Berichte In INNSBRUCK wurden in der Berichtszeit in der GALERIE IM TAXISPALAIS drei wichtige Ausstellungen geboten. Als erste ist iene Gedächtnisausstellung für den iung verstorbenen Bildhauer ANDREAS URTEIL zu nennen, die vom 8. Juni bis 4. Juli geöffnet war. Man kannte I7 Figuren und 21 Graphiken sehen. Von dem noch ganz geschlossenen, kompakten „PferdesdiödeW aus dem Jahre 1956 bis zu dem flammengleichen „Kleinen Wächter" aus dem Jahre 1962 wurde ein schöner Ausschnitt aus dem CEuvre des ungemein fleißigen und begabten Künstlers geboten. Man konnte daher Urteils Entwicklung und auch sein Wollen gut erkennen. Man sah den Weg von der gliedermäßigen Verblockung über eine Phase der Verknorpelungen der Gelenke, bis zu den brennenden Gestalten seiner letzten Zeit. Die gezeigten Zeichnungen waren fast durchwegs aus späteren Jahren, was wohl darauf zurückgeht, daß frühere Arbeiten in Privatbesitz sind. Es war eine sehr wichtige Ausstellung, von der zu hoffen ist, daß sie in ähnlicher Form in vielen anderen Städten gezeigt wird, so daß das Werk des Verstorbenen nicht vergessen wird und seine Stimme weiter zu uns spricht (Abb. 13). In der Zeit vom 20. Juli bis zum 14. August war'die Ausstellung KONSTRUKTIVE TENDENZEN ZWISCHEN DEN WELTKRIEGEN in der GALERIE IM TAXISPALAIS zu sehen. Es handelte sich um Exponate aus der Baseler Sammlung Carl Laszlo. Neben den Werken von sehr bekannten Künstlern wie Van Doesburg, F. Kupka, EI Lissitzky, K. Malewitsch, L. Moholy Nagy u. a. waren eine ganze Anzahl sehr guter Arbeiten von weit weniger Bekannten iener Epoche vertreten, die uns zeigen, daß iede Zeit viele Facetten hat und selbst ein solcher Ausschnitt wie der Konstruktivismus seine verschiedenen Spielarten kennt, daß alle ihre Berechtigung haben und zur Entwicklung beitrugen, es zeigt auch, daß manche zu Unrecht vergessen wurden, weil es wohl zu ieder Zeit Kritiker gab, die nur „ihre" Leute gelten ließen und ähnlich Hansiörg Graf behaupteten, daß „Toleranz überall am Platz (ist), nur nicht im Bereich der Künste." (FAZ 12. Vll. 71) (Abb. I4). Die dritte Ausstellung in dieser Galerie war den ZEICHNUNGEN VON ALBIN EGGER-LIENZ gewidmet. Die 41 Blätter aus verschiedenen Sammlungen gaben Einblick in den Schaffensbereich von 1881 bis 1926. Schon aus dieser Spanne ist ersichtlich, daß die Auffassung und Arbeitsweise des Malers bei den ausgestellten Graphiken sehr verschieden ist. Finden wir bei den Zeichnungen vor der Jahrhundertwende noch oft Arbeiten um ihrer selbst willen, so sind es nachher fast ausschließlich Studien zu großen und bekannten Bildern. Dieser Bestimmung nach ist bei den letzteren vieles offener, beziehungsweise in der Linienführung auf den einfachen Strich reduziert, wobei freilidi gerade hier die Sicherheit und Kraft des Meisters zum Ausdruck kommen (Abb. 15). In KITZBUHEL zeigte in der kleinen 46 Galerie BEI INFELD in der Zeit vom 30. Juli bis 21. August PETER BAUM Graphiken. Eisenätzungen, Radierungen und Monotypien gaben von den mit der Handschrift korrespondierenden „Zeid1en" des Künstlers einen gewissen Überblick. Seine Gestaltungen sind eine Symbiose von spontaner Pinselführung und überlegtem Stricheinsatz (Abb. 16). VILLACH stellte in der GALERIE AN DER STADTMAUER in der Zeit vom 13. bis 30. Juli Werke von GUENTHER KRAUS aus. Der in Wien lebende Kärntner bewies auf engstem Raum, daß er in vielen Sätteln zu reiten versteht. Sowohl die Graphik, die Malerei, als auch die Plastik gaben in dieser Schau einen Eindruck vom Schaffen dieses Künstlers. Das Modell seines Betangusses „Elemente", das in einer Höhe von 4 Metern und einer Länge von 6 Metern im Strandbad Wörther See ausgeführt ist, bildete den Mittelpunkt. Wie es Kraus hier um zeichenhafte Elemente geht, so auch bei den Graphiken und Malereien. Die Kunstharzbilder bringen klare Elemente in reinen Farbabwägungen und weisen oft zu Kraus' Email- und Glasarbeiten. Die Graphiken, Eisenätzungen zeigen neben der eigenen moluskelhaften Formenwelt einer Periode aurh fotografische Reolitätseinschlüsse in die vom Künstler stereotyp in verschiedenster Kombinatorik gebrauchten Kraus-Formen (Abb. 17). KLAGENFURT hat durch die Tätigkeit der GALERIE MAKON einen großen Gewinn. Vorn 21. Juli bis 23. August stellte in ihr MARGARETHE HERZELE aus. Olbilder, Aquarelle und Eisenätzungen gaben Einblick in das Schaffen der iungen Frau. Es handelt sich dabei meistens um phantastische Geschichten, die die Künstlerin, die auch bereits als Lyrikerin in den KONFIGURATIONEN veröffentlicht wurde, erzählt. Bezeichnend für Herzele sind die Farbstiftzeichnungen, kleine Foeme kindlichen Fabulierens, die sich in den Bildern mit „ongelegten" Farbböden zu einer oft grausigen Story vereinen (Abb. 18). Das KUNSTLERHAUS KLAGENFURT beherbergte vom 14. Juli bis I. August Werke der drei Künstler HEINZ GLAWISCHNIG, ADI HOLZER und HUGO WULZ. Von Glawischnig waren 23 plastische Arbeiten zu sehen. Formballungen, Gruppen, die immer in Varianten neu aufsd1einen. Von Adi Holzer sind besonders die Don-Quiiote-Bilder zu nennen, die uns neue Facetten aus Holzers Schaffen zeigen. Natürlich erzielte er mit seinen Siebdrucken wieder den größten Erfolg. Hugo Wulz brachte mit seinen Kunstharzbildern einen launigeren, grimmi-humorigen Ton in die Ausstellung. Die üppig wuchernden Gestalten seiner phantastischen Realitäten geben mit Recht zu denken (Abb. 19). DTas-KRASTAL ist mit dem STEINBRUCH LAUSTERN nun schon das zweite Mal Schauplatz der BEGEGNUNG KÄRNTEN, die heuer in den Monaten Juli und August stattfand. Malerei, Bildhauerei und Dichtung standen auf dem Programm. Das Schwergewicht lag, nicht nur in Kilogramm, bei den Bildhauern, was kein Zufall ist, ging dadi von ihnen die Idee aus, die ursprünglich zu einem Bildhauersympasian geführt hatte und erst voriges Jahr zu umfassenderen Gesprächen erweitert wurde. So sind auch vor allem die Künstler OTTO EDER, GUENTHER KRAUS, HANS MUHR und OSWALD STIMM zu nennen, die hier Werke geschaffen haben, die sie nicht so leicht an einem anderen Ort erarbeiten hätten können. Von den Malern sind FRANZ MARTINZ und MARGARETHE HERZELE, von den Dichtern ANTON FUCHS und HERBERT KUHNER zu erwähnen. In LINZ stellte vom 17.Juni bis I8. Juli in der NEUEN GALERIE der Finne JUHANI LINNOVAARA aus, dessen Werke vorher schon in Wien und Graz gezeigt wurden. Linnovaara ist ein Maler, der Sinn für Humor hat. Seine puppenartigen Gestalten sind trotz ihrer Kopfverkümmerungen, trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Reduzierungen, Andeutungen, des Bildes im Bilde, das sich zur Fratze unseres fernsten Ahnen verdichtet, ein ungemein erfrischender Witz, an dem wir nicht vorübergehen sollen und der mit Recht bei der letzten Biennale in Venedig aufgefallen ist (Abb. 20). Auch in LINZ, in der GALERIE MAERZ, waren vom 16. Juni bis 7. Juli Arbeiten von HANNES HASELECKER, HIROMI AKIYAMA, OSAMU NAKAYIMA und KENJI YOSHIDA ausgestellt. (Leider werden uns von dieser Galerie nur unzureichende Informationen und Materialien zugesandt, so daß wir nichts weiter darüber berichten können.) KIRCHDORF in Oberösterreich hat in SCHLOSS NEUPERNSTEIN eine neue, rege Galerie. Vorn 1B. bis 23. Juli stellte man Arbeiten von HENNY TAMM vor. Es wurden hauptsächlich Malerei und Glasuren von ihr gezeigt. Vom 25. bis 30. Juli waren die Meditationsmalereien des FRANZ MILAN WIRTH zu sehen. F. M. Wirth, der schon lange nach einer ihm eigenen Aussageform sucht und bis ietzt in einer tachistischen Periode die besten Leistungen aufweist, hat nun zu meditativen Obiekten gefunden. Seine Olbilder zeigen meist kreisrunde Zeichen auf einem nur wenig gegliederten Grund, der mit schwach nuancierten Farbteilungen zum eigentlichen Punkt der Sammlung hinführen will (Abb. 21). GRAZ war vom B. Juni bis 4. Juli mit der NEUEN GALERIE Schauplatz einer sehr wichtigen und eindrucksvollen Dokumentation des ungarischen Avantgardisten LAJOS KASSAK. Der 1887 geborene und 1967 verstorbene Künstler arbeitete aufs engste mit den Konstruktivisten und Dadaisten in aller Welt zusammen, war in den zwanziger Jahren Mitbegründer und Herausgeber zahlreicher Schriften, und die Ausstellung zeigte wieder einmal, wie alt sowohl alle lettristischen als auch montagemäßigen Gestaltungen schon sind. 86 Obiekte, Collagen, Druckgraphiken, Graphiken und Gemälde wiesen Kassak als einen der Ersten seiner Zeit aus. Von Malewitsch und Lissitzky beeinflußt, sind besonders seine graphischen und typographischen Blätter von einer besonderen Klarheit, eine Arbeit wie „Linolschnitt III" aus dem Jahre 1920 hat nichts an Gültigkeit verloren. Ein Bild wie „Keparchitektura Vl" aus der Jahre 1930 nimmt vielem, was heute unter neuester Flagge fährt, den Wim aus den Segeln. Ausstellungen wie diese sind ungemein wertvoll, zeigen sie dodt deutlich, wo wirklicher Neubeginn war (Abb. 22). Im MARKT NEUHODIS wurden, anläßlich des fünfzigicihrigen Bestehens des Burgenlandes, im KASTELL vom 29. August bis 17. Oktober Plastiken und Graphiken von RUDULF KEDL ausgestellt. Der Künstler zeigte Treibarbeiten, üppige Formen, Kombinationen und Gruppierungen in Buntmetall. Die Strenge, fast an heraldische Ordnungsschemen erinnernden Werke, die Kedl in letzter Zeit stark bevorzugt, führen zu Assoziationen mit indischen Fruchtbarkeitsfiguren, womit der Künstler wieder an seine schon vor Jahren bei plastischen Treibarbeiten begonnenen Thematik Jungfrau- Mutter anknüpft (Abb. 23). BAD TATZMANNSDORF beherbergte in der GALERIE QUELLENHOF vom 22. August bis 16. September eine Schau von Aquarellen der Keramikeri CHRISTINE ELEFANT-KEDL. Am Schlaßplatz von LAXENBURG wurde in der GALERIE des LANDESVERBANDES DER NÖ. KUNSTVEREINE eine sehr interessantz Ausstellun von KINDERARBEITEN AUS DEM WALDVIERTEL gezeigt (Abb. 24). LANGENLOIS stellte in seiner SOMMERGALERIE im Juli, August unc September Malerei und Graphik von W. A. BERGNER aus. Der iunge Maler, der von Futurismus und Kubismus beeinflußt wurde, verspricht uns noch mit interessanten Arbeiten zu überraschen. ROSSATZ in der Wachau ist mit dem ATELIER KELLERHAUS des JÖRG HIETZGERN ein für den Kunstinteressierten neuer Anziehungs und Haltepunkt in dieser Landschaft. Vorn 26. Juni bis 28. August hatte der Künstler in seiner Handdruckwerkstötti eine Schau von Graphiken und Druckgraphiken geboten. BADEN bei Wien hat mitder KLEINEI GALERIE AM HAUPTPLATZ eine neu: sehr rege Ausstellungsfalge zu verzeichnen. KARL ANTON WOLF zeigte in den Räumen der Buchhandlung Zweymüller und auf dem Hauptplatz seine Graphiken und Plastiken in der Zeit vom 3. bis 15. Juli. Von ROSEMARIE BENEDIKT waren vom 24. Juli bis 11. August keramische Arbeiten zu sehen. Alois Vage HINWEIS: Die redaktionelle Neuplanung und Umgestaltung des modernen Teiles unserer Zeitschrift (sie tritt mit Beginn 1972 in Kraft) bedingt, daß in diesem Heft nur noch eine sehr kleine Anzahl von Ausstellungen besprochen werden konnte. Die wichtigsten Ereignisse - darunter etwa die Exposition van Walter Pichler im Museum des 20. Jahrhunderts - werden iedoch insofern entsprechend nachgetragen, als über besonders interessante Künstler fortlaufend Einzeldarstellungen geplant sind, die ebenfalls in einer graphisch neuen Form erscheinen sollen.