Manfred Koller Zur Ausstellung der Schwanthaler-Familie in Reichersberg - Barockskulptur aus der Sicht des Restaurators Änmerkung) l 'Zu allen etailfragen und Nachweisen vgl. den Beitrag über Material, Fassung und Technologie der Schwan- thaler und die Problematik von Restaurierung und Er- haltung ihrer Werke im Katala der Ausstellung Die Bildhauerfamilie Schwanthaler 1 3-1848 sowie die von den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes heraus ego- benen „Restauratorenblättar der Denkmalpflege in ster- reiätm", 111974, die Barockaltar und -skulptur gewidmet sln . Die Ausstellung über den barocken Teil der Bild- hauertamilie Schwanthaler hat neben der histo- rischen und kunstgeschichtlichen Präsentation den für österreichische Verhältnisse im allgemeinen und die getaßte Skulptur im besonderen höchst seltenen Vorzug, daß in die wissenschaftliche und praktische Vorbereitung umfangreiche Re- stauriermaßnahmen und systematische Studien zur Frage der Originalität von Farm und Fas- sung integriert werden konnten. Die Restaurie- rung und technologische Untersuchung war be- reits mitentscheidend für die Auswahl der Ex- ponate und wurde über den Großteil der ge- zeigten Obiekte hinaus auch auf das künstle- rische Ambiente der allein einer Ausstellung zu- gänglichen Einzeltiguren im zugehörigen Rah- men der Kirchenausstattung an Altären, Kanzeln, Orgeln u. a. ausgedehnt. Die Blickweitung war nicht nur vom Zustand der meisten Exponate bedingt, sondern auch insoweit notwendig, als Barockskulptur großteils nur als Ensemblekunst verständlich wird, während sie, allein zur Schau gestellt, einem ihr nur in wenigen Spitzenleistun- gen innewohnenden Autanomiemaßstab runter- worfen wird. Dieser Teil der Vorbereitungen wurde zum größten Teil von den Restaurierwerk- stätten des Bundesdenkmalamtes getragen und sollte zugleich als Grundlage für weitere Er- haltungsmaßnahmen durch die Denkmalpflege dienen. Die Ergebnisse wurden bereits vor Be- ginn der Ausstellung auf einem Restauratoren- treffen in Wien erörtert mit dem Ziel, den Weg zur Anwendung der am Schwanthaler-Material gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis der Er- haltung unserer Barockskulptur überhaupt so kurz wie möglich zu machen. Denn in vielen Fällen konnte festgestellt werden, daß in erster Linie Unkenntnis über die Eigenart der ursprüng- lichen Obertlächengestalt und ihrer Fassung de- ren Zerstörung oder Beschädigung an ganzen Altören wie Einzelfiguren verursacht hat. Aller- dings bot erst die Bearbeitung eines derart um- fangreichen lokal und historisch eng verbunde- nen Materials Voraussetzungen, durch die eine Entwicklung von Altartechnologie und Barock- fassung, aber auch ein realistischer Überblick über die derzeitige Erhaltungssituation dieses, verglichen mit mittelalterlichen Altarwerken und Skulpturen, bis heute wesentlich sorgloser be- handelten Teiles unseres Kunsterbes zu gewinnen war. Insgesamt waren 262 Einzelfiguren oder Gruppen sowie an die 130 Altäre in den Kreis der Untersuchungen und Restaurierungen einbe- zogen, von denen auf der Ausstellung ein größe- rer Altar, Thomas Schwanthalers Florianialtar von 1669 aus der Rieder Stadtpfarrkirche (Abb. 26), sowie 144 Skulpturengruppen oder Altär- 5