Hanna Dornik-Eger
ALBRECHT DÜRER UND
DAS ÖSTERREICHISCHE
MUSEUM FÜR KUNST UND
INDUSTRIE IN WIEN
Bereits seit längerem befaßte sich die Direktion
des Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie - bisher, laut kaiserlichem Beschluß
vom 7. März 18631, im Ballhaus unterge-
bracht - intensiv mit den Vorbereitungen für
die Eröffnung des neuen Hauses am Stubenring
und der damit im Zusammenhang stehenden
Ausstellung und Festpublikation. Der Plan zu
einer aktiven Beteiligung des Museums an den
Festlichkeiten anläßlich des Dürer-Jubiläums-
jahres von 1871 wird, laut Akten des Hauses,
erst im April 1870 gefaßt.
In einem in raschen Zügen von Rudolf von
Eitelberger, dem Direktor des Museums, fest-
gehaltenen Entwurf für einen Bericht, der Seiner
kaiserlichen Hoheit Erzherzog Rainer zur Ge-
nehmigung vorgelegt werden soll, heißt es:
„Im nächsten Jahre stehen zwei Festlichkeiten
bevor, an denen das Österreichische Museum
durch seine Stellung teilzunehmen berufen ist z",
nämlich die Eröffnung des Museums und die
große Dürer-Feier in Nürnberg. Für die Er-
öffnung des neuen Museums werden eine Be-
Schreibung des Baues mit einer kurzen Ge-
schichte des Museums-Ä die Herausgabe des
illustrierten Kataloges über die Ornamentstich-
sammlung4 mit Holzschnitten von Bader so-
wie eine Eröffnungsmedaille, die zugleich auch
als Anerkennungsmedaille für Verdienste um
das Museum verwendbar ist, vorbereitet.
Zur Dürer-Feier meint Eitelberger: „Am 21.
Mai 1871 wird in Nürnberg das 400jährige
Geburtsfest Albredit Dürers gefeiert. Bei die-
sem großen deutschen Nationalfeste darf das
Österreichische Museum nicht fehlen. Im Laufe
des Winters hält Herr Dr. Thausing (damals
Inspektor der Albertinischen Sammlungen)
einen Zyklus von Vorlesungen über Dürer im
1
Museum. Für den 21. Mai wird eine Dürer-
Publikation veröffentlicht, durch welche eine
neue Kunsttechnik in Österreich zum ersten
Male eingeführt wird." Ein Kostenüberschlag
des Instituts für Holzschneidekunst F. W.
Bader in Wien betreffs dieser Festpublikation
ergibt bei einer Auflage von 500 Stück den
Preis von fünf Gulden pro Exemplar.
Eine Dürer-Jubiläums-Ausstellung war also zu
dieser Zeit noch nicht ins Auge gefaßt worden.
Sollte dies dennoch der Fall gewesen sein --
was immerhin bei der Lückenhaftigkeit der
erhaltenen Akten des Hauses in Betracht zu
ziehen wäre -, so wäre die Ausstellung bereits
für das neue Haus am Stubenring geplant ge-
wesen, da es in einem Bericht Eitelbergers an
das k. k. Ministerium für Kultus und Unter-
richt vom 21. April 1870 heißtä, daß der Ter-
min der Eröffnung des neuen Museumsgebäu-
des nicht über den 1. Mai 1871 verzögert wer-
den dürfe.
Es kann dies jedoch nur eine reine Vermutung
bleiben, gegen die vor allem die enorme Kon-
zentration, die man für die Eröffnungsausstel-
lung des neuen Gebäudes aufwandte, spricht.
Es sollte - ehe die Sammlungen übersiedelt
werden - im gesamten neuen Hause eine Mu-
sterausstellung des österreichischen Kunstgewer-
bes unter Beteiligung aller in Frage kommenden
Firmen und Kunstschaffenden veranstaltet wer-
den. Allein von der Platzfrage her erscheint
dadurch eine gleichzeitig laufende Dürer-Aus-
stellung als nicht möglich. Eine weitere Erinne-
rung, betreffs der Eröffnung der Ausstellung
und der Einweihung des neuen Museumsgebäu-
des, liegt aus der Zeit nach dem 20. Dezem-
ber 1870 vorß, und hier heißt es, daß der
Kaiser die Schlußsteinlegung und Eröffnung
am l. September 1871 vornehmen werde, da sida
die Arbeiten an dem Neubau verzögerten. Jetzt
erst, nämlich in einem Protokoll der Kura-
toriumssitzung vom 21. Jänner 18717, wird
als erster Punkt der Besprechung „die im Mai
laufenden Jahres zu veranstaltende Ausstellung
von Werken Dürers mit Ausschluß der Ge-
mälde" erwähnt. Erstaunlich aber ist, daß es
K. K. IESTERII. MUSEUMS
in..." m. Irlnunrm:
im Anschluß daran heißt: „Zugesagt haben ihre
Beteiligung an derselben die Ambraser Samm-
lung, die Galerie Seiner kaiserlichen Hoheit
Erzherzog Albrecht, die Fürstlich-Liechten-
steinische Galerie, die Herren von Hauslab,
von Dräxler, von Heintl, Gsell und Artarias."
Dies wiederum ließe auf bereits länger zurück-
liegende und zielstrebig vorgenommene Vorbe-
reitungen schließen, ohne daß aber die Frage,
wann tatsächlich der Plan zur Dürer-Ausstel-
lung gefaßt wurde und aus welchem unmittel-
baren Motiv, geklärt werden könnte. Das Kura-
toriumsmitglied Feldzeugmeister Graf Crenne-
ville erbietet sich nun, ebenfalls um Leibga-
ben an das Ungarische Museum und an Herrn
Major Frank in Graz zu sdireiben.
Eitelberger ist in derselben Sitzung bereits in
der Lage, dem Kuratorium eines der im xylo-
graphischen Farbdruck bei Bader hergestellten
Kostümbilder Dürers, das für die Festpublika-
tion gedacht ist, unter großem Beifall vorzu-
legen.
Wenige Tage nach dieser Sitzung, am 27. Jän-
ner, gibt Ritter von Frank die Zusageg, die in
seinem Besitz befindlichen Handzeichnungen
Dürers" als Leihgaben der Ausstellung zur
Verfügung zu stellen.
Auch in den „Mitteilungen des Museums" wird
im Jänner 1871 der erste Bericht über die
Dürer-Feier im Usterreichisclwen Museum gege-
ben". „Für das Österreichische Museum", heißt
es dort, „hat Albrecht Dürer in mehr als einer
Beziehung eine ganz besondere Bedeutung. Im
Kupferstitzh und Holzschnitt ein unvergleich-
licher Meister, war er der erste Schriftsteller der
deutschen Nation, der über das Gesamtgebiet
der Theorie der Kunst geschrieben. Aus dem
Nürnberger bürgerlichen Leben hervorgegan-
gen, vereinigt Albrecht Dürer alle jene Tugen-
den des deutschen Bürgerstandes, die denselben
auch auf dem Gebiet der Kunstindustrie eine
erste Rolle spielen ließen, bevor französische
Mode und die Unsitte der Nachahmung fran-
zösischen Wesens die deutsche Kunst und Kunst-
industrie in ihrem Kern alterierte." Hierauf
werden die fünf Vorlesungen von Moritz
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