Hans Fronius wurde am 12. September 1903 als
Sohn des aus Siebenbürgen stammenden Arztes
Dr. Fritz Fronius geboren. Seine Mutter stammt
aus der Künstlerfamilie Passini (Johann Nepomuk
Passini, Kupferstecher. Lithograph, Genre- und
Landschaftsmaler, wurde 1798 in Wien geboren
und verstarb1874 in Graz: Ludwig Johann Passini,
sein Sohn, 1832-1903; die Kerarnikerin Rita Passini
lebt heute noch hochbetagt in Graz). Es besteht
kein Zweifel, daß Fronius die musische Wesens-
komponente von seiner Mutter ererbt hat.
Fronius studierte von 1922 bis 1926 an der Wiener
Akademie und war zunächst in Graz. später
33 Jahre in Fürstenfeld und bis zur Versetzung in
den Ruhestand, im Jahre 1965, in Mödling als
Kunsterzieher tätig. Studienreisen führten ihn
nach Italien. Frankreich, Deutschland. Dänemark.
Holland und Spanien. Von den zahlreichen
Preisen und Auszeichnungen der allerletzten Zeit
seien hervorgehoben: 1967 Großer Österreichi-
scher Staatspreis, 1968 Ehrenmedaille der Bundes-
hauptstadt Wien in Gold. Alle österreichischen
Landesgalerien sowie die Albertina und die Oster-
reichische Galerie in Wien. das Cabinet d'Estampes
in Paris. das Museum of Modern Art in New York
sowie viele städtische und private Sammlungen
im ln- und Ausland besitzen Werke des Künstlers.
Ein Verzeichnis der von Franius illustrierten Bücher
und Mappenwerke befindet sich im Katalog der
Mainzer Ausstellung, Frühjahr 1968.
Hans Frcmius gehört ohne Zweifel zu den Künst-
lern der Gegenwart, deren Bedeutung schon früh-
zeitig erkannt, verstanden und gewürdigt wurde.
In den Monographien von Otto Benesch und
Werner Hofmann (..Hans Fronius. Zeichnung,
Graphik. Buchillustration". Graz 1953) und
Walter Kaschatzky ("Hans Fronius. Zeichnungen
und Gemälde". Salzburg 1957) wurde in konge-
nialer Weise all das gesagt, was notwendig ist,
um das Verständnis des Gesamtwerkes dieses
einzigartigen Künstlers zu vertiefen. Wesentliches
ist auch in den Katalogeinleitungen der über
50 Personalausstellungen im In- und Ausland zu
ünden. die seit 1945 abgehalten wurden. Wichtige
Ausstellungen waren zuletzt 1967 in Madrid.
Nationalbibliothek und 1968 im Gutenberg-
museum sowie im Institut Frangais zu Mainz. in
der Neuen Münchner Galerie und in der Galerie
Welz. Salzburg. zu sehen. Die letzte groß ange-
legte Ausstellung von Gemälden und graphischen
Arbeiten des Künstlers in Graz fand 1965 in der
Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum als
Parallelveranstaltung zum Trigan statt. Bis zum
6. Oktober zeigte das Kulturamt des Magistrates
Graz Schaffensproben aus den letzten drei Jah-
ren,
Fronius hat als Maler und Graphiker in den letzten
drei Jahren wesentliche Wandlungen und Ent-
wicklungen mitgemacht: seine Gemälde sind weni-
ger "bunt" als früher, einer farbdynamisch
äußerst gesteigerten Schaffenszeit folgte seit Ende
1967 eine .,graue Periode". bei der die koloristi-
sche Gesamterscheinung durch die Unterlegung
eines perl- bis silbergrauen Tons eine stärkere
Zusammenbindung. aber auch eine Vertiefung der
materiellen und geistigen Transparenz und damit
eine Sublimierung des Ausdruckes erfährt, die als
Zeichen höchster Meisterschaft zu einer wesent-
lichen Intensivierung der Leuchtkraft der Farben
führte.
An dieser Stelle sei kurz die Klischeevorstellung
widerlegt. die besagt, Fronius habe sich erst seit
etwas mehr als einem halben Jahrzehnt der
Malerei zugewandt: Fronius hat sich als Schüler
von Karl Sterrer und Alois Delug an der Wiener
Akademie stets mit Problemen der Farbgestaltung
auseinandergesetzt, doch steht ohne Zweifel fest.
daß kongeniale Leistungen auf dem Gebiete der
Malerei. die neben dem graphischen Werk zu
bestehen vermochten, erst im Laufe des vergane
genen Jahrzehnts entstanden sind, in dem es
Fronius gelang, sich die Geistigkeit des farbigen
Ausdrucks restlos zu erobern. Parallel mit der
Entdeckung der Ölmalerei vollzog sich auch die
Eroberung der Radierung als des wohl am schwie-
rigsten und sublimsten graphischen Mediums.
Diese Radierungen mit Aquatinta und spitzer
Nadel angefertigt, sind nicht nur Zeugnisse einer
weiteren Vertiefung der geistigen Schau, sie sind
auch von einer bis dahin fast unbekannten aggres-
siven Vehemenz getragen, die in das Lebenswerk
des Künstlers einen völlig neuen Akzent setzt, der
sich besonders bei den Federzeichnungen bemerk-
bar macht, deren Duktus wesentlich schärfer und
heftiger geworden ist. Weitere Vorurteile, mit
denen es aufzurüumen gilt, sind durch die Be-
hauptung gegeben, Fronius sei in der Hauptsache
Illustrator und als solcher ein Fortsetzer und
gewissermaßen der geistige Erbe von Kubin.
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