u. leider sehr stark abgezogenen und schlecht restaurierten Truhe Weisen auf diese Zeit hin. Ihre Wirkung beruht schon ganz auf der farblichen Kontrastwirkung des ein- gelegten und furnierten Holzes. Außer den beiden heraldischen Lilien in den Mittel- feldern sieht man auf den beiden anderen je einen Delphin angebracht. Der, wenn nicht stilbedingtes Motiv, vielleicht auf eine ImholFsehe Verwandtschaft hinweist. Bei Abb.1 wird das reiche Maßwerk am Truhenkörper von feiner Einlegearbeit um- rahmt. Die Vielfalt der Muster und deren Kompliziertheit hebt sie Weit über das übliche Niveau der mit Flachschnitt ge- zierten Stücke hinaus. Die in der Technik der Blockintarsia ausgeführten Rahmungs- leisten gehen auf italienische Vorbilder zu- rück und bringen die Truhe mit dem be- rühmten Tamsweger Sakristeischrank in Verbindung, der von seinem Erzeuger, Peter Statnpfer (Pistator) aus Tarnsweg, auch mit dern Jahr der Fertigstellung 1455 3 Zweigesclwssigei Schrank mit durchbrnthcnevi Maßwerk- (ullun "n und Blnckmmrsia. Um 1490 blS um 1500. H. 27a CYH, u. 190 cm. T. es CKIL Elltnlal! im um; des Grafen wimprrm, Schloß Kniuberg bei Graz, Steiermark. Sammlung Ludwig, Aachen (neue Lesart 1) versehen wurde. Nach Wlalcher-Molthcinl ist dieser Sakristei- Schrank das früheste Beispiel von Einlege- arbeit auf deutschem Boden. Er nimmt eine Verbreitung dieser feinen Intarsiaarbeit von Tamsweg über das Pustertal nach Brixen an. Ebenso kann man aber eine Ausdehnung nach der Landeshauptstadt Salzburg an- nehmen. Auch die beiden Wimpffen- Schränke, die ehemals in Schloß Kainberg bei Graz standen, zeigen neben reichern Vaßwerk solche Intarsialeisten. Einer steht jetzt in Schloß Seebarn, der andere wurde 1960 bei VUeinmüller versteigert und kam nach Aachen in die Sammlung Ludwig. Diese Blockintarsia wurde folgendermaßen hergestellt: Vieleckige Leistcnstäbe aus verschiedenfarbigetn Holz wurden zusam- mengeleimt und gezwungen. Die Enden dieser gebündelten Stäbe ergaben ein geo_ metrisches Muster - den Block; auf ita- lienisch „toppo". Das Leistenbündel wurde quer in dünne Scheiben geschnitten und diese auf das Möbel nebeneinander auf- geleimt 3. Diese Technik wurde haupt- sächlich in den Niederlassungen der Kar- thäusermönche im Raum von Oberitalien ausgeübt. Wenn auch diese einheimische gotische Einlegearbeit auf die sogenannte „Certo- sina-Arheit" aus dem Trecento zurückgeht, zeigen sich doch Unterschiede von ihr. Bei der „Certosina-Arbeit" wurden nicht nur verschiedene Arten Holz verwendet, son- dern auch Bein, Perlmutter und anderes Material in das Holz eingelegt. Davon machte man nördlich der Alpen keinen Gebrauch. Der Wesentliche Unterschied ist aber, daß man bei den italienischen Vor- läufern fast immer ein Nebeneinander der einzelnen Motive 7 wie Kreuze und Sterne usw. 7 sieht. An den einheimischen Stücken ist aber stets ein fortlaufendes Muster zu beobachten, das oft sogar stark ineinander verdochten ist, wie jenes am unteren Rand des Truhenkörpers von Abb. 1. Dies steht mit der im ganzen Raum nördlich der Alpen eingewurzelten Vorliebe für geflochtene, fortlaufende Musterin Beziehung. Die sicher von Italien ausgehende Neuerung, Möbel mit Holzmosaik zu schmücken, wurde vom eigenen Forrnsinn abgewandelt und zu über- kommenen, nördlichen Formen verändert. Im Sockelfuß dieser Truhe Abh.l ist ein kirchenfensterartiges Motiv mit Nonnen- schluß sechsmal nebeneinander gesetzt. Darüber liegt ein den Sockel nach oben abschließendes gürtelartiges Band. Es zeigt eine in Maßwerk herausgearbeitete Wellen- linie, die fünf Kreise und zwei Halbkreise verbindet, die mit typisch gotischen For- men ausgefüllt sind. All dies gilt auch für die nur zweifeldige, aber fast gleiche Truhe im Salzburger Museum Carolino Augusteum (Abb. 3). Diesen beiden Sockeltruhen ist noch eine fast identische (Abb. 4) im selben Museum anzufügen. Ihre Intarsia ist größtenteils die gleiche. Sie ist wieder vierfeldig wie jene im Kloster Nonnberg, aber ihr Sockelfries ist viel schmäler und mit zarterem, fort- laufendem Fischblasenmuster beschnitzt. Der Sockelfuß trägt nur zwei nebeneinan- derstehende kirchenfensterartige Spitz- bögen. Eine voneinander verschiedene An- zahl Spitzbögen im Sockelfuß ist an allen diesen Stücken festzustellen. Der Übergang vom Sockelfuß zum friesgeschmückten Sockelgürtel wird in Form eines Zwickels betont. Bei der Truhe Abb. 4 wird er mehr in Blattform gestaltet, während er auf der Nonnberger runder ist und durch eine Sternblume im Kreis ausgefüllt wird. Ge- rade dieser Zwickel findet sich aber auch auf dem WimpHen-Kasten (Abb. 5)! Er wird von Otto von Falke4 als „steier- märkisch" bezeichnet, eine Lokalisierung, die auch Kreisel - allerdings mit einem Fragezeichen versehen 7, beibehält. Aber nicht nur der Zwickel - auch der Sockel- fuß und der Fries gleichen einander. Somit ist die sichere Beheimatung der jetzt noch in Salzburg stehenden Stücke von wesentlicher Bedeutung. - Die Herkunft der beiden gotischen Truhen, die sich im 27