sein. Für das kleine „Monument" wurde roter, rosa und weißer Marmor verwendet. Er steht in wirkungsvollem Gegensatz zu der vergoldeten Schnitzerei. Laut Chronostichon schenkte Thaddöus Faisten- berger dieses Werk im Jahre 1744 seinem fürst- lichen Herrn, dem damals regierenden Kurfür- sten Karl Vll. Albrecht (1697-1745). Seit dem 24. Januar 1742 war er bekanntlich deutscher Kaiser als Karl Vll. Sowohl durch eine auf dem kleinen „Monument" vorhandene Inschrift, durch das Lemma auf einem Spruchband, sowie durch die originale Doppelgemme (Kaiser Ferdinand I. und seine Gemahlin Anna, Erbin von Böhmen und Ungarn) wird hier mit allem Nachdruck auf die dynastischen Ansprüche hingewiesen, die nach Aussterben der Habsburger in männ- licher Linie (1740) der Bayerische Kurfürst als „Regredienterbe" auf die gesamten österreichi- schen Erblande anmeldete". Ikonagraphisch be- sonders beachtenswert sind in diesem Zusam- menhang die beiden allegorischen Frauenge- stalten, winzige Statuetten, die zu Seiten des Obelisken erscheinen. In der geflügelten und gekrönten Figur links, die auf einem Kissen die deutsche Kaiserkrone hält, sind die österreichi- liche Herrschaft, d. h. auf das Imperium Ro- manum, zu erkennen. Das vorliegende kleine „Denkmal" erweist sich demnach als eine bei- nahe utopisch erscheinende Allegorie auf den nur vorübergehend realisierten Wittelsbachischen Kaisertraum unter Karl Vll. Achsenstück der Gesamtkomposition ist ein aus weißem Marmor angefertigter Obelisk. Emble- matisch kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Dafür sind hier einige Beispiele zu nennen. Nach der Interpretation des Ammianus Marce- linus bedeutet Obelisk „Digitus solis" (: Finger der Sonne). Gleich zweimal findet sich der Obe- Iisk in der „Symbolographia" des Jacabus Bos- sdiius SJ (Dillingen und Augsburg 1701). Zuerst als Lemma „Claret ab abscuris" (:Er leuchtet aus dem Dunkeln), dann bei einer Devise „Et in perspiciendis ac retegendis, aliorum" (: Auch bei anderen zu prüfenden, mehr noch bei auf- zudeckenden Begriffen)". Beide Erklärungen las- sen sich sinngemäß auf den Obelisken des kleinen „Manuments" beziehen. Der Wittelsbachische Kaisertraum war mit dem Tod Karls Vll. zu Ende. Er starb, erst 47iöhrig, am 20. Januar 1745. Den höfischen Trauerfeier- lichkeiten gemäfi wurde unter der Kuppel der Wie es der hötische Brauch ertorderte, alsbald der führende Hofarchitekt damit tragt, Entwürfe zu einem prunkvollen Tra rüst auszuarbeiten. Es kann niemand GftCll der Oberhofbaumeister Francois de Cuvilli wesen sein, auf den ieweils der Gesamte zurückgeht. Daß bei beiden Stichen so gemeinsame Züge festzustellen sind, erklä daraus, daß, wie anzunehmen ist, beide positionen von ein und derselben Hand e fen wurden. Die Stiche wurden von Franz Jungwirth (1720-1790) ausgeführt. Die am den Blättern vorhandenen Stecheradressc kumentieren, welche Hofkünstler unter Ci damit beauftragt wurden, ein solches Tra rüst für die Veröffentlichung varzubereite dem Castrum doloris für Karl VII. war de theatermaler Nikolaus Gottfried Stuber f Gesamtarrangement verantwortlich, währe Zeichnung auf einen (nicht erhaltenen) E von Egid Quirin Asam zurückgingi". N unter Cuvillies wurden aus dem gleichen im Januar 1757 nach dem Tod der Kaiserin die Münchener Künstler lgnaz l. Schillin Joseph Damian Stuber damit beauftrag Veröffentlichung dieses Castrum doloris 32 3 4 5 6 J. B, Struub, HerkulesvSchlilIen. München phenburg, Marslullmuseum J. B. Stroub, DIcnu-Schlinen. München, phenburg, Mcrstullmuseum J. B. SVrclub, HerkuIes-Schliüen, Defcil. M Nymphenburg, Mczrslclllmuseum W, Kilian, Entwurf für den Kupfersfich „H: Brunnen in Augsburg, Röielzeichnung. Graphische Sammlung Alberiina, lnv.-N