ANMERKUNGEN 16 1" Laut bri fllthtr Iwiilk m1! dm 5mm]. NLuh.-Phys Salons Drcsdcn "m Fthrlmr 1'735 vcrxuchtrt. l" D' Sülnk wurde im ( KCITCIChiSlh n Musunn wandte Kunst von Rr unmr Frlcdrith Stcmc als möglich wiedcrhr ersten zwei Jahrzehnten des 18. Jahrhun- derts sind über Schindler nicht bekannt. Die Signatur auf dem zweiten Instrument, einer Tischsonnenuhr im Besitz des Adler- Museums. Chicago (Abb. 7), schwankt etwas in den für die Schreibung des Namens verwendeten Lettern. Diese Variationen sind aber so minimal, daß, weiter aufgebaut auf dem stilistischen Vergleich, dieser Instrumente für die Zusammengehörigkeit der bei Zinner bereits aufgeführten Objekte kein Zweifel besteht, ebenso auch nicht für die Zuschreibung der hier neu aufgetauchten Armillarsphaere. Eine merkwürdige Dis- krepanz ergibt sich nur bei einer Tisch- sonnenuhr des Adler-Museums in Chicago, Sammlung Mensing, 289, die Zinner mit der Datierung „1680" als frühestes In- strument Schindlcrs anführt, da die deut- liche und mit den anderen völlig überein- stimmende Signatur auf der Unterseite der Bodenplatte die Datierung „1580" auf- weist (Abb. 8). Da aber das sparsame Ornament dieses Objektes wie auch die verwendeten Ziffern deutlich dem Stil des spätesten 17. jahrhunderts angehören und auch die Schreibweise der Signatur mit denen der anderen Schindler-Instru- mente völlig übereinstimmt, muß die Datierung falsch sein. Ihre Ziffern ent- sprechen auch nicht den sonst von Schindler verwendeten. Schindlers Werk, wie wir es heute kennen, ist nicht sehr umfangreich. Die vorliegende Armillarsphaere eingeschlossen, umfaßt es 16 Instrumente: Neun Sonnenuhren, drei Sternuhren, zwei Kalenderseheiben, ein Feldmeßgerät und eine Armillarsphaere. Die Objekte sind auf verschiedene Samm- lungen der Erde verstreut. Eine ehemals in Dresden aufbewahrte Tischsonnenuhr ging im letzten Krieg verloren 16. Die durchwegs in feuervergoldetcm Mes- sing gearbeiteten Instrumente zeigen eine sparsame und einfache künstlerische und ornamentale Gestaltung. Das zweifellos von den bekannten früheste Stück in Chicago 7 eben jenes mit der merkwürdigen Datierung (Abb. 7) - ist im Gestell, den Schrauben und dem Lot mit plastisch aus- gearbeiteten Ornamenten verziert. Die an- deren Objekte sind graviert. Zwei Gruppen lassen sich durch die Ornamentik unter- scheiden: erst eine nüchterne, einfache Gruppe, die sich fast nur auf die gravierte Beschriftung als Bezilferung beschränkt, für die die Münchner Sternuhr charakteristisch ist (Abb. 9). Daneben weiter eine Gruppe mit reicher, fioraler, gravierter Ornarnentik, wie die Reisesonnenuhr in Oxford (Abb. 10), eine Kalenderscheibe des Adler-Museums in Chicago (Abb. 11) und eine Reisesonnen- uhr in Brüssel. jeweils eine Mittelrosette mit einer stilisierten Blattreihe auf den Rändern der Kreisscheiben ist für diese Gruppe charakteristisch. Daraus ergibt sich eine Datierungsmöglichkeit für die Wiener Armillarsphaere. Denn die einfach gehaltene Münchener Sternuhr ist mit „Halle Anno 1705" bezeichnet, wogegen die Oxforder Reisesonnenuhr mit dem floralen Orna- ment die Darierung „1716" trägt. Die völlig einfach gehaltene Wiener Armillar- Sphäre (Abb. I) scheint im Vergleich eher der Münchener Sternuhr nahezusrehen, woraus eine Datierung in das erste jahr- zehnt des 18. Jahrhunderts resultiert. Auch die Tierkreissymbole wie die ZiEern stim- men bei den beiden Instrumenten am ehe- sten überein. Die mit Horaler Ornamentik verzierten Instrumente der späteren Gruppe lassen sich mit anderen deutschen astrono- mischen Instrumentcn des frühen 18. Jahr- hunderts gut vergleichen und Weisen in diesem Vergleich eine sehr gute Qualität auf. Im Vergleich mit französischen oder italienischen Objekten der gleichen Zeit sind sie alle in der Ornamentik wesentlich spar- samer. Außer den bereits genannten Objekten tragen Schindlers Instrumente weder eine Datierung noch eine Ortsbezeichnung. Dadurch gewinnt das Wiener Stück durch die Aufschrift „a Vien" eine besondere Bedeutung. Durch sie ist dieser sonst eben nur aus Halle bekannte, exakt arbeitende und sicherlich bedeutende Mechanicus für eine Tätigkeit in Wien nachgewiesen, welche bisher leider aus dem Archivmaterial nicht bestätigt werden konnte. Darüber hinaus ist dieses Objekt von besonderer Bedeutung, da es die einzig bekannte Armillarsphaere Schindlers ist, der sonst wohl zur Hauptsache Sonnenuhren an- fertigte. Nun ist eine Armillarsphaere an sich schon ein wesentlich aufwendigeres Instrument als eine Sonnenuhr oder eine Kalenderscheibe und damit sicher eine besondere Leistung im Werk eines Mecha- nicus. Das ist auch in diesem Falle, trotz sparsamer Ornamentik und mancher Be- schädigungen und fragmenrarischer Er- halrung zu erkennen 17. Allgemein gesehen stellt die Armillar- sphaere aber eine besondere Gattung unter den astronomischen Instrumenten dar, Weil sie nicht der Beobachtung von Naturvor- gängen dient, sondern der Darstellung und Erfassung gewonnener Beobachtungen. Da- her ist sie Wissenschaftlich ein Lehrbehelf, der die Summe der Erkenntnisse repräa senticrt. Vielleicht gerade deswegen gibt es Armillarsphaeren - wie etwa die des Euphrosius Vulparia im Österreichischen Museum für angewandte Kunst w, die mit besonderer künstlerischer Prächtigkeit ge- staltet sind. Wenn wir auch i wie ein- gangs erwähnt W diese Instrumente in der Literatur bis in den Hellenismus zurück nachweisen können, so kennen wir ab- gebildete und erschaffene Objekte erst seit dem 15. Jahrhundert. Die früheste be- kannte Darstellung ist auf einem Tafelbild des Giovanni dal Ponte (1376i1437) ge- geben, auf dem die „Astr0nomie" eine Armillarsphaere in der Hand hält (Abb. 12). Am Ulmer Chorgestühl des Jörg Syrlin (146571471) ist eine Armillarsphaere dem geschnitzten Bild des Ptolomäus in die Hand gegeben, wodurch die literarische Tradition erhärtet wird. Die älteste wissenschaftliche Abbildung findet sich in einem Instrumenten- buch des Jahres 1483; das älteste erhaltene 27