schaften mit allerlei Getier. Diese vorher meist aus Zucker- und Backwerk gestalteten Aufbau- ten werden im 16. und 17. Jahrhundert durch ein Uhrwerk „belebt". Die Thematik der Figuren, der Tafelautomaten, lehnt sich unmittelbar an die von der Konditorei gestalteten Figuren und Bilder an. Im 18. Jahrhundert werden die me- chanischen Tischdekoratianen und Trinkspiele von den großen Tafelaufsätzen aus Porzellan, das eben erfunden war, abgelöst, das - und damit wird die Tradition sichtbar - immer nach der Hofkonditorei unterstellt bleibt. Die stets bewunderte eiserne Fliege des Regio- montan, die seine Gäste umflag, und sein Adler, der in die Lüfte stieg und danach wieder zu ihm zurückkehrte, gehören mit dem, allerdings mo- numentalen „Männleinlaufen" zu den frühesten Automaten in Nürnberg. Ob man aus Bewunde- rung für Fliege und Adler übertrieb, versucht schon 1707 eine Arbeit in Altdorf zu untersuchen, die die Quellen zusammenstellt, die von Auto- maten berichten und die alle auf die fliegende hölzerne Taube des Archytas von Tarent (370 v. Chr.) Bezug nehmen. Vielleicht war der Adler ein Heißluftdrachen, wie er auch beim Durchzug Kaiser Karls V. in München hochgestiegen war. Kircher berichtet von einem solchen Drachen „lra Dei", den Jesuiten in die Luft steigen ließen und dadurch die Barbaren, die sie gefangen- gesetzt hatten, so erschreckten, daß sie wieder freigelassen wurden. Die arabischen Schriften über Automaten waren nie ins Deutsche übersetzt worden. Jedoch wur- den die Wunder dieser Automaten in vielen Reisebeschreibungen hoch gerühmt. Heron wurde über Kircher und durch ihn über Harsdörffer in Deutschland bekannt. Sicher haben außer den Traktaten die Automaten selbst zum Nachbau und zu Erweiterungen angeregt. So wird in den Akten des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden ein Manuskript bewahrt, in dem der Nürnberger Goldschmied Johann Christoph Herbst, der sich 1647 in Dresden aufhielt, singen- de Vögel und andere Heronische Werke be- schrieb, die er „mit Eigener handt ab Gerissen und abgeschrieben wie esz dar zu sehen ist", das heißt die ihm unmittelbar vor Augen gestanden haben müssen. Dabei ist interessant zu sehen, wer sich mit Automaten beschäftigte, nicht nur Uhrmadwer und Mechaniker, sondern auch Gold- schmiede. Die Automaten waren alsa nicht der zunftmaßi- gen Begrenzung eines einzigen Handwerks unter- warfen. Vielleicht liegt darin die Begründung, daß sie sehr selten signiert sind. Neben den Uhrmachern und Goldschmieden bauten eben- falls Kunstschlasser Automaten, sie hatten ia auch nach nach der Gründung der Uhrmacher- zunft das Recht, Uhren herzustellen. So konstru- ierte der Schlosser Caspar Werner (gest. 1545 in Nürnberg) ein Schiff von 3h Ellen Länge, das mit Hilfe kleiner Räder auf dem Tisch rollte. ln ihm saß ein Mädchen, das mit beiden Händen auf ein Zimbal schlug, ein Kind ruderte am Bug des Schiffes, und ein Cupido am Heck zielte mit gespanntem Bogen und schoß nach einem Tafeln- den seinen Pfeil ab. Dieser schiffsförmige Tafel- aufsatz hat eine vielfache Tradition. Er ist aus sakralem Bereich als „ex voto"- und Weihrauch- schiffchen bekannt, als Behälter von Eßbesteck in profanen und als Schwimmer von Wasseruh- ren in technischen Bereichen. Dieser Tafelaufsatz findet sich an den Höfen von Wien und Dresden. Unser Sdwiff, das möglicherweise von Hans Schlottheim geschaffen ist - von ihm ist bekannt, daß er eine Galeere fertigte -, rollt auf dem Tisch, die Kurfürsten ziehen am Kaiser vorbei, der sein Haupt neigt und die Hand mit dem Zep- ter hebt, die Trompeter blasen, und die Kanonen 30 Q.