t die „vortex" auf. Turner versucht sich ' an fast spielerisch anmutenden Motiven, ren Malweise eine Ähnlichkeit mit Watteau kennen ist. Zwischen 1828 und 1837 arbeitet iederholt in Petworth, dem Landsitz Lord nonts, eines Mäzens noch ganz im Stil des xhrhunderts, der eine gewisse Bewunderung iurner empfindet und seit 1802 eine be- tliche Anzahl seiner Bilder gekauft hat. Et- Landschaften um Petworth, vor allem aber Zahl von lnterieurs, sind das Ergebnis die- poradischen Aufenthalte. Einige dieser In- lrs weisen eine erstaunliche Affinität zu irandt auf, vor allem in der Behandlung des llenden Lichtes, nur daß anstelle Rembrandts nonochromer Tonigkeit Turners Farbe tritt. in mehreren Ölbildern sind 116 farbige Stu- in Petworth entstanden (siehe auch Abb. 15). das Ölbild „Jessica" (Abb. 16) verweist auf irs Auseinandersetzung mit Rembrandt in n Jahren. Die Tatsache, daß Lord Egre- es kaufte, trotz der schlechten Kritik, die hielt, läßt die Annahme zu, daß er selbst eser Rembrandt-Phase nicht unbeteiligt war. lritik war in der Tat miserabel. Der Kritiker ,Morning Chronicle" zum Beispiel schrieb: H1 dieses Bild überhaupt irgend etwas ähn- ieht, und das ist kaum der Fall, dann ist es aus dem Senftopf entsprungene Dame..." lobe schon anfänglich auf dieses Bild hin- esen in Zusammenhang mit Turners eigen- er Gehemmtheit bei der Darstellung von ichen Themen.) Seite Turners, die „öffentliche", scheint dar- Rahmen noch extra berechnet haben. Diese Anekdoten dürfen aber nicht überbewertet wer- den. Geld und Besitz bedeuten für Turner vor allem ein Mittel zur Unabhängigkeit, und auch die einzige Möglichkeit, seine Position zu sichern in einer Gesellschaft, die ihn nicht versteht. Die andere Seite Turners aber, die „persönliche", zieht unbeirrbar die Konsequenzen, die sich aus „Hannibal" ergeben haben. Es ist die Seite, die heute einen so wichtigen Teil seines Werkes ausmacht: die „Colour-Beginnings", die Aqua- rellstudien. Es ist schwer festzulegen, wann sich diese bei- den Ebenen wieder vereinen, wann der späte Turner beginnt. 1829 stellt er in der R. A. „Odys- seus verspottet Polyphem - Homers Odyssee" aus, das als erster Durchbruch gesehen werden kann. Es ist unter dem Eindruck seiner zweiten Italienreise entstanden. Die Komposition erin- nert an Claude, die starke Farbigkeit aber, die von reinen Frimärfarben bestimmt ist, steht in krassem Gegensatz zu Claudes warmer und mil- der Tonigkeit. Drei Jahre später stellt er eben- falls in der R. A. „Staffa, Fingal's Cave" (Abb. 18) aus, ein Bild, in dem die stürmische See mit allem, was sie für Turner bedeutet, wieder in aller Vehemenz deutlich wird. Der eigentliche Wendepunkt aber ist durch einen äußeren An- laß markiert: in der Nacht des 16. Oktober 1834 zerstört ein Feuer die „Hauses of Parliament". Turner, sobald er von der Katastrophe erfährt, begibt sich dorthin und skizziert die Szene mit fast jaurnalistischem Eifer. Etliche Bleistiftskizzen sowie neun Aquarellstudien sind das Ergebnis. Ausstellung, eine Art Vorschau, an dem die Künstler gewöhnlich letzte Verbesserungen so- wie das Firnissen ihrer Bilder im Beisein von Besuchern vornahmen (vgl. Abb. 21) - am „var- nishing day" also, so wird berichtet, habe Tur- ner, ohne einen Augenblick innezuhalten, mit Pinsel, Palettemesser und mit der bloßen Hand dieses Chaos bearbeitet, bis die Nacht des 16. Oktober wiedererstand. Diesmal hat er selbst, Turner, den Brand gelegt. Es ist bezeichnend, wie spontan und intuitiv, wie wenig intellektuell und theoretisierend Turners Konzept vom Bild als Farbstruktur, von der Farbe als konstruktives Element, ist, ein Konzept, das ia schon lange zu- vor in den „Calour-Beginnings" formuliert wur- de. Mit dem „Brand des Ober- und Unterhauses" sind die beiden Ebenen in Turners Schaffen wie- der vereint. Die Tatsache, daß es der Brand der Parlamentsgebäude ist, der diese Vereinigung bewirkt hat, hat auch noch eine andere Bedeu- tung. Das Regierungszentrum geht in Flammen auf: für Turner, der den Zerfall und Untergang seiner eigenen Gesellschaft so tief empfindet, ein symbolisches Ereignis, ein apokalyptisches Bild. Waren „Hannibal" und der „Untergang Karthagos" eine Vision und Venedig die Vision der Realität, so ist der Brand des Parlaments die Realität der Vision. Turners Vision des unsichtbaren Alptraumes, des drohenden Unterganges, des Zerfalls der Kul- tur unter dem Einfluß merkantilen Denkens, findet vielleicht ihren deutlichsten Ausdruck in einem fünf Jahre später entstandenen Bild. Und wieder liegt ein aktueller Anlaß zugrunde. 1838 11