. s. a2 oben
31
Fsßälasa
m.
nmnrluseum im Kur "neu-u.
LOuImhnN-wn
luulnlnlnllnu n.-
VII. Rirchengusslä
In wvi
iW iiiÜ5ii3fÖ3TfÜWüimlm0iuli1s0
HJBER AH ERHACHTIGUNGSEINER! ,QP'lg
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H?uuvmomomemamomImomamamomomomomomomuü
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FßBRiK-PHOTOGRAPH-APPARATE
UN" "EUARFSARTIKEL-
Ilmäzumnau
M795
32
befindliche Moserplakat für Frommes Ka-
lender, auf dem sich zwei Klebemarken und
ein Stempel mit folgendem Text belinden
I. conc. Plakat Affichierungsanstalt für
Wien, Provinz und Ausland Julius End-
licher Wien IX2. Severingassc 415.
Für die oft raffinierte Drucktechnik stehe
als Beispiel das Plakat für die Permanente
Kunstgcwerbeausstellung im Österreichi-
schen Museum für Kunst und Industrie
Abb. 10, ein Blatt. Welches auf Pyramiden-
korn-Papier der Firma Angerer 8c Göschl
gezeichnet und dann umgedruckt wurde.
Diese Ausstellung, die zweimal jährlich ge-
wechselt wurde, war 1889, als das Plakat
entworfen wurde, Teil der großen Jubi-
läumsausstellung im Österreichischen
Museum zum 25. Jahre seines Bestehens 16.
Von Adolf Karpcllus ist das Plakat für die
Firma Langer Comp. Abb. 12, das
durch englische Inseratcnkompositionen
angeregt wurde 17. Eine Gesellschaft lebens-
fmher Menschen hat die Plakatwand durch-
brochen ein modernes Trompe l'oeil.
Katpellus, der in seinen vielen Plakaten sich
als sehr wandelbar zeigt, entwarf auch die
frierenden Dienstmänner des Moravia-
Plakates Abb. 17, die mit Plakattafeln für
das Ofenmodell Meteor Werben.
Besonders schön sind die Wiener Ornament-
plakate. Kolo Mosers Plakat für die Aktion
der Fabrik Wiener Möbel akob und Josef
Kon in Novoradomsk Abb. 15 mit
Niederlassungen in Moskau, St. Petersburg,
Warschau, Kiew und Rostow am Don und
eines der Plakate von Rudolf Junk für die
Staatslotterie Abb. 13 sind charakteri-
stische Beispiele, die auch die Lehrtätigkeit
von Rudolf von Larisch auf dem Gebiete der
künstlerischen Schrift spüren lassen.
Berthold Löfflers Blanko Abb. 16 könnte
fast eine Reklame für die von ihm gemein-
sam mit Michael Powolny betriebene Werk-
stätte Wiener Keramik" sein, so sehr
ähnelt die Darstellung den Keramik-Putti
Powolnys 13.
in
ÄSUNIKK
MOCKBB. CTbIl ETEPBYPFT BHPIIIHBB, KIEBBPOCTOBBWQ
11
12
13
14
15
16
JUÜUS Klinger; Gralnmophon, Blanko Eli! Finnen-
Cifldflldi und Aufklebcr; 66.4x50,2 cm FL in riiiir
Farben und BüChdmCk um. J. Weincr. Wien
Adolf KGFPCIIHS; Langer Camp; 104.8x69,8 Cm;
FL in vicr Farben; Fritz SChIICÜCX Co.
Rudolf Juiik; 191 30. K. K. Sluilslcßtric; 12mm
95,1 FL in am Farben, K. K. HoT- und Staats-
druckcrei
AUgIISI Patek; 1299; Wiener Mode; 2008x513 an;
FL in drei Farben gedruckt iii am Teilen Gesellschaft
nii graphische IndHSlfiC. VOIIXI. Vhilipp Kramer. Wien
Wiener Künstlerplzkat m.
KOIOmED Mcscr; Jakob und 10m min; 95x62 cm;
FL in drei Farben im EinStzllbVCffÜHEh Goldbmnzc;
Albert Bergen Wien vm
BcrLhald uimei; Blanko 58.3x84 cm; FL in niiir
Farben; ohne Druckvfmlcrk
ANMERKUNGEN 15-13
15
16
11
vgl. das faksimxl erre Phololidxc in der Mappe Plikalc
jugcndslil, l. Basilius Prcsc. Bascl 196a. Als Vorbild
einer Verlcbendigung von Plakaten könnte das Plakat
der Pariser Drireirerei Czrnis gedient haben. auf dem die
aus einer Schncllprcsse kommenden nurrer zu lcbcndigm
Wcrbesyrnbolcn werden. vgi. die Abb. in lxserempe
er rmiene, Bd. 1. m97, s. m.
Vgl. dazu Mitthcilungen des K. K. oeeierreieiiirehen
Museums rin- Kunst und Industrie. Neue Folge. 11.1.2,
1389. s. 365-370 Bruno Buchcr. Unsere Jubiläums-
aussrellung; Jahresbericht des k. k. Ocsterr. Museums rur
Kunst und Industrie riir 1887, 5.3; derselbe ßeriem riir
1x89. 5.2; Waldhdm wax der Voßilzmdc des Kunsl-
gewerbevcrcincs.
Vgl. die Abb. in Propaganda. Bd. 1900. s. und s. 2m.
Dcr hier enr dern Blattrand rnirdrnekende Sleinmnd ist
ein tygischcs zeieiien für den Schncllpresscudruck. Die
Druck nrm stößt nämlich beim Lauf der Druckmaschine
gegen die Farbwalzcu und nein dies dabei etwas an,
um dann unter ihnen hinwcgzuglziten.
33
17
17 Atlull" KarpellHS; Muxuvia
xCUllX Farht-n; ohne Drne
1a Anton. Elektrische Kraftvetmiethung; 95 K12Ö,2 cm;
Zinkugmplne zwei Farben; i. Wemer, Wien vilt
26.1 9a Algraphie in
merk
R3 126 cm;
,tlt-i untere
Teil ohne die Farbe Rot; uhue Driltkvennuk
1B
du.
ELEBXRlSEHEKRAFTVERMIEYHUNä
IMFT llJl BETRIEB! ALLER IIITEI IIIIEITSIIIGIIIIEI
Illixnanlil-invrlnlu-lx
llßnIuIußr-llmnunrlun 311mm
unlllll
34
im Plakat spiegeln sieh Kultur und Wirt-
schaft, 'l'echnik und Politik. lis zeigt alte
Menschen wie auf einem der vielen
schönen Plakate der Firma Mein Abb. 19
aus dem Atelier Hans Neumann und junge
wie den iXpoll" Sylvester Schadet jr.
auf dem CUlUSSCUUIPlQlHII Abb. 7.
August Patek entwarf 1899 das Plakat für
die Zeitschrift Wiener Mode" Abb. 14,
welches noch ganz dem Jugendstil ver-
priiehtet ist. Viele Plakate sind anonym,
ohne deshalb schlechter zu sein. So kennt
Elefanten-Plakat
Abb. noch von dem Iolosseum-Plakat
Äbb. wie auch um dem Plakat für
Elektrische Kraftvermicthung" Abb. 18
den Künstler. liin Äthlet mit Buddha-Blick
llißt aus seinen gekrümmten Zeigetingcrn
Blitze springen. Der Hinweis "Geräumige
lAYCQIllLllICDH zwingt zum Nachdenken. Da
mußte man also mit seiner Älaschine dort-
hin, um sie mit Hilfe der elektrischen
Kraft" in Gang setzen zu können.
Zum Schluli nuch einmal zwei Beispiele
eines Künstlers, der Österreich xcrließ.
Älan kann fast von einem Ausverkauf
spreehen, wenn man daran denkt. daß
Ulbrich und Orlik, Mueha und Klinger,
Äzesclwka und Koknschlaa, Delavilla und
Kling, Luksch und Äletzner damals die
Älonarclwie verließen. Auch Ernst Deutsch
ging nach Berlin, nachdctn er in Österreich-
Ungarn eine Reihe von sehr fortschrittlichen
Plakaten entworfen hatte vgl. Abb. 8. In
Berlin schuf er das Plakat für die Schuh-
fabrik Salamander Abb. 21, eine Dar-
stellung, die wir heute oft in den Bildern
des Engländers Allan blones wiederfinden.
ieradt an diesem Beispiel läßt sich die
enge Verbundenheit jener Plakatkunst der
lahrhuntlertwende mit der heutigen Pop-
Art aufzeigen.
man weder von dem
i.
ntmn; Blanko. 95 126 tm; FL in drei
lunben
21 kann lt-
Vißl" man... UllHC 13mm
unantler; 71 95 tm FL in
etmcrk
19
Bis in's hohe Alfer
21
Krisiian Sotriffer
NEUE ÖSTERREICHISCHE
DRUCKGRAPHIK
Rudolf Schonwold, Szenen aus König Ubu. 1965.
Radierung und Aquuiirliu. 60x84 crn
Arnulf Rainer. Jakcbiner-General. 1966. Offsei-
Lithographie. 60x44 cm. Edihoh der SchroH-Presse
Heinrich Heuer, Sladien. 1965. Radierung und
Aqualinlu. 54x40 cm
1A
Der internationale Boom an druckgraphischen
Erzeugnissen aller Art. verschiedenster Technik
und getragen von den vielfältigsten Absichten. hat
in den letzten Jahren mit relativ wenigen. dafür
jedoch wesentlichen Ausläufern auch Österreich
erfaßt. Jahrelang sah es so aus, als seien öster-
reichische Künstler vom Wert der Beschäftigung
mit den Techniken der Radierung, der Litho-
graphie, des Holzschnitt und des Siebdrucks
kaum zu überzeugen. Nur wenige, wie etwa der
Salzburger Slavi Soucek und eine Zeitlang auch
Kurt Moldovan. widmeten diesen Medien eine
kontinuierlich fortschreitende Tätigkeit, Hermann
Ober und Herbert Breiter in Salzburg bildeten
ebenfalls Ausnahmeerscheinungen. Nun aber be-
ginnen sich auch Maler und Bildhauer in zunehmen-
dem Maß für die künstlerischen und die Ver-
breitung eines Werks begünstigenden Eigenheiten
der druckgraphischen Techniken in zunehmendem
Maß zu interessieren.
Der Grund dafür ist in einem erhöhten Interesse
an relativ billig zu erwerbenden druckgraphischen
Blättern, in ihrer sich zusehends ausbreitenden
Wertschätzung zu sehen, die nicht zuletzt an den
zahlreichen internationalen Wettbewerben abzu-
lesen ist, die nun regelmäßig nicht mehr nur in
Lugano. Grenchen und Laibach, sondern auch in
Biella, Krakau, Tokio und Preßburg sowie dem-
nächst auch in Großbritannien statttinden. Druck-
graphik hat sich in der Folge derartiger Aktivität
auch als sehr brauchbares und rasches Ver-
breitungsmittel neuer künstlerischer Formen und
Ideen erwiesen. In Österreich schließllch hat eine
Institution wie die der Schrott-Presse. welche
Arbeiten nahezu aller relevanten Künstler edierte.
die sich langsam mit den verschiedenen Techniken
und Möglichkeiten vertraut zu machen suchten.
mit dazu beigetragen. das Interesse nicht nur an
graphischen Blättern. sondern auch an der Arbeit
der einzelnen Künstler zu intensivieren.
Die Druckgraphik als eine ihren immanenten
Gesetzlichkeilen und Möglichkeiten verpflichtete
Kunst diente freilich international einfach auch
dazu, mehr oder weniger zu reproduzieren, was
einer vor allem als Maler leistete. Der Siebdruck
etwa wird von den Künstlern selten auf die ihm
gegebenen Möglichkeiten untersucht, sondern
relativ schematisch gehandhabt. Die sogenannte
Maler-Graphik", die vor allem durch das Ver-
wenden vieler Farben einen tafelbildöhnlichen
Effekt anstrebt, geht an den Eigentlichkeiten und
Besonderheiten des Arbeitens auf Stein oder Metall
in vielen Füllen ebenfalls vorbei.
ln Österreich jedoch ist die Gefahr, daß zur
Druckgraphik nur ündet, wer in ihr ein Propa-
gandamittel sieht oder der den Bedarf von Ver-
legern zu befriedigen sucht für den dann der
Drucker-Handwerker. französisch artisan, die
Hauptarbeit leistet, während der Künstler
artiste meist nur noch signiert. sehr gering.
Die Künstler. von denen hier die Rede ist, sind
ausschließlich solche. die ein persönliches und
aktives Interesse am selbsttätigen Umgang mit
den Materialien haben, weshalb ihre Druck-
graphik wenn es sich um Maler oder Bildhauer
handelt meist auch eine eigene Sprache spricht.
So soll es auch sein. da es die Manipulations-
möglichkeit druckgraphischer Techniken ja mit
sich bringt, daß aufdem Stein oder aufder Kupfer-
platte etwas entsteht, was mit anderen Mitteln
nicht erreichbar wäre.
OSTGFFCICYHSCHC Di'i.ii.grqpiiiii am den ieizieri
funf Jcin benrhiiirnc iCF rigserfoigc an
rvEiSCN. Uif. Zuin Teii auch invernciir ni beochiev
wurden. Die; giii vor clicni ilir AI ed Hrdlickrl.
der niniereindnder Preise oiif du Bienndie von
Lugano, Lciibcidi, Bicliu und Tokiu erringen konnte.
Neben inrn haben es HiidoHTclioniwuid und Adnif
Fronnor QCSCÜWGÜL äiilh Gel zii hoffen, de
eine in Lugano und Lciibuch, wiriivrend der ond
in diesem lühi" einen der liuiipiprcisc in Lugunü
erhielt, dem sich ein wic-ii rer beim öslerreicniw
scnen Gruphikviiuiibcvwcrb in Innsbruck dnscnioß.
Dieser Wehhewerl hat übrigens wohi ciiich sein
Teil dazu tic-igelragen, Sinn für die Graphik
ZU schärfen, aber insg zum! handelt Rifh bei
ihni oben doch nur iim ein lokale Ereign
Trotz oiien ireiiens der Bernbhungcn vor
oiieni auch fiiberniwu, ne Anfi eriiing der
Druckgraphik. in Osiigrrcirji erre hen, bleibt
noch viel riocnzwn cn, nw allem ein Wirken
in die Br ie vei-rni cFdCYW Dubci gibi es
bmcirs eine Reihe mn nsH die aidv so gu?
wie CIU Uili dFUÖ-gFOphWLh Medien verr
sC cbcn haben und der seibsigewünlien
BCSChVÖfÜ-eirng in. ilei-ism xCDVIGI zu srhicigen
MIESEN
Zu ihnen gehören an ersicr Riidolf Schön-
NCUÖ, der vor diicni diirUi WHE großen Hob
schniiic zu Themen wie Pä Ubn" SOMNWC ßarr
gamma und Panidgriicl" uuiTi Voridgen. die
ihm Jedoch auch als SUN! LH NIE werl-Cndcri
Rad znßluilen kamen Dann dcrgeiernie Euch-
druc rrcd NOWCIK sicnc Nr. 93 die Zeil-
scnrifi, der siCh als einer der Grafen in di Drucke
10
kunst verliebte, Heinrich Heuer, Armin Pram-
stuller. Gotthard Muhr und last nat least
Arnulf Rainer, kein eigentlicher Druckgraphiker
zwar, in diesem Zusammenhang aber mit seinen
Offsetdrucken zu erwähnen. die seinen Malereien
mit Kreiden und Graphitstiften und dem aus
ihnen sprechenden Hang zum graphischen Schwarz-
weiß gleichzusetzen sind. Heuer und Muhr ar-
beiten vor ollem mit den sich durch die Anwendung
der Aquatinta ergebenden malerischen Mitteln,
während Pramstaller in seinen das Erbe eines
Hercules Seghers anklingen lossenden Blättern sich
ganz auf die verschieden stark geätzte und daher
räumliche Wirkungen erzielende Linie konzen-
triert,
Als reiner Graphiker wäre auch Alfred Hrdlicka
anzusprechen, wäre er nicht vor allem als Bild-
hauer tätig. Sein graphisches Werk. schon jetzt
eines der umfangreichsten und persönlichsten
innerhalb neuerer österreichischer Kunst, verfügt
jedoch über eine so starke Ausdruckskraft. daß
es ihm früher oder später jene Anerkennung
bringen mußte. wie sie bis jetzt nur ihm wider-
fahren ist siehe dazu Johann Muschik in Nr. 93
dieser Zeitschrift. Hrdlickas Fähigkeit. an alten
Traditionen von Rembrandt über Goyo und
Beckmann anzuknüpfen. verbindet sich mit einem
kritischen Engagement. das seine Radierungen
nicht nur ästhetisch wirksam werden läßt. Die
Druckgraphik ist für ihn sowohl ein künstlerisches
wie ein soziolpalitisches Kamptmittel. Die techni-
schen Fähigkeiten. wle sie aus seinen Blättern
sprechen, holten Schritt mit seinem künstlerischen
Vermögen.
Vergleichbar mit ihm ist Adolf Frohner siehe
Nr. 95, dem in den letzten beiden Jahren als
Frucht intensiver Tätigkeit vor allem mit seinem
Zyklus des "vulgären Balletts" ein ganz wesente
licher Schritt nach vorn und zu einem der ge-
wichtigsten österreichischen Druckgraphiker ge-
lungen ist. Eine stark ironische Komponente in
seinen Blättern ist nicht zu Übersehen. Auch er
fußt auf Traditionen. die etwa von Munch aus-
gehen. ist aber als ein Vertreter der ..Neuen
Figuration" auf der Höhe der Zeit. Nur wenige
seiner Kollegen verfügen derzeit über das hande
werkliche Können. das aus jedem seiner neuen
Blätter spricht. Welche Reize die Schwarzweiß-
graphik der forbigen voraus hat. um wieviel
ausdrucksstürker sie sein kann, ist an seinen
Arbeiten nicht weniger deutlich abzulesen wie
an denen Hrdlickas.
11
Adolf Frohrler, Der Traum. 1963. Radierung und
Aqualima. 45 31.5 cm
Rudolf Haflehner. Figur. 1967. Radierung und
Aqualinla in vier Farben. 445x395 cm. Edilion der
Schroll-Przsse
Friäz Woiruba. Kopf. 1968. Liihographie. 37x30 cm.
Edihan der Schroll-Presse
Erwin Reiter, Sludienblmt19ß7. Radierung. 51,5x
4G cm. Edilion der Schroll-Presse
Alfred Hrdlicka. Ersies. bisher unpublizierfes BluN
aus der Serie "Roll over Mondrian". 1966. Probe-
druck. Radierung, Aqualinla und Schubiechnik.
56.8 50.5 cm
Hans Slauducher, Offseiliihographie in sechs Farben.
1967. 27 X39 cm
39
In Österreich. das als Kunstlandschaft international
vor allem als Hort der Bildhauer angesehen wird,
ist es nicht verwunderlich, wenn es auch eine
Bildhauergraphik neben der von Hrdlicka gibt.
Fritz Wotruba hat sich in den letzten Jahren mit
der Radierung und der Lithographie beschäftigt
und aus solchem Umgang Gewinn ziehen können.
Dasselbe gilt für Rudolf Hoflehner. der die in
seinen Eisentiguren auftretenden Formen auf der
Kupferplatte oder auf dem Stein variiert. be-
reichert und auch umgestaltet. Für Erwin Reiter.
der in Radierungen die seine Arbeit charakteri-
sierenden Bandmolive verwandelt und zueinander
in Beziehung setzt, gilt ähnliches. Eine ganz eigene.
unverwechselbare Handschrift entwickelte der
Bildhauer Franz Anton Coufal auf der Kupfer-
platte. Er hat sich in Wien erst kürzlich eine eigene
Druckwerkstatl eingerichtet und damit eine
Initiative entfaltet. an der es in Österreich bisher
noch sehr mangelt. Eine gewisse Zeit hindurch
war in dieser Hinsicht auch das Forum Stadlpark
in Graz aktiv, aber inzwischen scheint man dort
wieder aufgegeben zu haben.
Der größte Teil österreichischer Druckgraphiker
rekrutiertsich freilich aus Malern. es sind ,.peintres-
graveurs". wie die Franzosen sagen, Künstler.
für die der Umgang mit den druckgraphischen
Medien nicht weniger wichtig ist als die Malerei.
Mit Ausnahme von Werner Berg und dessen
expressionistischen. lapidaren Holzschnitten han-
delt es sich auch hier um die jüngere Generation,
die sich ins Spiel zu setzen wußte. so daß es so
gut wie keine nennenswerte Druckgraphik von
40
über Vierzlgjöhrigen gibt. Ausnahmen bilden
Theo Braun und Ludwig Merwart. die vor allem
der Eisenützung auf experimentellen Wegen reiz-
volle Effekte abzugewinnen wissen, dann Hans
Stauducher, der es wohl als einziger in Österreich
verstand, aus dem an sich fragwürdigen
Umgang mit dem spröden Material der Alu-
miniumfolie im Offsetdruck Kapital zu schlagen.
indem er nämlich lernte, sich auf diesem Gebiet
souverän und phantasievoll zu bewegen.
Während Ernst Fuchs. sowohl künstlerisch als auch
technisch dem 19. Jahrhundert und seinem Symbo-
lismus verwandt, ein reiches graphisches Werk
geschaffen hat das in Helmut Weis bereits seinen
Bearbeiter gefunden hat, beschränken sich seine
artverwandten Kollegen Erich Brauer. Wolfgang
Hutter und Anton Lehmden hauptsächlich auf die
reine Linienützung. Sie nützen die gegebenen
Möglichkeiten der Radierung also koum aus.
Dies gilt nicht für einen sich so sehr für technische
Fragen interessierenden Maler wie Marie Decleva,
dem sowohl die Radierung als auch die Lithographie
mehr als nur eine Nebensache bedeuten. Auch
Peter Bischof versucht sich neuerdings erfolgreich
mit der Radierung anzufreunden, während sie für
Rudolf Hradil bestimmend ist. Nur periphere
Bedeutung hat die Druckgraphik für Josef Mikl
und Wolfgang Hollegha. Wer sich hingegen mit
den Problemen des Siebdrucks auseinandergesetzt
hat. sind Johann Fruhmann, Hans Krenn und Adi
Holzer siehe Nr. 98. Vor allem Fruhmanns
Siebdrucke bereichern das. was er als Maler
leistete. ganz entschieden.
Von Hundertwasser gibt es zwar ein umfang-
reiches druckgraphisches OEuvre, das uns in
diesem Zusammenhang jedoch nicht zu interes-
sieren vermag. weil es sich vor allem in jüngster
Zeit um Umsetzungen seiner Bilder in gedruckte
Blätter handelt, um Reproduktionen also, welche
die tätige Hand des Künstlers in keiner Weise
mehr spürbar werden lassen. In Frankreich werden
solche signierten Reproduktionen von hervor-
ragenden Handwerkern seit jeher hergestellt.
Unter den Jüngeren fielen neben den die hollän-
dische Cobra-Gruppe in etwas Österreichisches zu
verwandeln suchenden Peter Pongratz und Franz
Ringel vor allem aber auch Heinz Stangl, Helmut
Krumpel und Heinz W. Lindinger als Druck-
graphiker auf. Von ihnen wird man in Zukunft
vermutlich noch hören. Einige begabte Graphiker.
die hier nicht alle aufgezählt werden können.
kamen aus der Klasse Max Melchers an der Aka-
demie der bildenden Künste. während der Druck-
graphik an der Akademie für angewandte Kunst
vor allem in den Klassen Carl Ungers und Franz
Herberths gesteigertes Interesse entgegengebracht
wird. Die wesentlichen Impulse gehen aber wohl
von den Künstlern aus, von jenen vor allem, die
bewiesen haben, was aus dem Umgang mit der
Druckgraphik zu gewinnen ist.
Die Experimentierfreudigkeit anderer Länder
allerdings muß man in Österreich weitgehend
vermissen. Die hierzulande gepflogenen Techniken
sind die orthodoxen. Es ist keine Bereitschaft
festzustellen, sich mit den sogenannten mixed
media auseinanderzusetzen oder klassische Metha-
den um neue Einülle zu bereichern.
11
13
14
15
15
14
Johann Fruhmurln, Siebdruck in Farben. 1966.
7D 50 cm
Mario Declevc. Figur und Erscheinung. 1967. Ru-
dierung und Aquohnla in zwei Farben. SOXÄOCm.
Edilion der Schroll-Presse
Erich Brauer, Der Mann miü seinem Spielzeug. 1966.
Radierung. 30 X22 cm. Edilion der Schroll-Presse
Rudolf Hrcldil, Sallhurg.1967. Radierung. 30x53 cm.
Edivion der Schroll-Presse
Alois Vogel
NEUE BESTREBUNGEN
IM RÄUMLICHEN BILDEN
Neben den dreidimensionalen Farmen der Kunst,
die einer kiclssischcn Ubcrhcferurig entsprechen,
wozu wu- in Österreich sowohl Wovruba als auch
PranH, Avraiiiidis ais auch Berloni zahicn müssen,
haben in den ieiziun Jahren einige UHQG asierr
reichischc KunsHei- auch versiirhi einen anderen,
man könnic aiso sagen, unklassischcn Weg zu
gehen Denn eines ist iencn Skuipturen und PYQSTIV
ken, ob gcgensiandhch oder in reien Formen.
bis ieizi nUen eigen Sie haben keinen PFGRHV
scheu" Zweck und sind nur zuni Beirachien
Sie sind auch aus einem uheruefermn oder neu?
konzipierten cmhehschen Denken oder im Hin?
bhck aui ein soiches geschahen. auch dort noch,
wo sie un Kuh eingcselz! sind Sie sind in einer
evoluhonuren Reihe zu verstehen. sind ein ge-
wachsenes Glied von der fiuhcn Archaik bis in
unsere Zen Hier aber. bei diesen .,Obieklen",
wie sie ineisi von ihren Schbpfurn bezeichne!
werden, nendeh es sich offenbar um eine Miiiauon,
die, der Ebene des Bude schon voHzogen.
nin auch auf vuhraumhche Gebilde ubergreift
Dabei ist ganz eindeutig. auß es sich bei diesen
Beshebun an was sehr eiWre-uhch is! nichi
c"i im geschlossenes I-eid. um eine nionogenese
der handelt, sondern verschiedene Spckulühvc
Linien vermigi werden
Schon Roland Gciesihl veihe-Ü in dem Augen?
blick, als Ci" ZU jenen Orchilekhircihnhchen GCV
biiaen uherginq auch dorr, wo sie nurniii dem
Auge zu be-miireiten sind. den ubcrkarnrviencn
Weg Mit der zwingenden Aufforderung, etwas
42
Roland Goeschi, Große Faibforin, siaiisch, 1965
kisvn,17OX190x193 cm
Carnelius Kohg, Plcxlrjilasobieki, W68 Fivxiqias,
eiscnvcrchrnmi, 700 cm
Curnehus Knhg, Fniwiirlsleichnimg Vur einen
.,Tusrraurn", 1968 Dim. ca. ßOxNOcnri
Um eine Erfahrungsmöglichkeit geht es offenbar
auch dem 1942 geborenen Kürntner Cornelius
Kolig. Es geht ihm um die Erfahrungsmöglichkeit
des Tastens, des Fühlens. der Einwirkung von
ein- und ausgebuchtet, von kühl und warm.
Freilich finden wir auch in einer ganzen Anzahl
seiner Objekte eine das Auge reizende Kompo-
nente Protoplasmaartige Gebilde aus Kunst-
stoff, in den verschiedensten Farben schillernd,
erinnern an Innereien, Meeresböden oder an die
Wände von Tropfsteinhöhlen. Diese Formationen
sind in durchsichtige Halbkugeln geschlossen, die
der Betrachter zu umfassen versucht ist. Von diesen
quasi Kombinationsobjekten Auge Hand geht
Kolig zu reinen Plexiglaskuppeln über. die auch
eine haptische Funktion haben. Hier werden ge-
wissermaßen die Luftrdume sichtbar. Glatt oder
gerillt sind diese auf verchromten Stcindern mon-
tierten Kugelgebilde in ihrer hygienisch metallenen
Fertigkeit ein Erfahrungskorrelat der technoiden
Gesellschaft. Die Begrenzungen. die wir im räum-
lichen Denken gewohnt sind. werden hier, trotz
der formal sehr ausgewogenen Fixierung der
durchsichtigen Materialien. aufgehoben. Eine
weitere ernstliche Erfahrungsmöglichkeit will
Kolig mit seinem ..Tastraum" erschließen. Es
handelt sich um ein Objekt aus Plastik und Schaum-
stoffen. das gewissermaßen den Körper aufnimmt.
den Körper. mit dem man nun voll und ganz die
,.Umwelt" erfaßt also mit Auge Ohr Nase
Hand Rücken usw.. Der Raum ist heiz- und
kühlbar. geruchs- und tantemperierbar.
Finden wir bei Kolig eine Menge Anregungen,
einen Reiz der Spannung und selbst noch bei der
nüchternen Plexiglaskugel eine Verlockung zur
Betätigung. zum Darüberstreichen, so scheint uns
die Dingwelt Walter Pichlers. die mehr mechanisch
verankert ist. eher eine kühle maschinelle. auf
sich selbst bezogene zu sein. Ursprünglich kommt
das Werk des1936 in Südtirol geborenen Plastikers
und Designers von einer zweck- und funktions-
freien Maschinenwelt. Er baute aus dünnen Blechen
unglaublich fotogene Metollapparate, kombinierte
ein Objekt mit Plastikschlöuchen. so daß es wie
eine Stalinorgel aussieht. lößt einen nicht benütz-
baren Tisch auf Beinen aus Luft stehen aufge-
blasene PVC-Saulen! und führt auf einer schwe-
benden Plexiglasscheibe die Fusion zweier Kugeln
zu einer durch? Den meisten dieser Gebilde ist
noch etwas Ästhetisches eigen. wie es einem Renn-
wagen eigen ist den Pichler dabei gerne zitiertl.
Wir wissen. schon Marinetti sagte im Futuristischen
Manifest 1909 ..Ein Rennwagen. ist schöner als
die Nike von Samotrake." Man kann oder könnte
also eventuell auch aus diesem Grunde versucht
sein, von Kunst zu sprechen doch das will Pichler
durchaus nicht! Er will keine Kunst machen. Er
will Dinge schaffen, die ihm eben Spaß bereiten,
die ihm gerade einfallen, die. um mit Oswald
Oberhuber zu sprechen, ..als Witz fortdauern".
Ganz so scheint es aber dann doch wieder nicht zu
sein. denn da entstehen ähnliche Raumgebilde. wie
sie Kolig konstruierte oder die ..HausRucker-C0"'.
die Pichler nun "Intensiv-Box" nennt. Auch eine
Kreuzung von Folterinstrument und Expander
hat er geplant und bereits einen Teil. den ..Finger-
strecker" Benennung des Autors. fertig, Eine
Vorrichtung wird an die Hand geschnallt. bei der
mittels Federn ein Finger gestreckt wird und es
große Mühe kostet, ihn abzubiegen. Ähnliche
Prozeduren will Pichler auch bei verschiedenen
anderen Gliedmaßen anwenden. Ein Helm mit
einem eingebauten Kleinstfernsehgerüt wird dem
Benützer dieser Objekte über den Kopf gestülpt,
so daß er, von der Umwelt isoliert. an einem
Leitseil geführt werden muß. Daßdas Dr. Gcebbels
81 Co. nicht mehr erleben konnten! Oberhuber
schreibt ..Jeder Bereich. der außerhalb seiner
Pichlers Möglichkeiten und Absichten liegt. wird
ignoriert" 5.
ANMERKUNGEN 175 Galerie nächst Si. Siephdn 1967.
O. Oberhuber, Die Zukunfl hul schon begann
A. Vogel. Der Bildhauer Roland Goeschl. in "Alle "prolokolle 68". Seile130.
und moderne Kunsi". Nr. 9B. 1968. Seile 42H. P. Baum. Wohnen im Jahr 2000. ..Alie und
Aufgehängi im Museum des 20. Jahrhunderls. Wien. Kunsl". Nr. 97, 1968. Seile 45K.
Abgebildet im Kaiolog ..8 Proioiypen von Pichler". O. Oberhuber. a. a. 0-. Seiie 130.
Bruno GlFOFtCOil, Obiekt, issma Powcstcr. Silber
gesprttlt, H. 180 es cm, 30cm
Bruno Gironcoli, Doppellorm, Obiekt, wen. Poly-
cster, Kupfertarbc, 155 cm, 140cm. T. 75 cm
Burnu VON Snrtory, Slahlobiekt. Berlin, wen, Stahl.
bemalt, und rostfreier Slahl, 6,50m
Curt Stcrivert. Wcrksnurrirviert 26a. DIE zweite
menschliche Parullel-Si1uation' Stalingrad Ause
Schrittt, Vitrine
Adolf Frohncr. Schwarzer Sessel, tsss Materralbild
rriitPVC
Einen ganz anderen, eigenen Weg scheint uns
Bruno Gironcoti zu gehen. Der in Wien lebende
Künstler wurde ebenfalls 1936 geboren, und zwar
in Villach, Kärnten. Er kommt von der Graphik
zur Plastik, und ursprünglich sehen wir in seinem
dreidimensionalen Werk, bei dem er Drähte,
Holz und Metallleile verwendet. ein Kraftlinien-
gefüge abstrahierter menschlicher Erscheinungs-
formen, in denen ein starkes lineares Element
vorherrscht. Konstriiktivistische Anklangc sind zu
spüren. lvtit einem großenjlöchig gefügten "Kopf",
einem reliefartigen Körper wendet er sich aber
ganz einer ihrn eigenen Dingwelt zu, einer Ding-
welt, die bis jetzt jedem künstlerischen Gestalten
fremd war. Große Körper, meist in Polyester
geformt, erinnern den Betrachter an Möbelstücke,
an Badewannen oder an riesige Fingerlinge
Lingaml. Sogleich müssen wir aber auch diese
Assoziationen verwerfen und feststellen, daß die
von Gironcoli geschaffenen Obiekte nichts mit
den von uns gedachten zu tun haben. Eine wohl
von der menschlichen Varstellungs- und Erfah-
rungswelt beeinflußte, doch gänzlich neue. nicht
aber fremdartige Dingwelt wird hier geschaffen.
Und das scheint der Künstler auch zu wollen
zweckfreie Gebilde des Hcmo ludens, mit denen
noch der Betrachter wie bei jenem an ein
Stehaufmanderl erinnernden Gebilde. das Giron-
coli in seiner Ausstellung in der Galerie nächst
St. Stephan 1967 zeigte spielen kann und soll.
Ein großes Projekt für ein Objekt. das man.
gleich einem riesigen Puzzlespiel. auseinander-
nehmen und wieder zusammenfügen kann. liegt
im Plan vor es wäre mehr wert. finanziert zu
werden, als manches anderel. Um diese Gegen-
stünde aber sowohl von ihrem Material her als
auch von der Umwelt zu isolieren. werden ihre
Oberflächen mit Bronze- oder Silberfarben be-
spritzt. womit eine gewisse Verfremdung, aber
auch eine Sammlung des Lichles erreicht wird.
Mit diesen neuen. vertrauten Dingen wird ein
seltener Weg in unserer Zeit beschritten ein
frohsinniger. irgendwie Verkrampfungen lösender
Weg. der vielleicht geheimnisvoller ist, als wir
denken.
Zu einer mehr vom technischen. maschinenartigen
Duktus geprägten Formulierung fand Barna von
Sartory, Jahrgang 1927. der ja schon mit seinen
schlüssellochöhnlichen Assoziationen in Stein bei
dem Symposien von St. Margarethen einen
durch einen EngpaB zum Raumerschreiten ver-
lockenden Aspekt bot. In den Gruppierungs-
elementen. die er in seiner letzten Ausstellung in
der Galerie im Griechenbeisl zeigte. wird diese
Verlockung wieder verifiziert. Mit Farbe be-
strichene Metallelemente gliedern einen Innen-
raum in einer fast feierlichen Rhythmik. so daß
wir unwillkürlich an einen Kultraum erinnert
werden. Die jedem Zweck entfremdeten Maschi-
nenleile werden in die Bedeutungsnühe imaginörer
Ritualobjekte gehoben. Noch mehr ins rein Tech-
nische weisen die zweckfreien, riesigen Maschinen-
objekte. die Sartory in Berlin und in Ostrava CSSR
baute. Hier werden sehr starke ästhetische Mo-
mente auf einem Gebiet bewußt gemacht, die von
lNngwell, rm Ufwj
78, 1516139112 VH
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1mm Hrsmi UHÜ
üiuhjdnä vr Au
IHIEFI nach
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diesem nur peripher erreicht wurden. Monumen-
tale Röhren? und Kesselsysteme, in kräftigen Farben
gestrichen, zeigen uns ein räumliches Gestalten
mit industriellen Bauelementen.
Finden wir also auf der einen Seite Formbemü-
hungen mit einfachsten architektonischen Körpern,
um den Menschen zum Mitwirken zu aktivieren,
um ihm neue Erfahrungen bewußt werden zu
lassen. so sehen wir auf der anderen Seite die
zweckfreie Maschine, technische Anlagen zum
ästhetischen Objekt. zum Erbouungsmodulator
erhoben.
In gewissem Sinne wäre damit wieder der Kreis
zu dem in der Überlieferung stehenden künstle-
rischen Bilden in drei Dimensionen, nur mit einem
anderen Einsatz, geschlossen.
Ein Aufzeigen neuer Bestrebungen des räumlichen
Bildens in Österreich wäre aber unvollkommen,
würde man die Funktionelle Kunst" Curt Sten-
vertsö und Adolf Frohners schockierende Reali-
tätsmontagen dabei unerwähnt lassen. Auch
Stenvert will den Betrachter verändern, sein
Bewußtsein steigern, allerdings nicht in einer
ungewissen Weise, sondern gezielt zu einer den
Geist aktivierenden, mit dem gezeigten Geschehen
kommunizierenden Funktion mit Folgerung. Die
in Glaskasten montierten Menschlichen Zwangs-
situationen" beziehen uns durch die Spiegelung
der Scheiben in das Geschehen ein. Bei dem Ob
"Stalingrad" wird zusätzlich noch ein Spll
verwendet und der Betrachter aufgefordert,
der Hand über seine Stirn zum Nacken zu streicl
Bei Stenvert ist, neben dem optischen. vor al
ein gedankliches Erschreiten der Objekte erfori
lich. Man könnte sich vorstellen, duß Stenx
Montagen bei Weiterverfalgung seiner ldeer
einer subtilen Form des Happenings enden.
Frohners plastisches Schaffen kommt von
Anfang aus dem Bereich der Aktion" und
FOP-art. Hat er in seinen Schaugläsern urspri
lich Realitäten gesammeit. die in dieser
fremdung und Massierung dem Betrachter scl
kierend einen kryptobewußten Fundus vor AL
stellen. so wendet er sich mit der Einbezier
verschiedener Abtallobjekte in sein Gestaltu
bereich zu einer Aktivierung neuer Wertigke
Wer zum Beispiel die unerkannte, unbeka
Schönheit sucht, wird sie im Häßlichen tint
vielleicht in einem Haufen verfdulten St!
aut einem Müllabladeplatz, an einer zerbröcki
Mauer, in hervorquellendem Matratzenhua
Es ist allerdings eine andere Schönheit als
der bürgerlichen Überlieferung und ihre
muB erst geschaffen werden. doch "alles, wa
und sei es ouf welche Weise auch immer sc
es seiend ist, ist gut"'".
Peter Baum
HUNDERTWASSER
IN SELBSTZEUGNISSEN
Anmerkungen zu einem Kapitel neuer österreichi-
scher Kunstgeschichte
Friedrich Hundertwasser in Form eines kürzeren
Aufsatzes gerecht zu werden, ist angesichts der
Fülle des vorliegenden Materials so gut wie un-
möglich. Die außergewöhnliche, in Etappen
geradezu abenteuerliche Biographie. Hundert-
wassers an Risken reiche und nicht zuletzt deshalb
so erfolgreiche Karriere, die von ihm geschickt
inszenierten Skandale und Extravaganzen. kurz-
um all das, was diesen innerhalb der österreichi-
schen Nachkriegskunst dominierenden Maler aus-
macht, lassen ein komprimiertes literarisches Ela-
borat mit Verbindlichkeit kaum zu. Die Aspekte
in und um den neben Oskar Kokoschka best-
bezahiten lebenden österreichischen Maler sind
trotz der denkbar engen Verbindung und Ver-
schmelzung von Kunst und Leben, die der 1928
in Wien als Friedrich Stowasser geborene Einzel-
gänger praktiziert, derart widerspruchsvoil und
von peripherem Begleitwerk überlastet, daß sie
einer Zusammenfassung, so man ihr nicht zu
große Willkür gestattet, entgegenstehen.
Von berutener Seite ist aus der Sicht persönlicher
Bekanntschaft und genauer Werkskenntnis schon
Hinreichendes gesagt worden, desgleichen von
seiten der Kritik, die hierzulande freilich nur in
Einzelfällen, unter Ausklammerung dessen, was
besser in den Tratschspalten der Gazetten auf-
gehoben ist, sachlich und varurteilslos zum Euvre
Stellung nimmt. So bescheinigt zum Beispiel Otto
Breicha dem narzißhaften Weltenbummler und
phantasiebegabten Weltenmaler sein ..Rebellieren
gegen den gängigen Zeitgeist und ein Eintreten
für das, was den Menschen erst menschlich macht"
Protokolle 68. Breicha spricht aber auch in
derselben Abhandlung voneinem "grundsätzlichen,
instinktiven, aber alsbald in ein System gebra
ten Opponieren gegen eine entpersönlichte Zi
sationsroutine", das Hundertwasser seit rund ein-
einhalb Jahrzehnten konsequent betreibt.
Nicht weniger Charakteristisches schrieb Wieland
Schmied, der aus Österreich abgewanderte Direk-
tor der Kestner-Gesellschaft Hannover, über den
durch seinen jüngsten Wiener Auskleideskandal
und Architekturprotest .,Los von L0os" mehr
denn je im Gespräch befindlichen und umstrittenen
Künstler Hundertwasser ist ein Außenseiter.
eine singuläre Erscheinung. keine Kunstakademie
hat ihn lange halten können, weder als Lernenden
noch als Lehrenden. Er hat sich seine eigene kind-
hafte Welt bewahrt. aber in der Handhabung
seiner künstlerischen Mittel steht er auf der Höhe
der Zeit auch aus Stilrtchtungen, die er ganz
und gar ablehnt. wie dem Tachismus, vermachte
er Anregungen zu gewinnen. Wie der Zöllner
Rousseau wußte er die Naivität des Herzens mit
dem äußersten Raftinement künstlerischen Aus-
drucks zu verbinden. So blieb er naiv, wo andere
abgebrüht sind. und wurde raffiniert, wo andere
simpel bleiben,"
In einem dicken Wälzer ließe sich zusammen-
fassen, was bisher meistens jedoch bei weitem
nicht so treffend wie im Zitierten über Hundert-
wasser gesagt und geschrieben wurde. Ähnlich
viele Deutungen wie seiner Person gelten auch
seiner nur schwer etikettierbdren Malerei. die ver-
schiedentlich in Zusammenhang mit naiver Kunst
und Kinderzeichnungen, mit der Tradition öster-
reichischen Barocks, den stilisierten Wellen und
langen sensitiven Schwingungen des Jugendstils"
Wieland Schmied sowie dem Werk eines Klimt
und Schiele gebracht wird.
Interessant und aufschlußreich sind nicht zuletzt
aber auch die Mutmaßungen. die auf eine Er-
klörung seiner erfolgreichen Karriere und der
Popularität hinauslaufen. die Hundertwassers
Bilder in überraschend breiten Publikumskreisen
in- und außerhalb seines engeren Wirkungskreises
genießt. Werner Hofmann zitiert hier Hundert-
wassers "Entschluß, den europäischen Erfolg dort
zu suchen. wo er nach harter Bewährung ver-
geben wird. Er hat sich nicht bei den Futterkrippen
der Kunstförderung angestellt, sondern ist nach
Paris gegangen. Dort waren die ersten Jahre sehr
mühsam. sie haben ihn gelehrt, auf eigenen Füßen
zu stehen. ln Wien wäre es einfacher. aber auch
langweiliger gewesen."
Was Hofrnann im Katalog einer Hundertwasser-
Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts fest-
stellte, trifft sicherlich zu, erklärt jedoch dieses
Phänomen nicht zur Gänze. Ebenso wichtig er-
scheint hier auch ein Ausspruch von Hundert-
wasser selbst, der einmal wortwörtlich erklärte
.,lch glaube, ich bin ein Naturtalent für Propa-
ganda. Die stärkste Wirkung erziele ich dann.
wenn ich nichts dazu tue. sondern alles kommen
lasse, wie es eben aus mir herauskommt."
So wie dieses kurze und kaum bekannte Zitat es
wurde der inzwischen längst eingestellten Stu-
dentenzeitschrift .,en face", Nummer Jänner
1962, entnommen als kleines Steinchen die
Kenntnis der Person und des genau katalogisierten
Werkes erweitert, sind es vor allem Hundert-
wassers umfassende Selbstzeugnisse, seine stets
heftig diskutierten Manifeste, die Licht in das
Dunkel bringen und der angestauten Fülle von
Mutmaßungen und vagen Spekulationen ein
ungewöhnliches, irn Kern allerdings richtiges und
logisches theoretisches Fundament gegenüber-
stellen.
Wenn diese Zeitschrift aus Anlaß des Erscheinens
ihrer hundertsten Ausgabe den österreichischen
Maler Hundertwasser repräsentativ in Bildern und
literarischen Selbstzeugnissen vorstellt, so geschieht
dies nicht nur der numerischen Assoziation wegen,
sondern vor allem deshalb. weil dieser Künstler
wie kein anderer im Ausland für die Malerei
unseres Landes zu einem wichtigen Prestige- und
Propagandafaktor wurde.
FRIEDRICH HUNDERTWASSER
Die, die heute wahrhaft tötig sein und sich ent-
falten wollen. sehen sich gezwungen, erst den
Morast zu beseitigen. den wir auf sie aufgetürmt
haben, den Morast, dessen l-linlertücke die gegen-
wärtig noch andauernde Wirrnis in der moder-
nen Kunst beweist, der cs trotz fzigiührigen
Ringens noch immer nicht gelungen ist, ihn ganz
abzuschütteln. Doch die Sprache dieser neuen
Kunst wird stetig klarer. Einigen Transautomatisten
gelingt bereits das Wunder einer neuen, von
unserer europäischen Bluffzivilisation nicht mehr
verhinderten Gestaltung. Der Kunst fallen mehr
und mehr gewisse Aufgaben zu, die bisher teils
Wissenschaft. teils Religion erfüllen zu können
vorgaben, die nun aber eindeutig deren Zur
stündigkeit übersteigen. Es handelt sich um die
Sichtbarmachung und Weitervermittlung von
unendlichen Realitäten, zu deren Deßnitiun und
Erfassung sowohl unsere große Sprache wie auc
unsere mathematischen Zahlenwerkzeuge, die
Noten unseres Oktavensystems. Mikroskopie, Photo-
graphie und Goltbegriffe unserer Religionen sich
als ungeeignet erwiesen haben.
Hundertwasser im Katalog seiner Artv
Club-Ausstellung, Jünner1963
m11 Hunclerlwussel
der Prärie. 1959 -19
Goldsluub. Tusche.
.6 l-lnnf rlnlrlnhl
muv
Miscl
arell.
v. Ph
a-verz aov. rensler
Vechnl Ei. Öl. Pohvenyl.
ücknuvier mil Polivenyl
vnuvl-Crllnd Fhnmnline
Collage lur HLQ LUF
16x27 cm. Galerie
Friiz Hunderiwussel
luge" Ltuvre-Verz. au.
nris
w-Verz. 541. Der Silber-
Iropfen von Acquapz
kalalog Venedig
Dr. Giunni Molabar
Friiz Hunderlwussev
Tibel. 1959. Mischie
Kreidegrund auf
Armro Profili, Moik
Fritz Hunderlwassew
Jahre des Maulwur
und Aquarell übermw
Sammlung Sonja
1ik
nen,
CEuvv
1958
auf
m61. Aquarell Blennüle-
SXBOJ cm. Sammlung
und
-Verz. 405, Sonne über
ll und Ei auf Papier mll
sl x65 cm. Sammlung
Verx. m. Die sieben
bis 1964. Eilempercl. ol
einen geklebl, 45x55 cm.
Jiels Onslud. Oslo
Fritz Hunderfwusser. CEuvre-Verz. 204, Sonnen-
urilergcng. 1954. Öl auf weißgrundierler Baum-
wolle. 181 X61 cm. Sammlung Juliun J. und Joachim
Jean Aberbach. New York
Friiz Hunderiwusser, CEuvre-Verz. 617. Spiralkopi.
1965. Aquarell, Öl, Ei und Poliveriyl auf grundier-
iem Papier, geleiml auf Jute, moniieri auf Leinen.
92x73 cm. Erich Cremer, Köln
FFHZ Hunderiwasser, CEuVre-VerLSOK. Sonnenunler-
gung, 1964. Aquarell; grundieries Packpapier.
26x33 cm. Yuuko lkewnda, Venedig
Friiz Hunderiwusser. EuvrerVerz. 374. Aulomobil
mii roten Regeniropfen IV, 195a. Aquarell auf
weißgrundierlem Packpapier, 30x65 cm. Besilz Arch.
Fred Freyler, Wien
Ich bin schon gcinz vertrofielt von der allgemeinen auf SChÖnE FFQUC" EmdFVCk mClChTA Doch leider
Tragheii, die immer mehr lunimmq duß ich haben die, die mir gefuilen. noch nie eiwcis von
nicht mehr unterscheiden kann. was ich gewissen- mir gehöri-
hufiermußen besser iun oder lassen soll. Ich muß
zugeben. auch ich bin in dem schauerlichen Netz
gefangen und werde um so müder. je älter ich Hunderiwosser im Kamlogdalvokm Sei"
werde. mich mit den Maschen herurnzustreiien, "er Aufsieilung der Gükme 57'519
die jeizi qucidroiisch geworden sind. Mein Ruhm Phon wie", Okiüber-Nßilember
interessiert mich momenidn nur insoweil, als er 1957
5A
Durch das krasse Überhandnehmen der schöpfe-
rischen lmpotenz des einzelnen, die in der Stan-
dardisierung, Sozialisierung, Kopierung, Lineali-
sierung, Ameisenisierung, Sterilisierung und Dosie-
rung ihren Ausdruck findet. hat sich ein neues
und furchtbares Analphabetentum herangebildet.
Die Verantwortung hiefür trifft die verbrecherische
Methodik unseres Unterrichtssystems, das in den
Hochschulen, Akademien, Gymnasien und Schulen
praktiziert wird. Die systematische und gegen-
natürliche Lern-. Studier- und Kopiererei von
fremdem Wissen vollzieht sich Hand in Hand
mit der planmäßigen Abtötung des gestaltenden
Wollens. Die durch solcherlei Erziehung erzeugten
Personen sind außerstande. die ihnen zugedachte
Verantwortung für sie selbst und für uns alle zu
tragen. Der offizielle und allgemeine Fortschritt
beruht so auf einem fundamentalen Irrtum.
Hunderlwasser im Piniororium", ge-
gründet und verbreitet von ihm. Fuchs
und Rainer am 17. September 1959
Die Malerei und die Skulptur ist jelzt frei, denn
jedermann darf heute allerlei Gebilde produzieren
und nachher ausstellen. ln der Architektur besteht
jedoch diese grundsätzliche Freiheit, die als Be-
dingung jeder Kunst anzusehen ist. noch immer
nicht. denn man muß erst ein Diplom haben. um
bauen zu können. Warum?
Jeder soll bauen können. und solange diese Bau-
freiheil nicht existiert. kann man die gegenwärtige,
geplante Architektur überhaupt nicht zur Kunst
rechnen.
Die Architektur unterliegt bei uns derselben
Zensur wie die Malerei in der Sowjetunion. Was
realisiert ist, sind einzeln dastehende erbärmliche
Kompromisse von Linealmenschen mit schlechtem
Gewissen!
Man soll den Baugelüsten des einzelnen keine
Hemmungen auferlegen! Jeder soll bauen können
und bauen müssen und so die wirkliche Verant-
wortung tragen für die vier Wände, in denen er
wohnt.
Es ist an der Zeit, daß die Leute selbst dagegen
revoltieren, daß man sie in Schachtelkonslruk-
tionen setzt. so wie die Hendeln und die Hasen
in Küfigkonslruktionen, die ihnen wesensfremd
sind.
Der Mensch muß seine kritisch schöpferische
Funktion wiedereinnehmen, die er verloren hat
und ohne die er aufhört. als Mensch zu existieren.
Um die funktionelle Architektur vor dem morali-
schen Ruin zu retten, soll man auf die sauberen
Gtaswönde und Betonglütten ein Zersetzung-
produkt gießen, damit sich dort der Schimmelpilz
festsetzen kann. Es ist an der Zeit. daß die Industrie
ihre fundamentale Mission erkennt. und die ist
Schöpferische Verschimmelung betreiben!
Nur die Techniker und Wissenschaftler. die im-
stande sind. im Schimmel zu leben und Schimmel
schöpferisch zu erzeugen. werden die Herren von
morgen sein. Und erst nach der schöpferischen
Verschimmelung. von der wir viel zu lernen
haben. wird eine neue und wunderbare Archi-
tektur entstehen.
Aus dem ,.verschimmetungs-manifest
gegen den rationatismus in der archi-
tektur". Das Manifest wurde erstmals
in der Abtei Seckau am 4.Juli 1958
verlesen. In einer Auflage von drei-
hundert signierten und numerierten
Exemplaren erschien es noch im selben
Jahr als Schrift der Galerie Renate
Boukes im Verlag Reinhard Kaufmann.
MainzeWeisenau.
SV
Meiner Überzeugung nach ist der Mensch von drei
Architekturenschichten umgeben Von der Haut,
von der Kleidung und vom Gebäude. Kleidung
und Gebäude haben ene Entwicklung in den
letzten Jahrhunderten genommen. die nicht mehr
der Naturund den Bedürfnissen des Einzelmenschen
entsprechen. Im Zuge der Vermessung der Gesell-
schaft wird dem einzelnen das Unangemessene
aufgezwungen. Dem Protest gegen diese Umstände
auf dem Gebiet der Architektur diente die Farb-
demonstration; dem Protest gegen die Vergewalti-
gung durch die Kleidung diente die Entkleidung.
So sollte jetzt das nackte, naturbelassene Indi-
viduum als Verkünder des Protestes statuierl und
der korrigierten Architektur an die Seite gestellt
werden.
lch hatte keinesfalls die Absicht. irgend jemand
unter den Gästen, insbesondere nicht Frau Dok-
tor Sandner. zu beleidigen oder zu brüskieren.
Für die Unverlünglichkeit meiner Vorgangsweise
dient mir als Alibi Franz von Assissi, der ebenfalls
in der Öffentlichkeit auch in der Kirche nackt
auftrat und damit die Loslösung von sämtlichen
weltlichen Gütern demonstrieren wollte.
Hundertwasser im Polizeiprotokoll.
das am 26.Jünner 1968. also einen
Tag nach seinem Architekturpratesl im
Internationalen Studentenheim der Stadt
Wien. in Wien aufgenommen wurde
49
Es gibl nur zwei Möglichkeiten Entweder absolule
Versklavung oder Auflehnung gegen die Verbale
der individuellen Freiheil.
Die einzigen freien Gebäude, die wir noch haben,
sind die Schrebergartenhüuser.
Das Erdsiück, das beim Hausbau zugedeckl und
umgebracht wird. muß auf das Dach verlegl
werden. Eine so dicke Erdschichl. daß auf den
Dächern 100jührige Büume. riesige Böume wach-
sen können. Es ist unversldndlich. wieso die Flach-
dächer Wiens nicht als Parkanlagen genutzt
werden.
Hunderlwusser in seinem um 9.Fe-
bruar 1968 im Presseclub Concordia
in Wien verlesenem Gesell für indi-
viduelle Buuveründerungen oder Archi-
leklur Boykoh Manifest"
FFllZ Hunderlwusser, EuvreAVerz. 113, Garlen mil
Zaun. Büumen und Buch. 1951. Aquarell und Tinlenl
slill auf weißgrundierlem Packpapier. ungefähr
45x35 cm. Bäilz Mme. Ferbos. Paris verschollen
Frilz Hunderlwusser. CEuvre-Verz. 501, Brand eines
kleinen Hauses um gelben Plalz. 1961. Aquarell auf
Packpapier. Kreide-Polivenyl-Grund, 48x65 Cm.
Sammlung Curduzzo, Mailand
Peter Baum
KUNST. KOMMERZ
UND DEMONSTRATIONEN
Nofizen zur 34. Biennole von Venedig
Bew uHen Schwwcngkcncn, dxe der dwcqdhrwgen,
bvs ZO Oktober dauernden Bwennnle dxrrrh
Studenfenunruhcrv, dus dadurch hcdmgrc Power
khmc" und dwe Nmhltcdnulwnwe prommenler
KünsHer erwachsen SINÖ, Wohnt wh um Besuch.
Dem Krmker mnrh? snc ca sogar emcm Punkt
WCVchYer als whre Vorgöngermncn der Trennung
von Spreu und Warzen.
Der mfcrnnlwonui feslsTcHborc Trend vur Dver
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Venedwg Zum ubcrwwcgcnden Teil plushsche
Gebilde und Envwronmenß zu schon und, drang!
das trudmonelle Tofmbdd und 110 dwcrscn Spwel-
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Venedxg heuor mm wescndnrh wcwgev" Exponmcn
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cen Rezenscmen und Cowm ach fn!" dwe zvr
Vergcloc der BwennmcAPrq-wse beswwmte bws
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Escnborl,
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Lms Fcllo. Üwd 515.
1968
Frmrw 10110. Möc-
Ihr" ad
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N5 er";
Frcnr
auch der Umstand bei, daf! eine geringe Zahl
überragender Leistungen das Gros des übrigen
mit Abstand ins Hintertreffen verweist, Besonders
deutlich wird dies bei der in Venedig ohnedies
etwas deplacierten Graphik, wo der Deutsche
lanssen mit seinen technisch brillanten Radierungen
einsame Klasse darstellt.
Schwieriger wird es die Jury allerdings bei der
Plastik haben. Neben dem wichtigsten Weg-
bereiter der Minimum-Art, dem Engländer Phillip
King von ihm sind sechs Plastiken und Plastik-
gruppen aus Fiberglas zu sehen, und dem Japaner
Yamaguchi seine beleuchteten Kunststaffskulpturen
sind Protobeispiele eleganten, materialgerechten
Gestaltens beeindruckt in erster Linie die Vene-
zuelanerin Marisol. Die in New York und Paris
lebende Künstlerin zeigt acht Holzplastiken und
Figurenensernbles, deren fast magische Wirkung
und Anziehungskraft nur schwer beschrieben
werden kann. Marisol bemalt ihre Figuren,
verwendet gelegentlich aber auch Elemente der
Collage und Assemblage, um den Ausdruck zu
steigern. Marisols Arbeiten sind nicht nur dußerst
gekonnt, sondern auch in der hier angewandten
Synthese bildnerischer Möglichkeiten von denkbar
großer Individualität, Echtheit und Zeitnöhe. lrn
Spitzenfeld behaupten sich sonst noch der Ameri-
kaner Gallo, ein zweiter Japaner, der junge
Metallplastiker Miki, und der Jugoslawe Sutei,
von dem eine Reihe bunt bemalter Spielblastiken
zu sehen ist.
Schwächen besitzt die Ausstellung vorwiegend auf
dem Gebiet der Malerei. Deutliche Ermüdungs-
erscheinungen und Einfallslosigkeit wechseln hier
mit krannpfhaften Neuerungsbestrebungen, die in
der Regel über einAufwärmen von längst Gehabtem
und Besserem nicht hinauskommen. Das Schwer-
gewicht der meisten Lünderbeitrüge liegt folge-
richtig bei der Plastik, doch gibt es auch davon
Ausnahmen. Die deutlichste und nennenswerteste
bietet England, das neben Klng mit der exzellenten
Op-Art-Malerin Bridget Riley aufwartet. Ihre
einfach konzipierten. geometrisch-seriellen Bilder
Onden nur in den Arbeiten des Japaners Kumi
Sugai eventuell vergleichbare Konkurrenz.
Interessant ist auch die neue Scharfensphase des
Spaniers Feito, der sich nach einer Periode
vorwiegend struktureller Malerei nunmehr
Bildern zuwendet. die wiederum mehr Dynamik
und großzügigeren Duktus aufweisen. Neben den
Environments des Belgiers Raveel, den streng
geometrischen Bildern Luc Peires und dessen
Josef Mikl, Orange Figur, 4965 OllL-wd, 190x200 crn
Roland Goeschl. Skulptur
Japanischer Pavillon Vferke von Kumi Suqai
Der belgische Maler Paul Mara
eman-
eindrucksvollem Spiegelraum verdienen noch
zwei weitere Belgier Aufmerksamkeit der 1897
geborene Surrealist Paul Delvaux und der Pop-
Maler Mara. Von den taktisch falsch beratenen
Amerikanern sind neben Gallo nur noch Robert
Cremean und Byron Burtord zu nennen. Mit
Ruhno Tamaya präsentiert Mexiko einen überaus
kultivierten, sensiblen Maler. Sein Nachteil ist es
nur, daß heute ganz andere Dinge gefragt sind,
als das, was er macht.
Taktisch ungünstig liegt auch die eine Hdltte des
österreichischen Beitrages die Malerei des Wieners
Josef Mikl. Mikls Figurativ bestimmte Abstraktionen
besitzen zwar vielfach die ihnen schon wiederholt
bescheinigte Qualität, enthalten jedoch keine
neuen Akzente. die eine Weiterentwicklung ent-
sprechend vorantreiben könnten. Mehr Beachtung
findet demgegenüber unser zweiter Mann in
Venedig, der Bildhauer Roland Goeschl. Neben
dem als Vorläufer der Mini-Art zu wertenden
Engländer King zeigt auch er neue Raumarti-
kulierungen, Raumerlebnisse und Spannungs-
verhältnisse von Volumina, die durch Farbgebung
in Rot. Blau und Gelb zusätzliche Wertigkeiten
erhalten.
rnvez 111.111
ENER UND IHRE MUSEEN
ndesministeriurn fur Unterricht gibt
daß in den ihm unterstehenden
ien Kunstsammlungen und Museen
ionaten Juni 1968 95.297 und Juli 1968
Besucher gezahlt wurden.
EXTE
erre Atnrhinskv. ..Catrtnie cerlalns
Jnles" Premia MGFZOND
trt Ohnsarq und Lubar Tehnik im
esaraeh niit dem Galdschmiedeehepaar
IfVtCPrKOGFÖ ctnlaülich der Eroffnun;
der Ausstellung "Keramiken van Kurt
Ohnsarq. wien Liibar Tehnik. Prag"
im Österreichischen Museum fiir ange.
wandte Kunst in wien
Aitred Karger, Laiiianrtsrhalt. 196a. ot
aus der Ausstellung des Kunstlers in der
Galerie Würthle in wien
MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS
Plastiken und Objekte
Die sauregurkenzeit des Hochsammers
uberbruckte das mit einer bestens funktia-
nierenden Klimaanlage ausgestattete Museum
des 20. Jahrhunderts intl einer improvi-
sierlen Plasiikausstellung. die neben EXPO-
naten aus eigenem Bestand vbrwiegend
Leihgaben lebender österreichischer Künstler
umlaßte. Die bis 29. September anberaumte
Schau mit dem Titel "Plastiken und Oblekte"
zahlte zu den interessantesten und aktuellsten
Skulpturenausstellungcn. die vain Museum
des Z0. Jahrhunderts bisher veranstaltet
wurden. Die Exposition war vorbildlich
eingerichtet und bot gerade in ihrer therncir
lischen wie zeitlichen Spannweite überaus
ciufschlußreiche Moglichkeiten einer inlenr
siven Auseinandersetzung Das Bestreben.
die iunge und iungstc aslerreichische Plastik
erstmals reprasenlaltv vorzustellen und den
Klassikern der Moderne zu konfrontieren.
erwies sieh in vielem als Mittig und vorteil-
halt.
Der Ankaufspalltik des Hauses. aber auch
den nicht weniger wichtigen Ambitiarien
seines Direktors. die auf dem Sektor der
Bildhauerei besonders beachtenswerten Lei-
stungen österreichischer Cieaenwartskunsi in-
ternational bckanntzumachcn und zu ver-
ankern. stellte die Schau ein gutes Zeugnis
aus. Da seit langerein auch denkbar bestes.
von gegenseitigem vertrauen getragenes
Einvernehmen zwischen Museumsleitung und
dem Bundesministerium für Unterricht be-
steht. gewinnt die Stallkratl dieses Bildungs-
tnstituts somit merklich an Konstanz.
Einige prominente Namen. die die historische
Basis der Schau bilden. verdeutlichen revo-
lullonierende sltlbildncrische Magtiehkeiten
und Etappen der bildenden Kunst des 20. Jahr-
hunderts Alexander Archioenko ..Bax-
kampf". 1911i. Jaques Lipschilz ..Badende".
1917. Oskar Schtcmmcr ..Abslraktt2 Figur".
1921 und Rudolf Bcllinq. Von den Oster-
reichern der mittleren Generation war
neben Schagerl. Oberhuber und Pranll
Wotruba rnit einem formal stark reduzierten.
klaren Torso aus 1951 vertreten. t-tatiehner
mit einer großen, ..Slurz" betitelten Eisen-
plastik. die 19H- cntstand. und lasef Pill-
hofer rnii einer schönen. ausgewagenen
kleinen Skulptur aus dem lahre W49.
Starker experimentellen Charakter tragen
iedoch die Arbeiten der Jungeren. Cornelius
Kalig. ubcr den zuletzt des atteren positiv zu
berichten war. war mit zwei neuen Plastiken
aus Metall und Plaxiqlas rnit von der Partie,
darunter einer weitestgehend architektonisch
bestimmten Arbeit van Meier t-lahe. Das
oberösterreichische Desian- und Architekten-
leam Haus-Ruekence Ortner. Zdrnp. Ptnter
zeigte das Modell eines pneumatischen lfttlmr
Raums. der Wiener Eritwerler und Skulptor
Wolfgang Ernst drasentierte ein am Enge
lcinder King arientiertas. der MinirArt
zuzuardnendes "Variables Oblekt". bestehend
aus fitnf weißen. balkenahnlichen Teilen auf
violettem Grund.
Selbstverslaridlich fehlten auch nicht Bruno
Gironcoli. Gerhard Moswitzer. Roland
Goeschl. Barna Sariarv und Walter Pichler.
dessen Arbeiten geaenwariig in grdßerem
Umfang aut der Kasseler documenta iv
zu sehen sind. Die ..Varicltionsplqstik" von
Hermann Painitz bietet dem kunftiqen Be-
sitzer ungeahnte Moglichketlen kambina-
torlschen selbstgeslaltens.
Alles in allem. eine hier nur in Phasen
angedeutete klug ausgewahltc. instruk-
tive Schau.
MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST
Premio Marzotto; Keramik von Ohn-
sorg und Tehnik
Der von einem italienischen Grailindusiriellen
gestiftete Premio Marzotta zdhil schon seit
Jahren zu den hochstdotierten und renbrn-
inlertesien Kunstpreisen Europas. in die
engste Auswahl tur den Preis, der alle zwei
Jahre zur Vergabe gelangt. kommen nur
Künstler. die van einer internationalen Jurv
gesondert dazu eingeladen werden. Seil
196a wird der Premia Marzatto als Europa-
breis fur riguraiive Malerei ausgeschrieben.
Pierre Alcchlnsky. prominentes Mitglied der
Cobra-Gruppe. machte dieses Jahr das
Rennen. Als ersten Preis erhielt er fur sein
in New Yorker Privatbcsttz befindliches Bild
..Made bv hand" die runde summe von
200 000 Schilling.
Nieht weniger respektabel nehmen sich
auch die surnrnen aus. die fur sechs weitere
Ankäufe zur vartugung stehen dreimal
120 000 Schilling und dreimal 80 000 Schilling
tur zweite und dritte Preise. was als Garant
dafür geilen kann. daß auch der allerersten
Malerorornincnz nine Teilnahme rentabel
erscheint.
Die als Wanderausstellung konzipierte Schau
machte wahrerid der Manate luiieAugusi
erstmals Oltch in Österreich siatibn. Dank
der Initiative van Dr. witheim Mrazek. der
die mit dem unternehmen verbundene
kulturpolitische Chance fur unser Land
realistisch elnzuschalzcn verstand. prasen-
iierle das Oslerreiehisehe Museum für ange-
wandte Kunst in wien. die rrtit betracht-
liehem Autwand zustande gekommene Expa-
sition. Die trai zuqanqliche. von einem statt-
iehen Kaiaiag begleitete Ausstellung um-
faßte 142 Werke von 30 Kunstlern. sie setzt
sieh wie aus einem der varwerte der
Jurymilgtieder hervergeht die Förderung
von werken zu ziel. die ..in eigenstandiger,
ariginaier Ausdrurksierrn mit den uber-
lieferten Mitteln der Malerei den ,Willen zur
Figurattan' bezeugen".
In der Auslegung des Begriffes nfigurullv"
wurden Kleinlich- und Elnseitigkeiten ge-
schickt vermieden. Demgemaß ist auch die
Stilistische und thematische Spannweite der
als Wanderausstellung kanzinierten Schau
denkbar groß. Daminterend sind Varianten
lener Malerei, die man gegenwarlig mit dem
Schlagwort "Neue Flguration" mehr oder
minder treffend umreißt. Daneben stößt man
aber auch wiederholt auf Pop-Art Peter
Kiaseni. surreal beziehungsweise phanta-
stisch tnspiriertes Dado sowie dieBildparabeln
des einzigen österreichischen Teilnehmers
Franz Luby und mehrere nur schwer be-
schreibbare stilistische Mischformen im weilen
Feld des Zulässigcn und Moglichen.
Das Niveau der Ausstellung ist etwa zu einem
viertel ausgezeichnet. im allgemeinen ledoch
nicht überragend und iri manchem Einzelfall
sogar als glatte Enltauschung 1u werten.
Österreichische Maler wie tlrdlicka. Ringel.
rrahner. Rainer ader Pengrbtz wurden nicht
nur mithalten können. sondern waren zu-
gleich auch eriekiive Aspiranten auf die zur
vergabe gelangenden Preise.
Neben dem Belgier Alechinsky. der an der
Ausstellung mit drei Werken beteiligt ist.
beeindruckt einmal mehr der Deutsche
Harsl Anies Seine malerisch gianzend umr
gesetzten Kompositionen gnamenharter.
archaisch anmutender Figuren und zeitloser
Doppelwesen zahlen derzeit 7um siarksten
und Elgenwilligsten. was an zeitgenassischer
gegensldndlicher Malerei im Handel ist.
Profil besitzen auch die Bilder der beiden
Spanier luan Genoves und Antbnia saurd.
Genaves verdeutlicht in seinen Arbeiten die
Exlstenzbedrohungcn fur den heutigen Mehr
schert. Er lindel signifikante ..Formeln" flir
das Verhaltriis des etnzelnen zur Masse und
die sich daraus ergebenden Probleme und
Cietahrdungen. Saura. der früher rein ab-
strakt malte. zeigt an Picassa orientierte
Pclraphrascn menschlicher Porträts. Seine
Malerei besitzt Vitalitdl. qroßzugigen. be-
herrschten Duktus und expressive Wucht.
Gurlslig in szene setzen sich auch noch die
Bilder des Polen Kantar und die aufreizends
frechen. mit Kannerschaft gemalten Kompar
sitionen von Lueebert. die in manchem mit
dem verwandt sind. was die Osterrelcher
Ringel und Pengraiz anstreben Abb. 1.
Eine weitere Ausstellung im selben Haus
kanfrontierte mit keramischen Arbeiten des
1926 in Prag geborenen Lubor Tehnik und
einem Querschnitt durch das werk seines
wiener Kollegen Kurt onnsarg. Die rund
100 Exponate umfassende Schau zahlt zu
den bemerkenswertesten Ausstellungen. die
auf diesem Sektor bildncrtschen Schaffens
während der letzten iahre in wien gezeigt
wurden.
onnsarg wie auch Tehntk sind Keramiker.
die vom Experiment her die wesentlichsten
Impulse fur ihre schaoferische Taiigkeit
emntangeii. Das qitt fur die Formgebung.
noch mehr aber fur die Verwendung und
unkonventionelle Anwendung bestimmter
Materialien. ln diesem Zusammenhang hat
sich das van Ohnsarg gegründete svrneesian
in Gmundert fur beide Kunsller als Vüflteil-
hait und anregend herausgestellt. Mit be-
sonderer Eindringlichkeit unterstreichen dies
einige der Parzellanreliefs und Gefdfle von
Lubar Tehnik. die seinen zu sehr auf äsll-ter
tische Reizwirkungen bedachten Pokalen bei
weitem vorzuziehen sind.
Die zahlreichen Ankäufe. die in dieser Aus-
stellung getatiql wurden. beweisen. dafl das
Gute und Beste auch dann seine Liebhaber
findet. wenn es vom Kanvcntianellen ab-
weicht Abb. 2.
GALERIE WÜRTHLE
Alfred Karger
Aitred Karger. 1925 iin siebenburgischen
Oderheilen geboren. hat bisher nur zweimal
kollektiv in Wien ausgestellt. 1962 in der
Secessian und 1965 in der Erottnungsschau
der Galerie auf der Stubenbastei.
lri der renommierten Galerie Wurthle in
der Wcihburggasse konnte im Juni d. J.
die dritte Kollektive des ehemaligen An-
dersen- und Baeckl-Schulers besichtigt wer-
den.
sieht man von einer streng gesiebten Auswahl
van etwa 20 in den verschiedensten graphir
sehen Techniken gehaltenen Aktzeiehnungen
ab. urnfaßte die Ausstellung. die im gesamten
einen sehr qeschlosscncn Eindruck hinter-
ließ. ausschließlich Olbilder. Kargers Malerei
wurde samit nachdem man bisher vor-
wiegend seine Aquarelle kcnnenlernen
konnte erstmals aufbreiler Basisvorgestelll.
Das bezieht sich einerseits auf den Entste-
hungszeltraum der Arbeiten was bis 196a.
anderseits aber auch auf die Thematik. die
drei deutliche Schwerpunkte aufweisl. Lande
schalt. Slilleben und Portrat.
wenn das Schlagwort varn beherrschten
Handwerk wieder einmal strapaziert werden
rnuß. so geschieht dies im Falle Karger in
denkbar positiver Weise. Fur Alfred Karger
bedeutet handwerkliches Kannen und selide
Ausbildung die maßgebende Grundlage
seiner im guten Sinn traditianelleri. primär
expressionistischen. zwischen Cözanne und
Baeckl einzuardnenden. doch diese beiden
Meister durchaus ariginarer weise tari-
setzenden Malerei. Disziplln und Uberlegt-
53
barem zuieizi in Osierrdieii gesriiarien
wurde. Dies gill auch von einigen der aus-
drucksslarken Forlröls und dem einen oder
anderen der kulllvierl gernaiien Slilleben
Wenn Kargers Malerei iraiz der gendnnien
varziige elwas abgeiii. darin isi dies der Mui
zu granerern malerischern RlSIKO, zu rreiererin
Duktus und mehr Dynamik Der dazu not-
wendige Sthritt sollte bei der Selbstkritik
dieses ernsien Kiinsiiers nicht lange aur sich
warien lassen Abb
GALERIE GRIECHENBEISL
Paul Ranerdam
irin Oktober dieses Jahres wird der Wiener
Maler Paui Rdiierddrn in der Corilerriporary
Gallery in Dallas kollektiv ausstellen. Was
er dari zu zeigen beabsieniigi, praseniierie
zumindest zu einem Großteil die Wiener
Galerie im Griechenbeisl, die Rolterdarn
schon wiederiiaii vorgeslelll ndi.
Rollerdarns neue Arbeiien sind nichi un-
prablenialisch. sie markieren cirie Pdsiiian,
die man als etwa nzwischen dcn Siilen"
harakterisicren könnle. Einiidsse von Klirril,
Schiele und Hunderiwasser sind ebenso
iesisieiibar WlC dekdraiive Tendenzen der
Pop-Art und die Sprengung des bloßen
Tafelbildes durch qrobere Slrukluren und
reiieiariige Bestrebungen. wie rndn sie bei-
spielsweise von zaiian Kerneriy hcr kennt.
Demzufolge wirken Rolterdarris Bilder betont
drrdngieri. sie sind uberlegl und kuilivierl
gemalt. dui usthclische Reize bedachl, die
sich du Details und das Kdrnadsiiiarisganze
erstrecken.
Gegenüber den gi-amdrrndiigen Bildern
besiizen Rollerdams zeiennungen wesenlr
iirn mehr Herbheil. die dueh dern klar
uberschciubaren Duktus eritsprichl.
Ein weiteres Problem, das die Bilder des
Künstlers in die Diskussion werien, iSl ihr
bewuni ins Spiel gebrachtcr Matericilkull,
den Raiierdarn wdi-irseiiarniieh seibsi nichl
dis sdieiien einarindbi, Rbiierddrn käme
sieneriieii aurii rnii weniger aus. was Sleige-
rungen nach sich ziehen wurde. So bleibl
wiederholt das Qernalle, arrangierte Blldr
ensernblc, die schöne Dekoration im Vorderr
grund.
Mehr als andere Arbeiten schaffen Reiter-
dams Bilder unvereinbare Fronten zwischen
iiiren Gegnern und Anhangern. spielen dden
im Falle ihrer Beurteilung Fragen des bloßen
Geschmacks eine wiehiigere Rdiie ais kunst-
iiiedreiiserie Ubcrlcgungen und eine Dis-
kussion uber die Vereinbarkeit bildnerischer
Miltcl und Methadon Abb.
KÜNSTLERHAUS WIEN
Wiener Schule
Den vielen syrnplomnlischen undereirniiieiien
irn Zusammenhang rnii der wierier Schule
des phantastischen Rediisrrius wurde VOF
kurzem eine weitere ninzugeiugi, unier dem
vielversprachendcn Tiiei .,Die Entwicklung
der wiener Szhule" brdseriiierie das wiener
Kunsllerhaus eine duiwendige. iedoch urn
Jahre vcrspülele und seridn deshalb diine die
enisarerhende geisiige Sloßkrcitl bieibende
Schau rriii nirhi weniger ais 142 Werken.
die rnii mehr bder weniger ßereriiiigung
dieser Richtung zugcordnel werden kon-
nen.
Das enllauschende Endrcsullat dieser Ber
rnuriungen dokumenlierl die bildnerische
und geisiige Aussichlslosigkeil. in die sieh
Kunsller in dem Moment begeben, WO sie
den Verlockungen des iieuie vielgericinnlen
Eslablishrvienls erliegen und die Natwenoig-
keii srnaaierisendri Experirnenlicreris und
einer flexiblen Grundhallung zu ieugnen
beginnen. zwisrrien der in vielem ernien
Aurbrurnsbdriade der wiener Schule nden
deni Ende des zwdiieri Weltkrieges und ihrem
neuiigen. konjuriklurbcdinglen lmkreisegehen
iiegen jedenfalls betrüchllichc Unterschiede.
wenn durn grundsaizlich nichls gegen den
Versuch. die Erilwicklunqsgeschichle einer
kunsllerischen Richlung rnii Bedacht auf
Vollslandigkeil duizuzeigen. einzuwenden
isi, sb ware irn Falle dieser Aussieiiung eine
sirengere Seleklion nur von varieii gewesen.
Die wenig markante und zu breite Auswahl
duriie wahi Clutli iur einen sd ararninenien
Maler wie wdirgarid Hulter rnii ein wichtiger
Grund gewesen sein. bei dern uniernenrnen
ersl gar nichl rriilzumuchen.
Neben Hutler vermißie rncin aber auch noch
Ferra, Weitzdorler, Mikula und den Linzer
Ludwig Schwarzer, die bei einer derarl
weilen Auslegung des Begriffes der Wiener
Schule und dazu hauen SIh die Veran-
siaiier nun einrndi bekannt riieiii renieri
saiiien.
wer SlCh die Mund nahrn. ins Kunsiiernaus
zu gehen. kam wenigsiens in einigen rdiien
auf seine Rechnung Bilder beziehungsweise
Graphiken von Brauer, Lehrnden die
kleineren lrunen Formate, Sieiner, Korab,
Wacker und Sedlacek besitzen zumeist
nieiii nur Qualilat. sanderri durii genügend
Eigensidndigkeii. Hier ireffen sie sich auch
54
Schröder-Sonnenstern
Der 1892 in Tilsit geborene, in Berlin lebende
Maler und Zeichner Friedrich Schröder-
sannensiern Fflbdflth der Einzige" isi
nicht nur ein arcnzlall in der Kunst, sondern
aueii ein iyaisrhdr Äußcnsciter und Abnorr
rnciler der Gesellschaft. Schröder-Sehnerv
slern war im Laule seines Lebens Melker.
Gdriner und Wdriderareaiger. irn Driiien
Reidi wurde er ZCilWSilig ins Irrenhaus ver-
banni. in Krir-gszeiien interessanterweise
aber auch in einem Konstrukliansbüro der
Lutiwarte verwendet. Srhraderrßdnnerisierri,
ein Berliner Original erster Sorte, wurde
nieni zulelzt auch ais Srnrippeniürsi von
Sehdneberg" bekannl. iegie er dorh idngere
zeii riindurrn den Eilos seiner weissddurigen
und Gesundbetcrcien in Brötchen sriiriaaen
für die Arinen an Ais Maler enldcckte rnan
ihn ersi ndrii dern letzten Weltkrieg
Der bekannte Kunsilheoreliker Franz Rah
deutete seine Bilder als Kalligraphie des
Absurden". der deutsche Kiiliker Heinz Onrl
ndnnie srhrdder-sannensidrn nirni weniger
lrerlend eine Grandma Moses der Obszani-
tül".
Der Galerie Peilhner-Lichleniels ist es zu
danken. dal erstmals Originale dieses
origiridis auch in wien zu senen waren
eine Reihe penibel und mit Könnerschaft
ausgelührler ßuriisiiiizaiehnurigen SOWiO
zahlreiche Vorstudien, die vorn Kunsiler
gieiriisarn ais Schablonen iur Bilder und
Bilderwiederholurigcn verwendet werden.
Die Auswdrii war zwar riirni uberwaltigend
es gibi wesentlich Slarkeres, eninieii iEdDCh
einige Arbeilen, die rnii grauer Slgrliflküftl
die Thernalik der Vcrwiegerld sexuell drien-
tierten. vcrsthiedenllich ins Perverse dbr
gieiienden Vorslcllungswelt dieses Außen-
sesiers dokurvienlicrlcn.
sei Schroder-Sanncnslcrn iriiii rnan ebensb
auf Naivilöl und Unlcrbcwußtes. Komplexe
naiies wie dui harie Sazlalkriiik und dußersie
Rarnnesse hinsichtlich ßiidduibau und erotisch
inspirierler Farbgebung seiner Hschweine-
irdizigen Weibsbilder". Mehr ais anderes,
wcis heute ciiri Kunslrncirkl iSl und von Samm-
iern gekauft wird. bediirren zu welchem
Urleil man in dlCSOm Fall auch immer ge-
iangen nidg dic arigindren Hervor-
bringungen dieses nllbnormalen" eingehen-
der ßesriidiiigung.
WIENER STADTPARK
Plastikpromenade
Die traditionelle Grunc Galerie im Wiener
Sladlpark zeigle in den ieizien iahren deulr
iiriie Ermudungs- und Abnutzungserschei-
nungen. Da riiidn den Rahmen des Regionalen
nichl zu svherigen bereit war, anderseiis
aber auch die erste Garnitur osterreichischer
Plastiker kaum noch rniirnarhid, begegneie
rndri von wenigen Ausnahmen abgesehen
sieis einer mehr oder rninder zulaiiig
wirkenden Anhaulung gewohnter Durch-
Schnlltsproduklian, Die vorn Kuliurarni der
Bundeshauptsladl veranslaltete EXpOSiliOn
ließ so weder Profil. nach auch ein wirklich
verbindliches oder gar iniernaiidnai ausr
gerichleles kanzbai erkennen. Es war daher
höchste zeii. ubcr Verbesserungen und
Anderungsvorschlage nachzudenken, Das
hai man jelzl auch geidn. Das Fazii dieser
Bernuhungen konnte man die Sommer-
rnandie über im Sladlparkareal besieniigen.
Was indn erreichle. sind aiierdings nur sehr
bescheidene Verandcrungen. die letztlich
weder Verbesserungen noch auch den einer
ambitionierten Großstadt entsprechenden
Slrukturwandel der Schau bedeuten. Nach
dem Maiia "QUClftillUl zuersi" zeigte man
diesrndi a7 Plastiken von nidhi weniger ais
47 Bildhauern. Der einzige Vorteil dabei
war der. dall neben Künstlern aus den Bunr
desiandern dueii mehrere iunge Akademie-
ubsolvenlen vorqeslelll wurden.
Davon abgesehen gill es iedach n0h einen
zweiien Schachzug der Veranlwarllichen zu
vermelden. urin den Ausslellungscharakter
der verdnsidiiung besonders zu belanen"
wurden beinahe alle Skulpiuren auf klobige
Betonferligbauleile gestellt. was zur Folge
halte, dal! vor allem die kleineren Plastiken
durch die. Gruildeckeln ähnlichen Klötze
hinsichtlich Material und Größenordnung
kßrrumpiefl wurden. Diese Neuerung, die
Vürwiegefld als ieures Negcilivurn in Er-
scheinung trat, sallle daher mdglichsl schnell
wieder rückgängig genidriii werden. sriieiri-
werferbeleuchlung drn Abend und Fuhrungen
durch die Schau waren weitere Maßnahmen.
von denen Slth das Kulturaml kullurpolilisch
und propagandislisch einiges versprach.
Der bunigeniisri-iie Plastikquerschnill WÖFP
zweireiias rcduzierungsbedurftig gewesen.
Das Diskulable verschwand sa nur zu an
in der Ndenisarsendii des Durchschnilllichen
und unierdurriisshniiiiiehen. was die Seiidu
urn ihr mogliches Pram bradite, Mit den
Arbeiten von Avramidis. Praritl, Cerny.
Maswiizer, Pillhofcr und Goeschl sdwie den
neuen Eisenplasliken iidn Karl Anlcn wair
und den provokcirilen Polyeslerskulpluren
Erwin Reiiers ndiie rrian einen als Grund-
stock der EXDDSHAOH lungicrcnden respek-
iabien und dueii genugend inieressanien
Querschnill erreieni, der durch Skulpturen
des WotrubarSchulers Makoto ruiiwdrd, des
aus weis geburiigen Knesl-Schulers ceraid
Malzner und des Mddiinger Kerarmkers
Peier weins urn iene erfreulichen Akzente
hinzugewonneri iidiid. die rrian sd nur rnii
Muiie ausnndig mcchcn konnte Abb. e.
Peier Baurn
BILDTEXTE
Paul Rollerdaivi. Substanz ai
Ausstellung des Kunstlvrs in der
Griecharibeisi, VVIFO
Ernst Sieiner. i-iugei rnii Springb
aus der Aussiaiiung der Wiener
im Kunsllerhaus. Wien
Skulpiur des Japciners Makclo
aus der ..Grunen Galerie" irn
Stadtpark
UND INTERESSANTES AUS
INTERNATIONALEN KUNST-
Ölbilder und Plastiken des bekannten
ian Kunstlers Hom Antes waren irn
id August in der Galerie Slangl in
en zu sehen.
dem Titel "Gegensätze" zeigte die
lls in liiiunchen beheimatete Galerie
le Loo Sluckvillci Werke von
istein. P. Alechinsky, H. Platschek,
ies. Asger iern, Wols. saurd, Kiiai.
s. Jim Dine, Schumacher und anderen.
unstmarkt Köln findet heuer vom
20. Oktober statt. An der Schau
unter anderen die Galerien Gunar
ldorf. Ricke, Der Spiegel und Zwirner
Springer Berlin sdwie siangi.
is und van de Loa München ieii.
ich der Ausstellung erscheint wie im
ir ein 45x32 Zentimeter großer
9. davon 150 Exemplare als Luxus-
ien mit Originalqraphiken.
September dauerte die Ausstellung van
ito in der Kestner-Gesellschaft Han-
Prelesser Dr. Fritz Novatny erhieii
Jrgermeister Bruno Marek die Ehren.
iie der Bundeshauptsladt Wien.
iduieie der Titel einer neuartigen
iusstellung in einem iiaihreriigen Unter-
mhnhof in München-Schwabing, Die
fand ungewöhnlich viel Interesse.
viener Bildhauer Rudolf Kedl sieiiie
aus.
so. Geburtstag ieierie der Wiener
ekt und Hochschulprofessor Karl
iirer.
iri-adgii-Museuiri soll biS zum lahr 1971
slerdam errichtet werden.
irhen Reud, einer der bedeutendsten
chriftsteller und Theoretiker der Mo-
verstarb fünfundsiebzigjahrig in
iravefYorkshire.
irsie Preis der Biennole von Rijeka
derri Wiener Bildhauer und Graphiker
Hrdlicka zuerkannt.
Fuchs. prominentes Mitglied der Wiener
übernahm eine Lehrstelle an der
'slll".lt von Jerusalem.
Neuwirth, Präsident der Wiener
ergrupae ..Der Kreis", eriiieii den
Kulturpreis des Landes Nieder-
aich fur bildende Kunst.
Peter Baum
ERWERBUNGEN DES MUSEUMS
20. JAHRHUNDERTS
luseum des Z0. Jahrhunderts in Wieni
ei seiner Eroffnung 1962 einen Bestand
iZ Bildern und 31 Plastiken aufwies,
irn Laufe der lahre seinen Besitz
ne Anzahl von über 200 Exemplaren
en. ln dem eben erschienenen um-
den und rnitzclhlreichen. auch farbigen
irgaben versehenen Katalog der sdrnrn-
zeigt der Direktor des Hauses Werner
xnn die Richtlinien seiner Sammlungs-
eil bedingt durch die Finanzielle
anirung in einem vdrwdri auf.
iig ihni "weniger uni internationale
ritöten als darum. die charakteristischen
ungen darzustellen, von denen die
unseres Jahrhunderts getragen wird".
in diesem Sinne sind auch die Neuer-
ingen des Museums. die in den Jahren
iB getätigt wurden, zu verstehen, wobei
wesentliche Beispiele nach Wien ge-
ien sind.
llern ist Komposition mit Blau" 1935
iei Mondrian zu nennen. Ein Zeugnis
sirengen in der von Mondrian. van
iurg und l. J. Pieter Oud 1917 ge-
eien Stiit-Bewegung zusammengefaßten
nischen Kunstrichtung. Ein wichtiges
iis der futuristischen Epoche wurde
iiacomo Ballas Merkur zieht vor der
ivorbei durch das Fernrohr gesehen"
erworben und die Beispiele der Kon-
ivislen, die etwas spärlich vertreten
um "AFChtlBktUFH 1923 von Loios
bereichert. Mit Max Ernsts .,Festrnahl
Sbtter" 1948 ist eine erfreuliche Er-
-ung der surrealistischen sdrrirniung
erzeichnen. Auch Frantisek Muzikas
Jptikum" 1944 isi eine Bereicherung,
es doch iene Spielart des Surrealismus.
man mit ,.weichen Stil" bezeichnen
e. Ein in seinen Farben und in der
ttelbarkeit der Pinselschrift besonders
ißendes Bild ist das große Aquarell
sdrn Francis 1956. womit iene heute
zu Unrecht von manchen deklassier-
ideiie freier Gestaltung dokumentiert
llit dem RaurnkonzepW 1957 von
Fontana wird die Suche nach neuem
'lQl und einer Applikatur ernüchternder
ichkeiten dokumentiert. Eine wesent-
Erweiterung arlistischer Erfassung ist
inbeziehung der Bewegung und damit
iineniidngend einer zeitlichen Kom-
ite, Ein auch im ästhetischen behei-
es Werk dieser Rieiiiurig isi die neuer-
ene ,.Sonne des Meeres" 1967 von
zMack Aldhjeiz.
.KE VON TONl GREGORITSCH
Karntner Landesgalerie, kiageniuri.
gasse ersucht Besitzer von Bildern
Vlalers Tdni Gregoritsch ises-iszz
ks Anlage eines Werksverzeichnisses
liesbezügliche Miiieilungen.
äflnq L... au, rund
BILDTEXTE 7714
Piet Mondrian.
1935
Giacomo Balla, Merkur zieht vor der
Sonne vorbei durch das Fernrohr
gesehen 1914
Max Ernst. Festmahl der Götter 1948
Sam Frclncls. Blau und Gelb 1956
Lucia Fontana, Raumkonzept 1957
Komposition mit Blau
12
13
14
PICASSO-
AUSSTELLUNG
Heinz Mclck, Sonne des Meeres, Nr,
1967. Sechs Neuerwerbungen des Mu-
seums des 20. lahrhunderts in Wien
Flugblatt Entartete Kunst", kam zur
Verteilung in der ersten großen Deut-
schen Kunslausstellung im Haus der
Deutschen Kunst
Aufruf der Liga gegen Entartete Kunst
anlofllich der Picasso-Ausstellung 1968
in Wien
KRAKAUER MONSTERBIENNALE
DER GRAPHIK
In der Stadt Krakau in Polen ist die Zweite
internationale Biennaie der Graphik zu
sehen. 46 Länder mehr als bei der Biennale
von Venedig mit 406 Künstlern und ins-
gesamt1000 Blättern geben Slh dort Rendez-
vous Länder, Künstler und Werke aus der
astlichen. der westlichen und auch der so-
genannten dritten Welt. Von Nordamerika,
Australien und Argentinien über die beiden
Deutschland und England und Frankreich
bis zur Sdwieiunidn von Istanbul und Ungarn
bis Hongkong und Arabien reicht die Liste.
Osterreich ist mit einer starken Mannschaft
beteiligt. Nicht weniger als zehn Künstler,
zum grollten Teil aus Wien, zeigen Proben
ihres Könnens. Darunter Adolf Frahneri
Arnulf Rainer. Rudolf Schönwald und Alfred
Hrdlickcl. dessen großartiges Blatt rnil dem
Titel "Johann Joachim Winckelrnanns schau-
riges Ende" von dem Direktor eines der
drei Museen moderner Kunst angekauft
wurde, die es in Polen gibt
Hrdlicka. der sich international schon mehr-
mals rnii Ruhrn bedeckte. ist ein nguraiiver
Kunstler. einer. dem es um große zeit-
genbsslsche Themen gehi. und figuralive
Kunst hat, wenn man dieser aierindie glauben
darf, heute ganz offensichtlich die Uberhand
in der Welt. Vor allem irn Wesien, wahrend
irn Osten das rnuß nian paradoxerweise
sagen arn ehesten rideh die Ruckzugs-
gebiete der Abstrakten liegen.
Ein Kunstler aus der Deutschen Demokrati-
schen Republik, lngo Kirchner. erhielt einen
der beiden Grollen Preise und seine Blatter
sind abstrakt Ein sehr sensibles Zusammen-
spiel von wenigen Ziffern und Buchstaben
auf farbig fein getonten und seiidn kOmpO-
nierten Flachen kennzeichnet sie, die zur
Kategorie .,Theme Iibre". "Freies Thema",
geharen, wie es in der Ausschreibung heißt.
Der in Paris lebende Argentlnier Antonio
segui hingegen wurde als Trdger des ardisen
Preises zum Thema ..Der Mensch und die
zeitgenössische Welt" auserwahli. Der Kunst-
ler betrachtet die Laster und Schwachen
seiner Zeitgenossen mll ardzie und Ironie.
Pop-Art hat bei ihm Esprit bekommen und
schreckt auch durchaus nicht vor Seiten-
blicken auf Hitler und den Reichsadler zu-
ruck. Antonio Berni, seguis Landsrndnn.
zeigi gerne Gegensätze. Wohlgeformle und
sehr mangelhaft bekleidete silberne Mädchen
in Prögedrucktechnik werden mit Boxern
nach dein karnpi oder inii abgerackerten
Frauen, die der Zeiturigsdruck wiedergibt.
konfrontiert.
Zwei Preise gingen an England, das. wie
die Japaner. eine besonders schöne Kollek-
tion beigestellt hatte, Colin Lancely, den die
Marlborough-Gallery in London vertritt, isi
einer der wichtigsten Graphiker dieser Schau.
Das so oft ins Ruhrselige und Melodramatische
hinubergespielte Maschinenthema wird bei
ihm mit einer tänzerischen Frohlichkeit und
Anmut behandelt. Die Maschine ist des
Menschen Freund, sein heiterer Diener, und
so weit sie es noch nicht sein sollte, kann sie
es immer noch werden, scheint der Kunsller
zu rneinen,
Grllphlker. die alles konnen, was iinrner sie
sich vornehmen. sind die JUQOSlGWEH. Sti-
listisch und thematisch verfügen sie über ein
graues Register. Die Pdien kommen ihnen
nahe. Die Masse ist das Thema von Andrze;
Pietsch, Der radfahrende Ahasverus von
Mieczvslaw Vileiman erleidet seine Tragodien.
Ins Abstrakt-Expressionislische reichen die
Blatter von Witold Skulicz. Aus Westdeutsch-
land kam unter anderen Horst Antes ange-
rückt. Die Tschechen sandten eine gute,
ganz und gar avclnlqardistische" Truppe,
Surrealismus ist dort immer noch Trumpf.
Phantastische und thematisch bestimmte Kunst
gibt es auch bei den Skondinaviern.
Durch die iiaiiener eigentlich ersi erfahrt
man, dal neben Pop-Art auch Op-Ari EXI-
stiert. Spanien schickt einen Volks-Picasso
namens lose Ortega und den farblich unge-
rnein noblen GFCIDHIKSF iuan Piiuein, der
niii den oegensianden seiner metaphysischen
Stilleberi. meist einer Frucht, einem t-lorizont.
einer Wand, ungemein sparsam verfahrt.
Dali nguraiive Kunst nicht modern sein rriuß.
sondern von gestern, vom 19. Jahrhundert und
verstaubt sein kann, das beweisen einmal
mehr die Russen Aut dieser Biennole einer
neuen Gegenstandlichkeit sind sie der
dunkelste, der schwachste Punkt.
Johann Muschik
URTEILEN AUCH SIE SELBST
Anlößlich der Picasso-Ausstellung in Wien
entfaltete die ,.Ligd gegen Entartete Kunst"
eine rege Tötigkeil, Wir stellen eine Publi-
kallon dieser Vereinigung einer anderen
aus den Tagen des ioooiahrigen Reiches"
gegenüber, Seht ciirii das dni Urteil selbst!
Wall! wriiir
,.Dds Ganze dieni der zersidrung unserer
Kultur", schreibt diese Liga. Wir haben die
zersidrung erlebt Sie begann mit den
Bucherverbrennungen. mit der Piunderung
der Museen und der Verfolgung nicht-
arischer, aber auch arischer Kunstler und
tuhrte zwangsweise zu Theresienstadt, Au-
schwitz und ahnlichen Kulturstatten.
wl-lelfen sie rnii". sehreihi die Liga gegen
Entartete Kunst" Abb. 13. 14
Alois Vogel
55
BLICK AUF DIE 4. DOCUMENTA
vor rnehratszwoiiiahren wurde die Kasseier
Manslerschau .,doeurnenta" begrundet, eine
Quadriennaie. die t95s der Kunst des
20,Jahrhunderis gait, 1959 der Kunst seit
Kriegsende. 1964 den t-Iauplmeistern der
Nachkriegskunst Die heurige 4. documenta
erhebt die Kunst der ietzten vier Jahre zurn
Thema. Daher werden Pop und ..nea-
rigurative" Malerei in Kassei massenhaft
gezeigt.
Die gearnetrisrhe Abstraktion ist freilich das
andere große Aniiegen der Schau. Legionen
von Quadratniatern, bauhdus-Eaiganen. geor
metrischen Abslraklivtsten wurden einge-
taden, um diese zweite Richtung der Kunst
unserer Tage ia ins gebuhrende Licht zu
rueken, von Jasei Aibers Huldigung an
das Quadrat" uber tiiehard Paul Lahses
JoharinesrlttenrKopien bis zu den schrag
gestreiften Bildern von Gunther Fruhtrunk
reicht die Reihe Manokolore Gemälde. unter
anderen auch von deutschen Künstlern. und
monokolorc und geometrische Rtesenforrrtaie
der Amerikaner so zurn Beisoiei von Ai
l-tetd kornnnen hinzu.
Die documenta hat seit eh und ie eine Var-
tiebe tur ezoerirnenteiiesti Bernuheri gezeigt.
was für heuer bedeutet, dafi .,kinetischer"
Kunst bedet-itiieh viei Raum geboten wird.
Der Amerikaner Edvcird Kienholz steuert
rriii ..Rokv's" den Alptraum eines Innen-
rduni-Arnbienie bei einen vorraurn, einen
i-tduatraurn. die rnii einer Kombination von
Pluschvarhanaen, Polstermobeln, Öldruck-
kitsch und einer Wuriitzerorgei tiirs traute
Heim verziert sind, mit dadaistischen oder
surrealistischen Greuelgebitden und dem
geleckten Bildnis eines Generals dazu.
Die documenta ist, anders dis die Biennaie
von venedig. kein Landerwettbewerb Auch
die gegenwartige Aussteiiung wurde demr
gernaß nicht nach Nationen. sondern nach
Kunstgattungen und siiiistisehen Richtungen
gegliedert. Den Osterreicher Walter Picttler
rriit seinen iranisrti genieinten Pseudo-
dbaaraten in harten Mdteriaiien Muschi-
nen tur niehts findet rndn folglich in der
Abieiiung Obiekteu. unweit davon wurden
des itaiieners Michelangelo Pistoletto verr
schtedenfarbige Rtesenbotliche rnit Spiegel-
bdden duigeoiianzt, und seine Wandspiegel,
auf die in naturctlistischer Weise Menschen
gernaitsind zurn beisoiei ein aufdern Boden
nerkendes Madchert. das seine langen seine
zeigtt, Fur Minirnurn-Ari stehen hier, wie in
Venedig, der Engländer Philipp King und
der satiburger Roland Gaescht. der letztere
rnit kleinen farbigen gerieteiten und ge-
giiederten iioizernen Biorken.
Pop ist wohl der entschetdendsle Beitrag der
Adacurrienta. Engiisrhe PoprArtisten. wie
David l-tccknev dessen biid der Hochzeit
eines Mannes irn gestreiften Anzug rnit einer
lndianerbraut zu den schbnsten der Schau
zahlt, und Amerikaner werden in Scharen
ardsentiert. Keiner, der nur einigermaßen
Prorninenz besitzt, tehii. Manche von ihnen,
so Robert Rauschenberg und Jaseers Johns,
entidusehen.
Etne Entdeckung ist der gebürtige t-tam-
burger Richard Lindner, welcher seit 1933
tn Ncw York lebt und mit Pop insofern etwas
zu tun hat, als ihn das triviale Thema eine
Eis essende Frau zurn ßeisoiei. oder Menr
schen, die telephonieren beschäftigt. Seine
Figurenwelt ist eine iebenskrottige, starke.
Ein rnonurnentaier Zug, bei dem rnan an
Fernand Leger gemahnt wird, aber auch
Triebhaiiigkeit und Aagressivitat, etwa irn
sinn von otto DIX, gehoren zu ihr.
in nuctncenreichen, biondend gemachten
Seidensiebdrucken hat Andy Warhol "the
amsrican way of ltfe" sich das Scxsyrribol
Amerikas, tvtarviin Monroe, und den Elek-
trisrtten Stuhl als Thema erwatiit. Der
Deutsche Konrad Klapheck und der Italiener
Dornrnieo Gnoli, zwei ausgezeirhnete Kunst.
ler. iassen eine rnaieriseh gewordene Neue
Sachlichkeit erstehen. Nicht ohne Witz stellt
der itaiiener einon Herndkrcigen Grotte
15K auf dem einen Bild dar, einen
Retßverschlufl an einem Schnürlsamtdarnenr
rack auf dern zweiten und einen Knopf an
einem Mantel auf dem dritten Bild. Der
Deutsche hat es mit einer verfremdeten Nah-
rnaschine oder auch mit einern Telephan-
hdrcr auf einem Sessel zu tun
George Segal aus New Jersev istder einzige
Naturalist der Schau Er hat die menschliche
Figur forrrtlich in Gips abgegossen und steiit
stc in wirkliche Raume, Etne Kuche wird
Schauplatz; ein runder hölzerner Tisch in
einein Zimmer; ein eckiger iiiniei- dern
Riesenfenster eines Restaurants; ein Passant
geht voruber, Neben einem halzernern Sessel
steht der Abguß einer nackten Frau, die
ihren Fuf in einer wirklichen Waschrnuschel
wäscht.
Aus solcher Konfrontation von Natur mit
der Kopie der Natur entstehen Wirkungen.
die fesseln konnen Johann Muschik
AUSSTELLUNG ANGELIKA KAUFF-
MANN UND IHRE ZEITGENOSSEN"
Die stddte Bregenz und wien veranstalten
geineinsann die Aussteiiung Anaeiika Kaun.
rriann und ihre Zeitgenossen". sie rindet
vom iuii bis 13. oktober 19aa irn Vorarl-
berger Landesmuseum in Bregenz und ans
schließend vorn I2,0ktaber1968 bis 6.Jctnner
ttae9 ini Museum Fijr angewandte Kunst
in Wien statt. Die rund 300 Exponate urn-
fassen Gemalde, zeiehnungen, Druckgraphi-
ken, Skulpturen und Kunsthandwerk undstamr
rnen aus der Zeit des ubergangs vorn Rokoko
in den Kiassizisrnus.
56
GRAND PRIX FÜR ALFRED HRDLICKA
IN RIJEKA
Aut der heurtgert iniernaiionateri Graphik-
Biennale vorn 14. Juni bis 31. August im
Musee d'art rnoderne in Riieka in Jugosiawien
wurden drei Grund PFIX vergeben. Die
Arbeiten des Österreichers Alfred HrdltckG.
des itaiieners Renate Guttuso und des Frcin-
zosen Jean lpouslrenguy wurden von der
siebenkaorigen Jurv. die sich aus bekannten
Fachleuten verschiedenster Ldnderzusammen-
setzte, ais die besten anerkannt und aus-
gezeichnet. Alfred Hrdlicka hat mit seinen
t-tandzeichnungen somit neuerlich einen
großen Erfolg bei einem angesehenen wett-
bewerb zu buchen Abb. 15.
ÖSTERREICHISCHE EHRUNG FÜR
ITALIENISCHE KÜNSTLER
Durch den österreichischen Generalkonsul tn
Triest, Dr. Otto Pries, wurde den beiden
italienischen Malern Prof, Giuseppe Matteo
Carripttelli und Prof. Franco Orlando. das
ihnen vorn aslerreichischen Bundesprasi-
denten verliehene Ehrerikreuz fur Wissen-
schaft und Kunst irn Rahmen einer intirnen
Feier überreicht. in Anwesenheit des lttfePlz
rnistisehen Leiters des Österreichischen Kui.
iurinstiiuies in Rom. Dr. Walter Zettl, Dakidr
Estella Brunetti van der Soprintendenza at
Manurnenti ed atle Gatlerie von Triest und
Vertretern der Triestiner Künstler und der
österreichischen Kolonie hob der Generalr
kansul in seiner Ansprache die Verdienste
dieser beiden Personlichkeiten urn die
Kulturbeziehungen zwischen Triest und
Osierreich hervor. Er nannte in diesem Zur
sarnmenhartg die Ausstellung österreichischer
Kunstler in Triest 1954, die Ausstellung
der Triestiner Künstler im Wiener Kunstlerr
haus 1955 sowie die beiden internationalen
Ausstellungen sakraler Kunst in Triest 1967
und 7966, aus deren Anlaß sich beide be-
sonders des osterretchischen Anteils ange-
nommen haben.
ZWEI ÖSTERREICHISCHE KÜNST-
LERINNEN IN ROM
In Rom stellten im MUSEO D'ARTE MO-
DERNA Feat VVEIXiQGVIDSPNBUtPO und
Elisabeth Sttderberg-Weixlgartner aus. Die
Exposition lief unter dem Titel SIMBOLlSMOr
REALISMO. Die 125 Arbeiten der beiden
Kunsllerirtnen waren vorn S. Juli bis 18. Juli
zu sehen Abb 16. 17
ELEMENTARE FIGURATION"
FÜR GRANITMUSEUM IN GMÜND
Für das Granitrrtuscum in Gmund, Nieder-
dsterreich. das am 16. Juni d. J. erottnet
wurde, schuf der Bildhauer Franz Anton
Coufal eine 130cm hohe skuiotur aus
t-terschcnberger cranit. Diese Eienientare
Figuration", wie sie der Künstler nannte,
ist ats weiterentwiekiung einer Formen-
sprache zu verstehen, die Caufal aus seinen
ietzten bronzearbeiten siehe Atte und mo-
derne Kunst Nr. 99t gewann.
Auch irn graphischen oeuvre Caufals ist eine
vorarbeit in Richtung dieses vverkes deutlich
ZU merken. Der stein, der eine sehr bewegte
Oberflache zeigt, wird in dern genannten
Museum einen reichen historischen Uber-
blick der verwendung von waidviertier
Granit in der Kunst absehiietten Abb. 1a.
A. V.
ATELIERHAUS IN NEUMARKT AN
DER RAAB
in Neurnarkt an der Raab, irn südlichsten
ßurgeniand, wurde arn e. Juni d. J. ein
Ateiierhaus erottnet, Es wurde gut Anregung
des Landeskanservatars Dr. Alfred sehrnetier
und des akdd. Malers Ferri Zotter. mit
Unterstützung der Burgenlandischen Landes-
regierung und des ßundesdenkrnatarntes.
adaotiert. Es handeit sich dabei sowohl urn
eine Restaurierung eines etwa 300 Jahre
atten Bauernhauses rnit der heute schon sehr
seitenen iiduehkuohw als austi urn einen
Versuch, das kulturgeschichtltch wertvoiie
Baudenkmal einem neuen Verwendungs-
zweck zuzuruhren. in dem Haus, das aus
einenn Wohn- und einem Arbetistrait be-
steht. werden Kiinstier ieweits einige Wochen
unentgeitiirh wohnen und arbeiten können.
irn Arbeitsraum benndet sich, neben einer
Tiegeldruckpresse, einigen Abiagen und
Tischen, auch eine Nische mit einer Brause.
Es wurde aiso, trotz Beibehaltung des atten
duneren Bildes. nicht auf rndderne Instal-
Iattorien vergessen. Die Druckpresse deutet
ddrdut hin. daß rnan ursprünglich daran
daehte, hauptsdchlich Graphiker hierher
einzuladen. wie die tnitidtoren aber er-
kiarten, soii auch Angehorigen anderer
kunstlerischer Dsziplinen Malern, Schrifte
steitern. Karnaonisien das t-taus zur ver
tiJgung gestetit werden. Ais erster wird der
dureh seine Holzschnitte bekannte Johannes
wbnke Gast des Hauses sein, Ernst Erich
MulleristcilsnächstervorgesehenAbb.19,20.
A. v.
BILDTEXTF 15 Z0
15 Die aui der heurigen tnternationaien
Graphikbtennale Rtteka, Jugoslawien,
rnit dem Grand Prix ausgezeiennete
t-Iandzeichnung des österreichischen
Künstlers Alfred t-trdlicka
16,17 Arbeiten der beiden Künstlerinnen
Pepi WeixlgcirtnerrNeutra und Eiisabeth
Sdderberg-Weixlgürtrter aus ihrer
Aussteiiung in iiorn
18
19
ri-anz Anton coutai vor seiner
.,Eiernentare Figuration" aus He
berger Granit, tsokboklior
der Kunstter für das cronitrnusi
Grriiind schuf
Aunenansirht des neuen
in Neurnarkt an der Raab
Ofenstelle irn inneren des neuen
hauses siehe Abb. 19
Ateliet
DIE DANKREDE DES LITERATUR-
PREISTRÄGERS PETER MARGINTER
BEI DER VERTEILUNG DER PREISE
DES WIENER KUNSTFONDS
Meine Damen und Herren!
Zu den offiziellen Leiden unserer Zeit ge-
hören dieGewissensbisse, welchen bei derVer-
Ieihung von Kunstpreisen beide Parteien. die
Verleiher und die Gepreisten. ausgesetztsirld.
Natürlich war es immer schwer zu entschei-
den. ob dieser oder jener mehr konnte
oder bei Färderurigspreisen mehr
versprach. und iniiiier mußte der. auf den
das Las fiel der Zufallsfaktor war immer
groß mitsich Selbstausmachen. wie würdig
oder wenigstens bedürftig er sich fühlte.
Daran hat sich nichts Grundsätzliches ge-
andert. Es ist wahrscheinlich schwerer ge-
worden, den Guten und weniger Guten
gerecht zu werden Der Meißsidb ist noch
derselbe; Unbestimmt, jedoch anwendbar.
Aber der Boden. auf dern sich die Künstler
und ihre Förderer treffen, ist oufgerisson.
Kleine Barbareien, noch kleinere Preziosi-
töten nisten an den Bruchstellen. wohl kaum
der Ansatz zu einem neuen Stil. und zwischen
ihnen gähnt. so scheint es, das blanke Nichts.
Einige Jahrtausende lang hat die Kunst den
Blick in dieses Nichts verstellen können.
Sie hat uns überzeugt, daß wir mehr sind
als bewufite Materie. mehr als nackte Affen.
die mit ungeheurem Aufwand und kurzem
Erfolg ihre Bldiie deekeii.
Die Kunst schrieb dem Gemelnschaftstler
Mensch das Zeremoniell vor, fur den Verkehr
mltseinesgleichen und furden Umgang mitall
dem. woser ..seine Errungenschaften" nennt.
L'art pour l'arti so etwas hat es nie gegeben.
Es war dic Aufgabe der Kunst. uns so in die
Welt einzupassen. daB das Gleichgewicht
erhalten blieb. Diesen Zustand bezeichne
ich nur deshalb nicht als .,Harmonie", weil
ich jeden Verdacht ausschließen will. er
habe nach meiner Theorie irgend etwas mit
Schönheit, Frieden oder dergleichen zu tun.
Nein, auch ganz abscheuliche Zustande
konnten sich im Gleichgewicht beünden.
und überdies war das Gleichgewicht nicht
die träge Ruhe eines Sumpfes, auf dessen
Flüche ab und zu eine Kunstblase platzt
und Kreise zieht. sondern ein durchaus
dynamisches verhdlinis. Die Kunst wdr eine
allgemeingültige Form der Auseinander-
setzung mit der Wirklichkeit, aber auch der
lntegration der Wirklichkeit. Analyse und
Synthese. Sie bewirkte. daß wir und die
Wirklichkeit eine Einheit darstellten.
Ich sagte .,Die Kunst war und will
damit feststellen, dgß unsere Kunst der
klassischen Aufgabe aller Künste nicht mehr
genügt. Der Beifoil, den ein großes Werk
auch heute Endet. kann darüber nicht hin-
wegtüuschen, Große Werke sind nach wie
vor groß. aber die Wirklichkeit ich meine
unsere gegenwdriigen Lebensumstünde
sind der Kunst davongelaufen.
Die Folge ist. daß die Menschen sich in ihren
Umstanden nicht frei zu bewegen wissen Sie
werden geschoben es und lassensich schieben.
Es ist die bequemste Art des Fortkornrnens.
Die Künstler benehmen sich in dieser Lage
wie aufgcscheuchte Hühner. sie flattern.
scheinbar kopflos. in die entlegensten Rich-
tungen. Keiner hat sich an die Wirklichkeiten.
die unsere Zeit von allen vorangegangenen
Zeiten unterscheidet, wirklich herangewagt.
Alles Verformen und Entfremden ist letzten
Endes doch nur ein Zeugnis dafür. dafi wir
mit den Dingen. wie die Dinge sind. nicht
fertig werden. Zusammengeschweißle Ma-
schinenteile ergeben iin idealen Fall ein
Kunstwerk. aber das Problem Technik ist
mit solchen Kunst-Griffen bisher nicht gelost
worden. Man kann freilich die Maschine
als eine Art Steinbruch ansehen. der viele
geeignete Werkstücke liefert, und dabei
die oniiiuiigsieri Bogen um den heißen Brei
schlagen. Ich warte darauf, daß mir jemand
den Künstler nennt. der etwa das Phanomen
Auto bewdliigi, ohne es zu vergatzen, zu
verhöhnen oder uberhaupt aufzulosen und
so die unrnogliehkeil seiner Einordnung zu
beweisen. Auflösen in Linien, Farben. Ge-
rüusche und Wörter auflösen ist die ein-
fachste und gängigste Methode. um die
Dinge aus der weli zu schaffen. Noch ein-
facher allcrdings ist es, so zu tun, als gabe es
sie gdr nicht.
Die Wirklichkeit hat sich inzwischen eine
Afterkunst geschaffen. das lndustrial Design.
die sich nicht mehr auseinandersetzt. Sondern
approbierl und beschwatzt. Wenn man ihr
glduben wollte, stünde alles zuin Besten.
Ich darf wohl hoffen. daß Sie von mir kein
Rezept wollen. irgendeine Quacksalbe. um
die sorunge zu kitten. Auch ich bennde mich
in der allgemeinen Situation. Ich sehe keinen
Ausweg. Ich sehe nur, daß unsere Zivili-
sation drauf und dran ist. beileibe nicht die
schlechteste, aber die halilichste und odeste
aller Welten einzurichten. selbstverständlich
mit allem Komfort und todsicheren Sicher-
heitsvorkehrungen. Ich sehe ein. doll ich
mit meiner Kunst nichts verändern werde,
nichts retten werde, es sei denn mich selbst.
Aus dem falschen I'Art pour l'Art ist ein
l'Art pour l'Art'iste geworden. Wir werfen
unsere Netze aus, und das Publikum freut
sich. wenn wir uns darin fangen. Das, denkt
es. gibt es also immer noch Wie schön.
Das labile Gleichgewicht. das der einzelne
erreicht, hat nicht mehr die breite Wirkung
von gestern. Seine Ordnung verpflichtet
nicht. Es ist daher begreiflich, wenn sieh die
Öffentlichkeit fragt. ob es sich noch iohrii,
mit Fürsprache, Geld und Rücksicht für eine
Arizohl von solchen Individuen einzutreten.
die als Gegenleistung nur ein Beispiel geben.
das sehr beschrankt anwendbar ist.
Kunst war der Zauber. der die Wirklichkeit
bannen mußte. weil die Wirklichkeit immer
gegen den Menschen war. Heute stehen die
Hexenmeister mit dem Rücken zur Wand.
ihr Zauber hat kaum die Kraft. sie selbst
zu schützen.
Wundert da jemand über unser schlech-
tes Gewlssenl Da haben es die Juroren
leichter. Geben t5l seliger als Nehmen.
Gewiß Man erwartet trotz allem. da! unser
Geben das Nehmen ubertreffen wird. Man
investiert in uns, obwohl wir uns mit unseren
SDrtJchen und Amuletten blamieren. Man
gibt uns Vorschuß und hofft. daß wir noch
zur rechten Zeit das neue Abrakadabra
finden werden. Und man will nicht wissen,
ab es noch eine rechte Zeit gibt.
Ein so unökonomisches Verhalten. stelle ich
mir vor, muli den Verantwortlichen, die bei
einer Preisverleihung über immerhin für uns
nicht unbedeutende Mittel verfugen, schwer
auf der Seele lasten.
Die Werke. die mit ihrer Hilfe entstehen,
werden mehr oder weniger bedeutend sein.
Wir werden bestimmt unser Bestes tun, aber
wir können nicht einmal voraussagen. ob
das Beste gut sein wird.
Vielleicht wird es uns gelingen. ihr Wohl-
wollen zu rechtfertigen. Vielleicht gelingt
es uns Sogar. eine kleine ordnung zu schaffen,
für uns und fur einige bekannte und unbe-
kannte Freunde. zu denen wir sie gerne
zahlen würden.
Wir danken Ihnen fur den Kredit. den Sie
uns gewahren.
GRAZER STÄDTISCHE GALERIEN
Das erste Halbjahr 1968
Im Jahre 1965 rief das Kulturamt des Magi-
strates Grdz zwei lnsliiuiiorien ins Leben.
deren Sinn es war. Kunst und Künstler der
verschiedensten Richtungen der Offentlich-
keit vorzustellen. In einem Gange des Grazer
Rathauses etablierte sich die sogenannte
..Ganggalerie". die dieser Tage bereits
ihre 18. Ausstellung veranstaltet und bei
Kritik und Publikum im großen und ganzen
glänzend angekommen ist. Ein in einer
einstmals vornehmen Gegend gelegenes.
vor wenigen Jahren von der Stadt ange-
kauftes Adelspalais dient seit 1966 unter dem
Namen ..Gra2er Kullurhaus" großeren
Veranstaltungen oussieliurigsrndiiiger Ari.
Dieser 1394 errichtete, prunkvoll ausge-
stattete Bau behndet sich derzeit noch ln
relativ verwahrlostem Zustand. wird aber
Schritt um Schritt inslandgesetzt und soll
in ridil-iei- Zukunft die gesamte Grazer städti-
sche Kulturverwaltung beheimaten. Ein klei-
ner Festsaal ermögllchi auch die Abhaltung
reoräsentatlv-gesellschaftiicher Veranstaltun-
gen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die
Ausstellungen. die im ersten Halbjahr sowohl
in der Ganggalerie dis auch ini Kulturhaus
zustande gekoinrnen waren; die Ganggalerie
dient widrnungsgeindß der Präsentation des
Werkes ganz iunger Künstler. die noch nie
ausgestellt hatten, und will diesen jungen
Menschen eine erste ernsthafte Chance bie-
ten. sich der Kritik und dem Publikum zu
stellen.
Das Jahr begann mit der Präsentation der
Einreichungen die Gestaltung einer
"Grazer Mappe". der ein Wettbewerb
zugrunde gelegen war, den das Kullurclmt
im Rohrnen des alljahrtich zu vergebenden
Kunstförderungspreises veranstaltet hatte.
Als Preisirdger ging mit Abstand Michael
Coudenhave-Kalergi hervor, in dessen Blat-
tern sich skurrile Elemente mit Humorigern
und Dämonischem verbanden. Von Ende
Marz bis Mitte April sieiile sich der iunge
Maler Franz Macher mit abstraktiven Aqua-
rellen vor. ihrn folgte seine Frau, Kristina
Kornfeind, in deren Werk sich bei ähnlicher
Grundhaltung in der Umsetzung von Um-
weltsmotiven in gewissem Maß folkloristische
Elemente der burgenIdndlsch-kroatischen
Heimat bemerkbar machten, Van besonderer
Begabung isi Renate Schwarzbauer, Absol-
ventin der Grazer Kunstgewerbeschule. die
auf das reizvollste Surreales mit Dekoratlvem
verbindet. Derzeit stellt ein IUHQEF Grazer
Architekt namens Ludwig Freidinger seine
.,Grazer Impressionen" aus Federzeich-
nuriqeri. die nur auf den ersten Blick an
Karikaturen erinnern. in Wirklichkeit aber
sehr tiefsinnige. humoristisch verbrämte Analy-
sen von Groze Situationen und Problemen
darstellen. Freidinger ist als Illustrator ein
Talent. das hinsichtlich seines inneren Ge-
fälles ohne weiteres mit Kubin und Fronlus
verglichen werden kann.
Das Kulturhaus begann sein Jahresarogramm
mit einer Photonusstellung. deren Thema
sud- und oststeirische Burgen waren. Autoren
der Photos sind zwei junge Männer, Hack-
stock und Bauer. die mit viel Liebe bemüht
waren, in lopograohischer Weise den der-
zeitigen Besiond an gefahrdeten und ver-
fdlieiien einschlägigen Bauten festzuhalten.
Diese kleine Ausstellung war ein unerwarteter
Publikumserfolg, sie wurde bei nicht einmal
dreiwöchiger Laufzeit von über 1200 Per-
sonen besucht. Ein Beweisdafür. wie brennend
aktuell dieses Thema in den Augen der
kulturinterssierten Bevölkerung ist. Eine
große Resonanz fand auch die Ausstellung
von Gemälden und Zeichnungen der in der
Zwischenzeit nach Wien abgewanderten
Malerin Dina Larot. deren Portrats, Figuren-
kompositionen. Landschaften und slilleben
selbsi von den Radikalen unter den krilikern
positiv gewertet wurden. Frau Ldroi wird
mit dieser Ausstellung im kommenden Herbst
nach Florenz gehen.
21
Zwei bekonnlen kroatischen Malern. vtE-
koslav Bresic und Liuba skrniug. wdr die
nochste Ausstellung gewidmet Beide Künstler
kommen von der ,.Neuen Sachlichk. her
und malen in düstersien Farben die Trost-
iosigkeii der Großstadtperipherie CluS eineiri
Geiste verbitterter Melancholie.
Ab Mitte Juni koin die ..Künstlcrgruppe
Sctilafi Parz" zu Worte. eine Organisation.
die in gewisser Hinsicht rriii dem crdzer
"Forum Stadtpark" verglichen werden kann.
Besonderes Aufsehen erregien die Appara-
turen des Grazers Eduard Hänggl. wahrhaft
teuflische Llcht- und Lärmerzcugcr. zusam-
mengebastelt dus Waschmaschinen. Staub-
sdugei-n und anderen einschidgigen hrius-
haltstechnischen Objekten, und ihr Sinn ist,
dem Groflstüdter die Gefährdung durch
optische und akustische Uberreizung vorzu-
führcn. Ernst Koller
"ROMANTIK UND REALISMUS IN
ÖSTERREICH"
wie schon im vorigen Heft Nr. 99 ange-
kundigi. fand voni 1a. Mdi bis 14. Oktober
in den residiirierien Salen iiri Schlot Luken-
burg die Ausstellung .,R0mantlk und Realis-
rnis in Österreich" statt. Der Ort schien dazu
wie geschaffen, isi doch gerade Laxenburg
rnii seiner Franzensfestung gewissermaßen
ein Kristallisationspunkt der Kunst des fruhen
19. Jahrhunderts unseres Landes, B01 den
gezeigten Exponaten, die niil onderen dus
deutschen Landern stammenden Bildern
bereils vorher .n zwei Aussiellungen iin
Germanischen Museum in Nurnberg zu
sehen wiiren. hondeil es sich allerdings
durchwegs uin Bestände aus der deutschen
Privalsarnmlung Georg Schdfer Schwein-
furii. Die Kollektion zeigte Beispiele. die bei
Heinrich Fuger. Johann Peter Krafft und
Albrecht Christoph Dies beginnen und bis
zu Eugen Jettel, August von Peiienkofen und
Aiberi Zimmermann reichen. Dazwischen
gibt es fast alle bekannten und beruhinien
Narnen zu nennen. Von den zss Objekten
woren besonders die Graphiken der Ro-
rndriiiker sehenswert, während die Arbeiten
der späten Periode diireh gute oigerrioide
von Schindler. Pettenkofen und besonders
Jettel vertreten wdreii. Hier sourle man schon
ganz die impressionistische Auflosuna. und
in diesem sinne waren die Bilder der Letzt-
genannten fur den Ausktang des Realismus
beispielhaft. von den berühmten Romantikern
wie Koch, Overbeck. Pforr u. a. waren neben
verschiedenen schwachen Leistungen einige
wesentliche Bilder zu sehen Das Biedermeier
war. bei zdiilennidßiger Starke. leider nicht
rritt seiir guten Exemplaren vertreten.
Der prachtvolle, über 350 seilen slorke
Katalog, der alle ausgestellten Werke zuin
croiiieii in fdrbigeii Abbildungen oufweisi.
bringt einige interessante mit dern Thema
in Zusammenhang stehende Essays van
bekannten Kunstwissenschaftlern Kurze Bio-
graohien und vor allem bibliographlsche
Hinweise machen diese Publikation zu einem
werivoilen Nachschlagwerk. A. v.
WER KENNT DIESE KLEINPLASTIK
Die abgebildete Kleinplastik wurde uns dus
sukoresizugesehieki.siesieilidieArbeiieines
jungen wiener Künstlers dar. der damit
urri 1924 zu einem in Wien dnsdssigen. dus
Kronstadt stammenden ciener namens ldvo
kam. Der Künstler sagte. er sei ein Schüler
von Brdrieiisi. Ein Guß der Bronze befindet
sichineiner Bukarester Sammlung. der andere
soll beim Gleflersein. In Bukarest mochte man
dem Objekt einen Namen geben und den
Künstler identifizieren. Wer darüber Auskunft
geben kann. möge die Redaktion benach-
richtigen.
21 Modell des Neubaues der Höheren
graphischen Bundeslehr- und Versuchs-
anstalt in Wien XIV
DlE NEUE "GRAPHISCHE" VOR DER
ERÖFFNUNG
lm Herbst dieses Jahres wird das neue Ge-
bdude der Hoheren Graphischen Bundes-
Lehr- und Versuchsanstalt wieii XIV GLV
rlich erdnriel und seiner Bestimmung
ubergeben. zur gleichen zeil begeht die
Anstalt die Feier ihres ßüjahrigen Bestandes.
Wlssenschafllich-technische Interessen auf dem
Gebiete der Photographie und der Repro-
duktlonsverfatiren führten 1888 zur Grün-
dung einer Forschungs- und Ausbildungs-
stätte für diese Fachgebiete. Der Initiator
und erste Direktor. der weltbekannte Photo-
chemiker J. Eder, vermochte dem neuen
Institut, dem ersten seiner Art in der Welt,
durch wissenschaftliche Arbeit und Gediegen-
heit der Ausbildung internationalen Ruf zu
verschaffen.
Nach wenigen Jahren wurden eigene Ab-
teilungen fur Gebrauchsgraphik und fur das
Biioh- und Illustrationsgewerbe angegliedert.
Damit waren alle Gebiete des graphischen
Schaffens unter eineni Dach vereinigl.
Eine reichhaltige Fachbibliothek mit rund
25000 Titeln und über 130 Fachzeitschriften
sowiehistorischeSammlungensteheriSchülern,
Lehrern und Fachleuten aus aller Welt zur
Fortbildung und Information zurverfugiing.
Die großzügig ausgestatteten Lehrwerk-
statten und Laboratorien. die hellen und
modernen Ateliers. Klassenzimmer und
sonstigen Unterrichtsräume des Neubaues
ermöglichen eine gediegene und den neu-
zeitlichen Anforderungen entsprechende
praktische und theoretische Ausbildung
die zahlreichen Speziallaboratarien der
Versuchsanstalt geben die Gewähr fur eine
ausgedehnte wissenschaftliche Tätigkeit.
Schlulä S. 5B
lREFLEXE
Chronik des österreichischen und Österreich betreffenden Kunst- und Aumellurigslebens
Anfang Mai bis Anfang Juli 1968. Mit Nachträgen. Zummmengdellt von Dr. Ernst Kölllr.
Redaktionschluß 7. Juli 1966. Nur iene Aumellungen und Veranstaltungen konnten berück-
1ichtigt werden von deren Abheltung die Reduktion oder ihre Mi glieder verständigt worden
waren. Vollnix gkeit wurde weder erreicht. noch konnte sie angestrebt werden. Das Nicht-
uufxctteinen in dieser Chronik bedeutet also kein lndirektu Werturteil.
14. März Moderne Kunst eine Auswahl dus den Bild- und Plaslikanküufen der slddl Wien.
Neue edlerie der Stadt Linz. WolfgclngrGurllttrMuseum. Linz. Hauptplatz a.
'16. März Absenlubieier der Schulclusstellung im Ldndesmuseurn Jednneurn in erde.
1a. 'rz oskdr Bottoli. Franz Fischer skulpiur. WlenerSecession. Wien Friedridnslrdoe 12.
19. M'rz Peter Kubavsky. Zeichnungen 1966-1962. edlerie auf der siubenbdsiei, Wien
Stubenbaslel 1.
1a. April Wege und Experimente. 2a junge Schweizer Künsiler. Neue edlerie der slddl Linz.
Walfgong-Gurlilt-Museum. Die Ausstellung wurde vom 11. Juni bis 15. August in erdz, Neue
Galerie dm Ldndesmuseurn Jddnneum. gezeigi.
so. Ap Gerhort Moswitzer, edlerie im Griechenbeisl. Wien I. Fleischmarkt 11.
27. Ap lrmd Tdledd. edllerid d'Arte ..Il Semaforo". Florenz.
AnfangMa eerbdrdedrsienduer.DnkumenidiienderAusslellunginderedleriewelzsdlzburd.
Sigmund-Haffner-Gasse 16.
s. Mai Dorothee Kdelle. Graphische Gedichte. Kleine edlerie. Wien VIII, Neudeggergdsse e.
l-leide Wdgner. sdnderdussiellung des Nb, Ldndesrnuseums. Wien l-lerrengdsse 9. Ebens.
Erikd seirbiier.
äwirklichkeiten" Herzig, Jungwirth. Koscherscheldl. Pdngrdiz, Ringel, Zeppel-Sperl, Wiener
ecesslon.
-6. Luis sdmmer. erdz. sdldn uluh prdskd 4. zdgreb.
Künsiler und Tnedler vdn der BoroCkZeiI bis zur Gegenwart. Wien. Kleine edlerie.
Bertrclm Castell, Gerhard Langthaler. edlerie Tdd. Wien 1. Josefsplatz
Uniin-Frof, eerndrd Frdnz Sprach über ,.vdn Persepolis bis zum lslom iranische Kunst.
ihre Traditionen und Ausströmungen. erde, Alte Technik.
10. Md Rudolf Szyszkowitz. erdz. Neue edlerie dnn Landesmuseum Joclnneum.
Sezessi erdz, Jahresausstellung im Künstlerhaus erde.
11. Md Angela Mödling. ..Antipop", edlerie c. erdz. spdrgdsse 23.
1A. Müll Dr. Dietrich Mdnldw Nürnberg sprdeb über .,Dds Werk oskdr Schlemmers". erde.
Alte Technik.
Frühiahrsousstellung der Gesellschaft bildender Künstler Wlens. Wien Künstlerhaus.
Verlon sloplMonlage-pointing1966 e19ee. edlerie Dr. eedrg Fiselinbi Wien I. Riemergasse14.
Unim-Prof. Dr. Rupert Feuchtrnüllersprach über ..Wien ein Zentrum der Romantik". Wiener
Kuliurkrels, Universität Wien. Auditorium MClXlmlJm.
Josef srnwdrz. Tirbl Graphik. Internationaler Kunstlerclub, Wien I. Josefsplotz
Indischer Tanzabend Riilid Devi. erdz, Strauchergasse 32.
Die Studenten des Kunslhistorischen lnsiiluls der Universität erde bdlen zu einer Keller-
Pd ins Forum Stadtpurk.
Edi dn Hansjorg Moyer. edlerie Werksldii Breitenbrunn, Eisensiddier Straße sd. Burgenland.
1a. Mai Elisabeth Hajdu Aquarelle und Federzeichnungen dus Griechenland; Walter
Brauer, thos und Federzeichnvngen. Linz. Galerie Cenlral. Ecke Rudigierstraße-Landslruße.
Polle sen. Neue Galerie am Landesmuseum Jonnneum. Graz. Neutorgosse 45.
22. Ma Anton Walzl, Graphik Mappenwerke. Linz. MAERZ-Gcllerie am Taubenmarkt.
ZÄ. Mal. Franz Pötsch. Helmut Gsöllpointner. Graz. Galerie 16, Schörgelgossc 16.
Hubert Aratym Ölbilder. Aquarelle. Tclpisserien. odlerie Peithner-Lichtenfels. Wien l.
Scilergasse 16.
25. Md" Edudrd l-tänggi. Metallplastiken. Institut rrdnrdis de erdz, Rcldetzkystraße s.
2a. Mali Wclldorf. erdz, Forum Stadtpark.
Clvelmut l-ieuberger. Ölbilder Mischtechniken zelennungen. Galerie Peiinner-Lirnieniels.
ien.
Heinz Peter Meyer. Mdlerei und Graphik. Villacher Rathaus. Pdrdeelsussddl.
Juni Arnulf Rdiner. FrankfurtlM.. Galerie Steinbacher-Hohl.
4. lu l-leinz Bren. Ölbllder und Steindrucke. Wien. Kleine edlerie.
6.Junl Dr. l-lerberl Wdlrgdng Keiser Ldndesmuseurn Olctenb rg sprdeli über ,.Ludwig
Münstermann und der europäische Manierismus". erde. Urliversi
i-ldns Fronius. eemdlde. zeiennungen und Druckgraphik. sdleburg, edlerie Welz.
7. Juni Gaslausstellung der Künstlergilde Esslingen. erdz. Künstlerhaus.
Henry Moore. erdz. Forum siddipdrk.
B. Ju Eröffnung des Atelierhouses in Neumorkt an der Raab. Burgenland.
10. Jun Krlstina Karnfeind. Franz Macher. Aquarelle. Wien I. Bclnkgasse 1lI.
11. Jun Dr. Wolfgang ElftSlhlJGEh sprach über "Maximilian Welsch und seine Bedeutung für
die deutsche Barockkunst". Graz. Universität.
Die Entwicklung der Wiener Schule. Wien l. Künstlerhaus.
Neue englische Druckgraphik. erde. Leechgasse 24 Kdin. Hachschulgemeinde.
Klaus Reisinger, Graz. Graphik. Linz. MAERZrGaIerie am Taubenmarkt.
Hubert Schmid Krems und die Wachau. Wien. Kleine Galerie.
17. Juni Gregor Traversa. Zeichnungen. Galerie "Die kleine Weltlaterne". Berlin 36,
Friedrich SchröderzSonnenslern. Forbstlftmalerei und Bleistiltzeichnungen. Wien. Galerie
Peilhner-Lichtenfels.
Eröffnu der Galerie Clemerlline in Annenheim am Ossiacher See.
1a.Jun Kerdmiken von Kurt Ohnsorg Wien und Lubbr Tehnik Prdg. Österreichisches
Museum für angewandte Kunst. Wien Sluberlring 5.
Peter Kdlivddd. erde. Fdrum Stadtpork.
Prof. Dr. Fritz Arens Univ. Mainz SpFOCh über ,.Neue Forschungsergebnisse zur BQIJ- und
Kunstgeschichte des Mainzer Domes", Graz. Universität.
'12. Juni dietrich mclus. Wuppertal. zeichnungen und lithogratien. Galerie Werkstatt Breiten-
brunn. Burgenland.
25. Juni" Kulturprelslräger des Landes Niederösterreich 1969. Wien. Nö. Landesmuseum.
26. Junl. Frühes Graz. Archäologische Funde aus vier Jahrtausenden. Ecksclcll des Ioanneums.
Grau-Neutorgasse 45.
Meisterzeichnungen der Alberlina Studie. Skizze. Entwurf. Wien I. Augusiinerstraße 1.
27. Jun' Künstlergrupoe Schlot Pclrz. Graz. Kulturhaus, Elisclbethstrulle 30.
3. Juli Anton Lehmden. Gemälde. Aquarelle, Zeichnungen. Salzburg. Galerie Welz. Im
Souterrain Ausstellung der Schrott-Drucke.
Ä. Juli Der Baum. gesehen von zeitgenössischen Künstlern. Sallburq. Pavillon des Zwergl-
guriens.
5.11; Plastiken und Objekte. Wien. Museum des 20, Jahrhunderts.
6.JuI1. Joachim Hümmerle. Saulgau BRD Graphik Josef Bauer LinzlDl Modelle aus
Glusfber und Holz.
B. Jll Von Steirlwondner zu Stenvert. Wien. Galerie Peithner-Lichtenfels.
PERSONALIA
6. Juni Hochschulprofsssor Arch. Norbert Schlßinger wurde 60 Jahre all. Sein jüngstes Werk
ist die Gestaltung der Picasso-Austellung im Osterreichischen Museum für angewandte Kunst.
1935 errang er den 1. Preis für ein "Denkmal der Exekutive". seine Konkurrenzenlwürfe für
dds Amtsgebäude dm sdlliiduspldlz wurden preisgekrönt. In Brüssel wurde er mit dem "Grund
Prix" der EXPO 1958 ausgezeichnet. 1959 zum Profssor c. ernannt. wurde Schlesinger 1963
ordentlicher Hochschulprofessor seit 1959 leitet er an der Akademie für angewandte Kunst
eine Meisterklasse für Architektur. Der Jubilar hat sich besonders als Gestalter von Großnus-
Stellungen bewährt. Unter anderem oblag ihm die Gcsamtgeslaltung der Außenstelle Petronell
des Österreichischen Museums für dngewdndie Kunst.
12. Juni Akod. Maler und Graphiker Prof. Josef Seger vollendete das 60. Lebensjahr. Er wor
Schüler von Cossmann. Schmutzer und JungWirth und ist seit 1935 an der Graphischen Lehr-
urlct Versuchsanstalt in Wien tätig. Seger bewährte sich als Wandgestcllter in modernsten Tech-
niken. seine Volkstümlichkeit verdankt er der "Trachten-Serie" der österreichischen Brief-
marken. Auch Briefmarken des Fürstentums Liechtenstein stummen von seiner Hand.
29. Juni Reg.-Rat Frei. Rernigius Geyling beging seinen 90. Geburtstag. Er ist dds einzige nbeh
lebende Mitglied des Kreises um Klimt und war eng mit Alfred Roller und Josef Hoffmann be-
freundet. Als Vorstand des Ausslottungswsens clm Wiener Burgtheater hat Geyling sich un-
vergüngliche Verdienste erworben. 308 Mappen mit 1028 Dekorationsentwürfen. 882 Figurinen-
Zeichnungen, 36 Dia-Bilder und 168 Grundrißzeichnungen aus seiner Hand befinden sich im
Besitz der Theater-Sammlung der Österreichischen Ndlidndlbiblidiiiek. Der Jubildr genbr
dem Künstlerhaus seit nicht weniger als 67 Jahren an.
1.Juli O. Prof. Dr. techn. Helmut S. Keidel. derzeit Dekan der Fakultät für Bauingenieur-
wesen an der TH Wien. wurde 60Jahre alt. Studicn- und Berufsreisen führten ihn in alle Welt
in Mexico plante er Lcindsitze und Einfamilienhäuser. in Mexico City entwarf er das Cotlegio
Humboldt. trat auch als Stüdteolaner und Verfasser von Fachliteratur hervor. Zahlreiche
Bauten in Salzburg. Tomsweg, Mexiko usw. wurden von ihm errichtet. Als Ordinarius wurde
er zum Nachfolger von Prof. H. Pfanr- bestellt.
58
AUS DEN MUSEEN
Wilhelm-Lehmbruck-Museum. Duisburg
Noch vierjährigern Bslehen und Einzel-
uusstellungen ausländischer Bildhauer zeigte
das Wilhelm-Lchmbruck-Museum erstmalig
vom 29. Juni bis 22. September 1968 in der
Halle und auf dem Skulpturenhof JUNGE
DEUTSCHE PLASTIK.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne
Bevorzugung bestimmter Richtungen wollte
die Ausstellung einen Einblick geben in das
vielseitige, gewiß in clll seinen Schattierungen
aktuelle bildhouerische Schaffen unserer
Tage. In etwa 150 Arbeiten von S0 Künstlern
wurde eine Vielfalt ausgebreitet. die von
Arbeiten aus erprobten Werkstoffen bis zu
vorgefundenen Materialien und Dingen und
von strengen statischen Zeichen über be-
wegliche oder vom Licht bestimmte skulp-
turale Erscheinungen bis zu einer fast er-
schreckenden Gegenständlichkeit und von
Pop-Ideen bestimmten Schöpfungen reicht.
Junge, ihren Weg antretende Bildhauer
gaben sich ein Rendezvous mit Künstlern.
deren Nomen man kennt und deren Kunst
durch ulle Wandlungen hindurch jung
blieb.
Staatliche Museen zu Berlin. Kupfer-
stichkabinett
Im Berliner Kupierslienkdbineii wdr bis
zum 2a. Juli die Ausslellung iiHerbert sdnd-
berg 40 Jahre Graphik und Satire" zu
sehen. Ab 14. August zeigte das Kupferstich-
kdbineli der Staatlichen Museen zu Berlin
bis okidber 191.9 Druckgraphik und Zeich-
nungen von HANS GRUNDIG. dessen Todes-
idg sich drn 11, sepiember zum 10. Mdle
jährte.
Museum des Kunsthandwerk Leipzig
Dds Museum des Kunsthandwerks in Leipzig
erdssimuseum zeigte vdm Juli bis August
196.9 die sdnderdussiellung ..Der gedeckte
Tisch". Die sendu brachte dnregende Bei-
irdge zur Pllege neuzeitlicher Wohnkultur
und zahlreiche Beispiele historischen Tisch-
gerd Im SeptemberlOktober diesa Jahres
ist eine Ausstellung unter dem Titel Der
künstlerische l-londeinband der eegenwdri
in der DDR" und eine Sonderschclu ,.Ru-
rnänische Tapisserien" zu sehen.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Ausstellungen lulilAugustlSeptember 19613;
14. Juliris. Oktober 196a. Albertinum.
Tneeder Rdseniiduer Malerei; bis 25. Au-
gust 196a. Albertinum. Joseph Anton Koch
Zeichnungen lunilluli 19169. Zwinger.
Hans Steger Pldslikl. Gedächtnisausstellung.
11. August bis 20. okidber. Albertlnum.
Armando Pizzinato Malerei; 3. November
bis 31. Dezember. Albertinum, Serbische
Mdlerei zwischen den Welikriegen Lelngdben
des Nnlidndlrnuseums Belgrad .11, sepiember
bis 31. Dezember. Albertinum. l-ldns erundig
Graphik und Zeichnungen; 15. okidber
bis 31. Dezember. Kupferstich-Kclbinetl.
Dresdener Zeichnungen 15504650; 27. ok-
tober bis 31. Dezember. Albertinum. Korel
Swolinsky erdpnik Lelhgclben dus Olmout.
cssR
Galerie Welz Salzburg
3. Juli bis 4. August. Anton Lehmdert.
Gemälde, Aquarelle. Zeichnungen. im Sou-
terrain. Ausstellung der Schrott-Drucke s. Au-
gUSt bis 15. September. Meister des 20, Johr-
hunderts 13. September bis 20. Oktober.
RudolfHradll. im Souterrain. Norbert Drexel.
Zeichnungen; 23. Oktober bis 24. November.
Dekorative Graphik; 27. November bis
31. Dezember, Weihnachtsclusstellung.
NEUE WEGE EINER KUNSTHANDELS-
ORGANISATION IN MÜNCHEN
Unter dem Ndmen ..ARTIA" ndi sich in
München ein Institut zur wissenschaftlichen
Bestimmung und Konservierung sbwie zum
treuhondischen An- und verkdui vdn Kunst-
werken etabliert.
Dds Treuhandverfahren beim Verkauf vbn
Kunstgegenständen ist bemüht. dem ver-
käufer die beste Absdtzmoglichkeit für seine
Wdre zu bieien, wobei es neben der Er-
zielung höchstmöglicher internationaler Preise
dui Diskretion bei der Abwicklung ankommt.
Die "ARTIA" isl vornehmlich bei der EX-
penislerung und Bestimmung von Kunst-
werken um ein Maximum cln Sicherheit
und Seriosität bemüht. Mddernsie Unter-
suchungsverfahren werden in Zusdmmen-
arbeit mit einschlägigen lnsliiuien dnge-
Wendet. um dueh dem Käufer beim Erwerb
mit hundertprozentig sicheren Informationen
dienen zu können. Selbstverständlich kdmrni
auch den rein kunsthistarischen Methoden
Formanalyse und slilkrllik eine ebensb
grdße Bedeutung zu. in diesem Sinne ver-
fügt dds Institut über die jeweils neuesie
kunstwissenschaftliche Literatur. Die Instituts-
drbeii bdsierl prinzipiell dui dem System des
Tebmwdrks. dben werden OUCtt inierndiidndl
dnerkdnnie Experten nerdngezbgen. fur
deren Gutachten dds Institut in gewissen
Rahmen edrdnlien übernirnmi. Ein wichtiges
Arbeitselement lsi Ouch das Erstellen hieb-
und stichfester Schätzungen. Ein Kundenbüro
liali den Kdnidkl mit sdmmlern, Händlern.
Museen und Fachinslituten aufrecht.
Ernsi Köller
EINE IMPORTANTE AUKTION FRI
MEISSENER PORZELLANE IN GE
Am 7. Juni fand in Genf eine Auktion
Melßener Porzellans statt Das wellbel
Auktionshaus Christles, Mclnson andl
in London veranstaltete zum erstenm
dem Kontinent eine Versteigerung urlc
dazu alle internationalen Interessante
geladen. Ein vorzüglicher Katalog.
Sprachen ubgefaßt, der 36 Tafeln dl
Nummern enthielt. war erschienen,
Die Kollektion. aus könlglichem
stammend. War schon im 18. Jahrh
durch die Heirat einer Enkeltochler
des sidrken mii dem König von
noch Italien gelangt. Die meisten
aus der frühen Meißener Periode
aus dem Japanischen Palais in Dr
Kein Wunder. wenn man bei dlesel
venlenz auch enorm hohe Preise bezahl
Außer einigen französischen Porze
der Manufaktur Chclntilll. Salnt
waren auch etliche Japanische Porz
clus Arita usw. beigegeben. die im 1B.
hundert besonders beliebt Waren un
Meißener Künstlern als Vorbilder
Den größten Teil jedoch nahmen Porzl
meist Geschi e. aus der Frühzeit der
fclktur ein, die heute zu den begeh
und teuersten Objekten zählen. Selh
japanischen Gschirre in Kokiemor
brachten hohe Preise. Im Katalog
zwei sitzende weiße Chinesen in dl
der Blance de China-Figuren als B1
Erzeugnisse ausgegeben. Um diese
bei den Fachleuten ein großes Rätsel
schließlich ließ diese ein englischer
für 1600117 bzw. 18000w DM
Er wuBte, daß es sich bei den Arbeite
äußerst SEIIETIE Chontilli-Stücke hl
Flakons clus der Frühzeit der Erli
Meillener Manufaktur. die aus einf
braunem. sdgendnnlem BöItger-Ste
waren, brachten 6000." bis BOOOr
pro Stück. während die ersten
Pdrzelldne vdsen mit dusgeiegien Il
rons sowie Blättern und Blüten m. die
lich noch ohne Schwertermclrke
DM BOOQH bis DM 10000. erzielte
Den Höchstpreis erzielten zwei
seltene vdsen mii der August REX-l
in Trompetenform und mit zwei I'll
in Form von Elefantenköpfen. Ihre Ben
war in Unlerglosurblau ehemals im
nischen Palais ein englischer Hi
sicherte sie sich für DM 85 000.-.
weitere Vasen in Bdlusterforrn. glel
im chinesischen Stil. kobaltblou
gingen für DM 52000.- in den Schi
Handel. Der Münchner Kunsthandel
sich eine schone Porzellankanne mit
tiertem Porzellandeckel und farbigem
in Kclkiemonslil für DM 10 000, Sichel
zwei zehneckige Schalen in farbiger
kiemdndekdr wdren sehr geschrnal
Ihre Innenseiten Waren mit Chinesen
Sie erzielten DM17 000. bzw. DM Zlif
Ein deutscher Händler kaufte eine
Deckeldose mit Hclfenlandschaften ll
von Hörold für DM 30007. wahrem
Kaffeekanne, birnenfärmig und rEic
Chlnoserien von J. G. Horold bema
DM 1B 500, noch Amerika ging
gleiche galt zwei besonders schon
Chinesen von Hörold bemalte hohe
lassen mit Untertassen. von denen eir
für DM 22000.? noch New York.
dercs für DM 20 000.- und 16000.-
Englond bzw. in die Schweiz zugescl
wurde. Eine Teekanne mit Deckel
reichern Dekor mit radierten Chi
von denen wir auf Grund der letzlel
schungsergebnisse Dr. Ducrets in
Wissen. dall diese von dem in Aug
dnsbssigen Hausrncller Abrdlidrn
stammen. brachte DM 70007. Eine
Kaffeekanne wurde für DM 10000
kauft. Diese Stücke zahlen heute zl
begehrleslen Sammeloblckten.
Die leizie Nummer des Kdidldges
eine kleine Terrine rnll zwei kleinen
keln ols Deckelknopf diente ein hock
ese, Dazu gehorle eine passende
schussel. Alle Teile waren mit feinster
mit farbigen Chinoiserien aus der Hcln
J. G. Hörold bemalt. Kein Wunder. dc
dieses Stück ein heißer Kampf entbrl
für DM 11500.? konnte es schließlic
Anliques Porcelclirle Compllrty in New
erwerben,
Bei der Einmaligkeit und Seltenhei
Stücke waren die. wenn auch zurr
sehr hohen Preise doch gerechtfertigt.
DIE NEUE "GRAPHISCHE"
Fortsetzung von s. 57
Die Eröffnung des neuen Hauses Wird
Oktober erfolgen.
In keiner dnderen Ausbildungsstätte
dem Studierenden in so günstiger
möglich Sein. neben seiner eigenen
ausbildung so viel über verwandte
gebiele zu errdliren. Im neuen Hde
"Graphischen" ist man für die vielfi
Zukunftsaufgclben beslens geriisiei.
bevorstehenden Eröffnung dieses
Zentrums für die österreichische
grclphie. die Gebrouchsgraphik um
graphische Gewerbe erhält nicht nur
reich, sondern auch Europa das mpd
Institut dieser Art Abb. 21.
rxuu upnn IXMll1ulll1ll1lal-l-
ÄEUM. Wien. 177
DOROTHEUMWien. sso 140051001511011 0010 111-21 100119501014 1401010011010105111.
6550005105000 7,000.000,-.
KaL-Nr.124Adalber1S11fler180571865, Bergsee in Os1erreich, S1gn, u. da1. 5110er
1837 ÖllLwd, 35 X46 cmScha1zwerIS 90.000,7.Ru1'S30.000. Me1slbo1 70,000,
KaL-Nr 170 Bal1hasar Wigand 177171846. Ans1ch1 von Dbblmg und W1cn. Sign.
Gouache au1Pap1er, X13 crnSchalzwer1 S12 000. Ruf 4000. äMeislbol
S1
KaL-Nr. 232 Russische Ikone Geburfder Go1lesmu11er. Dic Kompos111cn1s1der Lilurg1e
für den 8.Scp1ernber enmornrnen. S1roganov-Nach1o1ge. 17. Jahrhunderl Mmialurhafle
fe1ne Qual11a1,2723 cm Schü1zwer1 20.0007 Ruf 7000,7; Me1s1b01 11,000,
Kot-Nr. 238 Mazedomsche Ikone Quelle des Lebens. Die GoHesrnuHer m11 dem
K1nd auf einer Brunnenschale silzend. aus der das Wasser des Lebens in e1n Becken m11
Frschen s1rorr11. Ge1s1l1che und wel1liche Wurdenlrager schopfen Wasser aus dem Becken.
Es handell s1ch um e1ne 1konograph1sch 0005m sel1ene Darslellung, 1B, Jahrhundert
36X31 cm Schalzwerl 10.0007. Ruf 3500,71 1'v1eis1b01' 10 000,
Ka1.-Nr.299 Egon Schiele 18907 1918, Kauerndes Mädchen mi1 Hunden 1m Schoß,
S1gn. Sch1ele; um 1910. Kre1de und Aquarell auf braunem Pap1enl1ix30 crn Scha11wer1
120.000,7, Ru1" S0.00O,7Meislbo1S 50.0007.
Kot-Nr. 908 Louis-XVlßSchale mi1 Unlerfasse; zylindrisch, Kup1crlus1erfond, Vasen-.
Akanlhusranken- und Palmenendekor in Galdreliefbernalung. cm. All-Wien. blauer
Bindenschlld, 1796 Schalzwerl 9000, Ruf 3000, Me1s1bo1 7500.-.
KaLVNr. 915 EmpireeKaßeeschale m11 Un1er1osse; zylindrisch. Fond 11ch1gr0n und weiß
m11 Ydornamenlen in rechlecklgem Bildfeld bun1 gemalle Ansichl der Pruler-Haupl-
allee, H. cm. All5W1en, blauer Bmdenschiid,1B07Schd1zwer1'S12.000,71 Ru1S4000.
Me1s1bo1 7S00,-.
15
SOTHEBY, London. Auk11on vom 23. Apr1l 1968. Gemälde. Zeichnungen und Keramiken
des Z0. Jahrhunder1s. 47 Kcnalognummern. Gesam1ergebn1s 813,500 öS 518775007,
1501-511. 17. 11001 15155. 11000110111. 5100, 001.. 14155 1927.13. o1 001 c01001-0110 001
1011, 3755552 510. 005 351110105 0510110 5.511 1551-5115 111 111511151511 111-10015010011000511
0110 WG! 1901 110 51505110 1110550111 111 7511151510001 00555515111. 1715151001 15,000
0s1.040.o00,5.
1501-1511. 23, Pablo P1505510. 1.0 11011115 05 10 C115. 05111011 111 P0115 im P5001100 1912
010070,. 90x71 5111. A050 015555 051110105 WGV 0515115 1m 055111 1051115151 05150011151
Sammlungen. Nach den Bildern der blauen und rosa Periode erzielen d1e der ers1en
1500151155050 P0055 0555511 015 11051151511 1115155, 015 101 051110105 P1505505 0510011 051-050,
M51511551; 12s.0o00s 13125000-1. SOTHEBY. London, 11
Aukhon vom 24. April 1968. lmpressionislische und moderne Gemälde, Zeichnungen
und Skulpluren. 148 Kolalognummern, Gesamtergebnis 21.288.000 oS 83,720 000,
10 KalßNr, 131 Georges Braaue. Hommage J. S. Bach, S1gn.' Braque. Gemall 1m
Frühling 1912 H1 Paris. ÖllLwd. 535x725 cm. Bei diesem Gemälde handell es sich so
wie bei dem vorhergehenden um ein sehr bezeichnendes Hauplwerk des ruhen Kub1smus.
Das B1ld wurde im Laufe der Zei11n weleri Ausslellungen geze1g1 und in zahlremhcn Publw
kahonen verölfen111ch1.Meis1bol 2111000 öS 7.475.000,
Aukhon vom 17, Mai 1968. Kon11nen1ale Möbel. 107 Kalalagnummern. Gesamt
005011151 200,380 05 13.024.700, 1.
11 Kc1-Nr. 54 Zwei venezianische Schränkchen, mi1 bunlen Blumen auf blaflgrimern Grund
bemall", vergoldele 9555111111115 1101111100950 0110 Ornamente. M015 1B. Jahrhundert
76X53X40 cm. Zusammen milden beiden kleinen Küslen wurde e1ne auf glmche We1se
dekorierle Kommode vers1e1ger1. Das Meistbat beziehl sich auf alle dr51 Slücke. Mc1s1bo1
5.000 05 32510007.
11
59
liagraphie zur Kunstgeschichte des 19.
Jahrhunderts. Publikationen der Jahn 1940
bis 1966. zusammengestellt von Hilda Ltatz-
moiut. mit tteteroten von K. Lankh
F. Novotny und tt. a. svers. studiert zur
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts. Bd.
Forsetiurigiuiiternetimon der Fritz-Thynan-
stittung, Arbeitskreis Kunstgeschichte.
Prestel-Verlag 1968. 234 Seiten und
Abb.
Der Arbeitskreis ,.Kunslgeschichte" der
Fritz-Thyssen-Stiftung hat sich die Erforschung
der Kunst des 19. Jahrhunderts zur Aufgabe
gestellt. Vier Bände aus den Jahren 1965-1963
zeugen von dem intensiven Bemühen. Licht
in das Dunkel des uns so nahen Jahrhunderts
zu bringen.
Der letzteischienene Band. die Bibliographie
zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.
kann als eine Fortsetzung des ersten gesehen
werden. Ging es dort in Vorträgen und
Diskussionen über das Thema "Historismus
und bildende Kunst" darum. einen Standpunkt
zu finden. van dem aus die vielfältigen
Kunsterscheinungen des letzten Jahrhunderts
gesehen werden können. so will der jüngste
Band der Reihe einen Uberblick geben über
das. was in dem Viertetiahrhundert seit
1940 zur Erforschung jener Zeit geleistet
wurde; zugleich gibt Hilda Lietzmann ein
handliches Nachschlagewerk.
Die Zahl von 4431 Titeln. die aus jenem
Zeitraum über die Kunst des vergangenen
Jahrhunderts festgestellt werden konnten.
sollte nicht darüber hinwegtäuschen. wie
wenig das Kunstschaffen dieser Zeit bisher
interessierte es kann kaum einen Zweifel
dariiber geben. den eine Bibliographie zur
Kunstgeschichte des1B. oder 17. Jahrhunderts
quantitativ mehr zutage brächte.
Und dieses wenige sammelt sich um Schwer-
punkte. Ein solcher ist die französische Ma-
lerei. von der gesagt werden kann. daß sie
in ihrer Kontinuität überschaubar ist. auch
wenn die "Akademie" von dieser Betrachtung
weitestgehend ausgeschlossen blieb. In der
Plastik dagegen konzentriert sich das In-
teresse. wie K. Lankheit in seinem Referat
über "Den Stand der Forschung zur Plastik
des 19. Jahrhunderts" ausführt. auf l-toudon.
Schadow. Canova. Thorvaldsen. Hildebrand
und Rodtn. Dazwischen liegt unbearbeitet
das große Feld derjenigen Künstler. die das
Gros der Denkmäler und der Architektur-
plaslik des Jahrhunderts geschaffen haben
die Rauch-Schule. die mit die bedeutendsten
deutschen Plclstiker hervorgebracht hat.
Schwanthaler und die anderen Münchner.
die ganze zeitlich sehr spätliegende öster-
reichische Plastik. mit der einzigen Ausnahme
von A. D. Fernkarn. zu dem von H. Auren-
hammer eine Monographie vorliegt. Für die
Architekturforschung gibt es einen solchen
Schwerpunkt einzig in K. F. Schinkel. dssen
neuere Bearbeitung auf P. O. Rave zurück-
geht. Von dort aus gibt es zur Kenntnis der
Schinkel-Nachfolge manche Ansätze.
im ganzen ergibt sich das folgende Bild
Bearbeiter fand die Frühzeit des Jahrhunderts,
also Klassizismus Empire. Regency. und das
Ende des vorigen Jahrhunderts mit der
Auflösung und Uberwindurtg des Historismus.
dem Weg zum Jugendstil. zur Moderne.
Dazwischen ist auf weite Strecken ,.terra
incognita" Grote.
Lankheit hat sich in seinem Referat aber
nicht nur mit der quantitativen Seite der
Forschung uber die Plastik auseinander-
gesetzt. sondern auch einige Fragestellungen
aufgeworfen. die bei der Beschäftigung mit
dem 19. Jahrhundert zu bedenken sind
und dies nicht nur für die Plastik die
Qualitätsfrage. also die Verhältnisse von
Kunst und Kultur. Handwerk und Kunst-
handwerk, Kunst und Kunstgewerbe zu- und
untereinander; die Säkularisierung sakraler
Motive. der wir im 19. Jahrhundert auf
Schritt und Tritt begegnen das Problem der
Reproduzierbarkeit der Kunst und die Er-
satzstoffe der Detailnoturalismus, der gerade
in der Plastik nicht immer der Komik ent-
geht. Das sind nur einige dieser Fragen.
Die Referate von F. Novotny über ..Die
neue Literatur zu Cezanrte" und H. G. Evers
über "Gedanken zur Neubewertung der
Architektur des 19. Jahrhunderts" befassen
sich mit Einzelfragen. Novotny rezensiert
die Cezonne-Literatur seit etwa 1950. wbh-
rend Evers die Frage nach dem Umfang des
Kunstgeschichtswürdigen in der Architektur
des 19. und 20. Jahrhunderts stellt, wobei
sich für ihn dieser Umfang als wesentlich
weiter erweist. als die Forschung bisher
sehen rnöchte, Doch verkennt er nicht. daß
es unmöglich st. die neue Gesamtheit des
Geschichtswürdlgen zu bearbeiten dafür
empfiehlt Evers mit gesundem Pragmatisrnus
zuerst einmal die Sichtung der Quellen und
des Denkmalerbcstandes im weitesten Sinne.
Hans-Christoph Hoffmann
Der sohiuls-ltoman von sietried Fretberg.
"thrwerdetsehen..." 376 Seiten. Woll-
zelten-Verlag. Wien
Der Egon-Schiele-Roman ..lhr werdet se-
tten zeitgerecht zum Jahr bedeutender
österreichischer Schiele-Würdigungen er-
schienen, ist eine glückliche Synthese von
Gegenstand und Gestalter, Siegfried Freiberg
zättlt zu den wenigen Autoren der Gegen-
wart. die nicht nur sachberuftich in enger
Beziehung zu den bildenden Künsten stehen.
sondern dessen Wortmagie primär "male-
risch" genannt werden muß, Ihm steht eine
Feder zur Verfügung. die zum zeichnerischen
60
BUCHBESPRECHUNGEN
Umril, zum Pinselstrich. zur Aquarellfarbe
wird. wenn sie Gestalt und Atmosphäre
einer Malerwelt einfangt. Im Schiele-Roman
Freibergs ist mehr vom Wiener Fin de siecle
und der expressionistischen nung ins
Z0, Jahrhundert eingefangen als in den
kunstwissenscttaftlichen Analysen. Wie ein
Seismograph schwingt zwischen den Zeilen
dieser romanhaften SchielesBiagraphie die
spröde Einsamkeit des Berufenen. seine
Askese. sein Glühen und Verglühen. Der
Sohn eines allosterreichischen Bohnvorstands
in der Provinz. aus der Landbürgerlichkeit
in den städtischen Kunstbetrieb geraten.
kommt auch durch Vertrauen und Freund-
schaff des großen Guslav Klimt nicht von
seinem herben. einzelgängerischen weg ab.
Er war auf sich gestellt. auf seinen Mut. auf
die kurze Geniespanne seines Lebens.
Siegfried Freiberg zeichnet die spannungs-
geladenen Episoden und Stationen dieses
Materlebens. seinen Durchbruch aus der
Landbürgertichkeit ins Akademiestudium und
dessen vorzeitigen Abbruch. Der Dichter
vermag vor allem den transparent gewor-
denen Blick des Malers hinter die Äußerlich-
keit. sein Sehen dessen "was man nicht sieht",
das Aufspüren einer neuen Wahrheit und
Wirklichkeit anschaulich zu machen, er
öffnet Dimensionen des schöpferischen Geistes.
Freiberg bsitzt nicht nur das Vokabular
für den Lebensumriß dieses Mitbegründers
der Neukvnst-Gruppe. der früh auf inter-
nationalen Ausstellungen Aufsehen erregte
und doch zu keiner Ernte seinü Ruhmes
mehr karn. da er noch nicht dreißig ährig
nach Soldatendienst als Opfer des kriegs-
verseuchten Europa an der Spanischen
Grippe starb. Der Autor seiner Roman-
biographie läßt vor allem in den nieder-
ästerreichischen Schauplätzen von Schieles
Leben. in Tulln. Klosterneuburg und Neu-
lengbach. das Dämonium des Spiellertums
lebendig werden. es ist. als fände man die
Edvard-Munch-Slimmungen in Hamsuns
Büchern aufdie Danaulandschaft übertragen.
Freiberg ist eben mehr als Biograph. er
verdichtet ein Malerleben zur absoluten
Atmosohare und gewinnt ihm das Allgemein-
gültige. das Gleichnishafte ab. Der Roman
..lhr werdet sehen ist sensible Literatur.
ein Bruderwerk der Künste. das mit der
Gnade des Wortes das Geheimnis eines
bahnbrechenden Malers erhellt.
Ernst Wurm
Stadtlnuxeum Linz Kumtiattrbuctt der Stadt
Linz 1967 Kunst in Llnl um 1600. Hrsg.
im Verlag Anton Schrall 8i Co..
Wien und München 1967. 180 Sei-
tert. 150 z. T. farbige Abb.. brasch.
150.-.
Die vorliegende. bestens ausgestattete. auf
schweres Kunstdruckpapier gedruckte statt-
liche Broschüre legt schon rein äußerlich
Zeugnis ab vom Reichtum und Selbstbewußt-
sein der Donaustadt. deren rapides und
bewältigtes! Wachstum zu einer vertieften
und immer eingehenderen Beschäftigung mit
der eigenen Vergangenheit geführt hat.
Georg Wacha. der Leiter des Stadtmuseums.
besorgte die Redaktion und zeichnet auch
für den ersten der insgesamt zwölf Beiträge
verantwortlich. ln Befolgung des gestellten
Mottos schildert er in der Art eines wissen-
schofttichen Quodlibets in kurzen. nur lose
untereinander verbundenen Abschnitten die
historischen. geistesgeschichtlichen und pati-
tischert Voraussetzungen des Aufstiegs von
Linz in der Z.Hälfle des 16.Jahrhunderts;
u. a. geht es ihm um die Rekonstruktion der
fast vollig zerstörten Linzer Ansicht von 1565
im Palazzo Vecchio in Florenz und in Zu-
sammenhang damit um die Aufzeigung des
noch erhaltenenen Bestandes zeitgenössischer
Bauwerke in Linz selbst. Ein eigener Ab-
schnitt ist der landesfürstlichen Burg und hier
wiederum der durch den Umbau vorn An-
fang des 17.Jahrhunderts zerstörten Gan-
golphskapelle gewidmet Sgraffiti. Wappen-
und Grabsteine. Zuriftatlribute. Werke der
Malerei. der Silberschmiede- und Zinn-
gießerkunst runden das Bild. das mit einem
ausführlichen Hinweis auf Reformation und
Gegenreformation. Bruderzwist und Bauern-
krieg in ihrer Bedeutung für Linz aiisklingt.
Die Gründlichkeit. mit der dieser 49 Seiten
umfassende Aufsatz obgefaßt wurde. wird
durch die mehr als 200 Anmerkungen belegt.
die wertvoll Hinweise auf primäre und
Sekundäre Quellen bieten. Gertrud Höß
schildert Entstehung. Wiederverwendung und
Wandlungen eines Stodtansichtenzyklus des
16.Jahrhunderts. auf dem neben anderen
österreichischen Städten auch Linz aufscheint.
wobei einem ausführlichen Exkurs über die
Einführung der gregorianischen Kalender-
reform besondere Bedeutung zukommt. Paul
Zilpotz war der bedeutendste Hafner von
Linz. seine Ofen einer davon im Öster-
reichischen Museum für angewandte Kunst
sind von großer kunstgeschichtlicher Be-
deutung; Fritz Blümel stellte eine kurze Ab-
handlung über diesen Kunsthandwerker bei.
Besonders wesentlich ist Alois Kieslingers
Beitrag ober Steinätzungen in obe erreich;
die zentrale Figur ist Andreas Plemnger,
Schöpfer des "Eferdinger Lledertisches
Otfried Kaslner berichtet über das Zieh-
brunnengilter im Stift St. Florian. Justus
Schmidt erzählt über die Berufung des be-
rühmten Jesuitenpredigers Georg Scherer
nach Linz. Auch einer der wichtigsten frühen
Meister des Glcßschnitts. Caspar Lehmann.
hat sich kurz in Linz aufgehalten und eine
Linzerin geheiratet. Der verstorbene Erich
Meyer-Heisig widmete ihm einen umfang-
reichen Beitrag samt chronologischem An-
bang. Abweichend vom Brauche der Zeit
brachte Linz nicht weniger als fünf Stadt-
richterschwerter hervor. und das in kaum
mehr als einem halben Jahrhundert. Her-
mann Baltl Graz versucht zu ergründen,
aus welchen Ursachen heraus es zu dieser
Hypertrophie kam. Der kurze Artikel von
Lucas Wüthrich befalJt sich mit den soge-
nannten Merianischen Ansichten von Linz.
das Thema ist durch die Gegenüberstellung
einer Originalzeichnung aus der Merianzeit.
die dem Frankfurter Topographen als Vor-
lage diente. mit einer primitiven zeitgenössi-
schen Kopie und dem ausgeführten Stich ge-
geben. Nun kommt wiederum Gertrud Höß
zu Worte. die zum Problem der Linzer Stadt-
ansichten nach Vatckenborctt und Merian
Stellung nimmt und darlegt. wie durch Jahr-
hunderte hindurch ohne Rücksicht auf die
tatsächlichen Wandlungen des Stadtbildes
immer und immer wieder einige wenige
"Grundansichten" mehr oder minder getreu
kopiert wurden zuletzt 1923!. Linz war um
1600 auch eine Erzeugungsslätte eines selte-
nen Typs von Musikinstrumenten. nämlich
der sogenannten Orgelktaviere. von denen
sich zwei von Valentin Zeiß hergestellte
Spezimina erhalten haben. John Henry van
der Meer geht auf diese interessanten Objekte
mit aller Ausführlichkeit ein.
Die letzte Abhandlung stammt von zwei
Autoren lm August 1966 wurden in Linz-
Küferfeld einige Natgräber gehoben. in
denen Erschlagene aus dem Ende des Dreißig-
jährigen Kriegs beigesetzt waren. Eines der
Individuen hatte Lederbeulel mit zahlreichen
Silbermünzen mit sich; Amilian Kloiber be-
richtet über die Fundumstdrtde und beschreibt
die Individuen und die mit ihnen beigeselzten
Objekte. Bernhard Koch hat das Referat
über die numismatische Seite des Fundes
übernommen.
Fast allen Aufsätzen sind neben Anmerkungen
auch beschreibende Verzeichnisse beige-
geben der wissenschaftliche Wert des Jahr-
buches steht jenseits aller Diskussion.
Ernst Kötler
t-tadeinar özelt. Stift Zwettl. 4a seilen.
Verlag Schnell a. steiner. München-
Zürich. 1959. 2. Auitage
Als 30. Band der Reihe ..Große KunstfOhrer".
einer Schriftenfolge. die der Verlag im Laufe
der Jahre herausgebracht hat und die sich
zu Recht einer großen Beliebtheit bei den
reisenden Kunstbetrachtern erfreut. liegt die
Veröffentlichung über das Stift Zwettl im
Waldviertel nun in der 2. Auflage vor. Nach
einer kurzen Einleitung über den Zister-
zienserorden wird die Gschichte des Klosters
gerafft und zusammenfassend geschildert. Es
folgt der in die zwei Abschnitte ..Das Bau-
schaffen bis zu Beginn der Barockzeit" und
..Das Bauschaffen in der Barockzeit" ge-
gliederte Teil, der ganz auf die Kunstdenk-
mäler des Stiftes bezogen ist, dabei sich aber
immer wieder bemüht. dem Leser. von der
Funktion des Ordenslebens her. die Ge-
staltungen zu erklären. ln einer allgemein-
verständlichen Sprache werden die einzelnen
Bauabschnitte und besonderen Merkmale
in den verschiedenen Anlagen erortert. auf
Besonderheiten aufmerksam gemacht und
mit den Zeitläuften konfrontiert. Auch der
Einrichtungen und der Kleinkunst wird ge-
dacht. Einige Grundrisse und Lagepläne
sowie sehr zahlreiche Abbildungen ergänzen
das Wort und geben dem Besucher des
stittes auch später. wenn er zu l-lause die
Broschüre in Ruhe durchliest. manchen
wertvollen Anhaltspunkt fürseine Erinnerung.
Für den. der sich mit dem Stift und seinen
Kunstschätzen intensiver beschäftigen will.
ist ein kleiner leider allzukleiner Literatur-
hinweis am Ende des Bändchens beigegeben.
Alots voget
Innsbruck '67 Eine Dokumentation der
XVIIl. österreichischen Jugendkulturwoche.
Sigbert Mohn Verlag. 1967.136 Seiten
Nach dem erfreulich kurz gehaltenen Teil
der an die Veranstaltungen der Jugend-
kulturwoche gebundenen Texte folgen Bel-
spiele der eingesandten Arbeiten. Gekonntes
und Beherrschtes steht neben Versuch und
Auftakt. Von Horst Lothar Renner sind zwei
Arbeiten aufgenommen. Für titlüt-lsentexte"
bekam er den Prosa-Preis. Es handelt sich
um einen Bericht ohne Anfang und Ende.
einer in hümmerndem Rhythmus abge-
haspeltert Erzählung. die sieben Seiten füllt.
Sieben Seiten ohne Punkte. ohne Absatz.
mit unzähligen Beislrichen, mit JarldVschen
Anklängen und alles in Kleinschreibung.
Es ist ein Durchexerzieren der sprachlichen
Möglichkeiten. wie es auch lnge Dapunt in
ihrem "Schattenspiel" vorlegt nur scheint
uns gerade bei ihrer Arbeit. durch die Kürze.
das konsequente Fallen aller Satzzeichen und
dem planmäßigen Wechsel auch durch die
"Drei Wörter mit letzten Endes mehr
an Aussage gegeben. Neränderungen". die
mit dem Hürspielpreis ausgezeichnete Arbeit
Renners. ist ein kurzes Zweipersonenstück
voller Anktange. Erinnerurtgsmontagen und
settr gut gesetzter ossoziativer Bilder. Sehr
begrüßerlswert. welch großer Raum dem
Zuhörer zum eigenen Mitspiel gelassen wird!
Rudolf Weilhartner bekam für 10 Genesis-
meditationen si er berechtigt den Lyrik-
Preis. Eliot in disem Zusammenhang
zu nennen. Wir glauben von weilharlner
nach viel erwarten zu dürfen, Der Dramen-
Preis ging an Hans Heinrich Forma
Linzer. der sich bereits einen Namen
hat. seine .,Elagenvögel" zeigen. di
diesem Fach ganz zu Hause ist. Wi
die Lyrik von G. F. Jonke. Sibylli
Peter Paul Wiplinger und Oswald
zu nennen. Von Hermann Gail tta
schon Besseres gelesen. Bert Berki
bringt. wenn auch zu wenig ve
eine harte, realistische Sprache. ln ät
Bereich bewegt sich Peter Slavik.
weicher. dafür aber auch lyrischer
den Prosaarbeilen wollen wir bi
"Der Sonne entgegen" von Monikc
und "Persephone" von Michael
nennen. Namen. die man sich merkt
Barbara Frischmuths Variationen
Thema sind im Aufbau zwar nic
doch gut rettektiert. Sowohl Berndt
als auch Günther Rtezky greifen zur
rung von Ausnahmesituationen,
Kräfte überfordern.
Eine kurze Bibliographie irn Anha
über die Autoren Auskunft. Einige
Druck- und andere Fehler haben sic
eingeschlichen und wären leicht
meiden gewesen. Dali von Riezkv
burlsiohr unbekannt ist. ist kaum
ot
Gisela Scheffler. Hans Klacker.
tungen zum Schnitzaltar der Pachar
Südtirol. SchIern-Schrlften 248. lnn
1967. 188 Selten. XXXII Bild
brosch.
Diese Schrift ist aus einer Münchener
tation hervorgegangen und setzt
dem Werke eines jener für das clusg
Mittelalter so typischen Altarbauuntert
auseinander. die nicht nur als eigens
Künstler tatig waren. sondern aut
große Werkstatt mit streng aufg
Arbeitsgebieten betrieben. 1481 wird
zum ersten Male namentlich genar
1498 schweigen die Urkunden 0b
Urkundlich gesicherte und datierte
sind der ehemalige Hochallar von Sl
hard in Passeier und der ehemalige
allar der Pfarrkirche zu Kaltern, Da
men eine Reihe von Arbeiten. die die
auf Grund slilkritischer Uberlegunge
Klocker mit Sicherheit zuzuschreiben
Lage ist. nämlich der Flügelaltar
Franziskanerkirche zu Bozen. der Tt
Altar. der Hochaltar der St. Stephar
zu Pinzon und der Barbaraaltar aus!
Eine Reihe van Einzelwerken
ftguren aus zerstörten Altären et
das Gesamtbild des Lebenswerkes
fruchtbaren Künstlers. Werkstatt
schließen sich an. Der Zusamm
zwischen Eigenhdndigem und der wi
produktiort wird in einem eigenen
erläutert die Autorin kommt zum
dafJ die Arbeitsteilung eine Frage des
der Dargestellten und ihrer Stellt
Gesamtgefüge des Schnitzaltares wa
führlich wird die künstlerische
Klockers abgehandelt. wobei die Bezie
von Hans Moltscher bis zum Meist
Tafeln eines Stephanusoltars in
reichen. Kein Wunder. daft auch dt
hältnis Klockers zu Michael Facher
sichtigt war. Klocker ist eingesponner
koordinotennetz, das von den Regiar
Südtlrols gegeben ist vom Vint
vom Raum Sterzing-Meran. von
und dem Eisacktal. von Bozen bis zum
tal. Exkurse, von denen der wichligs
Rekonstruktion des Sterzinger Altai
Thema hat. beschließen die mit Ge
haftigkeit und großem Wissen ab
Publikation. deren Bild durch einen
Urkundenleil abgerundet erscheint.
Summa summarum Eine Zusammen
des jetzigen Standes der Forschung,
durch Ergebnisse eines besonders sorgt
Schauens und Anolysierens.
Ernst
Robert Fleischer, Antike Bronzestatuet
Carnuntum. Röm. Forschungen in Nö..
Graz-Köln 1966. 58 Seilen. 94
brosctt.
Die Schrift besteht im wesentlichen au
kurzen. vorwiegend für Laien bestl
Einführung in Thematik und Probl
dieser bescheidenen Kunstwerke a.
ersten drei Jahrhunderten unserer Al
einem sehr ausfuhrltchen Katalog.
die Objekte nach sämtlichen nur
lichen Gesichtspunkten beschrieben
Alle Gegenstände sind abgebildet. die
werden dem naiven Reiz der Kleirtkuns
gerecht.
Ernst
EINGELANGTE BÜCHER
Michael und Renate t-lerll. Laokoon
druck des Schmerzes durch zwei Jahrtat
64 Seiten mit drei mehrfarbigen und
farbigen Abb. Leinen. 1968. Verlag
Thiemig KG. München. DM 12.80
Franz Eppel. Die Eisenwurzen. Land zv
Enns und Erlauf in Eisenerz. 246 Seitet
72 Bildtafeln auf Kurtstdruckpapier. Bal
Einband. 1968. Verlag St. Peter, Sol
194.-
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rbigem
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die
instlerische
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FLORA-FUCHS-BRAUER
FRUHMANN WOTRUBA
HANSEN-BAHIA DONIN
DECLEVA HRDLICKA
HUTTER MOLDOVAN
FRONIUS HOFLEHNER
RAINER FROHNER u. a.
Die Blätter der SchroII-Presse sind von den Künstlern
numerierte und signierte Handubzüge. Radierungen, Litho-
graphien und Holzschnitte in Auflagen von etwa 80 Exemplaren.
Der Direktor der Wiener Graphischen
SammlungAlbertina,WalterKoschatz-
ky. über die Arbeit der Schroll-Presse
Während einer rund zehn Jahre wäh-
renden Tätigkeit hat es die Schroll-
Presseverstandensich zueinerlnstitu-
tion hochzuarbeiten, die das Interesse
aller Kunstfreunde verdient. Nach und
nach haben sich alle österreichischen
Künstler um diese Werkstatt gesam-
melt, die als DruckgraphikerAufmerk-
samkeitverdienemund bieten ein nahe-
zu lückenloses Bild der Tätigkeit aller
wesentlichen Graphiker der sechziger
JahrediesesJahrhunderts.DieSchroll-
Presse trägt so zu dieser in Österreich
langeZeitvernachlässigten Kunstspar-
te bei.
Prospekte und Informationen erhalten Sie in Ihrer Buch- oder
Kunsthandlung oder direkt vom Verlag Szhroll. A-1051 Wien.
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Wien Dorotheergasse 11 Tel. 52 31 29
582. Kunstauktion
3., 4., 5. und 6. Dezember 1968
Gemälde alter und moderner Meister,
Graphik, Skulpturen und Holzarbeiten,
antikes Mobiliar, Antiquitäten,
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Besichtigung 28., 29., 30. November, 1. und 2. Dezember 1968
VERUFFENTLICHUNGEN DER ALBERTINA, WIEN
Herausgegeben von Walter Knschatzky
FRANCESCÖ BORROMINI
Die Handzeichnungen
KRITISCH BEARBEITET VON HEINRICH TI-IELEN
J. ABTEILUNG Zeitraum 1620 bis 1632 Tätigkeit im Atelier des römischen Staatsbaumeisters.
Graz 1967. Textband 106 Seiten Text, 63 Abbildungen auf 32 Tafeln. Tafelband mit 85 Original-
reprmluktionen. Beide Bände im Format 25 35 cm, Cvanzleinen.
Vnrbestcllpreis Abteilung öS 2080, DM 325, US 82,00
Der Vorbestellpreis gilt bis zum Erscheinen der Ill. Abteilung, der spätere Ladenpreis wird um ca.
209,1, höher liegen.
Die iexxiährung des Vorbestellpreises ist grundsätzlich an den Bezug aller drei Abteilungen gebunden.
II. ABTEILUNG Zeitraum 1633 bis 1650 Erscheint im Herbst 1969
IlI. ABTEILUNG Zeitraum 1651 bis 1667 und Anhänge Erscheint im Herbst 1971
Borrominis Zeichnungen geben in ungewöhnlicher Weise Aufschluß über die Entxvurfspraxis eines
großen Barock-Architekten. Sie erhellen die Entstehungsgeschichte von Bauten, die bis heute das
Stadtbild von Rom bestimmen. Ein caralogue raisunne dieser Zeichnungen ist eines der dringendsten
Desiderata der neueren Kunstgeschichte. Prof. Dr. W. LOTZ. New York University, New York
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Verleiht die kritische Position von Antonio
Rodriguez seinem Buch schon in dem histo-
risch-retrospektiven Teil den Rang einer kunst-
wissenschaftlichen Pioniertat, so erweist er sich
als ein ebenso meisterhafter Interpret der Phä-
nomene der modernen mexikanischen Wand-
malerei. ln den Revolutionsjahren von 1910
bis 1920 geboren, werden Werke wie Diego
Riveras 1923 vollendetes Wandbild Die
Schöpfung" oder etwa das von David Alfaro
Siqueiros geschaffene Wandbild Die Elemente",
ferner die revolutionären Wandbildschöpfungen
von Jose Clemente Orozco als erste Signale er-
kannt, die die Blicke der ganzen Welt wieder auf
die Monumentalmalerei lenken. Siqueiros wertete
dies Ereignis in einem Manifest mit den Worten
wir rühmen den Ausdruck der Monumen-
talkunst, denn sie ist Eigentum der Öffentlich-
keit."
ln welchem Maße sie dies in Mexiko geworden
ist und was für wahrhaft außerordentliche
künstlerische Leistungen die großen Maler
Mexikos in den vergangenen vier Jahrzehnten
hervorgebracht haben, erfährt längst die Be-
wunderung der Welt. Antonio Rodriguez ana-
Iysiert diesen Entwicklungsprozeß in allen Pha-
sen und Verzweigungen, allen Ausdrucksformen
und Experimenten bis ins Detail, wobei er sich
von glühender Leidenschaft für seinen Stoff
erfüllt zeigt, die sich auch in einer ungewöhn-
lichen hymnischen Sprachgewalt äußert.
Neues Deutschland, Berlin
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'43
Unsere Safes halten, was wir versprechen!
Und wir versprechen Sicherheit. Darum verlangen
wir ein Losungswort, eine Legitimation, eine Unter-
schritt. Darum haben wir eine Codezahi. eine auto-
matische Sperrvorrichtung, eine Alarmanlage. Darum
haben nur Sie und sonst niemand! den Schlüssel
für Ihr Safe.
Das alles gibt es in einem Häferl, unter einem Kopf-
poister, unter einer Matratze und im Wäscheschrank
nicht. Darum mieten Sie ein Safe. Und Sie mieten
Sicherheit. Es kostet weniger als Sie glauben.
Ubrigens, für den Saieschlüssel brauchen Sie kein
Safe zu mieten. Denn Sie haben bestimmt ein Häferl,
einen Kopipolster, eine Matratze oder einen Wäsche-
schrank. Oder einen Schlüsselbund.
WIEN