Januskopf. 1968. Kaltnadelradierung Konflikt. 1971. Lithographie Dies irae. 1970. Radierung im Far- mat 380x168 cm von 62 Aluminium- platten in Farben Gefangen. 1971. Radierung, Zucker- tusche und Aquatinta auf 11 Platten in 4 Farben Ernst Skriöka Geboren 1946 in Wien und Absolvent der Meister- schule für Graphik an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Tritt seit 1969 in Ausstellungen hervor und wurde zuletzt von der Galerie Nebehay vorgestellt. Skriöka betätigt sich ausschließlich als Graphiker, vor allem als Radierer. Die Art, in der Skricka (am liebsten auf Aluminium- plotten) radiert und lithographiert, entspricht auf vollkommene Weise dem, was über große, monumentale, mitunter an Bildhauerei erinnernde Formen an Inhalten zum Ausdruck kommt. Seinen bedrohlichen, gigantesken, aufeinander- prollenden, sich duckenden oder aufbäumenden, jedenfalls stets aktiven, von archaischen Zügen geprägten Figuren, denen stets etwas Kämpferisches eigen ist, entspricht die Art, in der er sie in seine Platte hineinritzt, ia fast schneidet, und auf grobschlächtig wirkende Weise herausätzt. Was an seinen Radierungen dann aber immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, daß sie trotz aller Heftigkeit und allem aus dem Werdeprozeß entsprungenen, ungeduldigen Drängen doch auch wieder über Feinheiten verfügen, die den Künstler als einen perfekten Beherrscher seines Handwerks ausweisen. Nur: er geht in ihm nicht unter, es wird für ihn nicht zum Selbstzweck, sondern es ist ihm zum selbstverständlichen Arsenal geworden, aus dem er ieweils hervorholen kann, was er für diesen oder ienen Zweck benötigt. Skricka schafft keine für Dekorationszwecke geeignete Graphik, weil er in sie zuviel von der Problematik der Zeit, ihren Zwiespälten und ihren „Spaltungen" (der Titel eines neueren Zyklus von Lithographien) hineinlegt. Da Skricka Wert darauf legt, den Werdeprozeß einer Platte bis ins letzte Detail und bis zum fertigen Druck - der zunächst ein für weitere Veränderungen vorgesehener Zustandsdruck ist - zu kontrollieren und nichts dem Zufall zu überlassen, verfügen seine Blätter meist über eine Dichte und Authentizität, die in einer Zeit der meist nur noch vervieltältigenden Massen- produktion an Druckgraphik selten geworden ist. Es ist wichtig und aufregend, den Entwicklungs- und Denkvorgang, dem sich Skricka zum Zweck einer schärferen Akzentuierung und Paintierung einer Sache unterzieht, an Hand seiner Zustandsdrucke zu verfolgen. Die Ordnungen, die er seiner von expressiven Zügen bestimmten Graphik abgewinnt, sind das Resultat eines zugleich harten und präzisen wie verschwenderischen Umganges mit seinen Mitteln. Daraus entsteht dann die für ihn kennzeichnende Sublimität inmitten all der kräftigen, wuchtigen, ia mitunter brutal erscheinenden Art, in der er seine Bildfindungen entwickelt. Bezieht Skriika - er tut es gern und druckt oft bis zu fünf Platten übereinander - Farben in seine Drucke ein, überlegt er sehr lange und genau, wie und in welcher Kombination er sie setzt; nichts entsteht bei ihm mechanisch, auch nicht der Druck. Hier kommt es ihm darauf an, daß er dem Resultat dessen entspricht, was er auf der Platte selbst realisiert hat - er „schwindelt" (was vor allem für den, der selbst druckt, möglich ist) nichts hinzu. Mit anderen Worten: bei ihm stimmt zumindest handwerklich alles, und selbst wenn er experimentiert, erreicht er Vollendetes im Unvollendeten auf seine Art. Niemand weiß es genauer als er, ein ständig nach neuen Mög- lichkeiten nicht der Perfektion, sondern der Verdeutlichung eines Gedankens Ausschau haltender Künstler, daß es darauf ankommt, einen Prozeß nie zum Abschluß kommen zu lassen, sich Lebendigkeit zu bewahren, anstatt der Sterilität der Wiederholung zu verfallen. Kristian Sotriffer 37