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damit zu vergleichende Apastelfiguren. Sie sind
ebentalls in die mittleren fünfziger Jahre zu da-
tieren. Es ist dies ein kniender Heiliger (seinem
Typus nach ein Andreas?l, Höhe 15T cm (Abb. 7),
und ein stehender hl. Petrus, Höhe 175 cm (Abb.
B). Mit großer Wahrscheinlichkeit gehörten die
beiden nach unveröffentlichten Figuren einst zu
der Ausstattung der im Jahre 1809 abgetrage-
nen Klosterkirche der Barmherzigen Brüder zu
St. Max vor dem Sendlingertor in München. Die
vor einigen Jahren restaurierten Figuren, Kran-
zeugen des Frühwerkes van Günther, bisher
kaum bekannt, befinden sich ietzt in der Kapelle
des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder
in München-Nymphenburg. In unverkennbarem
kampositionellem Zusammenhang mit der Figur
der hl. Scholastika befindet sich ein voll signier-
ter und 1755 datierter Zeichnungsentwurf Gün-
thers (Abb. 9), München, Staatliche Graphi-
sche Sammlung, Inventar-Nr. 5935 W. Auf diesem
Blatt, einem Entwurf für ein Andachtsbild, hat
eine kniende Maria beide Hände vor der Brust
gefaltet. Sie blickt auf das ihr zu Füßen liegende
„Augustinerkind", ein in München viel verehrtes
Gnadenbild (einst in der Augustiner-Eremiten-
Klosterkirche). lm Vergleich zu der Figur der
hl. Scholastika bietet die Entwurfszeichnung wirk-
lich eine Überraschung, so sehr ähneln sich
beide Gestalten im Typus, im Ausdruck sowie in
der Art der räumlich erscheinenden Gewand-
bildung. Die zwischen beiden Figuren sich er-
gebende Affinitöt ist derart eng, daß das auf
der Zeichnung erscheinende Datum 1755 einen
wichtigen Anhaltspunkt für die zeitliche Einord-
nung der offenbar um die gleiche Zeit entstan-
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denen Plastik bietet. Genau im gleichen Jahre,
1755, befinden wir uns, wenn wir anschließend
die eben genannte Figur mit der sogenannten
„Starnberger Heiligen", Starnberg, Würmgau-
museum (Abb. lO), vergleichen, eine Plastik, die
mit Recht zu den bedeutendsten Werken der
Frühzeit Günthers zählt". Ihr Gesichtsausdruck
ist nicht leicht zu interpretieren. Er scheint, wor-
auf A. Zallinger-Thurn hingewiesen hat, durch
einen „undeutbaren Zug von Trauer verschleiert"
zu sein. Die von schräg rechts aufgenommene
Ansicht des Kapfprafils mit dem weit
tergezagenen Lid, mit der charakteristisch
löngten Nasenform ohne Absatz von de
und mit der sensibel erfaßten Partie um
und Kinn ist mit dem ganz von links gesi
Gesicht der hl. Schalastika typusmdßig sc
gend verwandt, als hätte der Bildhauer 2'
kurz hintereinander nach demselben Mad
arbeitet (Abb, lt, 12). Einen Einblick
Möglichkeit einer weiteren Typusvariatii
Günther erhält man, wenn man zu eine