hunderts" bestimmte, kastenförmig vertieft ge-
schnittene Elfenbeinrelief der Bekehrung Sauli
im Bayerischen Nationalmuseum München (Ab-
bildung 1) Dominikus Stainhart zugeschriebenl
und es im Vergleich mit den Tafeln am Prunk-
schrank der Galleria Colonna von 1678-1680
vor 1690 datiert.
Die Beziehungen zu dem Münchener Kreuztra-
gungsrelief (Berliner, 1926, Kot-Nr. 233, Taf.
182) sind u. E. nach nicht so eng, bestätigen
aber die Dotierung in die ersten nachrömischen
Jahre, vergleicht man auch das themengleiche
Relief in Rom (Abb. 21'. Gegenüber den ge-
zielt im Vorderraum des tiefen Bühnenkastens
plazierten, z. T. fast vollplastisch geschnittenen
Reiterfiguren in Rom, deren Kompositionsschema
auf den Kreis um Antonio Tempesta zurückgehen
dürfte, dominiert in mehr bildhafter Anordnung
- die Vorlage oder Anregung im Kreis um
Pordenone zu suchen? - im Münchener Relief
die Erscheinung Christi vor den Wolken über
dem iäh vom Pferd gestürzten Saulus in der
Mitte, während die von links kommenden Reiter
in der vielfigurigen, breiten Szenerie mehr Tie-
fenraum zu haben scheinen. Das Münchener
Relief zeigt eine größere Detailfreudigkeit bei
annähernd gleicher rundplastisch bewegter Fi-
gurenauffassung und sehr ähnlicher Schnitztech-
nik.
Dominikus wie Franz l. Stainhart (mit ihrer
Werkstatt] scheinen ähnlich wie ihr Genera-
tionsgenosse, der ebenfalls in Rom gewesene
lgnaz Elhafen, einmal Vorlagen verschiedener
Art für ein Thema, eine „Komposition" variabel
zu verwenden, andererseits auch - wie wir noch
sehen werden - die einmal für gut befundene
Redaktion (eine bestimmte Vorlage) einer „Kom-
pasition" mehrfach, z. T. in verschiedenen Ma-
terialien, ausgeführt zu haben, was auf die gute
Absatzlage für die nicht vom kurfürstlich-bayeri-
schen Hof bestellten, sondern „frei" arbeiten-
den, aber zünftigen Bildschnitzer schließen läßt.
Die sicherlich ebenfalls auf italienischen und
flämischen Vorlagen fußende, dicht gefüllte
Komposition der Bekehrung Souli' in Kitzinger
Privatbesitz (9,5 x 18 cm, Abb. 3]5, deren un-
konventionelle Vehemenz des Ausdrucks allen
italienischen Formidealen zu widersprechen
scheint, könnte - vergleicht man die Relief-
auffassung mit „rahmenden" Baumstämmen,
bühnenhafter Hintergrundszenerie, Figuren- und
Gewandstil und die schnitztechnische Behand-
lung sowie die ausgeprägten Physiognomien -
sehr wohl ein eigenhändiges, frühes, d. h. nach-
römisches (?) Werk des Dominikus Steinhart
sein. Ein zweites, wiederum auf andere (Tem-
pesta?) Vorlagen zurückgreifendes Relief des-
selben Themas in derselben Sammlung (14 x
18,5 cm, nicht abgebildet) ist offensichtlich spä-
ter, noch 1700, entstanden und erinnert in den
Kopftypen und schnitzerischen Details direkt an
den Stil Franz l. Stainhartsf.
Auf sicheren Boden führt das rechts unten DS
monogrammierte, 11,1 x 20,1 crn große Hoch-
relief aus Elfenbein der ehemaligen Sammlung
A. C. Foberge, Leningrad', mit dem Raub der
Sabinerinnen (Abb. 4). Die allgemeine Anlage
der Komposition und die Einzelfiguren und Grup-
pen entlehnte der Schnitzer Pietro da Cortonas
gleichnamigem Gemälde des Museo Capitolino
in Rom, das u. a. Pietro Aquila stach, veränderte
sie z. T. in ihren Bewegungsmotiven und reihte
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