werden kann, ist mehr als fraglich."" Siehe da, die Frage nach der Qualität eines Kunstwerkes ist also nicht davon zu trennen, ob diese Kunst gesellschaftlich reaktionär oder progressiv sei; wobei unter reaktionär und progressiv selbstver- ständlich nur das zu verstehen ist, was Monika Steinhauser und Genossen als solches zu be- zeichnen gewillt sind. Der von Steinhauser so angehimmelte „Stand ästhetischer Theorie heute" müßte doch eigentlich auch an anderen Epochen der Kunstgeschichte „funktionieren". Wenn etwa - als ein Beispiel von vielen - Carlo lnnacenzo Carlane für Kurfürst Clemens August die Decke des Treppenhauses in Schloß Brühl gemalt hat, kann dann die Qualität eines solchen Werkes wirklich nur „im Zusammenhang mit der gesell- schaftlichen Rolle des Malers und - darüber hinaus - mit seiner Bedeutung für die damalige Kunstindustrie und Wohnkultur diskutiert wer- den?" m Oder: Soll man vielleicht bei ieder Auf- führung von Verdis „Aida" im Pragrammheftver- merken, wie viele und welche Kapitalisten die Aktien der Suezkanalgesellschaft erworben hat- ten? Sind für Untersuchungen zu Liszts Es-Dur- Konzert auch die „ästhetischen Schablonen und Vorlieben" der Weimarer Hafgesellschaft zu be- rücksichtigen? ist für die Entstehung und die Qualität von Makarts „Pest in Florenz" maßge- bend, daß im ungefähr gleichen Zeitraum Karl Marx „Das Kapital" und Charles Darwin „Die Abstammung des Menschen" geschrieben haben? Als Beispiel für die „stringenten Ergebnisse" ihrer Beschäftigung mit gesellschaftlich reaktionärer Kunst sei ein einziger Satz von Monika Stein- hauser angeführt; „Die gehäufte und damit in- haltlich triviolisierte Verwendung tradierter Pa- thosformeln („Pest in Florenz"), der manchmal anzügliche Detailnaturalismus, der Verzicht auf Differenzierung im Sinne einer die Bildardnung determinierenden Becleutungshierarchie, die in- nere Maßstabslosigkeit, die etwa mit einem me- galomanen Bildformat kompensiert wird, schließ- lich die Hypertraphie der Farbe und deren Ein- satz im Sinne eines affektstimulierenden, sen- sualistischen Reizes hätten (in den Ausführungen des Ausstellungskataloges) gerade im Unter- schied zur freien Skizze auch psychologisch ge- nauer gefaßt werden können." l? Um ja nicht