Die Meisenheimer Gruppe Die überaus problematische Zuschreibung von 96 Planrissen an Anton Pilgram hat in der Folge- zeit bis heute - natürlich immer unter der Vor- aussetzung, daß diese Zuschreibungen von Bruno Grimschitz richtig sind - zu großer Verwirrung in der Forschung geführt. Es handelt sich dabei um die Planrisse Nr. 68, Nr. 147, Nr. 238 und Nr. 253 mit Vorzeichnungen und Planskizzen eines Gewölbes in der Grab- kapelle der Schloßkirche zu Meisenheim in der Pfalz. Das völlig einmalige Gewölbeschema ist ein in seinem Zentrum zweischichtiges Gewölbe. Zwischen sechs Stichkappen liegt ein (von unten betrachtet!) höherer Kern mit Maßwerkrippen (vier Zwillingsfischblasen). Darunter liegt, frei hängend das Hauptmotiv in Gegenbewegungen paraphrasierend, ein konkavsphörisches Quadrat mit vier zentral orientierten Fischblasen, dessen ebenfalls frei hängende Wandrippen an den Langseiten überkreuzt sind. Das Meisenheimer Gewölbe war dem Verfasser, der sich seit 1949 mit den Querverbindungen zwischen der schwäbischen und pfälzischen Bau- kunst einerseits und dieser schwäbisch-pfälzi- schen und der österreichischen Gruppe anderer- seits befaßt hat, längst bekannt, als er 1951152 in einen (von Karl Oettinger initiierten) Brief- wechsel mit Bruno Grimschitz über die „Pilgrarn- Risse" eintrat. Dagobert Frey hatte als damali- ger Herausgeber des „Wiener Jahrbuchs für Kunstgeschichte" die glückliche Idee, den bereits erwähnten Beitrag des Verfassers (" Neuent- deckte Bauwerke..., a. a. O.) in demselben Band dieses Jahrbuches zu bringen, in dem auch Bruno Grimschitz seinen Artikel (m Die Risse von ..., a. a. O.) veröffentlichte. Der Verfasser hat damals die Konstruktion des Zeichners Pil- gram, die der als Experte für Planrisse hochge- schätzte Forscher Grimschitz versucht hatte, noch nicht in Frage gestellt. Andererseits kannte er sich aber auch nicht zu der Annahme durch- ringen, daß das Gewölbe in der Meisenheimer ' Schloßkirche direkt auf Anton Pilgram zurück- gehe. Aus diesem Grunde hat der Verfasser in seinem 1956 erschienenen Band „Deutsche Bau- kunst" das betreffende Meisenheimer Gewölbe in einer ganzseitigen Bildtafel (" S. 354, Abb. 637) veröffentlicht, um der Forschung einen An- stoß zur Lösung dieser Frage zu geben. In der Folgezeit hat sich dann auch Friedhelm Wilhelm Fischer bei seinen Vorarbeiten für eine spätere Dissertation um diesen Problemkreis be- müht und hat darüber auch mit dem Verfasser korrespondiert. In einem Artikel (u Anton Pil- gram und die Meisenheimer Schloßkirche, All- gemeiner Anzeiger, 8. August 1958) hat nun Fischer zunächst versucht, die Meisenheimer Schloßkirche direkt mit Pilgram in Verbindung zu bringen. In einem Briefwechsel mit dem Doktorvater Fischers, Herrn Prof. Dr. W. Paatz von der Universität Heidelberg, hat der Verfas- ser der vorliegenden Untersuchung diese Hy- pothese längst vor Erscheinen der Dissertation Fischers abgelehnt. Als diese Dissertation (n Friedhelm Wilhelm Fischer, Die spätgotische Kirchenbaukunst am Mittelrhein, 1410-1520, Hei- delberger Kunstgeschichtliche Abhandlungen, N. F. Bcl. 7, 1962) erschien, war Fischer von seiner ersten Arbeitshypothese wieder abgerückt und hat einen in Meisenheim erwähnten Meister Philipp, gen. Hühnermenger, mit der Ausführung des Meisenheimer Gewölbes in Verbindung zu bringen versucht. In einer Veröffentlichung „Baumeister Pilgrams Spuren in Heilbronn und Wimpfen" (" Stutt- garter Zeitung, 3. Dezember 1959) schrieb der Verfasser - immerhin drei Jahre vor dem Er- scheinen der Dissertation Fischers - über diesen 1? 1 2 3 4 5 Wien, St. Stephan, Orgelfuß, Untersicht Riß Nr. 170 der gotischen Planrisse der Wiener Sammlungen Riß Nr. 41 der gotischen Planrisse der Wiener Sammlungen Schorndarf, Stadtkirche, Marienkapelle, Gewülbe Riß Nr. 177Rl1 der gotischen Planrisse der Wie- ner Sammlungen Meisenheim, Schloßkirche, Gewölbe der t ka elle Ri Nr. 68 der gotischen Planrisse der Vv Sammlungen _ V Riß Nr. 253 der gotischen Planrisse der Vv Sammlungen