kleineren Staaten zustande gekommen, um das massive Vordringen der Türken auf dem Balkan 7 nachdem sie zunächst ein- mal Konstantinopel beiseite gelassen hat- ten 7 aufzuhalten. In der Nacht vor der Schlacht am Flusse Maritza ruhte der Ungarnkönig mit diesem Marienbild auf dem Herzen. Mitten in der Nacht setzten die von Sultan Muhrad I. geschickt ge- führten Türken zum Angriff an, und das christliche Heer der Verbündeten erlitt eine furchtbare Niederlage. Daß Ludwig mit seinem Gefolge dennoch unversehrt in sein Reich zurückkehren konnte, schrieb der gläubige König nur der ihm in jener Nacht so nahen Gottesmutter zull. Neben den anderen von Ludwig dem Großen gestifteten Weihgaben befinden sich im Aachener Münsterschatz, als letzter Rest der kostbaren Ausstattung der „Un- garischen Kapelle", zwei Paare von Mantel- schließen: der Allianzwappenschild Un- garn-Anjou; mit einem geschlossenen Helm. Auf diesem erscheinen als Zier eine Lilien- krone, aus der ein Straußenhals aufsteigt: im Schnabel trägt der Vogel ein sorgfältig ziseliertes Hufeisen. Zu welchem Zeitpunkt König Ludwig den von seinem Vater geliebten Strauß zum I-lauszeichen seines Geschlechtes gemacht hat, wird man wohl nie erfahren. Es ist durchaus möglich, daß dies schon unter Charobert geschehen istl3. 7 Es ist seltsam, auf wie viele 7 anscheinend auch abseitige 7 Wege die Untersuchung aller Einzelheiten des „Schatzkammerbil- des" geführt hat 7 es sind die Wege, die das Marienbild, das sein frommer Besitzer wie ein Palladium ständig mit sich führte, genommen hat. Seine Geschichte läßt sich nun, als Zusammenfassung aller bisherigen Erörterungen, knapp so skizzieren: Das kleine Tafelgemälde ist ein Jugend- werk des Andrea Vanni aus Siena. Ich möchte die Vermutung aussprechen, daß es noch kurz vor seinem Tode in den Be- sitz des unglücklichen Andreas von Ungarn gelangt sein mag und daß Ludwig bei der Besetzung Neapels 1345 es als eine be- sonders teure Erinnerung an seinen Bruder an sich genommen hat. Das würde die besondere Vorliebe des Königs gerade für dieses, an sich recht bescheidene Marien- bild voll verständlich machen. Nachdem er sich aus der Blutnacht an der Maritza durch Hilfe der Gottesmutter gerettet wußte, mußte er dieses Bild mit noch tieferer Innigkeit verehrt haben. ' a-a-en-i-ä b M: „ Ü}. Vzlr, a l Nlöglicherweise erfolgte der erste Teil der kostbaren Verkleidung 7 die vergoldeten Silberplatten mit den Lilien in Gruben- schmelz 7 bald nach dem Straffeldzug gegen Neapel. Die Personalunion mit der Krone Polens 1370 war jedenfalls Anlaß der Ausführung des gesamten Rahmen- werkes mit seinen vielen Wappenschilden. Ausführender war sicher Pietro di Simone aus Siena. Im Jahre 1377 begann der Umbau der Wallfahrtskirche im Auftrage des Königs; bei jener Gelegenheit, jedenfalls bei der Vollendung 1382, brachte er das ihm be- sonders liebe und kostbare Bild in die Kirche. Nach den Geschehnissen, bei denen er es oft auf dem Leibe trug, mag ihm der Entsehluß, sich für immer davon zu tren- nen, nicht leicht geworden sein. Es mag dazu vielleicht auch beigetragen haben, daß Ludwig sein linde nahen fühlte: die Stra- pazen seiner Kriege, die weiten Reisen, Familiensorgen (er hinterließ keinen Kron- erben) mußten vorzeitig seine Energien verbraucht haben; noch im gleichen Jahre, 1382, starb er im Alter von 56 Jahren. 7 Die Königskronen Neapcls und Ungarns sind nicht mehr, viele der Herrschergräber wurden geplündert oder zerstört. Erhalten hat sich dieses kleine Bild. Die Gläubigen versenken sich im Gebet an die Himmels- königin und Gnadenmittlerin. „llahent sua fata" 7 auch so viele Kunst- werke. Nur wenige, wie dieses, xierkörpern solche Schicksalsveriiechtungen wie diesen geistigen Faden: Siena Neapel 7 Ungarn - Mariazcll . .. vlnlwnslnv nur 1.11 w 11.11? IJAJILIJ -'IQ""-.7""