uediger Engerth UFBRUCH IN DEN OSMOS - U DEN BILDERN VON OSITA SALEM ßtrauisch, geringschätzig und ein wenig nacha nklich blickt Rosita Salem in ihrem „Selbst- rträt" (1968) auf den Betrachter. Das Oval es Gesichts kontrastiert zum Rund eines härischen Gebildes, das hinter dem Kopf wwebt. Rosita Salems dunkles, kurzgeschnit- ies Haar hebt sich von einem hellen Reflex . den ein von rechts einfallendes Licht auf der ierfläche der Kugel bildet. Diese Kugel er- iert an einen exzentrisch verlagerten Nimbus. lei schräggestellte dunkle Wände deuten eine afe an, die in einen unbegrenzten Raum zu WEH scheint. Der Einblick in das Unendliche, r sich über der Schulter öffnet, soll wohl auch ychologisch verstanden werden. Er ist ein ck in das Unauslotbare und Unergriindbare, s jeder menschlichen Existenz zugeordnet ist. e Kugel erscheint in diesem Zusammenhang twendig als Symbol des in sich Ruhenclen. das ne Anfang und Ende ist. Durch ihre runde, itte Oberfläche hat sie zugleich etwas Ab- HSBHGES, das durch das Reflexlicht noch ver- lrkt wird. Es ist interessant, daß die Pupillen r Augen diese Kugelform wiederholen. So eignet auch den Augen ein abweisendes reflek- tierendes Element. Die fast männlichen Züge des Gesichts und die bewußte Vermeidung der Andeutung sekundärer Geschlechtsmerkmale legen die Vermutung nahe, daß hier der Mensch schlechthin in seiner kosmi- schen Bezogenheit dargestellt werden soll. Wir haben es also mit einer - bei aller malerischen Qualität - höchst literarischen Kunst zu tun. Ein umfangreiches literarisches Programm liegt auch dem Bild „Zertrümmerung" (1956) zu- grunde. Der Blick in das oben aufgerissene Kreuzrippengewölbe einer gotischen Kirche zieht die Aufmerksamkeit des Beschauers magisch zum Fluchtpunkt der Pfeilerordnung hin. Dort ragen durch eine Öffnung die Füße des in einer hellen Wolke in den Himmel entschwebenden Erlösers, dessen Körper in einer komplizierten Verkürzung gesehen ist. Zwei Pfeiler der Kirche enden in einer eingezogenen, schachbrettförmig gemusterten Ebene, auf der menschliche Leiber liegen. Ein Pfeiler verwandelt sich in eine Hand, die besitzergreifend auf dem Boden ausgestreckt ist. Der andere endet in einer dornartigen Spitze. die in den Unterleib eines auf dem gemusterten Steinboden liegenden nackten Mannes ein- dringt. Mit dieser liegenden Figur bilden zwei weitere auf dem Boden liegende Gestalten ein Dreieck. In diesen beiden dem Schachbrett- muster des Bodens verbundenen Figuren will die Künstlerin "Persona" und "Anima" ver- standen wissen. In einer Art Mandorla erscheint das Bildnis Einsteins, während unter einem Triumphbogen die "Große Mutter" sichtbar wird. Diese ist im Endsegment des schachbrettförmig gemusterten Bodens gelegen. Der Mensch sitzt außerhalb der vielfigurigen Szene auf einem jonischen Kapitell und betrach- tet ruhig den "Graue! der Verwüstung am heili- gen Ort". den der Prophet vorhergesagt hat. Dieses Bild stammt aus einer Epoche, in der sich Rosita Salem in Aussage und Technik den Phantasten näherte. Ein Blick auf das Bild offen- bart, daß es vor allem Ernst Fuchs und Rudolf Hausner waren, die auf die junge Künstlerin ein- wirkten Die altmeisterliche Technik, die Akribie in der Ausarbeitung der architektonischen De- tails, die Vorliebe für religiöse und sexuelle Sym-