. Österreichisches Museum für angewandte Kunst Ansel Adams Recollected Moments Smithsonian lnstitutionlWashington und Kulturabteilung der Amerikanischen Bdtschaft in Österreich Katalog Neue Folge Nr. 32 Altes Haus, Säiulenhof Wien 1, Stubenring 5 10.-31. 10. 1974 Ein Pionier der künstlerischen Fotografie, ein weiterer aus den USA, wo man früh schon die Fotografie als Kunstform anerkannt und gefördert hat, ist Ansel Adams, aus San Francisco gebürtig. Aufgewachsen in den Stranddünen hinter Golden Gate, hat er bereits mit vierzehn Jahren die ersten großen Naturerlebnisse, beginnt mit simpler Kamera, wie man sie Kindern schenkt, die Schönheit der Natur und ihre überwältigende Größe ein- zufangen. Dabei erschloß sich ihm die große freie Landschaft, alles Leben und kreatürliche Sein so intensiv, daß er darüber hinaus einer der ersten wahren Umweltschützer, damals eigentlich Natur- schützer, wurde. Ernst Haas, dessen fotografische Meisterwerke das Museum schon gezeigt hat, sagt von seiner Schöpfung, daß sie „der Versuch sei, diese Erde durch visuelle Preisung zu schützen", Adams sagt von sich, „daß er die Natur zum Wohle der Menschheit fotografiert". Zwei Meister, die unisono das gleiche wollen: den Menschen die unerschöpfliche Größe und Schönheit dieser Erde durch ihre Bildkunst gesintert und geläutert vor Augen zu halten, einer stummen Aufforderung gleich, ihrer Natürlichkeit nicht Gewalt anzutun, ihr, zum eigenen Wohle, als Heiligtum zu begegnen. Adams als Landschafter zu bezeichnen, wäre nach Begegnung mit seinen Bildern in der Ausstellung und ihm selbst zufolge nicht voll zutreffend, wenngleich die „Menschenleere" in fast allen seinen Werken ins Auge springt. Dazu meint er selber treffend, „daß zumindest zwei Menschen zu iedem Bild gehören, der Fotograf und der Betrachter". Amerikas überreiches Spektrum an gewachsenen und gewordenen „Landschaften" und Panoramen stellt so etwas wie ein Eldorado für iedwede Kreativität dar. Adams Auge erfühlt und erfaßt das in und aus allem. Ob aus bizarr geformten Felsen- wüsten, den assonanten, mit den Runen des Lebens behafteten Faltenwülsten eines Greisenantlitzes, einem Dorferker oder Kirchengiebel, den verrostet- schlierigen Traversen einer Kaimauer, für Adams ist dies alles mehr als ein Bildmativ. lst Urgrund und Ausdruck natürlichen und menschlichen Seins. Einen Rekord stellte man bei der Einrichtung der Schau auf: erst 20 Stunden vor der Pressebesichtigung traf das Ausstellungsgut ein. Perfekte, eben typisch amerikanische Emballage und Ordnung halfen im Verein mit dem blitzschnellen Zupacken der bewähr- ten „Arbeitspartie" des Hauses mit, die Fotawerke zeitgerecht zu hängen. Last, not least, eine weitere Fotoausstellung mit stärkster Aussage zum künst- lerischen Aspekt des dieses 20. Jahrhundert tragen- den und prägenden Mediums hin (Abb. l, 2). Häuser, Bäume und Menschen Charakterstudien von Oskar Zimmermann Schriften der Bibliothek 11 Ausstellungsraum der Bibliothek und Kunstblättersammlung Altes Haus, 1. Stock Wien 1, Stubenring 5 Er lebt nicht von ihr und noch weniger podit er wie andere auf seine Künstlerschaft. Als Kollege in der Bibliothek verrichtet er Tagesarbeit, oft mühe- volle Kleinarbeit auf verwandtem Gebiet, restauriert und springt hilfreich ein zu allen Gelegenheiten. Oskar Zimmermann, der solchermaßen mehr als verdient Ehrung mit einer Personale im eigenen Haus erfährt. Er ist Künstlerhausmitglied und das gerade Gegenteil von manchen lautstarken, bis- weilen provokanten Pratestierern, deren Existenz die Gesellschaft durch Kauf ihrer Werke zu sichern hat. Er ist einer der wirklich Stillen, lebt allein, das heißt vor allem mit der Kunst und da mit der Natur. Darum geht er auch frei und unbelastet von gewissen Zwängen hinaus und zeichnet. Zeichnet, was ihm so entgegenkommt, auch mittendrin im Tagesbetrieb, quasi zum Abreagieren. So charak- 58 terisiert er Bibliotheksbesucher mit ganz behutsamem karikaturistischem Anstrich, „echt", so gar nicht ätzend wie manche solches tun. Vielmehr spürt er über eine Pose, deren Äußeres und Verhalten, deren Gedanken, die Motorik ihrer inneren Vor- gänge mit leicht nervöser Strichelfeder auf. Dabei tritt Zimmermanns Tiefe der Empfindung und Mitein- fühlung deutlich zutage. Ob Mensch oder Baum, lndividuum oder Obiekt, die Erfassung des Wesent- lichen in einem bestimmten situationsbedingten Zusammenhang lassen ihn dann über das bloße illustrative hinauswadwsen. Und wo er nicht Illustrator - zeitweise arbeitet er auftragsgebunden so - sein muB, ist er künstlerisch freier und fabu- liert so. Oskar Zimmermanns Zeichenweise nähert sidw nidit sehr den Stiltendenzen moderner Kunst- päpste, er weiß das. Was ihn nicht hindert, die Gesiditer dieser Welt in der ihm eigenen Weise immer und immer wieder zu zeichnen und damit bei einem beträchtlichen Teil der Welt damit anzu- kommen (Abb. 3, 4). Sepp Auer Gestaltetes Schmiedeeisen Katalog Neue Folge Nr. 33 Altes Haus, Eitelbergersaal Wien 1, Stubenring 5 25. 10.-24. 11. 1974 Mit ihm kam Landluft ins Haus. Zugleich aber auch der längst verlorengegangene Ruch von Esse und schwelendem Schmiedefeuer. In der „Einschicht" bei Braunau fällt das Schlagen seiner Hämmer in das Dröhnen der Traktoren und Ackermaschinen. Zwei Jahre lang versuchte Sepp Auer in der Stadt zu schmieden. Wenn's ihn dann so an Samstag- nachmittagen packte, sah man ihn, den Ruhestärer, wie einen Irren an. Also nichts wie hinaus aufs Land. Zusammen mit seinem Bruder werkt er in traditio- neller Sdimiedeart, um schwere, ganz und gar eigen- ständige Eisenplastiken „heiß" zu bauen. Wunderts, wenn man geraume Zeit nach der Ausstellung hört, daß er sich „ein Trumm Stahl im Schwange des Arbeitens an den Kopf geschmissen hat". Auer lebt also sehr gefährlich. Hofrat Prof. Dir. Dr. Mrazek meinte vor seinen Arbeiten ganz treffend: „Auer ist ein Künstler, der in Eisen denkt. . . seine Arbeiten im Bereich des Schmiedeeisens sind völlig unkonventionell und anlitraditionell in diesem Sinne will die Aus- stellung von Arbeiten Sepp Auers für unser Kunst- stoff- und Surrogatzeitaller nicht nur die ,Schönheit' und Kraft des Werkstoffe: ins rechte Licht rücken, sondern auch dem Handwerk eine Anregung und Ermutigung zum schöpferischen Gestalten in der Gegenwart sein." Zuerst hatte man Bedenken, Auers schwere Eisen- plastiken im eher kleineren Eitelbergersaal zu präsentieren. Wie sich herausstellte unbegründet. Gleich schlanken Kanonen pufften einige dieser geradezu verwegen hochrohrig gegen die vergoldet- besfuckte Decke. Im Verein mit den starken, spot- bestrahlten Grafiken wirkte da ein sehr homogener Gesamteindruck. Wesentliches Schaffenskriterium, die kraftvollen, spontan gepinselten Grafiken. Als Vorstudien zur Plastik ebenso eindringlich wie als autonome Kunstfarm. Verknotungen, Versdilin- gungen und Bündelungen, die umgesetzt eher noch gebändigt, doch voller Urkraft stählerne Existenz erlangen. Auer meint über sein Schaffen, daß dieses bei aller Beachtung der Materialbedingtheiten im steten Hin- und Widerspiel der Phantasie sowohl technischen Zwängen und Unabdingbarkeiten ebenso unterworfen ist wie einem gerüttelten Maß von Geduld, die der Prozeß des Schmiedens an sich erfordert. Schweres Eisen in Armdicke „heiß" an der Esse zu formen, erfordert einen ganzen Kerl. Sepp Auer ist einer, kraftvoll selber, sympathisch und ehrlich. Die martialische Ästhetik seiner in ländlicher Stille geformten, einfach-inspirierten Plastiken weist alle Grundgesetzlichkeiten der Physis, wie Bindung, Durchdringung, Verfaltung und Entfaltung wie Lösung, in reiner Form auf (Abb. 5, 6). Traditionelles Kunsthandwerk der Gegenwart aus Japan Katalog Neue Folge Nr. 34 Neues Haus, Ausstellungshalle Wien 1, Weiskirchnerstraße 3 22.11.-31.12.1974 Das vergangene Jahr stand in mehrfacher Hin: im Zeichen fernöstlicher Kunst, deren Gegensä lichkeit und Faszination. Während noch zu Dir tionszeiten Dr. Viktor Griessmaiers Begegnung mit ostasiatischer Kunst, den damaligen Verhä nissen zufolge eher spärlich - wenn auch inten angestrebt - erfolgen konnten, war dieser pu kumsbeliebte Zweig der Kunst mehr und mehr Zug gekommen und erreichte 1974 einen wahrs lich unwiederholbaren Höhepunkt. So konnte i die Ostasiensammlurig des Museums hinaus ei zur Erweiterung des Gesamtbildes fernöstliche Kunst getan werden. Die vorläufig letzte in die Reihe von Ausstellungen war die Wander- ausstellung „Traditionelles Kunsthandwerk der Gegenwart aus Japan", die ein ausnehmend ir sches Spezifikum darstellt, da hier zeitgenössis Künstler einerseits direkt an die Tradition anki ten, wie andererseits in Zucht und Tradition üt Abwandlungen zu völlig freien Schöpfungen gelangten. Für westliches Empfinden mag dies Verlebendigung der Tradition in Japan ein Phä sein, das so ohne weiteres nicht transplantierb sein dürfte. ln unseren Breiten wird auch das erkannt Optimale einer traditionellen Kunstfi oder -technik als historisch überrollt, weil man völlig autark und neu schöpferisch sein muß, v man eigenen Ausdruck, seine eigene Sprachet Ganz anders die Japaner. Deren Schöpfungen auch dann noch „modern" und voll Ausdrucksl wenn sie direkt aus der Tradition herkommen. Was für ein Geheimnis - oder doch keines? D Ausstellung offenbarte es, die Homogenität, d Grundzug iapanischen Wesens entsprechende ordnung der künstlerischen Individualität zugu der Gruppe oder Gemeinschaft und die straf' institutionelle Bindung sind Träger des sichtba Erfolges. Einer Meinungsumfrage nach der Chi schau zufolge, steht Japan mit an oberster Ste lnteresse des Publikums. Waren die Erwartung diesbezüglich nidit zu hoch gesteckt, so konnti Sensatianseffekt mit dieser Ausstellung Resonr „echter" Publikumsschichten festgestellt werde Hofrat Dir. Dr. Mrazek im Vorwort: „Der Bein sieht sich mit Schaustiicken konfrontiert, die d: aus nicht den Eindruck aufkommen lassen, daf: sich hiebei um zeitfremde Kopien handelt, son um selbständige künstlerische Leistungen von : genössischen Kunsthandwerkern, die eine ähnl Faszination ausstrahlen wie die ihnen zugrunc liegenden Originale aus einer mehr oder we fernen Vergangenheit." Dr. Herbert Fux, Leiter der Ostasiensammlung Hauses, zur heutigen Situation des iapanischei Kunstgewerbes, bedingt durch das Gegenüber zweier Gruppen: „Einmal die mit dem lndustr zeitalter heraufbeschworene Massenherstellun zwar bei manchen Produkten, wie Keramiken, l oder Textilien, gelegentlich auf lokale Voraus- setzungen zurückgreift, aber neue Fabrikation techniken und auch neue Materialien verwend Und zum anderen das schöpferische Handwerl Ausdruck der individuellen künstlerischen Pers keit, das gleichberechtigt neben Malerei und Plastik besteht." Man sieht daher, daß im Grunde auch in Jap: die gleiche große Gegensätzlichkeit, hie Mass produkl, hie individuell-schöpferisches Obiekt, herrscht. Nur, daß man dort mit der „Natiana Kommission zum Schutz der Kulturgüter" als oberster Institution und der auszeichnenden u: verpflichtenden Ehrung einzelner oder verein Künstler dem künstlerisch-schöpferischen Elem zum Wohle der Nation und des Standes eine dauernde Basis schuf. Was immer in der Auss betrachtet werden konnte, ob die reich differe zierte Keramikouswohl, die feinen Porzellane, unübertrefflich subtilen Lackarbeiten, Metoll-, Holz- und Baumbusarbeiten und die überreict Auswahl der großen Gruppe der Textilkunst r feinster Webtechnik und nobelstem Dekor ver sehenen Kimonas, alles zeugte von der wahre