Die Ausstellung „Späte griechische Ikonen und Miniaturen" im Österreichischen Museum für angewandte Kunst brachte erstmals der weiteren Öffentlichkeit einen reichgestickten Epitaphios des 18. Jahrhunderts aus dem Be- sitz der griechisch-orientalischen Kirche in Wien zur Kenntnis (Katalog Nr. 37 mit farbiger Dctailabbildung). Eine goldgestickte Inschrift am unteren Rand des Bildfeldes besagt, daß das Werk im Jahr 1752 von Franz Filler für die damals neue griechisch-orientalische Kir- che angefertigt wurde. Am oberen Bildrand befindet sich die Inschrift „Hos Epitaphios Threnos", die zugleich die Thematik wie auch die liturgische Bestimmung des Stückes und seine spezielle Beziehung zur Karsamstagsliturgie, in der es auch heute noch Verwendung Endet, bezeichnet. Die Darstel- lung des Threnos, der Beweinung Christi, von der die Evangelientexte nichts berichten, hat ihre inhaltliche Wurzel vor allem in dem apokryphen Nicodemus-Evangelium, das die Marienklage enthält. Die künstlerische Ge- staltung dieses Motivs in der byzantinischen Kunst wird durch eine schrittweise Umwand- lung der Grablegungsszene in ein zuständ- liches Andachtsbild geprägt. Seit Symeon von Thessaloniki (T 1429) werden gestickte Tücher mit dem Bild des toten Christus Epitaphioi genannt. Epitaphios Threnos bezeichnet aber auch den Trauergesang der Karsamstagsliturgie, in deren Verlauf die Epitaphioi zur symbolischen Darstellung der Beweinung bzw. Grablegung Christi dienen. In den mittelalterlichen Werken - die älte- sten, die erhalten sind, gehören dem ausgehen- den 13. Jahrhundert an - steht die euchari- stische Deutung im Vordergrund, seit dem 15. Jahrhundert jedoch werden sie durch die Beifügung historischer Personen, die in den Evangelientexten bei der Kreuzigung, Kreuz- abnahme und Grablegung genannt werden, zu Iigurenteichetcn Szenen ausgestaltet. Seiner Entstehung in später Zeit entsprechend, verbinden sich in dem Wiener Werk Motive, die theologischen Überlegungen entstammen, mit solchen, die direkt auf die Evangelientcxtc zurückgehen, zu einer großen Bildknmposi- tion: in der Reihe der Figuren hinter dem offenen Sarkophag erscheinen die Erzengel Michael und Gabriel neben Johannes dem Evangelisten, Salome, Magdalena und Maria Jose, Engel knien vor dem Sarkophag, in den Nicodemus und Joseph von Arimathaea den Leichnam hinabsenken. Sechs Cherubsköpfe, durch eine Schriftzeile „Die Schar der Engel ist erschüttert über Deinen Anblick" erläutert, füllen den Raum zu beiden Seiten des hochaufra- genden leeren Kreuzes mit Dornenkrone, Lanze und Schwamm. In der Landschaft erscheint zu Füßen des Hügels von Golgotha, der die 3 Kreu- ze und die anderen Passionssymbole trägt, eine Darstellung der Grabcskirchc und unterhalb der Stadtsilhouette von Jerusalem in einem um- hius, 1 . Wim Gold- , l 793 1 Sei: icchiu Kicken rienu. uf gelegt lc Makro; n Silber- lis, Wien