aer rxosmos in mm war. uns sogenannre „Le-
ben" als bloße materiell-reale Faktizi 't wurde
dabei an sich als nichtig, aber in seiner pene-
tranten Wirklichkeit auch als agonal zur Wahr-
heit empfunden. Der 1832 geborene Erzherzog
Ferdinand Maximilian setzt als Zwanzigiöhriger
zu seinen Aphorismen das Diktum: „Das Leben
ist ein sich Hinüberpeinigen in das Jenseits." Sich
cnen una nerrscnen sma aie oelaen Lenens-
beschättigungen der Menschheit; ungebundene
Freiheit bringt keines von Beiden, diese findet
man nur in der Einsamkeit, fern von den Men-
schen." Dieser letzte Aphorismus entspricht der
Stimmung von Lord Byrons „Manfred" und zahl-
reicher verwandter Geschöpfe romantischer
Kunst, aber auch der Stimmung historischer Ro-
uas acmou samt rarx tSt aiso weaer „vvonnu
noch „Repräsentationsanlage" noch Rahmen
eine „Kunstsammlung" mit illustrativ appliz
ten „Zieraten". Es ist Wahrheit als Gestalt
warclene Evokation von Stimmungen, dem N
schen als suzeräne Wesenheit gegenübertrete
als „Milieubau", wie es vom Verfasser beze
net wird, eine Baugattung, bei der das en
ins „Leben" verstricken zu lassen, bedeutet von
diesem Standpunkt aus nicht Verlust des subjek-
tiven, empirischen lch, aber Unmöglichwerden
der Schöpfung eines objektiven Selbst im Sinne
der Romantik. Hingabe an das „Leben" ist Ver-
lust der Individualität in obiektivem und trans-
zendiertem Sinne und damit Verlust des Seins.
Die mechanisch kolportierte Behauptung, der
Romantiker sei aus dem Leben geflohen, viel-
leicht gar wegen mangelnder „Erfolgs-" oder
„Aha-Erlebnisse" aut dieser Ebene, er „hötte
nicht weitergewußt", obwohl doch „das Leben
weitergehen muß", ist nichts als primitives Aut-
den-Kopt-Stellen der romantischen Wertbegritfe.
Der romantische „Schein" war dem Romantiker
Wahrheit, alles andere nur Wirklichkeit. Er floh
nicht vor dem „Leben", da es ihm keinen Wert
darstellte, Hinwendung zum „Leben" wäre ge-
rade das gewesen, was er als Flucht ins Wesen-
lose auffassen mußte. Solche „Anpassung" ist
bequem. Für den Romantiker war sie Selbst-
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mantiker, wie König Ludwig ll. von Bayern oder
Kaiserin Elisabeth von Osterreich,die Kaiser Max
Verständnis bewies. So verurteilte sie die An-
nahme der mexikanischen Kaiserkrone und mach-
te das höchst diesseitige, realistische Machtstre-
ben der Gemahlin des Erzherzags dafür ver-
antwortlich 1. Mit dieser Überzeugung stand sie
keineswegs allein.
Es entspricht der Romantik, daß die Wahrheit
unbedingt Gestalt gewinnen muß, um valles
Sein zu haben. Danach kann die ganz über-
ragende Bedeutung der Kunst tiir die Romantik,
speziell auch für die Selbsttranszendierung des
Romantikers, erkannt werden.
Diese Selbsttranszendierung durch Kunst erfolgte
vermittelst Synthese. Dies ist ein echt romanti-
sches Phönomen. Die bildenden Künste wurden
zur Synthese gebracht; es entstand das roman-
tische Gesamtkunstwerk. Ebenso wie diese Syn-
these eine Kontinuität voraussetzt, so hat auch
ihr Produkt, ein möglichst universeller Kosmos
2 Schloß Miramor, Gesamtansicht der kleinen
sigen Halbinsel in der Bucht von Grignano
Triest, vom Batterietelsen gesehen
3 Schloß Miramor, von drei Seiten unmittelbar
dem Meer aufsteigend (nach den Plänen
Corl Junker ausgeführt von Anton Hauser
schen 1854 und 1860)
Anmerkungen 1-15 _ _
1 Fassung nach: Aus meinem Leben, Reiseskizzen, A
rismen, Gedichte. Bd. V11. Leipzig 1967.
1 Jaan Haslip, Imperial Adventurer, London 1971, s.
' Salvatore Libutti, Das Schloß von Miramor, 6. A
Triest 1965, S. 3-4.
t Heinz Bielin, Residenzen der Romantik, München
s. 206-211 (Anit); Klaus Eggert, Gratenegg und
Schloßbau der Romantik - Eine Dokumentation (Gn
egg 19711, S. 11-12, Nr. 23a-23f (Gratenegg).
5 Zit. Anm. 4, S. 272.
' Zit. Anm. 3, S. 3.
1 Zit. Anm. 2, S. 91.
' Biehn,z1t.Anm.4,S.275; Libutti, 111. Anm. 3, S. 3.
' Eiehn, 1.1 Anm. 4, s. 275.
"' Z1LAnm. 4 S. 272,
" 111. Anm. .44.
" Biehn, 111. Anm. 4, s. 276.
" Heinrich Kreisel, Die Schlösser König Ludwigs ll.
Bayern, Darmstadt o. 1., s. 74.
" Zit. Anm. 2, S. 124.
ß Biehn, zit. Anm. 4, S. 278.