Zdrawka Ebenstein BEGEGNUNG MIT RUTH MANNHART x .0 . .4 SQ. I Als Tochter des bekannten Malers Alfred Mann- hart wächst Ruth Mannhart in einer Umgebung auf. in der sie sich bereits als Kind mit den Problemen der Kunst vertraut macht; Anregungen der Mo- dernen, wie Braque, Nolde, der Fauves, ergänzen sich schon damals mit gewonnenen Eindrücken teils aus der Gotik, teils von japanischen Holz- schnitten und formen in ihr sehr früh eine innere Welt, aus der sie später eigene künstlerische Gehalte schöpfen wird. Sie beginnt ihr Studium an der Klasse für Bild- hauerei der Budapester Akademie für angewandte Kunst und wechselt nachher aus eigener Über- zeugung zur Malerei über. Dennoch ist gerade diese erste Etappe der künstlerischen Ausbildung für sie von enormer Bedeutung, denn hier gewinnt sie ein richtiges Gefühl für die Plastizität der Form und ihre Beziehung zum Raum - etwas, das ihrer weiteren Entwicklung sehr zustatten kommt. Der Krieg und vor allem die damit verbundenen Greuel, die Judenverfolgungen prägen in ihr eine unauslöschliche Vorstellung vom Negativen im Menschen. Zugleich überspielt die Buntheit der ungarischen Folklore A vielleicht als notwendiger seelischer Ausgleich - diese Bilder des Grauens. Und gerade diese seelischen Erlebnisse festigen den Charakter der jungen Ruth und schaffen in ihrer Gesamtheit eine Grundlage für ihr Gedan- kengut. 42 Heute ist Ruth Mannhart nicht nur als Malerin und Graphikerin, sondern auch auf dem Gebiete der angewandten Kunst tätig. Ihre Vielseitigkeit äußert sich aufs erste in der Anwendung und Beherrschung verschiedener Kunsttechniken, dann aber auch in der gesuchten (gewollten) Nuan- cierung der künstlerischen Aussage. Ihr eigentlicher Aufstieg beginnt nach ihrer Übersiedlung nach Wien. Hier entstehen Ölgemälde, Arbeiten in Pastell und Aquarell sowie Serien von Zeichnungen, vor allem aber beschäftigen sie Probleme der Raumausstattung. In festem Auftrag erhält die Künstlerin u. a. die Möglichkeit, große Glasbeton- wände zu schaffen, wobei sie iedesmal thematisch und baulich eine Verbindung zwischen der Glas- malerei und den gegebenen architektonischen Ver- hältnissen herzustellen sucht. Ein Beispiel dafür bietet die alte Pfarrkirche in Hochwolkersdorf, die im Auftrag des Bauamtes der Erzdiözese Wien im Jahre 1962 durch einen quergestellten Neubau vergrößert wurde. Sie löste das schwierige Problem, indem sie auf die ganze Fläche der Ostwand drei Szenen aus dem Leben des Patronatsheiligen Laurentius verteilte. Zwischen den einzelnen Glas- segmenten wurde dabei verhältnismäßig viel Beton verwendet. Die als eine Gesamterzählung auf- gebaute Komposition mit den großen Figuren er- scheint uns als logischer Abschluß des sakralen Flaumes und trägt zugleich zur farbigen Außen- wirkung des alleinstehenden Kirchenbaues s i besondere bei Abendbeleuchtung - viel bei. Ruth Mannhart fertigt auch gestickte Wandteppir an, zu deren Thematik religiöse und profane Szer zählen. Sie entnimmt gewisse Anregungen ti von ostasiatischen Wandbehängen, teils der c europäischen Folklore. Grundsätzlich wird sow die Figur als auch der Hintergrund der reinen Fläi eingeordnet, und die ganze Darstellung wird i kräftigen, leuchtenden Farben beherrscht; L gerade diese starke Farbigkeit schafft eine Brüi zur Glasmalerei der Künstlerin. Oft wird mit H von Farbtönen ein Gesamteffekt erzielt; so z. der Altarwandteppich für das neuerbaute Haus Barmherzigkeit in Wien, bei dem mit Absi Farben gewählt wurden, die auch die Ma trägt. Karikaturhafte Zeichnungsserien, Pastelle, Aquari und Ölgemälde vervollständigen das CEuvre Künstlerin. Ihre eigentliche Stärke liegt aber in künstlerischen Gestaltung von Räumen, sei es Sakral-, sei es für Profanbauten. Ruth Mannl steht solchen Aufgaben immer kritisch gegenül Wenn die Raumverhältnisse einer harmoniscl Gesamtwirkung widersprechen, korrigiert die Kür lerin den vorgeschriebenen Bauplan und gela so zu einer neuen, sehr guten Lösung des Problei wie es z. B. die Pfarrkirche von Hochwolkersc beweist.