14 Künste vorwiegend im Dienste der Kirche. Mit Beginn der Renaissance mußte die kirchliche Kunst ihre Vorherrschaft an die profane ab- geben. Nicht mehr die Kirchen und Klöster wa- ren die bevorzugten Aufgaben, sondern die Repräsentationsbauten, die Landhäuser, die Rat- häuser, die Türme, Stadttore und Bürgerhäuser traten an ihre Stelle. Sie übertrafen bei weitem die sakrale Baukunst, die nur durch wenige bescheidene Monumente bezeugt ist. Allein die Mausoleen und Grabmäler, die jetzt den habsburgischen Fürsten und den adeligen Her- ren in den Kirchen oder in deren Nähe errichtet wurden, bekundeten noch die Bindung an die Religion und den Einfluß der katholischen Kir- che. Der ganze Nachdruck des Kunstschaffens lag besonders in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts auf dem Profanbau. Hier wurde der größte Wert aber nicht nur auf die architektoni- schen Details des Außenbaues gelegt, sondern gleicherweise auch auf die Ausgestaltung des Inneren, auf die Höfe und Wohnräume. Diese erhielten eine Ausstattung und einen Hausrat, die den neuen Stiltendenzen, dem modernen „welschen" Geschmack, entsprachen. 8 Diese Aufträge wurden von den ansässigen Handwerkern ausgeführt, lockten aber auch viele fremde, süddeutsche und italienische Künstler und Handwerker in die Städte, die zu- meist als Hofbefreite keinem Zunftzwang unter- worfen waren. Den in den Zünften organisier- ten bürgerlichen Handwerkern erwuchs dadurch eine starke Konkurrenz. Dieser innerstädtische Wettbewerb aber bewirkte schließlich, daß das technische Können anstieg, daß eine Differenzie- rung und Spezialisierung eintrat, das Niveau der Leistungen merklich anstieg und höher als in den vorangegangenen Zeiten lag. Da alle künst- lerischen Zweige organisatorisch und wirtschaft- lich noch ganz dem Handwerk und seinen zünf- tigen Organisationen eingefügt woren und iede Ausbildung rein handwerksmößig vor sich ging, war die einwandfreie Qualität der Leistungen weitgehend gesichert. Das Anwachsen des Wohl- standes erweckte allseits das Bedürfnis, das Le- ben und seine Umwelt auch nach ästhetischen Gesichtspunkten zu gestalten. Die Durchdrin- gung aller Lebensgewohnheiten mit ästhetisdien Werten brachte eine einmalige Blüte des Kunst- handwerkes hervor. Innerhalb der Wohnkultur neigte man immer mehr dazu, die kostbr und teueren Materialien zu verwenden, wüns- man Procht- und .Prunkstücke, bei denen Schmückungszweck, die künstlerisch-dekoro Aussage, im Vordergrund stand. Nicht mehr dienende Funktion stand im Mittelpunkt, s dern die materielle und ästhetische Eigens tigkeit und Originalität, der künstlerische Sel zweck. Allein dieser machte die Bilder, Skul ren, Möbel, Textilien, die Arbeiten der Gold- Silberschmiede, die Waffen, keramische, gläse und schmiedeeisenen Erzeugnisse zu begeh Objekten, deren Besitz man erstrebte und deren Freude sich eine bisher unbekannte S melleidenschaft entwickelte. Die Wertschätz der künstlerischen und kunsthandwerklichen l duktion und die Konzentration auf ihre Eig werte brachten den Kunstliebhaber, den Ken Sammler und Händler hervor. Zum ersten traten diese Menschentypen, welche die Se bilitcit der Augen mit dem Künstler gemein hatten, ietzt in größerer Zahl auf. Aus dieser Situation entstanden nicht nur bürgerlichen „Kunststübleins", sondern auch fürstlichen Sammlungen, die Kunst- und Wuni